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Dresdner Journal : 18.03.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188203181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820318
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820318
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-03
- Tag 1882-03-18
-
Monat
1882-03
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 18.03.1882
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350 Heinzc, war von einer größern Anzahl homöopathi scher Aerzte wegen der in dem genannten Organ ent haltenen Beleidigungen derselben verklagt und auch zu einer in zweiter Instanz bestätigten Geldstrafe verur- theilt worden. Bei der zweitinstanzlichen Verhandlung nun war auch Hr. geh. Medicinalrath Prof. vr. Wagner al- Sachverständiger befragt worden. Ueber da- Gutachten desselben, das im Großen und Ganzen grgen die Lehren der Homöopathie entschieden Stellung nahm, hatte einer der mitberheiligten homöopathischen Aerzte, der obengenannte vr. Heinigke, auf Grund stenographischer Niederschriften eine Broschüre in Druck erscheinen lassen, deren Inhalt nun die Ausführungen deS genannten Sachverständigen in ziemlich scharfer Weise zu widerlegen suchte. Die Privatanklage des Hrn. geh. MedicinalrathS Prof. l)r. Wagner stützte sich auf jene Broschüre, und eS wurde der Privatangeklagte Hr. vr. Heinigke in jener SchöffengerichtSverhandlung wegen Beleidigung zu 50 M. Geldstrafe und Tragung der Kosten, sowie Gewährung der vorgeschriebenen Privatgenugthuung verurtheilt. In den Gründen zu dieser Entscheidung wurde zwar anerkannt, daß der Privatangeklagte ein Recht zur Erwiderung der vor- he» gegangenen Beleidigungen und insofern in Wahrung berechtigter Interessen (tz 193 deS R.-St. G B.) ge handelt, daß er aber mit den incriminirten Stellen der Broschüre die Grenzen der erlaubten Kritik überschritten und Ausdrücke gebraucht habe, welche schon der Form und den begleitenden Umständen nach als den Privatankläger verletzende und ihn an seiner Ehre kränkende hätten angesehen werden müssen. Lhemnitz, 16. März. (CH- Tgbl.) Schon zu wiederholten Malen waren auf der Babnstrecke hinter dem Küchwald große Steine auf die Bahnschienen gelegt worden, welche lheilS von dem Bahnwärter be merkt und noch rechtzeitig beseitigt, theilS aber auch von Eisenbahnzügen zur Seite geschleudert oder zer malmt worden waren, ohne daß glücklicherweise ein Unfall dadurch verursacht worden war. Vorgestern Nachmittag bemerkte ein die Lelpzigerstraße begehender Schutzmann eine Anzahl Knaben in eiligem, fluchtähn- lichem Laufe aus dem Walde heraus kommen, was ihn veranlaßte, einen derselben zu fangen und zu be fragen Derselbe war nun geständig, daß seine davon gelaufenen College» Steine auf die Schienen gelegt hätten, welche der soeben passirte Zug theils zermalm», theilS zur Seite geschleudert habe. Sie wären jedoch von dem Bahnwärter bemerkt und verfolgt worden. Die weiteren Erörterungen ergaben nun, daß die Frevler 4 Knaben im Alter von 13 Jahren gewesen waren. Dieselben waren auch geständig, gedachten Frevel schon wiederholt und nur zur Unterhaltung auSgesührt zu haben Zwickau, 16. März. (Zw. Wchbl.) Heute Mittag in der 12. Stunde stürzte ein 3jähriger mit Spielen unterhalb deS hiesigen Waisenhauses beschäftigter Knabe in die Mulde und wäre sicherlich eine Beute des TodeS geworden, wenn nicht die im letzten Augenblicke durch andere Personen aufmerksam gemachte