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Dresdner Journal : 09.05.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188205095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820509
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820509
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-05
- Tag 1882-05-09
-
Monat
1882-05
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 09.05.1882
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«40 de- Berein-, da- Lentralbureau, da- Börsenblatt, die Bibliothek u. i. w. Haden überall eine ersprießliche Thätigkett entfaltet. Die neuere für den deutschen Buchhandel nachteilige Zollpraxi- deutscher Zollbe Hörden hat dem Borstande de« Berein» Veranlassung gegeben, bei dem BundeSrathe vorstellig zu werden. »Gleichzeitig haben wir auch (so heißt e- an der be züglichen Stelle de» Bericht- wörtlich) die künigl. sächsische StaatSregierung, welche dem Wohle und Ge deihen des Buchhandel» alle Zeit besondere Beachtung und Fürsorge zu Theil werden ließ, durch eine Ein gabe ersucht, ihrem Bevollmächtigten beim BundeS- rathe bah n Instruction zu ertheilen, daß er unsere Vorstellung nach Kräften unterstütze und befür- Worte." Dem Gebiete der internationalen Literar- vertrage hat der Borstand von Neuem seine Auf- merftamkeit zugewendet. Nachdem der Bericht be reits abgeschlossen war, ist noch eine Angelegenheit von höchster Wichtigkeit für den deutschen Buchhandel ausgetaucyt, welcher der Vorstand sofort seine ganze Aufmerksamkeit zuwandte. Sie betrifft den Entwurf eines Gesetze» über Abänderung der Gewerbeordnung, welcher vom BundeSrathe bereit» beschlossen und dem Reichstage zur verfassungsmäßigen Beschlußfassung vor- gelegt worden ist Der Vorstand hat beschlossen, in einer Eingabe den Reichstag auf die Gefahren auf- merkiom zu machen, welche durch die in tz 56 »ä 10 de» gedachten Entwurfs getroffenen Bestimmungen für den deutsche» Buchhandel und alle verwandten In teressengebiete erwachsen, und denselben zu ersuchen, in Rücksicht daraus, daß dieser Entwurf nur durch den preußischen Volkswirthschaftsrath, welchem ein Vertre ter de« Buchhandels nicht angehört, also ohne Gehör von Sachverständigen berathen worden ist, zu ersuchen, die Beschlußfassung über die angezogene Bestimmung zu vertagen, event. dieselbe adzulehnen. Dre Haupt versammlung hatte gegen den Geschäftsbericht keinerlei Einwendungen zu erheben und genehmigte danach den RechnungSbericht, aus welchem sich ein überaus günsti ges EtatSjahr ergicbt, denn die VermögenSmehrung erg ebt eine Summ? von 15850 M. Die Einnahmen beziffern sich auf 89402 M einschließlich 33 640 M. Saldovortrag und die Ausgaben auf 38491 M., so daß der Saldoübertrag 50910 M. beträgt, während das Berem-vermögen (die Werthpapiere zum EourS vom 31. März 1882 angenommen) die Summe von 343 770 M. repläsentirt. Nach dem Budgetentwurfe für 1881/82 werden die Einnahmen zu 47600 M., die Ausgaben zu 45676 M. veranschlagt. Die Wiener Rinqtheaterkalastrophe vor Gericht. Am 6. Mai, dem 13. BerhandlungStage, gab der Präsident zunächst bekannt, baß der Gerichtshof zur Vervollständigung de- Sachverständigenbeweises auch Or. Heinrich Laube und Anton Ascher vorzuladen be schlossen Hai; dieselben werden jedoch bloS über den Wirkungskreis des Regisseurs, Jnspicienten und Di- rectorS befragt werden. Die Experten vr. Heinrich Laube und Anton Ascher werden voraussichtlich am Dienstag, den 9. d., für welchen Tag auch die übrigen Sachverständigen vorgeladen sind, vernommen werden. Im Uedrigen mußten mehrere Anträge zurückgewie'en wer den, weil