Suche löschen...
Dresdner Journal : 21.04.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188204214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820421
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820421
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-04
- Tag 1882-04-21
-
Monat
1882-04
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 21.04.1882
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
M91 Freitag, den 2t. April. 1882. Xdvvuvweotuprvlir Iw U«ut,ek«o L»i«k«: diibrlieü: .... 18 Nsrlc. '^^Iirlick: 4 Uurlc 50 kk. Liorvlo« Huwmsra: IO Df. ^a„«rd»ld de» dsutsekev keiede» ti-itt kost- und 8tswpst«u»ebl^ Ninru. l»8vra1enprvl8v; Dür den N»»m einer ^e«pi»Itoven DstiD.oile 20 ?k. Dnier „Lio^esandt" dio üvils 50 Df. Dsi Tabellen- und Litfernsntr SO ^ukeNIa^. krselieineu: l'Lxliel» mit ^u-nnbms der Sonn- und Deisrtvxs Fbsnd» für den folgenden DreslmerZomMl. Iv»erateo»na»kwe »„»«Sri«: n. Lranckstette^, ^owwirniooLr de» Dresdner dournnl»; v»md»r, 8«rlt» Visa - l.,ip»ix N»»«l Nr«,I»u rr»»Ile»rl ». v : f/aa«en--te»n ck DoA/er, »«rlin -Vt«» «»mdurx kr»>? - 5«>pri^ krsvVtllrt s. II.-Nünckso: f^ud Blesse,' Lerlm: /»rakidendan^,' Lremeo: Lc/i/vtt«, Lr«,I»u: /. Stanau'» Lu-rau Ladat/«-,' kr»»klll-r s U : F?. ^arAer'soke Nuebkundlun^; Odrliti: t-. ^/u//er,' Hannover: 0. ,>c/n<^er, kart, LorUn-rrnnktnrr » H - StnU^nrl: Landeck Oo., Unwdnr^: ^4d. Lterne-. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Ilvrsusxederr XSoißl. klrpedition äs» Dresdner dourunl», Dresden, ^viv^erstrnsss Xo. 20. Ämtlicher Llikil. Dresden, 20. April. Mit Allerhöchster Geneh migung Sr. Majestät de- König- ist der Historien maler Oberstlieutenant a. D. von Götz hierselbst zum Mitgliede der Königlichen Galeriecommission ernannt worden. - Dresden, 19. April. Se. Majestät der König haben Allcrgnädigst geruht, dem Förster Karl Gott fried Schmidt auf Elfterer Forstrevier da- Albrechts- kreuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Waldaufseher und Zeichenschläger Klöden in Seifer-bach da- allgemeine Ehrenzeichen zu ver leihen. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht: Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (TempS. Justice.) TageSgeschichte. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Zwickau. Leipzig. Bautzen.) Cingesandtes. Feuilleton. Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Mittwoch, 19. April, Abend-. (W. T. B.) Der BiererauSschuß der ungarischen Dele gation nahm heute in der Specialberathung (vgl. die „TageSgeschichte") die Creditvorlage unter Streichung eine- Betrage- von 2 033 OVO Fl. an. Nach dem Referenten Baroß erklärte der Del. Eber, er halte die ausgcworfenen B^trä^e sür zu Koch und die Aufrechterhaltung des gegenwärtigen Truppenstandes nach der Niederwelfung des Ausstandes nicht für nothwendig. — Der Kriegsminister Graf Bylandt - Rheydt motivirt die Aufrechterhaltung des gegenwärtigen Truppenstandes für weitere 3 Mo nate mit den Nachwirkungen deS Aufstandes und dem Vorhandensein einzelner Banden und versichert, er werde besonders bestrebt sein, mit den bewilligten Summen auszukommen. — Del. Hegedues ist der Ansicht Ebers' und für die Reductwn der Kriegszuschläge. — Del. Max Falk ist für die Re duktion deS geforderten Betrages und bemerkt, die ungarische Delegation werde nie die Hand dazu bieten, um aus den occupirten Provinzen eine neue Milstär grenze zu schaffen. — Bei der Debatte über die Summe für die Befestigung-- und Straßenarbeiten erörterte der KriegsMlNister die bezüglichen Pläne, wobei er die Wichtigkeit der Kriwoschje betonte, welche die ganze Bocche-di-Cattaro beherrsche. Der Minister glaubt, die geforderte Summe sei eine endgiltige; er könne aber nicht zusichern, daß nicht auf dem einen oder andern Punkte später Befestigungen errichtet werden wüsfen. — Bei der Abstimmung wurde der Antrag des Referenten angenommen, wonach ein weiterer Cre dit von 21700000 Fl. mit dem Zusatze bewilligt wird, daß hiervon 5699 000 Fl. zu Fortlfications- bauten und Straßenherstellungen zu verwenden seien. — Auf eine Anfrage erklärte der Finanzminister Gras Szapaiy, die Bedeckung werde durch erne gemein same Action erfolgen; sofern diese nicht ausreiche, werde der Rest in der üblichen Weise bedeckt werden, worüber indeß die Parlamente entscheiden. Rom, Mittwoch, 19. April, Abend». (W. T. B.) Der neu ernannte preußische Gesandte beim päpstlichen Stuhl, v. Schlözer, suchte heute bei dem Cardinal-StaatSsekretär Jacobini eine Audienz beim Papste nach, um demselben scine Creditive zu überreichen. London, Mittwoch, 19. April, Abend». (W. T. B.) Da» Unterhaus nahm heute mit 87 gegen 85 Stimmen in zweiter Lesung die Bill an, welche bestimmt, daß die Wahldistricte die Wahl- kosten zu tragen haben und daß, wo mehrere Can- didaten auftrrten, der Gewählte die Majorität sämmtlicher Stimmen haben, andernfalls sich einem zweiten Wahlgange unterziehen muß, in welchem die relative Majorität entscheidet. Die Regierung unterstützte die Bill. London, Donnerstag, 20. April. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die „TimeS" äußern sich heute über die Ernennung deS Hrn. v. GierS zum russischen Minister deS Aeußern. Das Cityblatt spricht hierbei die Ueberzeugung aus, diese Thatsache bilde den Ausdruck des Wunsches und der Absicht deS Zaren, den Frieden ausrechtzuerhalten. Sollte eine Begegnung zwischen den Kaisern von Ruß land und Oesterreich stattfinden, lo würde dieselbe zeigen, nicht daß Oesterreich gesonnen sei, mit Deutsch land zu brechen, sondern daß Rußland wenigstens momentan nicht geneigt ist, als Champion slawischer Insurgenten aufzutreten. Durch die Ernennung eine« friedfertigen Minister des Aeußern habe Rußland so gute Bürgschaft für seine friedlichen Gesinnungen ge geben, als es gehofft werden konnte. Kopenhagen, Mittwoch, 19. April, Nach- mittags. (Tel. d. Hamb. Nachn) Nach einer 5 stündi gen Debatte in dritter Sitzung beendigte das VolkSthing die vierte Budgetbehandlung. Die von der Linken vorgenommenrn Aenderungen (Con- fl.ctSpunkte) wurden mit 63 und 67 gegen 25 Stim men angenommen. Graf Holstein suchte die re publikanischen Aeußerungen al» blose Warnungen, au» monarchischer Gesinnung geflossen, hinzustrllen. Rimestad erklärte, es sei Pflicht, den Wählern klar zu machen, daß der Fall des Königthums den Fall von mehr, namentlich der Selbstständig- keit de» Lande», nach sich ziehen könne. Konstantinopel, Mittwoch, 19. April, Abend». (W. T. B.) Der VerwaltungSrath der BondholderS beschloß, die am 1. Februar und 1. April 1882 mit und ohne Treffer gezogenen türkischen Loose mit dem vierten Theil ihres No- minalwertheS einzulösen und überdies am Jahres schlüsse einen weitern, von den eventuellen Ein nahmen abhängigen Betrag zu zahlen. Dieser Beschluß gilt auch für die Folge. Der Zahlungs termin wird später bekannt gegeben werden. Washington, Mittwoch, 19. April, Vormit tags. (W. T. B.) Der Präsident Arthur hat dem Kongreß eine Botschaft zugehen lassen, in der er demselben die Krage der Zusammenberufung eine» Congresses der amerikanischen Staaten unter breitet, welcher in Gemäßheit der im vorigen Jahre von dem Staatssekretär Blaine erlassenen Einladung den Zweck verfolgt, Kriege zu ver hindern. Dresden, 20. April. Am vorigen Sonntag haben in ganz Frankreich Gemeinderathswahlen stattgesunden, welche be stimmt sind, die Stadträthe derjenigen Cantons-, Arron dissements- und Departementshauptorte zu ergänzen, die kraft des jüngst von den Kammern votirten Ge setzes ihre Manes und Beigeordneten jetzt selbst zu er nennen haben. Da diese Wahlen an vielen Orlen zu keinem Resultate geführt haben, so daß Stichwahlen dort vorzunehmen sind, wird die Wahl der MaireS, die am 23. April stattfinden sollte, für diese Ort schaften auf den 30. April hinauSgefchoben werden. Die Wahlen zur Vervollständigung der Gemeinderäthe haben eine große politische Wichtigkeit. Indem die gegenwärtige Regierung gleich nach dem Antritte ihrer Gewalt das Bürgermeisterwahlgesetz einbrachte, welches das Recht der Ernennung der Gemelndevorstände auf alle Gemeinden Frankreichs ohne Ausnahme au-dehnt, wollte sie einen Beweis ihres Liberalismus geben. Sie rechnete dabei offenbar auf die gute republikanische Gesinnung der Bevölkerung, auf den Fortschritt der republikanischen Ideen, welche keinen Zweifel darüber zulasfen, daß die durch daS neue Gesetz geschaffene Aus dehnung der öffentlichen Freiheit den republikanischen Institutionen nicht zum Nachthell gereichen werde. DaS Verdienst der Regierung, zu dem Gesetz über die Bürger- meisterwahlen die Initiative ergriffen zu haben, wird auch von der weitaus größten Majorität des Landes anerkannt, und in der Presse gebührend gewürdigt. Es ist ganz natürlich, daß auf der andern Seite eben dieser Libe ralismus der Regierung von den dem Ministerium feindlich gegenüberstehenden Parteien scharf getadelt wird. Die Opportunisten werfen dem Cabmet vor, durch diefe- Gesetz den Reaktionären die Möglichkeit in die Hand geliefert zu haben, an die Spitze zahl reicher Gemeinden nur regierungsfeindliche Persönlich keiten zu stellen und an vielen Orten die bisher von der Regierung ernannten Maires und Beigeordneten durch Oppositionsmänner zu ersetzen. Die Regierung möge sich darauf gefaßt machen, m die Mairien Le gitimisten, Bouapartlsten und andere Reaktionäre, die einen großen localen Einfluß besitzen, und vielleicht gerade Diejenigen eintreten zu sehen, welche von dem Ministerium eben w-gen ihrer offen an den Tag ge legten antirepublikanischen Gesinnungen aus den Ge- meindevorständen entfernt worden waren. Weiter macht man der Regierung bemerklich, daß die Centralgewalt gegenüber den nach dem eben in Wirksamkeit getre tenen Gesetze constltuirte» Mairien ganz ohne Macht sei. Der Maire brauche sich künftighin um die Einmischung deS Präfekten nicht mehr zu bekümmern, die äntirepublikanischen Bürgermeister könnten unge straft der Regierung Trotz bieten und ungescheut kleri kale Propaganda treiben. So begründet und gut ge meint diese Argumente aus den ersten Anblick hin auch zu sein scheinen, so lassen sie sich doch bei Erwägung der thatsächlichen Gestaltung der jetzigen politischen Lage leicht aus ihren wahren Werth zulücksühren. Bei dem Entschlusse, dieses Gesetz den schon bestehenden liberalen Reformen anzureihen, hatte sich die Regie rung eben durch das Verbauen auf daS Verständlich der Freiheit und auf die gute republikanische Gesinnung der überwiegend großen Mehrzahl der Bevölkerung Frank reichs leiten lassen. Die Wahlen sind ferner nicht nur für die darauf folgende Ernennung der Maires und Beigeordneten selber entscheidend; sie werden auch noch einen bestimmenden Einfluß auf einen weiteren wichtigen Theil der Gemeindeordnungsreform aurüben, nämlich auf die Bestimmung der Befugnisse der Maires und Beigeordneten. Wenn rn dem Augenblicke, wo das Gesetz über die Rechte der Gemeindevorstände in den Kammern zur Diskussion gelangt, an der Spitze einer verhältnißmäßig großen Zahl von Gemeinden reactw- näre Marres ständen, oder wenn eben m diesem Zeit punkte in sehr vielen Gemeinden reaktionäre Majori täten in der Ortsvertretung vorwalteten, so könnte die Regierung vielleicht Bedenken tragen, in ihrem Gesetz vorschlage eine große Ausdehnung der Befugnisse der Maires und der Gemeinderäthe zur Genehmigung der Kammern zu empfehlen. Nachdem aber die Wahlen allermeist republikanisch ausgefallen sind, liegt es gerade rm Interesse der Regierung, ihre Gewalt durch die Ausdehnung der Befugnisse der ihr ergebenen Ge meindevorsteher zu verstärken. Wie man sieht, werden also die Wahlen vom vorigen Sonntag 'ndirect ihre Wirkung auch auf die bevorstehenden parlamentarischen Debatten äußern. Dies hat man im gegentheiligen Lager ebenfalls eingesehen, und eS halten die Cleri- calen eine rührige Thätlgkeit entfaltet, um dem kleri kalen Elemente m den Gemeinden einen überwiegen den Einfluß zu verschaffen. Die republikanischen Blät ter (von den opporlunistischen abgesehen) versäumten nicht, die Wähler eindringlich zu ermahnen, sich durch aus keinem Jndifferentismus hlnzugeben und bei der Abstimmung sich nicht ausschließlich von localen Rück sichten leiten zu lassen. Wenn man nun die am vorigen Sonntag erfolgten Ergänzung-wahlen für die Gemeinderäthe näher ins Auge faßt, so muß zunächst die geringe Betheiligung der Wähler auffallen, die nur ausnahmsweise ein Drittel der gesammten Wählerschaft übersteigt. Etwa 1000 Gemeinden hatten ihre V-rtretungen zu vervoll ständigen. In den meisten Städten trug die republi kanische Partei den Sieg davon; doch erlitt sie auch einige Schlappen. Die Theilnahmlosigkeit der Wähler war groß, so daß in einer gewissen Anzahl von Städten gar keine Wahl zu Stande kam; in dem großen Toulouse sehlle eS sogar, ein beispielloser Fall, an jeglichem Candidaten. Eine zwecke merk würdige Erscheinung ist die, daß fast überall Republi kaner gegen Republikaner >m Wahlkampfe gestanden haben; daß aber in den Städten die Radicalen und Intransigenten mehrfach Fortschritte machen würden, hatte Jeder vorausgesehen, der die französischen Zu stände kennt. In den meisten Städten wurden keine definitiven Wahlresultate erzielt; es sind deshalb viele Stichwahlen nothwendig. Aus Douai wird der Sieg zweier Conservatwen, des Handelskammerpräsidenten de Baillencourt und des Kaufmanns Messien Seridau, gemeldet. Ebenso haben die Conservatwen imGironde- departemenl Erfolge auszuwelsen. Würden die Lon- servatwen thätlger gewesen sein, so hauen sie vielfach aus der Uneinigkeit der Republikaner Vortheile ziehe» können; aber ihre Spannkraft scheint gegenwärtig eine sehr geringe zu sem. Nichtsdestoweniger kann eine Erweiterung der Spaltungen unter den Republikanern recht schlimme Folgen habe». Die heftige Polemck zwischen den Gambettistischen und den zu der Regie rung oder zu den Radicalen haltenden Preßorganen ist der Republik sehr nachlheilig. Die neuesten Pariser Blätter beschäftigen sich leb haft mit der Thatsache, daß bei der GemeinderathSwahl vom letzten Sonntag so unverhältnißmäßlg zahlreiche Enthaltungen der Wahlberechiigten constatirt wurden. Da von mancher Seite darin ein Beweis dasür erblickt wird, daß die Gemüther für die Republik zu erkalten beginnen und sich nach einem bessern Regime sehnen, bemerkt der „Temps": „ES ist leicht, den Fehler dieser Beweisführung hervorzuheben; denn eS genügt, den React.onären zu antworten: wenn sich daS Land von der Republik loslöst, so schließt es sich wahr scheinlich den monarchischen Einrichtungen und der Politik der Rechten an. Warum bleiben aber die Candldaten, welche diese Einrichtungen und diese Politik vertreten, immer mehr und mehr auf dem Kampfplätze liegen? Hätten diese Candidaten eine ernste Anzahl Anhänger, diese würden nicht verfehlen, sich zur Abstimmung zu begeben, denn die Oppositionen, wenn sie auch nur die geringste Aussicht auf Erfolg haben, zeigen bei den Wahlkämpfen immer mehr Eifer, als die im Besitze der Gewalt sich befindende Mehrheit." Der „Temps" sieht die Ursache der Abstentionen vielmehr rm voll ständigen Vertrauen des Landes in die Republik und in seiner Ueberzeugung von der Ohnmacht und Schwäche der Monarchisten. — Manche republikanische Blätter behaupten, baß die Regierung an dem Jndifferentismus der Wähler selbst die Schuld trage. Sie habe dem Wahlakte seine wahre Bedeutung genommen, indem Feuilleton. Nedigirt »o, Otto Banck. K. Hostheater. — Altstadt. — Am 18. April: „Uriel Acosta", Trauerspiel in 5 Acten von Karl Gutzkow. (Frl Werner vom Meininger Hostheater als Gast.) In ersichtlicher Anerkennung deS anregenden Reper toire- fand auch diefe Vorstellung eine lebhafte Theil- nahme. Bietet doch dieselbe den Theaterfreunden viele bewährte Genüsse dar, so die ergreifende Scene, welche sich an daS Erscheinen der liebevollen Mutter deS Apostaten — eine treffliche Leistung von Frl. Berg — knüpft und die finsteren Vorgänge de- rachedürstlgen Fanati-muS gegen Acosta, dessen Darstellung ohne Frage zu den gelungeneren nnd interessanteren Lei stungen deS Hrn. v. d. Osten im höhern Drama ge hört. Daneben finden aus unserer Bühne de Silva und Banderstraten (durch die Herren Porth und Walther) eine charakteristische Vertretung. In der Judith trat Frl. Werner auf, mit heißem Bemühen und dieses aufrichtige Streben verdient be reitwillige Anerkennung. Da jedoch der gute Wille in der Kunst keinen gleichwerthigen Erfolg in seiner Gewalt hat und dieser letztere immer daS Bestimmende bleibt, so glaube ich, muß nach den bisherigen Proben jeder Kenner mit ehrlichem Wohlwollen Frl. Werner den Rath ertheilen, daß sie mit ihrem Studium zu nächst an kleinere und einfachere Rollen herantreten möge. In der Kunst läßt sich nicht fprungwelse, son dern schrittweise vorgehen, und so würde e» dann der einzige logische und gesunde Weg sein, in passenden Episoden- und Nebenpartien, unterstützt von dem guten Geiste des Ensembles, die eckige, noch völlig unbegei- stigte Declamation gegen eine natürliche Sprache ein- taufchen zu lernen. Das kräftige Organ und der er sichtliche Fleiß des Gastes wird solche Studien er giebig machen, und es wäre Kleinmuth und Voreilig keit, nicht auf einen individuell recht ersprießlichen Er folg zu hoffen. Dazu kommt der gewichtige Trost, daß in jeder Kunst, auch in der des Theaters, das sogenannte Kleine überaus bedeutungsvoll ist und sehr dankbar werden kann, wenn man es nur mit Liebe und Lust anzufassen versteht. Jeder hat die Schwäche, so gern von ersten Rollen zu träumen, doch Niemand bedenkt, daß der Erfolg ganzer Abende ebenfo fehr von den zweiten abhängt. O. B. Inga Svendson. Novelle von Otto Roq nette. (Fortsetzung.) Beide begaben sich bald hinunter in Roderich'- Museum. „Sieh, da liegt ja der Strauß noch immer!" rief Konradine und schlug Roderich vor, einen der alterthümlichen Krüge vom EimS zu langen, in wel chem daS Grün und Roth sich gut auSnehmen werde. Er that, wie sie wünschte und bald waren Beide bei den Mappen beschäftigt, um den Inhalt zu sichten und ander- zu reihen. DaS Mädchen ließ das Gespräch nicht au-gehen, oder trat einmal eine Pause em, so empfand man sie auch nicht al- etwa« Leere«. Als Roderich eine Schicht von Zeichnungen — meist Pflanzrnstudien — durch seine Hände laufen ließ, fragte er plötzlich: „Wo ist eigentlich da- Büchelchen geblieben, das mit den Reiseskizzen, welches ich Euch gestern Abend zeigte?" — „Oben bei mir wohlbe wahrt!" entgegnete sie. „Ich habe eS an mich ge nommen." Und von einer unerklärlichen Jdeenver- biudung überrascht, fuhr sic fort: „Aber warum hast Du uns nichts von Deiner früher» Begegnung mit Inga und Rolf geschrieben? Ein so allerliebstes Abenteuer übergeht man doch nicht in Mittheilungenl Noch dazu, wenn man ein so schönes Mädchen kennen lernt!" Roderich, etwas in Verlegenheit gebracht, beschloß, einen Theil der Wahrheit »n Scherz zu kleiden. „Weil ich mich ein Bischen fürchtete!" entgegnete er lächelnd. „Wenn man — gewisfen Leuten von großer Schön heit und angenehmen Abenteuern schreibt, so erregt man le'cht — Eifersucht!" „Eifersucht? Nein, Roderich! Niemals!" rief Kon radine, mit Hellen, ehrlichen Augen ihn anblickend. „Niemals, das kannst Du glauben!" Er fühlte sich von diesem aufrichtigen Vertrauen so beschämt, ja ergriffen, daß er drauf und dran war, das gute Mädchen zu umarmen; aber eine Gestalt ließ sich an der GlaSthür sehen, und Herr v. Schell- born trat mit fröhlicher Begrüßung ein. Er und Roderich hatten die Knabenspiele getheilt, duzten sich noch von der Schulbank her und redeten einander bei den Vornamen an. Die Jahre hatten sie getrennt, und wenn ihnen die Verschiedenartigkeit des Berufes wenig Gemeinsames gelassen hatte, so mochten sie sich doch gern, und ein Zug der Vertraulichkeit war ihnen geblieben. Paul rief dem Jugendgenossen einen Will- kommenSgruß zu, um sich dann mit angelegentlicher Artigkeit an Konradine zu wenden. Sie nahm die ¬ selbe wohl auf, da sie dem Nachbar wohlgesinnt war und ihm, schon wegen der Kameradschaft mit Roderich, stets fi rundlich entgegenkam. Nach kurzem Gespräch zog sie eS vor, die jungen Männer allein zu lassen, und empfahl sich. Paul bedauerte eS und bat sich Erlaubniß aus, den Damen später noch besonders auf warten zu dürfen. Roderich bot dem Gast eine Cigarre, und nachdem daS Gespräch bald Dies, bald Jenes berührt hatte, brachte Paul eS ohne besondere Absicht auf Inga. Er bekannte, daß er sie in LmS schon flüchtig gesehen, verschwieg jedoch die Nebenumstände. Roderich, so sehr er für sich auf der Hut blieb, hielt es für thun- l>ch, einzugestehen, daß auch er ihr und ihrem Bruder schon begegnet sei, ja er gab sich den Anschein, zu wissen, daß der Besuch der Geschwister im Hause ein seit lange vorbereiteter gewesen sei. Um der Unter redung eine andere Wendung zu geben, kam er auf Paul'- eigene Angelegenheiten. „Du machst auf Deinem Gute große Anstalten!" tagte er lächelnd. „Ich hör-, daS ganze HauS wird umgebaut, erweitert und verschönert. DaS deutet aus gewisse Absichten!" — Schellborn schien das wohlgefällig aufzunehmen. „Man denkt doch auä schon an die Zukunft!" ent gegnete er. „Du lebst in der großen Welt — ich meine in der großen Welt wissenschaftlichen Verkehrs, Arbeitens und FonstrebeuS; rch sehe mich auf dem Lande auf mich selbst angewiesen und wünsche nicht, immer all-in zu bleiben. UeberdieK, warum soll ich eS nicht emgestehen —". Er fühlte sein Herz dem Freunde geöffnet, und schon schwebte rhm da» Ge- ftändniß aus den Lippen, daß er Konradine liebe und sie zu gewinnen hoffe Denn daß eine andere al» di«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite