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Dresdner Journal : 12.05.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-05-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188205120
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820512
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820512
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-05
- Tag 1882-05-12
-
Monat
1882-05
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 12.05.1882
- Autor
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Erste Beilage zu 109 des Dresdner ^MNMls Freitag, den 12. Mai 1882 Provlnzialnachrichten. kauf von Petroleum, auf die Tagesordnung einer der nächsten Sitzungen zu fetzen, der Präsident wird dem Wunsche entsprechen. Nächste Sitzung Freitag 11 Uhr. Tagesordnung: Fortsetzung der ersten Berathung der Monopolvorlage. Schluß H4 Uhr. Dresdner Nachrichten vom 11. Mai. Aus dem Polizeiberichte. Bei dem Abladen von Baumstämmen erlitt vorgestern auf einem Neubau in der Lortzingstraße ein Zimm rmann einen Unter« schentelbruch. — Bei Gelegenheit der Reparatur eines EssenkopfeS auf einem Grundstück in der Schiller» straße kam gestern durch einen Fehltritt ein Maurer zu Falle und brach rechterseltS 4 Rippen. — In einer der hiesigen Gartenanlagen hat vor einigen Tagen der 6jährige TischlerSsohn Richard Adler ein Geld täschchen mit einem Goldstück und einigen kleinen Münzen gefunden. Die Aeltern haben es gestern zu weiterer Veranlassung an die Behörde abgeliefert. — Am Viaduct an der Marienbrücke stürzte gestern (Mitt woch) Mittag ein Kutscher, welcher sich nach einem Betrunkenen umsah, von dem von ihm gelenkten Wagen herab, wurde von den Rädern ersaßt, überfahren und so erheblich verletzt, daß die Erhaltung seines Lebens fraglich erscheint. s. Vom 15 Mai dsL IS. ab tritt bekanntlich ein neuer Tarif für die Beförderung von Perso nen mit Rundreisebillets im österreich-unga risch-deutschen Ruudreiseverkehr in Kraft. Da mit dieser Einführung anderwelte Bestimmungen für dre Benutzung dieser Billets, sowie andere Tournum- mern und Preise und auch wesentliche Aenderungen der Touren selbst eintreten, so empfiehlt eS sich sehr, daß man sich bis zum Erscheinen neuer CourSbücher vorher an den betreffenden BllletverkaufSstellen genau und nicht erst im Momente der Abfahrt über die ein schlagenden Verhältnisse informier. ES werden auf dem böhmischen Bahnhofe in Dresden alle Billetsorten verkauft, auf dem schlesischen Bahnhofe nur 3, auf dem Leipziger Bahnhofe gar kerne Sorten. Es neh men an diesem Rundrerseverkehr 27 Elsinbahnver- waltungen Theil. Von allgemeinem Interesse sind folgende Punkte: 1) ES werden die Billet» nur für die II und III. Wagen klasse ausgegeben, es berechtigen daher 2 BilletS III. Kl. nicht zur Benutzung der I. Wagenklasse. S) Mit dem Tage der Abstempelung beginnt die Giltigkeit»- dauer, welche um Mitternacht des letzten Tage» de» sest- gesetzlen GiltigkeititermincS derartig erlischt, bah zu die sem Zeitpunkt die Reise beendet sein muß Fahrtunter brechungen bewirken keine Verlängerung der Siltigkeit»- dauer. S) Die Reise kann auch aus anderen als den Louponstationen unterbrochen werden, nur bedars es hierzu eines Ver merke- der Unterbrechung aus der betreffenden Station. 4) Es ist dem Reisenden völlig überlasten, ob er die Reise in der im Billet angegebenen oder auch in umgekehrter Richtung zurücklegen will b) Freigepäck werden 2b pro Billet gewährt. 6) Kinder unter 3 Jahren, welche ihren Sitz aus dem Platz ihrer Begleiter finden, werden srei besördert. Wenn mehrere Kinder unter 3 Jahren von einer erwachsenen Person begleitet werden, so sind nur 2 Kinder taxsrei. Je 2 Kinder von 8— tu Jahren werden in allen Wagen- klassen und Zuggattungen zusammen aus ein einfaches Billet der betreffenden Klasse besördert Im Uebrigen werden Kinder aus Rundreisebillels nur gegen Zahlung deS vollen Fahrpreises der betreffenden Klasse besördert. 7) ES steht dem Reisenden die Benutzung der Route nach und von Berlin via Röderau oder Zossen vollständig srei, ebenso können mehrere Touren, welche bisher nur über Bodenbach Prag und über Eger-Regensburg giltig waren, auch beliebig über Tetschen resp. Hof-Regensburg oder Hof Nürnberg benutzt werden. -A Der christlich - fociale Verein hielt am gestrigen Abend im großen Saale des „Tivoli* seinen letzten öffentlichen Vortragsabend in diesem Frühjahr ab. Hr. k. Seydel sprach über die Selbstmord manie und that dar, wie zunächst weder die rein religiöse, noch die naturalistische Beurtheilung der Frage ausreichend seien, und wie noch ein drittes Moment, daS sociale, behufs Erklärung der Selbstmordmanie in Betracht gezogen werden müsse. Der Vortragende bot ein reiches, hochinteressantes statistisches, die socialen Veranlassungen des betiübenden Phänomens in ihrer Vielgestaltigkeit hinreichend lllustrirendeS Material. Heil mittel gegen die sociale Krankheitserscheinung will Red ner in einer Erstarkung des kirchlichen Lebens und in einer Veibesselung des Schulunterrichts erkennen Unsere Schule lasse in der Jugend zu viel Ansprüche an das Leben groß werden, welche dieses später nicht erfüllen könne; man gehe viel zu sehr auf Vermehrung deS Wissens, als auf Bildung deS Charakters auS. End lich bedüiflen wir einer Erstarkung deS Familienlebens. „Familie, Siaat und Kirche sind die drei Pfeiler, die Gott wider daS Reich deS Teufels in dieser Welt ge- sitzt hat,* habe schon Luther gesagt. Diese drei Pfei ler müßten wieder gestärkt werden, wenn sich der so ciale Abgrund, in welchen unS die Selbstmordmanie blicken lasse, wieder schließen solle. Der anregende, warm empfundrne Vortrag fand eine sehr beifällige Aufnahme bei der an 800—900 Personen zählenden Versammlung. L. Im ober» Erzgebirge hat eS am Dienstag Mittag biS zu den späteren Abendstunden hin periodisch ziemlich stark geschneit, und dieser hoffentlich letzte Schnee für dieses Frühjahr ist durchschnittlich 8 cw tief biS zum gestrigen Vormittag liegen geblieben. Vom Loschwitz-Pillnitzer Höhenzuge aus präsenlirte sich gestern früh, als die Sonne schien, der ErzgelurgSkamm vom böhmischen Sattelberg bis zur Altenberger Gegend hin in reinstem Weiß. D Leipzig, 10. Mai. In der heute Abend statt- ist, daß der nahe, sogenannte Schwär,teich den al» gefundenen Plenarsitzung des hiesigen Stadtverord- Weg dienenden Damm durchbrochen hat, gefallen. Abg Or. Herme- (Westpriegnitz) bittet den Prä- netencollegiumS wurde eine Summe von 60700 M. Zweien von ihnen gelang eS, sich au- demselben sidenten, die kaiserl. Verordnung, betreffend den Ver- für Baulichkeiten im alten Stadttheater v-rwilligt wieder herau-juarbeiten; der dritte dagegen, der ca, Vom Rathe ist ein weiterer Garderobenanbau an der Südseite des Theaters beschlossen worden, welche Neuerung ebenfalls zur Erhöhung der Feurrsicherheit dienen soll. Mit den bereit- in der Ausführung be griffenen Bauten ist nunmehr die Gewißheit geschaffen, daß da- alte Theater wiederum für Jahre hinaus in» tact und die hier und da angeregte Frage eine» Ab bruchs dieses Gebäudes einstweilen auS der Welt ge schafft sein wird. Oschatz, 9. Mai. (L. Ztg.) Heute fand hier eine Versammlung von Geistlichen Statt, welche daS durch den Tod des verdienten Hrn. Pastors vr. Wilsdorf in WellerSwalde erlevigte Amt eines Vorstehers de» Oschatzer FeuerhilfSvereinS für Prediger Hrn. Pastor Stelzner in Wermsdorf übertrugen, während Hr. Pastor Fraustadt in Dahlen zum Stellvertreter deS Vorsitzenden ernannt wurde. Gleichzeitig wurde der Vorstand beauftragt, als Vorlage für den im Jul' statlfindenden Convent eine feste Gebührenordnung aus» zuarbeiten. Die Leuung des Oschatzer Wittwenfi-cu» wurde ebenfalls Hrn. Pastor Stelzner anvertraut. /I Chemnitz, 10. Mai. Aus dem unlängst von dem VerwaltungSrathe des JohanneumS über diese Erziehungsanstalt auf das Jahr 1881 erstatteten Berichte ist zu entnehmen, daß infolge mehrerer in den vorhandenen beiden Wohngebäuden vorgenommener bau licher Veränderungen die Zahl der daselbst unterge brachten Zöglinge von 24 bis auf 39 erhöht werden konnte. Der Bestand der Zöglinge belief sich am Jahresschluß auf 23 Knaben und 14 Mädchen. Außer dem befinden sich als Lehrlinge bez. Dienstboten un- tergebracht außerhalb der Anstalt, jedoch unter deren Controle, noch 13 Zöglinge. Die schulpflichtigen Zög linge besuchen die öffentliche Bezirksschule. Die ge wonnenen ErziehungSrejultate werden im Berichte al- zufriedenstellende bezeichnet Da- Vermögen dieser Stiftung, welche ihr Entstehen der Schenkung und später der Erbschaft eines hiesigen Bürgers, de» im Januar 1880 verstorbenen Privatmannes Karl Christian Hübner verdankt, betrug Ende 1881 im Ganzen 685245 M., nämlich 590 770 M. ausgeliehenr Capitalien und 94 475 M. Werth der Grundstücke und Vorräthe. Freiberg, 10. Mai. (Fr. Anz.) In Langenrinne ertränkte sich heute Vormittag im sogenannten Hüt tenteiche das älternlose Schulmädchen Schneider, welches von der Gemeinde ErbiSdorf nach Zug in Pflege gegeben war. DaS Motiv zu dieser That soll, wie man annimmt, Furcht vor Strafe gewesen sein. Mittweida, 9. Mai. (CH. Tgbl.) Vor Kurzem waren Stadlralh und Stadtverordnete zu einer gemein schaftlichen Sitzung zusammengekommen, wobei eS sich um Erledigung des Gesuches einiger hiesiger Weber um Vorstreckung kleinerer Darlehen zur Ein richtung der Webstühle für Herstellung wolle ner Kleiderstoffe handelte. Nachdem der Bürger meister vr. Käubler die rasche Zusammenberufung der städtischen Collegien durch die Dringlichkeit der Sache erkiärte und der anwesende Webermeister Krebs eine Rekapitulation der mit dem Fabrikanten Jaffö in Berlin geführten Verhandlungen gegeben, beantragte Ersterer: „Die städtischen Collegien wollen beschließen, den 10 sür die Firma Aschenbach und Jassö in Berlin arbeitenden hie sigen Webern je ein unverzinsliche» Darlehen von SO M., zurückzahlbar in monatlichen, am 1 August 1882 beginnen den Raten von je 3 M-, aus Stadtmitteln baar vorzustrecken, dabei aber nur diejenigen Weber berücksichtigen, welche von der Weberinnung dazu empfohlen werden.' Nach längerer Debatte gelangte dieser Antrag beim Stadtverordnetencollegium fast einstimmig, beim Stadt- rath aber einstimmig zur Annahme. LriSnig, 10. Mai. (L. Tgbl.) „Feuer!* erscholl eS in der 3. Morgenstunde deS gestrigen Tages. ES brannte in der Badergasse, wo das Feuer in Nr. 81 ausgebrochen war. Obwohl die vereinigten Feuer wehren ihre Schuldigkeit thaten, verzehrte daS Feuer, da die Hintergebäude der einzelnen Häuser reichliche Nahrung sür dasselbe boten, auch die Nachbarhäuser und zwar die, welche die Nummern 79, 80 und 82 trugen. v. Dippoldiswalde, lO.Mai. Bei dem vorgestern ausgetretenen heftigen Gewitter schlug der Blitz Nachm. ^3 Uhr in da- Scheunen- und Pserdestall- gedäude deS Gutsbesitzers Johann Gottlob Karsch in Großölsa, wodurch' binnen kurzer Zeit sämmtliche 4 Gebäude des Gehöftes in Asch? gelegt wurden. Der Rindviehbestand ist gerettet worden, wogegen leider zwei gute Pferde, sowie sämmtlicheS WirthichasSinvcntar und fast alles Mobiliar mit verbrannt sind. Der Der Brandcalamitose hat nichts versichert. — Gleich zeitig schlug auch der Blitz in das Wohnhaus deS Fabrikarbeiters Ernst Heinrich Richter zu Neuölsa, welcher jedoch nicht zündete, sondern nur eine Ziege im Stalle tödtete und einige Verletzungen am Zugel- dache verursachte. Der Gewitterregen war in vielen Orten gleich heftig, wie der vor Jahresfrist. An den Wegen, Brücken und Schleusen hat derselbe erhebliche Beschädigungen hinterlassen und an den anstehenden Feldflüchten mitunter ganz bedeutende Verheerungen angerich'.et, Mauern und Zäune fortgerissen u. s. w. Weiter fuhr der Blitz in das dem Stuhlbauer Her mann Richter in Ruppendorf gehörige Wohnhaus, ohne jedoch zu zünden. Er hat jedoch am Gebäude und Schieferdecken, an Putz und Rohrdecken mehrfachen Schaden verursacht. E:n Blitzstrahl fuhr hierbei in die Kammer, wo er Decke und Wanduhr beschädigte, daS darin befindliche schlafende Kind aber unverletzt ließ. Ein Strahl ging nr der Hausflur zwischen vier zusammenstehenden Personen, ohne zu verletzen hin durch. Kamenz, 9. Mai. (Wchschr.) Vom Jahrmarkt in Bischofswerda zurückkehrend, sind in vergangener Nacht bei dem Regenwetter und der herrschenden Finstermß 3 Bewohner von Gersdorf vom Wege ad» gekommen und in ein 3 iu tiefe- Wasserloch auf dem Waldwege bei Obersteina, welche» dadurch entstanden lich zu der Bermuthung sühren, daß die jetzige Tabakindustrie wenig oder garnichtS verdiene, und da- hat doch auch seine Bedenken sür die Entschädigung. (Sehr richtig! rechts.) Die Einschätzungen bezüglich der Production sind nicht nur nach der Enquöte, sondern nach den Erfahrungen von 1880 und 1881 gemacht, bei dem Verkaufspreis ist lediglich der De tailpreis angenommen, Engrospreise kennt die Regie nicht, auch in politischer Beziehung ein Vortheil für die ärmeren Klaffen. (Gelächter links.) Die Aünspsennigcigarre ist auch nach der Vorlage die am meisten gebrauchte. Der Abg. Kayser, der ebensalls Abgeordneter der zweiten basischen Landeskammer ist. hat dort gesagt, daß der Aussall an Gewerbe- und Han- delSsteuer sür Baden allein 40 Millionen Marl betragen würde. Nehmen Sie die Steuer nur zu 10 Procent an, so wäre der Gesammtreingewinn in Baden 400 Millionen. Wie groß muß dann der Bruttoumschlag sein- (Hört! hört!) Und da sagen Sie unS, daß wir zu hohe Ansätze gemacht haben I Vertrauen Sie nur darauf, daß die Ansätze in Bezug aus Quantum richtig sind. Abg. v. Minnigerode: Die maßvolle Art, in welcher die Redner auS dem Hause bisher die Vorlage besprochen haben, muß allgemein befriedigen. Um so mehr mußte eS aussallen, daß bei den Ausführungen des Herrn Vertreters der Regie rungen aus jener Seile ein ungewöhnlicher Lärm entstand, und daß sogar Ruse „zur Sache!" laut wurden. Derjenige, der dies gerufen hat, ist sich gar nicht klar über die Stellung des Reichstags; kein Mitglied desselben hat da» Recht, ein Mit glied deS BundeSraths zur Sache zu rufen (Unruhe links), Sie verkennen damit vollständig den Respect, den Sie die!er Körper schaft schuldig sind (Stürmische Unterbrechung und Lärm links; Abg. Richter (Hagen): Sie sind kein Schulmeister! Der Präsident rust den Abg. Richler (Hagen) unler großem Lärm auf der Rechten wegen dieses Ausdrucks zur Ordnung!) Bisher wurden die Verhandlungen dieses Hauses mit absolutem Anstand geführt und ein derartiger Ton war unerhört; das HauS hat ein Recht daraus, daß solche Ausschreitungen in Zu kunst unterbleiben! (Gelächter und Zischen links.) Die Mono- polsrage ist durchaus keine Parieisrage; in unseren Reihensind die sächsischen und badischen Mitglieder absolute Gegner des Monopols, ebenso sind warme Anhänger desselben unler un»; eine dritte Kategorie, zu der auch ich mich zähle, steht einst weilen noch seiner Einsührung kritisch gegenüber und ist vor läufig neutral Wir haben, nachdem wir eine große Nation geworden sind, unsere Existenz unseren Nachbarn gegenüber zu vertheidigcn, das ist der Hauptgedanke des Entwurss. In finanzieller Beziehung haben die Einzelstaaten mannichsache Bedürfnisse, die sich in Zukunft noch steigern werden, daher müssen wir Gegner des Antrags Au-seld sein Ob der Bauer und der Fabrikant nicht noch mehr durch das Monopol, als durch eine höhere Steuer betroffen wird, wird zu erwägen sein. Wir haben ja noch andere Mittel, um er höhte Einnahmen zu schaffen, u. A. eine starke procentuale Börsrnsteuer, das weite Gebiet der Getränkesteuern u s. w. (Hört, hört! links.) Mag man aber dem Monopolgedanken noch so kühl gegenüber stehen, finanztechnisch liegt die Sache doch so, daß bei dem Bedürsniß erhöhter Geldmittel und bei der Natur deS Tabaks als Sleuerobject nur aus dem Monopol noch höhere Erträge zu gewinnen sind. Die Berechnungen der Vorlage stehen freilich nicht aus ganz zuverlässigem Boden; am sichersten ist noch, daß der Tabakbau unter dem Monopol am besten sortkommt, wie auch das Beispiel der sranzösischen Ta bakdauer ergicbt. Allerdings wird andererseits eine Beschrän kung deS Baues eintreten müssen. Das Bekommende des Ge fühls, eine so große Privatindustrie beseitigen zu müssen, em pfinden auch wir, darum cmpsehlen wir eine Commission von 28 Mitgliedern zur möglichst genauen Erörterung aller Details, denn die Situation ist allerdings eine der jchwierigsten. Vor dem Worte „Monopol" haben wir keine Scheu und ich möchte auch die Gegner warnen, namentlich die Herrn Nationallibera- len, diesem Worte so energisch ihr „Niemals" zuzurusen. Aus dem Munde eine? Politikers ist dieser Rus sicher nicht erschollen. Die Fortsitzung der Berathung wird vertagt. Zur Geschäftsordnung bemerkt Aba Richter (Hazen): Der Herr Präsident scheint den Zwischensall von vorhin nicht vollständig wahrgenommcn zu Haden. Ter Abg. v. Minnige rode hatte dieser Seite des Hause- Verletzung des Respccts gegen ein Mitglied de» Bundesrath» vorgeworsen und sich sür die Zukunft derartige Ausschreitungen verbeten Da eine Lensur aus diese früher für unzulässig erachtete Provocalion seilen des Präsidenten auSblieb, jo erschollen hier (linkt) Ruse: Zur Ordnung! Ich habe mich begnügt zu rusen: Sie sind kein Schulmeister! Der AuSkruck „Schulmeister" ist bisher parlamentarisch zulässig gewesen (Lachen rech»»); ich erinnere mich, daß er wiederholt von der Rechten gegen Mitglieder unserer Seite beliebt worden ist. Präsident: Ich habe den Rus de» Abg. Richter jo ver standen: Sie sind ja rin Schulmeister! (Widerspruch links.) Für diesen AuSrus, sollte er ein ander Mal vorkommen, würve ich jede» Mitglied zur Ordnung rusen. (Beisall recht».) Im Uebrigen behalte ich mir vor, zu befinden, was ich in der De batte sür geeignet halte und was nicht, dazu haben Sie mich zum Präsidenten gewählt, da» ist meine Pflicht und mein Recht! (Beisall) Abg. Frhr. v. Minnigerode hat seine Kritik nicht an eine ganze Seite de» Hauses, sondern nur an einzelne Mit glieder gerichtet Abg Richter (Hagen) hat über die GeschästSsührung kein Urtheil abgeben wollen, sondern sich nur auf den Umstand be rufen, taß derartige Provoeationen seiten früherer Präsidien für unzulässig erklärt worden seien. 7 lanzrrsorm ist in den kleinen Staaten noch größer, al» in Preußen. (Ruf de» Abg. Richter: Ja, warum denn- Rufe link»: Zur Sache! Hier ist kein BolkSwirthschastsrath! Ruse recht»: Ruhe, Ruhe! Glocke de» Präsidenten Großer Tumult.) Meine Pflicht ist e», salsche Vorstellungen hier zu widerlegen. Ich kann von Bayern constatiren, daß dort die Communal- belaftung eine Steuerresorm nöthig macht. (Ruse link»: Zur Sache!) Principiell wird die Nothwendigkelt einer Reform auch aus anderer Seite zugegeben. Die Regierung kann sich also durch die Stellung der politischen Parteien auf ein wei teres Abwarten mit al» drängend anerkannten Reformen nicht einlaffen. (Unruhe links.) Es ist niemals die Versicherung gegeben, daß kein Monopol eingesühr« werden solle. Es ist nur gesagt worden, bis zu einer gewissen Zeit nicht! (Aha! links.) Die Erfahrungen seit 1878 haben uns nun gelehrt (Ruse: In Straßburg-), schon jetzt zum Monopol übrrzugehen. (Abg Richter: Wohl in Straßburg gelernt- Präsiden» v Levetzow: Herr Abg. Richter: Sie haben nicht das Wort!) Wenn der Vorredner von einem Phantom deS Monopol- ge sprochen hat, so ist in der Vorlage ein solches Phantom ge meint. Der Ertrag deS Monopols hätte eher Höber als nied riger nach unseren Ersayrungen gegriffen werden können (Ruse: Straßburg!) Die labakbauern werden die Segnungen der freien Concurrenz namentlich seit der Einsührung der Steuer von 1879 gewiß nicht preisen. (Gelächter links) In der Vorlage ist z » Gunsten des heimischen Landbaue- ja ge sagt, daß von demselben deS Bedarss bezogen werden müssen (Ruse: Wie lange?) Natürlich so lange, bis durch die Gesetzgebung etwas Anderes beschloßen wird (Hört! hö t! links ) Hier bei uns herrscht nicht die Absicht, vielleicht wird aber eine andere Verwaltung diese Bestimmung ändern. Eine weitere Zusicherung ist dem Tabakbauer ferncrdadurch gegeben, daß er sein Erzrngniß noch auMhren kann, auch wenn er eS sür die Regie gebaut hat. Der Export wird also nicht mehr beschränkt, wie jetzt. Wenn der Vorredner fürchtet, daß mehr Arbeiter ar beitslos werden würden, als die Regierung angiebt, so besteht bei derselben die Absicht, möglichst alle Arbeiter zu be<chästigen. Furcht vor anderen Monopolen braucht man nicht zu haben, das Tabakmonopol ist eben nicht Selbstzweck, sondern die beste Steuerform. Die Fabrikpreise werden nicht erhöht werden, wenigstens nicht in absehbarer Zeit. (Rus: Was heißt das?) Der ganze Handel soll ruinirt werden! Wissen Sie denn, wie der Tabakhandel von Bremen und Homburg entstanden ist- Die Sclavenschiffe nahmen als Rückfracht Tabak! (Unruhe link-.) Bremen hatte so den doppelten Nutzen und legte so den Grund zu seinem Wohlstände. (Großer Lärm) Die An- sührung, daß der Ertrag zu hoch gegriffen ist, könnte schließ- dürfe man nicht vergessen, daß Frankreich durch ein deutsche- Monopol etwa 37 Millionen an seiner Grenzbewachung erspart. Redner ging dann zur Besprechung der Motive über. Die Regie werde nicht, wie die Motive sagen, den Rohtabak billiger lausen, als die Privaten, sondern eher theurer. Der Tabak könne nicht mehr bluten; die Steuer sei schon hoch genuy. Redner empsahl schließlich die Ablehnung der Vorlage und die Annahme deS Antrages AuSseld. Abg Hobrrcht erkannte an, daß allgemein da-Verlangen herrsche, die directen Steuern zu vermindern und die Commu- nallasten zu erleichtern. Eine solche Reform ist aber nur mög lich, wenn eine Mehrheit vorhanden ist, die in einem Ver- trauen-verhältniß zur Regierung steht. Eine solche Majorität ist nicht vorhanden. Ehe noch da-Gesetz von 1879 vollständig in Kraft gelretin, geht man nunmehr zum Monopol über. Die EnquSteeommission hat sich ungünstig über dasselbe geäußert. Wenn man den Steuerbetrag gerecht vertheilen wolle, dann würde der Ertrag vermindert; wenn man hohe Erträge erzielen wolle, müsse man die Massenartikel belasten. Die Bedenken gegen da- Tabakmonopol liegen hauptsächlich darin, daß die Gelegenheit zum Erwerb vermindert wird, daß man einzelnen LandeSiheilen unheilbare Wunden schlägt. Deshalb werde er und seine Freunde gegen da« „Phantom deS Monopols" stimmen, aber sür die Berathung der Vorlage in einer Lom mission. Unterstaat-secretär Vr. v. Mayr führte demnächst auS, daß die Ainanzresorm nothwendig sei, um eine Entlastung der staatlichen directen Steuern, sowie der Communalbefteue- rung zu erreichen. Mit Recht habe der Vorredner bemerkt, daß die Regierung eia Versprechen, da» Monopol nicht einzu- führen, 1879 nicht gegeben habe. Inzwischen hätten aber dir seitdem gesammelten Erfahrungen genügt, um sich sür die Ein- sührang de» Monopol« entscheiden zu müssen. Die Rede de« Unterftaat»secretär» wird von der Linken häufig durch Zwischrn- ruse unterbrochen, in-besondere al» derselbe den Au-jpruch thut ,i« Elsaß warte man sörmlich aus da« Monopol". Red ner fährt fort. Wie schon gesagt, die Nothwendigkcit einer lleichstagsoerhaMlUMi. * Berlin, 10. Mai. Die Physiognomie deS Reichstags war heute, obgleich der große Gegenstand der Session, da- Tabakmonopol, auf der Tagesord nung stand, äußerlich weniger erregt, als man zu er warten berechtigt war. Die Zuhörertribünen waren zwar stark (zum großen Theil von direct beim Tabak handel Jnteressirten), die Bänke der Abgeordneten ziemlich mäßig besetzt. Vielleicht lag eine der Haupt ursachen dieser sonst befremdlichen Erscheinung in dem Umstande, daß der Reichskanzler seines Gesund heitszustandes halber den Verhandlungen nicht bei wohnen kann, worüber er durch seinen Vertreter in dieser Materie, den StaatSsecretär Scholz, dem Reichs tage sein besonderes Bedauern ausdrücken ließ. StaatSsecretär im Reichsschatzamt Scholz: Wenn eS der Redner sich gestatte, die Beralhungen mit einigen Worten einzuleiten, so werde er allerdings dem Hause mit Rücksicht aus die vielseitige öffentliche Behandlung, die der in Rede stehende Gegenstand bereit- erfahren, dem Hause nicht viel Neue- sagen. Es könne indeß nur von dieser Stelle aus der Standpunkt der Regierung gegnerischen Angriffen gegenüber sowohl wie auch gegenüber manchen zwar wohlwollend gemeinten Unterstützungen, von denen man aber wohl das Wort anwenden könne: „Gott beschütze mich vor meinen Freunden rc." bestimmt und klar bezeichnet werden. Der Schatzjecretär legte dann de- Näheren dar, wie und warum daS Ziel der Steuerreform bis her nicht erreicht sei, daß noch erhebliche Mittel nöthig seien, um die Ausgaben des Reich-, sowie die finanzielle Erleichterung der Einzelstaaten und der Eommunen zu erreichen. Die Angriffe, welche neulich im preußischen Abgeordnetenhause dagegen ge richtet , daß die bewilligten Mittel schließlich nicht zu den be stimmten Zwecken verwendet würden, wären ungerechtsertigt, wären zudem überhaupt eine Verurtheilung parlamentari scher Bewilligung solcher Verwendung. Die weitere Durchfüh rung der Steuerresorm sei als ein unabweisbare- Bedürsniß der verbündeten Regierungen anerkannt. Sie schlagen deshalb die Einsührung deS Tabakmonopols vor, und daS unter mög lichster Schonung aller einschlägigen Interessen. Denn die mit dem Tabakmonopol verbundenen Bortheile würden von den ver bündeten Regierungen al- so erheblich erachtet, daß sie vor den Uebel ständen zurücktreten müßten. Unter den letzteren wäre allerdings ein großer Theil indeß in Wirklichkeit gar nicht vor handen. Die- gelte zunächst von der politischen Gefahr, welche das Monopol vorgeblich mit sich bringen solle. Dies Wahlrecht würde aber in allen bestehenden Staatsbetrieben auch jetzt ungestört auSgeübt. Jedenfalls liege eine derartige po litische Tendenz der Vorlage durchaus fern. Die Arbeiter der Tabatindustrie würden, wenn sie tüchtig seien, nach wie vor in den Staatsbetrieben beschäftigt werden, und dann bester ver sorgt sein, als es in der Privatindustrie jetzt der Fall. WaS das Interesse der Tabaksteuer betreffe, so gehe dasselbe mildem staatlichen jo sehr Hand in Hand, daß dasselbe schon deshalb nicht als gefährdet erscheinen könnte Der bedenklichste Ein wand, daß der erhoffte Ertrag des Tabakmonopols nicht werde erreicht werden, sei hinfällig; die Annahmen der Vorlage be ruhen aus zuverlässigen Ermittelungen; der Ertrag werde nach wenigen Jahren deS Ueberganges jedenfalls die volle angenom mene Höhe erreichen. WaS dann die begründeten Bedenken gegen die Vorlage betreffe, so trete zunächst hervor die noth wendige Beseitigung der Privatlhätigkcit. Aber hier sei e- ge boten, gesetzmäßige Ausgleichung zu finden, wenn sie allerdings auch schwer sein werde Im Großen und Ganzen glauben die verbündeten Regierungen aber mit ihren Vorschlägen, betreffend die Entschädigungen, Vergütungen und Unterstützungen, da- Richtige getroffen zu haben. Allerdings kämen nun auch in Betracht die indireet Betroffenen, deren Berechnungen in- Ungeheure gehen möchten. Aber dem stehe der Vortheil deS Ganzen gegenüber, und deshalb würde auch die Entschädigung der indirekt Betroffenen abzulehnen sein. Eine einträglichere Resorm der Tabaksteuer lasse sich in einer andern Weise als durch das Monopol nicht erreichen. Bewillige man dasselbe jetzt und dieser Regierung nicht, so werde man es später einer andern Regierung (Links: Niemals!) doch gewähren müffen! In der Voraussetzung, daß die Vorlage einer Com mission zur Prüfung werde überwiesen werden, sage er jedwede bereitwillige Unterstützung der Regierung zu. Diejenigen, welche der Vorlage mus »tuäio gegenübcrstehen, bitte er, ihr auch MUS iru gegenübertreten zu wollen. Alle wollten ja doch nur das Wohl de- Vaterlandes. Der Präsident theilt mit, daß nun zuerst der von den fortschrittlichen Abgg. AuSseld und Genossen ein gebrachte Antrag zur Verhandlung komme. Dieser Antrag lautet: Der Reichstag wolle beschließen: zu erklären: 1) daß nach der erst durch Gesetz vom 16. Juli 1879 statt- gehabtcn beträchtlichen Erhöhung der Tabaksteuer jede neue Störung der Tabakindustrie durch nochmalige Ver änderung der BesteuerungSverhältniffe ausgeschlossen sein muß und dcher die in der Eröffnungsrede vom 27. April eventuell in Aussicht genommene Erhöhung der Taoak- , steuer nicht minder unzulässig sein würde, als die Ein sührung deS Tabakmonopols. 2) daß die schon vorhandenen und in Zunahme begriffenen Einnahmen bei angemessener Sparsamkeit in allen Zwei gen deS öffentlichen Haushalts die Mittel darbieten wür den, um in der Steuer- und Zollgesetzgebung Härten und Ungerechtigkeiten zu beseitigen. Zur Begründung dieses Antrags erhält das Wort der fortschrittliche Hamburger Abg. Sandtmann (wegen seines schwachen Organs kaum verständlich) bestritt, daß die Vorlage keine politische Bedeutung habe. Der Hinweis der Motive auf die fremden Staaten sei nicht maßgebend Wenn man in der französischen Presse dem Reichskanzler zur Monopolvorlage Glück gewünscht habe, so
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