Suche löschen...
Dresdner Journal : 18.03.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188203181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820318
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820318
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-03
- Tag 1882-03-18
-
Monat
1882-03
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 18.03.1882
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
! M Sonnabend, den 18 März. 1882. t I»<>ouomkut8p> : I« xsureu äout,eL«i> Liied«: Llarlc. 4 tilurli 50 ?s. Linx«>In« Xunimsra: 10 I's. cku,»,rd«1d üe, üeuticbsn lisiebvs tritt kost- uacl Ltempt-Iros, Kiax Niaru. Iu8vrLtenprel8v: kür l!vn tiaum «-i'nor ^espslteueo t'stitrsil«, SO kk. Ootsr „kio^«s»nät" clie Lsilv SO l's. 6«i 1'»boUen- unä AiNorimutr 50 DresdnerIomnal. to^erulc-ananakmc aussrNrl»? : H. Lran<ktrtt«r, OommisiiovLr 6es I>rescin«r ^ovrv»I»; ll^wdnr^ Lerllo-V>«o tsipiiz L»«sI-Ls«»I»o-V>-»«1k1ort ». H : //oasesiste»» F koA/er, Lorlw-Vi«» »»mdarb- kr»x - l.»ip»>8 ^rinirNirt ». Il Nüllekeo: A/ns»«,- Lerllo: /»vakitieixianz',' Lrewva: FLr««l»Q: /. Lxreau Ladat/«),' Lr»n1lkllrt » n : L tiuckÜLllütuoK; vbrU»: t/. L/ü/ier,' L»iu»ov«r: 6. Keküssier, ?Lrt« LsrUll - krslllltQrl » N Stott^^E />aud«F6o., L»mdurx: ^Ict. Lte»n«r. krseliellleor iLkIieb wit Xusoutims 6or Sonn- unä keiertngo FdoucI» kür üsu kolxenüen '1^. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. NvrLusxedor: Löniel. Lipeüitiov 6s» Dresdner Journal», Orssüen, Lvioßvrstrs«« k^o. LV. ie i- i, !k id t- er rl l» in » r- <a or ae it ». >n er h- g er i» Ämtlichrr Llml. Dresden, 16. März. Se. Majestät der König haben die Stellvertretung des Vorsitzenden de» Compe- tenzgerichtShof» dem Senatspräsidenten im Oberlande»- gericht vr. Winzer zu übertragen und den Ab- theilungSdirector im Ministerium deS Innern, Ge heimen Rath von Charpentier zum Mitgliede diese» Gerichtshof- zu ernennen Allergnädigst geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Chausseewärtcr Christian Traugott Adler in Schwarzenberg das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht: Telegraphische Nachrichten. Zeitungsschau. Tagrögrschichte. Dresdner Nachrichten. Vrovinzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Zwickau.) Statistik und LolkSwirthschaft. Feuilleton. Kirchennachrichte». Tageskalender. Inserate. Beilage. Börsennachrichteu. Telegraphische Witterungsberichte. Telegraphische Nachrichten. Paris, Freitag, 17. Mär;. (Tel. d. Dresdn. Journ ) Einer Meldung aus Tunis zufolge wur den Gras Saucy und der französische ConsulatS- kanzler, als sie in der Nacht vom 15. zum 16. d. MtS. in ihre Wohnungen zurückkehrten, von 2 Italienern angegriffen. Der in der Nähe be findliche Wachtposten verhaftete die Angreifer und führte dieselben nach dem italienischen Consulat, wo der Thatbestand festgestellt wurde. London, Donnerstag, 16. März, NachtS. (W T. B.) In der heutigen Sitzung des Unter hauses erfolgte die Beantwortung mehrerer Inter- pellationrn. Der Unterstaatssecretär des Auswärtigen, Sir Charles Dille, antwortete auf eine Anfrage North cote'-, der Botschafter Lord Lyons in Paris habe keme Instruction zur Wiederaufnahme der Unterhand lungen über den Handelsvertrag mit Frankreich; es sei aber möglich, daß die von den Zeitungen erwähnte Unterredung zwischen Lord Lyons und dem Minister präsidenten de Freycinet darüber stattgefunden habe. — Im weitern Berlaufe der Sitzung erwiderte der Unter staatssecretär Dilke auf eine Anfrage Mac Jver's, der jüngst unterzeichnete Schifffahrtsveltrag mit Frankreich stimme fast ganz mit dem alten Vertrage überein, mit Ausnahme einiger Artikel; unter letzteren sei ein Artikel, welcher bestimmt, daß die Unterthanen der contrahiren- den Parteien vom Militärdienst, von Requisitionen, KriegScontlibutionen, Zwangsanleihen.. Vorschüssen und anderen Contributionen, welche unter Ausnahme zuständen erhoben werden, befreit sind, so lange diese Contributionen nicht auf Grundbesitz erhoben werden. Smith kündigte au, er werde nach Ostern be antragen, daß es nothwendig sei, die irische Land- acte zu ergänzen, um den irischen Pächtern die käufliche Erwerbung der Pachtgüter zu erleichtern. Der Parlamentssecretär der Marine, Trrvelyan, brachte das Marinebudget ein, dessen erste Posi tion angenommen wurde. - Feuilleton. Siedigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 16. März: „An die Schotle gebunden", einactigeS Schauspiel von Octave Feuillet. Von Bing bearbeitet. — „Jeder nach seinem Geschmack", Lustspiel in einem Act von Maria Günther. — „Die wilde Toni", einactigeS Liederspiel nebst Musik von Ferd. Nes müller. (Sämmtliche Stücke zum ersten Male.) Mannichfaltigkeit und eine im Ganzen gar wobl- befriedigte Stimmung zeichneten diesen Theaterabend aus. Sorgliches Emstudiren und eine sehr fleißige, frisch bewegte Darstellung wirkten sür dieses günstige Resultat wesentlich mit. Das Feuillet'iche Stück, schon früher ein Mal an unserer Bühne, ich glaube unter anderm Titel, vor- gesührt, ist eine von jenen Arbeiten, welche die Fran zosen stille, kontemplative Comödie neunen. Sie streuen dieselben ihrem Repertoire gern rin, um die Nerven wieder abzuspanmn und zu beruhigen, wenn dieselben zu sehr ausgeregt sind durch aktuelle SensationSschau- spiele, wie solche der große moderne Fragekasten socialer Probleme zur literarischen Lösung ausgiebt. Die besseren französischen Autoren besitzen Am bition für derartige kleine Zwischenarbeiten, die sie nicht wie meisten» der deutsche Bühnenschriststeller al» Bagatelle, sondern vielmehr al» CablnetSstück behandeln, dessen Kleinheit und Einfachheit gerade um so dringen der eine sorgsame Ausführung erheischt. Sie haben sich in ihrer Methode die niederländischen Stillleben- Belgrad, Donnerstag, 16. März, Abends. (Corr.-Bur.) DaS Negierungsblatt veröffentlicht die Danktelegramme deS Königs von Serbien au die verschiedenen Höfe für die Anerkennung deS Königreichs, sowie die hierauf eingelaufenen Gra tulationstelegramme des Kaisers von Oesterreich und der Souveräne von Deutschland, Italien und Rumänien, in welchen die wohlwollendsten und herzlichsten Gesinnungen der Freundschaft für den König von Serbien und für da» Königreich Ser bien ausgedrückt werden. Kaiser Wilhelm fügte hinzu, daß das Königreich eine Garantie mehr für den europäischen Frieden bilde. Belgrad, Freitag, 17. März. (Tel. d. Dre-dn. Journ) 51 radicale Deputirte haben ihre Man date niedergelrgt. Die Regierung schreibt Neu wahlen aus und hat die Skupschtina bis zu deren Completirung vertagt. (Vergl. die „ Tagesgeschichte".) Athen, Donnerstag, 16. März, Abends. (Tel. d. DreSdn. Journ.) In der heutigen Sitzung der Kammer verlas der Ministerpräsident TrikupiS das Programm deS neuen Cabinet». In dem Programme heißt es, das neue Cabinet finde die Zustände im Oriente voller Gesahren und müsse sich auf Veränderungen gefaßt machen. Die Hauptaufgabe der Regierung sei, eine friedliche Poli tik zu befolgen, indem sie freundschaftliche Beziehungen zu allen Staaten, vor Allem mit der Türkei zu unter- halten suche, um sich mit allen Kräften der Reorgani sation der Finanzen, deS Heeres und der Marine zu widmen. Das Cabinet werde der Kammer einen Ge