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Dresdner Journal : 12.05.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-05-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188205120
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820512
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820512
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-05
- Tag 1882-05-12
-
Monat
1882-05
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 12.05.1882
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K.t6 send die Naturalisirung und den Aufenthalt, refp. die die inhaltsschwere Anklage, daß der Expräsident Ko ¬ rine solche Versammlung da» gesammte Unterricht»- wesen in die Hände der geistlichen Orden bringen, die Gerichte und die Armenoerwaltung nationalifiren, au» der Lonftablermannschast eine katholische Miliz machen, die englischen Landherren zum Verkauf ihrer Güter nöthigen und sich durch Prohibitivzölle gegen England absperren würde. So gilt e» denn bei der Ver schiedenheit von Race, Religion und politischen Inter essen und bei der Starrheit der englischen Parlament»- souveränetät einen Kampf, dessen AuSgang, so sehr der Menschenfreund die» auch bedauern mag, kaum zweifel haft sein kann. Im Nothfall hat der britische Leopard noch stet» seine Tatzen zu gebrauchen verstanden, liberale Theorien haben ihn darin noch niemals irre gemacht. Die ganze Situation ist recht eigentlich dazu angethan, die radicalisirenden Whig» von ihrer un- stualsmännischen Anwandlung, die sie seit einem Jahr zehnt zeigen, gründlich zu heilen, und schon zeigt eS sich, daß, da es Ernst wird, Whig» und Tortes die gleichen Maßregeln ergreifen, um ihren Staat und die Parlament-Herrschaft zu erhalten; in allen solchen Fällen pflegen in England Parteiunterschiede nur von akademischer Bedeutung zu sem." erkannten Regeln der Baukunst dergestalt handelt, daß bei bestimmungsmäßiger Verwendung de» Baue» Ge fahr für Menschen entsteht, mit Geld oder Gefängniß zu bestrafen ist, findet nach einem Urtheil de» Reicht- gericht», III. Strafsenat», vom II. Februar d. I., auch dann Anwendung, wenn vor der bestimmungs mäßigen Verwendung des Baues diese Verwendung von der Baupolizei inhibirt worden ist. * Karlsruhe, 10. Mai. Die Großherzogin, welche mit der von Amsterdam nach Stockholm zu rückreisenden Königin von Schweden am Sonntag in Köln zusammengetcofsen war, kehrte heute früh nach Baden zurück. * Wien, 10. Mai. Der gemeinsame Minister des Auswärtigen, Graf Kalnoly, ist gestern Abend von Buda-Pest hierher zurückgekehrt. Wegen Neubesetzung des RetchSsinanzminlsteriumS ist noch keine Ent scheidung getroffen. Nach dem „Pester Lloyd" ist die Entscheidung in der Frage der Ernennung eines ge meinsamen Finanzmintsters in den nächsten Tagen noch nicht zu gewärtigen. Den Bemühungen, Szlavy zum Bleiben zu bewegen, ist kein Erfolg beizumessen. — Die heutige Sitzung des Abgeordnetenhauses war zu ihrem größten Theile von der Debatte über die Roheisenzölle auSgefÜllt, wenngleich bei dieser Tarifpost nur 5 Redner zum Worte kamen. Nachdem die Abgg. i)r. Kronawetter und Pros. Krejci, der Erstere gegen, der Letztere für die Eifenzölle gesprochen hatten, votirte die Rechte den Schluß der Debatte. Der nach Schluß der Debatte zum Generalredner ge wählte Abg. Baion Zschock widmete seine anderthalb stündigen Ausführungen der Situation der steierisch.» Hochöfen und befürwortete warm das Regierungsela borat. Bei der Abstimmung über die Position „Roh eisen" wurde der auf Fixirung des Zollsatzes mit 50 Kr. lautende Antrag des l)r. Kronawetter nahezu einstimmig abgelehnt und die Tarispositlon mit sehr großer Majorität genehmigt. Noch wurde Tarif- klasse XXXIX, „Unedle Metalle und Waaren daraus", unverändert angenommen. Der Präsident brachte sodann die folgende Interpellation der Abgg. Sueß, Tomaszczuk und 100 Genossen zur Kenntmß: .Da nach glaubwürdigen Berichten jenseits unserer nord östlichen Grenze an jüdischen Einwohnern grauenvolle Unthaten vollbracht werden und da nach diesen Berichten zahlreiche Flüchtlinge das österreichische gebiet bereit» be treten haben, stellen die Gefertigten die nachfolgende Frage: Vedenkl die k. l. Regierung angesichts der aus diesen Bor gängen auch für unsern Staat erwachsenden Schwierigkeiten ihren Einfluß in geeigneter Weise geltend zu machen, daß diese fortgesetzten Verletzungen der Gebote der Menschlichkeit rechtzeitig und energisch hintangehalten werden?" Man darf darauf begierig fein, wie die Regierung diese Interpellation, welche als Demonstration immer hin von Bedeutung erscheint, beantworten wird. In der morgigen Sitzung dürfte die Berathung der Posi tionen des Zolltarifs zum Abschlusse gelangen.— Die „Polit. Corr." erfährt in Betreff der Ermordung des Bezirkskanzlisten Baumann und des Kadi von Focaric bei Calnica, daß dieselben trotz dem Auf trage des BezirksvorsteherS, sich der Postbedeckung an- zuschließen, die Rückee.se allein angetreten haben und dadurch die Opfer des räuberischen Ueberfalls gewor den sind. Prag, 10. Mai. Die hiesigen tschechischen Blätter verzeichnen heute mit großer Befriedigung den gestern vom LanüeSschulrathe, der obersten Schulbehörde Böhmens, einstimmig gefaßten Beschluß, daß die vor einigen Jahren m der Gemeinde Stube ney bei Senftenberg errichtete einklassige deutsche Volksschule in eine tschechische Schule umgewandelt werde. Sie theilen mit, daß die Gemeinde Studeney um jeden Preis eine Schule haben wollte und um die Errich tung einer deutschen Schule gebeten habe, weil ihr eingeredet worden sei, daß ihr eine solche Schule so fort werde bewilligt werden. Es habe sich aber her ausgestellt, daß damals mit Ausnahme von 2 Schul kindern alle übrigen Schulkinder — 42 an der Zahl — tschechisch gewesen seien. Der Bezirkshauptmann von Senftenberg habe sich gegen die Errichtung einer deutschen Schule in Studeney sehr energisch ausge sprochen, deshalb aber einen Verweis erhalten. In der gestrigen LandesschulrathSsitzung sei nun auch sehr lebhaft über den Antrag, daß dieser Verweis zurück genommen werde, verhandelt, dieser Antrag aber schließlich mit 7 gegen 6 Stimmen abgeleynt worden. Der „Pokrok" sogt aus Anlaß der vom Landesschul- rathe beschlossenen Schulumwandlung, es möge diese« „erfreuliche Vorkommniß" auch anderen Gemeinden zur Aufmunterung dienen, daß sie nachdrücklichst eine gleiche Schulumwandlung anstreben. Auch erwähnt der „Pokrok', daß um die Umgestaltung der bis herigen deutschen Volksschule in Studeney da» Haupt- verdienst der tschechisch« Schulverein habe. — In der von Prag nur durch den kleinen Boticbach getrennten Stadt Wyschehrad fand am Montag die Ab stimmung der Gemeindewähler über die Frage de» Anschlusses an Prag Statt. ES stimmten zwar mehr/ al- zwei Drittel der Wähler mit einer Gesammtsteuer- leiftung von drei Vierteln für den Anschluß; da aber Wyschehrad, so wie dies bei Weinberge der Fall ist, einem andern politischen Bezirke, als Prag angehört, so wird jedenfalls auch diese Abstimmung von der politischen Behörde auf Grundlage der bezüglichen Gemeindegesetzbestimmung für ungesetzmäßig erklärt werden. — Die Nachrichten au» dem nordwestböh- mis chen Strikegebiete lauten andauernd befriedigend, da sich die Zahl der feiernden Arbeiter stetig ver mindert. In den Kohlenwerken d«S Teplitzer Bezirks konnten vorgestern schon fast alle Werke die Förderung mit voller Belegschaft aufnehmen, und auch in den anderen umliegenden Bezirken ist der Strike seinem Erlöschen nahe. Ein sprechender Beweis für die ein getretene Besserung ist die Thatsache, daß die nach diesen Bezirken beorderte Mil'tärmannschast nun zum großen Theile in ihre Garnisonen zurückgekehrt ist. Das von hier anfangs Mai in das Strikegebiet ab- gegangene Bataillon Infanterie ist mit Ausnahme einer Compagnie, welche noch für einige Zeit in Kar- bitz zurückblieb, heute früh in Prag wieder emgerückt. Eine Folge der wiederhergestellten Ordnung ist die weitere Thatfache, daß auf den Telegraphenstativnen Aussig, Teplitz, Brüx, Dux, Bilin unv Theresienstadt von heute an der beim StrikeauSbruche eingeführte Nachtdienst wieder eingestellt ist. — Aus Wien wird gemeldet, daß behufs deS Baues und Betriebes einer Eisenbahn von der sächsischen Landesgrenze bei Johanngeorgenstadt über Karlsbad, Tepl, Neu markt zur Station Neuhof der Fravz-JosefSbahn die Bildung einer Aktiengesellschaft ,m Zuge ist und daß das bezügliche Confortium bereits um die Concejsion zur Bildung dieser Actiengeiellschaft eingeschritten ist. — Das „Prager Tagblatt" meldet über Juden» Hetzen in Elbekosteletz Folgendes: Am Sonntag wurden Placate mit der Aufschrift: „Tod allen Juden!" an den Straßenecken gefunden, was sich am Montag wiederholte. Einigen jüdischen Familien wurden Drohbriefe ins Haus geschickt. Dem ener gischen und umsichtSvollen Einschreiten deS Bürger meisters Klastersky ist die Hintanhaltung von Aus schreitungen zu danken. Derselbe verständigte sofort die BezirkSbauptmannschaft in Karolinenthal, welche 10 Gendarmen nach Elbekosteletz entsendete. Heute Nachmittag wurde ein Schneider, welcher bei einem Höckler den Juden mit Erschlagen drohte, verhaftet und die Untersuchung gegen rhn eingeleitet. Tetschen, 10. Mai. (Reichend. Ztg.) Der Strike ist infolge eines Compromisses beendet. Die Herren Münzberg bewilligten 1 Stunde Arbeitsabkürznng im Tage und eine 4procentige Lohnerhöhung; ferner sind die Accordarbeiter an Feiertagen frei. Morgen beginnt die Arbeit in allen Fabriken. Buda-Pest, 10. Mai. Man telegraphirt der „Wien. Allg. Ztg.": Jin Abgeordnetenhause wird morgen die Generaldebatte üb.r den Zolltarif geschlossen. Die Specialdebatte dürfte eine Woche währen. Die heutige Rede des Grafen Albert Apponyi, welche ein neues Programm entwickelte und eine Stunde währte, er regte große Sensation. Der Redner, welcher gegen wärtig der Führer der gemäßigten Opposition ist, er klärte, sich für die Vorlage. Seine Ausführungen san den selten der Regierungspartei wiederholt lebhafte Zustimmung Nach Schluß der Rede ertönten lebhafte Eljens von den Anhängern der Regierung. Man spricht m politischen Kreisen von einer Annäherung der gemäßigten an die Regierungspartei, ja sogar von dem Eintritt des Grasen Apponyi m das Cabinet TiSza; doch alle diese Gerüchte sind, votläufig wenigstens, ganz falsch. Pari», 9. Mai. Die Verhandlungen des Senats bieten gegenwärtig kein Interesse. Die Vo- tnung der Ehescheidung durch die Deputirtenkammer wurde vom Senate, so viel man erfährt, ziemlich kühl ausgenommen Man glaubt nicht, daß sich im Luxem bourg eine Majorität für die Ehescheidung finden werde. — In der Deputirtenkammer berieth man heute nach einem kurzen Wortgefechte zwischen Clovis HugueS und dem Finanzministtr, über angebliche Un zukömmlichkeiten in der Verwaltung der Tabakmanu- faclur von Marseille, über den Gesetzvorschlaa, betref- AuSweisung der Fremden in Frankreich. Tony Rö- villon und Camille Pelletan verlangen die einfache Aufhebung des Artikel» de» Gesetze» vom Jahre 1849, welcher der Regierung die Ausweisung der Fremden gestattet. Der CommissionSantrag knüpft hingegen diese» AuSweisungSrecht der Regierung an gewisse Ga rantien, und zwar dann, wenn die Sicherheit de» Staate» gefährdet sein würde und infolge eine» vom Ministerrath erlassenen Decret». Die Berathung wird übermorgen fortgesetzt. — Die Untercommission de» Militärausschüsse» prüfte heute die ihr vom Krieg«, minister mitgetheilten Ziffern, deren absolute Richtigkeit von Gambetta und seinen Freunden angezweifrlt wurde. Man beschloß, neue Anfragen an den Kriegsminister zu richten, insbesondere bezüglich der jährlich aus jedem Contingent hervorgehenden Unteroffiziere. — Der ElsendohnauSschuß hörte heute den Bauten- Minister Varroy, welcher seinen Gesetzentwurf begrün dete, der die in diesem Jahre zur Vollendung ge langenden Bahnstrecken den verschiedenen Compagnien provtsorisch zum Betrieb für StaatSrechnung überweist und daS gleiche Arrangement für die im Vorjahre fertig gestellten Bahnen prolongirt. Der Ausschuß ge nehmigte die Vorlage. Die Convention zwischen dem Staat und der Orleansbahn wird demnächst unter zeichnet werden. — Heute wurde in Lyon der Wort laut deS UrtheilS veröffentlicht, welche» die Grün dung der Bankgesellschaft Lyon-et-Loire annullirt, die 13 Gründer derselben solidarisch haftbar für sämmt- liche Gesellschaftsschulden erklärt und sie außerdem so lidarisch verurtheilt, den Actionären die geleisteten Ein zahlungen mit 6 Procent Zinsen vom EinzahlungStage an zuiückzuerstatten. Dieses Erkenntniß zieht den Bankrott der 13 Gründer unmittelbar nach sich, da ihr Vermögen zusammengenommen nicht auSreicht, um auch nur die Schulden der Bank zu decken. Man ver sichert, daß diese Falliments noch zahlreiche andere nach sich ziehen werden. London, 10. Mai. (Tel) Nach einer Meldung von „Reuter's Office" ist von der Absicht Gladstone'S, seine Entlassung zu geben, bis jetzt nicht» bekannt, noch sind gegenwärtig Anzeichen vorhanden, welcbe dies wahrscheinlich erscheinen ließen. — In der heu tigen Sitzung deS Unterhauses beantragte der Secre- tär deS Schatzamtes, Lord GrvSvenor, daß daS Hau» sich nach seiner heutigen Sitzung bis morgen Abend 9 Uhr vertage, damit eS den Mitgliedern deS Hause» möglich sei, der Beerdigung des Lord» Cavendish bei zuwohnen. Croß unterstützte den Antrag, welcher an genommen wurde. Sofia, 10 Mai. Eine Privotdepesche der „Allg. Ztg." meldet: Die neuerdings über unsern Fürsten >n feindlicher Absicht verbreiteten Gerüchte beruhen auf Fälschung. Das bulgarische Volk ist ihm zu- gethan, und Fürst Alexander bedarf demnach keiner weiteren Stütz«. Wohl aber heißt eS, der hiesige russische Generalconsul Hitrowo sei jetzt um seine Ent lassung eingekommen. — Man telegraphirt der „Polit. Lorr." aus Sofia: Entgegen den Meldungen in der Presse wird auf daS Bestimmteste versichert, daß hierselbst völlige Ruhe herrscht und keinerlei Manifestationen besorgt werden. DaS Verhältniß deS Fürsten zu den russischen Offi zieren war immer ein freundschaftliches. Konstantinopel, 9. Mai. (Tel.) In der heute stattgehabten Conferenz wegen der russischen Krieg»- entschädigungsfrage wurde der Wortlaut der Con vention sestgestellt. Morgen um 10 Uhr Vormittags soll die Unttrzeichnung der Convention durch die Dele- girten Rußlands und der Pforte stattfinden. — Der AdministrationSrath der Bondholder» beschloß die Einreqistrirung der Titel der Anlehen vom Jahre 1858 und 1862 nach dem von dem Tonseil der englische» Bond- Holders angenommenen, der Convention entsprechenden System. Es werden neue CouponSbogen zur Ausgabe gelangen, nachdem die alten Coupon» erschöpft sind. — Griechenland unterhandelt mit dem griechtichen Patriarchen wegen Abtretung seiner kirchlichen Rechte in Thessalien. — DaS arabische Journal „Djevaib" dementirt die Nachricht, daß Ali-ben-Khalifa in Bengazi intern rrt worven sei, und sagt, Ali-ben- Khalifa befinde sich noch immer in Tunesien. Athen, 3. Mai. Der hiesige Berichterstatter de» „Hamb. Corr." schreibt: Wieder einmal bildet ein parlamentarischer Skandal daS Tagesgespräch. Kürzlich war in der Kammer die unglaubliche Corrup- tion, welche hier im Richterstande herrscht, zur Sprache gekommen In der Hitze des Wortgefechts erhob der Advocat PalamideS, der Repräsentant von Gortynien, Lagesgeschichtr. * Berlin, 10. Mai. Die vereinigten Ausschüsse deS BundesratHS für Zoll- und Steuerwesen und für Rechnungswesen, die vereinigten Ausschüsse des selben für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr, sowie der Ausschuß für Zoll- und Steuer wesen hielten heute Sitzung. — Die Mitglieder bei der Häuser des Landtags sind zu einer vereinig ten Sitzung behufs Entgegennahme einer königl. Bot schaft (Schluß der Landtagssession) auf morgen, Don nerstag, den 11. d. M., Nachmittags 1 Uhr, nach dem Sitzungssaale des Hauses der Abgeordneten eingeladen worden. DaS Abgeordnetenhaus wird noch vorher, morgen um 11 Uhr, seine letzte Sitzung halten, wäh rend das Herrenhaus bereits gestern leine Berathungen geschlossen hat. — Ueber den nun unmittelbar bevor stehenden Schluß des Landtags äußert die „Prov.- Corr." sich in folgender Weise: „Der Schluß de» Landtag» ist nunmehr für den tl. in Aussicht genommen. So wenig eine so frühzeitige Beendigung der parlamentarischen Arbeiten den Wünschen der StaatSregie- runy und dem Stande der Geschäfte entsprach, so glaubte die Regierung doch dem allgemeinen Wunsche nach einem Abschlusse der Lhätigkeit de» Landtages umsomehr Rechnung tragen zu sollen, als sich nach der mit dem BerwendungSgestz gemachien Erfahrung und anderweitigen Vorkommnissen der lctzten Tage nicht mehr erwarten ließ, daß die noch rückständigen Vorlagen einer sachlichen und gründlichen Prüfung unterzogen werden würden. ES werde demgemäß die Canalvorlage, die Kreis- und Provinzialordnung für Hannover und das Hundesteuer- gefetz zum lebhaften Bedauern der StaatSregierung unerledigt bleiben müssen." — Im deutschen Reichstag äußerte gestern der Abg. Braun in seiner Rede gegen die Zolltarffnovelle: „Ich komme soviel im Ausland herum, glauben Sie mir, wir fangen an die komische Figur zu spielen mit unserer Zollpolitik. Man lacht un» überall au» " ES ist immer mißlich, bemerkt die „N. Pr. Ztg." mit feudalem Humor zu dieser Aeußerung, eme „ko mische Figur zu spielen" und „ausgelacht" zu werden; aber eS wäre doch interessant zu erfahren, wo Herr Braun die unangenehme Entdeckung gemacht hat. Al- Herr Virchow im October vorigen JahreS von seinen Forschungen bei den Abchasen und Karabulaken zurück- kehrte, sagte er auch, „die ganze Welt sieht auf uns, welchen Einfluß eS haben würde, wenn in Berlin der Fortschritt unterliegen sollte". Selbst „Nationen, von denen wir kaum reden", die fern „an der Grenze der Civillsation" wohnen, wundern sich über DaS, waS hier in Berlin vorgeht. Und wenn wir nicht irren, ist Herr Braun vor nicht zu langer Zeit in ähnlichen Gegenden des Orients, fern „an der Grenze der Ci- vilisation", auf Studienreisen begriffen gewesen. Uebri- genS glauben wir, daß man sich auch anderwärts iin AuSlande den Deutschen erst ansieht, ehe man ihn auS- lacht. So wenig Selbstgefühl hat der Deutsche heute nicht mehr, daß er sich im Auslande so ohne Weiteres auSlachen ließe. — Der Inhaber eines öffentlichen Versammlungsortes, welcher zur Verheimlichung von Glücksspielen mitwirkt, wird nach einem Urtheil des Reichsgericht-, II. Strafsenats, vom 28. Februar d. I., auch dann von der Strafe de» 8 285 des Straf gesetzbuchs getroffen, wenn er für eine geschlossene Ge- selljchaft zum Zwecke des Glückspiels einen, allgemein oder zur Zen deS Spieles, nicht öffentlichen Raum hei giebt. — Die Bestimmung des 8 330 deS Straf gesetzbuches, der zufolge der Leiter eines Baues, welcher bei der Ausführung wider die allgemein an .. . >—«— heiliger Nacht zum Bewußtsein gekommen, wie sie fortan auf eigenen Füßen zu stehen hätten, hier hatten sie sich gegenseitig versprochen, ihre Väter, so lange diese lebten, nicht zu verlassen. Nun waren zwei volle Jahre seit der Mutter Tode vergangen, und immer herrlicher zur vollsten Jugend pracht waren die beiden Mädchen erblüht. So selten sie die älterlichen Häuser verließen, so schnell und all gemein hatte sich der Ruf ihres Liebreizes, ihrer Tüch t,gkeit und Häuslichkeit verbreitet. Ohne daß man wußte, von wem eS auSging, hatten sie in der ganzen Umgegend den Namen der „beiden Bergfeen" erhalten. Als Meta die- zum ersten Mal erfuhr, hatte sie Anna fröhlich davon in Kenntniß gesetzt. Aber die ernste Anna theilte Meta'S Freude nicht. „Wer giebt den Leuten ein Recht dazu", hatte sie ge sagt, „uns einen Beinamen zu geben, waS soll daS heißen?" „Aber, Anna", hatte Meta entgegnet, „mit diesem Ramen können wir doch eigentlich zufrieden fein!" „So, nun dann höre mir zu", antwortete Anna, „laß un» den Ramen verdienen, ich habe mit meinem Vater gesprochen, sprich Du mit dem deinigen. Die Zeit wird immer ernster, und vergeben» haben wir un» grsreut, daß der Krieg zu Ende ist. Der alte Feind, da» Rervensieber, ist wieder erschienen, heut allein find sech» neue Erkrankungen in den Familien der Bergleute gemeldet. ES gilt, da Hilfe zu bringen, wo dre Väter oder Mütter erkrankt sind, Du über nimmst die rechte, ich übernehme die linke Seite der Dorfftrahe, bist Du bereit?" Ob Meta bereit war? Noch an demselben Tage begannen beide Mädchen, von ihren Vätern unter stützt, ihr Werk. Kein Haus blieb unbesucht, wo Kranke waren, Speise und Trost ward dort von Anna und Mein gespendet. War es doch, als ob wirklich wohlthätige Feen über den Grubenleuten walteten. Nach wenigen Monaten hörten die neuen Erkrankungen auf, die genesenden kräftigten sich sichtlich, kein Todes fall ereignete sich mehr. Einer der letzten, der von der Krankheit mit seiner Familie besallen wurde, war ein Steiger Lorenz, der eine Frau und fünf Kinder zu ernähren hatte. Bis auf die beiden jüngsten wur den sie sämmtlich, Lorenz selbst zuletzt vom Fieber ergriffen. Meta hatte diese Familie zu pflegen. Lorenz war vom Arzte aufgegeden, stündlich st»nd sein Tod zu erwarten. Da klopfte eines Abends sehr spät eine- seiner Kinder an die Thür des Siedemeister- hauseS, die Nachricht bringend, daß der Kranke M-ta zu sprechen wünsche. Meta glaubte nicht zog rn zu dürfen und folgte dem Rufe. Aber der Kranke lag in so glühenden Fleberphantasien, daß er seine Pflegerin nicht mehr erkannte. Es blieb Meta nichts übrig, al» deS Kranken heißen Kopf zu kühlen, und als er ruhiger ward und eingeschlafen schien, unverrichteter Sache nach Hause zurückzukehren. Am andern Mor gen constatirte der Arzt eine aufsallende Wendung zum Bessern, unter Meta'S Hilfe hatte der Kranke die Krisis überstanden, ihr allein, der stundenlangen Pflege in der Nacht hatte er sein Leben zu danken. Lang sam ging die Genesung von Statten, rapide aber wuchs die Noth im Hause de» Lorenz. Bittend um rin Darlehn für die Seinen wendete sich Lorenz an Meta, al» ihn diese ein Mal wieder besuchte, und diese, einsehend, daß da» halbe Tagelohn, da» Lorenz während der Krankheit bezogen, für die große Fami'ie nicht ausreichte, mußte, da ihre eigne Kasse erschöpft war, ihren Vater um Hilfe angehn. Fortsetzung folgt.) Kunst. Wir haben bereits einige charakteristische Bemerkungen über den Pariser „Salon" gebracht und ergänzen dieselben hier noch in ihrer allgemeinen Beziehung durch einen Bericht der „Wes.-Zeitung". Seit drei Tagen, sagt derselbe, ist der Salon eröffnet und schon hat er nach Pariser Begriffen sein Daftm beendet. Die Kritiker zwar behandeln ihn noch monate lang in den Zeitungen; doch das geschieht nur für Bourgeois und Provinzialen, die nicht, wie die Boule- vardierS, nur dem Augenblicke leben. DaS elegante Paris zwar giebt sich noch bis Mitte Juni allmorgend lich Rendez-vouS im Jndustriepalaste; doch kommt eS nicht um der Bilder willen, sondern um zu plaudern, Promenadenkleider zu zeigen und einen Morgenspazier gang zu machen. Die Bilder sind fortan Nebensache; als Tapisserie bedecken sie die Wände und werden kaum noch beachtet. Der Salon ist besprochen, gerich tet, gepriesen und verleumdet; Jedermann hat zum Voraus Medaillen und Ehrenpatente verlheilt und nun sieht man sich nach einem neuen Gesprächsstoff um. Die Haft, mit welcher die Neuigkeiten adgefertigt werden, ist ein charakteristischer Zug deS modernen Pariser Leben». Schon begnügt man sich nicht mehr, da» Sreigniß von gestern zu besprechen; da» Gestern ist veraltet. Bon heute muß die Nachricht sein, wenn sie Sensation machen soll; ja, da» wahrhaft „Aktuelle" datirt von morgen. Um Mitternacht fällt der Vor hang nach dem Schlußakte de» neuen Theaterstückes. Zwei Stunden bleiben dem Kritiker, um in fliegender Eile den Gang des Drama» zu beschreiben und sein endgiltigeS Urtheil zu sprechen. Um 4 Uhr schon hat die RotatwnSmaschine Tausende von Nummern ge druckt. Die schnelllebige Lesewelt ist bedient und küm mert sich kaum noch um die reifere Kritik, die wöchent lich von den Lundisten in feiuciselirter Form gegeben wird. Doch soll man stet» mit de« Urtheil bis zum andern Morgen warten? Lieber vertraut man dem Reporter, welcher der Generalprobe beiwohnt und am Morgen vor der Vorstellung schon die Kritik veröffent licht. Feste, Beeerdigungen, Tischreden, Alle» liest man zum Voraus. Die parlamentarische Bericht erstattung besteht zum größten Theil auS Indiskretionen: 8 Stunden vor der Sitzung schon kennt da-Publicum den Gang der Debatten. Eigentlich erscheint die Universalkritik deS Salon» schon am Tage vor dessen Eröffnung, zum sogenannten V«rni88»8v; doch diesen Tag LVLllt 1» Isttre be trachtet man allgemein als das wahre Datum der Einweihung. Der echte Pariser genießt ja Alles vor weg. Zur Zeit, zu welcher von Recht- wegen nur Maler und Firnißarbeiter den Jndustriepalast betreten dürften, ist der Besuch de» Salon» eine Art von Ehrensache. Bourgeois und Provinziale mögen war ten, bis die Ausstellung eröffnet ist. Vor der Eröff nung aber durch die Thür zu schlüpfen, das ist der wahre Genuß, da» hebt un» au» dem Rahmen de» Kleinbürgerthum» herau» und klasfirt un» in den pri- vilegirten Krei» deS „Tout-Pari»*. I« strenger da» Verbot ist, um so kecker wird e» verletzt, denn um so höheren Prei» gewinnen die Gefälligkeiten de» Comi- tä». Al» im vorigen Jahre der Eintritt zmn vor um,»8« absolut untersagt war, durste mau sich glück»
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