Frau W. von hier ohne Verweilen dem Kinde nachgesprungen wäre und dasselbe mit eigener Lebensgefahr wieder heraus geholt hätte. Letzteres war bereits vollständig erstarrt und nur nach längeren Versuchen gelang eS, dasselbe ins Leben zurückzurufen. Diese muthige Entschlossen heit der Betreffenden verdient umsomehr volle Aner kennung, als dieselbe bereits vor einigen Jahren auf gleiche Weise einem Mädchen das Leben rettete. Bautzen, 16. März. (B. N.) Mit weithin ver nehmbarem Knalle explodirte heute Mittag 1 Uhr da- Trockenhaus der Pulvermühle zu Ohna (säch sische Pulverfabriken). Menschen sind, dem Vernehmen nach, nicht dabei verunglückt. Ueber die Ei tstehungt- Ursache der Explosion ist Näheres noch nicht bekannt. — In dem mit Stroh gedeckten Stallgebäude des Häuslers Andrea« Michauk in Neschwitz brach am 14. d. MtS. Nachts in der 12. Stunde Feuer aus, welche-, allem Vermuthen nach, von böswilliger Hand angelegt, da- gesammte Gehöfte des Genannten, be stehend aus dem erwähnten Stallgebäude, dem gleich falls weichgedeckten Wohnhaus, einer Scheune und einem Schuppen, vernichtete. — Am 14. d. Mts. Abends gegen 8 Uhr ist die Scheune mit angebautem Schuppen de« Nahrungsbesitzers Johann Wenke in Niedergurig total niedergebrannt. Die Ent- stehungiursache ist noch unermittelt. Statistik und Volkswirtschaft. — ad. Dre-dru, »7. März. Au» der Registrandenvorlage der Dresdner Handel»- und Gewexbekammer in der gestrig« öffentlichen Plenarsitzung erfahren wir, daß in den letzten Monaten mehrere autwärtige Versammlungen von der Handel»- und Gewerbekammer beschickt worden sind Bei den Eisenbahnconserenzen der königl. Eiseobahndirection Berlin hat Hr. Pramann — Firma Pramann u L. — hier, die Läm mer vertreten, ebenso im sächsischen Eisenbahnrath; den Handel»tag in Berlin hat Hr Präsident Rülke besucht; bei der ebensall» in Berlin erfolgten Begutachtung de» vomReich«- aml de- Innern au»gearbeitrten Entwurf» eine» Normal- innung»stotut- hat Hr. Kammersecretär Steglich in der be treffenden fünfgliedrigen Lommission der deutschen Gewerbe- kammern mitgewirkt. Zur Stuttgarter Gewerbekammer- confrrenz waren in letzter Plenarsitzung der Sewerbekammer- vorsitzende Hr. Schröer, Hr. Erfurth Mügeln und der kammer- secretär abgeordnel worden; die Kammer ist also auch bei dieser Versammlung vertreten gewesen und aus derselben für da» lausende Jahr zum Vorort der deutschen Gewerbekammern be rufen worden. Ferner sind eine Anzahl Ministerialvorlagrn direet, ohne vorgängige Plenarsitzung vom Präsidium durch da» Secretariat zur Erörterung gezogen und begutachtet worden, ll. A. sind gutachtliche Berichte erstattet worden über die Er neuerung de- deutsch-japanischen und de» deutsch-spani schen Handel-Vertrag- sowie über die Ausstattung deutscher Fabrikate mit Handelsmarken. Der Inhalt diverser den HandelSstand berührenden Mittheilungen der Behörden ist durch die TageSpresse veröffentlicht worden. Ein Dankschreiben der deutschen Kaufmannschaft von Syd ney und Melbourne, in welchem der Abordnung de» Hrn. M. F. Bahfe al» Vertreter der sächsischen Handel»- und Be werbekammern zu den dortigen Weltausstellungen dankend ge dacht und die ersprießliche Thätigkeit deS genannten Delegieren rühmend anerkannt wird, ist durch Uebersendung von Abschriften znrKenntniß der übrigen sächsischen Kammern gebracht worden. Verschiedene Eingänae und Petitionen sind theils durch Be nachrichtigung der Interessenten, theil» durch gutachtliche und bez. besürwortliche Borlrag-erstattung bei den kompetenten be hördlichen Stellen zur Erledigung gelangt. Hierzu gehört der aus Anregung diesseitiger Handel»- und Schifffahrt-interessenten kürzlich an die königl. sächsischen Ministerien de» Innern und der Finanzen erstattete Vortrag über den Elbumschlagsver- kehr und die einschlägigen Reichstarisverhältniffe. Da» NormalinnungSstatut ist inzwischen zur Ausgabe gelangt und den Kammermitgliedern in je einem Exemplare zugestellt worden, auch hat sich die Kammer in Gemäßheit einer Minifterialverordnung zur Förderung der aus Jnnungibildung abzielenden Bestrebungen bereit erklärt und ist nach dieser Rich tung mehrsach thälig geworden. Diverse Anfragen über die Interpretation de» Reich-ftempelgefetzeS, über Zoll-, Musterschutz- rc Fragen sind nach dem Gutachten des Kammersecretär» be antwortet worden Hiernächst gelangte in der Sitzung eine in den letzten Tagen eingegangene Minifterialverordnung zum Vortrag, in welcher die Kammer zur Begutachtung de« TabakSmonopol- ent wurss nebst Motiven bis zum 2b. d. aufgesordert wird. Die Kammer beschloß einstimmig, die seitherige ablehnende Hal tung dem Monopolplane gegenüber aufrecht zu erhalten und deshalb, sowie mit Rücksicht aus die außer Berhällniß zur Wich tigkeit der Vorlage stehende BerichtSsrist ein Eingehen aus die Details de» Entwurfs abzulehnen. Sämmtliche Redner sprachen sich gegen da» Monopol au». Eine Commission der Kammer hat sich ferner mit vorläu- figer Feststellung eines im Druck vorliegenden Entwurfs det CollectivgeschäftSberichtS pro 1877 bi» 1880 besaßt. Dessen definitive Feststellung sollte in gestriger Sitzung erfolgen. Aus Vorschlag de- Präsidenten soll jedoch, der Umsänglichkeit der Vorlage wegen - dieselbe umsaht 2K Druckbogen —, den Mitgliedern der Kammer bi« nächsten Dien-tag noch die Mög lichkeit offen gehalten werden, Abänderuntzen der Vorlage zu beantragen, woraus in einer weitern Mitgliederversammlung Ende nächster Woche die definitive Feststellung deS Bericht- er folgen soll. Die vom Kommerse,retär abgelegte JahreSrechnung der Kammer pro 1881 ward aus Vorschlag der Rechnung»- und Kafsenreviforen einstimmig justificirt und der Rechnung»- leger liberirt; außerdem beschloß man, in diesem Jahre einen Einkommenstcuerzuschlag zur Deckung deS Kammerauswand», soweit derselbe nicht au- Staaitmitteln übertragen wird, zu erheben. Im Uebrigen wurden in der Plenarsitzung wie in den vorangegangenen AbtheilungSsitzungen der Handel»kammer wie der Gewerbekammer Personalien erledigt und Wahlen für di« ständigen Commissionen der Kammer — wobei sämmtliche seit herige Mitglieder erneut berufen wurden — vorgenommen. Eine materiell wichtige Verhandlung wurde noch in der Gewerbekammern unter dem Vorsitz des Hrn. Schröer ge pflogen über da» neue, reichsamtswegen unter Mitwirkung der Gewerbekammer emanirte JnnungSstatut. Man lauschte, dir Anschauungen und bis jetzt vorliegenden Ersahrungen über dasselbe au« und beschloß noch, die Gewerbecommijsion mit der Ausarbeitung eine« NormallehrvcrtragS, sowie eine» Nor- mallehrbries» zu beaustragen, welche zur Verfügung der Be werbtreibenden gehalten werden sollen. DreSdr«. Aerztlicher Bezirk-Verein. MonatSver- sammlung am 9 März. Eingegangen war ein Schreib-« de» königl. LandeSmedicinalcollegium« nebst einem Exemplar der Vorschriften für da» Verhalten der Hebammen bei den Augen- enlzündungen der Neugeborenen vom 1«. Januar d. I, ferner