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Dresdner Journal : 18.04.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188204188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820418
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820418
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-04
- Tag 1882-04-18
-
Monat
1882-04
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 18.04.1882
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^88. Dlcnsia», dk» >8. April. 1882. Tdooaeweatsprelir l» ck«ut,ek«o Lsiek«: ^Ldrliek; .... 18 Sl^rlc. ^^Lkrliok: 4 U»rü bO ?s. Llorslil« Xuwmsro: IO?k. Lu,»«rd»Id de» devt»cl»en iisicüe» tritt?ost- und 8tvmpklru»eklü8 üiuru. Inseralenpi-elsv: rar ätz» k»uw einer ^espLlteveo petitroils so ?k. Unter „Linsseeandt" dis 2silv SO ?f. Lsi r»d«Uen- und 2iüerns!»tr SO Fukscllax. Dres-nerAomMl. Inserntennnnndme »u»^Si-1«: I.«txrix: ^r. Brandstetter, (ioininissiouLr de» Oreedner dourn»!»: L»mdorz -8,rlin-Vl»n - l-«ip»>8 L«»«I L-««I»v-Lr»aIllurt ». H : I/kiasenste»»« d r«A/er, Lerlu»-Vien-Hüin'rnrx- kr»»p I-«ipr>x Lr»i»>lkurt ». H.-Uilardon: 17 od .Vosse,' Lerlin: /nratidendanit,' Lrewea: L Lck/ott«,' Lre»I»n: Ltanyrn « Lureau <L»o7 /»akai/«-,' rrLvkturt » U : daeAer'eelie ljucliditndlunj;; Oörii'»: tr. .1/u?/rr; SLNvover: o. r»rt» LerUn -^renllturr » L - StnN^Lrt: Danke «t Oo., LLwdnrx: Fd. Lteiner. krsedeluear T»Ll»ek niit ^uenstlms der 8onn- und reierta^s ödende kür den tollenden 1^. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. U e r a » » x v d v r r Löoiel. kiipedition de» l>rs»doer dourn»!», Dresden, ^«in^erstr:»»« ^,o SO. Nichtamtlichcr Theil. Telegraphische Nachrichten. Schwerin, Sonntag, 16. April, Abend- IttUhr. (W. T. B.) In den Garderoberäumen deS hiesigen Schauspielhauses brach heute Abend bei der Vor stellung von „Robert und Bertram" Feuer auS. DaS HauS steht in Hellen Flammen; Menschen leben find nicht gefährdet. Schwerin, Montag, 17. April, Vormittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) DaS Feuer war gegen 8 biS S Uhr auf dem obersten Boden deS nördlichen Anbaues, wo Satzstücke u. drrgl. aufbewahrt wur den, auSgrbrochrn. Dir Gefahr wurde rechtzeitig von der Bühne auS dem Publicum mitgetheilt, und auch Se. königl. Hoheit der Großherzog richtete beruhigende Worte an dasselbe, so daß die Räumung deS Hauses ohne Ueberstürzung und gefahrlos erfolgte. DaS Feuer griff rasch um sich und zerstörte daS ganze Innere deS Hauses; nur die Ringmauern stehen noch. Bald nach Mitter nacht war daS Feuer bewältigt. Die naheliegen den Gebäude blieben unbeschädigt. Die Biblio thek und die Mufikalien sollen gerettet sein; die Garderobe ist zerstört. Wien, Sonntag, 16. April, Abends. (Tel. d. Boh^ Heute Mittag fand im Gasthause zu den „3 Engeln" eine Arbeitrrversammlung zur Be- schließung einer Kundgebung gegen die Antise- mitenbrwegnng Statt. Der Versammlung wohn- ten circa 500 Personen bei. Der Vorsitzende Voglgruber verwahrte sich gegen den Verdacht, als wäre er von Juden bezahlt. — Ein Arbeiterführer verurtheilte in schärfsten Ausdrücken die antisemitische Bewegung und rief aus, daß eS eine Schande sei, wenn dieselbe von Volksvertretern unterstützt wird, welche sich mit erbärmlichen Judenhetzen befassen. Diese Worte riefen einen kolossalen Tumult hervor. Die überwiegende Mehr heit brach in stürmischen Beifall auS, während die im Hintergründe des Saales zusammenge drängten Antisemiten wüthend schrien: „Nieder mit dem Führer!" Darauf antworteten die Anderen mit dem Rufe: „Nieder mit den Antisemiten! Nieder mit Schönerer! Hinaus mit diesen Lumpenkerlen!" Das war da- Signal zu einer regelrechten und energischen Keilerei, die mit dem Hinauswurse und theilweise Mit dem freiwilligen Rückzüge der Antifemiten endigte. — Der Arbeiter Barth beantragte eine Resolution, der zufolge die Arbeiter sich weder gegen Juden, noch gegen Christen, sondern einzig gegen das Capital kehren, und, da dieses international und confessionS- los sei, müssen die Arbeiter ebenfalls so sein. Weiter erklärt die Resolution, die Anlisemitenbewegung fei eine Schande für unser Jahrhundert. — Der Schriftführer KoSlowetz erklärt sich principiell gegen jede Resolution, weil dieselben resultatlos seien; es genüge, daß die Versammlung die Antisemitenbewegung verurtheilt habe. Sodann sprachen noch mehrere Ar beiter gegen die Antisemiten. Der Vorsitzende for derte hierauf die un Saale anwesenden Antisemiten auf, sich zum Worte zu melden, falls sie etwas zu sogen hätten. Es meldet sich Niemand. (Gelächter und Rufe: Feiglinge!) Die Resolution wurde hierauf mit allen gegen 4 Stimmen angenommen. Paris, Montag, 17. April. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Heute Nacht- ist im Centralpostamt ein bedeutender Diebstahl an Werthsendungen und chargirtev Briefen entdeckt worben. Details fehlen noch. London, Montag, 17. April. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Hinrichtung deS GiftmördrrS Lawson ,1 1 —— Feuilleton. Ridigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 16. April: „Philippine Welfer", historisches Schaufpiel in 5 Acten von Oskar v. Redwitz. (Frl. Werner vom Hoftheater zu Meiningen, als Gast.) Dieser Schauspiel von guter sittlicher Wirkung, das viele so natürliche Scenen von rein menschlichem Ge halt darbietet, herzlich und warm empsunden und ge schrieben ist, hat sich in Dresden mit Recht sehr beliebt gemacht. Auch würde schon allein d>e ausgezeichnete Darstellung den zahlreichen Besuch verdienen, der im Theater wieder so erfreulich und belebend war. Hr. Jaffe charakterisirt den König Ferdinand mit vollstem Berständniß der Rolle, und das große, tief erregte Gespräch zwischen beiden Vätern, den König und Welser, welche- die Ehre deS deutschen ManneS und Familienoberhauptes in daS rechte Licht stellt, be wegte da- volle HauS. Hier feierte nun auch ganz besonder» Hr. Porth in der Partie des berühmten Kaufherrn, der vom Schicksal nicht viel minder schwer, al- feine Tochter geprüft wurde, einen herrlichen Er folg in der Trefflichkeit feiner Darstellungskunst für edle Gestalten deS BürgerstandeS. ES war eine volle, fatte und schöne Leistung, markig und gemüthvoll zugleich. Auch Hr. MatkowSky ist al- Erzherzog Ferdi- »Mid ein vorzüglicher Liebhaber, ritterlich romantisch wurde infolge einer Veranlassung deS Präsidenten der nordamerikanischen Union, Arthur abermals bis zum 28. April verschoben. Lawson wurde eröffnet, es werde kein weiterer Aufschub statt- finden. Die bisher dem Minister deS Innern unter- breiteten Beweisstücke haben den Eingriff in die Vollstreckung des UrtheilS nicht gerechtfertigt. Dresden, 17. April. Die zweite außerordentliche Session der Delega tionen Oesterreich-Ungarns