die Verhältnisse, welche an anderen Theatern stattgefuuden, für die BeuNheilung deS vorliegenden Falles nicht maßgebend sein können. Hierauf theilte der Präsident mit, daß ihm von Notel ein Schreiben zugekommen sei, welches derselbe mit einer Abschrift des mit Direktor Jauner abge schlossenen Engagementsvertrages belegt hat. Dieses zur Verlesung gebrachte Schreiben weist sowohl die Zeugenaussagen hinsichtlich seiner ReglesührungSver- pflichtung am 8. December, wie auch die diese Zeugen aussagen begleitenden Zeitungsberichte als Versuche, die Wahrheit zu entstellen, zurück und hält die vor dem Gerichte von dem Briefschreiber abgelegte Aus sage nach bestem Wissen und Gewissen in vollem Um fange aufrecht. Der Präsident constatirt aus dem er wähnten Vertrage, Nötel sei als Oberregisseur, Drama turg und Schauspieler engagirt gewesen und habe sich um den technischen Bühnendienst unter allen Umstän den nicht zu kümmern gehabt. In jenem Schreiben beruft sich Nötel auch darauf, daß er seiner Bertrags- verpflichtung gemäß sich am 8. December bereits um H7 Uhr im Theater befunden und Meldungen rnt- gegengenommen, Weisungen ertheilt habe, was ihm von dem Zeugen Karl August Zappert bestätigt wer den könne, der gehört hat, wie Nötel, bevor er sich m das Theater begeben, von seiner Gattin sich verabschie det habe. Der Präsident verliest dann ein Schreiben Zappert's, der WohnungSnachbar Nötel'S ist, und er klärt, daß Nötel um H7 Uhr seine Wohnung ver laffen und daß ihm seine Gattin auf der Stiege nach gerufen habe, was eS mit dem Essen sei, worauf Nötel geantwortet: »Ich weiß es nicht; vielleicht komme ich spät nach Hause, denn ich muß vielleicht heute den Director vertreten." Der Staatsanwalt beantragt die Vorladung von Nötel und Zappert, welchem Anträge stattgegrben wird. Berm Beginn der Verhandlung meldete sich ein Mensch, der wichtige Aufschlüffe über den eigentlich Schuldigen zu geben versprach. Er wurde vorgelasien, gab an, daß er Josef Joses Schalla heiße, und stellte den Wiener Gemeinderath als den Schuldigen hin, weil derselbe vor 8 Jahren seinen patentirten Feuer- löschapparat zurückgewiesen hatte. »Also Sie waren gar nicht m Wien, als das Ringtheater brannte?" fragte ihn der Vorsitzende. »Nein, ich weilte weit, weit weg von hier", antwortete Schalls. Unter der Heiterkeit der PublicumS verließ »Josef Josef auf entfernte Meilen" den Saal. DaS Ereigniß deS TageS bildete die Vernehmung de- früher» Staat-anwalt», jetzigen LandeSgerichtSvice» Präsidenten Grafen Eduard Lamezan, dessen AuSsaae von außerordentlicher Wichtigkeit für diesen Proceß ist. Zeuge erzählt: Ich ging durch die Alleegaffe, al- ein vorbeieilender Sicherheit-Wachmann den Passanten zu- rief, daß das Rcngtheater brenne. Nach der außer- ordentl'chen Rötye am Firmamente zu schließen, mußte damals der Brand bereit- so lange g währt haben, daß da- Feuer au» dem Innern nach außen dringen konnte Ich eilte zum Theater und kam dort kurz nach H8 Uhr an, und zwar von der Heßgaffe her. Die Feuerwehr war bereit» thätig, der Platz um da- Theater vollkommen leer, offenbar sür da- Publicum abgesperrt, und «» herrschte eme auffällige, bei Brän den in der Regel nicht vorkommende Ruhe Schon aus rutinem Wege zum Theater wurde ich in meiner ursprünglichen Annahme, e- müßten nur wenige Leute i« Theater gewesen sein und diese sich leicht gerettet haben, durch Aeußerungen de» PublicumS, am Brand- platze auch durch behördliche Organe bestärkt. Als ich vor dem Portale in der H«ßgasse aulungte, kam der Wachmann Wrutler und rief: »Um Gotte- Willen, dort oben findet