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347 In der Festungskirche wurde ausschließlich für die kaiserliche Familie um 11 Uhr Vormittags eine Seelen messe abgehalten. Der Kaiser und die Kaiserin kamen ui offener Equipage vom WinterpalaiS. Nach been- digter Messe verweilten dieselben kniend lange Zeit ,m Gebet am Grabe deS BaterS und beqaben sich so dann in derselben Equipage, in welcher sie gekommen, nnt der kaiserlichen Familie und dem Gefolge zur Sühnekapelle am Katharinencanal, woselbst abermals eine Messe unter Theilnahme der Generalität, der Behörden, der Vertreter der Stadt und im Beisein einer aus den Leibcompagnien des Preobraschenski'- schen und Pawlow'sche» Garderegiments bestehenden Ehrenwache stattfand. Um 2 Uhr Nachmittags wurde in der Festungskirche nochmals eine Messe abgehalten, welcher die Mitglieder de^ diplomatischen Corps, die Generalität, die OsfiziercorpS, die Behörden und zahlreiche Vertreter aus allen Kreisen der Bevölkerung beiwohnten. In der Kirche des PreobraschenSki'- schen Garderegiments waren vor dem Altar ein zum Gedächtnrß der Errettung des verewigten Kaisers gelegentlich deS Attentats in Paris gestiftete» Heiligenbild, darunter ern aus gleichem Anlasse von den Offizieren der Garde gewidmetes Evangelium, ferner vor dem Bilde eine Stiftung des regierenden Kaiser», bestehend aus Leuchtern mit 63, der Zahl der Lebensjahre des verstorbenen Kaisers entsprechenden Kerzen, ein Bild des heiligen Alexander Newsky und der Säbel ausgestellt, welchen Kaiser Alexander II. im Augenblick des Attentats getragen halte. Die Gräber des Kaiser» und der Kaiserin waren mit Blumen und Kränzen, welche darauf niedergelegt wur den, vollständig bedeckt, am Kopfende der Sarkophage lagen die Kaiserkronen, das Innere der Kirche war erleuchtet. Sowohl in der Festungskirche, wie in der Sühnekapelle wurden die Messen bis zum späten Abend fortgesetzt. Die Sühnekapelle war blS in die Nacht hinein von großen Volksmassen umstanden. — Der Minister des Innern hat das Verbot, betreffend den Einzelverkauf des „GoloS", wieder aufgehoben. Konstantinopel, 14. März. (Tel.) Der russische Botschafter v. Novlkow überreichte gestern Abend der Pforte eine Note folgenden Inhalts: Am t/lS. März soll der Administraäivrath ins Le ben treten, der mit der Vertretung der Bond Holders bei der Pforte und mit der Gestion der denselben durch die abge schlossene Convention zuerkannten Einnahmen betraut ist. Die russischen Delegirten haben beständig der türkischen Regierung die Thatsache vor Augen gestellt, daß gewisse Artikel der er wähnten Convention Bestimmungen enthalten, welche den vom Berliner Congresse sanclivnirten Grundsätzen wiederftreiten und demgemäß die Interessen Rußlands schädigen. Die russische Regierung kann über diese offenbare Verletzung ihrer feierlich anerkannten Rechte nicht hinausgehen, ei müßten denn ihre Interessen gewahrt werden. Andererseits hat die Psorte be ständig Zusicherungen ertheilt, daß die russischen Interessen durch die Zuweisung von ebenso soliden Zahlungsgarantien für die Kriegsentschädigung gewahrt werden sollen, als den Bond- Holders gewährt wurden Die russischen Delegirten bezweiseln nicht die Absicht der Pforte, den ihnen gegenüber eingegangenen Verbindlichkeiten nachzutommen. In Anbetracht jedoch, daß die russifchen Delegirten über die definitive Entscheidung in Betreff de» KaraniiepunkteS noch im Unklaren sind, und daß noch ge wisse andere Punkte geregelt werden müssen; andererseits in Erwägung de» Umstandes, daß die Lonstituirung des Ad- ministrativrathes der Bondholder» devorsteht, g'auben die russischen Delegirten formell die Rechte ihrer Regierung wahren zu sollen, rücksichtlich jener Einnahmen der Türkei, die nicht früher aus dem Berliner Congresse hypothecirt wurden und die den Bondhvlder» durch die mit denselben abgeschlossene Convention zugewiejen erscheinen Gleichzeitig behalten sie sich vor, diese Erklärung den betheiligten Parteien übermitteln zu lassen. Kairo, 13. März. (Tel.) Der von den General- controleuren erstattete Jahresbericht constatirt eine fortschreitende Besserung der Finanzlage Aegypten» während der letzten beiden Jahre, lehnt eS aber ab, eine Ansicht darüber auszusprechen, welche Folgen da» gegenwärtige Regierungssystem eventuell haben könnte, oder bl» zu welchem Punkte diese- Regierungssystem diejenigen Garantien verletze, welche zugestanden wur den, um die Gläubiger Aegyptens für die ihnen durch das Liquidationsgesetz auferlegten Opfer zu entschä digen. — Nach einem Telegramm der „Franks. Ztg." aus Alexandrien ergiebt der Bericht der Finanzcontroleure für das Jahr 1881 eine Vermehrung der Einnahmen um 592 422 Psd. St. und eine Verminderung der Ausgaben um 631 150 Pfd. St. Washington, 11. März. (Tel.) Der Senat hat mit 29 gegen 15 Stimmen die Bill angenommen, welche die Einwanderung der Chinesen in die Vereinigten Staaten verbietet. Der Gesetzentwurf, der übrigens noch da- Repräsentantenhaus zu passiren hat, bestimmt, daß 90 Tage nach dem Jnkrafrtreten desselben auf 20 Jahre chinesischen Arbeitern nicht ge stattet ist, nach den Vereinigten Staaten zu kommen. Ausgenommen von dieser AussHließung sind chinesische Kaufleute, Lehrer, Studenten, Reisende und diplomatische Agenten, auch Arbeiter, die zu der Zeit in den Ber einigten Staaten waren, als der letzte Vertrag rati- ficirt worden ist. Aber sie müssen chinesische Pässe vorzeigen, die vom amerikanischen Gesandten in China unterzeichnet sind und ihre Persönlichkeit identicfiiren. Chinesen wird ferner nicht mehr gestattet, da- Bürger recht der Vereinigten Staaten zu erlangen. Die An nahme der Bill erregt manche Bedenken. Die Hinder nisse, welche dem Zuströmen fremder Arbeitskräfte ent- gegengestellt werden würden, sind etwas Neue-; auch befürchtet man, daß, wenn die Bill Gesetz wird, dadurch Störungen im Handel mit China hervorgerufen wer den. Da die Demokraten die Bill bisher unterstützt haben, so ist es wahrscheinlich, daß sie auch im Re präsentantenhause durchgehen w.rd. Man hofft, der Präsident werde sein Beto einlegen. — Das Kriegs gericht verurtheilte den Sergeanten Mason, welcher den Mörder Guiteau zu erschießen versuchte, zur schimpf lichen Ausstoßung aus dem Heere und 8jähriger Ein sperrung bei harter Arbeit in einer Strasanstalt. Der Secretär des Krieges, Lincoln, bestätigte das Urtheil. — In den Mississippldeichen haben neue Brüche stattgesunden, und daS überschwemmte Gebiet wird immer ausgedehnter. Im Point-Loups-Deiche, Loui siana, den zu holten man sich viel Mühe gegeben hatte, ist eine 1000 Fuß weite Lücke gerissen, durch welche das Wasser einströmt und die reichsten Zuckerpflan zungen überschwemmt. Auch bei Memphis sind die Deiche gebrochen, die zu halten ein starkes Contingent von Arbeitern aufgeboten war. Dem gewaltigen Wasser drücke des Stromes scheint nichts widerstehen zu können und die Deiche alle zu schwach zu sein. Man sinnt auf andere Abhilfe. AuS Arkansas wird berichtet, daß der Redriver fällt, die Noth ist aber im Steigen. In Washington-County, Tennessee, allein sind 10000 Ob dachlose aus Regierungshilse angewiesen. — Bei Er öffnung deS Congresjes von Columbien erklärte der Präsident Nunez die Idee des alleinigen Protecto- rats der Vereinigten Staaten über den Panamacanal für nicht annehmbar. provinzialnachrichten. Leipzig, 14. März. (L. Tgbl.) Heute Nachmittag verunglückte im Brühl ein hiesiger Dachdeckermeister, al» derselbe aus einem dasigen, 5 Stock hohen Grund stücke Mit noch mehreren Arbeitern an einer Dach reparatur beschäftigt war. Er kam plötzlich zum Ab rutschen, rollte das steile Lach herunter und stürzte über die Dachrinne bis auf die Straße hinab. Man brachte den Verunglückten noch lebend nach dem Krantenhause. — Ein Buchdruckereibesitzer in Pirna hatte sich bei der letzten Reichstagswahl im Monat October vor. I. bereit finden lassen, einen Aufruf an die Wähler von Altstadt-DreSden, in dem zur Wahl Bebel's ausgefordert wurde, in einer Auf lage von 30000 Exemplaren zu drucken. Als Druck firma wurde auf dem Aufruf angegeben „Vereinsbuch-- druckere» Höttingen bei Zürich". Nachdem 11000 Exemplare abgeholt worden, wollte der betreffende Buchdruckerelbesitzer die übrigen Exemplare, in einem Koffer verpackt, selbst nach Dresden tranSportiren, er wurde jedoch auf dem Bahnhofe m Pirna verhaftet und die vorgefundenen 19 000 Exemplare des Auf rufs mit Beschlag belegt. Wegen Zuwiderhandlung gegen daS Preßgesetz unter Anklage gestellt, verur- theilte das kömgl Landgericht in Dresden den An geklagten zu 3 Monaten Gesängmß. Auf die ein geieichte Revision verhandelte der NI. Strafsenat deS Reichsgerichts in seiner Sitzung vom 8. d. M. über diesen Fall, die Revision wurde indessen, soweit daS Vergehen gegen das Preßgejetz dabei in Frage kam, verworfen und es verblieb bei den 3 Monaten Ge- fängniß. Oschatz, 14. März. (Osch.Gemeinn. Bl.) Gestern Abend gegen 7 Uhr wurde in Schweta das 2;» Jahre alte Töchterchen des HofedrescherS Täschner von dem Ge schirre deS Fuhrmanns Karl Klingner in Mügeln der art überfahren, daß eS ungefähr 1 Stunde später an den Folgen versch.ed. — In Stauchitz hat man wiederum verschiedene Spuren der in vergangener Zeit hier seßhaften Wenden und Sorben, und zwar: über 600 Stück Urnen, große und kleine Thränennäpfchen, Ringe, alte Schwerter rc., gefunden, und noch wer den fast täglich derartige Gegenstände ausgegraben. Statistik und Volkswirthschaft. k. Dresden, is. März Die allgemeine deutsche Kreditanstalt zu Leipzig hat in dem mit 1881 beendigten Verhandlung der eigenen Legislative zur weitern ver- s >ssung»mäßigen Behandlung vvrlegen soll. Die Wahl der Regnicolardeputation wurde sofort vorge nommen. Gewählt wurden: MiSko Hrvat, Mrazovic, Miskatovic und Spevec. Sodann wurde die Wahl des 7gliedrigen AuSschusfeS behufs Jnartikulirung der auf die Gcenzeinverleibung bezughabenden kaijerl. Ver ordnung vorgenommen. Bei Beginn der Sitzung provocirte David Starcevic einen Skandal wegen der dem Kaiser mit dem Originaltext übergebenen deut schen Uebersetzung der letzten Landtagsadresse. Paris, 13. März. Die Deputirtenkammer füllte heute den größten Theil ihrer Sitzung mit der Be- rathung deS Truelle'schen Gesetzvorschlages über die Frei heit de- Geldzinses aus. Da das am Sonnabend von dem Deputirten Laroze eingebrachte Amendement, die Frei heit deS Interesse- im Handelsverkehre zu gestatten, im bürgerlichen Verkehre aber den gesetzlichen Zinsfuß aufrecht zu erhalten, angenommen wurde, wodurch eine Umarbeitung deS ganzen GesetzprojecteS nothwendig wird, so wies die Kammer den Antrag Truelle an die Commission zurück. Die Kammer genehmigte weiter die Fortsetzung der Eisenbahnbauten am Senegal mit einem Kostenaufwande von 7H Millionen FrcS. und setzte die Wahl der Budgetcommission auf den 21. März fest. — Seit mehreren Tagen nehmen die Nachrichten au- Tunis wieder einen beunruhigenden Charakter an. Die Aufregung unter den Stämmen an