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M97 Freitag den 28. April. 1882. Xboooemeotsprvlir Iw <>«ut,ck«ll L«ird»: ^itirlicb' .... 18 lüierll. ^^LkrlieN: 4 Llartc S0 ?s. Lioraln» Aumwsrn: 10?k. Ln,»»rd,Id <Ie« «j^utselieo koieUvn tritt?ost- uoü Ltowpt-Iruictilit^ tiivru. laseratenprelsor kür ä«o It»uw einer xespirltenell pstitreils 20 kk. vnter „kin^ei,Ln<It" «Zis Leils 50 kk. vei 1'»bslien- unü 2iSern«atr SO H Xukellsx. DresdnerÄonmal. In8era1en»no»tliue »„»«Litt»: I.«tp,jx: F>. Branstetter, t!vmn>i«iooLr äe» ltreeäovr ^ournnls; 8»mdllr^ -S»rlia -V>«n - L«ipr>8 8»»«l 8r„I»u rr»n>lt»rt ». « : //aaxenxtei« F ^»A/er / 8«rUo -Vi«» «»wdarx- ?r»ss - I-eiiniF - rrrvktart «. «.-Nüocken: ^u<< L/»«,e,' Nerim: Znrati /enctanl ,- Nr«m«a: F. äctt/att«/ 8r»«i»u: I,. StariA^'s Lurea« L'adat/i),- kr»ollkurr » it : F. ^aeAerHie UneiikLaetlung! OdrU«»: tr. A/Mer; »Lnoover: 0. Lctiüx-jter, r»rt» N»rUn-rr»»ktnrr » N LroU^aet: Dau5e -L Co., SLwdor^ : Xei. Lteiner. krsedelnenr Tilgliob Mit Xuinniims der 8onn- un^ I'eisrtn^s XdovUi für tisn folgenden Verantwortliche Redaction: Oberredrcteur Rndolf Günther in Dresden. Ilvr»u8xvd«rr Lünissl. klrpkäition 6es Dresdner Gourmet», Ilreeüeo, Uvin^erstriu»« I^o. LV. MachkeHessunqen auf daS „Dresdner Journal" für die Monate Mai und Juni werden zum Preise von 3 M. angenommen für Dresden bei der unterzeichneten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für auswärts bei den betreffenden Postanstalten. In DreSden-Neustadt können Abonnements bestellungen abgegeben werden in der Kunst- und Musikalienhandlung des Herrn Adolf Brauer (Hauptstraße 2), sowie bei Herrn Kaufmann Arthur Reimann (Albertplatz vis ü vis dem Alberttheater), woselbst auch Inserate zur Beförderung an unser Blatt angenommen werden und einzelne Nummern des „ Dresdner Journals " zu haben sind. irönigl. Expedition des Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20.) Ämtlicher Lhcil. Verordnung, die veränderte Ausstattung und Fassung der Landescultur-Rentenscheine betreffend, vom 24. April 1882. Nachdem eS sich nothwendig gemacht hat, an Stelle der bisherigen Formulare zu Landescultur-Renten scheinen neue dergleichen in etwas veränderter Weise herzustellen, wird unter Bezugnahme auf 8 11 der Ausführungsverordnung vom 26. November 1861 zum Gesetze über die Errichtung einer Landescultur Renten bank von demselben Tage (Seite 515 des Gesetz- und Verordnungsblattes vom Jahre 1861) hierdurch be kannt gemacht, daß die vom Jahre 1883 ab auSzu- fertigenden neuen Landescultur - Rentenscheine die aus der Beilage X ersichtliche Ausstattung und Fassung erhalten werden. DaS Vorstehende gilt nur sür diejenigen LandeS- cultur-Rentenscheme, welche nach vollständigem Ver brauche der bisher gütigen Formulare zur Ausgabe gelangen werden; die bis dahin nach der bisherigen Form auSgesertigten Landescultur - Rentenscheine be halten daher ihre volle Giltigkeit. Dresden, den 24. April 1882. Die Ministerien des Innern und der Finanzen. Für den Minister: Schmaltz. v. Kövueritz. Dietzel. x. Die Landc-cultur - Rentenscheine erhalten eine Einfassung, in welcher oben das Wort „Landescultur - Rentenbant", unten die Worte „Königreich Sachsen", links die Bezeichnung der Serie mit „Serie 1", beziehentlich „Serie ll." und recht- die Bezeichnung deSWertheS mit „lbvv^e", beziehentlich„3vv angebracht sind. Die Fassung deS Inhaltes ist folgende: Serie I (ll) (Wappen) Nr LaudeScultur-Renrenschein. Eiutaujend Fünfhundert (Dreihundert) Mark Reichswährung, wofür die Valuta der Landescultur - Rentenbank von und mit dem ab in LandeScultur-Renten überwiesen wor ¬ den ist, sollen dem Inhaber diese- vom Staate garantirren Landrscultur-Rentenschein- ein halbes Jahr nach der künjtigen AuSloosung unverkürzt ausgezahlt und bis dahin mit 4 vom Hundert jährlich, zu den beiden halbjährigen Terminen 3vsten Juni und Listen Tecember verzinst werden. Dresden, den (1,. 