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Dresdner Journal : 04.05.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188205046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820504
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820504
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-05
- Tag 1882-05-04
-
Monat
1882-05
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 04.05.1882
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W102 Donnerstag, den 4. Mai. >donnpiapnt«prel,: I» 8«iok«: 6LbrIicb: .... 18 Ltarll. t^^Lkrlick: 4 Alaric LV ?f. Linralo« ^uwwero: 10 kk. Ln»,ril»ldtle«6sotscken ksiedss tritt?o,t- u»ä 8tvwpslru»elils^ binru. InsorLtenyi-elser kür ä«n R»uw einer xespsltenen ?stitteils 20 kk. Onter „kin^vsanät" 6is Leils SO kk. vsi 1'»d«lleo- und LiSsrnsstr SO >-b ^uksoblsx. ürsckeioen: iLxlicil mit Funvsdms 6er 8onn- u»6 k'eisrtLxs ^t>s»6» kür Uso kol^vlläeu DreMtrIourlml. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. 1882. In«eratenava»time I.»tx,ix: F>. ^ranci«tetter, Ooin»i»,ioQLr üei Oreeäaer 6ourn»I«; L^mdor^ veriii» -Vl«a - l.«ip,is »»»«> Lr«,I»rl rnurkkrl ». H : Doaseristki»» F l o^/er, LerUn-Viell SEdur^- kr»x-I.«ip»>8 Urrnllturl ». H. Hüoed«»: Di«6 Lis«,«,- Lerlill! Znra!i6e»utanü:- Lrsmen: D. Lc/Uott e,- 8r»»I»a: D LtariAe« 8 Lurean L'abat/»),' kr»oktvrt » N : D. ^aeAer'soke liueiitimiülun^; OörM»: t^. A/üNer,' Navuorsr: t). Lc/iü««/er, ?»rt» L«rUn-^r»vlctvrt ». N 8tll«8»rt: Daube <k- <>o., L»mdllrx: ^46. üterner. Hvrausxvdorr LSoiel. Lrpeäition 6es Oresöosr 6ourvLtt, Dresäeu, ^«iiiKerstrasss Iso. 20. Ämtlichrr Lhtil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Direktor der Kunstakademie und Kunstgewerbeschule zu Leipzig, Professor Nieper, da- von Sr. Hoheit dem Herzoge zu Braunschweig und Lüneburg ihm verliehene Ritterkreuz I. Classe des Ordens Heinrichs deS Löwen annehme und trage. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht: Telegraphische Nachrichten. Zeitungtschau. Tagevgeschichte. (Berlin. Stuttgart. Freiburg i. Br. Altenburg. Wien. Prag. Teplitz. Tetschen. Dux. Buda-Pest. Paris. Lyon. London. Kopenhagen. St. Petersburg. Konstantinopel. Kairo. New Jork.) Feuilleton. Telegraphische Witterungsberichte. Erste Beilage. Ernennungen, Versetzungen ic. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Zwickau. Crim mitschau. Olbernhau. Mittweida. Döbeln. Frei berg. Meißen.) Die Wiener Ringtheaterkatastrophe vor Gericht. Zweite Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, DienStag, 2. Mai, Abendö. (Tel. d. Boh.) Die heutige Vorstellung im Stadttheater mußte kurz vor Eröffnung abgesagt werden, weil sich herauSstellte, daß die Drahtcourtine nicht ord nungsgemäß fungirt, weShalb das Stadtbauamt die Vorstellung verbot. Die „Polit. Corr." meldet vom Jnsurrections- schauplatze: Die Kula auf dem „Goli-Vrh" wurde am 28. April Nachmittags vom Blitz getroffen, wobei vom 43. Infanterieregiment 2 Infanteristen getödtet und 1 verwundet wurden Am 29. April wurden auf der Okliuahöhe 7 Soldaten deS 22. Infanterieregiments durch Blitzschlag verwundet. Prag, Mittwoch, 3. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) In Brüx ist die Ruhe wiederhergestellt; 2 Werke arbeiten mit voller, 2 mit reducirter ArbeitS- kraft. Die Erlanger'schen Werke in Tschausch haben die Arbeit noch nicht wieder ausgenommen. Die Beendigung deS StrikeS ist in spätestens 3 Tagen zu erwarten. Die Aussig-Teplitzer Bahn konnte gestern bereits 215 Waggons Kohlen ver frachten, seitdem mehrere Werke deS Teplitzer Re viers wieder mit voller Belegschaft arbeiten. Der drohende Strike in der Münzberger'schen Spinn fabrik wurde durch Bewilligung der Arbeitöver- minderung beigelegt; mehrere Rädelsführer wur den verhaftet, mehrere Arbeiter wegen Mangel an Beschäftigung abgeschoben. (Vgl. die „Tages- geschichte".) London, Dienstag, 2. Mai, NachtS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS Oberhauses theilte der StaatSsrcretär des Aeußern, Earl Granville, auf eine Anfrage deö MarquiS v. Sa- liSbury mit, daß der Obersecretär für Irland, Forster, seine Entlassung genommen habe, und fügte hinzu, die Regierung werde in Irland keine neue Politik befolgen, doch solle daS Zwangsgesetz in seiner gegenwärtigen Form nicht erneut wer den. Die verhafteten UnterhauSmitglieder wür- den iu Freiheit gesetzt und die eventuelle Frei- Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. LuS dem Leben einer Unvermählten. Eine Erzählung. (Fortsetzung.) „Durch diese Frucht glaubte der Forstmeister v. Rosen (so hieß jener liebe Nachbar) auch ein Recht zu einer größern Annäherung an mich erlangt zu haben. Er suchte jede Gelegenheit auf, mir eine Ar tigkeit zu erweisen, ich aber zeichnete ihn vor unsern andern Gästen nicht im Mindesten auS." „An einem schönen Spätsommertag saß ich in unserm Wald auf einer MooSbank. Die warme Lust drängte sich zwischen den Tannen und Kiefern in den Wald herein und badete in weichen, bald warmen und bald kühlen Strömungen mein heißes Gesicht, da- nicht bloS in der Freude über die Anmuth meiner waldigen Umgebung, sondern auch in einer geistigen Freude erglühte. Ich las nämlich Jung-Stilling'S Selbstbiographie und war in daS mich fesselnde Buch ganz versunken; denn da fand ich wieder die Liebe, die meine Mutter in Wort und That täglich vor mir entfaltete, ich fand sie in Stilling'S unerschütterlichem Vertrauen auf Gott. Hannibal schlief zu meinen Füßen. Plötzlich hob er den Kopf in dir Höhe, stand auf, sah scharf nach einer Richtung hin und knurrte. Auf dem schmalen Pfad nicht wett von der MooSbank nahten sich Schritte. Ich schlug mein Buch zu und erhob mich, um zu sehen, wer komme. «,n gutgeklei- lassung der übrigen Verdächtigen in Erwägung gezogen werden. Im Unterhause erklärte der Premier Glad stone, eS seien Instructionen nach Irland gesandt worden, Parnell, Dillon und O'Kelly in Freiheit zu setzen. Der Premier Gladstone fuhr dann fort: Die Listen der noch in Irland verhafteten Personen wür den sorgfältig geprüft werden zu dem Zwecke, alle Personen, die nicht an Verbrechen theilgenommen, in Freiheit zu setzen. Ter Obersecretär für Irland, Forster, habe seine Entlassung genommen, weil er die Verantwortung für diese Maßregel nicht mit twer nehmen wollte. Die Regierung habe die Erneuerung des ZwangSgesetzeS nicht vorgeschlagen; dagegen habe sie Maßregeln zum Schutze deS Lebens und desEigen- IhumS in Irland vorgeichlagen. Northcote erklärte im Fortgange der Sitzung, die Lage der Dinge sei eine so ernste geworden, daß eine weitere Steigerung derselben kaum möglich sei Die Regierung habe mit der Freilassung der Verdächtigen einen schweren Fehler begangen; ihre Politik sei die schwankendste, die man sich denken könne. Dieselbe habe dazu beigetragen, daS Ansehen der Regierung zu vermindern. Der P r e m i e r G l a d st o n e entgegnete, die Demission deS Vicekönigs von Irland, Earl Cowper, sei der De mission des Obersecretär- von Irland, Forster, voraus gegangen und stehe mit der letztern in durchaus keinem Zusammenhang. Die Freilassung der Verdächtigen sei keine bedingte, und der Grund für diese Freilassung sei, daß die Regierung glaube, dieselbe werde zur Auf rechterhaltung von Gesetz, Ordnung und Frieden in Irland beitragen. Schließlich erklärte Gladstone noch, es sei im Hinblick auf die gegenwärtige Lage der Dinge der Wunsch der Regierung, mit möglichster Schnelligkeit zu handeln. (Vgl. die „TageSgeschichte") London, Mittwoch, 3. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Als muthmaßlicher Nachfolger Forster'ö werden Shaw, Lefevre oder Chamberlain bezeich net; in letzterm Kalle würde Diike daS Präsidium im Handelsamte mit Sitz im Cabinet übernehmen. Die oppositionelle Presse tadelt aufs Heftigste die Freilassung Parnell'S. Die „TimeS" bezwei- fein, daß diese Maßregel die Ruhe in Irland Her stellen werde. Dublin, Mittwoch, 3. Mai, früh. (W. T. B.) Die Parlamentsmitglieder Parnell, Dillon und O'Kelly sind gestern Abend N Uhr aus dem Ge- fängvisse in Kilmainham entlassen worden. Aus dem Gefängnisse in Naaö find gestern 5 und auS dem in Limerick 4 drr verhafteten Verdächtigen entlassen worden. St. Petersburg, Mittwoch, 3. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Fürst von Bulgarien ist gestern Abend hier angelangt und im „Hotel De- muth" abgetziegen. Der Offizier der „Jeannette", Dannenhauer, speiste gestern Mittag beim deutschen Botschafter, worauf er mittelst Ertrazugs zu einer Audienz beim Kaiser nach Gatschina sich begab. Er wird heute vom Großfürsten Alexis, dem Marineminister und dem Minister deö Innern, Grafen Jgnatiew, empfangen. Kairo, Dienstag, 2. Mai. (W. T. B.) Dem Vernehmen nach würde der Khedive daS (unter „Tagesgeschichte" mugetheilte) Urtheil des Kriegs gerichtS sanctioniren mit Ausnahme desjenigen TheileS, welcher den früher» Khedive Ismail be- trifft. Dresden, 3. Mai. Die Aufregung, welche die Demission deS österrei- chisch-ungarischen ReichSfinanzministerS v. Szlavy deter Herr kam gegangen, grüßte mich stumm, trat zu mir und sprach die Vermuthung auS, daß er die Ehre habe, die Baronesse Rauenstein zu sehen, und sich stellte er mir als den Rittmeister v. Halden vor, den- Sohn unseres neuen Gutsnachbars. Von seinem krie gerischen Stand trug er nur den Schnurrbart zur Schau. In einer ausländischen Garnison stehend, so erzählte er mir, habe er Urlaub genommen, um den neuen Besitz seines Vaters kennen zu lernen und wolle nun auch der Familie des neuen Nachbars seinen schuldigen Besuch machen. Seine Vorstellung wurde durch Hannibal'S Knurren erschwert, denn mit Mühe brachte ich den Hund zum Schweigen, was mir sonst bald gelang, aber dieser Fremdling schien Hannibal nicht zu gefallen." »Ihr Freund, lächelte Halden, ist mißtrauisch gegen mich, aber versichern Sie ihm meine freundlichen Ge sinnungen." „Nachdem ich Hannibal beruhigt hatte, lud ich Halden ein, mich in daS Schloß zu begleiten." „DaS Auftreten deS Rittmeisters v. Halden gefiel mir. Männlich und fern von Ziererei stellte er sich mir in einer Weise dar, wie sie nur in dem mannich- faltigsten Umgang und durch daS Bewegen in höheren Gesellschaftskreisen angeeignet werden kann. Auch da- gefiel mir, daß er, ein ausländischer Offizier, sich nicht in Uniform zeigte, von der man zuweilen behauptet hat, daß sie für weibliche Augen unwiderstehlich sei — als ob unser Blick nur bis auf das Kleid gehe. Hal den ist auch später nie in Uniform zu uns gekommen." „Einen Ihrer Freunde kenne ich bereit»", nahm Halden auf unserm Wege in das Schloß daS Wort, „Sie haben aber in Ihrer Hand einen zweiten, darf jenseits der Leitha hervorgerufen hatte, beginnt sich einigermaßen zu legen. Selbst der „Pester Lloyd", der am eifrigsten die Alarmtrommel gerührt und die Parole: „Räumung Bosniens und der Herzego wina 8uns pbrss«" auSgegeben hatte, erachtet es für opportun, abzuwiegeln. Wie es scheint, wird ihm bange wegen de» Echos, welches seine Schlachtrufe bei den ungarischen Oppositionsparteien gefunden haben; wenigstens giebt er den oppositionellen Blättern eine Belehrung über die Vortheile eines starken parlamen tarischen Regimentes im Allgemeinen und über die Ver dienste deS Ministerpräsidenten v. TiSza im Beson- dern. Der Schlüssel für die auf Räumung der „unseligen Provinzen" gerichtete ungarische Forderung liegt in den Expansionsgelüsten des MagyarenthumS. Die Magyaren opponirten der Occupatio», weil sie in dem Neuerwerbe der beiden von Slawen bewohnten Provinzen einen Zuwachs für das Slawenthum fürch teten. Als die Occupation zur Thatsache geworden war, suchte das Magyarenthum sich mit derselben ab zufinden, und man begann die Annexion ins Auge zu fassen, die Annexion an die transleithanifche Reichs hälfte natürlich. Können 40 Procent Magyaren im gegenwärtigen Ungarn die dominirende Rolle spielen mit Hilfe einer durchaus magyarifchen Verwaltung und eines fast ausschließlich magyarischen Reichstags, so wird der Zuwachs durch die BoSniaken und Herzego winer das magyarische Uebergenncht nicht stören. Un garn hat eben einen guten Magen, und auch dieser fette Bissen würde seine Verdauung nicht stören. Wenn eS ihm möglich erscheint, Siebenbürgen nach und nach zu magyarisiren, warum soll es davor zurückschrecken, mit den occupirten Provinzen das Gleiche zu thun? Die „slawisch militärische" Autorität, die sich in Bos nien und der Herzegowina etablirt, ist ihm gewiß un angenehm, aber nicht sowohl weil sie militärisch, als weil sie slawisch ist, und man würde sich nöthigenfalls auch eine Diktatur dort gefallen lasfen, wenn sie den Tendenzen deS MagyarenthumS den Weg bahnte. Jeder Vernünftige muß sich aber sagen, daß unter den dermaligen Verhältnissen die Ordnung in den occu pirten Provinzen nur durch ein strenges militärisches Regime aufrecht erhalten werden kann. Jedenfalls wäre die Magyarisirung der occupirten Provinzen nicht billiger und friedlicher durchzuführen, als bas gegenwärtige System. Die Ungarn fprechen viel von dem konstitutionellen und dem versöhnlichen Geiste, in welchem regiert werden soll, ohne aber auSemander- zusetzen, wie sie sich dieses Regime denken. Sicherlich würde sich in ganz Ungarn ein großer Sturm erheben, wenn der zahlreichste und kräftigste Stamm der dor tigen Bevölkerung, der griechisch orthodoxe serbische herangezogen und dessen Theilnahme an der Verwal tung angebahi't würde. Gilt es doch jenseits der Leitha als Axiom, daß das slawische Element an den ungarischen Südgrenzen des Reflexes auf die ungari schen Südslawen wegen nicht gekräftigt weiden dürfe. Wenn man sich erinnert, wie scharf die Kroaten der Militärgrenze im Jahre 1848 den ungarischen Re bellen zu Leibe gingen, so wird man es begreifen, daß die Ungarn die Errichtung einer neuen slawischen Militärgrenze in den occupirten Provinzen nicht wün schen, weil sie besorgen, daß diesen Ländern nicht eine kön gl. ungarische, sondern eine kaiserl. österreichische Gesinnung eingeimpft würde, was den Plan der Ungarn, Bosnien mit dem ungarischen Staate zu vereinigen, vereiteln müßte. Daß die Armeeleitung die Absicht habe, in dem Occupationsgebiete eine Art neuer Militärgrenze mit militärischer Spitze der Verwaltung zu etabliren, ist in den dem gemeinsamen Kriegsministerium nahestehen den Kreisen nachdrücklichst dementirt worden. Wenn je in dem in beiden Hälften der Monarchie zu Recht bestehenden Gesetze über die bosnische Verwaltung Ver änderungen nothwendig werden sollten, so würden ble ich bitten, mich auch diesem vorzustellen? — Ich gab ihm mein Buch. — Jung Stillingl DaS ist ein tiefeS Gemüth, voll eines festen und daum oft ganz unerwartet sich bewährenden Vertrauens auf Gotte- Hilfe. Mir ist es seltsam vorgekommen, daß Jung- Stllling und Goethe so warme Jugendfreunde gewor den sind, da sie von sehr verschiedenem Charakter waren. — Dieses Unheil Halden's gab mir viel Licht über sein Herz Wer Jung-Stllling's Selbstbiographie mit Freude gelesen hat, bei dem vermuthe ich eine Kenntniß unserer guten Literatur und gute Grundsätze, womit ich jedoch nicht sagen w ll, daß die Kenntniß unserer schöngeistigen Literatur ein richtiger Maßstab für den sittlichen Werth erneS Menschen sei, denn eS giebt viele gute Menschen, die von Jung-Still'ng oder Schiller und Goethe nichts wissen. Aber Halden halte einen Weg betreten, der zu meinem Herzen führte, denn ich glaubte, in ihm mehr Gediegenheit zu finden, als in den jungen H-rren, die mir ihre Neigung zu erkennen geben." „Mein Vater war sehr gastfrei und Halden war ihm willkommen. A'S nun dieser bei wiederholten Besuchen eine umfassende Kenntniß der Jagd ent wickelte, sich als einen Kenner der Pferde und Hunde zeigte und in der Feldwirthschaft sich als ein Prak tiker bewüs, wurde eS ihn» leicht, sich de- Vater- Gunst zu erwerben. Die Gunst der Mutter gewann er auch durch sein anständige-, edle» Benehmen. Ich spreche jetzt von Halden'S öfteren Besuch, n. Nie hörte man -inen Fluch von ihm, rm Trinken war er mäßig und an dem oft hohen Spiel unserer Jagdgesellichaften nahm er nicht Theil. Da» Alles gefiel der Mutter sehr wohl. Auch mein Bruder Ulrich, der sich dann selben Gegenstand von Vorlagen sein, mit denen nicht die gemeinsame Regierung und die Delegationen, son dern die beiderseitigen Regierungen und Reichsvertre tungen sich zu befassen haben werden. Wie in voriger Nummer telegraphisch gemeldet wurde, läßt sich der „Pester Lloyd" auS einer Quelle, deren Glaubwürdigkeit keinem Zweifel unterliegen soll, mittheilen, eS bestehe allerdings weder im Schooße der gemeinsamen Regierung, noch auch in jenen leitenden militärischen Kreisen, die allein in Betracht kommen könnten, wenn man überhaupt von einer „Militär partei" in Oesterreich-Ungarn sprechen wolle, der Plan, aus dem Occupationsgebiete eine „Militärgrenze" zu schaffen; dagegen sei es richtig, daß man in den herze- gowinischen Bezirken entlang der montenegrinischen Grenze, also in dem Raume südlich von Foca über Gacko, Korito, Bilek bis Trebinje die politisch-admini strative Geschäftsführung auch noch fernerhin in der Hand der militärifchen Stationscommandanten und denfelben zugewiesener Offiziere zu belassen die Absicht hat. DaS aber sei eine ausnahmsweise Maßregel, die lediglich 2, höchstens 3 Jahre dauern solle und bestimmt sei, den Uebergang von den jetzigen unsicheren und unterwühlten Verhältnissen zu jener bürgerlichen Verwaltung vorzudereiten, die ja in den übrigen culti- virteren und ruhigen Theilen der Herzegowina, sowie in ganz Bosnien ohnehin schon platzgegnssen habe oder doch nächstens platzgreifen werde. In dem er wähnten herzegowinischen Grenzstrlch, der auch in der Zeit der türkischen Herrschaft stets das größte Contin- gent an Malcontenten und Insurgenten gestellt, erscheine diese ausnahmsweise und vorübergehende Maßregel schon aus dem Grunde geboten, weil erfahrungsgemäß der rohen, wilden, unbotmäßigen Bevölkerung in diesem Theile des Landes militärische Autoritäten mehr impo- niren, als bürgerliche. — Welche Stellung der RelchS- finanzminister v. Szlavy zu diesem Projekt eingenom men hat, wird nicht gesagt. Dagegen weiß der „Ellenör" zu melden: „Das Jnslebentreten der von Szlavy vorbereiteten oder vollendeten organisatorischen Entwürfe für die occupirten Provinzen hängt von fernem Nachfolger, fowie von der Entscheidung der Frage ab, ob Bosnien uud die Herzegowina schon jetzt auf europäischem Fuße organisirt, oder ob zu einer einfachern und wohlfeilern Verwaltungsart zurückgekehrt werden soll." Im Ucbrigen scheint die Krisis im gemeinsamen Finanzministerium schon in den nächsten Tagen ihren Abschluß finden zu sollen. Man glaubt, daß der Kaiser, der gestern zu einem mehrtägigen Aufenthalte in Buda-Pest eintraf, mehrere Persönlichkeiten zu sich beschei den werde. In maßgebenden ungarischen Kreisen herrscht ziemliche Verlegenheit wegen der Namhaftmachung der geeigneten Persönlichkeit, da unter den gegenwärtigen Umständen ein Nachfolge^ für Szlavy unter den unga rischen Politikern schwer zu finden ist. Ludwig Cser- natony, der zu den Intimen TiSza's gehört, bereitet auf die Möglichkeit vor, daß kein Ungar der Nach folger Sz'.avy's sein werde, indem er im „Ellenör" schreibt: „Während der Anwesenheit des Kaisers in Buda-Pest wird die Frage der Ernennung des gemein samen Finanzminlsters im Vordergründe stehen. ES wäre wünschenSwerth, wenn ein Ungar sür diesen Posten ernannt würde, sofern eine geeignete Persön lichkeit zu finden ist." Wenn letztere- nicht möglich ist, dann werde ein Nichtungar in Combination kom men. Die letztere Eventualität sei nicht wünschenS werth; wenn sie aber als unvermeidlich erscheinen sollte, so läge auch darin ein gewisser Bortheil, denn der künftige Minister müßte auf jede seiner Bewegungen Acht haben, gerade wül er nach Szlavy die Verwal tung der occupirten Provinzen zu besorgen hätte. Einer befriedigenden Lösung der boSnisch-herzego- winischen Verwaltungsfrage stehen allerdings große und wann bei uns sehen ließ, fühlte sich zu ihm hin gezogen." „Gegen ältere Männer zeigte Halden die größte Bescheidenheit, die aber sich selbst nie herabsetzt, und gegen jüngere eine Selbstständigkeit, wie sie nur in der Schule der Erfahrung sich bilden kann, durch die er aber nie den Jüngeren weh that. Diese- entschie dene Auftreten gefiel auch mir, und es wird ein solche- mannhasteS Benehmen auf ein junge- Mädchenherz, das richtig fühlt, mehr Eindruck machen, al- eine glänzende Uniform und als ein Reiter m voller Zur schaustellung halsbrechendcr Reiterkünste. Auch mir näherte sich Halden auf eine bescheidene und liebens würdige Weise, indem er mir zwar eine zarte Auf merksamkeit bewies, aber nie ein Geck war. Rosen, der mir seine Huldigung auffallender darbrachte, fühlte sich durch dak, bei aller Anspruchslosigkeit doch impo- nirende Benehmen Halden's verletzt, wa» er auch nicht verbarg, was aber Halden ganz übersah, denn er ver kehrte mit Rosen ebenso freundlich, wie mit allen unseren Gästen. „Der Sommer ging hin und die Blätter fielen. E nsam und in mich versunken wandelte ich an einem sonnigen Herbsttage in unserm Garten über die rascheln den Blätter. In meinem Herzen hatte ich zweierlei Gedanken. Halden war mir lieb geworden, da- war der eine, und der andere war bei dem Anblick der welken Blätter: wie bald vergeht alle- Schöne! Wie b ild wird auch meine Jugend mit ihrem Reiz, den sie für mich hat und vielleicht auch für Andere haben mag, vergangen seinl Da kam mein Vater in den Garten und, al- er mich sah, zu mir und sagte: Halben hat Dir seine Neigung zugewendet, wie ich und Deine
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