setzentwurf vorlegen, wonach die für die alten Provinzen giltigen Gesetze, sowie die zwischen diesen und auswärti gen Mächten abgeschlossenen Conventionen auch für die neuen Provinzen Gesetzeskraft erlangen. Dresden, 17. März. DaS Abgeordnetenhaus des österreichischen ReichsratheS wird heute zu einer für die Zukunft Oester reich-Ungarns und insbesondere für die Existenz und den Einfluß deS deutschen Elements in Oesterreich entscheidenden, wir befürchten sogar verhängiußvollen Sitzung zusammentreten. Es handelt sich um die Be- rathung über den combinirten Antrag Zeithammer- Lienbacher, welcher die Resorm de» Wahlmodus im böhmischen Großgrundbesitze, dessen bisherige 23 Ver treter durch ihren Anschluß an die eine oder die an dere Partei des Abgeordnetenhauses die politische Rich tung der Reichsvertretung bestimmten, und die Ein führung deS FünsguldencensuS bezweckt. Nach dem Anträge Lienbacher soll das Wahlrecht in Zukunst eine Erweiterung erfahren; eS soll nämlich allen Denjenigen, welche eine jährliche Steuerquote von 5 Gulden entrichten,den sogenannten„Fünsguldenmännern ", verliehen werden. Die Gesammtzahl der Wähler würde sich hierdurch um 96000 vermehren, von wel chen auf Niederösterreich allein 42000 entfallen. Dem äußern Anscheine nach ist eine Erweiterung des Wahlrechts anerkennenswerth, und es kann den Liberalen der Borwurf nicht erspart werden, daß sie diese Frage unverzeihlich in die Länge geschleppt haben; aber es sollte, bevor man sich zu diesem Schritte entschließt, doch in Erwägung gezogen werden, welchen Klassen der Gesellschaft durch die Erweiterung de» Wahlrechts der politische Einfluß in die Hände sällt. Die Er fahrung hat bisher mannichfache Beispiele geliefert, um jede Ausdehnung des Censu» mit großem Be denken aufzunehmen, anstatt, wie diese» soeben in Oesterreich geschieht, mit Heftigkeit, ja mit Uebereilung für eine Erweiterung des Wahlrecht- einzutreten. Man soll die Stimmen „wägen und nicht zählen", sagt unser großer Nationaldichter mit Recht, und nirgends maler zum Muster genommen, und das ist sehr richtig; denn wenn Gerhard Dow gedacht hätte: mit der Darstel lung eine- ChirurguS, der bei Licht einem unbedeutenden Menschen einen Zahn auSzieht, braucht man sich nicht allzuviel Mühe zu geben, so wären derartige Bilder ebenso rasch in der Rumpelkammer der Jahrhunderte vergessen, wie die meisten einactizen Stücke, welche bei ihrer oberflächlichen Ra;chmachrrtechnik den beabsichtig ten, meist sehr äußerlichen und trivialen Bühnenefsect nur mit knapper Noth ermöglichen. Kein Wunder, solche Eintagsfliegen sehr bald auf dem Repertoire matt werden zu sehen. Diese an sich natürliche und völlig gerechte Erscheinung wirkt da durch wehmüthig und nicht ohne Bitterkeit, weil eS offenbar dem ehrgeizigen Fleiße deS französischen Schriftsteller- häufig gelingt, im kleinen Genrebild (leider auch im großen I) die Krastanstrengung und den Ersolg deS Deutschen zu beschämen. Wohl kann er eminent fehlgreisen, von Geschmacksverirrungen, von künstlerfichen Mängeln, von Schwächen seines Talents ist er nicht frei; aber er ist meistens frei vom Vorwurf der Flüchtigkeit und der dürftigen indivi duellen Concentrirung. DaS läßt sich bi- in die sprachlichen Einzelheiten nachweisen, und e- wäre ein verblendeter Nationaldünkel, wollte man jene pein lichen Unterschiede nicht laut bekennen zur Anefferung de- deutschen Bühnenschriststeller», dessen Literatur aus so gewaltige Thaten zurückblicken darf. Sre wird aber darüber den Werth der tüchtigen technischen Arbeit auch in kleinen Formen nicht verkennen und hat Irden zu verwarnen, der den Ersolg zu billig verkaufen möchte. Auch die» ist frivol, denn e» giebt, wa» die Meisten behaglich ignonren, eine Frivolität de» In- Hat man mehr Veranlassung, diese Stimmen zu wägen, als in Oesterreich. Der deutsche Einfluß wird in Oesterreich nicht repräsentirt durch die große Masse, sondern durch die Intelligenz, durch die Groß industrie, den Großhandel, die Gewerbtreibenden, Ge lehrten, Künstler. Liese» Element ist es, welches Oesterreich seinen deutschen Charakter verleiht, nicht etwa die große Schaar Derer, die al» Kleinhändler, Kleinhandwerker u. s. w. den Lockungen tschechischer Agita toren oder ultramontanem Einflüsse Heersolge leisten. Mehr als je gilt hier der Satz: „Mehrheit ist Un sinn; Vernunft ist von je bei Wenigen nur gewesen." Die große Masse Derer, welche m Bödmen und in Ga lizien in stupidem Fanatismus die deutschfeindlichen Agitationen mitmachen, wird, wenn Lienbacher'S Antrag angenommen wird, woran kaum zu zweifeln ist, nun zu Gunsten tschechischer und polnischer Candidaten ihre Stimme abgeben; deutsches We^n w>rd dem brutalen Terrorismus der Masse gegenüber zurücktrelen müssen, und in Zukunft wird vielleicht daS Deutschthum in Oesterreich den Antrag des Adg. Llenbacher noch schwerer beklagen, als die Lostrennung von der großen Masse der deutschen Nation selbst. Die deutsche Presse Oesterreich- erkennt mit klarem Blick das drohende Unhell. Wahrend die tschechenfreuud- lichen und deutschfeindlichen Blätter der Neuerung zu- jubeln, beklagt jene die Erfolge, welche der Antrag Lienbacher bereits errungen hat, auf da» Tiefste. So bemerkt die „Bohemia" beispielsweise: „Nicht vor wärts drängender Freisinn pflegt das Lienbacher'iche Lentrum und die übrigen autonomistischen Parteien zu beherrschen; wohl aber dominirt in der ganzen Gruppe dieser Politiker erfahrungsgemäß der Grund satz, nichts umsonst und Alles sür bestimmte Partei zwecke zu thun. Mit voller Aufrichtigkeit heben denn auch autonomistische Blätter hervor, daß ihre Partei die Reform als eine sür sie sehr vortheilhaste anstrebe, daß z. B. Prag durch die Fünfguldenwähler, denen gegenüber fürderhin hier kein deutscher Candidat mehr durchzudringen vermöchte, definitiv als tschechische Stadt declarirt werden würde; daß die deutsch-liberale Partei sich dieser Anregung gegenüber in einer Sackgasse be finde, da sie aus Popularitätsrücksichten nicht gut contra stimmen könne, und da sie, wenn sie pro stimmt, dies möglicher Welse mit dem Ruse ,Morituri ts salu- tant Osesar!" thun müßte." — In gleichem Sinne äußert sich ein anderes deutsch-böhmisches Organ, die „Reichenberger Zeitung", welches gleichfalls in bezeichnender Weise den Empfindungen der Deut schen in Böhmen Ausdruck verleiht. Anknüpfend an die Propaganda der tschechischen Journale sür den Antrag Llenbacher, schreibt das Blatt: „Nun wissen die tschechischen Journale sehr wohl, daß, wenn ein Lienbacher etwas in die Hand nimmt, dies zu Gunsten clericaler Vortheile geschieht, und insofern die Tschechen mit den Clericalen in parlamentarischer Geschäftsverbindung stehen, versteht man auch die Re- clame, welche die Tschechen ihrem Geschäftsfreunde Llenbacher machen. Wenn sie den Hrn. Lienbacher auch gar noch als liberales Vorbild aufstellen, so be greifen wir auch daS; wo andersher sollten denn die Tschechen ihre Geschäftsheiligen nehmen, als aus dem Lentrumsclub? Worauf aber der Antrag Lienbacher abzielt, da- lehrt Den, der es nicht ohnehin wüßte, der Vorgang im WahlreformauSschusse. Llenbacher und Zeithammer benutzen die günstige Gelegenheit, zur Kräftigung ihrer Parteigenossen die Wahlordnung um- zumodeln. Die Anträge Beider sind nichts, als ein neuer KriegSact gegen die Minorität, um derselben weitere Abgeordnetensitze zu entleihen. Die Fraktionen der Majorität sitzen an der großen Tafel und werden mit Allem, nach welchem sie Verlangen tragen, be- wirthet. Bestellt sich auch die „Vereinigte Linke" etwas, so kommt die Antwort: „Steht nicht auf der halt- und eine Frivolität in der Arbeit. Für Beide» ist die sittliche Verpflichtung von gleichem Gewicht. In den dramatischen Stilllebenbildern der Fran zosen finden wir mit Vorliebe Sittenzustände und Charaklerköpfe aus der Provinz geschildert. Sie Haden emen besondern Reiz sür Paris, welches die geistigen und materiellen Erzeugnisse von Frankreich concentrirt und verzehrt. Paul de Kock war eS eigentlich und zwar keineswegs nur in seinen leichtfertigen Erzäh lungen, der diese idyllischen Provinzialgemälde schaffen half und sie den Dramatikern vorgezeichnet hat. Ein solches Bild voll außerordentlich feiner Psycho logischer Entwickelung giebt auch Feuillet in dem Stück „An die Scholle gebunden." Frau Bayer, Hr.Jasfä und Hr.Swoboda spiel ten die Hauptrollen desselben, sämmtlrch mit vollster Hingabe. Vollkommen zutreffend im Geiste ihrer Aus gabe, erhebend, rührend und wahr durch Treue und Wärme deS weiblichen Gefühls wirkte die Leistung der Frau Bayer. Hr. Swoboda sührte seine Aufgabe fleißig und mit frappanten Farben auS, doch er brüS- Irrte den darzustellenden Charakter mit zu viel Nei gung sür da- Schattiren jener Bühnemfficte, die hier nicht wohl passend sind. Wenn das Auftreten des Jugendfreunde» bi» über die Grenze deS Verletzenden und Rohen ausgedehnt wird, so erscheint der letzte Theil der Rolle, die Rückkehr zum einfachen, herzlichen Empfinden, wie ein nur halb auf Wahrheit beruhender rhetorischer Kunstgriff, an den man nicht vollkommen glaubt Hier müssen denn doch die Gegensätze im Naturell, de» selbstherrlichen Sonderling» feiner ver mittelt werden, und sein Wesen hat von Anfang an mehr Vornehmheit, mehr geistig Interessantes zu zeigen. Speisekarte." Da werden sich die Abgeordneten un serer Partei denn doch einmal ernstlich fragen müssen, wie lange noch sie passive Assistenz leisten dürfen?" Von den zahlreichen Stimmen der Wiener Blätter erwähnen wir zunächst eine sehr markante Berechnung der (alten) „Presse". Dieselbe berechnet die Ver änderungen, welche die Gestalt de» Abgeordnetenbause», wenn dar Lienbacher'fche Gesetz zur Annahme gelangen sollte, erfahren wird, und sagt: „Nach der Höhe der Steuerleistung allein die Zahl der Mandate zu be stimmen, geht erstens nicht an, weil dies da- P.incip der Interessenvertretung sä adsurlluw sühren müßte und außerdem die VersassungSpartel durchaus keinen Grund hat, auf die etlichen 23 Mandate der HandrlS- kammerii zu verzichten. Würde dagegen die Bevölke rungsziffer allein als Maßstab der Mandaisveriheilung angenommen werden, dann entfielen auf Wien und die Vororte anstatt der 13 gegenwärtigen Abgeordneten freilich 18 Mandate; dann aber müßte auch Galizien nicht 63, sondern 95 Mandate zuerkannt bekommen, und dann würde die Vertretung Nieder österreichS mit Ausnahme Wiens von 24 auf 19 Abgeordnete h.rab- sinken und so svrt. Die Relchsveriretung zählt heute 353 Abgeordnete, darunter 53 Tschechen, 58 Polen, 3 Ruthenen, 14 Slowenen und Auch Slowenen, 10 Serbo-Kroaten, 3 Rumänen und circa 10 Italiener gegenüber 200 Deutschen. Nimmt man aber die Be- völkerungsjiffer als Maßstab und hält sich die durch die jüngste Volkszählung gelieferten Daten vor Augen, dann entfallen aus die 8 Millionen Deutsche nur 147 Abgeordnete; aus die 5180000 Tschechen dagegen 85, auf die Polen 53 Abgeordnete und so fort, und wenn man da» politische Schisma unter den Deutschen noch in Rechnung zieht, so kommt man zu noch erschrecken deren Resultaten. Wie sich unter solchen Umständen sür die Verfassung-Partei der jetzt in die Mode ge kommene Radikalismus empfehlen soll, vermögen wir nicht zu fassen; aber eS soll uns angenehm sein, wenn wir im Verlaufe der bevorstehenden Debatten auch in dieser Richtung eines Bessern belehrt werden." — Die „Neue freie Presse" bemerkt: „In Deutschland nennt man Oesterreich nach wie vor einen deutschen Staat; man kann sich gar nicht von der Vorstellung loSreißen, daß dem deutschen Stamme in Oesterreich der Vorrang gebühre, den ihm seine Eigenschaften, seine Verdienste um die Monarchie und die geschicht lichen Ereignisse anweisen. Man erblickt in diesem Vorrange die Bedingung der gegenseitigen Freund schaft, die zwar auch für Deutschland äußerst werih- voll, jedoch keine solche Lebensfrage wie für Oesterreich ist. Bei uns zerstört man allmählich den deutschen Kern der Monarchie, und ohne Schonung für die loyalen Bemühungen der Deutsch - Oesterreicher, deu staatlichen mit dem nationalen Standpunkte zu ver einen, erzeugt man officiell einen künstlichen Gegensatz zwischen dem einen und dem andern." Dieser künstlich geschaffene Gegensatz zwischen Deut schen und Oesterreichern, welcher durch den Llenbacher'- schen Antrag noch erweitert wird, muß aufrichtig be dauert werden. Wenn man das Wahlgesetz in Oester reich, dessen Mangelhastigkeit allgemein zugestanden wird, einer Reform unterwerfen will, so thue man dieses wenigsten» nicht in einer Weise, bei welcher alle Vortheile nur deutschfeindlichen Elementen zu Gute kommen. Wir begreifen daher vollständig, daß die VersassungSpartei sich sür da» Wahlreformproject in dieser Gestalt nicht enthusiaSmirt und nach durch greifenden Reformen anstatt dieser halben Maßregel verlangt. Tagesgeschichte. * Berlin, 16. März. Der Bunde»rarh und die vereinigten Ausschüsse desselben sür daS Landheer Da» vorzüglich durchgeführte Detailbild de» Hrn. Jaffe, in allen Uebergängen trefflich, kann trotzdem den Intentionen deS Dichter» nicht ganz entsprechen. Es kann der dramatischen Resultate wegen nicht Ab sicht sein, den Gatten als einen so schwächlichen, wun derlichen, dem komischen Element so bedenklich nahe stehenden Philister gezeichnet zu sehen; das schwächt den Ernst der Situation. Das kleine UnterhaltungSstück „Jeder nach seinem Geschmack" fand, namentlich durch Frau Wolff, Frl. Diacono und Hrn. v. d. Osten eine gefällige Vorführung und eine freundliche Aufnahme beim Publicum. DaS Letztere wurde auch dem rtwiS gedehnten Liederspiel von NeSmüller „Die wilde Ton," zu Theil. Der Verfasser hat hier nicht zum ersten Male sür dergleichen Singspiele im Nationalcostume eine sehr gefällige Begabung und ein gesunde» Treffen deS herzig'n TonS, beliebt beim Publicum durch Wechsel zwischen Rührung und Heiterkeit, an den Tag gelegt. Frl. Arndt, Hr. Hagen, Frl. Lössler und Hr. Swoboda, namentlich die Heiden L tzteren, machren sich um die Ausführung sowohl in Spiel und Rede, wie im Gesang verdient. Hrn. Swoboda'» Jäger ist eine charakteristische, mustergiltige Leistung. O io Banck. Donner»iag, den 16. März, fand der zweite Beethoven-Abend der Meininger Hofkapelle unter Leitung de» Hrn vr Han» v. Bülow Statt, welchen Ihre künigl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Georg, sowie Prinzessin Mathilde durch Ihren Besuch au»zeichneten, nachdem Se. kömgl. Ho-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite