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Dresdner Journal : 16.03.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188203167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820316
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820316
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-03
- Tag 1882-03-16
-
Monat
1882-03
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 16.03.1882
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merk zu richten jetzt mehr al« je die Pflicht der Regierung sei. Dir von der Rechten sehr delsüHrg ausgenommene Rede dc« Minister» alossirte der Avg. Dr. Windt Horst mit einer Leidenlchajtlichkeit, die von seiner bisherigen sriedeuathmenden Haltung in der Debatte de« Lultusetat« sich eigenthümlich abhob An die von dem polnischen Propst constatirtr Dhalsache anknüpfend, daß selbst l>i>!Nuud.inonen der Sperre versalleo stud, erging sich der Redner in heftigen Angriffen gegen die von der Regierung kundgegebene «ussaffuag; wäre auch nur ein Funke von Hochherzigkeit vor. Händen, so hätte man nicht einen Augenblick einer ganzen Pro. vinz au» rein »ußernchrn Gründen länger die Temporalien ge sperrt .Die ganz formal-juristischen Deductisnen de» Herrn Lultu-minister» haben da» Blut in meinen Adern erstarren laffen." Bon recht» und link» erfuhr diese emphatische Rede mehr oder weniger lauten Widerspruch. Nach einer Replik detz Abg. Or.v. JazdzewSki wurde die Position genehmigt. Bei der Forderung über die Universitäten regte Abg. l)r. Aug. Reichensperger die Reform de» UniversttätSwesens, Mensurcnunwesen und die allzu- leicht gemachten Schlußexamina an, was wieder dem Abg. Dr. Windthorst zu Bemerkungen Veranlassung gab. Abg. vr. Windt hör st ist seinem Parteisreundr sür die gegebenen Anregungen sehr dankbar. Alle müßten da» Gefühl haben, daß e», so wie e« ist, mit den Universitäten nicht blei- ben könne. Der Minister müsse eine dahingehende EnquSte sobald wie möglich veranlassen. Namentlich in Ker juristischen Kacultät sei e» traurig bestellt. E» sehle an Lehrern, welche anregend wirken und e» der Mühe sür werth halten, mit den Studenten in nähere Berührung zu treten. Eine rühmenS- werthe Ausnahme habe sür Berlin leider nur der schon ver- starbene Professor Brun» gebildet. Außerdem mü;te die Me thode der Collegien mehr nach der disputmorischen Seite, als nach der de» blosen Borlesens und Niederschreiben» modificirt werden. Im letztem Falle könnte man ja den Leuten auch dir Arbeiten gedruckt in die Hände geben. Auch Ihue dieCeniral- verwaltung nicht da» Genügende, um die Pcivatdocenten an zuspornen und ihre Thätigkeit zu einigen, zu einer lohnenden zu machen. Allgemein sei die Erfahrung und die Klage, daß die beste», sreqaenlirtrstcn Privatdocenten nicht zu Professoren gemacht würden, weil sie nicht zu dem Ringe gehörten, der die Ernennungen mache, oder weil sie nicht zu rechter Zeit sich das Wohlwollen de» vorgesetzten Herrn Professors oder der Frau Pro- sesjorin (großeHeiterkeit) zu erwerben verstehen. I» den Facultäten säßen Projefforen, die io den Bewerbern zum großen Theile ihre geborenen Loncurrenlen erblickten und deshalb alle Privaldocentcn nicht besonders günstig anfähcn. In der medicinischcn Facul- tät zu Berlin komme kein Privatdocent aus, der nicht zu dem Ringe gehöre Hrer muffe die Lentralinstanz modificirend ein- greifen Auch zeige sich andererseits, daß Bewerber positiv christlichen Charakters vor anderen zurücktreten müßten (Un ruhe link»), selbst in der theologischen Facultät in Berlin. Darum müßte den Synoden ein größeres Recht, womöglich das Borfchlag»recht absolut, eingeräumt werden. Ferner müßten auch die Schüler, d. h. die Herren Studenten, fleißiger werden. Der Vorschlag Reichensperger's, in der Mitte der Studienjahre ein Examen einzusühren, sei um so ditcutabler, als das vom Redner gewünschte lebendige Wechselwirken zwischen Lehrer und Schüler nicht sobald zur Wirklichkeit werden möchte. Das Freiwllligenjahr übe auch seine nicht günstige Wirkung; wäh rend desselben nehme die Lust zum Studium generell ab, und so lange die jungen Leute in der Ausbildung begriffen seien, stelle es ein Hinderniß der allerschwersten Art dar. Zudem habe da» Studrenquantum einen Umfang angenommen, der in S Jahren nicht mehr zu bewältigen fei, wenigstens nicht beim Juristen; eine Beschränkung würde durchaus zulässig sein, wenn man da« Resendariat entsprechend mildere Eine Enquötr sei also mehr, al» dringend nöthig Die weitere Debatte wird auf Mittwoch 11 Uhr vertagt. — Dem Abgeordnetenhaufe ist ein Gesetzent wurf, betreffend die unentgeltliche Uebereignung ineS Abschnittes der großen Thiergarten- in Berlin an das Reich (zur Erbauung des ReichStagSgebäudeS), zugegangen. — In der heutigen Sitzung des perma nenten Ausschusses des preußischen VolkSwirth- schaftSrathS, welche um 11 Uhr durch den StaatS- mlnister v. Bötticher eröffnet wurde, erfolgte zunächst die Annahme des § 58, betreffend die Zurücknahme deS Wandergewerbescheines. Zu § LS giebt der Regierungscommiffar Geh. Rath Bödiker Auskunft über die einzelnen Bestimmungen, worauf der Paragraph angenomme» wird. Zu 8 SO beankragt Del. Janssen, e» mögen die Wandergewerbescheine nicht für das ganze Reich, sondern nur sür einzelne Bezirke ausge stellt werden, was aber abgelehnt wird. Del. Heimendahl plaidirt sür unbedingte Freizügigkeit und Gewerbefreiheit; im selben Sinne spricht auch Del. Leyendecker. Del. Wolsf führt aus, daß eS sich doch darum handle, das kleine Gewerbe, welche» durch die Zollreform von 187S nur mittelbar beeinflußt worden und mit feinem Ab- fatz an die Scholle gebunden ist, existenzfähig zu erhalten. Hauptsächlich sei es da- Hausiren mit Geweben, welches den kleinen Gewerbtreibenden schwer schädigt. Redner kündigt an, daß er aus solchen Gründen den Antrag Janffen im Ple num wieder rinbringen werde. Hierauf werden die 88 60 und 60» angenommen. Zu 8 60b beantragt Del. Kannen statt .Minderjährigen kann in dem Wan dergewerbescheine die Beschränkung auserlegt werden" zu sagen: »ist auszuerlegen". Es entjpinnt sich hierüber eine längere Debatte, welche der Vorsitzende damit beendet, daß er im Sinne des Antrags Kamien eine Beschränkung der Minderjährigen und de» weiblichen Geschlecht» vorschligt, die angenommen wird. Zu z 60« stellt Del Janssen den Antrag, daß der Hausirer den Schein jede» Mal der Origbehörde, wo er eben sein Gewerbe betreibe» will, vorznlegen und seiner aus Ersordern sich über den Er werb der Waaren au-zuweisen yade. ES führen diese Borschläge zu einer langen und lebhaften Debatte, an welcher sich Kochhann, Heimen dahl, Hessel, Janssen, Kiepert, Dietze, v. Landsberg und die RegierungScommlssare Mintstenalrath Bosse und Geh. Rath Bödiker betheiligen. Schließlich wer den die Anträge Janffen abgelehnt und der 8« nach der Regierungsvorlage angenommen. — Heute sand vor dem hiesigen Landgericht die 34. Schlußsitzung in dem famosen Processe der Berliner Central- straßenactiengesellschaft Statt. Der Staatsan walt vr. v. Dreßler beantragt gegen die Angeklagten, welche, unter Berücksichtigung ihre- Charakter- und ihrer Intelligenz, Beschlüsse theilS als Directoren, theilS als Aufsichtsräthe auSgeführt und dabei ihr eigene- Interesse über das der Gesellschaft gestellt, und zwar wegen Untreue bez. Verleitung blerzu, gegen Carpen tier in 2 Fällen eine Gesammtstrafe von 4 Monaten, gegen Budeweg in 3 Fällen 4 Monate 1 Woche Gefänglich, gegen vr. Quenstedt m 1 Falle 6 Monate Gefängniß, gegen Wassermann in 1 Falle 3 Monate, gegen Merkel m 1 Falle 3 Monate, gegen Heymann in 5 Fällen 1 Jahr 4 Monate Gefängnch, gegen Spiro in 3 Fällen 1 Jahr 4 Monat, gegen Boldt in 7 Fällen 1 Jahr 9 Monate, gegen Jantzen in 7 Fällen 1 Jahr 9 Mo nate, gegen Meyer in 3 Fällen 8 Monate 14 Tage Gefängniß, gegen Rosenberg in 1 Falle 2 Monate, gegen Jäckel in 4 Fällen 1 Jahr, gegen Bohrmann in 1 Falle 2 Monate, gegen Geber in 4 Fällen 1 Jahr 6 Monate, gegen Beer in 3 Fällen 1 Jahr 4 Monate Gefängniß und 2 Jahre Ehrverlust, gegen Prehn in 1 Falle 4 Monate und gegen den flüchtigen Schmidt 2 Jahre Gefängniß und 2 Jahre Ehrverlust. Freisprechung wird beantragt für Keßner, Herrmann und Schwarzlose. Die Angeklagten erklärten, mit Ausnahme Carpentier's und Mertel's, nicht- auf die Anträge der königl. Staatsanwaltschaft erwidern zu wollen. Carpentier betheuert, daß er aus Ueber- zeugung gehandelt und heute noch ganz ebenso in den selben Fragen handeln würde, wie damals, und bittet um seine Freisprechung. Merkel erklärt, er habe im guten Glauben, auf den Rath des Rechtsanwalts Quenstedt gehandelt, fühle sich nichtschuldig und er warte seine Freisprechung. Der Gerichtshof zog sich 211 Uhr zur Berathung zurück. Der Gerichtshof betrat den Sitzungssaal wieder ^12 Uhr. Unter laut loser Stille verkündet der Präsident das Urthcil, in dem er vorausschickt, daß von dem Rechte, da- Urtheil auf 1 Woche auSzusetzen, vom Gerichishofe kem Ge brauch gemacht worden sei; angesichts des Umstandes, daß der Proceß schon 8 Wochen gewährt und die An geklagten in beständiger Ungewißheit geschwebt, habe der Gerichtshof die Ungewißheit nicht länger über ihnen walten lassen wollen. Der Präsident giebt dann in kurzen Zügen noch ein Mal ein Bild de» ganzen Proceffes und theilt dieses Bild in die Heiden Seitenstack«: Lomplex I. Dorotheenstraße und Com- plex H Beuthstraße. — ES fei ganz gleichgiltig, zu unter suchen, ob Bctienzahlungen schädlich oder nützlich sür die Ge sellschaft waren, es sei die- auch für Wissenschaft und Praxis ganz gleichgiltig. Der Concurs der Gesellschaft sei das Ende derselben gewesen, und eS sei kein Zweisel. daß die Actionäre, die noch Actien in Händen hatten, ihr ganze« Vermögen daran verloren haben; doch konnte der Gerichtshof sich der Ansicht eines Sachverständigen. daß Actionäre und Gesell schaft identisch feien, nicht anschließen, da diese Ansicht juristisch unhaltbar sei. Stemmler und Friedeberg scheide» ihrer Krank heit wegen au». Der Gerichtshof habe die Frage bejaht, daß AussichtSrathSmitglieder im Sinne des Strafrechl» Bevollmäch tigte find, alfo auch unter 8 86« des Strafgesetzes strasbar sind, welcher »absichtliche Verfügungen zum Nachtheil der Ge sellschaft" ahnde. Der Gerichtshof nahm an, daß der Theil der Anklage zu Complex 1l, Dorotheenstraße, den An geschuldigten zu diesem Punkte nicht nachgewiesen (mit Bewußtsein zum Nachthril der Gesellschasl über deren Bermögensstücke versügl zu haben) und daß dieselben deshalb von Strafe und Kosten frei zu fprechen seien; er betonte auch die Unbescholtenheit der bisherigen Angeklagten und daß dieselben wie Carpentier und Budeweg u. j. w. selbstständige Actionäre der Gesellschaft waren. Ganz anders lag nach Ansicht des Gerichtshofes der Fall mit Stemm ler zu Complex I (Jnduftriegebäude). Der Präsident läßt sich deS Länger« darüber aus. baß hier mala üäs gehandelt wurde, daß Stemmler nur ein Vorkaussrecht erworben hatte, Vieser aber e» verstand, durch die Mitangeklagten es in ein KausSrecht widerrechtlich zum Nachtheil der Gesellschaft umzuwandeln, und lene bewußt hierzu ihre Hand reichten. Der Präsident schildert hierbei da» Dazwischentreten Beer'S. ES werden die Angeklagten