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Dresdner Journal : 03.05.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-05-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188205037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820503
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820503
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-05
- Tag 1882-05-03
-
Monat
1882-05
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 03.05.1882
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M101 Mittwoch, den 3. Mai. 1882. ^dovoemealspreli: I» E»*«» L«ut»ed«i> N»ied«: ^Lkrliek: .... 18 Uarlc. ^^»drlicb: 4 ÜLrlc bO l'k. Lim«I»« I^wmsro: lOkk. Lo«»«rk»Id <ik» ckeut«cbeo kvicLe» tritt?o»t- uoä 8tempelru,clrla^ tünru. loseralvoprelser rar 6on k»um einer ksespnltsven petitrsils 20 kk. Unter „Lin^esnnät" 6is 2eils SO ?f. v«i r»b«!Ien- uoä Litserosutr SO H Xufscläax. AreÄnn ZNirnal. Io«erl»ten«nn»Iime »o«M»rt«r I.«tpri-: F>. Lranckktetter, OvlnoiirrionLr äe» Ureeäner ävurnol», 8»wt>or, Isrlin-Vieo - l.«tp«>^ L«»«I 8r.«I»o ^ronlckoit «. >l : I/aa«en.»tei« LoA!er, N«^i>»-Vi«n ULmdur^- kr«^ - I-«lpriU krrn^karl ». U. Htulcd«»: , Lerlin: Inraiiärnäanü, 8r«w«o: Lcä!«ete, Lr«»i«o: /. Ltangrn » Lurrau ^'uSat/i-,- krrollkarr . H i L ^arAer'sck« liuckkunälun^; üvrMr: v. s«noov«r: 6. Kc仫,/«-, r«rti S«rUn-rr»oIrtorr « N- >tnltx«rt" Daube F6o., Lrmdor^^ ^4ä. Lteiner. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Lrsekeinen: L»SUcL mit Xueonkme äer 8onn- unä LeiertLKS H^enäs Mr äeo tol^soäen Hvronsxeder: Küoißl Lrpeäition äe» Ure^äoer äournol», Drvräeo, ^«io^errtrnsse !io. SO. ÄmUichcr Llieil. Ore-drv, 1. Mai. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Forstinspector Rudolf Iuliu« Scherffig zu Augustusburg das Ritterkreuz II. Klasse des Verdienstorden« zu verleihen. Er. Majestät der König haben Allergnädigst gerubt, den Hilfsarbeiter bei der KreiShauptmannschaft zu Zwickau Regierungsassessor Or. Forker-Schu- bauer zum AmtShauptmann in Flöha zu ernennen. Se Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Banquier Bernhard Rein aus Leipzig, wohnhaft in Madrid, bas von Sr. Ma jestät dem Könige von Spanien ihm verliehene Com- thurkreuz des Ordens Karls III. annehme und trage. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, DienStag, 2. Mai, Nachmittag-. (Tel. d. Drerdn. Journ.) DaS preußische Herren- Hau- nahm heute die noch au-stehrnben Artikel de- Kirchengesetzes nach dcr CommissionSfassung an und genehmigte daS ganze Gesetz mit 87 gegen 32 Stimmen. Zu dem Antrag Beseler, in § 3 statt „deutsche Universität" zu setzen „deutsche StaatSuniverfität" erklärte der CultuSmlnister, die Regierung verstehe unter „deutscher Universität" nur eine in den Reichsgrenzen liegende Univer sität. (Vgl. die „Tagesgeschichte*) Freiburg i. Br.» DienStag, 2. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Domdecan Orbia ist vom Domkapitel einstimmig zum Erzbischof gewählt worden und hat die Wahl angenommen. Prag, DienStag, 2. Mai. (Tcl. d. DreSdn Journ.) In Tschausch nahm ein Theil der Striken- den die Arbeit wieder auf. Etwa 2V Arbeitern des JuliuSschachteS, welche bereits die Arbeit wie der begonnen hatten, wurde militärischer Schutz zugefichrrt. Die Arbeiter der Münzberg'schen Spinnereien in Tetschen beschlossen, eine Deputation an ihre ChefS abzusendrn, um Verminderung derArbritS- zeit von 13 auf 12 Stunden zu erbitten und zu verlangen, daß SonntagSarbeit nur, wenn sie ganz unvermeidlich sei, und nur gegen doppelten Lohn stattfinde. Dux, Montag, 1. Mai, AbendS. (Tel.d. Boh.) Heute wurde den Arbeiterführern die mittelst StatthaltereierlasseS erfolgte ministerielle Ent scheidung publicirt. Diner Entscheidung zufolge ist die Umänderung der Knappschaftskassen, die Einsetzung der Berginspectoren, die Erlassung emeS Haftpfüchtgejetzes, sowie daS gesetz liche Verbot dls Ausschlusses von Arbeitern unter 16 Jahren nur auf gesetzlichem Wege zu erreichen. Betreff- Abschaffung der Accordarbeit, Kürzung der Arbeitszeit und Fixlrung der Löhne werden die Strikcn- den auf Grundlage des bürgerlichen Gesetzbuches auf daS Uebereinkommen der beiden betheiligten Factoren und bezüglich der Entschädigung für die Strikedauer und StrafloShaltunq nvthigenfaüS aus den Rechtsweg verwiesen Eine Vorlage wegen der SonntagSarbeit befindet sich bereits in gesetzmäßiger Behandlung. Eine heute stattgehabte Sitzung der Werks- führer unter Vorsitz deS RegierungSraths Mer- beller nahm diese Entscheidung entgegen nnd faßte den Beschluß, sämmtliche Rädelsführer und Auf wiegler sofort verhaften zu lassen. Ossegg, Montag, 1. Mai, Abend-. (Tel. d. Reichend. Zig.) Der Feldmarschalllieutenant König ist zur Inspektion der Truppen hier an- gekommen. In mehreren Schächten wurde die Arbeit wieder ausgenommen. Beim Durchmarsch einer Truppencolonne fiel auS den Arbeiterhäusern de- NelsonschachtrS ein Schuß. Die Inwohner, 2 Männer und 3 Krauen, wurden verhaftet, ebenso der Rädelsführer Müller. Energische Maßregeln find bevorstehend. Buda Pest, DienStag, 2. Mai. (T l. d. Dre»dn. Journ.) Dem „Pester Lloyd" zufolge hx, stände die Absicht, in den herzegowiaischen Be zirken entlang der montenegrinischen Grenze die politische und administrative GeschäftSführnng fernerhin den militärischen Stationörommauda^trn zu belassen. Diese auf die Dauer von etwa 3 Jahren bemessene AuSnabmemaßregel soll den Uebergang von den unsicheren Verhältnissen zur bürgerlichen Verwaltung vorbereiten. London, Montag, 1. Mai, NachtS. (Tel. d DreSdn. Journ.) In der heutigen Sitzung deS Un terhauses erfolgte zunächst die Beantwortung mehrerer Interpellationen. Der Präsident de- Handelsministeriums, Cham berlain, erwiderte auf eine Anfrage Birkbeck's alle Mächte, welche auf der im Haag abgehaltenen Con- ferenz über Fischereiangelegenhelten vertreten gewesen, mit Ausnahme von Schweden und Norwegen, hätten die vorgeschlagene Convention gebilligt Die eng lischen Bevollmächtigten würden morgen zur Unter zeichnung der Convention nach Holland abgehen. — Der Unterstaatssecretär des Aeußern, Sir Charles Dilke, entgegneten dem Baron WormS, eS sei chm nicht bekannt, ob die Vereinigten Staaten in St. Pe tersburg Schritte zu Gunsten der jüdischen Bevölke rung geihan hätten. Die englische Regierung ser der Ansicht, daß osficielle Vorstellungen rn dieser Hinsicht eher em ungünstiges, als ein günstiges Resultat ha ben würden. — Dem Parlamentsmitqliede Wolff er klärte Dilke, es stände noch nichts Definitives über die Absichten des Sultans bezüglich der einzusühren- den Reformen fest; der Sultan habe dem englischen Botschafter gegenüber zu wiederholten Malen den Entschluß geäußert, Reformen einzuführen. DaS Unterbau- nahm schließlich die Berathung der Clöturrbill wieder auf. Nach langer Debatte wurde ein Amendement O'Donnel'S, welche» an statt deS Sprechers dem Minister die Initiative zu dem Anträge auf Clöture überlassen will, mit 220 gegen 164 Stimmen abgelehnt. Riga, Montag, 1. Mai, AbendS. (W. T. B) Wie die „Rigaische Zeitung" meldet, ist am 28. vor. Mts. gegen den Baron Nolcken Appricken bei Hasenpoth (Kurland) ein Agrarverbrechen ver übt worden, indem aus einem Gebüsche am Wege ein Schrotschuß auf denselben abgefeurrt wurde, Der Baron verlor ein Auge und wurde am Arm und an der Schulter verwundet. Dir Verbrecher entflohen. Einige Wochen vorher war auf dem Gute des Barons Nolcken eine Brandstiftung entdeckt worden. Konstantinopel, DienStag, 2.Mai. (Reuter'S Office.) Said Pascha soll seines Postens al- Premierminister entsetzt sein. Kairo, Dienstag, 2. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Das Kriegsgericht verurtheilte 40 Offi ziere zur Degradation und Verbannung nach Sudan. DaS Urtheil bezeichnet den Erkhedive als Anstifter der Militärrevolte und empfiehlt dem Khedive die Streichung der Civilliste des selben. Dresden, 2. Mai. Der heutige Tag ist ein bedeutungsreicher Tag in der Geschichte unseres SachjenlandeS. Das sächsische Vogtland begeht am 2 Mai die Feier der 400- jährigen Vereinigung dieses LandestheileS mit den Landen des Hause- Wettin. Mit Freude erinnert man sich im Vogtlande des TageS, und mit Stolz hebt man dort zugleich hervor, daß das Vogt land nach langen Streitigkeiten in völlig loyaler und rechtmäßiger Weise vom Haufe Wettin erworben wurde. Der in Plauen erscheinende „Vogtländische An zeiger* begrüßt den heutigen Tag mit folgenden Worten: „Ein ErinnerungStag von hoher Bedeutung ist für daS sächsttche Vogtland der 2. Mai. 400 Jahre sind verflossen, seit sich die erste wichtige That „in Form Rechtens* vollzog, den Kern unseres LandeS- theils, die Herrschaft Plauen, mit den Erblanden der Herrscher auS dem alten Fürstengeschlechte Wettin zu vereinigen. 4 Jahrhunderte lang — mit einer nur 14jährigen Unterbrechung im Laufe deS 16. Jahr hunderts, 1549—63 — sind bis jetzt die Fürsten der albertinischen Linie des Hauses Wettin die Schirm herren des Vogtlandes gewesen. Die kräftigt Hand der Wettiner konnte da- Land zwar nicht von den schweren Lasten bedeutender Kriege, die vielfach hart auf ihm lagen, befreien; ihr väterlicher Sinn wußte indeß die große Bedrückung zu mil dern. Immer erholte sich deshalb aufs Neue das Land. Die wohlwollende Fürsorge seiner Fürsten förderte das geistige wie materielle Wohl der Bewohner. Ge sittung und Bildung nahmen zu, und unter den Er werbSzweigen war es besonder- die Industrie, welche einen hohen Aufschwung nahm. Die Geschichte bestätigt eS: Das Vogtland erfreute sich, wie ganz Sachten, so auch seines Theils der Segnungen, die „ein gut Re giment von frommen und getreuen Oberherren* bringen kann, nachdem auch dir letzte Kriegsnoth zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts glücklich überwunden war. Fortan und bis in die jüngste Zeit war das Regiment des Königs bemüht, die Wiederkehr geschäft lich düsterer Zeilen von der Bevölkerung fern zu hal ten; mit Einsicht und Nachdruck sahen wir auch, wo eS Noth that, Einzelbestrebungen fördern, welche der Wohlfahrt deS Ganzen dienen konnten. In treuer Ergebenheit hat deshalb der Vogtländer stets zu den Wettiner Fürsten gestanden; mit freudigen Ge'ühlen blicken wir jetzt auf die verflossenen Jahrhunderte un ter der milden und wohlwollenden Herrschaft der Wet tiner, und mit festem Vertrauen in die Zukunft wendet sich ietzt unser Blick nach dem Throne, zu dem wir erneut die Versicherung unserer Treue bringen. Gott schirme, Gott erhalte uns das Haus Wettin!