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W95 Mittwoch, den 26 April. Xdvuoewknlvprvlvr lltiirlicl.! .... 18 dlorlc. ^iUirliok: 4 Uaelc b0 ?s. Limvlne Huwmsru: 10 ?k. Luii«rd»Id <le« äputoeben ksicbss tritt?o»t- uvä 8tewpeIru,l:t>lLA dinru. Ivseratenprelsv: kür äen k»um sivsr ^espitltonkn ?etitreils 20 kk. Onter „kin^sssntlt" clis Heils 50 ?k. v«i 1'»b«lleu- uvä Äüvrvsutr SO ^uf»ctä»x. Zres-nerIMMl. 1882. Iv8vr»teo«um»km« aaüMirli,! F>. /iranäÄetter, Oovlwi»«ü)vLr äs, I»rs«äner äonrnsl«; 8»mdvr8 >«rUv V>«v - l-sipiix L»»,I kr»vkti>r4 H.: 1/aa««uck«» <t 1^0A/er/ S«rliv-Vi«u S^vdur,- rr»x -I.«jp»>8 ?ru»Illurt ». «.-Nüvckev: /tuä. LsrUv: /nrakiät»iäa»i1Ursmeo: F. Lc/itott«,' Ur»»1»o: F Lta»>Akn'» L^rea« <Lmit Ladat/i),' Urooiltort ». N : TaeAer'U'lis lluclibooälunx; 0SrMi: tr. LtMrr- Naooover: O. §c?iü««/er,' U»ri, U«rlio-kr»otrkort ». N - LtoNxort: T>aud«F Oo., »»wdorx: ^4ä. Li«»«»'. krvekeinsn r 1'LbN^^ mit Xu»volims äsr 8ovn- unä keiertsK« ^d«uä» kür äsv kul^saäsv 1s^. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Koran «xvdsrr köoinl. Lisieäition äs« Drs^äosr äourv»!^ Dresäso, /vin^eratraaes Ho. 20. Ämüichtr Llicil. Dretden, 25. April. Se. Majestät der König haben in einer gestern dem Königlich Serbischen Oberst» Lieutenant und Flügeladjutanten Simonovitch er- «heilten Particularaudienz das Schreiben entgegen zu nehmen geruht, wodurch Se. Majestät der König von Serbien Allerhöchstihm die Erhebung Serbiens zum Königreich angezeigt hat. Dresden, 23. April. Se. Majestät der König haben dem Königlich Sächsischen Konsul in Stuttgart, Alexander von Pflaum, den TUel eines General» konsulS Allergnädlgst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge- ruht, dem OberrechnungS-Revisor Karl August Wil helm Radecker das AlbrechtSkreuz zu verleihen. Bekanntmachung. Mit Bezugnahme auf die in Nr. 9 des ReichS- GefetzblattS verkündete Kaiserliche Verordnung vom 14. d. MtS., durch welche der Reichstag berufen ist, am 27. April d. IS. in Berlin zusammen zu treten, wird hierdurch bekannt gemacht, daß die Eröffnung des Reichstags an diesem Tage um 2 Uhr Nachmittags im SitzungSsaale deS RerchStagSgebäudes, Leipziger- straße Nr. 4, stattfinden wird. Die weiteren Mitthei- lungen über die Eröffnungssitzung erfolgen in dem Bureau des Reichstags am 26 Aprrl in den Stunden von 9 Uhr Morgens bis 8 Uhr Abends und am 27. April Vormittags von 8 Uhr ab. In diesem Bureau werden auch die Einlaßkarten für Zuschauer auSgegeben werden. Berlin, den 24. April 1882. Der Reichskanzler. In Vertretung: v. Boetticher. Nichtamtlicher Theil. Neb-rsich«: Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Dagbladet.) TageSgeschichte. (Berlin. Straßbuig. München. Karls ruhe. Wien. Teplitz. Paris St. Petersburg. Bukarest. Konstantinopel. Alexandrien.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. BetrirbSergebnisse der königl. StaatSeisenbahnen. (KohlentranSport.) Dresdner Nachrichten. ' Erste Beilage. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Tharandt. Meißen. Riesa. Bautzen.) Die Wiener Ringtheaterkatastrophe vor Gericht. Statistik und Volkswirthschast. Zweite Beilage. Börsennachrichtev. Telegraphische Nachrichten. Wien, Montag, 24. April, AbendS. (Corr.