ein Antrag de« ärztlichen Bezirksvereins Leipzig-Stadt, durch da» königl. Lande»medicinalcollegium beim königl. Ministerium de» Innern zu befürworten: »daß zur Einführung der neuesten Hebammeninstruclion, vor Allem zur Erlernung de» Desinsec- tionSverfahrrn» amGebär- undWochenbette sämmtliche Hebammen deS Lande« zu Repetrtionscursen je ein Mal gruppenweise hcran- gezogen werden.' Dieser Antrag wirb einer Commission von 3 Mit gliedern (vvr. Grenser, Kersten, Schütze) zur Berathung und Berichterstattung überwiesen Vom Medicinalrath Or Brück mann, al» dem letzten stellvertretenden Vorsitzenden und Secretär de- anfangs der 4" er Jahre gegründeten und bi- 18K3 bestan denen „Aerztlichen Verein- zu Dresden", waren dem Vorsitzen den zugegangen einige AciensaScikel, hauptsächlich Sitzungs protokolle enthaltend, sowie da« Petschaft des Vereins und ein baarer Kaffenbestand von 17 M. S8 Pf. Da die Mehrzahl der Mitglieder verstorben, der Verein selbst denn dieser Weg nach Vlasungen? dahin sei ja Gunil gegangen und auch Klausen. „LarS, Ihr habt recht gehabt, da ist der Sturms sagt Guml, wie die Männer zu ihnen stoßen. Der Mann starrt ihr in'S Gesicht: wie sieht die junge Frau aus? Sie, die den Vater, den Mann so aleichgiltig gehen sah! Sie eibarmt ihn: „Muth, Frau!" ruft er, die donnernde Brandung übertönend; „wenn sie sich draußen halten können, so ist Alles ge wonnen, der Sturm läßt schon nach." „Sie werden sich halten!- ruft jetzt Hjalmar Klau sen, der neben Gunil steht, sie umschlingend, da- nut der Wind sie nicht hinabschleudere. Auch er ist bleich, fahl, als habe ihn ein Blitzstrahl getroffen. Die Burschen machen die Taue zurecht, mechanisch greift Klausen mit zu. „Gunil, geht heim, Ihr könnt da nichts nützen," sagt Lar«. Sie weicht nicht von der Stelle: „Er ist mein Vater — Holger," flüstert sie, sie sagt nicht „mein Mann", auch versteht man das Wort nicht, sie lesen eS nur von der noch bleicher werdenden Lippe. Immer näher kommt daS Boot; der Wind, der sich seit heute Morgen gedreht hat, jagt eS gerade nach dem Riff. Schon sieht man, wie die Männer sich ab- mühen. Noch hält Holger da- Steuer. „Werft doch die Ballen, die Waaren über Bord! ES gilt da» Lebenl" .... Sie können nicht« hören; der Sturm ist furchtbar, da- Boot fliegt, al« schleudere er da- Fahr- zeug nur so vor sich hin. Immer näher und näher kommt e« dem Riff. Die Männer auf dem Felsen stehen athemlo«; keiner spricht ;n Wort; jeder kennt die Gefahr, in der da« Boot schwebt. Jetzt sehen sie es nicht mehr; eine mächtige Welle stürzt darüber hm — eS ist verloren. Nein, da ist es wieder, und die drei Menschen sind noch da — aber Holger hält da- Steuer nicht mehr: machtlos treiben sie aus der wilden See, fliegen mit dem Winde, der gefährlichen Klippe zu. Und erbarmung-lo- heult der Sturm, kein Mitleid hat er mit den Armen. Die Männer auf dem Riff halten die Taue, die Seile bereit. Das Fahrzeug ist verloren — die Leben sind vielleicht zu retten! Gunil steht bei ihnen, an Hjalmar'S Seite; sie spricht kein Wort; nur ihr Auge fleht: „Rettet!" Sie hat sie ja hmauSgetrieben; sie hat drei Leben freventlich aufs Spiel gesetzt — kann nicht» sie retten? Wie die Woge anprallt, daß der Fels erbebt, wie sie jetzt fortstürzt, geradezu auf das schwache Fahr zeug .... Barmherziger Himmel, sie sind verloren! . . . . DaS Boot ist verschwunden, man sieht eS nicht wie- der ... . Doch, dort taucht eS auf — umgeschlagen! Wo sind die drei Männer? Die Seile auSl Da, ein Kopf, ein Arm, ein zweiter Kopf dort! Und die See ist barmherzig: die mächtige Welle kehrt zurück; sie schleudert die Schiffbrüchigen gegen den Felsen; die Arme ergreifen die Taue, klammern sich fest. Der junge Bursche ist gerettet. Auch Mer- ten« schwimmt wacker, trotz der ungestümen Wellen; auch er klimmt den Felsen empor, halb gezogen von starken Händen. Doch wo ist Holger? Drei Leben waren e«, — ist eine« verloren? (Schluß s-lgt.) seit nahezu »0 Jahren kein Lebenszeichen von sich ge- aeben, so ist derselbe wohl auch lormell al» ausgelöst zu betrachten und wird de»halb dessen Nachlaß den im Wesentlichen dieselbe Tendenz vrrsolgenden ärztlichen Be- zirk»vereine Dresden Stadt überwiesen. Man beschließt, die Actenstücke dem Archiv einznverleiben, da» beore Geld der Vereintkaffe zu übergeben Wie von den ärztlichen Vereinen Leipzig» mitgetheilt worden, sriert am 2. April d. I geh. Medicinalrath Pros. Or. Radiu» daselbst sein SV jährige« Doctorjubiläum. Man glaubt, daß die Theilnahmt der Col lege« an diesem seltenen Feste am schönsten Ausdruck finde durch eine Vermehrung des Capital« der mit der ärztlichen Wittwen-, Waisen- und Jnvalidcnkaffe verbundenen Radius-Stif tung für nothleidende College« oder deren Hinterlassene. Et wird beschlossen, eine hieraus bezügliche Bekanntmachung im »Dresdner Anzeiger" zu erlassen uud eine Sammelliste in der Löwenapo- theke auSzulegen. Die Rechnungen de» BereinSkassirerS und deS Hausverwalter» sind von den Revisoren al» richtig befunden worden und erfolgt Entlastung des Vorstandes durch die Ver sammlung. Nach Uebergang zur Tagesordnung eröffnet Me- dicinalrath vr. Niedner die DiScussion über den in der letzten Versammlung vom Medicinalrath vr. Birch - Hirschfeld gehal tenen Vortrag: „Die vorläufige Unterbringung Gei steskranker" betreffend Niedner muß im Allgemeinen die hierüber gemachte« Mittheilungen bestätigen und kann nicht begreifen, wie der KrankenhauSarzt überhaupt hat zur Verantwortung gezogen werden können, da ihm ja der fragliche Kranke von der zuständigen Behörde überwiesen worden »ar Auch andere große Städte seien mit Geistes kranken überlastet und müßten sür deren Unterbringung und Verpflegung große Opser bringen, woran zum nicht ge ringen Theile das UnterstützungSwohnsitzaejetz niit der Einrich tung der sogenannten Landarmen schuld sei. Die Stellung des Bezirksarzte- gegenüber der Frage der Unterbringung von Geisteskranken je» ost eine ziemlich schwierige. Viele Geiste«- kranken lassen sich gar nicht untersuchen und doch sei ohne ge naue Untersuchung eine Diagnose öfter« gar nicht möglich, so daß schließlich nicht- Andere« übrig bleibe, als eine Freiheitsberaubung d h dir einstweilige Unterbringung solcher Personen im Sladtkrankenhanse. Bei der Annahme von Geisteskrankheit sei jeder Zeit die größte Vorsicht geboten. Die Gesetzgebung biete allerdings den Medicinaj- deamten der Verwaltungsbehörden zur Zeit noch nicht den ge nügenden Schutz, doch sei in dem fraglichen Falle sowohl von der Behörde, >owie von den Aerzien ganz correct verfahren worden. Uebrigen- sei dieser Fall in der tüjährigen bezirks ärztlichen Praxis deS Redner« der erste, wo es zu einem solchen Einschreiten deS Staatsanwalt- gekommen Während von einem Mitglicde de« Verein- der Fall vom juristischen Standpunkte au- immerhin als diScutabel erklärt wird, muß dieser An schauung von anderer Seile entschieden widersprochen werden. Die Sache sei erst dadurch zum Eclal gekommen, daß der Sach walter im Gegensatz zu dem Gutachten sachverständiger Aerzte den Kranken sür nicht geisteskrank erklär« hab». Der weitere Ver- laus deS Falles — indem sich bald die abermalige Aufnahme deS Patienten in da- StadtkrankenhauS und seine spätere Unter bringung in einer LandcSanstalt «öthig gemacht — habe indeß den Aerzien nur allzusehr Recht gegeben. Im Uebrigen sei die Kritik durchweg rein sachlich geführt worden Hieraus bespricht Medicinalrath Vr. Niedner die gegenwärtige Stellung der Gesetzgebung gegenüber dem Cur- pfuscherthum. Veranlassung hierzu bietet ihm die Einftndung mehrerer von Curpsuschern ausgestellter Receple durch Vereint Mitglieder. In 4 dieser Fälle sind bereit- die behördlichen Maß regeln erlassen worden, wie überhaupt er selbst es an einem energischen Vorgehen g-gen die unbefugten Handlungen der Cur- pfuscher nicht fehlen lasse und hierin von der städtischen Behörde in der dankenswcrthesten Weise unterstützt werde. Bcispiel-- weife seien im Jahre >879 in Dresden b3 Lurpsuscher und Quacksalber zur Untersuchung gezogen und in 81 Fällen mit Geld und selbst Haftstrasea belegt worden. Aus Grund von Receplcn könne »ndeß gegen Lurpsuscher nicht eingrschriiten werden, sondern nur gegen die Apotheker, welche iojche an- gefertigt; denn durch die Gewerbeordnung vom 21 Ium 1869 ist die Ausübung der Heilkunde jeder Art sreigegebe« und bleibt nur die Medicasterei rücksichtlich der Apotheker und Hebammen auch sernerhin strafbar Hiernach gilbt e« eigent lich gar keine Lurpsuscher mehr, da ja jeder Nichtarzt Re- cepte aller Art verschreiben kann Ebenso darf der Apo theker auch Recepie mit ungefährlichen Mitteln, die von Richt- ärzten verordnet sind, ansertigen, ja, die Bezirksärzte müssen sogar, in nothwendiger Lonjequenz der Gewerbesreiheit, aus behördliches Verlangen Rrcepte von Curpsuschern tax-ren. Durch eine fächs Minifterialverordnung vom 22 Mai I8SS wird der Handverkauf in den Apotheken geregelt. Stark wirkende Mittel darf der Apotheker nicht ohne Weitere» abgeben, ebenso ist du» Repetiren der in Tabula v und 6 der deutschen Pharmakopöe enthaltenen Stoffe nur aus erneute ärztliche Verordnung erlaubt. In dieser Serie fehlen jedoch noch mehrere sehr stark wirkende Stoffe, weshalb in Preußen im Jahre 1878 noch eine besondere hierauf bezügliche Verordnung er lassen worden ist Da die Lurpsuscher durch da« ein fache Ordiniren nicht Geld genug verdienen, nehmen sie sehr ost noch zum Selbstdispensiren von Arzneimitteln ihre Zuflucht, waS jederzeit strasbar ist. Ferner machen die selben zur Umgehung de« Gesetzes nicht selten von Magistral- formeln Gebrauch, welche sie gegen hohe Procente in gewissen Apotheken anfertigen lassen. Außerdem setzen sie gewöhnlich statt der vollen Namensunterschrift nur ein Paar Buchstaben oder eine Chiffre unter das Recept, eine Gewohnheit, die leider auch von manchen Aerzte« geübt wird Noch Andere treten zur Bereitung ihrer Verordnungen mit Droguislen in Ver dindung oder geben ihre Heilmittel zum Vertrieb in ge wisse kaufmännische Geschäfte, selbst in Apotheken. Redner wünscht, daß auch in Sachsen Verordnungen erlassen werden möchten, welche den Curpsuschern ihr gemeingesährjiche« Trei ben möglichst erschweren. Hierzu gehört u A , daß man die Stoffe, welche von Richtärzten verschrieben und in den Apo theken bereitet werden dürfen, fpecieller bestimmt, dann daß die Anwendung von Magistralsormeln sowohl den Aerzten al» den Curpsurschen verboten werde, ebenso das Chiffriren der Recepte In der folgenden DiScujsion erachtet e- Medinialrath vr. Erdmann sür wünschenwerth, daß die Vorschläge de- Redner« behuss weiterer Prüfung dem königl. Lande-medicinalcolle- gium unterbreitet werden; vr. Berthold sagt, daß im Publi cum der Glaube herrsche, alle Leute, die sich annon- ciren dürsten, hätten auch dar Recht, zu pratticiren. Er meint, daß wohl aus Grund deS die betrügerische Vorspiege lung betreffenden GefetzeSparagraphen gegen dieie schwindel haften Ankündigungen vorgegangen werden könne, während vr. Schieck eine wesentliche Besserung von der Presse hofft, welche derartige Annoncen von notorischen Curpsuschern zu- rückweisen müsse. Leider sei dieses selbst bei dem der städti schen Behörde unterstehenden „Dresdner Anzeiger" nicht immer der Fall Bon anderer Seite wird die Sache für nicht so schlimm angesehen und bei dem öffentlichen Auftreten gegen das Lurpsnscherthum feiten der Aerzte möglichste Vorsicht und Objektivität angerathen. vr. Ick. U. Dresden, >7. März. Die 1881er Dividende der all gemeinen Versicherungsgesellschaft sür See«, Fluß- und Landtransport in Dresden ist aus k>o gh — 1LU M., die der sächsischen Rückversicherungsgesellschaft in Dresden gleichfall» auf bo -- 87^ M festgesetzt worben. — Die Bereinigten Fabriken photographischer Papiere zu Dresden iönne« ihren Aktionär« für da» Jahr 1881 eine ordentliche Dividende von b "/, und eine Superdividende von 2 gewähren, an welcher letzlerxr auch die Genußscheine participiren, welche an Stelle der au-gelooften Aktien getreten sind Weitere 2 ", sind zur anderweiten AclienauSIoosung bestimmt. Msntllctie si-mljeirleld snstslt lkl' kittllMNIMlmlt. Die Lehranstalt besteht aus folgenden Abtheilungen: I. Höhere Handelsschule (Berechtigung zum einjährig freiwilligen Militärdienst); II. LehrlingSschule; III. Einjähriger Kursus; IV. Halbjähriger Kursut mit wöchentlich 6 Stunden nur handelswtssenfchaftl. Fächer. Anmeldungen für das neue zu Ostern beginnende 29. Schuljahr nimmt der Unterzeichnete täglich von 10—12 und von 3 — 5 Uhr entgegen. Prospekte verausgabt die Schulmspection, Ostra-Allee 91, sowie die Königl. Hofbuchhandiung, Schloßstraße 18. "" Ist'. Mett veiMi', Director. o o o Wegen Wegzug- deS Besitzers soll da- schuldenfreie »wu«- und Gartenstraße X,in vortrefflichem baulichen Zustande, zum angenehmen Wohnsitz sür eine oder zwei Familien geeignet, im Wege öffentlicher freiwilliger Ber- steigcrung verkauft werden. Die Versteigerung soll den 30. Mär; d. I. 12 Uhr im Grundstück selbst, Gartenstraße 8, erfolgen. Im Termin ist der Er- stehungssumme zu erlegen; die Eigenthumsübertragung erfolgt nach Bezahlung von i/ß der Ersiehungsjumme; die näheren Bedingungen werden im Termin nnd schon vorher aus Anfrage bei dem Unterzeichneten mitgelheilt. Kauflustige werden ersuch«, im Termin sich einzufindrn, oder ihre Gebote bis dahin schriftlich dem Unterzeichneten zu eröffnen. Dre-den, den 18 März 1882. Rechtsanwalt LierlkOU, Altmarkt 16, 1. "" Für ei« werden alterthümliche Kunstgegen- stände zu kaufen gesucht. Alte Meißner Porzellan-Figuren, wenn dieselben auch beschädigt sind, werden haupt sächlich gewünscht und Basen, Services, Dosen, Flacons rc. von altem Meißner oder SevreS Porzellan sehr gul be« zahlt. Offerten erbittet man unter Chiffre X. 1). V. 5 in die Exped. d. Blattes. * Die R. v. Zahn'sche Verlagsbuchhandlung kün digt an, daß sich eine Biographie drS verstorbenen StaatSmintsterS a. D. und Ministers des königl. Hauses Vr. Frhrn. v. Falkenstein unter der Presse befindet. Das Werk betitelt sich: „vr. Johann Paul Frhr. v. Falkenstein. Sein Leben und Wirken nach seinen eigenen Aufzeichnungen herausgegeben von I. Petzholdt." Die umfassende, bedeutungsvolle Wirksamkeit des Ver ewigten, dessen Name mit der neuesten Geschichte unser» engern Vaterlandes so vielfach verknüpft ist, lassen in diesem Werke eine Publikation von hervor ragendstem Interesse erwarten. * Soeben geht uns eine Mittheilung über die Tiedge-Stiftung in Dresden 1881 zu. Da» in Verwahrung und Verwaltung des königl. sächsischen CultuSministeriumS befindl'che StistungSvermögen be trug am Schluffe deS JahreS 1880, einschließlich deS au» verbliebenen Ziusenbeständen dieses und der frühe ren Jahre angesammeltrn verfügbaren Capital« von 7594 M. 629 054 M. Da« Counts hat beschlossen, einem früher« CoantämitgUed der Tiedge-Stiftung, dem Dichter Julius Hammer, in der Nähe deS HauseS zu Pillnitz, in welchem er seine letzten Lebensjahre zugebracht hat und am 23. August 1862 verschieden ist, ein mit jenem Bilvniß verzierte-, bescheidenes Denkmal zu errichten. Mit der Modellirunq und Ausführung deS Reliesbildnisse» Hammer'- in Marmor wurde der Bildhauer vr. Gustav Kietz, mit der archi tektonischen Ausführung de- Denkmal» der Baumeister Robert Wimmer in Dresden beauftragt. Von den dem StiftungScomite an« dem Jahre 1881 zur Ver fügung gestandenen Zinsenerträgmssen sind 12700 M. zu Ehrengaben und Unterstützungen verwendet worden, Davon entfielen 2700 M. auf Dresden und Umgebung, 2100 M. auf München, 1450 M. auf Berlin, 900 M. auf Düsseldorf und 5550 M. auf verschiedene andere deutsche Orte. 3400 M. Ehrengaben wurden Künstlern, 9300 M. Unterstützungen Hinterlassenen von Künstlern und reip. Dichtern zu Theil. DaS Gesamnnvermögen der Tiedge-Stiftung hat m«t dem Schluffe der JahreSrechnung für 1881 die Summe von 639 528 M. erreicht. * Zur Ergänzung der uns aus Weimar zuge gangenen Meldung, daß die deutschen Frauen Prags auS Anlaß deS 50. Sterbetages Goetde'S aus dessen Sarg in der Fürstengruft zu Weimar einen prachtvollen, schweren Lorbeerkranz aus getriebenem Gold niederlegrn werden, entnehmen wir der „Boh." Folgendes: 30 der angesehensten deutschen Frauen Prag« haben den Kranz gespendet. Denselben begleitet nachstehendes Widmungsschreiben: „In dem erbebenden Bewußtsein der Unlöslichkeit de» gei stigen Bande» aller deutschen Stämme mit Stolz sich Deutsche fühlend und nennend, dankbare Erben de« geistigen Schatzes deutscher Nation, Pflegen wir unsere- Dichterfürsten Goethe höhere» Andenken jeder Zeit im treuen Gemüthe, und bei jedem Anlasse finden wir un» in pietätvoller Huldigung und Verehrung de- Ruhme- und der Leuchte unser» Volke» gleich gestimmt vereinigt. Solch' ein Anlaß ist der Tag, an welchem vor da Jahren Goethe zu den Unsterblichen emging Wo von ihm sterblich war, birgt fein Sarg in Weimar» Fürst« aruft. Diesen mit einem bleibenden und sichtbaren Zeichen schmücken zu dürfen, danken wir der allerhöchsten Huld Er. königl Hoheit be« Großherrog» und übergeben hier einen Botiv- kranz von Edelmetall mU der Inschrift: .Von deutschen Frau« Prag» zum 2». März 1882', aus daß derselbe an diesem Lage Goethe « Sarg schmücke und für immerwährende Zeiten sichtbar in der Fürstengruft verwahrt bleibe."
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