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Dresdner Journal : 05.04.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188204056
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820405
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820405
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-04
- Tag 1882-04-05
-
Monat
1882-04
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 05.04.1882
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H Hüvrd»»: ^tud NsrUu: /„r-tide»dkinl/ Lrsmeo: Lc^/oNe, Sr»,l»ll: F t-tanAe« « Bureau Lukat/i-,' rrsvkkurt » H - F7. ^ae-er'scde liuekt'sudlun^; VSrUt»: L/üUer; Hrvvorsr: <7. >8o/iü««ker, k»rj« 8»rUll ?rLvIlk«rr » >l SluUx»rt: Z-aui-e <t 6.0 / Ssmdnr^: ^1d. üteiner. llerllunxederr 82visl. Expedition des Dresdner dourn»!», Dresden, iivioßerstrnsse Ho. 80. Nichtamtlicher Theil. Uedtrsich«: Telegraphische Nachrichten. Zeitungtschau. (Times. Daily Telegraph. Standard. Presse. Post.) Tagesgeschichte. (Berlin. München. Karlsruhe. Kassel. Wien. Prag. Palermo. London. Odessa. Konstantinopel. TumS) Ernennungen, Versetzungen ic. im öffentl. Dienste. Betriebtergebnisse der königl. StaatSeisendahnen. (Kohlentransport). Dresdner Nachrichten Provinzialnachrichten. (Pirna. Kamenz.) Statistik und Bolkswirthschast. Eingesandt««. Feuilleton. TageSkalender. Inserate. Beilage. Provinzialnachrichten. Vermischtes. Statistik und VolkSwirthschaft. Kirchennachrichten. Lotteriegewinnliste vom 3. April. Telegraphische WitterungSberichte. Börsennachrichten. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin, DienStag, 4. April, Nachmittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Se. Majestät der Kaiser nahm nach recht gut verbrachter Nacht heute wieder dir gewöhnlichen Vorträge entgegen und arbeitete Nachmittags mit dem Chef deS MilitärcabinetS, Geuerallieutenant v. Albrdyll. (Vgl. die .Tage-, geschuhte".) St. Petersburg, DienStag, 4. April. (Tel. d. Dre-dn. Jom n.) Wie der „Negierung» Anzeiger" meldet, ist daS Urthril deS Kriegsgerichts an den Mördern deS Generals Strelnikow gestern Morgen mittelst deS Strange» vollzogen worden. Der authentische Name der Mörder ist noch unbekannt, da die bezüglichen früheren Angaben sich alS falsch erwiesen haben. (Vgl. die „Tagesgeschichte" unter Odessa.) Dresden, 4. April. In England ist die Ministerkrisis durch den Sieg, welchen Mr. Gladstone im Unterhause in der Nacht zum 3s. März errang, auf unbestimmte Zeit vertagt. TaS Amendement deS radikalen Mitgliedes für Brighton, Marriott, zur Geschästsordnungsreform, welches den Schluß der Debatte durch eine einfache Majorität als unzulässig erklärte, wurde mit 39 Stimmen Ma jorität abgelehnt, während noch im Laufe der Sitzung gewiegte Kenner des parlamentarischen Parteileben» höchstens auf 25 Stimmen zu hoffen wagten. Kem Wunder, daß die Verkündigung des Ergebnisses auf liberaler Seite mit einem lang andauernden Triumph» gefchrei begrüßt wurde. Gegenüber diesem Jubel im Parlament muß die Haltung der englischen Presse geradezu befremden. Die „Times" weifen nach, daß in dieser Frage die normale ministerielle Majorität sich gegen die vereinte conservative Opposition und die Parnelliten um mehr, al» die Hälfte vermindert hat, und meinen, der gewonnene Sieg könne kaum als ein taktischer Erfolg angesehen werden, während er auf moralische Autorität gar keinen Anspruch habe. — Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Inga Sveudsou. Novelle von Otto Roquette. (Fortsetzung.) „Guten Morgen, Herr Nachbarl" rief der Ankom mende. „Ich habe Ihr Billet gefunden, in welchem Sie mir schreiben, daß Sie mich sprechen wollen. Ich komme Ihnen zuvor, da ich doch ein Mal auf dem Wege nach der Stadt bin. Wa» giebt eS denn?" Im Empfangszimmer angelangt, suchte der Ober förster durch einige Vorbereitungen im Gespräch der zerstreuten Stimmung deS Freiherrn erst eine bestimmte Richtung zu geben, dann erzählte er, daß er seit einigen Tagen zwei junge Leute al» Gäste ,m Haufe habe, welch« «inen Brief ihrer verstorbenen Mutter bei ihm abgegeben, einen Brief, der auch für den Freiherrn, nach dem Willen der Hingeschiedenen, nicht ohne Be deutung sei. Und indem er daS ziemlich umfangreiche Schreiben Herrn v. Troll überreichte, fügte er hinzu, daß die Geschwister die Namen Rolf uud Inga Svrnd- son führte». Ein Ausdruck zorniger Ueberrafchung flammte in dem Antlitz de« Fre,Herrn auf. Schweigend, mit augenscheinlichem Widerstreben, durchflog er den Brief, welcher für seine Stimmung viel zu aus führlich und lang war und dessen Schluß seine Augen mit Utberschlagung mehrerer Seiten zueilten. Längst abgrthane, wie er glaubte, den bittersten Der „Daily Telegraph" schreibt, der Premier sei dieses Mal noch echappirt; aber daS Resultat zeige, wie durchaus verhaßt der französische Maulkorb im Unter haus« ist. Die Schreckensherrschaft könne unmöglich länger andauern. — Der „Standard" nennt die Clüture einen „Sprung inS Blaue". Durch das Votum des Unter- haufeS sind von dem Anträge Gladstone'» biS jetzt nur folgende Worte angenommen: „Wenn eS dem Sprecher scheint .. .", der Rest des Antrags ist noch nicht erledigt. E» stehen noch 32 Zusatz- und Ab- änderungianträge zu der Resolution auf der Tages ordnung; einige davon werden von selbst in Wegfall kommen, und nach der erschöpfenden ersten Debatte steht zu erwarten, daß der Wiederaufnahme der D>S- cufsion, die nach dem Programm Gladstone'S erst am 27. April stattfinden kann, die Erledigung nunmehr in rascherm Tempo erfolgen wird. Kleine Zugeständnisse dürste das Gouvernement noch machen; aber im Wesentlichen wird eS, wie bestimmt verlautet, auf der ursprünglichen Fassung ihres Anträge» bestehen. Wie wenig übrigen» rn gewissen Fällen der Debatten» schluß vermag, geht aus Folgendem hervor: Seit dem Beginn der Session sind die alljährlich wiederkehren- den Anträge der Regierung auf der Tagesordnung, daS Comrte für die Revision der RechnungSablage und daS Comite für Drucksachen des Unterhauses zu ernennen. Weil die Regierung aber Parnell nicht auf die Liste der Mitglieder gefetzt hat, aus denen die Ausschüsse bestehen sollen, haben die Irländer Oppo sition gegen die Ernennung angekündigt. Die Folge ist, daß, da nach Hl Uhr diese Anträge jetzt nicht vor kommen können, die Regierung in dieser Frage macht los ist und das Unterhaus selbst gezwungen war, die NachtragScredite für das am 31. März abgelaufene Finanzjahr ohne vorherige Revision und Genehmigung deS RechnungSauSschusseS zu bewilligen. Der Dedatten- schluß würde daran nichts ändern; erst die Annahme der Gefchäftsreform, die das Reglement der Hl Uhr einrichtung modificirt. „ Die Reformpläne Gladstone'» und seiner Partei", bemerkt die Wiener (alte) „Presse", „gehen jetzt viel weiter und greifen viel tiefer, als man vor 2 Jahren während der Wahlcampagne vorausgefetzt hat. Für sie handelt eS sich jetzt um nicht mehr und nicht weniger, als um eine völlige Umgestaltung der Grund lagen der politischen Gesellschaft Englands. Die Llü- turevorlage ist die erste Etappe zu dem Ziel, welches sie sich vorgesteckt. Sie macht den fchwersälligen par lamentarischen Apparat geschmeidiger und beseitigt für die Minorität die Möglichkeit, durch passiven Wider stand die Schaffung neuer Reformgesetze zu verschleppen. Der weitere große Loup, welcher mit Hilfe deS durch die Clüture modlficirten parlamentarischen Mechanis mus inS Werk gefetzt werden soll, allerdings nicht in der gegenwärtigen, sondern, wie Gladstone angekündigt hat, erst in der nächsten Session wird die Erweiterung deS Wahlrechtes für die Grafschaften sein. Die kleinen Leute der ländlichen Wahlbezirke sollen das gleiche Stimmrecht erhalten, dessen sich bereits die besser situirten Arbeiter in den Städten und Jndustrieorten erfreuen. Durch diese Wahlreform, so unscheinbar sie sich auch ansieht, würde der Wahleinfluß der grund- besitzenden Gentry vollständig neutralisirt und der Schwerpunkt der Wählerschaft in d,e radikal gesinnten Massen verlegt werden. Erst nach dieser Wahlreform plant Gladstone eine Auflösung de» Parlaments, um dann mit einer neugewählten fortschrittlichen Majorität fernen Kampf gegen die Ueberrcste der aristokratischen Oligarchie fortzusetzen. Wie radikal m dieser Richtung seine und seiner Freunde Anschauungen sind, ist kein Geheimniß." Daß diese Ideen gewaltig Propaganda gemacht haben, beweist ein Artikel, welchen neulich die „Times" gegen das Oberhaus richteten. Der Beschluß der Groll aufregende Erinnerungen waren wieder da, und niemals Erwartete- wollte sich störend in sein Leben drängen. Denn Rolf und Inga, von welchen er zum ersten Mal hörte, waren zwar nicht seine Kinder, aier die Kinder feiner Gemahlin, welche sich einst freiwillig von ihm getrennt hatte. Im Vorgefühle nahen Todes empfahl sie die Mittellosen ihrer Jugendfreundin, der Frau Volkmar, zugleich mit der Bitte, die Großmuth de- Freiherrn für dieselben anzurufen. Herr v. Troll sprang heftig auf, nachdem er den Brief durchflogen, und durchmaß schweigend den Saal mit starken Schrit ten, während der Oberförster an ein Fenster trat und hinauSblickte, um die Wendung deS Gespräches von der Fassung seiner Gastes abhängen zu lassen. Um die Aufregung desselben zu erklären, muß in eine entfernter liegende Zeit zurückgegriffen werden. Herr v. Troll hatte sich einst verheirathet, ohne große Zuneigung; ein leichtes Gefallen schien dieselbe ersetzen zu können, zumal er bei etwa» bunter Lebensart von seiner Familie zur endlichen Begründung eines Haus standes gedrängt wurde. Seine Gemahlin war nicht wohlhabend, aber von gräflichem Haufe und fehr schön. Ihr Herz wurde von ihren Aeltern der reichen Partie zum Opfer gebracht. Der Freiherr konnte sich nicht rühmen, feiner Gemahlin ein Muster ehelicher Tugen den zu geben. Sie erfuhr von seinen Zerstreuungen und wendete sich innerlich von ihm ab. Die Geburt einer Tochter verbesserte nicht» in dem ehelichen Einver nehmen. So wenig die Gatten noch gemeinsam hatten, so wurde, wie man zu sagen pflegt, der äußere An stand gewahrt, und sie lebten einige Jahre wie Andere auf der Oberfläche de» geselligen Bodent, doch die» »ar von kurzer Dauer. Die Gattin fühlte sich vom PairSkammer, die Sitzungen in Zukunft A Stunde früher, alS bisher, nämlich um H5 Uhr Nachmittags zu beginnen, gab dem Eityblatt Veranlassung, die an geblich politische Einflußlosigkeit, sowie den Verfall des Hauses der Lords nach-uweisen. Die für die Aende- rung angegebenen Gründe — daß die jüngeren LordS sich mehr an den Debatten betheiligen könnten, ohne fürchten zu müssen, von ihrem Mittagessen zu lange ferngehalten zu werden, feien fehr gut; „aber die PairS können kaum hoffen, daß die Veränderung von anderen Politikern als eine solche angesehen werde, von der wichtige Folgen zu erwarten stehen.... Er wird Vielen von ihnen kein Gehnmmß sein, daß nach Ansicht des Publicums sie für DaS, was sie thun, schon lange genug sitzen. Unsere Berichte verzeichnen täglich die Unfruchtbarkeit und Schläfrigkeit ihrer Verhand lungen. . . . Was wird der Unterschied in Zukunst sein? Die PauS werden im Stande sein, das HauS zeitig genug für ihren Thee um 5 Uhr zu verlassen. ES ist in der That wahre Freundschaft, dem Ober- Haufe zu fügen, wie nutzlos und selbst lächerlich solche geringfügigen Veränderungen der großen Masse erschei nen, selbst Diejenigen einbegriffen, die jenes Haus als ein werthvolleS Element d.r Constitution schätzen. Niemand kann sich der Thatsache verschließen, die ohne Zweifel s-hr befremdend und vom verfassungSmäßi- gen Gesichtspunkte fehr bedauerlich ist, daß die Macht dem Oberhause entschlüpft. Jedes Jahr be weist dies mehr. ES ist eben'o offenkundig unter kon servativen w»e unter liberalen Verwaltungen; die Verantwortlichkeit haftet auf beiden Parteien. Wir sehen beide Seiten augenscheinlich bemüht, daS Ver hängniß der Unbedeutsamkett, die eS ereilt, herbeizu- führen oder sich darein zu ergeben. Der Verfall des Einflusses der PairS ist nicht der Feindseligkeit einer eifersüchtigen Demokratie zuzufchreiven, noch einem Geiste des Hasses gegen alle Privilegien; ihre Gefahr ist nicht die, daß sie gehaßt sind, sondern daß sie leicht vergessen werden lönnten, besonders wenn eS sich um wichtige Entscheidungen handelt .... Die Pmrs sind selbst die Urheber ihres Verfalls. Warum werden Gesetze nicht im Oberhaufe eingebrachl? Der Grund ist einfach der, daß dort nach allgemeiner Ansicht Ge setze nicht in wirklich liberalem Geiste erwogen werden würden. ES herrscht nicht das Vertrauen, daß die ParrS Gesetze in unbefangenem wissenschaftlichen Geiste und frei von Vorurtheilen prüfen werden .... ES ist ein Paradoxon, mit dem uns die Gewohnheit nicht versöhnt, eine Versammlung, in der so viele Männer von seltener Fähigkeit sitzen, wenig mehr thun zu sehen, alS die Ereignisse passiv zu überwachen, oder Proteste gegen Gesetze zu erheben, die sie nicht ver hindern können. Und doch könnte eS ander» fein; selten hat eS eine Gelegenheit wie eben jetzt gegeben, e» anders zu machen. DaS Unterhaus zeigt das Schauspiel emes Zustandes der Impotenz; aber die Gelegenheit, die alle Position für da- Oberhaus wie der zu gewinnen, wird nicht ergriffen werden." Wenn die „Times" meinen, die Abnahme des Einflusses der PairS sei nicht die Folge der Feind seligkeit einer eifersüchtigen Demokratie, lo gehen die Radikalen in ihrer Lügenhaftigkeit noch weiter und behaupten, die schlimmsten Feinde der englischen Krone seien nicht die ausgesprochenen Republikaner, sondern sie seien in den Reihen der Tories zu suchen, welche sich aus Furcht vor der anschwellenden Demokratie auf die Slufen des Thrones flüchteten und die Krone mit dem Volke in Opposition zu bringen suchten. Die Tories wollten die Krone als Waffe gegen den popu lären Willen verwenden und zugleich als Brustwehr für die eigne Partei gebrauchen. Bevor Gladstone aber seine Angriffe direkt wider das Oberhaus als das letzte Bollwerk der konserva tiven konstitutionellen Traditionen Allenglands richtet, Leben und Verhalten des Barons erkältet, verletzt, tief unglücklich gemacht und bei einer gemeinfchaftlichen Reise nach Rom blieb sie mit einer ältern Verwand ten dort ihrer Gesundheit wegen zurück und kehrte nicht wieder. Die Scheidung erfolgte, der Graf be hielt feine Tochter. Ja, es ereignete sich noch mehr. Die Geschiedene schloß einen neuen Ehebund mit einem Herrn Erich Svendson, einem talentvollen Bildhauer aus Norwegen. Diese Erfahrung traf den in seinem hochfahrenden Stolze Verletzten als ein harter Schlag. Unfaßbar erschien eS ihm, daß ein solches Ereigniß gerade auS lemem Hause in die OeffenNlchkeit gehen sollte, zumal er die Stimmung gegen sich hatte. Er hielt eS für praktisch, auf einige Zeit aut der Gesellschaft zu ver schwinden, ging nach PanS und überließ den Leuten daS Kopfzerbrechen über da« Geschehene. Der Lärm verlief sich mit der Zeit wie manche andere Ereignisse, die einander m der öffentlichen Kundnahme verdrängten und abiösten. Und alS H^- v. Troll nach Jahr und Tag in seine Kreise zuruck kehrte, war seine Fannlienkatastrophe, wenn nicht ver gessen, doch insoweit in den Hintergrund geschoben, daß er getrost fein bi-herige- Leben wieder aufnehmen konnte. Den armen Künstler und die ehemalige Ba ronin verlor man ganz aus dem Gesichte und dem Gedachtniß. — Inzwischen verlebte diese einige glück liche Jahre al» Gattin Erich Svendson'» in Italien. Sie gebar ein Zwillingspaar, welches in der Taufe die Namen Rolf und Inga erhielt. Svendson halte einige Kunstwerke in Marmor vollendet, welche nach feiner no> bischen Heimath abgesandt wurden, er selbst rüstete sich, mit seiner Familre nachzufolgen. E» kam schickt er sich an, deren Vorwerke mittelst eines neuen Gemeindegesetzes zu demokratisiren. Insbesondere die City und ihre zum Theil allerdings schon stark anti- quirten Privilegien bilden den nächsten Angriffspunkt. DaS von ihm angekündigte neue Gememdestatut für London räumt mit den alten Herrlichkeiten auf. E» will die gegenwärtig in eine Unzahl kleiner selbststän diger Gemeinden und Kirchspiele zersplitterte Riesen stadt in eine einheitliche Großcommune zusammen fassen, mit einem auf Grund eines demokratischen Wahlgesetzes gebildeten Gememderalh und einem an der Mitte desselben gewählten Lordmayor. Die letzten Ziele der Demokratie sind natürlich gegen die Krone gerichtet. Die neuliche Debatte de» Unterhauses über die Erhöhung der Apanage deS jüng sten Sohnes der Königin, des Prinzen Leopold, bei Anlaß seiner bevorstehenden Vermählung zeigte deut lich, daß die republikanische Idee in England wesent liche Fortschritte gemacht hat. Seit da- Parlament zum letzten Male eine ähnliche Vorlage behandelte, ist die Opposition gegen die Erhöhung der Apanage für Mitglieder des königlichen Hauses von 15 auf 42 ge stiegen. Das ist keinem blosen Zufalle, sondern einem WachSthum deS republikanischen Geiste- im Volk und seiner Vertretung im Parlament zuzufchrelben. Die Opposition war fast eine dreifache. Labouchere lehnte sich gegen die Auszahlung einer Extrasumme an einen jüngern Sohn der Königin auf und verwies auf die Civilllste der Königin, dir für solche Anlässe auSreiche. Die Vertreter der Ar beiterklasse erklärten die bisher geleistete Apanage von 15000 Pfd. Sterl, für genügend und protesttrten gegen die Zulage von 10000 Pfd. Sterl, als un- nöthig. Die extremen Radikalen und die Irländer meinten, „Leuten dieser Art" solle man überhaupt nichts verwilligen; sei der Prinz so klug, als man sage, so solle er nur seinen Lebensunterhaft selbst verdienen. Zwischen diesen drei Anschauungen herrscht anscheinend ein großer Unterschied, jedoch kommen sie auf dasselbe hinaus. Der Londoner Correfpondent der „Post" schreibt über die bezüglichen Parlaments- Verhandlungen: „AlS Gladstone den Antrag gestellt hatte, die in der Botschaft der Königin verlangte Apanage für den Prinzen Leopold zu bewilligen, er hob sich Mr. Labouchüre, um demselben zu wider sprechen, und er wurde dabei durch eine große Zahl von Mitgliedern des Hauses unterstützt. Der Ton und die Sprache, in der die Debatte geführt wurde, würden selbst in der revolutionärsten Versammlung Beifall gefunden haben. Ein gewisser Mr Hrnly er klärte, daß die Freude der Königin über die Vermäh lungen ihrer Kinder ihre Hauptursache iu den Apa nagen fände, welche die Nation diesen gewähre. Er »erde gegen letztere stimmen, da er dagegen wäre, daß „solche Leute" überhaupt etwas hätten. Ein Mr. Storey stimmte diesen Ansichten bei und erklärte, das Parla ment habe nicht da- Recht, das Geld der Nation her zugeben, damit gewisse Leute ihr Leben m vornehmem NichtSthun verbringen könnten. Er selber könne zwischen Mitgliedern der königlichen Familie und ge wöhnlichen Leuten keinen Unterschied anerkennen. Je roher ein Radikaler ist, um so stolzer dünkt er sich; aber die Rohheit ist in Wahrheit nicht- An deres, als erbärmliche Schmeichelei dem brutalsten und verwerflichsten aller Gebieter, dem Pöbel, gegen über. Unparteiische Leute können die Erbärmlichkeit nicht scharf genug verurtheilen, welche in der Ver weigerung der für den Prinzen Leopold feiten der Königin verlangten Apanage liegt. DieCivülisteWllhelm'S I V. betrug 435000 Pfö. Sterl. Dl« der Königin Victoria, welche eine zahlreiche Familie hat und in theu- reren Zeiten lebt, beläuft sich nur aus 395000 Pfd. Sterl. Es ist daher wohl nur Pflicht deS Parlament-, die Apanage zu gewähren. UeberdieS war kein Grund vorhanden, ein Frage wieder aufs Tapet zu bringen nicht dazu, da dieselbe von dem traurigsten Geschick ereilt wurde. Svendson fetzte sich leichtsinnig den Einflüssen de» südlichen Klimas aus, ein Fieber ergriff ihn und raffte ihn m wenigen Tagen dahin. Die junge Frau sah sich in verzweifelter Lage. Ihr mütterliches Vermögen, nur gering, hatte man ihr nicht vorenthalten können. ES war, da man sich in Rom auf etwas großen Fuß eingerichtet hatte, biS auf einen kleinen Rest draufge gangen. Sich an ihre Verwandten in Deutschland zu rückzuwenden, brachte die Entflohene und Berfehmte nicht überS Herz. Nachdem die erste Gewalt de» Schmerzes gebrochen und einem etwas freiem Blick in da- Leben gewichen war, mußte ein Entschluß ge faßt werden. Sie war für ihre und die Erhaltung ihrer Kinder allein auf sich selbst angewieien, und sie beschloß, tapfer zu fein und Alles, was von Ver wöhnung und Ansprüchen in ,hr war, preiszugeben. Freunde au» ihrem künstlerischen Kreise in Rom nethen ihr, von ihrer schönen Stimme Nutzen zu ziehen und eS mit der Oper zu versuchen. Sie widerstrebte; endlich aber, wenn auch mit schwerem Herzen, entschloß sie sich dazu und nahm nochmals Unterricht bei einem italienischen Ge sangmeister. Er ermuihigte sie, uno sie trat unter fremdem Namen auf und fand Beifall. Mit einer reisenden Gesellschaft gelangte sie nach Deutschland, um daselbst für immer zu bleiben, ohne doch ihren neuen italienischen Namen für die Bühne aufzugeben. Doch hütete sie sich bei mannichfachem Wechsel de» Engagement», die Grenze auch nur von Mitteldeutsch land zu berühren. Glänzend war ihre Laufbahn nicht. Nach 6 Jahren versagte ihre Stimme; aber die G » wanütheit, welche sie auf der Bühne erlangt, sowie ihre schöne, bedeutende Gestalt befähigten die noch
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