- Bur.) Die SiebeuerauSschüsse beider Delegationen hielten eine gemeinsame Berathung ab. Bezüg lich einiger Differenzen wurde rin Einvernehmen erzielt, indem die österreichische Delegation der Fassung der ungarischen Delegation beitrat. Nur bezüglich der Höhe deS zu bewilligenden CrediteS beharrten die SirbenerauSschüsse auf dem Stand- punkte der respectiven Delegationen. (Vgl. die „TageSgeschichte".)- Feuilleton. »«digirt von Otto Banck. K. Hostheater. — Neustadt. — Am 23. April: „Der Betrogene." Soloscene aus dem Franzö sischen deS Verconsin übersetzt von Wolf Grafen Baudissin. (Zum ersten Male.) Hierauf: „Epi demisch." Schwank in 4 Acten von I. B. v. Schweitzer. Besonders sür Liebhabertheater, denen ein mög lichst einfacher Apparat, ohne Nebenpersonen, ohne Costume, ohne Scenenwechsel und fast ohne Coulisfen sehr zu Statten kommt, sind oft Solo- ober Monolog stücke eine willkommene Erscheinung. Sie haben auch an solcher Stelle den sichersten Erfolg, da die Zu schauer zum beträchtlichen Theil aus Verwandten, Freunden und Bekannten der darstellenden Kraft oder Schwäche bestehen. Auf öffentlicher Bühne vermin dert sich diese BeifallSgarantie. Dennoch liebten die »ühnenvirtuosen stets die Solopidce, in der sie e«, um möglichst selbst zu glänzen, nicht erst röthig haben, ihre Collegen, die gar nicht da sind, in Grund und Boden zu spielen. Sie befinden sich bereits allein auf dem Theater, der ganze scenische Erfolg fällt lediglich ihnen zu. Da- ist äußerst angenehm. ES könnte ihnen aber auch bei ungünstigem Verlauf nach jenem egoistischen Lalcul das ganze FiaSco ebenfalls allein zufallen und da» ,st äußerst unangenehm. Im kolle gialen Schauspielergeist hat bekanntlich der christlich schöne Brr» keine Geltung: „Grtheilte Freud' ist dop- Rom, Montag, 24. April, Nachmittag». (W. T. B.) Der feierliche Empfang deS preußischen Gesandten v. Tchlözer im Vatikan bat heute Vor mittag H12 Uhr stattgefunden. Der Papst saß unter einem Baldachin und war von seinem ganzen Hofstaate, dem Au^or äomus, dem Oberceremonien- meister, der Nobelgarde und der Palastwache um- geben. Der Gesandte überreichte seine Creditive mit einer offiriellen Ansprache. Der Papst gab in seiner Erwiderung der Freude über die Wieder- anknüpfung der diplomatischen Beziehungen Aus druck. Darauf wurden die Hofstaaten entlassen, und v. Schlözer hatte sodann noch eine ^stündige Privataudirnz beim Papste. Nach derselben stat tete der Gesandte dem Cardinal-Staatssekretär Jacobini einen Besuch ab. Madrid, DienStag, 25. April. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Kammer lehnte gestern daS Tadels votum gegen den Finanzminister ab. Kopenhagen, Montag, 24. April, Nachmit- tag». (Tel. b. Hamb. Nachr.) Wie „Dagsavisen" meldet, wird dir daS Befrstigungögesetz betreffende „Tagesordnung" des LandSthings (Vertrauensvotum sür das Ministerium) mit 36 gegen 29 Stimmen angenommen werden, da auch Abgeordnete, die in der Sache divergirrn, auS Gründen der allgemei nen politischen Situation dafür stimmen wollen. Eine Verlängerung des interimistischen Finanz- gesetztS soll nur für 14 Tage verlangt werden. London, Montag, 24. April, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS Oberhauses legte der Lordkanzler Lord Selborne von der Königin unterzeichnete Patente vor, durch welche die LordS Cork, LaShom, Hawarden und Monson zu Sprechern deS Oberhauses bei Abwesenheit deS Lordkanzlerö ernannt werben. Im Unterhaus» erwiderte der Unterstaats- secretär des Aeußern, Sir Charles Dille, auf eine bezügliche Anfrage, bas Gerücht von der Wiederaufnahme der HandelsvertragSverhandlungen mit Frankreich sei unbegrünvet. — Der Premier Gladstone legte hierauf da» neue Budget vor und hob hierbei hervor, daß die Ausgaben seit 3 Jahren zugenommen hätten, während die Ein nahmen schleppend seien, obwohl der Stand deS Handel- im Allgemeinen nicht unbefriedigend sei. Der Ueberfchuß des verflossenen Finanzjahres be trage 352000 Psd. Sterl., die Staatsschuld habe fick um 7 159000 Pfd. Sterl, vermindert. Der Voran schlag für das laufende Jahr beziffere die Ausgaben auf 84 630000 Pfd. Sterl., die Einnahmen auf 84935000 Pfd. Sterl., so daß ein Ueberfchuß von 305000 Pfd. Sterl, verbleibe. Auf die Einbringung der KreisordnungSbill in dieser Session sei nicht zu hoffen; um jedoch die versprochenen Maßregeln, nament lich die Verringerung der Localsteuern zu ermöglichen, werde die Erhöhung der Besteuerung der Privatwagen vorgeschlagen. Ferner soll die Einfuhr von mit Ti- chorie gemischtem Kaffee gestattet, dagegen die Einfuhr jeder andern Kaffeemischung verboten werden. Glad stone macht ferner darauf aufmerksam, daß sich unter den Ausgaben ein neuer Nachtragscredit von 180000 Pfd. Sterl, für die Polizei in Irland und ein solcher von 90 000 Psd. Sterl, für die Verwaltung des Cwil- diensteS auf Cypern befinde. Die Bubgrtvorschläge werden nach kurzer Debatte vom Hause in erster Lesung angenommen. Hierauf wurde mit der zweiten Lesung der gegen die Wahlbestechung gerichteten Regierungsvorlage begonnen. Dublin, Montag, 24. April, AbendS. (W. T. B.) Parnell ist beute Abend gegen 7 Uhr in pelt Freude"; unantastbar aber bleibt der folgende VerS: „Getheilter Schmerz ist halbe: Schmerz." Diese Erleichterung durch gemeinschaftliches Dulden läßt sich nun freilich in einer Soloscene nicht genießen, und eS ist daher allen Bühnenmitgliedern der Welt empfindlich klar, daß die verlockende Soloscene immer noch für das lediglich? BeifallSbedürfniß kein völlig schön gelöstes Schauspielerräthsel sei; führt eS doch sogar auf den problematischen ersten VerS zurück: „Sei hochbeseligt oder leide". Damit nun dieses fatale: „oder leide" möglichst vermieden und eine Rose ohne Dornen gepflückt wird, hat man mit Berücksichtigung der pikanten Effecte den sogenannten „Soloscherz" gepflegt. Statt der Bühnenschriftsteller fabricirten besonders Schauspieler diese Plouderfcene ohne Handlung, in welcher ein Komiker, eine Soubrette oder ein sonstiges «usant eböri deS Publicum- die kleinen technischen Behelfe und theatralischen Ueberraschungen mit allen Kunst stücken der Mimik, der Maske, der Toilette auSspielt und mit dem Bravothum der Virtuosität auf den Stufenleitern zwischen Verzweiflung und Uebermuth, zwischen Ernst und Humor eine Viertelstunde lang so beweglich hin- und herspringt, bis im Gegensätze dazu den Zuschauern der Verstand stille steht. Dieser Moment ist von jeher besonders für Gastspieler der beliebteste Grad ihrer Wirkung gewesen. In dem kleinen Solostück „Der Betrogene" Haden wir eS mit einem solchen Birtucsenscherz nicht zu thun. Die Haltung deS seelischen Vorgang» ist gar einfach und ruhig. E» entrollt diese Scene logisch recht ge- schickt geführte und klar durchdachte Monologe eine» guten, sich betrogen glaubenden Ehemann», der mehr da- Gefängniß von Kilmainham wieder zurück- gekehrt. Athen, DienStag, 25. April. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Kammer votirte gestern ein TadelS- votum gegen daS frühere Cabinrt KomunduroS wegen der Unterzeichnung der türkisch - griechischen Convention. Dresden, 25. April. Der Conflict, welcher nun schon beinahe 8 Jahre zwischen Regierung und Volksvertretung in Dänemark andauert, hat sich neuerdings wieder in einer Weise zugespitzt, daß eine resolute Umkehr von dem Wege, wo man „festgefahren" ist, kaum mch zu erwarten steht. Bereits früher wiesen wir darauf hin, daß daS Landsthing sich, wie überhaupt, so auch hin sichtlich der Feststellung des Budgets, für einen dem VolkSthing gleichberechtigten Factor hält, und in dieser Auffassung ist daS Landsthing stet» von der Regie rung bestärkt worden; namentlich ist es das jetzige Ministerium Estrup, welches auf diesen Standpunkt der Ersten Kammer des Reichstags seinen Widerstand gegen den Anspruch der oppositionellen Majorität des VolksthingS baut, der dahin geht, daß letzteres hinsicht lich der Budgetbewilligunz der maßgebende legislative Factor sei, während das Landsthing hierbei eigentlich gar nichts mitzureden, kurz: daß die Regierung das Budget anzunehmen habe, wie das VolkSthing es fest stelle, ohne sich daran zu kehren, was etwa da» LandS- thing GegentheiliqeS beschließe. Diesem Bestreben der oppositionellen Majorität des Volksthings: die Re gierung zu nöthigen, ihren Stützpunkt ausschließlich in dem aus direkten Wahlen hervorgehenden Volksthing zu suchen, entspringt überhaupt der herrschende langjährige Conflict. DaS Volksthing verlangt, daß ein Ministerium, welches sich nicht in Uebcreinstimmung mit der Majo rität dieses ThingS befindet, zurückzutreten habe; die Re gierung sagt, daß dieses nicht der Sinn der bestehenden Versüssung sei, sondern daß ein Ministerium seinen Stütz punkt ebensowohl in der Ersten wie in der Zweiten Kammer suchen könne. Und dieser Gesichtspunkt ist es, der ganz besonders das jetzige Ministerium, das aus der Partei der sogenannten Großgrundbesitzer hervorge gangen ist, zum Widerstande gegen die oppositionellen Ansprüche anspornt, während verschiedene demselben voraufgegangene nationalliberale Ministerien sich, wenngleich erst nach mehr oder minder längerm Sträuben, vor dem Willen des Volksthings beugten und die Flinte ins Korn warfen. Es ist also im Grunde nicht sowohl d»e eine oder andere Budgetforde rung, welche daS Ministerium Estrup veranlaßte, da» VolkSthing wiederholt aufzulösen, sondern ein poli tisches Parteiprincip; es rst, wenn man will, der Kampf zwischen Liberalismus und LonfervatlsmuS, den auszusechten das Ministerium Estrup sich zur spe- ciellen Ausgabe gestellt zu haben scheint. Schon bei der Verfassungsrevision des Jahres 1865 machte die Linke, mit Tscherning und J.A. Hansen an der Spitze, den Versuch, das Landsthing zum blosen „Oberhause" zu reduclren, so daß es nur über die einzelnen Para graphen im Finanzgesetz und über die Zulagegesetze und Vorschläge en bloc sollte stimmen können, allein ohne damit bisher durchzudringen. Heute stehen beide Häuser deS dänischen Reichs tags abermals der letzten Zuflucht gegenüber: der ge meinsamen Budgetcommission beider Thinge. Die dänische Verfassung setzt voraus, daß die beiden Ab- theilungen des Reichstags sich unter allen Umständen wegen des Budgets verständigen; sür den Fall, daß dieses nicht in den ordentlichen Separatberathungen beider Thinge geschieht, schreibt sie eine einmalige außerordentliche Separatberathung vor, und für die äußerste Eventualität: die Niedersetzung einer Com mission, die auS einer gleichen Anzahl Mitglieder bei der Thinge (gewöhnlich l5 Mitglieder au» jedem Thing) besteht. Die Majoritätsbeschlüsse dieser Com mission sind indessen sür das Plenum nicht bindend; vielmehr bleibt es dem Plenum beider Thinge über lassen, die Commissionsbefchlüsfe anzunehmen, oder ab zulehnen. Lehnt ein Thing sie ab, dann ist eben kein Budget zu Stande gekommen. Diesen Fall, der in Dänemark feit 8 Jahren leider nur zu häufig einge treten ist, hat, wie gesagt, die Verfassung nicht vorge sehen, und sie hat somit eine unangenehme Lücke, die au-zu- süllen das Bestreben aller Parteien fein sollte, die auf dem Boden der Verfassung stehen. Thatsächlich »st auch nicht» leichter, als diese Lücke zu beseitigen; man braucht nur nach dem Vorbilde Schwedens das Plenum beider Thinge gemeinsam über die Beschlüsse der gemeinsamen Com mission abstimmen und dieses Votum als entscheidend gelten zu lassen. Damit wäre allen Conflicten in Budgetangelegenheiten ein Ende gemacht. So wie die Sachen jetzt und schon seit Jahren in Dänemark stehen, kann eS ohne schwere Schädigung der wichtigsten staatlichen Interessen nicht fortgehen. Der Nothbehelf eine» provisorischen Budgets ist nicht mehr verfassungsmäßig von dem Augenblicke an, in welchem von oben herab ein provisorisches Budget decretuct wird, weil ein ordentliches Budget nicht zu Stande gekommen ist und ein interimistisches Budget die Zustimmung de- ReichStogs nicht erhalten hat, ist die Verfassung that sächlich suSpendirt. Und vor einer solchen Eventualität steht Dänemark jetzt. Die Chancen für eine Verstän digung in den nächster Tage zusammentretenden ge meinsamen Budgetcommissionen, d. h. für eine Ver ständigung zwischen der oppositionellen Majorität de» NolkSthingS und der regierungsfreundlichen Majorität des LandSthings, sind gegenwärtig so gering wie mög lich. Beide Theile Haden sich sowohl durch ihre vor jährige Haltung, wie durch ihre in neuerer Zeit ab gegebenen Erklärungen in ihren Positionen so fest gesetzt, daß es äußerst schwierig sem wird, diese zu überwinden, damit sie sich einander entgegenkommen, denn ohne ein gegenseitiges Entgegenkommen ist an das Zustandekommen eine» ordentlichen Budgets nicht zu denken. Indem die Linke dem „VolkSgeffte", wel cher von der höhern Bildung nicht „angekränkelt" ist, alleinseligmachende Kraft zuschreibt, erblickt sie in dem Verhalten deS LandSthingS eine „Kriegserklärung". Aber nicht genug hiermit, letzter Tage stellte der bäuerliche Abg. JenS BuSk im VolkSthing die Even tualität m Aussicht, daß „der König weggejagt werden könne". Es ist im Grunde komisch, daß die Herren von der Linken einerseits mit der Republik drohen wollen, andererseits aber doch fühlen, daß sie ihre Sache dadurch nur verschlimmern. Der unparlamen- tansche Ausdruck „Wegjagen" war denn auch in der Reichstagszeitung gemildert worden. E» erregte natürlich Verwunderung, daß die betreffende Aeuße- rung, worin (um der Drohung emen loyalen Schein zu geben) die Möglichkeit angenommen wurde, daß der König deS Schutzes der „con- fervatwen" Bauern bedürfen könne, wenn andere (nur in der Phantasie Jens Busk'S existirende) böse Men schen ihn „wegjagen" wollten, in der Reichstagszeitung verändert erschien und namentlich der letztgenannte un passende Ausdruck nicht vorkam. Der conservative Ab geordnete Rimestad verlieh denn auch im Plenum ironisch seiner Freude über diese Veränderung Aus druck, die ja als ein Beweis betrachtet werden konnte, daß man (die Linke) sich dieser Ausdruckswelfe schäme. Gleichzeitig aber mußte die Glaubwürdigkeit oder Zu verlässigkeit der Reichstagszeitung erschüttert erscheinen. So fand der Präsident HögSbro es angemessen, eine Untersuchung anstellen zu lassen, und räumte später in einer Erklärung ein, daß Rimestad Recht gehabt habe und daß Ausdrücke gebraucht wurden, die in der Zeitung selbstgefällige Schwatzhaftigkeit, als Charakter und Energie besitzt, und für den eS deshalb jedenfalls da- Bequemste und Beste ist, daß seine Eifersucht grund los war und er es bei seiner Unentschiedenheit nicht nöthig hat, noch länger über Rettungsversuche für seine Ehre nachzudenken. Ich glaube diese Uebertragnng und vielleicht auch Bearbeitung gehört den hinterlas senen, noch ungedruckten Manuskripten des um die dramatische Uebersetzerliteratur hochverdienten Grafen Wolf Baudifsin an, eine Gabe aus irinem liebens würdig fnschen, immer thätigen Greisenalter, abermals Zeugniß gebend von der Feinheit und Natürlichkeit seiner Sprache. Hr. Richelsen trug die Solopartie, Advocat Ray mond, mit dem fleißigsten Aufwand feiner gewandten und verständnißvcllcn Volubrlität der Rede vor. Man nahm seine Darstellung, wie auch die kleine Piöce, mit freundlichem Wohlwollen sür ihn und für den würdigen dahingefchiedenen Uebersetzer entgegen. O. B. mentlich bei kleineren Aufgaben, wird auch hinfüro der jungen Schauspielerin noch den besten Anhalt ge währen und nach gewonnener größerer Sicherheit viel leicht jenes Hervorbrechen latenter Individualität möglich machen, welches den bisherigen Eindruck deS mechanisch Eingelernten hinwegnimmt und einen etwa- intelligentern Ton eintreten läßt. Willigkeit und aufrichtige» Be mühen sind bei dieser jungen Schauspielerin ersichtlich und lassen manches Fortschreiten nach und nach er» warten. Die Vorstellung war leidlich besucht, und von den Milwirkenden ist es besonders Frl. Diacono, die sich noch freier und lebendiger in die Rolle deS Kammer mädchen- Marie einzuspielen hat. Ihr ersichtliche» Bestreben, die- zu thun, ist bisher nicht ganz unbe- lobnt geblieben, doch ist die Rolle sehr schwierig. O. B. Inga Svendsou. Novelle von Otto Roq nette. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 24. April: „Was ihr wollt". Lustspiel in 3 Acten von Shakespeare. Von G. zu Putlitz bearbeitet. (Frl. Werner vom Meininger Hoftheater als Gast.) Frl. Werner trat noch ein Mal, und zwar die» Mal in der Rolle der Viola auf, welche sie während ihre» Engagements bei dem Meininger Hoftheater mehrfach gespielt hat, da „Was ihr wollt" zu den Liebling-darstellungen jener Gesellschaft gehört. So mit war ihr daS Technische dieser Partie ,m Allge meinen geläufig, und man sah, daß ihr dieselbe dmch Einstudirrn vertraut erschien. Diese» Emstudireu, na- (Fortsetzung.) „Die werden denn wohl zu erwarten sein!" be stätigte Volkmar. Die Aussicht aus einen Schwieger sohn wie Paul Schellborn war ihm sichtlich ange nehm, ja sie hatte eiwaS Tröstliches. Denn der Ver lust wurde durch ihn zum Gewinn. Behielt er doch in Roderich immer noch den Sohn, wie er ihn ein mal nicht ander- nannte und Mit Genugthuung nen nen durste. So verweilte er im Gespräch länger bei dieser erwünschten Aussicht. Dann, zu seiner Gatlin gewendet, fragte er: „Glaubst Du im Ernst, daß Roderich und Inga für einander passen?"