man Menschen haufenweise!" Ich schrie »Wo?" und eilte mit W nklrr zum »ordern Por tale. Hier wie in der Heßgaffe waren die Thureu de- Theater» zu. Ich sand das Vestibüle finster und die rechtsseitige Galeriestiege, auf der ich mit Winkler vordrang, unbeleuchtet. Aus dem Zustande der Stiegen- trppiche und der Verbiegung der Eisengeländer schloß ich auf die Wildheit der stattgefundenen Flucht. Wir fielen wiederholt, bevor wir über mehrere Treppen an zwei brennenden Thüren vorbei zum Treppenansatze von der zweiten zur dritten Galerie gelangten. Hier sahen wir bei dem ungewissen F mricheme der rück wärts und oberhalb brennenden Galeriethüren Haufen von Menschenkörpern Es schien mrr, als ob rnsbeson- dere lichte Gegenstände m dieser Menjchenmaffe sich bewegte». Ich rief: »Um Gotte- Willen, die leben noch!" und versuchte mit Winkler eine Person, deren Manschette sich hin und her zu bewegen schien, herauS- zureißen. ES ging nicht. Ich sagte: »Wir werden von oben ansangen müssen." Ich stieg aufwärts und fand die ganze Stiege voll Menschenkörper hauptsäch lich an den Wänden aufgehäuft. Nun sammelten sich um unS viele Personen, Feuertöschleute der freiwilli gen Feuerwehren. ES wurde nun der erste Stiegenabsatz allmählich geräumt. Da gewahrte ich etwas abseits von dem Hausen einen auffällig großen Mann, und eS schien mir, daß derselbe noch einen tiefen Athemzug machte. »Der lebt noch!" rief ich, »um GotteS Willen, schaffen wir ihn rasch hinunter!" Mit Hilse Winkler'S brachten wir ihn hinab, und ich rief, unten angelangt, nach Aerzten- Man antwortete mrr, eS seien genug Aerzte in der Polizeidirection. Ich ließ ihn dahm schaffen und habe ihn seitdem nicht mehr gesehen. Wie ich gehört habe, lvar er todt. Nachdem der St egenraum vollkommen geräumt war, sah ich im Foyer des ersten Stockwerks einen Feuer wehrmann mit einem Schlauche und bat ihn, den Wasserstrahl nach uns zu drngrren, weil die leichen bergenden Personen sich vor den brennenden Galerie- thüren scheuten. Der Löschmann sagte, er habe kein Wasser. Fackeln waren noch immer nicht zur Hand. Die Löschleute kamen wohl mit solchen, doch legten oder warfen sie sie hin und begaben sich wieder fort. Ich kam dann bis in die vierte Etage. Hier bot sich daS nämliche Schauspiel. Nur waren die Menschen körper hier gequetscht, blutig und tief geschwärzt. Die anfänglich berührten Leichen hatten natürliche, höchstens durch die umgebende Temperatur erhöhte Körperwärme. Ich mußte annehmen, daß die Menschen noch nicht lange todt sein könnten. UeberdieS waren diese Leichen noch biegsam und vollkommen beweglich. Später stieß ich, je wciter nach oben, auf sehr heiße, ja glühende Leichen. Viele von ihnen waren, wie gebraten, ganz steis. Die Leichen unten waren saft weiß, die weiter oben schwarz wie die Mohren. Ich kann daraus nur schließen, daß der Rauch durch die großen Oeffnungen der unteren Etagen von unten nach aufwärts drang und sich oben ansammelte, auch hier längere Zeit ver weilt haben müsse, weil sich sonst die Schwärzung der Leichen Nicht erklären ließe. Am obersten Suegen- adsatze fand ich eine todte Dame, deren Kleider bei der Berührung wie Zunder auSeinanderfielen und deren Füße versengt waren. Diese war die letzte Leiche, die hiuabgetragen wurde. Ich halte 87 Leichen ge- zählt. Außerdem hatten sich noch zahlreiche Glied maßen gesunden. Die vierte Galerie war bereits durchgebrannt. Es herrschte hier eine außerordentliche Hitze. Dann fanden sich weiter oben noch 3 einzelne Leichen; die Leute waren offenbar beim Antritte der Flucht erstickt. Wieder im Vestibüle angelangt, fiel es mir schwer aufs Herz, daß indessen auf der linken Sette deS HaweS möglicher Weise nichts unternommen worden war. Ich begab mich nun auf dieser Seite nach oben und machte hier ganz dieselben Wahrneh mungen. Da aber hier die Leichen mehr als dort und länger den Flammen exponirt gewesen, so waren die selben stärker verbrannt. Als ich bei den Leichen an kam, hörte ich wieder, eS sei kein Schlauch, kein Wasser da, und gleich darauf sagte Commissar Bayer zu mir, er habe Befehl, mir zu bedeuten, daß ich den Platz räumen wöge. So ging ich fort, und das sind meine Wahrnehmungen. Wichtig waren auch die sür die Feuerwehr ties be schämenden Depositionen de- SicherheitSwachmanneS Ignaz Winkler. Er hörte, daß mehrere Leute um ihre zurückgebliebenen Angehörigen jammerten, und wollte hinauf; die Feuerwehrleute sagten ihm aber, wenn sie nicht auf die Stiege können, würde er e- auch nicht im Stande sein. Er verlangte aber eine Fackel und drang auf der ersten Treppe rechts auf wärts. Einige Leute folgten ihm, die Fackel erlosch, er aber ging weiter, zündete im Parket die Fackel neuerdings an, welche wieder erlosch. Er wollte nicht wehr zurück, eS trieb ihn weiter hinauf bis zum zweiten Stocke, wo er im Treppengange einen Knäuel Leichen sand. Er eilte dann hinunter, wo er mehre ren Leuten meldete, daß er Menschen gefunden. Ober- inspector Meixner rief »hm zu: »Schreien Sie nicht so!" Aber ein Herr (Graf Lamezan) trat auf ihn zu und sagte ihm: »Führen Sw mich hin, wo Sie die Menschen gesehen Haden." Er eilte mit diesem hinauf und beschäftigte sich über 1 Stunde mit der Beraung der Leichen, welche bis zur vierten Galerie aus der Treppe lagen. Er glaubt, daß über 140 Leichen hin untergeschafft wurden. Dann gingen sie aus die linke Treppe. Die Feuerwehr schrie ihnen nach: »Da» Foyer stürzt ein!" er antwortete aber: »soll ein- stürzen", und eilte «eiter. In derselben Höhe wie rechts fanden sie wieder Leichen, aber diese brannten schon lichterloh; e» war nicht möglich, auch nur eine emzige wegzuschaffen. Zeuge ist der Meinung, daß die untersten, aus den Steinen liegenden Menschen noch gelebt haben dürften, al» er auf den Menschen haufen stieß. Er kann mit Gewißheit angeben, daß er die ersten Leichen von der zweiten zur dritten Etage (zwischen erster und zwett«, Gatiw, denn in der ersten Etage besand sich da» Parket) gefunden Hst. Beim Berge» der Leiche, haben später weheerr Wachten« und Eivilrsten geholfen. Er wiederhntt, daß die Feuer- wehr ihn ast zum Rückzüge erneahnte, daß er sich aber durch diese Mahnrufe nuht beirre* ließ. Jngemenr Wilhelm erklärt, daß er kein Lommando zum Rück zug« gab, dessen Bert Herd iqer constatirt aber, daß Bau director Arnberger, den Zeuge zu sehen glaubte, diese- Cammando ertheilt habe. Der Zeuge erklärt über Befragen de» Staatsanwalts, daß er vom BezirkL- inspeclor Wagner, al- er diesem meldete, fern Mantel sei verbrannt, barsch angeschrien wurde, weil ihm Nie mand den Befehl gegeben aus die Galerie z» dringen. So hätte Zeuge bald statt einer Belobung eine D»r- ciplmarstrafe bekommen. Zeuge Karl Ziegelwanger, Lausmann und Lom mandant der Penzinger freiwilligen Feuerwehr, erzählt in drastischer Weis« Folgende-: »'S iS a Telegramm nach Prnzmg kommen, 'S Rlugtheater brennt, ,ch war grab' im Wirthshau». Ich klaub' mir a paar Leut z'samm und sag 'S i» schab, wann mir mit der Spritzen 'ncinfahren, wir fahren so hinein. Mir waren unser 5 oder 6 Männer, und so um >48 Uhr r«»d umundum sein mir angekommen. Die Wachleut' und die von der Feuerwehr Ham immer a damische Angst g'habt, daß alle Stiegen z'jamwfallen, uh aber sag ihnen: De» Patzer, jag' ich, da» sein ja steinerne Platzeln, schautS her, da- giebt- net, daß die z'samm- fallen. Wir sein hinauf, eS war ein Flammenmeer, schrecklich! Immer vorwärts, im dritten Stock sag' ich zum Grafen Lamezan, Herr Graf, sag' ich, haltens mir mein Mantel, i schau da a wengerl aufi in vierten Stock. Der Graf Lamezan hat mir mein Mantel g'halten und ich bin hinauf — was ich da Alles g'fehen hab, 'S iS net zum beschreiben. Wir haben dann Leichen heruntergetragen. Wie wir Hinunter kommen, iS ein Löschmeister ganz allein dort g'standen — ganz allein — und hat eine bren, ende Thür g'löscht. Wie wir daS dem Stadtbaudirector gemeldet haben, hat er'S gar net glauben wollen." Eine brillante Figur ist dieser Löschmann, der, während andere Per sonen, die es eigentlich nichts anging, mit der Bergung von Leichen sich beschäftigten, vom Vestibüle aus die Bespritzung einer brennenden Thüre besorgte. Oh, wenn eS die Löschung des eigenen Durstes und nicht eines fremden Theaters gilt, dann wagt sich der Löjch- mann schon weiter vor; dann ist ihm die Menge des vorhandenen Löschmateriales nicht gleichgiltig, wie beim Brande des Ringtheaters, und es ist Vorsorge getroffen, daß immerhin noch etwas zur landesüblichen »Antrenzuug" der Corpsfahne übrig bleibt. Der Bauunternehmer Josef Berger wird vom Berthei - diger Fialla gefragt:, Sie haben im Vorsaale ein seltsames Gespräch zwischen mehreren Zeugen gehört." Zeuge Berger (zögernd): »Ich weiß nicht, ob ich diese Frage beantworten muß." Präsident (zum Vertheidlger): „Woher wissen Sie das?" Or. Fialla: »Die Ange klagten Wilhelm und Heer haben es angedeut-t." Präsident (zum Zeugen): »Was haben Sie gehört?" Zeuge Berger: „Mau sprach über tue Bergung von Leichen, über diverse Gegenstände, die man auf- gefunden, Brillantohrgehänge . . . Der Bertheidtfier vr. Fialla: »AuS dem erhellt also, daß Sie draußen im Zeugenzimmer gehört haben, daß die Zeugen über die Bergung der Lerchen sprachen und über diverse Gegenstände, die sie bei den Leichen gesunden und sich angeeignet haben." Präsident: »Die Sache wwd der Commission für jedenfalls den Staat-anwalt mehr interesfiren, al- mich u»b u»s Alle; e, »wd dies« Zeug«» sch*» -u finden wissen. Da» Andere kümmert un» nicht»." vr. Fialla: »Mir handelt «» sich weniger um die Zukunft, al» um die Gegenwart. Diese Mnihnlung beweist, mit wa» für einem Material wir e» hier zu thun haben." Wachmann Kroupa sah, wie Feuerwohwnänner die Holzwinde anspritzten, während oben die Menschen brannten. Er machte darüber ei»e Bemerkung und erhielt eine abweisende Antwort. Al» er s»h, daß keine RettungSmatzregeln getroffen wurden, lieh er, entgegen der auSgegebenen Weisung, alle Leute hinauf, die retten wollten. Al» eine Galerie einftürzte, fielen mit ihr zahlreiche Menschenkörpcr herab, wa» eiu schauderhafter Anblick und von furchtbarem Getös« be gleitet war StaatLanwalt: »Bleibe» Sie dabei, daß Sie von der Feuerwehr, al» Sie derselbe zu« An- spritzen der Menschenhaufen ermahnten, die Antwort erhielten: DaS geht Sie nicht» an?" Zeuge: »Ja." Der Zeuge Gludowatz, Musiker, meint, bah die Personen, die er im ersten Stock liegend antraf, noch geathmet haben. Zeuge Lharwat war mit der Bergung »on Leichen und Werthgegenständrn beschäftigt. Er hat viel ge- funden und Alle» an tue Polizei abgeliefert. Präsi- dent: »ES liegt mir ferne, eine Verdächtigung au-zu- sprechen; aber e» soll im Zengenzimmer davon ge sprochen worden sein, daß sich Jemand etwa» behalten hätte?" Zeuge: »DaS könnte schon sein." Präsident: »Was ,st darüber gesprochen worden?" Zeuge: »Der Wachmann Winkler hat gesagt, er habe fich eine« An hängsel einer Dame als Andenken behalten. Davon wurde aber schon früher beim AuSräumen de- Hchuttt- auS dem Theater gesprochen." Zeuge Km och, Exercirmeister der Feuerwehr, sagt au», daß der Angeklagte Heer bei mehrer«« großen Bränden als praktischer Löschmeister sich erwiesen habe. Thatsache sei allerdings, daß Heer im vorigen Jahre vom MagistratSpräsidialdiener zum Löschrueister avun- cirte. Angeklagter Heer versichert, daß er sich al» AmtSdiener besser gestanden sei. Am 7. d. M. (Sonntag) war kei»e Sitzung. Am Montag werden 20 Zeugen, sämmtlich Beamt« de» StadtbauamteS und der Löschmannschaft, vernommen. Drei Umstände sind eS, denen nach dem bisherigen Ergebnisse der Verhandlungen die Hauptschuld daran beigemessen werden muß, daß dem Brande so viele Menschenleben zum Opfer fielen — daS verhäugniß- volle Oeffuen der Rollthür, wodurch jener Luftzug geschaffen wurde, der die Flammen mtt furchtbarer Gewalt nach dem Zuschauerraum trieb und den bren nenden Vorhang auf die Galerie hinaufjagte da» unbegreifliche Unterbleiben einer sofortigen rechtzeitigen Aufforderung an das Publicum zum Verlassen de» Theater», infolge welcher Un- terlassung die kostbare Zeit zur Flucht verloren ging — und dritten» da» Erlöschen der Ga»beleuch- tung und der Mangel an Oellampen, wodurch jene unheilvolle Finsterniß erzeugt wurde, die e» den Flüchtenden unmöglich machte, den Au»gang und die Treppen zu finden. Ob nach dem Eintreffen der Feuerwehr noch Rettung für da» Galeriepublic«« möglich gewesen wäre, darüber läßt fich nach dem bis herigen Ergebnisse der Verhandlung wohl kau» mit voller Sicherheit eine Behauptung aufstellen. Jeden falls aber hätte man eS versuchen sollen. Daß dieser Versuch unterblieb, darin liegt das furchtbare Bersäum- niß der Polizei und der Feuerwehr. Bericht das BeterinLrwesen über die im Monat April 1882 im Königreiche Sachse» eo»fiatirte» a»ßecke»fte» Thierkrankheite». Aultshaupt Mannschaft Ortschaft. Zahl der per seuch ten Gt- L. T 1. Gefährdeter Thierbestand. er krank» der Seuche verdächtig. der An steck ung ver däch tig ver endet. auf poli- p'- licht An- »rd- vnng löstet. vom Be- fitz» g«- töd- tel. ge ne sen. Bemerkuuge». i r i i i r > 4. Lungrnsruche durch Ankaus au« V«»b»n. 5. Rande 2 Pötzschau Plourn. t Blä-chenau-schlag de» Rinde». t « Tiefeubruiin, Erloschen ist der Milzbrand in Nünchritz Hcrmcdorf. i l > 2 Z 1 2 2 Bauyen. OelSmy. OtlSmtz. lauchau I l 1 l 2 2 2 Grohrnhain. Rochlitz Grah ndain. Dresden. Borna. Plauen. l 1 l l l 1 7 2 l 11 v > w l 2« i l I" Löbau. Leipzig. Leipzig 3 R. 8 R. 8 R. 8 R Oberputzkau Tietenbrunn Schillbach Rothenbach Dippoldiswalde. Tippo-ditwalde Grimma Rochlitz Annaberg. Weißig a./R. Dresden. Borna. Oberhainsdors. 6. Räude 31 I . Oelsa Grostwikdkritzsch Eölyjcheu. Scyd'. Schönfeld. Arohbothcn. Wernedors. Wildenau. durch »atauf au« Ungarn. Perdacht putzt bestätigt. Von den in ftüheren Monaten constatirten Aiankh it-hoden ist nur »n berichten, daß weg« Lungen- s-uch- in dem elnen Gehöfte zu Großwitderitzick (lll.) 3 Rmder auf polizeilich« Unordlmag ßetödtet »»« der Schafe. I »r I . I den find. Lreöde», am 4. Mar 1882. ^ . . . . Rothenbach (IV.) uud Kleinleichnam H1H-), die Rotzkrankheit m Theuma (VIII 81), Beucha und Köhra (X. 81,); hie Maul- und Klauenseuche Erlbach (III.), die Lungenseuch« in Frohburg, Fuchshain und Zweeusurt (X. 81); d«r BläScheu^tS- sch'.ag in Mildruau (IV) l. Milzbrand. 1 l . iv . s ! - ! r ! der Pferde.
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