8.) Königliche LandeScultur-Rentenbank- Berwaltung. (Namen-unterschrift eines BerwaltungSmitgliedeS.) S-MS»-»»»»»»——— Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Inga Svendsov. Novelle von Otto Roquette. (Fortsetzung.) ES hüpste auf dem Erdboden hin, blitzte auf, da und dort, fuhr an den Stämmen hinaus, erlosch, faßte wie der Grund, flog in die Höhe und fiel in FunkencaS- caden nieder. Jetzt rannte eS wie züngelnde Feuer- schlangen über das trockene MooS; es ringelte sich an den dürren Flechtengewächsen der Stämme zu den Wipfeln, verhundertfachte sich oben und unten. Der Waldboden branntet Inga schrie auf vor Entsetzen, ober sie nahm wahr, daß sie die Gefahr noch im Rücken hatte, und sie dachte auf ihre Rettung. So floh sie vor dem fchrecklichen Feinde her, in der To desangst, von ihm überholt zu werden. Schon mußte er über ihrem Haupte sein, denn durch eine neue, säst erstickende Dampfwolke prasfelte eS nieder von tausend Funken, glühenden Zweigen und Tannenzapfen. Sie schüttelte entsetzt ihre Gewänder und beflügelte den Schritt, zumal die Bäume vor ihr gelichteter standen. ES war ein breiter Fahrweg, in den sie gelangte, aber tiefer Sand machte ihr da» Fortkommen schwierig. Dennoch stürmte sie in athemloser Flucht vorwärts. DaS feindliche Ele- ment hatte sie erreicht. Recht» und link» am Wege knisterte, funkelte, flammte e» auf, «lte ihr am Boden voraus, fchlug zu den Stämmen, schüttete feurigen R-^en über die Straße, hüllte Alle» in gelbrothen, Eingetragen im Erealiontbuche der LandeSculiur - Rentenbank Fol Nr (Ramv-unlerschrift deS BankbuchhalterS.) Bankduchhalier. nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Donnerstag, 27. April, Nachmittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Reichstag wurde heute Nachmittag 2 Uhr von dem Staatssekretär v. Bötticher mit folgender Rede eröffnet: .Geehrte Herreni Se. Majestät der Kaiser und König haben nur den Auftrag zu ertheilen geruht, die Sitzungen deS Reichstags zu eröffnen. Die gesetz geberischen Aufgaben, für welche Ihre Thätigkeit m Anspruch genommen wird, sind Ihnen bereit- durch die allerhöchste Botschaft vom 17. November vor. IS. an das Herz gelegt worden. Die Reichsgesetzgebung hat die Bestrebungen zur Abhilfe socialer Schäden, welche die kaiserliche Botschaft in Aussicht nimmt, mit dem Gesetzentwurf über Versicherung der Arbeiter gegen Unfälle begonnen. Aus den vorjährigen Be- rathungen des Reichstags über diefen Gegenstand haben die verbündeten Regierungen den Anlaß ent nommen, ihre frühere Vorlage einer Umgestaltug zu unterziehen; die gegen die früher in Aussicht genommene Reichsversicherungranstalt erhobenen Bedenken haben da bei insofern Berücksichtigung gefunden, als die Unfall versicherung die Arbeiter nunmehr auf eine korporative und genossenschaftliche Organisation der in Betracht kommenden industriellen Betriebe gegründet werden soll. Der Gesetzentwurf gewährt den industriellen Verbänden und Genosfenschaften eine auf die Ver hütung von Betriebsunfällen gerichtete Autonomie. Er geht von dem Bestreben aus, die verwaltende Thätigkeit thunlichst zu localisiren, die finanzielle Be lastung dagegen auf möglichst breite Unterlagen zu vertheilen. Eine nothwendlge Ergänzung finden die Ihnen auf diesem Gebiete vorzulegenden Maßnahmen in einer anderweiten Regelung der jetzt bestehenden HilsS- kassengesetzgebung und in der beabsichtigten Ausdeh nung der Krankenversicherung. An Stelle deS bis herigen bedingten wird Ihnen die Einführung eines unbedingten Zwanges zur Versicherung gegen die wirthsebastlichen Folgen von Klankhett-fällen für alle Arbeiter vorgeschlagen werden, für welche die Durch führung dieser Maßregel möglich erscheint. Seit Jahren ist in allen Theilen deS Reiches mit steigender Dringlichkeit daS Bedürfniß nach einer Revision ver über den Gewerbebetrieb im Umherziehen geltenden Vorschriften der Gewerbeordnung hervorgetre'en. Die verbündeten Regierungen haben beschloßen, Ihnen einen Gesetzentwurf vorzulrgen, durch welchen die Ge werbeordnung in dem Sinne abgeändert wird, daß den mit dem Gewerbebetriebe im Umherziehen auf dem Gebiete der öffemlichen Sicherheit, Ordnung und Sittlichkeit verknüpften Gefahren wirksamer, als bisher begegnet werden kann. Auf dem Gebiete der Steuerreiorm hat die allerhöchste Botschaft vom 17. November vor. Js die Abschaffung drückender direkter LandeSsteuern und der Zuichläge in Aus sicht genommen, durch welchen Gemeinden und andere Eommunalverbände bisher genöthigt sind, den harten und ungleich wirkenden Druck dieser Steuern zu ver stärken. Diese wohlmeinende Absicht zu verwirklichen, kann nur dadurch ermöglicht werden, daß da- Reich durch Erhöhung der seiner Gesetzgebung vorbehaltenen indirekten Steuern sich in die Lage bringt, auf Matri- cularbeiträge zu verz'chten, oder die b>-her dazu er forderlichen und eventuell auch höhere Beträge den einzelnen Staaten herauszuzahien, damit sie zur Ver minderung der Landes- und Communalsteuern verfüg bar werden. Wenn ein Bedürfniß hierzu bei den erstickenmachenden Dampf. Die Irrende fühlte ihre Kräfte wanken, ihre Kleider in Gefahr, sie sah die Straße durch eine Flammenstreu unweglar gemacht. Ein Aufschrei der Verzweiflung entglitt ihrer Brust, sie gab sich verloren. Aber sie hörte Menschenstim- men, Geräusch von Werkzeugen, und sie nahm ihre Kraft noch zu einem Ruf zusammen. Da fühlte sie sich von starken Armen umfaßt und davongetraaen. Noch hörte sie die Worte ihre» RetterS: „Inga? Um GotteSwlllenI Wie ist eS möglich?" Dann ließ sie daS Haupt auf seine Schulter gleiten, und eine Ohn macht nahm ihr daS Bewußtsein. Roderich, der den Schrei zuerst vernommen hatte und in die Gluth gesprungen war, ohne zu ahnen, wen er daraus retten würde, trug seine Beute über den breiten Graben, den man mit mächtiger Arbeit gezogen, um dem Brande zu wehren. Drüben war jüngere Schonung, von der man die Gefahr abgewen det hatte; doch noch waren kräftige Männer in Menge auf der ganzen Reihe gefchäftig bei den nöthigeu Vor kehrungen. Alle Nachbarn leisteten Hilfe. — Rode rich eilte mit der geliebten Last aus dem Bereich der Gluth und mußte Hilfe anderer Art herbetrufen. Er ließ sich auf ein Knie und senkte die Ohnmächtige vor sich nieder. Aber nicht so schnell war eS den stark in Anspruch Genommenen möglich, seinem Ruse zu folgen, zumal Niemand wußte, daß es außer dem Walde noch Etwa» zu retten gab. Er hatte Zeit zu dem Verfuch, sie mit ihrem Namen in jedem liebevollen Tone zu wecken, sie Mit dem seinen laut und leise wS Leben zu locken, aber sie gab kein Zeichen de» Erwachens. Da, in fürchterlicher Angst, hob er sie nochmals auf die Arme und trug sie fort, dahin, wo er Viele bei- Einzelstaaten und ihren Communalverbänden nicht empfunden würde, so läge auch kein Anlaß vor, eine Erhöhung der indirekten Reichseinnahmen zu er streben. Ist ein solches Bedürfniß aber vorhanden, so kann eS nur durch größere Ergiebigkeit der indirek ten Einnahmequellen deS Reiches befriedigt werden. Die verbündeten Regierungen sind von dem Vorhan densein deS BedürmsseS überz ugt und beantragen Erhöhung der Reichseinnahmen, um ihren Unterthanen Steuererleichterungen gewähren zu können. Unter den zur Besteuerung durch da- Reich geeigneten Gegen ständen steht der Tabak in erster Linie; nicht hierüber, sondern nur über die Form, in welcher eine höhere Besteuerung dieses Genußmittels herbeizuführen sei, gehen die Meinungen >m Reich auseinander und wird eine Entscheidung durch die Gesitzgebung herbeizu- sühren sein. Die Mehrheit der verbündeten Regie rungen hält die Form de- Monopols sür diejenige, welche die Interessen der Confumenten und der Tabak bauer am meisten schont und dabei an Ergiebigkeit alle anderen Formen der Besteuerung übertrifft. Sie würde daher zu anderen Vorschlägen erst übergehen, wenn sie die Aussicht auf Zustimmung der Volksver tretung zum Monopol aufzugeven genöthlgt wäre. Wenn die ReichSreglerung weder in der einen, noch in der andern Form Aussicht auf die Bewilligung höherer Reichseinnahmen hätte, so würde sie mit Bedauern und zum Schmerze Sr. Majestät des Kaisers für jetzt auf die Reform der Steuerversassung deS Reiches und der Einzelstaaten verzichten müßen, welche als ein Be- dürfniß der Bevölkerung von allen Regierungen seit Jahren erkannt und in der Botschaft vom 17. No vember vor. IS. von Sr Majestät dem Kaiser ver heißen sind. Die mit der Anwendung deS Zolltarif gesetzes gemachten Erfahrungen haben sür die Mühlen industrie die Gewährung einer Ausfuhrerleichterung und sür einige andere Produktionszweige eine Aende- rung der Tarifsätze als wünschcnswerth ergeben. Es wird Ihnen daher der Entwurf eines Gesetzes hierüber vorgelegt werden. Ein zwischen dem Reich und Bra silien abgeschlossener Consularbetrag wird Ihrer ver fassungsmäßigen Beschlußfassung unterbreitet werden. Die auswärtigen Verhältnisse des Reiches fahren fort, nach jeder Richtung hin da- Vertrauen auf die Dauer der friedlichen und freundschaftlichen Beziehungen zu recht fertigen, von denen die allerhöchste Botschaft vom 17. November vor. Js. Zeugniß adlegte. Je größer die Tragweite der Arbeiten ist, welche Sie, geehrte Herren, erwarten, desto mehr vertrauen die verbündeten Re gierungen, daß es Ihrer hingehenden Thätigkeit mit Gottes Hilfe gelingen werde, die großen Aufgaben, um die es sich handelt, einer sür die Consolidirung unserer nationalen Einrichtungen und für die gedeih liche Entw ckelung deS Vaterlandes segensvollen Lösung entgegenzuführen. Im Namen der ve> kündeten Re gierungen erkläre ich auf Befehl Sr. Majestät deS Kaisers und Königs den Reichstag sür eröffnet." Sarajewo, Mittwoch, 26. April, Abends. (W. T. B ) Die „Sarjevski List" veröffentlicht eine Proklamation drö Feldzeugmeisterö Baron Dahlen, welche denjenigen Flüchtlingen, die bis zum 2K. Mai in ihre HeimathSorte zurückkehren und sich bei den Behörden melden, falls sie keine gemeinen Verbrechen begangen haben, Straflosigkeit gr- währt; gegen diejenigen Flüchtlinge, welche dieser Aufforderung nicht Folge leisten, und gegen ge meine Verbrecher wird die volle Strafe deS Ge setzes angewendet Werden- London, Mittwoch, 26. April, Abendö. (W. T. B.) Die Königin hat dem Könige der Nieder lande den Hosenbandorden verliehen. Die feierliche Beisetzung des verstorbenen 6 Harles Darwin hat heute unter zahlreicher Theil- sammen fand. Paul Schellborn war eS, der das Un begreifliche zuerst erblickte, dann kam Graf Spach, endlich der Oberförster Volkmar. Die Männer, nicht rm Stande, sich den Zusammenhang zu erklären, stan den im ersten Augenblick rathloS. Sie waren Alle zu Pferde gekommen, der WirthjchastSwagen au- Eifen- thal stand so entfernt — man wußte nicht wo, denn man war auf dem Gebiete deS Grafen Spach, wo sich schließlich olle Kräfte vereinigt hatten, da bei ihm die Gefahr am größten gewesen. DaS Thunlichste war, aus dem nur eine Viertelstunde entfernten gräflichen Herrenhause einen Wagen für Inga kommen zu lassen. Der Bole wurde abgefertigt. Aber eS verging ,eme für Roderich endlose Zeit. Da war in der kalten Nachtiuft keine wärmende Hülle sür die Ohnmächtige, als sein eigener Rock, den er sür sie abgestrefft hatte. Und sie lag, als wollte sie niemals wieder erwachen. Als endlich der Wagen kam und Inga hineingehoben worden war, stieg mit Roder.ch auch der Graf ein, da seine Gegenwart zu Hause augenblicklich nöthiger war als im Walde. Das Erstaunen der Gräfin über den nächtlichen Besuch braucht nicht geschildert zu werden. Aber Auguste war jetzt schnell zur Hilfe bereit und mit ihren weiblichen Dienstboten bei der Hand, da» be wußtlose Mädchen unter ihre Obhut zu nehmen und durch Stärkungsmittel zu beleben. Der Gras und Roderich, von diesen Bemühungen ausgeschlossen, schritten schweigend durch den Saal; der Erstere doch vorwie gend mit dem durch den Brand erlittenen Scha den beschäftigt, der Andere nur von der Sorge um da» geliebte Mädchen gepeinigt. — Nach einer Weile erschienen auch Volkmar und Schellborn. Die Gefahr nähme hervorragender Persönlichkeiten in der West- minsterabtei stattgefuvdrn. (Bgl. das „Feuilleton") Der Staatssekretär deS Innern, Harcourt, hat die aus Amerika ringrtroffenen Schriftstücke über den Geisteszustand des Dr. Lamson geprüft und beschlossen, keine Aenderung deS Urtheils- sprucheS vorzunehmen. Die Hinrichtung Lamson'S findet am Freitag Statt. Im Unterhaust beantragte heute Redmond die zweite Lesung der Novelle zur irischen Landacte, wobei er betont, daß die Nothwrndigkeit, letztere zu amendiren, jetzt allseitig averkaunt werde. Der Premier Gladstone nimmt gern an, daß die Bill der authentische Ausdruck des Wunsches der Mitglieder Redmond und Genossen sei, die wirksame Ausführung der Landacte behufs Wiederherstellung der Ordnung in Irland herbeizuführen; er könne aber die zweite Lesung nicht unterstützen, weil er an der Ansicht festhalte, daß jede Störung der Wirksamkeit der Landacte uneiwünscht sei. Er wolle heute nicht aus die etwa m dieser Session nölhigen Maßregeln zur Ausrechthaltung der Ordnung in Irland eingehen: die Frage der Pachtrückstände erheische eine praktische Erwägung und eine unparteiische Lösung durch daS Par lament in dieser Session, unter Berücksichtigung aller Interessen. In Betreff der Frage deS Ankaufs von Pachtqütern durch die Pächter werde die Regierung sich anläßlich des Antrages Smilh'S au-sprechen. Die Bill sei der erste Hoffnungsstrahl in dem dunkeln Zu stande; denn obwohl er an der Macht de» Reiche- nicht im Geringsten zweifle, glaube er doch, daß Zwang dem Geiste der Verfassung gänzlich fremd sei. Er wünsche ernstlich die Vervollständigung einer befrie digenden Gesetzgebung als d.n Schluß wichtiger par lamentarischer Arbeiten für die Wohlfahrt, den Frieden und die Glückseligkeit Irlands. Die Debatte wurde bis gegen den Schluß der Sitzung fortgesetzt und dann auf unbestimmte Zeit vertagt. London, Donnerstag, 27. April. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die „TimeS" erfahren von gut- unterrichteter Seite, die Vorlage, betreffend die Convertirung der spanischen auswärtigen Schuld, sei von den CorteS angenommen worden; der Finanzminister habe es schließlich dennoch möglich gefunden, ungefähr lA Procent auf die existiren- den Bonds den ausländischen Gläubigern anzu bieten. DaS „Counell korvissn 0ouäüolüer8" ist bereit, dieses Arrangement den Gläubigern an- zuempfehlen. Kopenhagen, Mittwoch, 26. April, AbendS. (W. T. B.) DaS Budget war wegen der dieser halb zwischen dem LanbSthing und dem Volks thing bestehenden 3 Differenzpunkte einem ge- meinsamen Ausschüsse beider Thinge überwiesen worden. In der heutigen Sitzung dieses Aus schusses gab die Rechte in Bezug auf einen Punkt ihre bisherige Stellung auf und acceptirte den Antrag der Linken bezüglich der zeitweiligen Ge haltszulagen an die Beamten. Die nächste AuS- schußsitzung wurde auf nächsten Freitag anberaumt, um der Linken Zeit zur Erwägung der von ihr einzunehmenden Stellung zu geben. (Bgl. die „Tag.Sgeschlchte".) Dresden, 27. April. Gestern Mirtag fand im großen Saale der Aka demie der Wissenschaften zu Wien die gemeinsame Sitzung der Delegationen Oesterreich-UngarnS Statt. Der Dualismus kam bereits in der Vorhalle zum Ausdruck, indem dort der deutsche Diener den Ankommenden mit „Bitte" und ein Hayduk mit „Kerem" den Eingang in den Saal wies. Die Delegieren waren war beseitigt, nur die Wächter hatte man an den Gräben zurückgelassen. Die Stimmung der Männer konnte nicht anders als ernst sein, ste hatten alle, wenn auch nicht gleichmäßig, Verlust durch den Brand gehabt, und die Frage, wie daS junge Mädchen zu solcher Stunde in den Wald gekommen und durch Rauch und Flammen gedrungen, beschäftigte die Ge- müther. Mußte man die Bermuthungen beschränken und aus die Erklärung vorerst verzichten, so ward die Sorge um den Zustand der Verunglückten doch von Allen getheilt. Der Bediente bot den Herren Thee, kalte Küche und Wein dar, welches nicht adgelehnt wurde, da alle auf die erste Nachricht von dem Brande nur sortge- stürzt waren, ohne an eine Abendkost zu denken. Wäh renddem trat die Gräfin au- den Frauengemächern. Sie brachte leidliche Nachricht. Inga war aus ihrer Ohnmacht erwacht und hatte etwas Stärkendes zu sich genommen. Ueber Brandwunden hatte sie nicht zu klagen, nur ihre Gewänder waren übel zugerichtet. Nicht Schmerzen fühlte sie, nur die äußerste Ermat tung und nervöse Abspannung, so daß ihr die Sprache so gut wie versazte. Volkmar fragte, ob sie im Stande sein werde, jetzt schon nach Hause zurück,zukehren? Er müsse nun eilen und die Seimgen daheim beruhigen. Auguste ab r wünschte die Kranke in ihrer Pflege zu b halten, ja sie sprach e« mit einer gewißen Eifersucht aus und schloß mit den Worten: „Laßt sie mir! Sie gchört zu nml Sie ist die Tochier meiner Mutter, sie ist meine Schwester! Ich habe das Recht und die Pflicht, sie sür mich zu begehren!" — War Volkmar nur überrascht, daß die Gräfin ihr Gc- Heimniß plötzlich rückhaltlos preisgab, so geriethrn