der tripo- litanischen Grenzen und namentlich bei den Hamma- mas ist im Wachsen. Der Oberst Moulie war ge- nöthigt, den Angriff von etwa 1000 Dissidenteu abzuwehren, und man hielt es für dringend nöthig, von Gafsa und GabtzS fliegende Colonnen gegen die Grenze zu entsenden. Ali-ben-Khalifa, den die aufständischen TribuS zum Bey proclamirt haben, soll an der Spitze dieser Bewegung stehen, die zwar nicht von großer Bedeutung ist, welche man aber doch nicht ganz unter schätzen dürfe. Es sei daher geboten, kräftig und vor Allem schnell zu handeln. Diesen Rath giebt daS „Journal des DebatS" der französischen Regierung. Dieses Journal schiebt übrigen» der französischen Po litik der Unentschiedenheit und de» Zauderns die Schuld dafür zu, daß die Dinge in Tunis nicht nach Wunsch gehen. Paris, 14. März. (Tel^ Der neue französische Minlsterresident in Tunis, Cambon, wird ausschließ lich mit den politischen Angelegenheiten beauftragt werden, während der neue Consul, welcher den Rang eine- GeneralconsulS haben wird, sich mit den kommer ziellen Angelegenheiten beschäftigen wird. Da» Jour nal „Telegraphe" hofft, daß diese Theilung der Ge walten, welche vordem in den Händen Roustan's con- centrirt waren, die internationalen Unzuträglichkeiten beseitigen werde. — Der interimistische Finanzcon- troleur Vretif wird unverzüglich nach Aegypten ab reisen und seine Functionen unter der Autorität des französischen GeneralconsulS auSüben Rom, 13. März. Man telegraphirt der „N. fr. Pr": Die Senatkcommission verwarf mit 5 gegen 5 Stimmen in geheimer Abstimmung die Listen wahl. — Die Kammer wird ihre Arbriten beschleu nigen, da viele Abgeordnete der Feier der sicilianischen Vesper beiwohnen wollen. Rom, 14. März. (Tel.) Anläßlich seines heu tigen GeburtStagSfesteS erhielt der König von sämmtlichen Souveränen und den Chef- ihrer Regie rungen Glückwunschtelegramme. Der König hielt über die hiesige Garnison eine Revue ab, welcher die Kö nigin und der Kronprinz beiwohnten. Nach der Revue begaben sich die Herrschaften nach dem Quirinal zurück und erschienen später infolge der unaufhörlichen en thusiastischen Zurufe der dicht gedrängten Volksmenge auf dem Balcon. Die Stadt ist aus daS Glänzendste geschmückt. In den Provinzen wurde der heutige Tag ebenfalls festlich begangen. London, 14. März. Ein Telegramm der „Köln. Ztg." meldet: Bliquidier' Abgang von Kairo gilt hier für ein untrügliche» Zeichen, daß der Riß zwischen Freycinet's und Gambetta'» Politik erweitert ist. Ueber Freycinet'S Ziele fehlen bestimmte Andeutungen, doch hält man man ihn fähig, die Controle über Bord zu werfen und selbst die Zustimmung zur Besetzung Aegyptens zu geben; sonst hätte er BlignidreS auf gefordert, zu bleiben. Da man gleichzeitig Anzeichen einer neuen Krisi» wittert, welche die Aussichten der Inhaber ägyptischer StaatSpapiere völlig vernichten würde, so meint man hier, den thatkräftiqen Gambetta wieder höher schätzen zu müssen, trotz aller Gefährlich keit, die man ihm vor Kurzem noch beilegte. St. Petersburg, 14. März. (Tel ) Gestern fand anläßlich deS Todestage» de» Kaisers Alexan der II. in sämmtlichen Kirchen Gottesdienst Statt. Marie Lehmann vom ständigen Theater in Prag in der Vorstellung: „Figaro's Hochzeit" die Partie der Susanne singen. Aquarelle. In der Emil Richter'schen Kunst handlung (Pragerstraße) sind gegenwärtig wieder sehr gefällige größere und kleinere Gemälde in Wasser farben vorhanden. Der Kunstfreund findet darunter höchst beachtenSwerthe Blätter von Doll in München: „Im Allbachthale", „Mühle an der Brennerstraße", „Steinbruch im Innthal" rc. Besonder» da» letztere sehr große Blatt ist ein Musterbild in der wahren und künstlerisch edeln Ausführung der Vordergründe». Die Wiedergabe dieses Naturterrain» hat eine Kraft und Treue, wie man sie nur selten auf vorzüglichen Oelgemälden findet Auch ein anderer Münchner Aquarellmaler, der durch seine etwas bunten, doch mit farbenfrischer Sicherheit behandelten Architekturbilder bekannte Perlberg, der eigentlich nur für England arbeitet, ist durch eine Serie von Albumblättern ver tret n. „Chillon", „Benetianische Architekturen", „DaS Stadtinnere von Rattenberg" stechen darunter beson ders hervor. Noch sei auf einige Oelbilder hinge- wiesen: „Seeland" von Schotel und die beiden treff Uchen Landschaften von Horst Hacker „Der Chiemsee im Mondschein" und „Der Uri Rothstock mit dem Bierwaldstädter See". —. Leipzig, 13. März. Am vergangenen Buß tage brachte der Riedel'sche Berein in hiesiger ThomaSkirche Häudel't Oratorium „Israel in Aegyp ¬ ten" zu Gehör, und befestigten die Chorleistungen auf- Neue den altbewährten Ruf des Verein- und seines trefflichen Dirigenten. Die Aufführung wurde durch da» Gewandhau-orchester und die Damen Anna Hil- dach (Dresden), Agathe Brünnicke (Magdeburg), sowie die Herren A. Senfft v. Pilsach. Eugen Hildach (Dres den), Wilhelm Stein und Organist Paul Homeyer (Leipzig) in sehr anerkennenSwcrther Weise unterstützt. Kunst. Zur Durchführung deS definitiven Sta tut- der Akademie der Künste zu Berlin, sp^ciell zur Bestreitung der durch die Erhöhung der Zahl der Senatsmitglieder und die Errichtung von zwei neuen „Meisterateliers" bedingte Vermehrung der Kosten, sowie zur Durchführung der Reorganisation der mit der Akademie verbundenen Kunstschule ist der Etat der Akademie pro 1882/83 um 36 000 M. reicher dotirt worden. Zur Motivirung dieser Mehrsorderung ist nun dem Lbgeordnetenhause vom Minister v. Goßler eine Denkschrift vorgelegt worden. Sie sagt unter Anderm: Da» Institut der akademischen Meisterateliers ist einer Erweiterung in hohem Grade bedürftig, da bisher die Baukunst überhaupt keine Vertretung in demselben gefunden hatte. Um diesem lebhaft empfun denen Mangel abzuhelfen, sind neben den bereit» be stehenden 5 Ateliers für Maler, Bildhauer und Kupfer stecher 2 weitere für Architekten in Aussicht genom men. E» darf erwartet werden, daß diese Einrichtung sördernd auf die nothwendige gegenseitige Befruchtung der bildenden Künste innerhalb der akademischen Stu dien einwirken werde. * Das neue Telegraphenbetriebssystem de» PostsecretärS Schmidt in Chemnitz, welches in Nr.43 unserS Blattes im Feuilleton angeführt ist, soll, wie wir erfahren, ermöglichen, daß die Telegraphenverwal tungen Telegramme, besonder» lange, aus billigste Weise und in größter Zahl ohne wesentliche Vermeh rung der Betriebs- und Aniagekosten, befördern können, wonach dieselben ihre Gebühren herabzusetzen und den entstehenden Ausfall durch die alsdann sicher eintretende Vermehrung der Telegramme, besonders der langen, zu decken vermögen. * In einem Wiener Antiquariate, so schreibt die „W. Allg. Ztg.", wurde kürzlich ein sauber ausge- führteS stenographisches Manuskript (ohne Unter schrift) aufgefunden, welche- in stenographischen Kreisen die allgemeinste Aufmerksamkeit erregen wird. Da- Manuskript wurde nämlich von Professor Josef Schiff al- das von Gabelsberger im Jahre 1846 in einem Briefe an den Leipziger Stenographenverein, dessen Ehrenmitglied der Meister war, erwähnte voll ständige Werk einer SatzkürzungSlehre erkannt. Eine Wiener Buchhandlung gedenkt diese» interessante Werk deS Schöpfers der deutschen Redezeichenkunst auf photo-lithographischem Wege vervielfältigen zu lassen. * Ernst Ränan hielt am 11. d. in der Sorbonne zu Paris einen öffentlichen, mit vielem Beifall auf genommenen Vortrag über die Frage „Was ist eine Nation?" Er führte au», daß weder die Race noch die geographischen Grenzen, die Sprache, die Religion oder die Dynastie für die Existenz einer Nation be stimmend seien, sondern daß man ste al» eine mora» 2«. Geschäftsjahre eine Steigerung de» GefammtuwsatzeS gegen die Borperiode um etwa 1»» Millionen M. erzielt und blickt die Verwaltung aus diese Steigerung mit um so größerer Be- sriedigung zurück, al» sie ausschließlich au» der gleichmäßig lebhafter» Bewegung saft sämmtlicher Geschäftszweige herrührt E» wird oorgeschlagea, den erzielten Gewinn von 2 uS» »üb M zu verwenden mit l Loo oov M zu Gewährung einer ordent lichen Dividende von 4 hh, 87 »4» M. zu b hh Taulidmrn an den Berwaltuog-ratd, 174 698 M. zu io'/, Lanti-mea an die Direktion bez Gratification an die Beamten und Beitrag zum Prnsionssond, sowie löOOOOOM. al» b'/,ige Superdivldend», sodaß noch trüb M. aus neue Rechuuna vorgetragen werden Dir Dividende beziffert sich demnach aus überhaupt 9 '/, Die Bilan» begleicht sich mit 7b 132 7S» M Bon Interesse ist die dem Bericht angesügte Uedersicht der geschästlichen Thätigkei» dieses Institut» wahrend der 2b Jahre tSb« bi» 1880, welche au» den Geschäftsbüchern und Rechnungsabschlüssen zusammen- gestellt worden ist. Da» Actieocapital ist in diesem Zeilraum von 1« tlü 100 M aus 30 000 000 M gestiegen. Der Rein gewinn diese» Bierteljahrhundert« beziffert sich aus 40 736 882 M Die höchste Dividende wurde 1872 im Betrage von tb die niedrigste I8K8 mit LH '/, vertheilt. Der Gesammtbelrag de» gesummten Umsatzes beläuft sich aus 2« idv Millionen M, der DurchschnitiSbetrag der Dividende aus S,»»r '/,. — In dem mit dem Jahre 1881 beendigten b1. Geschäfts jahre hat die Leben-Versicherungsgesellschaft zu Leip zig nach der jetzigen Feststellung eine desriedigende Entwicklung genommen. Bon den 4284 Anmeldungen, welche eine Brr sichel ungrsumme von in»zesammt 2b 689 000 M einschließen, konnten 8178 Anträge mit 18 863 000 M. berücksichtigt werden, während 79 Anträge mit b87 000 M im neuen Jahre zur Entscheidung gelangen. b18 verstorbene Mitglieder waren mit zusammen 2 «73 800 M. versichert. — Die LeiSniger Mühlenactiengesellschast (früher A. Uhlmann) litt in der beendigten 1881er BetriebSperiode durch die bei erhöhter Production und geringerem Export ein- getretene Ueberproduction, welche aus die Mahlpreise ungünstig »inwirkte, und erklärt sich hieraus die Mindereinnahme von ca. 27 boo M. Die Oelmühle erzielte einen Mehrerttag von ca. 3000 M., während sich die Verhältnisse bei der Brodbäckerei ziemlich gleich geblieben sind Der Gesammlgewinn von 4b991M findet mit lv >19 M. Verwendung zu Abschreibungen 2697t M dienen zur Dotirung des Reservefonds und Ber- theilung einer mäßigen Dividende. — Die Holzstoss- und Papiersabrik zu Nieder, schlcma bei Schneeberg beziffert ihren 1881er Bruttoge winn auf I8b 344 M. Nach Abrechnung der Abschreibungen mit 86 366 M ergiebl sich einschließlich deS UebertragS der Borperiode ein Ueberschuß von 1S6 976 M., welcher dir Ver- theilung einer Dividende von 14 ermöglicht. Der feste Re- fervefond besteht in 70 726 M.. während der mobile Reserve- sond unverändert mit bOOOO M eingestellt ist. L. Dresden, 1b März. Die Dresdner Nähmaschi- nenzwirnfabrik hat im 1881er Geschäftsjahre so günstige Ergebnisse erzielt, daß es möglich ist, der nächsten Generalver sammlung außer bedeutenden Abschreibungen die Vrrtheilnng einer Dividende von SH—18 M pro Actie vorzuschlageu htz Dresden, 1b. März. Aus dem heute in den Räumen des Lentralschlachtviehhose» abgehaltenen FrühlingSroß- und Schweinemarkte waren 484 Pferde, 1 Esel, 49 soge nannte Läufer und 18b Ferkel zum Berkaus gestellt. Der Ge schäftsgang war bei gutem Besuche in allen Thiersorten ein recht lebhafter und die Preise saft durchweg hohe. LuxuSpserde wurden pro Stück mit 1S00 bis 2500 M. bezahlt, junge Dä nen und Ardenner Pserde kosteten 1000 bi» 1300 M-, gute ArbeitSpserde «00 bis lOOO M, mittlere 300 bis 6 >0 M und geringere 100 di» 300 M. Bon den Schweinen erzielten die Läufer 8« bis b4 M, di« Ferkel 12 bis 22^ M. pro Stück * Eisenbahnen. Wien, 14 März. Ausweis d.r öster reichisch-französischen StaatSbahn vom ü. bis zum 11. März «>8 281 Fl-, Mindereinnahme 4782 Hl. Washington, 14. März. (Tel.) Schatzsecretär Folger hat 3 Posten «procentiger prolongirter Obligationen von je b Millionen Dollars zur Rückzahlung einberufen. (Fortsetzung in der ersten Beilage.) Lingejanötes. Vor Einführung des Tabakmonopols. Wir erlauben uns, die Lefer aus die Cigarren-«u gros- und Export-Firma Georg Streit Berlin 6., Comptoir Heiligegeiststraße Nr. 5, besonders aufmerksam zu machen, dieselbe giebt verschiedene seinste Ligarren-Restparthien, um deren Anhäufung zu vermeiden, bedeutend unter den Kostenpreisen ab. Es sind die» Regalia Flora (Sumatra mit Havanna) das Hundert 10 Mark, Admiranda 5 Mark, Pensativa londre» 5 Mark, Skat 4 Mark, Alsacien 4 Mark, La Gioria 3>4 Mark. Die Preise sind fest. Die Firma besteht bekanntlich seit 12 Jahren. x Wer einen guten, reinen, natürlichen Bordeaux wein liebt, sei aufmerksam gemacht auf die heutige Ankündigung des Herrn Th. Bellemer in Bordeaux, Elgenthümer großer Weingüter, Mitglied der Acker- und Gartenbaugesellschast der Gironde, Bürgermeister von BrugeS. Diese wohlbekannte Firma besitzt in Deutschland schon feit vielen Jahren zahlreiche Kun den und Freunde. Mollige Schlafröcke und KaiserhauSröcke für Herren findet man in neuester Auswahl in der Dresdner Schlafrock-Fabrik von S Meyer )un., Frauenstraße 4 und 5, und bittet man auf die Firma „Dresdner Schlafrock-Fabrik von S. Meyer ^un. genau zu achten. tische Person aufsasfen müsse, eine Seele, ein geistiges Princip, die Vereinigung von Menschen, welche schon Großes vollbracht haben und zusammen noch Große» vollbringen wollen. Die Definition und ihre Aus führung waren so unbestimmt, so verschwommen, aber auch so beredt und bestechend wie Alle», wa- Renan spricht oder schreibt. Der Cunosität wegen sei aber folgende Stelle au» dem Vortrage citirt: „Welche» ist nun der Grundbegriff der Nation? Es ist nicht die Race, weil e» keine reine Race giebt. Frankreich be steht au- germanischen, iberischen, keltischen Elementen. Deutschland, welche- mit feinem Germanismus so viel Wesens macht, ist au» germanischen und in sehr gro ßer Zahl au- keltischen Elementen zusammengesetzt, waS die Deutschen, beiläufig bemerkt, sehr ungern hören werden, da ihr Haß gegen die Kelten nur noch von ihrer Geringschätzung für die Wälschen übertroffen wird. DaS Princip der Ethnographie, auf die Poli tik angewendet, ist gefährlich selbst für Diejenigen, die sich in ihrem eigenen Interesse darauf zu berufen glauben. Man beutet eS gegen seine Nachbarn au» und kann eS bald gegen sich selbst au-gebeutet sehen. Die Deutschen z. B., welche unter der Fahne der Eth- nographie zu uns gekommen sind, um ihre Angehörigen zurückzufordern, mögen sich nur in Acht nehmen, daß nicht die Slawen eines Tage» die Namen der Dörfer Elsaß Lothringens analysiren und sie für die Maffen- verkäuse der alten Ottonen zur Rechenschaft ziehen." Eine fruchlbare Phantasie hat man dem Berfaffer de» „Leben- Jesu" niemals absprrchen können.