Suche löschen...
Dresdner Journal : 06.04.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-04-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188204067
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820406
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820406
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-04
- Tag 1882-04-06
-
Monat
1882-04
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 06.04.1882
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
W80. DonnerStaA. den 6. April. 1882. ädoaaemeotnprelir lw e«u»»u ä»ut,ck,ll NoieL»: äLkrliek: .... 18 Llurtc. ^Mkrliek: 4 Iä»rtc 50 ?s. Lia-vIn« tsuwworu: 10 ?5 Lu,»«rd»Id <Ie, äouttcken Reicks, trittkost- uoä 8tswp8lro»cklit^ Kiuru. laserutenpreloor kür 6en Raum einer spalten«,» Rstitreils 20 ?5 Unter „Rin^esanät" äis Leits 50 Rk. Rei r»b«Iteu- unä LiRernsatr 50 H -tutecklax. krsckotnea r lAxlick mit Xuenakme cisr 8onn- unä Reisrta^e Xksuä» tür äeu toi^snäen DreMtrImmml. Verantwortliche Redaction: Oberredrcteur Rudolf Günther in Dresden. In»er»1ea»vn»kme auevLrtar t^ixrig: F>. Lranästetter, Como»i«ionLr 6«, Dreeäner Journal«; Lomdurg Norit»-Viou - kotprtg Loool Nr»»I»»-Nr»»tieart a. N : ^/aa«c»iÄr,n ^c>A/er, N«rk»-Vi,a S»md»rg. rr»U-I.,ipr>8-^r»»ikkir1 ». ».-Ilüurd«»: /tuä. 7t/»««,' Loritu: /niaiiäenäan^, Lrewou: L Lektotte,' Lr«»I»u: LtanAen's Lurea« L'akatk), kraakkar» ». L.: L. ^ace/cr^cks Uuckkanälun^; vürltl«: LtüRer,' Hannover: <7. ?»rto Sorli» - Irrukturr a. H.- Stntlxart: Daukc F 6o., Sawdnrx: ^1ä. Steiner. Hsrauexedvrt Rüni^ Rrpeäitioo äse Oreoäoer äournala, Vrseävn, Lviugerotruoo« lio. 20. Amtlicher Tlieil. Nelianntmachung, die Einlösung der abgestempelten Greiz-Brunner Eisenbahn - Äctien bez. deren Umtausch gegen König!. Sachs. Rentenschuldverschreibungen betr. vom 14. December 1881. In Punkt 4 des vom StaatSfiScuS mit der Greiz- Brunner Elsenbahngesellschast in Liquidation wegen Ankaufs der gedachten Eisenbahn unter dem 2. Juni 1878 abgeichlossenen Vertrag« (Seite 215 fgl. de« Ges. u. Verdn. Bl. von 1878) hat sich die Regierung dar Recht Vorbehalten, die abgestempelten Eisenbahn- Actien gegen Gewährung von 72,5 <k des NennwertHS derselben zur Einlösung zu bringen, soweit nicht Seiten der Aktieninhaber der Umtausch gegen bestehende 3A>ige Königl. Sachs. Rententitel vorgezogen wird. MU Rücksicht auf den am 30. Juni 1882 bevor stehenden Ablauf der zu den Aktien gehörigen Coupon«, macht das Finanzministerium hiermit von jenem Rechte dergestalt Gebrauch, daß die Inhaber dieser Aktien aufgefordert werden, dieselben, soweit sie nicht inzwi schen zum Umtausche gegen 3 A Rentenschuldver schreibungen präsentirt worden sind, am 30. Juni 1882 bei der Finanzhauptkasse zu Dresden oder der Lotterie- Darlehnskasse zu Leipzig gegen Gewährung eine« CapitalbetragS von 72,5 H des NonnnalwerthS ein- zulösen. Eine weitere Verzinsung der abgestempelten Aktien über den bezeichneten Termin findet nicht Statt. Bezüglich der Modalität des Umtausches bewendet eS bei den Bestimmungen der nachstehend im AuSzuge abgedruckten Bekanntmachung vom 20. März 1880. Dresden, am 14. December 1881. Finanz-Mini st erium. Freiherr von Könneritz. Wolf. 1) Der Umtausch kann sowohl bei der Finanzhaupt kasse in Dresden, als auch bei der Lotterre-DarlehnS- kasse in Leipzig ersolgen. Gegen Einreichung von abgestempelten Greiz- Brunner Eisenbahn-Aktien werden Schuldverschreibungen über 3Aige Rente au« dem Jahre 1876 und zwar gegen je 5 Stück Aktien 3 Stück Schuldverschreibungen auf 500 M. Capital lautend, verabfolgt. Mit den Aktien sind die dazu gehörigen Talon» und noch nicht sälligen Coupons emzureichen. 3) Außerdem will dar Finanzministerium, um Den jenigen, welche weniger als 5 Stück der in Frage be fangenen Aktien besitzen, den Umtausch dieser Aktien, und Denjenigen, welche eme durch 5 nicht theilbare Anzahl von Aktien besitzen, den Umtausch der über schießenden Aktien zu ermöglichen, auch den Umtausch einzelner Aktien in der Weise gestalten, daß dafür Schuldverschreibungen über 3 Alge Rente ü 500 M. und zwar für 1 Aktie 1 Schuldverschreibung, für 2 oder 3 Aktien 2 Schuldverschreibungen, für 4 Aktien 3 Schuldverschreibungen gewährt, diejenigen Beträge aber, um welche der Nominalwerth dieser Schuldver schreibungen den Nominalwerth der umzutauschenden Aktien übersteigt, unter Zugrundelegung des jeweiligen Tageskurses, abzüglich H und unter Ausgleichung der Stückzlnsen von den Inhabern der betreffenden Aktien baar erlegt werden. 4) Der Umtausch hat persönlich oder durch Bevoll- mächtigte, und, falls es sich um den Umtausch mehre ¬ rer Aktien handelt, unter Beifügung von Nummer- verzeichnissen Statt zu finden. Dresden, den 20. März 1880. Finanz-Ministerium. Freiherr von Könneritz. Bekanntmachung, die Uebernahme der Sächsisch-Thüringischen Ostwestbahn Zwickau-Weida durch den König lich Sächsischen Staat betreffend. Nachdem die Sächsisch-Thüringische Ostwestbahn Zwickau-Weida mit Zustimmung der Grobherzoglich Weimarischen, der Herzoglich Sachsen - Altenburgischen und der Herzoglich Sachsen-Meinlnglschen Regierungen von dem Königlich Sächsischen Staate angekaust wor den ist, hat das unterzeichnete Finanz-Ministerium die Leitung des Betriebes dieser Bahn von dem 1. April d. I«. ab der Generaldirection der Königlich Sächsischen StaatS- eisenbahnen übertragen. Dresden, am 3. April 1882. Finanz-Ministerium. Frhr. von Könneritz. Müller. Nichtamtlicher Theil. Ued-rsicht: Telegraphische Nachrichten. Zeitungsschau. Tagesgeschichte. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Freiberg.) Statistik und LolkSwirthschaft. Feuilleton. Lotteriegewinnliste vom 4. April. Kirchenvachrichten. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 5. April, Nachmittag«. (Tel. d. DreSdn. Jomn.) Heute Mittag fand im kronprinzlichen PalaiS die Einsegnung der Prin zessin Victoria und deS Prinzen Leopold Statt. Se. Majestät der Kaiser, welcher Vormittag« die regelmäßigen Vorträge entgegengrnommen hatte, wohnte wegen der rauhen Witterung der Ein- srgnungSfeier nicht bei. München, Dien-tag, 4. April, Abend«. (Tel. d Schles.Ztg.) Laut einer Mittheilung der „Süd deutschen Presse" hat die bayerschr StaatSregie- rung beschlossen, sich gegen das TabakSmonopol auSzusprechen. Rom, DienStag, 4. April, Abend-. (W. T. B.) Die „Voce della Beritü" erklärt die Nach- richt von der Demission deS CardinalstaatSsecre- tärS Jacobini auf daS Entschiedenste für unbe- gründet. Madrid, DienStag, 4. April, Nachmittags. (Lorr.-Bur.) Die Kammer verhandelt die Finanz- projecte. Die Conservativen find dagegen. (Vgl. die „TageSgeschichte" in der ersten Beilage.) Barcelona, DienStag, 4. April, Nachmit tags. (W. T. B.) Arbeiter bewegen sich trupp- weise in den Straßen. Neue Ausschreitungen find nicht vorgekowmen. Die Garnison ist ver stärkt. London, DienStag, 4. April, AbendS. (W.T. B.) Ja .der heutigen Sitzung deS Unterhauses erfolgte zunächst dir Beantwortung einer Inter pellation. Auf eine Anfrage Wolffs erwiderte der Premier Gladstone, der Schriftwechsel mit der amerikanischen Regierung wegen der in Irland gefangen gehaltenen verdächtigen amerikanischen Bürger, deren Zahl sich auf etwa 6 belaufe, dauere noch fort. Die amerika nische Regierung habe noch nicht auf die im Juni 1881 in Betreff der aufreizenden Sprache gewisser Blätter gemachten Vorstellungen geantwortet. Gladstone beantragte sodann, daS HauS mit Schluß der heutigen Sitzung bis zum 17. April zu vertagen. Gorst lenkte die Aufmerksamkeit de« Hauseö auf die jüngsten Vorgänge bei den Asfisrn in Irland, welche ein Beweis für die Zunahme der Agrarverbrechen (vgl. die „TageSgeschichte" in der ersten Beilage) und den Zusammenbruch der Justizverwaltung seien. Gorst wünsche zu wissen, was die Regierung in dieser Beziehung zu thun gedenke. — Der Premier Gladstone erwidert, die Lage sei sehr ernst; es han dele sich aber nicht um eine politische, sondern um eine sociale Revolution. Schon Wellington habe gesagt, gegenüber einer Revolution gegen die Zehnten und die Pacht seien die Hilfsquellen der Regierung eines freien Landes unvermögend. Er (Gladstone) sei überzeugt, daß hinter den Agrarverbrechen höhere Einflüsse zu suchen seien; die Mitglieder der Landliga mögen doch einen klaren Beweis dafür liefern, daß ihre Gelder nicht zu solchen Zwecken gedient. Die Wahl des Zeit punktes, weitere Maßregeln anzukündigen, müsse dem eigenen Ermessen der Regierung anheim gestellt bleiben. — Northcote bezeichnet die Erklärungen Gladstone'S als unbefriedigend und allarmirend und spricht sein Bedauern darüber aus, daß die Regierung noch nicht seine (Northcote'S) Politik acceptirt habe. DaS Unterhaus nahm den Antrag Gladstone's, das Haus mit Schluß der heutigen Sitzung bi« zum 17. d. zu vertagen, an. London, Mittwoch, 5. April. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Auf Anordnung de« HandelSamteS ist der Bau deS Canaltunnel« fistirt worden, biS eine vom Parlament niedergesetzte Militärcommisfion ein Gutachten über da« Projekt abgegeben haben wird. - Odessa, DienStag, 4. April, AbendS. (W. T. B.) Da« Gericht über die Mörder de« Generals Strelnikow, welche sich KossogorSky und Stepa now nannten, wurde am 1. d. bei verschlossenen Thüren gehalten. DaS TodeSurtheil wurde am 2. d. durch den Generalgouverneur bestätigt und am 3. d. Morgens um 5 Uhr im Gefängnißhofe, in Gegenwart des StadthauptmannS, deS Com- mandanten, deS Polizeimeisterü und von 10 Bür gern, unter denen sich der Bürgermeister befand, mittelst Stranges vollzogen. Dir Leichen wurden nach dem Omarantänekirchhof gebracht; da« Hen- keramt verrichtete ein wegen Morde« zu Zwangs arbeit verurtheilter Sträfling. Washington, DienStag, 4. April. (Reuter's Office.) Heute läuft die Krist ab, bis zu welcher der Präsident Arthur gegen die von beiden Häusern de« CongresseS beschlossene, die chinesische Ein wanderung verbietende Bill sein Veto erheben kann. Wenn letzteres heute nicht noch erfolgt, wird die Bill Gesetz. Dresden, 5. April. Die beiden Häuser deS CongresseS