* Obgleich die Anarchie in Irland ununterbrochen fortdauert, lst doch plötzlich eine entscheidende Wendung in der irischen Politik der Regierung eingetreten. Was diesen Systemwechsel veranlaßt hat, dürfte dieser Tage ein Sohn John Brighl's ausgeplaudert haben, indem er bemerkte, W. G. Smith, der frühere konser vative Minister, der den Antrag auf Gründung eines irischen Bauernstandes einzubringen gedenkt, habe „das Ei der Liberalen gestohlen und wolle eS nun auS- brüten*. DaS Cabinet hielt eS asio für nothwendig, dem conservatwen ParlamentSmitgliede Smith zuvor- zukommen. Der Wechsel, welcher soeben in der Be setzung des Vicekönigspostens vor sich gegangen ist, wird allseitig als ein Schritt zur Versöhnung mit Irland angesehen. Nachdem der Earl Cowper, der bisherige V cekönig, zum dritten Male um seine Entlassung eingekommen, ist ihm dieselbe ge währt worden, und der erledigte Posten wurde dem Ministerpräsidenten (Lord-Präsidenten des geheimen RatHS) Earl Spencer angetragen. Letztgenannter, der schon einmal den irischen Statthalterposten bekleidete und mit den rrisclen Verhältnissen gründlich vertraut ist, hat den schwierigen Posten abermals übernommen, indeß mit der wichtigen Bedingung, daß er seinen Sitz im Cabinet behält. Irland wird somit im Minister - rathe jetzt doppelt vertreten sein, da der irische Ober- secretär Forster ebenfalls Sitz und Stimme im Ca- binete hat. Außerdem wurde aus Dublin gemeldet, die erste Amtshandlung des neuen Statthalter- Earl Spencer werde die bedingungslose Freilassung Parnell'S, Dlllon'S und O'Kelly'« sein. Gleichzeitig liest man in der „Morning Post*: „Biel Interesse er regte am Freitag Abend »m Unterhause das Schau spiel einer Conferenz zwischen Justin M'Larthy (dem Viceführer der extremen irischen Partei) und dem CabinetSuntgliede Chamberlain im Bibliothek zimmer. Man flüsterte sich zu, daß die Befreiung der drei „verdächtigen* irischen Parlamentsmitglieder der Preis für die irische Unterstützung rn der Cloture- frage sein soll * — Der „Standard* sieht rn dem Schritte die vollständige Aenderung der Politik des Cabinets und hält noch größere Zugeständnisse für bevorstehend, verurtheilt dieselben jedoch vollständig gegenüber den maßlosen Forderungen der Parnelliten. Der „Standard* hat Grund zu der Annahme, daß, salls die im Kilmainhamgefängniß sitzenden irischen Abgeordneten auf freien Fuß gefetzt werden, da- „no rent"-Manifest zurückgezogen würde. — Die „Darly News* billigen vollständig den Schritt der Ladiner» und verzeichnen daS bis jetzt noch unverbürgte Gerücht, daß Forster da« Staarssecretariat für Irland in Kurzem niederlegen und einen höhern Posten im Ca- binet erhalten werde. Jedenfalls steht man einem gründlichen Systenrwechsel Irland gegenüber, bei wel chem eS allerdings noch sehr fraglich ist, was daS auf gehetzte und von feinen Führern in die Bahn der Anarchie verlockte Volk in Irland dazu sagen wird, ob eS sich ebenso rasch abwiegeln, als aufwiegeln läßt. Schon in der Sitzung deS Unterhauses vom 26. April hatte man allgemein von Gladstone Aufklärungen über die „neuen Wege* der Irland gegenüber zu ver folgenden Politik erwartet, wozu ihm die Einbringung der Bill deS HomrrulrrS Redmonds über die „Regu- lirung der Pachtrückstände in Irland* die beste Ge legenheit bot. Die gehegten Erwartungen blieben jedoch unerfüllt. Der Premier enthüllte von dem neuen Actionsprogramm gerade nur so viel, um er kennen zu lassen, daß weitere Concessionen unter den in Aussicht genommenen Mitteln zur Pacificirung Irlands ihren Platz gefunden haben. Er beschränkte sich darauf, den Parnelliten in der verbindlichsten Weise und unter Anerkennung ihrer Bestrebungen, in Irland die Ruhe und den Frieben wieder herzu stellen (!), zu erklären, daß die Regierung selbst beab sichtige, in kürzester Zeit ein Gesetz über die Regelung der Pachtrückstände e nzubringen. Die Rede läßt sich in Folgendem zuiammenfassen: Er sei verpflichtet, in gutem Glauben anzunehmen, daß die von Parnelliten vorgeschlagene Novelle zur irischen Landacte ein ernst licher Versuch ihrerseits sei, daS Gesetz so zu gestalten, daß eS wirkliche Sicherheit für die Wiederherstellung deS Friedens und der Ruhe in Irland gewähre; den noch könne er der zweiten Lesung der Vorlage keinen Vorschub leisten, weil er an der anläßlich der Debatte über den Ausschuß des Oberhauses zur Untersuchung der Landacte ausgesprochenen Ansicht festhalte, daß die die Pachtverhältnisse betreffenden Bestimmungen der Landacte augenblicklich nicht alterirt und amen- dirt werden sollten. Gegen andere Bestimmungen bestehe dieser Einwand nicht, beispielsweise nicht gegen diejenigen, betreffend den Ankauf der Pachtungen dinch die Pächter und die Pachtrückstände. ES frage sich, ob durch eine Modificatlon oder Erweiterung der Bestimmungen über den erstern Punkt Gute- geschaffen - werden könne. Die große irische Frage präsentlre sich in diesem Augenblicke unter drei großen Gesichtspunkten; einer erscheine in der jetzt vorliegenden Bill, ein an derer betreffe die Ankauf-bestimmungen der Landacte, Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hostheater. — Altstadt. — Am 1. Mai: „Dai Fräulein von Be'le-JSle* oder „Drei Tage am Hofe Ludwig'- LV.*, Schauspiel rn 5 Acten von Alexander Dumas. Dieses Drama „klLÜewoiselle ä« öelle-lsls" wel ches Dumas, der Vater, bereits 1838 schrieb und das vor sehr langer Zeit flüchtig und schüchtern über unsere hiesige Bühne ging, ist um 4 Jahre älter, als vsrrs äoau" von Scribe, obgleich dieser 12 Jahre vor Dumas geboren wurde. Dieses früher begonnene Wirken Scribe'S veranlaßte eS wahrscheinlich, daß man ehedem von verschiedenen Seiten auf eine nachahmende Benutzung des berühmten Scrlbe'jchen Lustspiels durch Duma- bei dessen vorgenanntem Schauspiel yingewiesen Hal. Für den jpeciellen Fall ist eS ein Jrrthum; eher konnte d»e« Mal der ältere durch den jüngeren Autor zum scenischen Gefecht zwischen einer emancipirten Frau und einem da« weibliche Edelwild schamlos jagenden berüchtigten Diplomaten angeregt worden sein. Im Allgemeinen aber hat eS mit der Anlehnung seine Richtigkeit; Dumas bildete sich in seiner ersten Epoche nach der rffectvollen Coulffsenmethode seine- glänzenden Vorgängers, mit dem er sich bald in den Prämien des Theaterruhmes theilte. Damals waren jene Borzimmerintriguenspiele über aus beliebt, in welchen dar verbuhlte Treiben der Herzöge, Lavaliere und Hofdamen unter dem Schutze von Macht, Reichthum und Vornehmheit an den Höfen der beiden Ludwige und in der Regentschaft offen feine coquet frivolen DiScourse hielt und sich nur im Falle einer zu schandbaren Nichtswürdigkeit der Dämmerung und der Hintertreppen bediente. Diese verkommene Gesellschaft, die endlich den völligen Umsturz deS Lan des herbeiführte, dessen Ehre sie verkauft, dessen Un schuld sie vergiftet, dessen Menschenrecht sie erdrosselt hatte, lien sich als eine überwundene Macht des Bösen auf der Bühne fchr effectvoll in späteren friedsameren Zeiten verwenden, denn vaS Laster, welches eine glän zende Außenseite und daneben nicht nur das weiteste Gewissen, sondern auch die unberechenbarste Laune des UebermutheS und, wenn eS ihm gerade paßt, an Stelle deS Herzens die Grazie der Courtoisie besitzt, ist eine sehr verlockende Erscheinung für das Theater. Wenn der Dramatiler den Unthaten dieses Lasters rechtzeitig in den Arm fällt und durch List gar ein fröhliche- Ende herbeiführt, so stellt er daS Menagene- sprel mit gefährlichen Bestien dar, denen die Zähne auSgebrochen sind. Davon haben Scribe, DumaS und in einer deut schen Nachernte Charlotte Birch-Pfeiffer einen reich lichen Vortheil gezogen. „DaS Fräulein von Belle-Isle* hat einen sehr bühnenwirksamen, oft seinen Dialog, vortreffliche Rol len und die dankbare Folterspannung eines echten, von Episoden und Zufälligkeiten pikant zersetzten Jntri- guenstücks. Unsere Regie hatte sich mit dem Einstudiren viel Mühe gegeben, die sich lohnte und noch ferner loh nen wird. Die Lomödie hat vier große Rollen, die fämmtlich eine gute, ja zum Theil eine vorzügliche Vertretung fanden. Auch Hr. v. d. Osten, einer dieser Rollenträger, erfreute sehr durch einen flüssigen, eleganten Ton des Dialogs, dem ich immer noch etwas mehr Leichtigkeit und etwa- mehr von der fröhlichen Unbefangenheit jener Bonvivants wünsche, die von der wahren Ehre eines Mannes gar keine Ahnung haben. Schon jetzt übertrifft dieser Schauspieler im Richelieu seinen Bolingbroke. UeberauS fesselnd war Frl. Ulrich durch ihr inter essantes Spiel und ihre geistreiche launige Führung deS Dialogs als Marquise von Prie. Auch Hr. MatkowSky gab seinen Aubigny mit überzeugenden HerzenStönen, mit löblicher Einfachheit. Und in der Titelrolle «ndlich kann man über die fleißige, brave Leistung von Frl. Link nur volle Zu friedenheit auSsprechen. Sie streifte nur selten an ein deklamatorisches Patbo», viel öfter überzeugte sie durch Wärme und Gesundheit deS TonS, auch deS geistigen, der durch den eines guten Organs nicht immer gedeckt werden kann. Die junge Künstlerin zeigte sich h^er löblich auf fortschreitender Bahn. O. B. AuS dem Leben einer Unvermählten. Eine Erzählung.*) „Seit dem Beginn meines Schulunterrichts half die Mutter die mir ausgegebenen Sprüche und Lieder meinem Gedächtniß fest einprägrn, besonders den Spruch: Die Liebe verträgt Alle-, siej glaubt Alle-, *) Nachdruck verboten. sie hofft Alles, sie duldet Alles. Von meinem zwölften Jahre an nahm mich die Mutter mit in die Krankenstuben unsere» Dorfes, und wenn sie da e,ne Tochter fand, die ihre Tage und Nächte an dem Bett der kranken Mut'er verlebte und vielleicht die durch die Krankheit verloren gehende Arbeit der Mutter durch ihre eigene doppelte Arbeit zu ersetzen suchte, da sagte sie mir: Hier kannst Du sehen, wie die L ebe Alles verträgt. — Die Mutter war nie mißtrauisch, w der gegen Freunde und Bekannte, noch gegen die Diener, und wurde sie von dem Vater wegen ihre- zu großen Vertrauens, das freilich zuweilen auch ge täuscht wurde, getadelt, so erwiderte sie: Die Liebe glaubt Alle«. — Eine» TageS stellte sich dem Vater zur Wahl eines neuen Verwalters ein junger Mann mit den besten Zeugnissen vor, der aber ein unangenehmes Gesicht hatte. Ich war zugegen, als die Aeltern über diesen Bewerber mit einander beriethen, denn in wirthschaftlichen Angelegenheiten that der Vater nichts, ohne die Meinung der Mutter ,u hören. Der Vater hatte keine Lust, den jungen Mann anzu- stellrn, weil ihm sein Gesicht nicht gefiel, die Mutter erklärte ihm aber offen, daß sie e» für ungerecht halte, einen Mann bloS wegen seines unangenehmen Ge sicht- nicht in Dienst nehmen zu wollen, und bat: Versuche eS doch mit ihm, die Liebe hofft ja Aller. Der Vater gab nach und gewann den treuesten Diener. War mir von Jemandem Unrecht geschehen, und rch klagte eS der Mutter, so war, wenn sie eS nicht aus- gleichen konnte, ihr Trost: Die Liebe duldet Alle». „Meinen Bruder U rich sehe ich in meiner Erinne rung zur Zeit der Jagd sich im Jagdtumult unser» Schloßhofs mit seiner leichten Flinte herumtreiben
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