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Dresdner Journal : 26.05.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188205263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820526
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820526
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-05
- Tag 1882-05-26
-
Monat
1882-05
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 26.05.1882
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N1 die weiterhin zu ergreifenden Mittel zur Wiederher stellung der Ordnung und Sicherheit in Aegypten, den Mächten unterbreiten. Rom, 24. Mai. (Tel.) Die Kammer der De- putirten nahm den einzigen Artikel de- Gesetzent- Wurf» an, wrlcher die Regierung ermächtigt, die Han del«- und Schifffahrt-Verträge mit Belgien, England, Deutschland, der Schweiz, und Spanien, und zwar nicht über den 30. Juni 1883 hinaus, zu verlängern. Auch die beiden hierauf bezüglichen, gestern gemeldeten Tagesordnungen wurden angenommen. Mailand, 23 Mai. lieber die Fe st fahrt der zur Eröffnung derGotthardbahn geladenen Gäste berichtet der Torrespondent der „W.Allg. Ztg.", dessen Bericht über die Fahrt von Luzern bi-Göschenen wir gestern reproducirteo, de- Weitern: Nach dem Dejeuner in Göschenen fuhren wir bei strömendem Regen in den großen Gotthardtunnel ein. Ein heftiger Luftstrom durchzog den Tunnel, so daß die Coupefenster geschlossen werden mußten. Das Offenhalten der Fenster würde hier bei der großen Rauchansammlung entschieden Er- stlckung»anfälle herbeiführen. Vor der Locomot»ve leuchtete elektrisches Licht, ferner in je 1000 Meter Entfernung eine Oellampe, Beides ohne allen Effect für die Paffagiere, die sich völlig im Dunkeln fühlten. Nach 15 Minuten begann das Tageslicht zu dämmern, nach 22H Minuten war der Tunnel durchfahren, also um 5 Minuten rascher als man angenommen hatte. In Hinkunft soll die Fahrzeit auf 20 Minuten redu- cirt werden. Als wir bei dem Südportal hinausfuhren, ertönten Hurrahruse der versammelten Volksmenge. Ohne in Airclo zu halten, flog der Train mit Windes eile durch den Engpaß Salvedro und gelangte dann in die Dozioschlucht, eine der interessantesten Partien der ganzen Strecke. Wieder werden einige KehrtunnelS durchfahren, und einmal erblickt das Auge drei Gleise in der Tiefe liegend, während der Zug über das vierte höchste hinrollt. Der Ausblick auf die Schlucht ist von pittoresker Wirkung. Im dunkeln Klippen schlund gähnt der Tessin, besten Silberwogen den fin steren Abgrund erhellen. Reicher Laubschmuck ziert dann die Landschaft, die allmählich einen südlichen Charakter annimmt, ebenso wie die Bevölkerung, die auf jeder noch so kleinen Station beim Nahen des Zuge- in frenetischen Jubel ausbrach, was zur ruhigen Fahrt durch die deutsche Schweiz lebhaft contrastirie. In Faido kamen weißgekleidete Mädchen an die Wag gons, Blumen vertheilend. Hier ist auch wieder eine der schwierigsten Partien des BahnbaueL; Tunnel reiht sich an Tunnel, der längste ist der Monte-Eenere-Tunnel (1675 w), sodann folgt das reichangebaute Ticino- thal, im Vordergründe Locarno mit der spiegelnden, von goldenem Sonnenschein beglänzten Fläche des Lago-Maggiore. Kurz vor 2 Uhr erreichten wir Lu gano, wo ein enthusiastischer Empfang stattfand. Der m Aussicht gestellte Strike der Bewohner unterblieb also. Auf der kurzen Strecke von Bellinzona bis hier her ist da» Wetter wieder prächtig geworden und so heiß, al» wäre man schon tief in Italien. Hier findet da» Diner, und zwar im Freien, Statt. Die Kosten desselben betragen 24000 Frc».; die Directwn hatte aus Rußland Rebhühner kommen lassen, welche von den schweizer Zollbeamten mit Rücksicht auf die hiesige Schonzeit confi-cirt wurden; erst infolge Intervention des StaatSrathspräsidenten von Tessin wurden die confis- cirten Hühner freigegeben. Das gestrige Banket kostete 38000 FrcS.; im Ganzen verausgabte die Gotthardbahn sür die Eröffnungsfeste 300000 FrcS. DaS Präsidium richtete hier Depeschen an den Kaiser Wilhelm und König Humbert des Inhalts, daß der Tunnel glücklich durchfahren sei. Bei dem Diner brachten Crispi und Bötticher Toaste aus. Letzterer betonte die Einheit Italiens und Deutschlands und drückte die Hoffnung au-, daß der Weltfriede andauern werde. Von dem italienischen Grenzorte Chiasso angefangen, wurden die Festgäste auf allen Stationen mit Blumen beworfen. Der Enthusiasmus erreichte seinen höchsten Gipfel in Mailand, woselbst Tausende von Menschen auf dem Bahnhofe und auf der Straße versammelt waren. Auf dem Perron befand sich ein Ehrenspalier. Die Stadt ist illuminirt und eS herrscht lebhaftes Mei schen- gewoge in den Straßen. Morgen wiro der König er wartet. Der Herzog v. Aosta lud die ofsiciellen Vertreter morgen zu einem Dejeuner. Mailand, 24. Mai. (Tel.) Prinz Amadeus gab als Vertreter des Königs heute >m königl. Schlosse ein Dejeuner, zu welchem 150 Einladungen an Fest- gäste der Gotthardfeier, darunter den schweizerischen Bundespräsidenten, den deutschen Botschafter, Graf Hatzfeldt, und die italienischen Minister, ergangen wie in keinem andern Staate der nordamerikanischen Union. Um die zahlreichen Einwanderer aufzunehmen und deren immer größere Culturen möglich zu machen, aber auch, um da» für Wohnung, Feuerung u. s. w. uöthige Holz herbeizuschaffen, hatte man stets sich mehr gezwungen gesehen, die prächtigen Wälder in dem Thale des Sacramentos und seiner Nebenflüsse in beträchtlicher Höhe zu schlagen. Sobald nun jetzt im Hochgebirge der Schnee schmilzt, der dem direkten Sonnenlicht ausgesetzt liegt, stürzen sich die Wässer, von keinem Walde auf dem Wege aufgehalten, nach den tiefer gelegenen, der Lultur bereits übergebenen Gegenden, überschwemmen diese und verwüsten sie gleichzeitig. Im Jahre 1877 sind die Ueberschwem- mungen infolge der Waldlosigkeit, selbst in höheren Gegenden, in einer Weise aufgetreten, daß viele Mil lionen Dollars verloren gegangen, nicht wenige Grund besitzer an den Bettelstab gekommen sind. Diese jetzigen trostlosen Zustände CalifornienS übertreffen sicher noch die der Schweiz, besonders des RhemthateS und Frankreichs. Alle- was wir im Jahre 1877 über die Ueberschwemmungrn und Verwüstungen im Süden Frankreich» gelesen hoben, fand in demselben Jahre auch in Californien Statt, ja, wurde stellenweise noch bei Weitem übertroffen. Aber die Waldverwüstung in Nordamerika hat sich nicht auf Californien beschränkt. Die neueste Nummer der schwedischen Zeitschrift: „Oamln oeb 07» Dem- lauckot-, die in Chicago erscheint, schreibt über diesen Gegenstand Folgende»: „Die statistischen Daten, be treffend den Holzhandel im Nordwesten, die im Een- su» de» Jahre» 1880 bekannt gegeben wurden, eröffnen pn» die trine»weg» freudige Sutsicht, daß unser« Wäl- waren. Die hiesige Schweizercolonie gab den schwei zerischen Festthe,lnehwern, sowie der Municipalität und der Presse von Mailand einen Lunch. * London, 23. Mai. Die Königin vollendet morgen ihr 63. Lebensjahr, ein Alter, welches nur von elf Herrschern Englands, von der normannischen Eroberung ad datirend, überschritten worden. Am 20. Juni wird die Königin 45 Jahre über das ver einigte Königreich von Großbritannien und Irland regiert Haden, eine HerrschaftSdauer, die nur von drei englischen Königen überschritten worden, nämlich Hein rich lll., welcher 56 Jahre regierte, Edward III., dessen Regierung 50 Jahre dauerte, und Georg III., dessen Herrschaft sich über den langen Zeitraum von 60 Jahren erstreckte. — Das Oberhaus vertagte sich gestern Abend bis zum Donnerstag, den 1. Juni, nach dem eS noch recht lebhafte Debatten, u. A. über Irland und den „Vertrag von Kilmainham", gehabt hatte. — DaS Unterhaus wird sich diese ganze Woche hindurch in der einen oder andern Weise mit irischen Fragen viel beschäftigen und nicht ein Mal den Derbytag, wie sonst üblich, feiern. Zur ZwangSbill sind viele Amende ments angemeldei, zur Pachlrückstand-dill verlangen die Conservatlven, daß Vie Gelder, die der Staat aus dem irischen Klrch-.nfond und den Staatsäckel eventuell entnimmt, nur die Form von Vorschüssen und nicht, wie die Regierung vorschlägt, die eine- Geschenkes an nehmen sollen. Verhältnißmäßig ist die Differenz eine unbedeutende, aber das Puncip der Bill wird daourch in Frage gestellt. Die Opposition besorgt, daß 2000000 Pfd. Sterl, nicht hinreichen und die dop pelte Summe erforderlich sein werde, so daß die neue Politik der Staatskasse ein Opfer von 2k Millionen Pfd. Sterl, auserlegen würde, sobald der Ueberschuß au- dem irischen Kirchensond, 1K Millionen, erschöpft ist. Nun sollen aber die Rückstände im Ganzen nur 5 000000 Pfd. Sterl, betragen, und da höchstens die Halste zur Ablösung derselben bezahlt werden soll, so würde höchstens eine Million aus dem Staatsschätze erforderlich sein. Wird der Frieden in Irland dadurch wirklich erkauft, so würde England aus der andern Seite fo viel Geld sparen, daß dieses Opfer nicht in Betracht käme. Aber Reden, wie die Michael Davitt'S in Manchester, sind kein gutes Omen für den Frieden. — Mit Bezug auf die PachtrückstandSbill sagen die Blätter, u. A. die „Times", daß sie scharf krltisirt, aber als unvermeidlich acceptirt werden würde. Sie schaffe ein gefährliches Beispiel, aber die Last müsse von Irland genommen werden, um die Spannung zu beseitigen, welche in dem Verhältniß zwischen den Grundherren und den Pächtern besteht, und je schneller je besser, dam't die Wirkung bald er folge. Von competenten Personen wird daher auch in Zuschriften an die Blätter befürwortet, daß die Aus führung deS Gesetzes, wenn eS angenommen ist, eine rasche sein müsse, und daher die Bestimmung, daß der Pächter die Landcommission von seiner ZohlungS- ursähigkeit überzeugen müsse, ein Stein des Anstoßes sei, da sie die schon mit Arbeiten überhäufte Land- commlssion noch weiter überbürde und den Procetz der Ablösung verschleppen würde. — DaS Gerücht, daß Mr. Parnell aus seinen Sitz »m Parlament zu ver zichten gedenke, entbehrt dec Begründung. Der Füh rer der irischen Parte» wird möglicher Weise nach Er ledigung der neuen irischen ZwangSbill sich auf kurze Zeit zu seiner Erholung nach dem Auslande begeben, aber er beabsichtigt keineswegs, sich vom öffentlichen Leben zurückzuziehen. — Dr. Lyons, einer der Ver treter Dublins un Unterhaust, der sich bei den Par- nellüen unbeliebt gemacht hat, ist „bedroht" worden. Vor de: Thüre seines Hauses in Dublin wurde ein geladenes Gewehr gefunden, welches als bedeutungs volle Warnung dorthin gelegt wo.den war. — Die „Freiheit" erschien, statt, wie üblich, am Sonnabend, erst gestern (Montag) und zwar mit zwei leeren Sei ten, auf denen querüber die Worte „ConfiScirt von der englischen Regierung" gedruckt sind. Als die Po lizei am vorigen Donnerstag den Schriftsetzer Wilhelm MertenS verhaftete, belegte sie auch die Typen mit Beschlag. Er sind Haftbefehle auch gegen andere an der Herausgabe der „Freryeit" betheiUgte Personen erlassen worden. — Das Postamt hat sich mit den Eisenbahngesellschaften betreffs der einzuführenden Paketpost bisher noch nicht verständigen können. Früher oder später wird das Projekt aber doch durchgeführt werden. Dem Vernehmen nach hat die Postverwal tung die Absicht, dem deutschen Postwesen die Be stimmung zu entlehnen, daß die Franklrung der Pakete fakultativ fern soll, so daß der Empfänger das Porto entrichten kann, wenn es nicht im Voraus bezahlt ist. der in den nächsten zehn oder höchstens zwanzig Jahren vollständig vernichtet sein werden. Im Mai 1880 gab eS in den Staaten Wisconsin, Michigan und Minne sota noch Kiefernwälder genug für ungefähr 82000 Millionen Fuß (L 30,5 Centimeter) Brrter, nach dem gebräuchlichen Maß berechnet. Hiervon kommen auf Wisconsin und Michigan ungefähr 75 000 Millionen Fuß, dagegen auf das schon gründlich entblößte Minne sota nur wenig mehr als 6<X)0 Millionen Fuß. In den Bretschneiden deS Nordwestens waren während der letzten acht Jahre folgende Fußzahlen Brrter ge schnitten worden: 1873: 3 993 780000 Fuß; 1874: 3 751306 000; 1875: 3968 553000; 1876: 3 879046000; 1877: 3 59) 333 496; 1878: 3 629 472 759; 1879: 4 806 943 000; 1880 : 5 651 295000Fuß; zusammen: 33 275 729 255 laufende Fuß. Auf Grund dieser Zahlen kann man folgende Be rechnung anstellen: Wenn die drei genannten Staaten während 8 Jahren 33 275 Millionen Fuß Breter lieferten, wie lange werden dann die noch übrigen 82000 Millionen Fuß auSreichen? Hierbei muß aber vorher noch beachtet werden, daß die Production von nahe an 4000 Millionen Fuß im Jahre 1873 bis 5651 Millionen Fuß im Jahre 1880, also mit 40 Procent gestiegen ist B i in gleichem Verhältniß steigender Ausnutzung würde der ganze Vorrath im Jahre 1892, spätesten- 1895 verbraucht fein. Die Su-sichten wären nicht so traurig, wenn die Wälder nur auSgehaurn, nicht auch auSgerottet wür den, d. h. wenn man nur die für die Säge „reisen" Bäume fällte und dabei die noch im Zuwachs be» griffenen jungen Hölzer schonen wollte: aber Unglück- — Au» Indien kommt die Kunde von einer beab sichtigten radikalen Umwälzung in der dortigen Verwaltung. In Irland hat England mit kaum 5000000 Einwohnern zu rechnen und findet eS schwer, sie zu regieren: in Indien hat eS deren 250000000. Diesen soll jetzt locale Selbstver waltung gewährt werden, und tue indische Regierung ist mit einem Plane zur Durchführung dieser Neuerung emsig beschäftigt. Die Ausgaben sollen localisirt werden und in den Provinzen wird sie der Lnntrolr von KreiSauSschüssen — District Lommitte«» — untergeordnet. Ader die Hauptsache »st das Projekt einer Localverwaltung im weitern Sinne, und in dieser Hinsicht hat der Vlcekönig, Lord Ripon, folgende Beschlüsse gefaßt: Während Municipalverwaltungen in den Städten aufrecht erhalten und ausgedehnt wer- den, ist eS erwünscht, daß die localen Regierungen ein Netz von VerwauungSkörpern errichten, wo intelli gente, nicht amtliche Personen für diesen Zweck vor handen sind. Sobald diese Körperschaften gebildet und mit speciellen Pflichten und Fonds auSgestatlet sind, soll die Competenz eines jeden Verwaltungs- ratheS nämlich so begrenzt werden, daß Mitglieder mit den nöihigen localen Kenntnissen ernannt wer den. In ausgedehnten Provinzen sollen Unterab- theilungen der Kreisverwaltungen auf verschiedenen Punkten errichtit werden. Wo eS thunlich ist, sollen die Mitglieder dieser Körperschaften aus Volkswaylen hervorgehen. Zuerst soll die Ernennung durch Wah len in Städten von einem gewissen Umfange versucht, und dann vorsichtig aus kleinere Städte und ländliche Bezirke ausgedehnt werden. Um achtbare Eingeborene zu veranlassen, sich als Candidaten zu stellen, werden den Räthen während ihrer AmtSdauer Ehrentitel bel- gelegt. Die Genehmigung der Localbehörden soll er- forderlich sein für Ausgaben, Anleihen, Geldbußen, Besteuerung, Veräußerung municipalen EigenthumS und für die Einmischung in Sachen, welche die Religion oder die öffentliche Ruhe betreffen. Es ist ein groß artiges Experiment und wird auch für andere Länder Interesse haben. London, 24. Mai. (Tel.) In der gestrigen Sitzung deS Unterhauses zeigte Bourke an, daß er morgen anfragen werde, ob Sir Charles Drlke an seiner Mit- theilung in voriger Woche sesthatte, daß die Pforte die Maßregeln der Westmächte billige; er sprach zu gleich die Hoffnung aus, Düke werde dann gleichzeitig so umfassende Mutheilung wie möglich über die Lage machen. Dann wurde die Debatte über die irische ZwangSbill fortgesetzt. Gladstone unterzog m glänzender, zum Theil leidenschaftlicher Rede, welche wiederholt von lautem Beifall unterbrochen wurde, die Weigerung Dillon's, die Gewaltsamkeit zu ver dammen, so lange die Regierung nicht die Exmissionen verdamme, einer scharfen Beurtheilung. Dillon ver langte, daß die Regierung die ZwangSbill aufgebe; er sagte, dann werde die Landliga aus legaler Agitation und Action basiren. Aber, welches Recht hat irgend Jemand, anzunehmen, daß die Landliga auf anderer Basis agiren darf? Gladstone ersucht das Haus, die Debatte nicht in die Länge zu ziehen, denn, wer diese B»ü verhindere, verhindere auch andere wichtige Vor lagen, darunter die Bill wegen der Pachtrückstände. St. Petersburg, 24. Mai. Drastische Beispiele zum Capitel der russischen Beamtencorruption hat der schon früher vielbesprochene Bestechungsproceß gegen den ehemaligen Generalstabsarzt der Flotte, Geh. Rath Dr. Busch, und Genossen zu Tage gefördert. 126 Aerzte der Flotte waren, wie man der „Köln. Zig." schreibt, als Zeugen vorgesordert und von 86 derselben wurde erklärt, daß seit Jahren der Stellenschacher im Marineressort eine allgemein bekannte Thatsache ge wesen sei. Ohne Geldzahlung hatte zu Busch'S Zeilen kein Arzt eine Anstellung in der Marine erhalten; wer kein baareS Geld hatte, der mußte einen Wechsel ausstellen und die bedingte Summe vom Gehalte spä ter abzahlen. Der Zeuge Dr. Karß sagt z. B aus, er habe, um in das Marineressort zu kommen, zwei Mal zahlen müssen, ein Mal 1874 300 Rubel für seine erste Anstellung und zum zweiten Male nach dem letzten Kriege, w'Swegen er sich zur Landarmee versetzen ließ, für seine Wiederanstellung 1500 Rubel. Mit Geld und durch Busch war in der Marine füc Pharmaceuten und Aerzte Alles zu erlangen, ohne Geld nichts. Einmal im Mai 1877 ereignete es sich doch, daß auf Wunsch des Gouverneurs von Kronstadt der Schiffsarzt Baumbach ohne die üblichen Gebühren in eine andere Stellung überging und zum Sladtarzt von Kronstadt ernannt wurde. Deswegen aber verfolgte der allmächtige Busch den jungen Stadtarzt, führte lichcr Weise findet gerade das Gegentheil Statt. DaS junge Holz wird in der unverantwortlichsten Weise auch auf solchen Stellen ruinirt, wo der Boden für nicht» Andere- als für Wald brauchbar ist, da wo Getreidebau niemals in Frage kommen kann. Hun derte von Quadratmeilen werden jährlich in dieser Weise abgeräumt und einfach in Wüsten verwandelt. Wie man einzig und allem nur wegen ihrer Häute und Höfner Millionen von Büffeln getödtet hat, so ruinirt man jetzt alljährlich ungeheuere Landstrecken und macht sie unbrauchbar, sowohl sür Ackerbau wie für Viehzucht. Dieses leichtsinnige, um nicht zu sagen verbrecherische PlünderungSsystem w rd binnen Kurzem durch das Naturgesetz streng bestraft werden, nicht am gelindesten durch seinen Einfluß auf das Klima. — Dem schenken aber unsere Waldverderber nicht einen G - danken. WaS kümmern diese Herren sich um die Zukunft, füllen sie doch im gegenwärtigen Augenblicke ihre Taschen! Der größte Gegner der Waldverwüstungen in Nord amerika ist unser Landsmann Schurz, der mit seinem außerordentlichen Verstände und seiner seltenen Energie die Deutschen erst zu einiger Anerkennung in den Ber einigten Staaten gebracht hat und der schon oft bei öffentlichen Gelegenheiten, im Senate und anderen Orten, für die Erhaltung der Wälder gesprochen und aus die Bestrafung Derer, welche deren Verwüstung »um Geschäft machen, hingewrrkt hat — wie eS Icheint, vergeben»I Daß diese Waldverwüstrr ihn auf die gemeinste Welse begeifern, ist natürlich; Haden sie ihm doch den Spottnamen „Waldhüter" gegeben. Wa» kümmert sich der Eigennutz de» Bauern und Industriellen um die riesigen Functionen de» WaldeS, wa» liegt »hm daran, daß er da» natürliche Master - über denselben Klage und ersnchte um Ernennung eine» andern StadtarzteS. Der Oberarzt Schwank ließ da raufhin Hrn. Baumbach kommen und eröffnete ihm er müsse seine Stelle niederlegen, denn der Gene ralstabsarzt der Flotte wünsche ihn dort nicht. Später indessen erschien der Agent Busch'», der Colleglenasseffor Andrejeff, in Baumbach'« Wohnung, und fragte bei demselben an, ob er nicht gesonnen wäre, dem Geh. Rath 4000 Rubel vorzustrecken An fang» sträubte sich zwar der Bedrohte, gab aber, da kein Entrinnen möglich war, schließlich 3100, wofür er von Busch eine Bescheinigung erhielt. Aehnliche Fälle dieser Art wurden in dem Proteste zu Dutzenden anS Tageslicht gebracht. DaS heute gegen den An geklagten Dr. Busch und die Beamten seines Restarts, Andrejew und Parfenow, wegen Erpressungen und verschiedener anderer Vergehen ,m Dienst gefällte Ur theil spricht Busch und Andrejew ihrer Standes- und Dienstrechte, des Adels und der Orden sür verlustig und verurtheilt sie zur Verbannung auf Ansiedelung, Erstern nach Tomsk auf 1 Jahr, Letztern nach Ar changelsk auf 4 Jahre. Gegen Parfenow wurde auf Dienstentlassung und eine Geldstrafe von 200 Rubeln erkannt. Die Veröffentlichung der Urtheil» in end- giltiger Form findet am 31. d. Statt. Bukarest, 24. Mai. (Tel.) Die Kammer der Deputirten nahm mit 60 gegen 5 Stimmen die Ge setzvorlage an, wonach die Regierung ermächtigt wird, die Gesellschaft der rumänischen Eisenbahnen zu liqui- diren und den Sitz der Gesellschaft nach Bukarest zu verlegen. Konstantinopel, 24. Mai. (Tel.) Frankreich und England haben ihre Ansichten über die neueste Forde rung der Pforte wegen der Zurückberusung der Ge schwader vor Alexandrien ausgetauscht und dem Marquis v. Noaille« und resp. dem Lord Dufferin hieraus bezügliche identische Noten zugehen lasten. Diese haben daraufhin der Pforte erklärt, daß die Geschwader die ägyptischen Gewässer sofort verlassen würden, so bald die normale Lage wiederhergestellt sei. Frankreich und England wünschten lebhafter noch als die Pforte, der Schiffsdemonstration keine weitere Ausdehnung zu geben, würden gern so bald als möglich die Schiffe zurückziehen, wären aber einig in dem Wunsche, einen normalen, Dauer verbürgenden Zustand der Dinge in Aegypten sicherzustellen. Kairo, 24. Mai. (Tel.) DaS Ministerium setzt die militärischen Vorbereitungen fort. Nach Alexandrien sind 400, nach Damiette 200 Artilleristen geschickt worden; an der Küste wird eine Reihe von Torpillo» gelegt. Alle ägyptischen Offiziere, von den Generälen ab, sind gestern in die Caserne Abdin be- ordert und veranlaßt worden, zu schwören, daß sie die Regierung gegen die Intervention vertheidiqen wür den. Dieselbe Verpflichtung wollte man auch von den Beduinenscheiks fordern, diese aber lehnten eine Ver bindlichkeit, einer türkischen Intervention sich zu wider setzen, ab. Die Geschwader haben VerpflegungScon- tracte für 3 Monate abgeschlossen. — Wie „Reuter's Office" von gestern gemeldet wird, sind die Verhand lungen zwischen den Consuln und dem Mini sterium vollständig gesch-itert. Die Minister haben beschlossen, die Vorschläge des französischen ConsulS zu Kairo, Mong-, abzulehnen und sich in eine Fort setzung der Verhandlungen nicht eher einzulasien, als bis die Geschwader abberufen sind. Am Nachmittag wurde ein KriegSrath abgehalten, welchem auch die höheren Offiziere beiwohnten. In demielben wurde der Beschluß gefaßt, militärische Vorbereitungen zu treff-n. In diplomatischen Kreisen verlautet gerücht weise, Frankreich und England hätten beschlossen, ein Ultimatum an Aegypten zu stellen und Frankreich würde im Falle seiner Ablehnung alle Einwendungen gegen eine Landung türkischer Truppen aufgeben. Washington, 22. Mai. Der Supreme-Court im District von Washington hat die Appellation in dem Proteste Guiteau gehört und dieselbe verwor fen. Der Gerichtshof findet, daß der Gerichtshof com- petent gewesen und kein Formfehler begangen ist. Der Supreme-Court bestätigt das TodeSurtheil Guiteau's. Statistik und Volkswirthschaft. Generalversammlungen. 26. Mai. Braunkahlen-Aciitngesellschasi „Union" in Kriebitzsch, ordentliche, Freitag Nachm K^Uhr auf dem Werkscomptoir daselbst Aufs.: "retschel 31. Mai: Sächsische FeuerversicherungSgenossenschast zu Chemnitz, elfte ordentliche. Mittwoch Nach. 2 Uhr >m Gasthaus« zur Linde daselbst Dir.: Jmmenkamp, Weiß. 3l. Mai: Dresdner EiSwerke, neunte ordentliche, Mitt woch Nachm. 4 Uhr in „Stadt Weimar". Dir.: Clündel reservoir einer ganzen Landschaft zerstört, wenn er augenblicklich nur dabei mehr verdienen kann, als beim Weizenbau! Warum sollte er auch den Wald schonen, wenn er durch den Holzverkauf rascher reich werden kann, als durch andere ländliche Arbeit? WaS geht eS ihn als Privatperson an, wenn der Dürre, welche dem AuS- rotten der Wälder unfehlbar folgt, Unfruchtbarkeit der Felder, Krankheiten bei Mensch und Vieh, Hungers- noth und Verwilderung der Sitten sich einstellen? Sehnsüchtig schauen die Auswanderer nach Deutsch land ihrem Heimathlande zurück. „Anders," so schreiben sie un», „verhält e» sich mit einem Staate wie Deutsch land, der für da» Wohl seiner Bewohner eintreten muß und wirklich eintritt. Er wird den Wald schonen, weil er den Regen erzeugt, das Land vor den Extremen in den Temperaturen und plötzlichem Witterungs wechsel schützt, weil er ferner »m Norden Schneelawinen und im Süden das Wegschwemmen des Bodens durch angeschwollene Bergwässer hindert. — Von Deutsch land werden wir erst lernen müssen, daß auch dem Walde e»ne große Sorgfalt gewidmet werden muß, weil ,hm von Natur au- Functionen zum Wohle der ganzen Bevölkerung auferlegt sind, die der Einzelne wohl verkennen kann, nicht aber ein für seine Be wohner sorgender Staat. Diese traurigen, auch für den unverständigen deut schen Waldverwüster lehrreichen Berichte theilt O. Hüttig in der „N Pr. Ztg." mit. * Ihre Majestäten der König und die Königin widmeten der akademischen Kunstausstellung auf der Brühlschen Terrasse heute DounerStag Mittag Aller- höchstihren Besuch.
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