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Dresdner Journal : 18.03.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188203181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820318
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820318
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-03
- Tag 1882-03-18
-
Monat
1882-03
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 18.03.1882
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und die Festungen, für Handel und Verkehr und für Eisenbahnen, Post und Telegraphen traten heute zu emcr Sitzung zujammen. — Der permanente Au»- schuß de« preußischen Bolk»wirthschaft»rath» setzte heute Vormittag 11 Uhr unter Vorsitz de» Staat»minister» v. Bötticher die DiScussion über die Grundzüge der Krankenversicherung fort. Zu Nr. 111 wird befchlosfen, daß da« Krankengeld, welche« die Ort«kassen zu zahlen haben, in einzelnen Fällen be sonderer Berücksichtigung erhöht werden kann, doch soll dasselbe nicht 4t de» Lohne« überschreiten, v. Risselmann beantragt, da« Srerbegeld bi« zum Mfachen Betrage de« Krankengelde- zu zahlen, an- statt, wie die Vorlage veranschlagt, den 100fachen Betrag, wa« angenommen wird. Bei den Fabrik- krantenkassen wird folgender Antrag Henkel angenom men: Für Fabrikkrankenkassen greifen die Bestim mungen III, 13 mit der Maßgabe Platz, daß der Bemessung der Kassenleistungen sowohl wie auch der Beiträge zur Kasse anstatt de« durchschnittlichen Tage löhner der Durchschnitt des wirklichen Arbeitsver dienste« der betreffenden Arbeitsklasse, soweit derselbe 3 M. für den Arbeitstag nicht übersteigt, zu Grunde gelegt wird. Baare beantragt in Bezug auf die An- und Abmeldepflicht der Arbeiter, statt der vorgeschla- gencn 3 Tage ,8 Tage- zu setzen. Nach längerer DiScussion wurde beschlossen, für die Ortskrankenkassen ,3 Tage- und für die Fabrikkrankenkassen ,8 Tage" zu setzen. Für die Ortskrankenkassen wird beschlossen, die Kassenbeiträge in Procenten des ortsüblichen Tage- lohne- so zu bemessen, daß sie ausreichen, um die Kassenleistungen und BerwaltungSkosten zu decken, und daneben innerhalb eines Zeitraums von 10 Jahren (statt der vorgeschlagenen 5 Jahre) einen Reservefond bi» zur Höhe einer durchschnittlichen Jahreseinnahme anzusammeln. Die Einzahlung der Versicherungs beiträge, die BeitragSlefftung der Arbeitgeber, sowie die besondere Verpflichtung der Fabrikantenkassen, welche dahin geht, daß die Kassen- und Rechnungs führung unter Verantwortlichkeit deS Unternehmers durch einen von demselben zu bestellenden Rendanten unentgeltlich zu besorgen ist, werden angenommen. Eine längere Debatte entspinnt sich in Bezug auf das Recht der Arbeitgeber, welche zu Beitragsleistungen au» eigenen Mitteln verpflichtet sind, an der Ge neralversammlung mit nur berathender Stimme Theil zu nehmen. Graf Henckel schlägt vor, „Mit berathender Stimme- zu streichen uni dafür mit „ein Drittel stimmberechtigt* zu setzen. Janssen unter stützt diesen Antrag, ebenso Kochhann, währen Kamien denselben bekämpft. Baare beantragt, zu sagen: „nach Maßgabe der Beiträge mit beichließender Stimme*; v. Tiele-Winckler will das Veto der Arbeitgeber hin sichtlich der Ortskrankenkassen aufrecht erhalten wissen. Nach längerer Debatte wird da- Vetorecht angenom men und ebenso das Recht der beschließenden Theil- nahme der Arbeitgeber im Verhältniß zu ihren Bei trägen. Die Vorschläge in Betreff der Beaufsichtigung der Kassen, de» Verhältnisses der Knappschaftskassen zur Krankenversicherung, sowie die Uebergangsbestun- mungen werden nach den erläuternden Bemerkungen der RegierungScommissarS Lohmann im Wesentlichen nach der Vorlage angenommen und hierauf einstimmig der ganze Entwurf. Die nächste Sitzung findet Freitag 11 Uhr Statt. Tagesordnung: die Grundzüge der Unfall versicherung. — Zur Bestrafung wegen Hehlerei ge nügt, nach einem Urthkil des Reichsgerichts, II. Strafsenats, vom 20. December vor. I., die alterna tive Feststellung, daß der Thäter die durch strafbare Handlung erlangten Sachen an sich gebracht oder zum Absätze bei Anderen mitgewirkt habe. Eine Mitwir kung zum Absatz bei Anderen kann schon in jeder Handlung gefunden werden, welche den Absatz bei Anderen bezweckt, ohne daß mit dem Absätze selbst schon begonnen zu sein braucht. München, 16. März. (A. Ztg.) Das General- comit« de- landwirthschaftlichen Vereins in Bayern sprach sich mit 13 gegen 12 Stimmen für die Einführung de- Tabaksmonopols au». Karlsruhe, 16. März. (Schw. Merc.) In der heutigen Sitzung der Ersten Kammer sagte der EtaatSminister Turban die künftige Minderung der Rechnungskammer auf 3 Mitglieder zu und implicite die Erhaltung des selbstständigen Verwaltungsge richtshof». —Wien, 16. März. Der neuernannte öster reichisch-ungarische Botschafter am russischen Hofe, Graf Wolkenstein, wird sich noch vor Ende diese« Monats auf seinen Posten nach St. Petersburg begeben, wo dessen Ernennung selten der officiellen Kreise sym pathisch begrüßt worden ist. Vorläufig weilt Graf Wolkenstein noch in Berlin, um die Pourparlerc be züglich der Donaufrage zum Abschlusse zu bringen. Hinsichtlich deS geplanten Abstecher« nach Parr« scheinen noch keine endgiltigen Dispositionen getroffen zu sein. Man wünscht und erwartet hier, daß e« den Be mühungen de» Grafen Wolkenstein gelingen werde, in seiner neuen Stellung die bestehenden freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Höfin von Wien und St. Petersburg, trotz Skobelew und Eonsorten, zu er weitern und zu befestigen, und man läßt sich in dieser Hoffnung und in diesem Wunsche um so weniger wankend machen, al» man bestimmte Anhaltspunkte dasür hat, daß Kaiser Alexander III. von den gleichen Intentionen beseelt ist. — In den letzten zwei Tagen waren hier Gerüchte von einer bevorstehenden oder bereit« angeordneten Mobilisirung der montenegri nischen Streitkräfte, sowie von Reclamationen Montenegros wegen angeblicher Nlchtrespectirung seiner Grenzen seiten der in der Kriwoschje operirenden Truppen verbreitet. An competenter Stelle jedoch ist weder von dem Einen, noch von dem Andern irgend etwa- bekannt, im Gegentheile liegt eme Meldung vor, daß die in den letzten Tagen nach Montenegro ge drängten Aufständischen selten der fürstlichen Cordon- truppen entwaffnet worden sind, während Jenen, dle sich der Entwaffnung nicht fügen wollten, der Ueber- tritt verwehrt wurde. Allerdings läßt sich nicht leug nen, daß das außtrosficielle Montenegro es mit der Auffassung der internationalen Verpflichtungen minder scrupulüS zu nehmen pflegt, als der Fürst und dessen Umgebung; allein das ist ein Uebelstand, dem die österreichische Regierung, will sie nicht unabseh bare Complicationen herausbeschwören, nicht zu steuern vermag. * Wien, 16. März. Ihre Majestät die Kaiserin, welche sich am 2. vor. Mts. zur Jagd nach Comber- mere-Abbey in England begab, ist heute Morgen mit telst Separathofzuge» der Westbahn im besten Wohl sein aus München, wo die hohe Frau kurzen Aufent halt genommen, hier angekommen und auf dem Bahn- Hofe von Sr. Majestät dem Kaiser und Ihren kaiserl. Hoheiten dem Kronprinzen Rudolf und der Kronprin zessin Stephanie empfangen worden. — Die gestern in Wien stattgesundenen Gemeinderathswahlen haben ein nach mancher Richtung überraschendes Ergebmß geliefert. Unter den gestern gewählten 15 Gemeinde- räthen befinden sich 9 neue Männer; eine Thatsache, welche sehr dafür spricht, daß die Wählerschaft im Großen und Ganzen mit der vom Gemeinderathe entwickelten Thätigkeit keineswegs vollkommen einver standen ist. Einige erbangejessene Gemeinderäthe sind in geradezu empfindlicher Weise unterlegen. — Die „ Prager Zeitung * bezeichnet die Nachricht, daß in Trzemoschna 400 Kohlenarbeiter entlassen wor den seien, al» übertrieben. Da alljährlich im Früh jahr der Kohlenconsum sich vermindert, so wurden von den in den Stark'schen Gruben beschäftigten Arbeitern 175 vorläufig nicht wieder ausgenommen, beziehungs weise beurlaubt, bl» sich wieder eine lebhaftere Nach frage nach Kohle einstellen werde; es ist jedoch ge gründete Aussicht vorhanden, daß schon binnen Kurzem auch diese Arbeiter in den dortigen Gruben wieder Beschäftigung finden werden. — Vom Jnsurrections- schauplatze wird officiell gemeldet: Seit dem 11. März hat in der Kriwoschje kein Gefecht stattgesunden. Die Truppen richien sich Crkvice, Sagvosdak, Golwrh, Veliorh, Napoda, Lelina und Vratlo mit flüchtigen Befestigungen ein. Von Cemerno aus wurden Grab, Zagorje und der oberste Theil deS Narentathal« be obachtet. Dort sind nirgends Insurgenten wahr genommen worden; gleichwohl aber sind dort wie in der Mittlern Herzegowina fast alle waffenfähigen Männer abwesend. Dieselben rotten sich zusammen, um Raubzüge auszuführen, und zerstreuen sich, sobald Truppen anrücken. In jenen Gegenden ist die Her stellung von Wegen wegen Mangels an Arbeitern schwierig. — Dem „Narodni List* in Zara wird ge meldet, daß sich in den Kämpfen in der Kriwoschje besonders dar WaraSdiner Regiment Nr. 16 und das dalmatinische Regiment Weber Nr. 22 hervorgeihan haben. Der stärkste Punkt im Angriff war die Stel lung am Veliki SagwoSdak bei Han. Am 10. d. M. erhielten die Truppen in Cikvice Befehl, sich auf das Defilo von Han zu werfen und nach Dragalj durchzubrechen. Zur Unterstützung wurde vom Westen her einerseits Weber und das WaraSdmer Regiment, andererseits das Regiment Heß beordert. Die Höhen des SagwoSdak waren voll Insurgenten, und es wurde beiderseits mit langsamem Gewehrfeuer begonnen. Diese« Feuer dauerte 8 Stunden. Um S Uhr sahen die von Crkvice vorgerückten Truppen die Jniurgenten stieben und ihre ganze Lime verlassen. Die Truppen, welche nicht wußten, wa- dies bedeute, und in einen Hinter halt zu gerathen besürchteten, stellten ihre Vorrückung ein. Plötzlich aber sahen sie auf den Höhen de» Sag woSdak statt Insurgenten die Weder und WaraSdiner erscheinen, welche voll Begeisterung riefen: „Hoch Oester reich! Hoch Jovanovic!* Dieses Rufen wollte kein Ende nehmen und pflanzte sich von Lolonne zu Co- tonne fort. Alles sah, daß die Weber und WaraS diner durch ihren Angriff in den Rücken de» Feinde- auf den SagwoSdak uns große Verluste in der Kri woschje erspart hatten. Dieser Angriff war folgender- maßen vor sich gegangen: Die Weder und WaraSdiner stiegen von dem Berge Orien herab gegen die Pasua, und zwar ohne Tornister, dasür aber trugen sie Kanonen und Munition auf ihren Schultern. Aus einer Stelle war der Schnee schenkelhoch, und trotzdem kamen sie zu rechter Zeit an. Bei SagwoSdak schrie auf einmal ein Lieu tenant, welcher an der Spitze der Truppe marsHirte, dem Major Rukawina zu: „Der F:ind ist zur Rech ten!" Der Major ritt vor, um zu recognoSciren. In demselben Momente fielen Gewehrschüsse, und Ruka wina, in die Brust getroffen, stürzte zusammen. Ein Wulhschrei ertönte au» den Rechen der Colonne: „Wer ein Kroate ist, rächt seinen gefallenen Bruder!" Die Insurgenten liefen indessen aus Rukawina zu; aber eme Decharge streckte viele von ihnen nieder und ließ sie nicht einen Schritt Vorgehen. Die Insurgen ten versuchten hannäckigen Widerstand zu leisten; da sie aber die Emschlossenheit der Truppe sahen, flohen sie, ließen 12 Todte auf dem Platze zurück und nah men eine noch größere Anzahl mit sich. Die auf diese Art erschreckten Insurgenten verließen den Sag woSdak, sowie alle ihre Stellungen, und unsere Trup pen betraten von Zerkwize das Defil« von Han ohne Widerstand und erreichten Dragalj ohne Mühe. BloS bei Dragalj fielen aus dem Hause des Jnsurgenten- sührers SamardschicS einige Flintenschüsse, welche 2 Soldaten tödteten. Dieser hinterlistige Angriff nöthigte die Truppen, das HauS des SamardschicS zu zerstören. Hierauf Mengten sie das Fort Dragalj in die Luft, nachdem befchlosfen worden war, auf einer andern Stelle ein großes Fort zu bauen. Die Weber und WaraSdiner kehrten, nachdem sie in Zerkwize gerastet hatten, nach Rlsano zurück, ihren heimathlichen Gesang ,,I-)ep» wo)» äowovina" (Mein schöne» Vaterland) singend. Am andern Morgen marschirten sie über Castelnuovo wieder nach Trebinje. Pari», 15. März. Die Pariser Stadt väter sind einmal wieder eifersüchtig auf die Depu- tirten. Da diese Letzteren sich das Privilegium be willigt haben, für den Spottpreis von 120 Frc«. vom I. Januar bis zum 31. December nach Herzenslust auf allen französischen Eisenbahnen umherfahren zu können, so sehen die Stadtväter nicht ein, warum ihnen nicht dasselbe Recht zustehen solle. Der Gememderath MariuS Poulet hat deshalb den Antrag elngebracht, man möge für die hauptstädtischen Vertreter das näm liche Privilegium fordern, und einer seiner Collegen Montell ist noch weiter gegangen, indem er für die An- gebörigen des Gemeinderaths die unentgeltliche Be nutzung der Omnibusfe und Tramways verlangt. Man kann sich kaum der Vermuthung erwehren, daß diese Anträge ironisch gemeint sind; denn warum sollten nicht mit gleichem Recht die Gemeinderäthe von Car cassonne, von Pontoise oder jedem beliebigen andern Krähwinkel jene Befugniß für sich in Anspruch nehmen? Man hätte io ein paar Mal Hunderttausend privilegirte Eisenbahnreisende und OmnibuSpassagiere. Angenehme Aussicht sür die Actionäre! Die Kammer ist offenbar noch nicht am Ende der Spöttereien, die sie sich durch den obigen Beschluß zugezogen hat. Paris, 16. März. (Tel.) Die Deputirten- kammer hat die vom Senat bereits genehmigte Vor lage über die Militärverwaltung angenommen. Von der zur Vorberathung de» A itrags Boysset auf Auf hebung de» ConcordatS von der Kammer gewählten, aus 22 Mitgliedern bestehenden Commission sind sämmtliche Mitglieder bi» auf 2 Gegner de» Antrag». — Eine Depesche de» „TempS" au» Tunis meldet, von den Militärbehörden sei beschlossen worden, alle von den Schotts in SüdtuniS nach der tnpolitanischen Grenze führenden Zugänge vollständig zu schließen, man erwarte, daß diese Maßregel alle neuen Elnsälle verhindern werde. Die von den Marodeurs geführten, weittragenden Gewehre kämen aus Tripolis und würden durch einen Italiener, namens Rossi, verkauft, der die selben den Stämmen zuführe. heit der Prinz Georg und Ihre königl. Hoheit die Prinzessin Mathilde brrei'S dem ersten Concert bei gewohnt hatten. DoS Programm enthielt die Ouver türe op. 124, Concert für Clavier, Violine und Vio loncell mit Orchester op. 56, Ouvertüre zu „König Stefan* (op. 11) und die Liukouw Lroie». Der Erfolg war wieder ein außerordentlicher. In dem Tripelconcert bewährte sich Hr. Hofpianist Hatton (Schüler Bülow'») als ein tüchtiger und namentlich musikalisch durchgebildeter und richtig empfindender Spieler, und auch die Herren Concertmeister Fleisch hauer und Kammermusiku» Hilpert führten ihre Partie recht wacker aus. Der besondere Werth dieser Production lag indessen nicht in der virtuos hervor ragenden Ausführung, sondern in der von Bülow ausgehenden Auffassung des Vortrag», in der feinen Ausarbeitung de» Ensemble und der Begleitung; und in dieser Hinsicht empfingen wir eine Musterleistung. Die Ouvertüre zu „König Stefan" erschien fast neu in ihrem Eindruck und in ihrem Gehalt durch die gegebene Gestaltung zu wachsen. Daß die scharfsinnige Ausarbeitung reicher Nüancen in Vortrag und Tempo- nahme den großen einheitlichen Zug und Schwung bisweilen schädige, sei für einzelne Fälle gern zuge- geben, über nicht im Allgemeinen. Abgesehen davon, daß sie ihre gedankliche Motivirung — seien wir da mit einverstanden, oder nicht — nie verhehlen, daß alle Tempowandlungen dabei ihre rhythmische Entschie denheit bewahren, und wir uns dem mächtigen Ein druck ihrer energischen Steigerung nicht entziehen können, so glaube ich -. B., daß der stetige Fluß sanft bewegten, nicht schleppenden Tempo», vereinigt plit dem innig verschmolzenen, nie stockenden Ensemble der Instrumente im Andante der Pastoralsymphonie (im ersten Concert) nicht übertroffen werden kann. Und der Trauermarsch der Lroie» kann in geistigem Ausdruck und in Bewegung, in vollendeter Wiedergabe der Gedankenentwickelung, ihre» dramatischen Pathos und ihrer Tragik nicht schöner gedacht werden. Der Eindruck war tief ergreifend. Jedenfalls hat Bülow einen Weg zu idealer Ton- versinnlichung orchestraler Meisterwerke betreten, der in seinen Resultaten hohen und anregenden Genuß bietet, unsre wärmste Theilnahme und Anerkennung verdient. Da» Recept dasür ist einfach und besteht nur aus zwei Mitteln: beharrliche Arbeit, geleitet vom rechten Geist. Schade, daß schon da» erste der selben für jene Kapellen unmöglich ist, die durch ihre künstlerischen Kräfte jenem Ziele am nächsten stehen und e» auch in guter Stunde in herrlichster Weise er reichen, weil sie bereits mit anderer musikalischen Tagesarbeit unabänderlich und vollauf zu thun haben, und zudem einen großen Theil ihrer Kraft an mittel mäßige Musik vergeuden müssen. Die kleine Mei ninger Kapelle hat in dieser Hinsicht eine Ausnahme stellung, und e» ist ein Gewinn für die Kunst, daß Bülow diese mit dem Feuereifer feine- künstlerischen Geiste- und seiner bewunderung-werthen Begabung benutzt. L. Banck. Was die Woge» rsusche». Fischernsvellr »»n F.». Stengel. (Fortsetzung.) Horch, wie die See geht, wie e» braust und stürmt, wie die Wellen sich thürmen und die Wolken sich hineinwälzen. Es glebt ein Unwetter! Zieht die Kähne an den Strand, befestigt die Ketten, Ihr Bur schen! Schließt die HauSthüren und Läden, Ihr Frauen. E- kommt der Sturm, schon ist er dal — Und Hol ger und Mertens sind nicht zurück! — Wo ist denn die Frau? — Man hat sie nach Blasungen zu gehen sehen, kann sie denn nicht zu Hause bleiben bei dem Wetter? Der alte Lar« hilft dem Mädchen Gunil'S die Laventhür zujchließen und die Eisenstangen be festigen. Dabei sieht er Mutter Klausen oben am Fenster ihres Hause». „Wo ,st Euer Sohn?" ruft er hinauf. Zwei Mal muß er wiederholen; das Toben des Meere» übertönt seine Stimme. „Ich weiß nicht, gegen Vlasungen", glaube ich. „Sind die Leute toll, daß sie nicht daheim bleiben können bei dem Wetter?" grollte LarS. „Hört, wie der Wind pfeift; wäre Hjalmar nur zurück," jammerte Frau Klausen, „Gott gnade uns, wa» wird daS werden?" Sie zieht sich zurück in da« Innere der Stube, nimmt da» alte Gebetbuch zur Hand, sucht Trost bei Psalm und Bibelspruch. Furchtbar bricht der Sturm lo», vernichtend, ver heerend jagt er über das Meer, die Wogen peitschend, daß sie sich ausbäumen. Gleich kantigen Felsen stehen sie jetzt und stürzen dann in die bodenlose Tiefe, jetzt über den Strand, dann zurück in» MeereSbett, gegen da» Felsenriff tobend, zur Düne hinjagend, die Riede- rung in einen weiten See verwandelnd, Meer und Luft ist ein graue», verschwommene» Chao». Oben auf der Düne steht der alte Lar», mit ihm ein paar rüstige Burschen. War e» dem Alten nicht, al» sähe er einen schwarzen Punkt auf dem Meer? Rom, 16. März. Ein Telegramm der „Köln. Ztg.* meldet: In vatikanischen Kreisen gilt die Stel lung de« Staatssekretär« Ludovico Jacobi»r als er schüttert infolge einer Unbotmäßigkeit gegen einen Auf trag de» Papste»; e» heißt io dem beim nächsten Con- sistorium zu ernennenden Cardinal Angelo Jacobini sei bereit» der Nachfolger auSersehen. Stockholm, 16. März. Ein Privattelegramm der „H. N." meldet: Die Erste Kammer hat den französischen HandelStractat mit 84 gegen 3l Stimmen angenommen. — In der Zweiten Kammer wird die DiScussion heute fortgesetzt. Christianis, 13. März. Zum VersassungS- conflict berichtet „Morgenbladet, daß der Prä sident de» Storthing», Rector Steen, eine Audienz beim König erbeten und eine längere Unterredung mit Letzterm wegen der Verhältnisse gehabt habe. ES heißt, daß die Führer der oppositionellen Majorität gehofft haben, einige Plätze in der Regierung zu erhalten und daher ungeduldig geworden sind, je mehr die Abreise de» König« sich näherte. Die Hoffnungen sollen, schreibt „Morgenbladet", getäuscht worden sein. Die Verhandlungen der letzten Woche Nagen die Spur der Täuschung. St. Petersburg, 16. März. Der „Reg.-Anz." meldet, daß der Reichsrath die Errichtung von Consulaten in Berlin und Wien, sowie auch einiger Consulate in China und Kaschgar und die Errichtung des Posten» eine« zweiten Secretär« bei der Gesandt schaft >n China bestätigt hat. — Die Nachricht, daß der ehemalige Präsident deS Ministercomitös, Graf Walujew, sich ganz m das Privatleben zurückz>ehen und dauernden Aufenthalt auf seinem Gute nehmen werde, wird von der deutschen „St. Petersb. Ztg." für unbegründet erklärt. Belgrad, 16. März. Man telegraphirt der „Pr.": Das Cablnet erklärte, auf die gestrige Drohung Pa- schics' nicht antworten zu wollen. Trotzdem werden weder PaschicS noch seine radicalen Genossen die Skupschtina verlassen. (Ein spätere» Telegramm meldet: Infolge der Drohung der Radicalen, die Skupschtina zu verlassen, falls die Regierung nicht heute Auskunft über daS Pariser Arrangement ertheile, erschien der Finanzminister heute in der Skupschtina nicht.) Bukarest, 16. März. (Tel.) Die Deputirten- kammer bewilligte der Regierung eine Anleihe von 2 Millionen FrcS. bei der Depositenkasse zur Unter stützung der infolge der vorjährigen Mißernte noth- leidenden bäuerlichen Bevölkerung. — Die Mitglieder der auf der Rückreise von Konstantinopel hier ein« getroffenen außerordentlichen preußischen Ge sandtschaft wurden heute Mittag von dem König m Audienz empfangen und zu derselben in Hofwagen von ihrem Absteigequartier abgeholt. Am Nachmittag inspicirte der König mit seinen Gästen ein Jäger- batalllon; heute Abend findet zu Ehren derselben ein Galadiner von circa 40 Gedecken un königl. Palait Statt. Dresdner Nachrichten vom 17. März. L. Während die diesjährige Generalversamm lung deS Cantoren- und Organistenvereins der KrelShauptmannschaft Dresden Dienstag, den 11. und Mittwoch, den 12. April hier in Dresden stattfinden soll, gedenkt der gleiche Verein der KreiShauptmann- schaft Leipzig, seine nächste Haupiversammlung in der Pfingstwoche d. I. abzuhalten. — Die Direktion der sächsisch-böhmischen Dampfschifffahrt wird von Sonntag, dem 19. d. MtS., ab für die Strecke DreSden-Strehla eine er weiterte Fahrordnung in Kraft treten lassen. Die Schiffe fahren in dieser Richtung von Dre-den früh ^7 nach Meißen und Riesa, Vormittag 10 nach Meißen, Nachmittag H3 nach Meißen, Rie,a, Strehla und Abends 6 Uh: nach Meißen. (Bezüglich der Rück fahrten vergl. die Inserate.) provinzialnachrichten. Leipzig, 16. März. (L. Tgbl.) In einer der letzten unter dem Präsidium des Hrn. Amtsrichter- Knoth stattgesundenen öffentlichen Hauptverhandlungen de» hiesigen königl. Schöffengericht» kam die von uns erwähnte Anklagesache de- Hrn. geh. Medicinal- rath» Prof. l)r. Wagner gegen Herrn 0r. weä. Hrnngke, beiderseit» hier, zur Entscheidung. Der Redacteur deS „Aerztlichen BereinSblatteS", Hr. I)r. Ein Boot könnte e» sein. — Holger'- Boot! — Wenn e» sich nur draußen hält, nur dem Riff nicht zu nahe kommt, oder gar der Tafel! Die Männer klammern sich fest aneinander, der Sturm tönt wüst auf der Dünenhöhe; schweigend schauen sie aus. Bergen gleich wälzt sich die Meer- luth hin, grollend und dröhnend wie tausend Donner- chläge, jähe Blitze zucken zwischen den Wolken und chlagen in die Wellen, kein Tropfen Regen fällt, aber >a» Seewasser sprüht empor und durchnäßt die Männer. Der schwarze Punkt kommt rasch näher. ES ist ein Boot — auf- und niedergeschleudert wie ein Ball, auf dem ungestümen Meere. Nun sieht man e» nicht mehr — doch, da ist e» wieder; nun ist'» fort! Nein, da erscheint e» wieder und größer. ES treibt an» Riff, an die Tafel. Gott, steh' den Männern bei! — Es ist Holger'» Boot. Wo ist denn die Frau, die sie am Morgen gehen ließ, trotz aller Warnung! Mitunter verstreichen lange, endlose Minuten, sprachlo» starren die Männer in die See. „Fort, nach dem Riff, nach der Tafel! nehmt Taue und Seile; man muß sehen, wa» sich thun läßt; sie treiben dorthin; wenn da» Fahrzeug auch zerschellt, die Menschen sind doch zu retten." Sie folaen dem alten Lars, Taue und Seile sind zur Hand, fort nach dem Riff, dem Schutze der Insel, dem Unheil de» Schiffer». Doch halt! Wer steht da oben, auf dem Felsen über der Tafel? Zwei Gestalten sind e», ein Mann und eine Frau. — Hjalmar Klaufen und Holger'» Weib! — Wie kommen sie hierher, und zusammen?— Doch keine Zeit bleibt zum Fragen — überdies, führt
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