ist vorgestern (Sonn abend) in Wien eröffnet worden. Die gemeinsame Regierung brachte eine Vorlage ein, mit welcher zu dem außerordentlichen Heerescredite von 8 Millionen »um Zwecke der Unterdrückung der im Süden der Monarchie ausgebrochenen Bewegung ein weiterer Be trag von 23 733000 Gulden angesprochen wird. Die Sitzung der ReichSrathSdelcgation wurde von dem Präsidenten Rüter v. Schmerling mit einer schwung vollen Ansprache eröffnet, m welcher er constatirte, daß der Aufruhr im Großen und Ganzen sein Ende erreicht hat, und der umsichtigen Führung und der Tapferkeit der braven Truppen, welche alle militärischen Tugenden in glän zendster Weise bethätigt haben, gedachte. Redner hob insbesondere hervor, daß auch das dalmatinische Regi ment Weber, bezüglich dessen in der letzten Delega tionssession (von dem Delegirten Klaic) der Wunsch ausgesprochen wurde, es möge ihm die Ausgabe erspart werden, allenfalls gegen seine Brüder die Waffen führen zu müssen, sich in glänzender Weise auch an dieser Action betheüigt hat. Diese braven Soldaten hätten bkwieien, daß sie dort keine Brüder mehr ken nen, wo es sich um die Bekämpfung von Hochverräthern handelt. In diesem Sinne werde sich die österreichische Armee stets bewähren. Der Präsident betonte sodann, daß die geforderten Mittel blos dazu dienen sollen, Garantien gegen die Wiederkehr ähnlicher Ereignisse zu schaffen, und schloß: .Die kaiserl Regierung wird erkannt haben, baß dort in diesen Gebietstheilen und bei diesen Vollrstämmen nur Ernst und nur ein gewisser Grad von Strenge angeieigt er scheint und daß daher jene gewiß zweckmäßigen Einrichtungen, die in den civilisirten Ländern bestehen, vorläufig dort kaum Platz greisen können. Andererseits wird aber ebenso die kaiserl. Regierung erkennen, daß geiechie Wünsche in diesen GebietS- theilen bestehen, die der Erfüllung harren, und daß es aus jeden Fall sür die kaiserl. Regierung eine erfreuliche Aufgabe sein wird, diesen Volksstämmen den Unterschied zwischen der türkischen und österreichischen Regierung klar zu machen. So, hoffe ich, wird es gelingen, nach einiger Zeit auch dort Ruhe, Ordnung und geordnete Zustände herberzu- sühren und den Moment anzubahnen, wo diese Gebiets- theile, was wohl zweifellos ist, in den Rahmen deS österreichischen Kaiserstaates eingesügt werden. Allen Bemühungen der Regierung, die dahm gerichtet jein werden, wird gewiß von Seite der Delegation die kräftigste Unter stützung zu Theil werden ' Weit weniger entschieden war die Ansprache, mit welcher die ungarische Delegation von lhrem Präsiden ten, dem Cardinal Haynald eröffnet wurde. Er dankte mü warmen Worten den kaiserlichen Truppen für die Bewältigung des Ausstandes, betonte den Ernst der Situation wie der Vorlage und appellirte an den Patriotismus der Delegirten, die Alle- beschließen würden, „was die innere Ruhe, die Ehre, die Sicher heit und die Großmachtstellung der Monarchie er fordern." Die Vorlage des gemeinsamen Ministeriums, be treffend die Erforderniß eines wettern Betrages von 23 733 000 Fl zu dem mit dem Delegationsbeschlusse vom 6. Februar 1882 bewilligten außerordentlichen HeereSerfordermsse von 8 Millionen Gulden zum Zwecke der Unterdrückung der im Süden der Mo narchie und im Occupationsgebiete ausgebrochenen Be wegung, hat folgenden Wortlaut: Mit dem allerhöchst sanctionirten, in der letzten außer ordentlichen Session gefaßten Beschluße der Delegation des und erfüllt von jener idealen Ueberschwenglichkett, welche er auch in der Wirklichkeit besaß und nöthig gebrauchte, um seine schwierige Rolle eines Ehren mannes durchzusühren. Auch durch Frau Bayer und Frl. Guinand und die Herren Koberstein und Bauer (Frau Welser, Tante Katharine und Thurn und Overstolz) wurde die Aufführung wesentlich gestützt. In der Titelrolle galt e» die- Mal, zum Behuf eines etwaigen Engagement« eine junge Schauspielerin, Frl. Werner, zu prüfen. Sie spielte die Philippine zum ersten Male und aus ihrer Darstellung ergab sich, daß sie vielleicht Aufgaben mit vorherrschend plauderhaftem Conversationston einige gefällige Effecte abzugtwinnen m Stande sein dürfte. Eine vor thellhafte Gestalt, wenn auch kein derselben ent sprechendes Organ kommt dem Gaste zu Gute, nicht minder ersichtliche Bühnenroutine, fleißiges Bemühen und resolutes Auftreten. Doch alle» die- ist noch weit entfernt von der zur Philippine nöthiqen Lei stungsfähigkeit. Ein geistig trivialer, flacher Ton und der Mangel an Vornehmheit in Gefühl, Rede und Haltung trennt Frl. Werner von Rollen, wie die der Philippine sehr entschieden. Dazu kommt e»ne oft nicht richtige Betonung, welche die Slnnbegriffe ver wechselt, für den Aussage- oder AuSrusungSsatz den Fragesatz mit herausgezogenem Accent wählt und der gleichen mehr, lauter Erscheinungen, die lin peinlichen Gegensatz zur überaus hochgebildeten, von Anmnth und fernem Seelenadel, von sublimem Umgangstact Trfülltrn Tochter Welser'- stehen. O. B hohen Reichsrathes wurde in Anbetracht der Nothwendigkeit einer raschen und energischen Bewältigung der im Occupations gebiete und in Süddalmatien ausgebrochenen Bewegung der gemeinsamen Regierung zum Zwecke der Durchführung der er forderlichen militärischen Maßnahmen der angesprochene Be trag von 8 Millionen Gulden bewilligt Mit diesem Betrage, bei dessen Festsetzung nur die sür die geplante Action erwachsenden einmaligen Auslagen, dann die fortlaufenden Auslagen sür 3 Monate in Rechnung gezogen wurden, glaubte die gemeinsame Regierung, nach dem damali gen Stande und Umfange des Aufstandes, das Auslangen fin den zu können. Die e Annahme wurde jedoch in der Folge durch die wei tere Gestaltung und Entwickelung der Ereignisfe unhaltbar, weil die Bewegung gegen Mitte Februar sowohl an Inten sität wie an räumlicher Ausdehnung continuirlich zunahm, immer weitere Kreise zog und schließlich selbst Nordbosnien zu ergreifen drohte Angesichts dieser Sachlage war eS unabweisbar geworden, die umfassendsten den Rahmen der ursprünglich geplanten Action überschreitenden Maßnahmen zu treffen und dem be gründeten Antrag» des GeneralcommandoS in Sarajewo aus Verstärkung der Truppen und Erhöhung der Stände Folge zu geben. ES wurden daher Milte Februar noch 2 Jnsanteriercgimenler, dann mehrere GebirgSballerien und tech nische Compagnien nach Bosnien verlegt; gleichzeitig wurde aber auch der Mannschastsstand der in Bosnien verwendeten Truppen entsprechend erhöht. Ebenso mußten noch namhasle Personalvrrmehrungen, sowie eine Berstärkung der Gebirgs artillerie und technischen Truppen in der Herzegowina und Dalmatien eintrelcn War nun schon durch diese Maßregeln eine vorzeitige Er- schöpsung des erwähnten CreditS bedingt, so kommt weiter noch das Moment der Zeitdauer der außerordentlichen militärischen Maßnahmen zur Geltung. Die bisherigen militärischen Actionen, von deren pragma tischer Darstellung die gemeinsame Regierung im Hinblicke aus die stets vollinhaltlich veröffentlichten Berichte der comman- direnden Generäle süglich absehen zu können glaubt, haben das befriedigende Resultat zu Tage gefördert, daß die Jnjur- rection im großen Ganzen niedergeworsen ist, und — in ihrer physischen und moralischen Krast ge brochen — nunmehr den Charakter des Brigan- taggio angenommen hat. Um dieses jedoch wirksam zu bekämpfen, die erzielten Er folge zu behaupten, die friedlich gesinnten Einwohner gegen die Gewaltthaten und den Terrorismus der Bauden zu schützen, die noch immer gestörte Ordnung und Sicherheit herzustellen und eine dauernde Conjolidirung der Verhältnisse anzubahnen: ist eS unerläßlich, die im Occupationsgebiete und in Süddal matien befindlichen HeereStheile auch sür die nächste Zu kunst in ihrer gegenwärtigen Zahl und Stärke dort zu belassen. Hierbei ist seiner in Betracht zu ziehen, daß die Ausstellung zahlreicherer Garnisonen naturgemäß besondere Vorsorgen sür die gesicherte Unterkunst der Truppen und die Verbindung der einzelnen Orte unter einander bedingt, daß die Transporte dec Lebensmittel und Kriegsbedürsmsse aller Art starke Escortcn ersordern, daß die ZuschubS- und Verkehrslinien ge sichert, in praktikabelm Stande erhallen oder auch neu her- gestellt werden müssen und daß die zahlreichen Straßen- ar beiten und sonstigen Bauten nur unter militärischem Schutze ausgesührt werden können. AuS dem Vorgcsagten ergiebt sich, daß sowohl zur Erhal tung dieses Trupoenstandcs, wie auch zu der, bereits in der srühern Vorlage betonten AuSsührung der unbedingt nöthigen sortificatorijchen Maßnahmen, zum Baue von zur Berthei- digung geeigneten Unterkünften und Wachhäusern, dann zur Herstellung militärisch wichtiger Verbindungswege ein weiterer außergewöhnlicher Geldaufwand nothwendig wird Der hierfür erfvrdcrliche Betrag wurde aus Grund der gegenwärtigen Situation sür die Zeit bis En de October d I. und unter der Voraussetzung berechnet, daß noch vor Beginn deS Herbstes oder vielleicht schon Ansang August eine wenigstens theilweise Reduction des TruppenstandeS und der Gebührspositionen möglich jein werde Die gemeinsame Regierung giebt sich der Ucberzeugung hin, daß die Delegation des hohen Reichsrathes den geplanten Maßnahmen — in Anerkennung der unbedingten Nothwendig keit derselben — die Billigung nicht verjagen wird, und stellt daher daS Ersuchen um Bewilligung des laut zuliegenden Voranschlages erforderlichen Credites von 23 733 (wo Fl. ES wolle demnach die Delegation des hohen Reichsrathes beschließen: Art. l. Dem gemeinsamen Ministerium wird zu den mit dem allerhöchst sanctionirten Delegationsbejchlusse vom 6. Februar 1882 zum Zwecke der Unterdrückung der im Süden der Monarchie und im Occupationsgebiete ausge brochenen Bewegung bewilligten 8 Millionen Fl. ein wei terer Betrag von 23 733 000 Fl. als außerordentliche» Heeresersorderniß bewilligt. Art. 2. DaS vorstehend gemeinsam zu bedeckende außer- Jnga Svendsen. Novelle von Otto Roquette. (Fortsetzung.) Am Mittagstische, zu welchem man sich bald nach dem Empfange nieder!ieß, machte sich Inga mehr mtt der Bedienung zu thun als nöthig oder ihr ausge- tragen war. Sie brauchte Beschäftigung, wollte vor Allem ihre Augen abgelenki wissen; ihr Gehör konnte sie freilich nicht verschließen vor einem wohlklingenden Organ, welches seinen fiühern Zauber über sie wieder geltend machte. Die Mutter meinte nn Stillen, Roderich sei ernster geworden, und sand, daß ihm das sehr wohl stehe. Gleichwohl war er nicht zurückhaltend oder trübe. Ec erzählte viel auS der Hauptstadt, aber fast nur von seinen Studien und Bestrebungen, von Gelehrten, die er bewunderte oder denen er inzwischen näher getreten. Kannte man in der Familie ihre Persönlichkeiten nicht, so glaubte man sie doch schon zu kennen und nahm Antheil, da Roderich seit Jahren so viel von ihnen erzählt hatte, sie verehrte und sich ihre» Umgangs freute. Aber er fragte auch theil- nehmend nach den kleinen Ereignissen und Dingen des HauieS: Ob der Franz, ein einstiger Hofgespiele von ,hm und jetzt Waldhüter, schon geheirathei? Ob d,e neue Tannenfaatjchule gut gekommen sei? Und so bis zu dem braunen Füllen und Konradmen's türkischen Enten. Nach der Tafel, die man heute etwas länger hm- au-gezogen hatte, nahm der Oberförster sein Gewehr, da er im Walde Mit seinen Forstbeamten zu verhan deln hatte, und fragte Roderich ob er mit wolle? „Wir gehen Alle mit!" rief Konradine. Man war einver- ordentliche Heeresersorderniß beträgt 23 733 000 Fl., wovon die zu Lasten des ungarischen Staatsschatzes vorweg abzu ziehenden 2 Procent 474 K«o Fl und von dem Reste per 23 2S8 340 Fl. die im Sinne bei Gejttze» durch die «m Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder zu bedecken den 70 Procent 1S 280 838 Fl. und die auf die Länder der ungarischen Krone entsallenden »o Procent SV77S02 Fl. betragen Art. 3. Die Verrechnung dieses Betrages hat vereint mit den Crediten, welche sür die Commanden, Truppen und Anstalten im Occupationsgebiete sür da» Jahr 1882 bewil ligt wurden, und unter den gleichen Titeln zu geschehen. Wien, im April 1882. Lalnoky. Bylandt, Szlavy. Feldmarfchalllieutenant. Als die Delegationen vorgestern vor 11 Wochen zu der ersten außerordentlichen Session zusammen traten, um über die Mittel, welche zur Niederwerfung der Jnsurrection im Süden der Monarchie nothwendig geworden, zu berathen, erschien der europäische Hori zont viel weniger* klar, als heute. Waren auch die Besorgnisse, denen viele Delegirte Ausdruck zu geben sich veranlaßt sahen, in mancher Beziehung übertrieben, so konnte doch Niemand den Ernst der durch den Aus bruch des Aufstandes geschaffenen Situation verkennen. Die gemeinsame Regierung und die beiden Dele gationen waren denn auch einig in der Auffassung, daß Alles ausgeboten werden müsse, um der Jnsurrec tion so schnell wie möglich ein Ende zu machen In del klaren Erkenntniß dieser Nothwendigkeit wurden die von der Regierung gestellten Forderungen von beiden gemeinsamen Vertretungskörpern einstimmig vo- tirt. Die Opferwilligkcit hat ihre Früchte getragen. Ueber die am vorigen Sonnabend in herkömmlicher Weise ohne besondere Förmlichkeit eröffnete Delegirten- session schreibt unser Wiener Correspondent: Interesse erregte blos die Eröffnungsrede des Präsidenten der österreichischen Delegation, Ritters v. Schmerling, weil in derselben zum ersten Male in officieller Form der Gedanke einer Annexion Bosniens und der Herzegowina ventilirt wird. Es läßt sich nicht leugnen, daß Hr. v. Schmerling damit nur einer Idee Ausdruck gegeben hat, welche m Oesterreich- Ungarn ziemlich populär ist, weil man von der Ucberzeugung auSgeht, daß eine dauernde Herstel lung geordneter Zustände in den occupirten Ländern erst dann möglich sein wird, wenn die staatsrechtliche Stellung dieser Länder durch deren Einfügung in den Rahmen der österreichisch ungarischen Monarchie definitiv geregelt ist. Vorläufig ist allerdings an eine solche Maßregel nicht zu denken, weil die Regierung ängstlich bemüht ist, Alles zu vermeiden, was die glücklicher Weise zum Durchbruche gelangte friedlichere Strömung irgendwie alteriren oder die im Berliner Vcrtrage be züglich der Balkanländer gezogenen Grenzen über schreiten könnte. Nichtsdestoweniger wird die AnmxionS- frage kaum wieder von der Tagesordnung verschwinden, ja es gilt sür höchst wahrscheinlich, daß sie in der ungarischen Delegation in Form einer Interpellation direct auss Tapet gebracht werden wird. Unter diesen Umständen ist es begreiflich, daß die Forderung des Ritters v. Schmerling nach Einverleibung Bosniens und der Herzegowina am Ballplatze un angenehm berührt hat. DaS dem auswärtigen Amte nahestehende „Fremdenblatt * schreibt denn auch: „Oesterreich-Ungarn übt in Bosnien und der Herzego wina uneingeschränkt alle souveränen Rechte auS; eS kann daselbst versügen, was eS zur Aufrechterhaltung und Befestigung von Ruhe und Ordnung sür noth wendig erachtet. Den Bewohnern der beiden Pro vinzen braucht der Un^rschied zwischen türkischem und österreichischem Regiment nicht erst klar gemacht zu werden. Trotz der Mißgriffe, die begangen wurden und welche wir gewiß nicht leugnen wollen, sind e- heute nur die Gegner eines nach allen Serien hin ge rechten Regiments und die Feinde jeder staatlichen standen; nur die Mutter zog vor, zu Hause zu bleiben. — Noch bot der Tag ein paar schöne NachmittagS- stunden, in welchen die Sonne den Wipfeln des herbst lich gefärbten Laubholzes eine prächtige Buntheit ver lieh, augenfälliger noch durch den Gegensatz der dun keln Tannenhügel. Inga hielt sich an der Seite de» Oberförsters, der ihr immer gern Auskunft gab auf ihre Fragen über Waldwuchs und Foistwirthschaft. Konradine folgte mit Roderich oder sie schritten auch voran oder schlossen sich den beiden Anderen an. ES schien ihnen nicht um das Alleinsein zu thun zu sein, sie gingen auch nicht Arm IN Arm, sie betrugen sich nicht, wie sonst wohl Verlobte oder gar Verliebte pflegen. Bald ging Roderich neben Inga her. „Da schreiten wir wieder einmal gemeinsam durch den Wald, wie wir eS einst zu Dreien thaten!" begann er. „Den ken Sie gern an jene Tage zurück?" „Fragen Sie die Ihrigen", entgegnete sie, „ob ich nicht mir Vergnügen davon erzählt habe! Nichl wahr, Herr Oberförster?" Roderich sprach den Wunsch aus, Rolf auf ein paar Tage nach Enertthal kommen zu lassen. „Wün schen Sie eS nicht auch?" fragte er, zu Inga ge wendet. „Ihn Wiedersehen wüide ich gern", entgegnete sie, „und doch — wäre eS jetzt — vielleicht noch zu fiüh." Inga erschrak vor dem Gedanken, durch die Anwesen heit de- Bruders die Erinnerung an die alte Kame radschaft mächtiger werden zu lassen. „Sie hat ganz Recht!" rief der Oberförster be stätigend. „Er scheint eben in guter Schule und Ar- beit zu sein, da soll man ihn nicht gleich wieder heraus-
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