der Vereinig ten Staaten von Nordamerika haben nunmehr das Proscriptionsgesetz gegen die Chinesen genehmigt, und der Präsident Arthur wird die Bill schwerlich mit seinem Veto durchkreuzen. Die bezüg lichen Verhandlungen deS Senats zogen wieder ein mal den Schleier hinweg von der fortschreitenden Ent fremdung der „neuen Union" von den Fundamental- grundsätzen der „alten". Die Bill, welch«, mit Au«, nähme einiger „unschädlicher" Kategorien von „Reisen den", den Zweck hat, die Einwanderung aller asiati schen „Arbeiter" auf 20 Jahre lang gänzlich zu verbitten, hatte sich der wärmsten Unterstützung hervor ragender Mitglieder beider Parteien zu erfreuen, und selbst Demokraten, die im Gerüche der Bertreterschaft alter demokratischer Grundsätze stehen, befanden sich auf Seiten der nach Proscriptron schreienden Fanatiker der Paclficstaaten. Auch die amerikanische Demokratie zeigt sich der Entwickelung zu anderen Anschauungen nicht unzugänglich, vorzüglich wenn diese durch vie Rücksicht auf die Popularität bei den Stimmgebern geboten ist. Die Bill bestimmt, daß nach Ablauf von 90 Tagen nach Passirung der Acte auf die Zeit von 20 Jahren das Kommen chinesischer Arbeiter nach den Vereinigten Staaten „suSpendirt" sein soll. SchiffS- capitäne, die irgend einen chinesischen Arbeiter während dieser Periode einbringen, sollen für jeden Fall mit Gefängnißstrafe nicht über 1 Jahr und einer Geld buße nicht über 500 Dollars bestraft werden. Die nach dem letzten Vertrage mit China ausgenommenen Klassen von Chinesen (Kaufleute, Lehrer, Studenten, Reisende, diplomatische Beamte), sowie chinesische Ar beiter, die vor dem 17. November 1880 >m Lande waren, sollen mit Pässen der chinesischen Regierung versehen sein (von den diplomatischen Agenten der Vereinigten Staaten in China legalisirt), durch welche sie persönlich identlficirt und ihre Ausnahmequalität bezeugt wird. Kein StaatS- oder Vereinigte-Staatrn- gericht soll von jetzt an einen Chinesen zum Bürger recht zulasien. Unter dem Ausdruck „chinesischer Ar beiter" soll, wo er in dem Acte vorkommt, sowohl der gelernte wie der nicht gelernte (nüillsck »aä uu- slcilleä) Arbeiter zu verstehen sein. Im Senat war eS namentlich Hoar von Massachusetts, der sich den Ruhm erwarb, eine kräftige Lanze für die Grundprincipien der amerikanischen Weltfreistätte ein zulegen. Er kennzeichnete die Ausschließung der Chi nesen als demselben verwerflichen Racenhasse entsprin gend, der in früheren Zelten zur Verfolgung der Ir länder und der Indianer getrieben habe. Er wies durch statistische Notizen nach, daß die die Union durch ziehenden echten Zigeuner ebenso zahlreich seien, wie die Chinesenbevölkerung, und daß Beide, wenn man sie an Einem Platze versammeln könnte, nicht die Volks zahl der 16. Stadt im Lande erreichen würden. „Welche Beleidigung für die amerikanische Intelligenz", rief er aus, „China zu bitten, seine Unterthanen von uns fern zu halten, «eil diese kleine Handvoll schiefäugiger Asiaten unsere gerühmte Cimlisation zu zerstören drohe I" Er widerlegte die angebliche Gefahr der Herabdrückung der Arbeitslöhne der Weißen durch die chinesische Con- currenz. Der Chinese werde vielmehr bald dahin kom men, die Verwerthung seiner Arbeit zu erhöhen. (Dies bewahrheitet sich, wie wir einer New-Aorker Lorre- spondenz der „ Hamb. Nachr." entnehmen, zum Theil schon jetzt in den großen Städten, wo die wegen ihrer Vor züglichkeit gesuchte chinesische Wäsche bereits über bessere Preise gebietet, als die der weißen und schwarzen Wäscherinnen.) Treffend bemerkte der Redner in Be zug auf diesen Punkt: „Die Furcht vor einer Beein trächtigung unserer Arbeit durch die Chinesen beruht auf demselben Jrrthum, welcher zur Opposition gegen die arbeitersparenden Maschinen führt, sowie gegen die Einwanderung der Irländer, Deutschen und Schwe den (in den Zeiten deS Nativismus) sprach." Mit specieller Bezugnahme auf Lalifornien nneS Hoar nach, daß dort der Preis derselben Arbeit im Allgemeinen Feuilleton. Redigirt von Otto Baue«. Literarische Revue. Zunächst sei bei längerem Rückblick auf eine Reihe von Werken hingewiesen, die besonders der Geschichte, Völkerkunde und Literarhistorie zugehörig sind. „Weltgeschichte" von Leopold v. Ranke. Leipzig, Verlag von Duncker u. Humblot. Die römische Republik und ihre Weltherrschaft (1. und 2. Abth.) zeigt wie alle späteren Arbeiten deT berühmten Gelehrten von der merkwürdigen Conser- virung seiner jugendlich bleibenden Kraft. Seine Auf fassung der römischen Geschichte befremdet Jeden, der an die radicale Art und Weise des Mommsen'schen Vorgehens gewöhnt ist; und noch mehr, Ranke macht es uns nicht leicht, seinen Intentionen klar und logisch auf den Grund zu sehen. Er sieht in der Tradition, und mit dieser haben wir in der römischen Geschichte so viel zu rechnen, weder Poesie noch bestimmte Ueber- Ueferung der Ereignisse, sondern eme poetische Erin- nerung, die sich an die Ereignisse anlehnt, die zum Spiegel wird, welcher den eigenartigen Geist deS Vol kes wiedergiebt. DaS Sagenhafte wird ihm symbolisch und desto mehr behandelt er eS als historische- Factum, eine warme Hingabe an die Macht der Tradition, der Mommsen stet» fern bleibt. Um so objectiver hält sich Ranke als Darsteller, wenn es sich um die nahe tretende Versuchung handelt, über den Kampf der ver schiedenen Elemente etwa einen sittlichen UrtherlSspruch, eine Parteinahme au-zudrücken. Die Zerstörung von Numantia bildet den Schluß der ersten Abtheilung; Ranke nennt sie „einen der größten weltgeschichtlichen Momente". Dadurch ver schwanden, seiner Annahme nach, die unabhängigen Gestaltungen der ältesten Welt, die sich mit ureigner Kraft jede auf ihrem besondern Grund und Boden erhalten hatten. DaS letzte Jahrhundert der römischen Republik wird im 2. Bande abgehandelt. Viel Sympathie wird PompejuS entgeaengetragen und dadurch sein Beiname Magnu» gerechtfertigt. Auch der eigenthümliche Poli tiker Cicero erscheint in erwärmtem Licht. — Die Leser seien auf die merkwürdige Intuition Ranke'S aufmerk sam gemacht, welche sein Uriheil für das Erfassen großer Wendepunkte der Politik oder des CulturlebenS schärft. — „Geschichte der Völkerwanderung" von Ed. v. Wietersheim, 2. von Felix Dahn umgearbeitete Auflage. Leipzig, bei T. O. Weigel. Der 2. (Schluß-^) Band diese- ausgezeichneten Werke» hat soeben die Restauration de» Ganzen vollendet. Dahn arbeitete hier al- streichender, verändernder und erweiternder Herausgeber so recht auf seinem ihm völlig heimischen Gebiete. Durch den Anhang einer Quellenangabe ist er vielen Lesern erfreulich entgegen- gckommen, aber in seinen Ergänzungen weniger reich gewesen, al» im ersten Bande Wir haben da» Gefühl, daß manchem wissen-durstigen Leser die Verhältnisse der germanischen Völker zum römischen Reiche au» diesem Werke nicht so klar werden möchten, wie r» zum Berständniß de-Ganzen wünschenSwerth ist. Die Bekehrung der Germanen ist äußerst sachlich und kühl behandelt, sehr gerecht der Ariani-mu-. Wir wollen bei dieser Gelegenheit noch einmal auf ein schon etwa- früher erschienene- Geschichtswerk Hinweisen: „Geschichte deS deutschen Volks" von Wilhelm Zimmermann. Verlag von Weise in Stuttgart. Wohl nur Wenige haben eS so wie dieser unver gleichliche Darsteller seiner berühmten „Geschichte des BauernkriegS" verstanden, die ersten Bewegungen der germanischen Geschichte, den Charakter unserer Urahnen, daS Pathos ihrer sittlichen Cultur, die Gefährdung ihre- Charakters durch vie Einflüsse RomS in poli tischer und hierarchischer Beziehung so süßlich vorzu tragen, als dieser umsichtige Autor. Da- 3bändige Werk ,st illustrirt, eine harmlose Zugabe für die größeren Kreise, für den Kenner durchaus nicht störend. „Die Rumänen in Ungarn, Siebenbürgen und der Bukowina", von Joan Slavici. Teschen, Verlag von Prochaska. Kürzlich erst haben wir in ausführlicher Weise über Paul Hunfalvy'S Geschichte der Magyaren ge sprochen, eme ausgezeichnete Arbeit, die ebenfalls wie die von Slavici zu „Die Völker Oesterreich-UngarnS" gehört. Diese „Rumänen" sind mit weniger Objekti vität geschrieben, die Behandlung ist ein wenig reich an nationalem Selbstbewußtsein, und dennoch muß da» Buch jedem GeschichtSfteund, besonders jedem Politiker entschieden empfohlen werden, da e- über einen noch wenig bekannten Stoff eine so große Fülle instructiv geordneten Materials zu Markte bringt. „Da- tägliche Leben in Skandinavien im 16. Jahrhundert", von TroelS Lund. Kopenhagen bei Höst u. Sohn Der Verfasser, Professor an der Kopenhagener Universität, der diese deutsche Ausgabe und Ueber- setzung mit Hilse de- Pastors Michelsen selbst besorgt hat, wollte darin eine gesichtete Sammlung seiner Vorträge niederlegen und betrachtet da- Ganze al» eine culturhistorische Studie über die Entwicklung und Einrichtung der Wohnungen. Der Blick ist auf den Bauer-, Bürger- und Adelstand geworfen und auf Quellen, die wohl bi- jetzt wenig benutzt waren. Ich denke, wir haben kein heimisches Buch, da- gerade die wichtige Umgestaltung der Wohnungen, die durchschnitt lich im 16. Jahrhundert so stark hervortritt, in Frage zieht. Ein Hauptmotiv der Wandlung liegt darin, daß die Aristokratie zu jener Zeit ihre nicht mehr gegen die Schußwaffen sesten Burgen und Landsitze aufgab oder erweiterte. O. B. Inga Svendson. Rouelle von Otto Roquette. (Fortsetzung.) Die Mutter kam jedoch bald zu der Ueber« zeugung, daß gerade um »eine Zukunft ihr am wenigsten bange zu sein brauchte. Denn sein musikalische- Talent entwickelte sich früh, und schon der 12jährige Knabe wuide von den Musikern mit m da- Opernorchester ge nommen, wo er unter den Blolinistcn seinen Bogen ganz wacker mitstrlch. Seine Gewandtheit mochte For!schritte, und die sür seine Jahre überraschende Vittuofttät wurde von den Mitgliedern de- Orchester» herautgefordett, wenn sie ihnen gleich mehr zur Be lustigung diente, da e» ihm an gediegener Grundlage noch sehlte. Dennoch bezog er, obgleich noch der
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite