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Dresdner Journal : 27.05.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188205270
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820527
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820527
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-05
- Tag 1882-05-27
-
Monat
1882-05
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 27.05.1882
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-Ls L5 Mo, ivu»- >r>ger rlause aber- k; im e al- »SV Eng- -'wisse äodi- r die «alio- n in n, so h uo- r »u » bc- s da- lciion nqig. »ung. ourse fest ociiiz ireuß lurl. ndenz cherr ISS > äten riese- lagen letzten ging riere ionS- -L > fest tc! irage, tlMV- l und litNlt: redit Lom 2l,dll lärm Buv-' KcLr- kied - 1,7b; :b« q» ti^kl ü i 0 . I,üike ir'i'r cc!ü< freu 1,87 Än! rnsi > tlll. 1 5ruL >»l, 7, 7. ln<l> 2r -cr W121 ^d«noemout>«pret»r 7» g»»,«» S«ur,ed«> L»irk«: ^LdrlicU: . ... 18 dlnrd. ^Mkrllel»: « Uuitl bO ?f. t^inrvlQ« diuwwsrn: 10 ?k L»M«rd»Id <ie, 6,-utnokeo keiod«, tritt?o,t- und 8tswpel»u,cdl»^ dineu. laserntenpreloer kür Seo kaum einer ^espLlteoen ketitreils 20 pk. lauter „Lin^eennüt" ü>s Xeils so ?k. Lei Tabellen- uoä 2i§srnsittr SO H> Xukecdl»^. Sonnabend, den 27. Mai. 1882 Dresdner Journal. In»er»1eo»nn»I>»e »»»Hetrtor LraniiÄett«', (^ommi«iooSr äe« Dreeüoer ^ournnl»; LnmbnrM >«rlt» V>«» l^tpitU >o»«i ^r»»KN»k« *. » : //aa««uitein <« kvAtrr, lerUn-Vie» S»»d»rx. kr«U l^ipei« krmllltnre ». ». AdneN«»: st»««, L«rtt» /»raiilienciant. >r«io«n Lc^/ott«, Ir»^»«: I, , L-reau k«it L'abat^-, rr»»ktar» ». » r L ^ae-er'ecde LuckbooNlun^; vörUti: O. N»»»ovr: 0. , ?»rti NerUn kr»ndtart »- » - It»U^»rt: Da ode <t 60 ; S»n>knr^: ^1<t. Lle>»«r Hrsekelaen: TLrlieU wit Xnenndme 6sr 8ovo- unä keiertnK« >d«ncl» kür üso kol^snüeu 1^. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Sernonxederr küvinl. krpeüitiov äe» vre,<iner ^onrnnl», Ilrexien, 2vivg«r»tr»»»« Ko 20 Amtlicher Ltml. Dresden, 22. Mai. Mit Allerhöchster Geneh migung ist der Pr.vatdocent l)r. pdÜ. Anton Ed- zardi rn Leipzig zum außerordentlichen Professor rn der philosophischen Facultät der Universität Leipzig ernannt worden. Dresden, 23. Mai. Se. Majestät der König haben dem Lehrer Earl August Schulz in Falken hain das AlbrechtSkreuz Allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem ersten Vorsteher deS BörsenvrreinS deutscher Buchhändler Berlagsbuchhändler Enslin in Berlin das Ritterkreuz I. Elaste vom AlbrechtSorden zu ver leihen. Bekanntmachung, die Anleihe der Stadt Wurzen betr. Lem Stadtrathe zu Wurzen ist zu der im Ein verständnis; mit den Stadtverordneten beschlossenen onderwetten Anleihe im Betrage von Drei Hundert Lausend Mark (300000 M.) gegen Ausgabe von, auf den Inhaber lautenden und planmäßig auSzuloosenden, bis dahin aber mit Bier (4) vom Hundert zu verzinsenden Schuldscheinen, nach Maßgabe det vorgelegten AnleiheplaneS, sowie der Schuldscheine nebst ZinLleisten und ZinSscheinen die Genehmigung ertheilt worden. Dresden, am 19. Mai 1882. Die Ministerien des Innern und der Finanzen. v. Nostitz-Wallwitz. v. Könneritz. Münckner. Bekanntmachung, die Prüfung der Apothekergehilfen betreffend. Bn der hierselbst errichteten PrüfungSbehörde für Apothekergehilfen wird die nächste Prüfung den 27. Juni d. I. beginnen. Gesuche um Zulassung zu derselben, denen die in der Bekanntmachung deS Herrn Reichskanzlers vom 15. November 1875, tz 3, 1—3 vorgeschriebenen Nach weise beigesügt sein müssen, sind spätesten- blS zu« 15. Juni d. I. von dem betreffenden Lehrherrn bei der Kanzlei der Königlichen Krei-Hauptmannschaft einzureichen. Dresden, den 23. Mai 1882. Königliche Kreishauptmannschaft, von Einsiedel. Hübler. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Wien, Kreitag, 26. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die amtliche „Wiener Zeitung" publicirt eia Handschreiben des Kaisers an den Grafen Beust, mit welchem dessen Bitte um Enthebung vov dem Pariser Botschafterposten und Ueber- nahme in den Ruhestand genehmigt and demselben ^tuiUeton. Nedigitt »on Otto Bouck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Donnerstag, den 25. Mai gastirte Frau Schöller al- Margarethe in Gounod'S gleichnamiger Oper. In gleicher Weise, wie als Valentine bekundete ihre Leistung in gesang licher Ausführung und im Spiel ein entschiedener dramatisches Talent, dem nur eine künstlerisch sicher geleitete Durchbildung fehlt. Frau Schöller'- intelli gente Auffassung, die Innerlichkeit und Wahrheit ihrer Empfindung kamen in dieser Pattie öfter zu einem vor züglich gelungenen, unmittelbar wirkenden und fesseln den Ausdruck (z. B. im LltbeSduett), und sehr gewinnend unterstützt durch sympathischen Klang der Stimme in der Mittellage und ein beseelte» Pianissimo. Da- Vibrato der Stimme und öftere zu verschleifende Verbinden der Töne trat viel wenlger hervor: ein Beweis, daß die Beseitigung dieser Manieren leicht sein wird; minder leicht vielleicht die einer gepreßten Tonbildung in der tieferen Lage. Die Intonation zeigte sich die» Mal biSweileu schwankend. Am wenigsten genügte die Wiedergabe der Arie am Schmuckkästchen, dir auch zu langsam genommen wurde. Nur durch den Ausdruck mädchenhafter Tändelei und naiver kindlicher Freude über das Geschmeide kann die triviale Auffassung und Gestaltung Gounod't in dieser Scene die möglich« Veredelung empfangen. Die Scene am Spinnrad« — Anfang des dritten Act», dessen erste beiden Scenen iu Margarethen'» Zimmer spielen müssen — war ge strichen; aber ohne da» .verlassene* Gretchen fehlt für in den schmeichelhaftesten Ausdrücken für die her- vorrageudeu Dienste, welche er dem Kaiser, dem kaiserlichen Hause uud dem Staate geleistet, die vollste Anerkennung und der Dank deS Kaiser- ausgesprochen wird. Buda-Pest, Donnerstag, 25. Mai. (W. T. B.) Das Unterhaus beendete heute die General debatte über die Bedeckung des Pacifications- credits. Paris, Donnerstag, 25. Mai. (Tel. d. Boh.) Der Bey von LuniS soll am 14. Juli »u kurzem Besuche des Präsidenten und unserer Stadt hier eintreffeu. Die französische und die englische Regierung sind dahin übereiugekommen, die übrigen Mächte zur Berufung einer Botschafterconferenz in Kon- stautinopel rivzuladen, welche die Situation in Aegypten regeln soll. Paris, Donnerstag, 25. Mai, Abends. (W. T B.) Die Meldung einiger Journale, daß die Mächte eine Zuterveution der türkischen Armee in Aegypten beschlossen hätten, wird von der„Agevce Havas" als mindesten- verfrüht bezeichnet. London, Donnerstag, 25. Mai, Abends. (W. T. B.) Zu der heutigen Sitzung deS Unterhause- erfolgte zunächst die Beantwortung einiger Zuter- pellatioueu. Bourke richtet an den llnterstaat-secretär Düke die Frage, ob dieser noch versichern könne, daß die von England und Frankreich vereinbarte Politik in Betreff Aegyptens die Zustimmung der Großmächte und der Pforte haben werde, ob die Entsendung der Flottenabtheilung nach Alexandrien von den Groß mächten und der Pforte gebilligt werde; ob Frankreich die Entsendung türkischer Truppen nach Aegypten be anstandet habe und au- welchen Gründen? — Dilke antwortet, er würde die Anfrage Bourke'S al» Ver treter der auswärtigen Politik der vorigen Regierung gern vollständig beantworten, aber die Beantwortung der zweiten und dritten Frage sei mit dem Staat»- interesse unverträglich. In Betreff der ersten Frage erkläre er, daß beide Regierungen fortfahren zu glau ben, daß dir von ihnen für zukünftige Eventualitäten vereinbarte Politik die Zustimmung der Großmächte und der Pforte erhalten werde. — Auf eine Anfrage von Northcote antwortet Gladstone, da- Haus werde sich morgen bi- Donnerstag vertagen. — Zu der sodann fortgesetzten Debatte über die irische ZwangS- bill nimmt Parnell da- Wort und erklärt, die gestrige Rede Dillon's sei mißverstanden worden. E» se» nicht die Absicht Dillon's gewesen, die Anwendung illegaler Gewalt bi» zur Regelung der Bodenfrage zu empfehlen. Parnell betrachtet die Regelung der Pacht rückstandsfrage als wichtig im Interesse deS Frieden» in Irland und bedauert, daß die Regierung nicht dabei stehen geblieben sei, denn er fürchte, die ZwangSbill werde den geheimen Gesellschaften in die Hände arbei ten. Parnell beschwört die Regierung, von der ZwangSbill noch abzustehen, und die Thür der Ver söhnung mit der großen Masse de- irischen Volke» nicht zu schließen. Das Unterhaus lehute im Verlaufe der Sitzung den Antrag Cowen's, welcher sich gegen die Be schränkung deS freien Ausdruck- der öffentlichen Meinung in Irland richtet, mit 344 gegen 47 Stimmen ab und begann die Specialdebatte über die Zwang-bill, welche schließlich auf morgen ver tagt wurde. Konstantinopel, Kreitag, 26. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Marquis v. Roaille- und Lord Dufferiu machten der Pforte al- Antwort die eigentliche Durchführung dieser tragischen Partie ein sehr nöthiger Theil derselben. Zur guten Gesammt- vorstellung der Oper trugen noch mit erfolgreichem Bemühen die Herren GudehuS (Faust), Degele (Valentin) und gesanglich wenigstens Herr Fischer, dessen Mephistopheles dem Faust jede- teuslische Ele ment geschickt zu verbergen wußte, bei. E. B. K. Hostheater. — Neustadt. — Am 25. Mai: „Adelaide* von Hugo Müller, „Paula'« Ge- heimniß* von Blumenthal und „Da» Ver sprechen hinter'm Heerd* von A. Baumann. Da» letztere kleine Stück — die ersten beiden bieten für die Bühne nur ein oberflächliche- und vorüber gehende» Interesse — gehört zu den wenigen glück lichen Arbeiten, die in treuer Anlehnung an die na tionale Volk-porsie in Sang und Sitte mit dieser selbst immer jung bleiben und den eigenthümlichen Reiz de» Originellen, naiv Ursprünglichen behalten. Will man diesen günstigen Erfolg unterstützen, so ist e» allerding» nöthig, daß die Darstellung de» an ziehenden Scherze» von Setten der Au-führenden nicht al» etwa- Leichte», Beiläufige- betrachtet werde, da» sich mit Hilfe einiger guter Augenblickslaune ganz von selbst macht. Gerade dies ereignet sich eben nicht. Da» gewissenhafteste Elnftudiren jeder Nuance ist er forderlich, um Berechnung und Kunst in anmuthigftrr Weise zur Natur, um Absicht zum Reiz de» Zufall», mühevolle Eopie de« charakteristischen Leben» scheinbar zur localen Wirklich!«,» selbst werden zu lassen. Der Ort und die Bühne, wo derartige Genrebilder vorgefühtt werden, steigern ost noch die Ansprüche auf ein meisterhafte» Studium, mit welchem man e» bei auf bereu Rundschreiben vom 17. d. Mts. eiue identische Mittheilung, indem sie erklärten, Krank- reich und England beabsichtigten nicht, die Rechte des Sultan- durch eine militärische Expedition iu Argypteu zu mißachten. Wenn es nöthig sein würde, an eine souveräne Autorität zu recurrireu, werde mau sich au dir Pforte weuden. Bisher seien jedoch die Rechte des Sultans nicht in Krage gekommen uud demnach die Intervention der Pforte nicht nöthig gewesen. Eventuell werde die Pforte zur Mitwirkung aufgefordrrt werden. England und Krankreich hofften damit daS im Rundschrei ben vom 17. d. Mts. avgedeutete Mißverständaiß zu beseitigen. Die Pforte hat dem Anträge Barrdre unter der Bedingung zugeftimmt, daß die Vollmachten der Dovaucommisfion verlängert und der Dele- girte Bulgariens durch Vermittelung der Pforte ernannt wird. Die aus Aegypten verbannten 42 tscherkessischen Offiziere find hier eingetroffen. Sie werden in Ca- sernen interuirt und ihrem Range gemäß be handelt. Riga, Kreitag, 26. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Gestern ist hier in der Moskauer Vor stadt iu Schier s Parquetfabrik ein Keurr aus- gebrochen, welches über 40 Häuser im Werth» von H Million Rubel einäschrrte. Die meisten rusfi- scheu Affecuranzgesellschafteu find an dem Schaden betheiligt. Oran, Donnerstag, 25. Mai, Abends. (W. T. B.) Die feindlichen Lribus haben sich infolge Mangels an Leben-Mitteln nach Südwestea zurück gezogen. Bou Amema soll 150 Kilometer westlich von der Oase Aiguig lagern, Si Sliman sich nach Lafilalet zurückgezogen haben. Kairo, Kreitag, 26. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Cousuln von Frankreich und Eng land überreichten gestern dem Conseil-präsidenten officiell die Note, in welcher die zeitweilige Ent fernung Arabi Bry'- unter Beibehaltung seine- Range- und seiner Einkünfte, die Entsendung Ali'- und Abdallah'- nach dem Innern unter Bei behaltung ihre- Range- und ihrer Einkünfte, wie die Entlassung deS gegenwärtigen Ministerium» verlangt wirb. Die Note fügt hinzu, Krankreich und England wünschten die Aufrechterhaltung de- 8t»tus quo unter Autorität de- Khedivr- und würden ihren Einfluß dahin geltend machen, daß der Kbedive eine allgemeine Amnestie gewähre. Dre-dev, 26. Mai. Für Oesterreich war gestern ein bedeutung-reicher Tag. Im Herrenhause wurde, wie w,r bereit» in der gestrigen Nummer unter „TageSgeschichte* meldeten, mit einer Majorität von 15 Stimmen, nämlich mit 68 gegen 53 Stimmen, der Antrag der Minorität de» Ausschusses auf Uebergang zur Tagesordnung abge lehnt und da- Eingehen in die Specialdebatte über die Wahlreform beschlossen, nach kurzer Specialdebatte aber die Vorlage in zweiter und dritter Lesung ange nommen. Die Debatte war lebhafter wie je, und noch schroffer wie bei den Abgeordneten begegneten sich in dem Hohen Hause die Gegensätze. Allein da» Ergeb- n»ß der Debatte, an welcher sich die hervorragendsten Staatsmänner Oesterreich» bethelligten, war die An nahme der Wahlreform und damit die Schaffung einer neuen Grundlage für da» parlamentarische Leben und die Stellung der Parteien. Für un» erscheint e» miß lich, in dem durch die Wahlreform hervorgerufenen, kleinen Theatern minder genau nehmen darf al» bei einem wirklichen Kunstinstltut. Besonder» Hr. Bauer und Hr. Hagen haben Veranlassung, sich diese Bemerkungen zu Herzen zu nehmen. In der Rolle Stritzow läßt sich mangelhaf te» Lernen nicht mit Strudelwitziger Ungenirthett ver decken. Der Loi»l aber muß durchaus al» ein frischer Bursch gespielt werden, der genau weiß, wa» er will, und nicht wie ein halb drolliger, halb geistig unzuläng licher Naturbursche hin- und hettrippelt. Frl. Beckmann zeigte in der Gastrolle für da» Nandl wie schon in voriger Partie viel Naturell und lebhafte» Empfinden, markitte auch die Lande»art und Redeweise recht treffend. Toch für da» poetilche Ge- sammtbild fand sie nicht die wirksamen Farben. O. B Am Ufer der Mulde. Rovell« vou H. Engels«. (Fortsetzung.) Meta schwieg betroffen. Sre wußte, daß Wilhelm Arndt schon vor Tagesanbruch auf dem diesseitigen Ufer sich befunden. Aber sie dachte daran, daß er nach de» Bergrath» Mittheilung den Weg zur Ueber- fahrt emgeschlagen, die um jene Zeit noch passirdar gewesen. So stand zu hoffen, daß er zu Hause ange- kommen. Aber bei Alledem überfiel da» Mädchen eine gewaltige innere Angst. Wilhelm Arndt kannte Rahn'S Sinnesänderung nicht, e» war Ehrensache, sich pünktlich zu gestellen, dazu die Erlebnisse der ver gangenen Nacht, die Zusammeukunst mit dem Manne, den er glühend haßte, der ihn zu Boden geworfen, der ihn nachher großmüthig entlassen. Noch zu heute von der Wiener Presse mit Erbitterung weiter geführten Streite für oder wider Partei zu ergreifen. Un» erscheint die ganze Debatte vielmehr lehrreich für die Beurtheilung der von den unsrigen weit verschie denen, in unserem österreichischen Nachbarstaat« herr schenden Anschauungen. In der Debatte im Her- renhause sehen wir z. B. die alte Idee der Ständevrrtretung wieder austauchen, welche au- scheinend durch die französische Revolution beseitigt wurde, dennoch aber auch bei un» unter dem Namen einer Vertretung der Klasseninteressev iu an derer Gestalt wieder auftauchte. Anläßlich der Au»- dehnung de» Wahlrecht» auf die „Fünfguldenmänner* proclamitte Ritter v. Schmerling offen da» Pnncip der Interessenvertretung indem er sagte: „Hoben sich unsere GesellschastSverhältnisse derart gestaltet, daß ein vierter Stand hinzugetreten ist, der auch nach einer Vertretung seiner Interessen verlangt, dann muß man eine vierte Interessengruppe in da» Wahlrecht ein fügen*. Auch Fürst Earlo» Auersperg vertrat diesen Gedanken, indem er eine Interessenvertretung de» Großgrundbesitze» beanspruchte. „Der Großgrund besitz', sagte er, „ist nach den Intentionen der bi»- Hengen Wahlordnung dazu au»ersehen, al» historischer Repräsentant der ehemaligen Landstände in» politische Leben hlnauSzutreten *. Der Fürst war der Ansicht, daß e» sich hier um eine erhöhte Berücksichtigung einer vor Allem den österreichischen Traditionen treu er gebenen Körperschaft handle und daß e» von emi nenter Bedeutung sei, sich auf geschlossene Interessen gruppen zu stützen. Die Wiener liberalen Organe verhehlen ihre Entrüstung über derartige „mittelalter liche* Ideen nicht, allein vom conservattven Stand punkt au» wird man zugestehen, daß denselben eine gewisse Berechtigung innewohnt. Man hat nach der französischen Revolution vielfach allzu leichten Herzen» alte gute, auf dem Pcincip der Interessenvertretung beruhende Einrichtungen, wie Zünfte und Innungen, anstatt dieselben zu reforunren, völlig beseitigt, und heute greift man wieder zu denselben zurück. Auch die Interessenvertretung de» in Böhmen wesentlich da» deutsch österreichische Element repräsentirenden Groß grundbesitze», hat ihre Berechtigung; insbesondere aber sollte man die Wünsche nach einer Vertretung der Interessen in einem Staale nicht unberücksichtigt lassen, der vermöge seiner Entstehung und Zusammensetzung keine Autsicht hat, durch die modernen NlvellirungS- beftrebungen di« Grundlagen seine» Bestände» verstärkt zu sehen. Die bedeutungsvolle Rede de- Fürsten Earlo» AuerSperg enthielt verschiedene gegen die Regierung gerichtete Angriffe, welche der Ministerpräsident Gras Taaffe in maßvoller Weise beantwortete und zugleich seine Stellung zur Wahlreform motivitte. Er schilderte die Mißstände der gegenwärtigen Wahlordnung und ver- wie» darauf, daß sie in der Regel zur Wahlenthaltung jener Pane» führe, welche im Vorhinein dazu verur- theilt ist, ohne Erfolg au» dem Wahlkampfe hervor- zugehen. Die Wahlenthaltung, meinte der Minister, sei im constitutlonellen Leben eine höchst bedenklich« Erscheinung. Dieser Bemerkung kann Niemand wider sprechen. Eine Wahlordnung, bei der nur eine Pattri wählt und die audere auf da» blose Nachsehen an gewiesen ist, kann auf keine Sympathien zählen und die VerfassungSpattei de» böhmischen Großgrundbesitze», welche bei der letzten Wahl Abstinenz zu treiben ge- nöthigt war, lieferte ein wirksamere» Argument für eine Reform der Wahlordnung, al» alle Reden von der rechten Sette de» Hause». Graf Taaffe trat neuerlich dem Vorwurfe entgegen, al» würde er nur die Beschlüsse deS ExecutMcomtts- au»zuführen Haden. Wohl aber habe er stete Beziehung mit den Parteien und Fühlung mit der Majorität, wa» wohl besser wäre, al» die Inspirationen von einem Parteiführer rechter Zeit dachte sie daran, den Vorfall der Freun- dm zu verschweigen, um deren Freude über die Bei legung de» Ehrenhandel» nicht zu stören. E» war inzwischen acht Uhr geworden und die beiden Mädchen gingen nach Hause, um sich festlich zu kleiden. Auch die Bergleute mit Frauen und Kindern verließen zu gleichem Zwecke die Höhen. Man wußte zwar nicht, wa- au- dem Feste am Nach mittage werden würde, denn da» Wasser war noch immer im Steigen begriffen, aber der Gottesdienst auf dem Stein angesichts der brausenden Fluthen war nun erst recht geboten Rach und nach versam melte sich die Menge an der Grube. Endlich waren Alle beisammen, nur der Bergrath fehlte noch. Und al» sie so standen und ihn erwarteten, da begannen die Glocken zu läuten. Ein leiser Hauch tmg zunächst einzelne Töne au» den Dörfern in der Aue zum Bergwerk hinauf, andere Glocken au» anderen Dörfern mischten sich in die Klänge, und bald wogte in voller Harmonie da» zur Andacht rufende Geläute durch da» Thal und durch die Berge. In diesem Augen blicke erschien auch der Bergrath. Der Pfarrer und d e Beamten, denen sich die Honoratioren der Stadt, unter ihnen der GerichtSamtmann und der Bürger- meister, angeschlossen, traten dem Bergrath entgegen. L tzterer war in vollem Dienstanzuge, seme hohe ge waltige Gestalt überragte die Andern um Kvpf:»länge, aus seinem Gesicht lagerte wie immer tiefer Ernst und d e gewohnte Strenge, heute aber außerdem eine fast krankhafte Blässe. Der Rendant begrüßte ihn mtt kurzer Ansprache und hieß ihn am ersten Johannis- feste feiten de» Bergwerks willkommen. Ohne eine Miene zu verziehen, aber mit lauter veitschallender
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