Suche löschen...
Dresdner Journal : 14.05.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188205149
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820514
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820514
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-05
- Tag 1882-05-14
-
Monat
1882-05
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 14.05.1882
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
-r- Verlauf der Pforte sowohl, wie auch den europäischen Großmächten, ln»btsooderr England und Frankreich, eine strenge Aufmerksamkeit, eventuell auf Grund ge troffener Vereinbarung em thätige» Eingreifen zur Pflicht machen muß. Selbstverständlich wirft sich die Frage auk, wie die europäischen Mächte den neuen Zwifchenfall erledigen, ohne dadurch die bereit» hinreichend complicirtr Ange legenheit noch mehr zu verwickeln. Zunächst liegt eme in der vorgestrigen Sitzung der französischen Depu- tirtenkammer abgegebene Erklärung de» französischen Ministerpräsidenten de Freycinet vor, durch welche derselbe die Thatsache der Auflehnung Arabi Bey» gegen seinen Souverän constatlrt. Seit 6 Monaten habe sich die Situation in Aegypten nicht geändert ge habt, al» vor 3 Wochen eine Verschwörung auSbrach. „Die Schuldigen wurden zu schweren Strafen verur- ihrilt, aber da» Urtheil vom Khedive nicht bestätigt. Er wandte sich an die Pforte um Rath und folgte hierbei vielleicht nicht der besten Eingebung. Er be fragte auch die Consuln von Frankreich und England um ihre Meinung, dir, den erhaltenen Weisungen ge mäß, dem Khedive den Rath gaben, sich auSzusprechen, ohne die Antwort der Pforte abzuwarten. Er hat infolge dessen eine gewisse Zahl von Strafmilderungen verfügt. Au» den soeben eingelangten Depeschen geht hervor, daß die Minister nach dieser Entscheidung vom Khedive forderten, er solle die Bestimmungen seine» Unheil» ändern. Die» war dem Khedive unmöglich, und er erklärte, daß er seine Entscheidung ausrechthalte. Anstatt abzudanken, erklärten die Minister, daß sie ihre Entlassung nicht geben könnten, und wollten ohne Mit wirkung de» Khedive die Notabelnversammlung ein« berufen. ES ist ein Ministerium nn Aufstande ge- ' gen da» Staatsoberhaupt. Ich habe mich sogleich mit England iu Verbindung gesetzt und erwarte die Antwort des französischen Botschafters in London. Was die Richtung unserer Politik angeht, so wollen wir Frankreich seine seit mehr al- einem Jahrhundert in Aegypten privilegirte Stellung erhalten. Wir sind entschlossen, unserer Schuldigkeit nicht untreu zu wer den. UnS liegt am Herzen, die Unabhängigkeit Aegyp tens, so wie sie die Fermans hergestellt haben, aufrecht zu erhalten. Wir werden uns mit keinem Arrangement einverstanden erklären, welches die Unabhängigkeit Aegyptens beeinträchtigt. Um dieses Ziel zu erreichen, werden wir die innige Uebereinstimmung mit England anwenden, welche uns bis jetzt nicht gefehlt hat. Wir sind es unserer Offenheit schuldig, nicht zu unterhan deln. Wir werden gleichfalls den Weg des euro päischen ToncerteS betreten, denn Europa erkennt Frankreichs und Englands Vorrang m diesem Falle an. Wir wollen weder der Würde der Anderen Ab bruch thun, noch der unsern etwas vergeben. Wir werden auf der Höhe der Aufgabe, die unS obliegt, sein." England ist, wie aus der vorgestrigen Erklärung des UnterstaatSsecretärS Sir Charles Düke im Unier- hause hervorgeht, noch nicht zu einem bestimmten Ent schlusse gekommen, zumal ein tiefer Riß zwischen seinen und den sranzösijchen Ansichten eingetreten ist. Frey- cmet's Worte lassen keinen Zweifel, daß Frankreich ersten» die Besetzung Aegytens durch die Türkei mehr, al» je verabscheut, und zweitens die Ersetzung Tewfil'r durch Halim begünstigen würde, während England so wohl Tewfik unterstützt, als auch sich jüngst mit der tür kischen Besetzung auSgesöhnt hat. Als Ausw.g wird da» Zusammengehen der drei meistbetheiligten Mächte (England, Frankreich, Türkei) empfohlen; indessen be fürchtet man »n London, daß bei einer plötzlichen Katastrophe Frankreich allein vorgehen würde. DaS »Journal deSDöbutS" entwickelt bereits folgender- maße» die Conflquenzen, die der Sturz Tewfik Paschas möglicher Weise haben könnte: »Der Prinz verdankt seine Thronbesteigung der diplomatischen Action der beiden Westmächte. So lange er in Wirklichkeit die Gewalt auSüble, hat er seine internationalen Verpflich tungen genauestens erfüllt und zur Einsetzung der englisch-französischen Controle in aufrichtigster Weise Mitgrholfen. Beim Beginn der Krisis erhielt er von London und von Paris Versprechungen der Unter stützung und Rathschläge zum Widerstande. Ebenso hat er im letzten Augenblicke, um den dringenden Auf forderungen der Vertreter Frankreichs und Englands Folge zu leisten, die Krisis beschleunigt, indem er aus eigener Machtvollkommenheit das gegen die tscherkessi schen Offiziere gefällte Uriheil abänderte. Die beiden Westmächte könnten also nicht, ohne ihr Prestige in der muselmännischen Welt em Wenig zu schädigen, einen Allürten im Stiche lassen, der ihnen Bewohnern derselben gegolten. An Charakter waren die Freunde verschieden. Karl Rahn war von jeher mit großer Entschiedenheit begabt, die zuweilen in Starrsinn auSartete. Was er sich vornahm und was er angriff, setzte er durch, ohne sich an irgend welche Hemmnisse zu kehren. Wilhelm Arndt war noch stiller und ruhiger, als er früher gewesen, heimgekehrt, und auf seiner Stirn lagerte stets ein Schatten des Miß- muthS und der Trauer. Man wunderte sich nicht darüber, war er doch für Lebenszeit verkrüppelt. Der Rendant und der Siedemeister blickten mit einer gewissen Bangigkeit auf die sich häufenden Be suche der beiden jungen Männer. Sie sahen voraus, daß sie eines Tage- ihre Töchter von dem abgelegten Gelübde würden lösen müssen, und daß sie dann aus ihre alten Tage ganz allein ständen. Aber daS Wohl der Kinder überwog alle Bedenken, und so waren sie entschlossen, den etwaigen Freiern kein Hindermß in den Weg zu legen. Insbesondere war e» der Rendant, der kein Ver mögen besaß, welcher im Stillen wohl eine Verbin dung Anna'» mit dem sehr wohlhabenden Karl Rahn vom Reuhofe gewünscht hätte. Aber — als er eine- Tage» Anna gegenüber darauf anspielte, daß ihm ein solcher Schwiegersohn gefallen möchte, sah chn seine Tochter mit den großen blauen Augen so verwundert und angstvoll an, daß der Rendant ganz verwirrt wurde, umsomehr, al» er gewahrte, wie Anna sich still abwendete und in ein Nebenzimmer ging. Ander» der Siedemeister, der ein für seine Ber- hältmffe sehr wohlhabender Mann war und für die Zukunft Meta'» sich nicht zu sorgen brauchte. Ihn beseelte lediglich die Furcht, hje Tochter einst zu ver- 670 seit dem Tage, wo sie ihn aus den Thron gerufen, stet» ergeben war. Iu jedem Falle ist ihre Unter stützung von einer Bedingung abhängig, nämlich daß Tewfik sich nicht selbst aufgebe. Der Charakter und die persönliche Vergangenheit d«S Khedive nun können un» unglücklicher Weise nur geringe- Vertrauen in seine Energie eiuflößen. Zu verschiedenen Malen bat er durch unerklärliche Beweise von Schwäche die Ver schwörungen der Militärpakt« ermuthlgt, und er hat, ohne den geringsten Vortheil daraus ziehen zu können, die kurzen und seltenen Augenblicke de» Glücke-, wo ein Souverän eine Revolution ersticken kann, verstrei chen lassen. Wenn der Erbe Mehemet Al,'S unter liegt, weil e- ,m geeigneten Augenblicke an der Energie des Gründer- seiner Dynastie mangelte, könnten die beiden Westmächte ihre Interessen und ihre Politik im Nilthale nicht an die Person Tewfik'S gebunden betrachten. Die Gründe, weiche die englisch- französische Diplomatie entschieden Haden, den Sturz JSmail's hnbeizusühren, werden fortbestehen, welches auch immer der Au-gang der in diesem Moment in Kairo offenen Krisis sei. Heute wie im Monat August 1879 haben die Cabinete von Paris und London in Alexandrien, in Kairo und am Suezcanal hervorragend nationale und materielle Interessen zu vertyeldlgen. Wir haben daher auch allen Grund zu hoffen, daß die beiden Regierungen ihre Anstrengungen zu vereinigen wissen werden, um sich jeder Lösung zu widersetzen, welche Aegypten unter die ottomanlsche Herrschet zurücksallen, oder welche den wichtigsten Punkt des MittelmeereS unter den ausschließlichen Einfluß dieser oder jener europäischen Macht gerarhen lassen könnte." Im Ganzen dürste, obwohl die Lstmächte bisher aus ihrer Reserve noch nicht helausgetreten sind, doch de« den Cabineten der Dreikaisermächte darru Ueberem- stimmung herrschen, daß die ägyptische Angelegenheit eine europäische, jedes einseitige Vorgehen auSjchtte- ßende sei, unter welchem Gesichtspunkte man seiner Zett auch, weit die wesimächtstchen Mamf-stationen d,e Anerkennung deS europäischen Standpunktes auch von dieser Sette bekunden, die Bereitwilligkeit erklärte, rn einen Ideenaustausch mit den Westmachten einzutreten und diesen die Eröffnung eines solchen durch geeignete Vorschläge zu überlassen. Diese Vorschläge sind e- nun, um welche es sich zunächst handeln dürfte, vor ausgesetzt, daß der rasche Gang der Ereignisse jenen der diplomatischen Auseinandersetzungen Nicht über flügelt. Ueber die in diesem Fall: zu erwartenden Schritte läßt sich noch wenig voraussagen. Der englische und der französische Generalcontroleur Haden bereits ihre Beziehungen zu dem Ministerium eingestellt. Franzö- sischersel s ist einstweilen die Absendung von Panzer schiffen in Aussicht genommen. DaS nächste alsdann in Aussicht stehende Ereigniß dürste dec Sturz Aradl Beys s«n, und man kann wohl dem Pcognoftlkon zu- stlmmen, welchen da- Wiener »Fremdenblatt" stellt, indem es sagt: „Es hat allen Anschein, als würde es dem Khedive mit der moralischen und, wenn es jein müßte, der materiellen Unterstützung Europas nicht mehr schwer fallen, sich des ungeberdigen Dränger- zu entledigen, dessen so plötzlich aufgeschossene Macht uns heute bereit- bedenklich erschüttert zu sein dünkt. Der Sultan hat dem Khedive die unter den obwaltenden Umständen sehr werthvolle Zusicherung ertheilen lassen, daß er seine Haltung guthelße und daß die Pforte >m Einvernehmen mrt den Mächten handeln werde. Da mit verliert Arabi Bey jegliche Autorität, die er durch den Hinweis auf mehr oder weniger ausgespro chene Sympathien de- Khalisen bet seinem pamslann- tischen Parteigängern sich zu wahren hoffen durfte. Mit der Armee oder eigentlich mit den einflußreichen Offizieren, durch deren Hilfe er sein Pronunciamenio erfolgreich durchgeführt hat, besitzt er keine rechte Füh lung mehr, seitdem er befriedigt ist und Jene noch sehr unbefriedigt sind. Die Tjcherkcssen wie die Be duinen sind seine ausgesprochenen Gegner; tue Notabeln sind seiner brutalen Bevormundung schon ziemlich überdrüssig und fallen von ihm ab, sobald sich ihnen ein verläßlicherer Anlehnungspunkt bietet. Der kecke Glücksjoldat, der noch nicht in der Autorität und nicht mehr in der Revolution einen festen Rückhalt besitzt, spielt jetzt sein va baogu« durch eigenmächtige Einbe rufung der Kammer. Wie um RobeSp,erre am Aoende des 9. Termidor, kann sich im Nu die Einöde um ihn breiten, aus der ihn die Faust des Verhängnisses zum Untergange schleift. Eine Palastrevolution, eine Sol- datenmeuterei vermag ihn wegzuraffen über Nach; er wä^e nur gestraft, wodurch er selbst gesündigt." lieren, und es fiel ihm ein Steiu vom Herzen, als Meta bei einer gleichen Anspielung ihres Vaters fröhlich auflachte und sagte, sie denke an keine Heirath und bleibe bei ihm, so lange er sie haben wolle. Die beiden Väter hatten sich ihre Wahrnehmungen mtt- getheilt und waren schließlich darin übereingekommen, daß es am besten sei, abzuwarten wie es kommen werde. Auch die beiden Mädchen hatten mit einander in einer einsamen Stunde über die Befürchtungen der Väter gesprochen, Meta m fröhlicher, lustiger, Anna wie immer in ernster und ruhiger Weise. Als aber Meta in übersprudelndem Scherz das Wort „Stelzfuß" fallen ließ, da war Anna förmlich aus gebraust und hatte die Freundin so kurz und energisch zurechtgewiesen, daß diese, heftig erschrocken, wie durch einen Schleier in Anna'- Seele zu lesen glaubte, ihr um den Hals fiel und um Verzeihung bat. Auf Anna's Wunsch kamen Beide überein, das Thema nicht weiter zu berühren, da- häßliche Wort nie wieder zu gebrauchen. So nergte sich der Monat Mai zu Ende, als für da» Bergwerk ein Ereigniß von größter Wichtigkeit eintrot. Der bisherige Bergrath wurde plötzlich ver setzt und in das Oberbergamt berufen. Der Bergrath eröffnete die» seinen Beamten mit dem Bemerken, daß sein Nachfolger, ein eben ernannter Bergrath Tropfstein, ihn sofort ersetzen würde, und daß dem selben ein Ruf ausgezeichneter Tüchtigkeit, aber auch großer Strenge und rücksichtsloser Entschiedenheit vorauSgrhe. Der Bergrath hatte nicht zu viel gesagt. Der neue Chef war eine» späten Abends angekommen, im kleinen Gasthofe abgestiegen und hatte noch in der Nacht mittelst schriftlichen Befehl- den Rendanten Tagesgerichte. * Berlin, 12. Mai. DaS gestern Abend im Marmorpalais zu Potsdam au-gegebene Bulletin lautet: MarmorpaloiS. den II. Mai, Uhr Nachmittag». In dem guten Befinden der Frau PrinzessinWildelm und de» ueugeborenen Prinzen hat sich nicht» geändert. Schröder. Lbmeier. — Der „Köln. Ztg." wird gemeldet: Die jüngsten Nachrichten au» Fnedrich-ruhe über den Gesundheits zustand des Reichskanzlers Fürsten Bismarck lauten leider nicht befriedigend. Fürst Bismarck muß noch immer daS Zimmer hüten und seine Rückkehr nach Berlin ist wieder auf und, stimmte Zett hinausge- schoben. AuS Klssingen wird berichtet: Der Reichs kanzler Fürst BlSmarck wird auch in diesem Jahre zum Curgebrauche nach Klssingen kommen. In der oberen Saline, in dem Hauie des HosratheS l)r. Streit, ist bereit- Wohnung bestellt. — Der „StaatSanz." meldet: Nachdem nach ersolgter Zustimmung der StaatSregierung durch päpstliche- Breve vom 24. März 1882 der seitherige Propst an der St. HedwigS-Kirche zu Berlin und fürstblschöfliche Delegat Robert Her zog zum Fürstbischof von Breslau ernannt und von demselben die zur Uebernahme seines Amtes er forderliche Anerkennung Sr. Majestät deS König» nachgesucht worden ist, hat gestern die Aushändigung der vom 10. Mai datirien landesherrlichen Anerken- nungsm künde an den Fürstbischof Herzog feiten des Ministers der geistlichen Angelegenheiten stattgesunden. Der Fürstbischof vr. Robert Herzog empfing am gest rigen Tage, wie die „Germ." mittheilt, eme Depu tation des Centrum-, bestehend aus den Abgg. v. Schorlemer, Wmdtholst und v. Heereman. — Die CentrumSfraction de» Abgeordnetenhauses hat gestern Abend den Wahlaufruf für d'e im Herbst stattfin denden Landtagswahlen festgeftellt. Deiselbe wird publi- cirt werden, sobald der Termin der Wahlen bekannt sein wird. — Der neuernannte amerikanische Gesandte am hie sigen Hose, Mr. Sargent, ist mtt seiner Gemahlin und seinen beiden Töchtern gestern Abend von San Francisco, über Antwerpen kommend, hier eingetroffen Dem Vernehmen nach wird der neue Gesandte nächstens dem Kaiser seine Creditive überreichen. — Das Er- kenntniß be- Posener Gericht-Höfts in Betreff der an geklagten Buchmacher, welche- auf Freisprechung lautet, bildet eine neue intercssante Phase m der Judi- catur über diese sür die Entwickelung des RennsportS so hochwichtige Frage. Woll selten ist in einer und derselben Rechtsmaterie eine verschlednere Auffassung der richterlichen Instanzen zu Tage getreten, als in dieser. In Hamburg hat die Staatsanwaltschaft die an sie ergangene polizeiliche Aufforderung zur Er hebung der Anklage abgelehnt. In Altona hat die Staatsanwaltschaft dagegen die Anklage erhoben, die Eröffnung des Hauptversahrens aber wurde vom Land gericht abgelehnt und befindet sich die Angelegenheit jetzt in der Beschwerdeinstanz beim Oberlandgericht in Kiel. In Magdeburg wurde die Buchmacher von der dortigen Strafkammer verurtheilt und das Urtheil vom Reichsgericht, III. Senat, bestätigt. Beim Landgericht, Berlin H., wurden die Buchmacher gleichfalls verur- theilt; der Proceß ist jedoch noch in der RevisionS- instanz schwebend. In Posen endlich erfolgte die Frei sprechung der angeklagten Buchmacher. DaS Reichs gericht wird sich somit noch einmal mit der Angelegenheit zu beschäftigen haben. Straßburg i. E., 12. Mai. Die „Els.-Lothr. Ztg." veröffentlicht einen Erlaß des Statthalters, mit welchem der neugebildete Oberschulrath mtt dem 15. Mai in- Leben tritt. Gleichzeitig erfolgt die Er nennung des Direktors und der Oberschulräthe, fowie die Berufung der außerordentlichen Mitglieder, letztere zunächst auf 1 Jahr. * Karlsruhe, 12. Mai. Der Großherzog ist, von der Frau Großherzogin begleitet, heute Nach mittag ^3 Uhr hierher zurückgekehrt. Der Großher zog wurde auf dem Bahnhofe von den Mitgliedern des großherzogl. Hauses und den Spitzen der Behör den empfangen und begab sich von da in offenem Wagen nach dem Residenzjchloß, auf dem ganzen Wege von dichtdrängten Menschenmassen Mit freudigen Zurufen begrüßt. Darmstadt, 11. Mai. (Fr. I.) Die Zweite Kammer beriech heute über den Antrag der Abzg. Franck und Genossen auf Vorlage eines aus Aufhebung der Art. 16, 17 und 23 des VolkSschulgesetzes (der obligatorischen Fortbildung-ichule) gerichteten Gesetz entwurfs. Der Ausschußantrag, welcher Ablehnung de» Anttag» vorschlägt, wurde m namentlicher Ab stimmung mit 37 gegen 8 Stimmen angenommen. Auf eine Anfrage de» Abg. Wasserburg «klärte der StaatSminister v. Starck, daß die Regierung zur Be antwortung der die Erbauung der sichenden Brücke bei Mainz betreffenden Interpellationen Wasserburg und WolfSkehl - Metz in einer der nächsten Sitzungen be reit sei. * Bremen, 12. Mai. Der erste der 7 Torpedo- Kämpfer, welche gegenwärtig sür die kaiserliche Ad miralität bei der Aktiengesellschaft „Weser" im Bau begriffen sind, wurde gestern zu Wasser gelassen. Die Schiffe sind etwa 32 m lang und sollen eine Ge schwindigkeit von 19 Knoten erhalten. DaS erste Schiff erhielt bei der Taufe, welche vom Direktor Overbeck vollzogen wurde, den Namen „Schütz". * Wien, 12. Mai. Die Schulcommission de» Herrenhauses hat heute den vielbestrtttenen 8 48 der Schulnovelle, welcher anordnet, daß der Schulleiter jener Confession angehören müsse, zu welcher die Ma jorität der Schüler sich bekennt, ebenso wie den Ver- mtttelungSantrag deS Giafen Widmann endgillig ab gelehnt und die Bestimmung deS ReichSschulgesetzeS als fortdauernd wirksam erklärt. Die Ablehnung er folgte durch die Majorität der liberalen und polnischen Mitglieder der Schulcommission. — In der heutigen Slyung deS Abgeordnetenhauses machte der Abg. v. Schönerer abermals den Versuch, die von ihm in- scenirte Antisemitenbewegung vor daS Forum de- Par laments zu bringen, aber auch dieser Versuch, von einem Häuslein von Gesinnungsgenossen unterstützt, ist mißglückt. Nachdem der Zolltarif mit großer Ma jorität '.n dritter Lesung angenommen worden, zog da» Haus die Vorlage über die Bedeckung deS Jnsur- rectionscreditS in Verhandlung. Hierbei nahm der Abg. Wolfrum den vom Abg. v Plener im Aus schüsse gestellten Antrag auf, daß die Bedeckung deS JnsurrectionScredttS durch die vollständige Veräußerung der Ceniralactiven erfolgen solle. Der Finanzminister Ritter v. DunajewSkl bekämpfte den Antrag und »ieS auf die verschiedene Behandlung dieser Vorlage im österreichischen und im ungarischen Parlament hin. Die namentliche Abstimmung ergab die Ablehnung des Antrags Wolfrum mit 167 gegen 111 Stimmen. DaS Gesetz wurde auch sofort in dritter Lesung ge- Nihmigt, nachdem ein Antrag deS Abg. Steudel, auch die dritte Lesung in namentlicher Abstimmung vorzu- nehmen, abgelehnt worden war. Der Gesetzentwurf, die Schifffahrtsconvention zwischen Oesterreich und Serbien, und der Gesetzentwurf, betreffend die Bewil ligung eines StaatSvorschusses von 100000 Fl. für die Ausstellung in Triest, werden sodann in zweiter Lesung genehmigt. Sodann richteten die Abgg. l)r. Kronawitter, Fürnkranz, Ritter v. Schönerer und Steudel an den Minister deS Innern über den Um fang der Arbeitseinstellungen in Böhmen und über dre diesfalls vorgtkehrten Maßnahmen folgende Interpellation: !. In welchem Umsange find die Arbeittrinstellungen er folgt? S. Wurden van Seiten der hohen Regierung über die Ur sache dieser Arbeitseinstellungen Erhebungen gepflogen und welche Resultate haben solche Erhebungen ergeben? S. WaS gedenkt die Regierung vorzukehren, um solchen Vorkommnissen für die Zukunft nach Möglichkeit vorzubeugen? s Haben die Organe der hohen Regierung bei ihren Maß nahmen die Besetze über das EoalitionSrecht und die Freizügig keit gegenüber allen Brtheiligten in gleich strenger Wesir sich vor Augen gehalten? Der Präsident schließt hierauf die Sitzung und be raumt die nächste Sitzung für Fr«tag, den 19. d. M. an. — AuS den neuesten Meldungen vom Jnsurrec- tionsschauplatze geht hervor, daß an der dreifachen Grenze Montenegros, der Herzegowina und der Kri- woschje sich aus dem sogenannten Vuci-Zub eine, wie es scheint, ziemlich starke Jnsurgentenbande eingenistet und von dort aus ihre Streifzüge au-geführt hat. Die Position war gut gewählt, denn bald konnten die Aufständischen nach der Herzegowina, bald nach der Krlwoschje niedersteigen und sich trotzdem immer den Rückzug nach Montenegro offen halten. Zur Ver treibung dieser Insurgenten au- ihrer vortheilhasten Position wurde, wie aus dem letzten osficiellen Bulle tin zu entnehmen ist, am 8. und 9. d. M. von der Zubci in der Herzegowina und aus der Kriwoschje «ne Expedition gegen Vuci-Zub eingeleitet, welche mit der Vertreibung der Aufständischen abschloß. Die Insurgenten hatten jedoch beinahe volle 24 Stunden Widerstand geleistet und dürften dann wahrscheinlich nach Montenegro verschwunden sein. * Buda-Pest, 12. Mai DaS Abgeordneten haus hat heule den gesammten Zolltarif unverändert und den Siedemeister mit sämmtlichen Journalen, Listen und Büchern zu sich beschieden. Die beiden alten Beamten waren zu 6 Uhr früh bestellt und traten mit dem Glockenschlage ein. Sie standen vor der großen imponirenden G.statt eines Mannes, der höchstens 30 Jahre zählen konnte, der mit strengen eisernen GesichtSzügen und eincm so scharfen durch dringenden Blicke sie musterte, daß die beiden allen Männer fast ihre Fassung verloren. Auf den ersten Blick begriffen sie, daß die alte patriarchalische Ver waltung ihr plötzliche- Ende erreicht und der neue preußische Geist strammster DtSciplm und Unterord nung seinen Einzug auch in das kleine Bergwerk ge halten habe. In voller Dienstuniform, welche die ge waltige Bauart de- Körper- auf das Vorthellhafteste hervorhob trat ihnen der B rgrath entgegen; tief unten auf der linken Brust der Bluse glänzte das eiserne Kreuz erster Klass', eine damals so seltene und mel beneidete Auszeichnung, daß dem Träger derselben schon im Vorau- der größte Respect gesichert war. Der Bergrath erschien al- Vorgesetzter vom Kopf bi» zur Zehe. ^Fortsetzung folgt.) Gtwiunausstellung der Albertvereintlotterir. sSchlub zu Nr. llO.) Ueber daS architektonische Arrangement und die Schmückung der Räumlichkeiten wurde bereit» früher gesprochen und dabei der kundigen Hand gedacht, welche diese keineswegs einfache Ausgabe so geschickt und an- muthig gelöst. Auch einer andern kundigen Hand ist noch zu gedenken, welcher, wie schon früher bei ähn licher Gelegenheit, da» »n der That viel umfassend« und sehr verzweigte geschäftliche Arrangement ob liegt. Der Commerzienrath Hopffe ist nicht müde geworden, seine virtuose Sachkenntniß und seinen war men Eifer dieser Ausgabe zu widmen. Immer mehr erfreuen sich die Kenner der Land schaftsmalerei über da» herrliche von Oswald Achen bach gewonnene Gemälde, daS unS die »Ansicht von Capri, gesehen von der Höhe zwischen Sorrent und Massa" in der virtuosen Darstellung deS Meister» vorführt. Unter den übrigen großen Landschast»bildern, ab gesehen von den vielen minder umfangreichen, zeichnet sich noch als eine vorzügliche, den stet» bescheiden an gegebenen Gewinnwerth dreifach übersteigende Arbeit das sarbenkrästige Bild „Auf Capri" von Robert Schietzold in München au». Es ist von großer realistischer Kraft und coloristischer Frische. Die darin meisterhaft gehandhabte Technik spottet der Kunst vieler moderner Landschaftsmaler, die zwar hohe Preise für ihre Bilder erzielen, sich aber in konventionellen Farben tönen und in einer eben so konventionellen Stilistik mühevoll hin- und herbewegen, da sie in Wahrheit nicht im Stande sind, der Wirklichkeit den sprechenden Augenblick mit sicherem Auge und kühner Hand abzu- gewinnen. Diese Kunst hat Schietzold stet» in seinen so rasch zu Ruhm gekommenen Seebildern au» der Alpenwelt erwiesen und e» wird ihm auch gelingen, sie an den ganz andern, ihm noch neuen Elementen der italienischen Naturseele geltend zu machen. Die „Bilderauction" von L. Becker in Berlin giebt dem Publicum stet» eine willkommene Beran- laffung, die Reichhaltigkeit der Köpfe diese» Bilde« zu betrachten. Die darin niedergelegte mühsame Usheih
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)