Carpentier, Budeweg, Keßner, Herrmann, vr. Quenstedt, Bohrmann, Quen- stedl, Wassermann, Merkel, Splro, Schwarzlose, Meyer und Rosenberg in der Anklage wegen Untreue in allen Punkten, Geber in der Anklage wegen Anstiftung zur Untreue von Stlafe und Kosten fieigesprochen. Hey mann wird zu 4 Monaten, Boldt zu 8 Monaten, Jantzen zu 6 Monaten, worauf ihm 3 Wochen Unter suchungsarrest angerechnet werden, Jäkel zu 8 Monaten, Prehn zu 4 Monaten Gefängniß, Beer zu 6 Monaten Gefängniß und 1 Jahr Ehrverlust, Schmidt zu 4 Jah ren Gefängniß, 4 Jahren Ehrverlust und 3000 M. Geldbuße verurtheilt. Die Angeklagten Jantzen und Beer werden aus der Untersuchungshaft entlassen. Stuttgart, 14. März. Wie der „Schwäb. Merc." vernimmt, hat sich die königl. Centralstelle für Gewerbe und Handel in ihrer gestrigen Sitzung nach sehr eingehender Berathung für den vorliegenden Entwurf des Tabaksmonopols erklärt. ES waren 18 Stimmen dafür, darunter 12 von Beiräthen, 4 da gegen, letztere sämmtlich von Beiräthen. Die Sitzung fand Statt unter Vorsitz deS StaatsministerS deS In nern v. Hölder; anwesend war der StaatSmlnister der Finanzen, vr. v. Renner. Ihrem Beschlusse legte die Centralstelle die Voraussetzung zu Grunde, einmal, daß die Fabrikanten genügend entschädigt würden und dann, daß die neue Steuer den Einzelstaaten hinsicht lich der Höhe der Matricularbeiträge zu Gute käme und dritten-, daß Concessionen hinsichtlich de- Areals gemacht werden, auf dem in Württemberg (bis jetzt 3 Oberämter) Tabak angebaut werden dürfte. Heute beschäftigte sich die königl. Centralstelle für Land wirt h schäft mit dem gleichen Gegenstände und sprach sich mit 17 gegen 1 Stimme ebenfalls für dasTabaks- monopol, sowie für di« Vermehrung der württem- bergischen Baubezirke aus. * Karlsruhe, 14. März. Der gestern erfolgten feier lichen Beisetzung der Leiche des Markgrafen Ma- ximtlian wohnten die Frau Großherzogin, geleitet von dem Erbgroßherzog, die Prinzessin Wilhelm am Arme ihres Gemahls, Prinz Karl nebst Gemahlin, Prinz Ludwig und die Fürstin Hohenlohe bei. An fremden Fürstlichkeiten waren zugegen: Prinz Wilhelm von Hessen, Prinz Wilhelm von H»henzollern, Prinz Heinrich Reuß, Fürst v. Hohenlohe-Langenburg, Prinz Franz v. Ratibor und Prinz Hans v. Hohenlohe- Oehringen. Von den hier accreditirten Gesandten und Ministerresidenten hatten sich m der Kirche eingefun den: der preußische Gesandte Graf v. Flemming, der bayersche Gesandte Frhr. v. Niethammer, der königl. sächsische Gesandte Frhr. v. Fabrice, sowie der russische MlNlsterresident Koloszin. Der Kaiser Wilhelm war durch den General v. Obernitz vertreten; an Vertretern aus wärtiger Höfe waren noch anwesend der württembergische Stallmeister Frhr. v. Wöllwarth, der sachsen-koburg'sche Oberstallmeisler Frhr. v. Rupert, der detmold'jche Hof marschall v. Ullmenstein; außerdem waren die sämmt- ltchen Generäle und Regimentskommandeure des X1V. ArmeecorpS erschienen. — Von der Zweiten Kammer wurde heute nach 4 stündiger Verhandlung das Man dat des Abg. Baumstark wegen seiner Wiederanstellung mit 31 gegen 30 Stimmen als erloschen erklärt. Nach Ansich, der Mehrheit der Elsenbahncommlssion ist das badische Durchgangsnetz ausgebaut und der Rest nur geeignet für das Secundärsystem. * Braunschweig, 12. März. Bel der fortgesetzten Berathung des FinanzelatS, speciell bei dem Etat der Klosterreinertragskasse, aus welcher die Verwendungen für die höheren Lehranstalten im Herzogthum fließen, ist auch von dem jetzigen Landtage wieder die Auf hebung der herzogl. technischen Hochschule .Carola Wilhelmina- in Anregung gebracht worden. In der vorgestrigen Sitzung wurde folgender Beschluß gefaßt: l) Den Gesammlbctrag sür die Lehranstalten mit 729 ovo M sür die neue Finanzperiode zwar zu bewilligen, 2) aber da» herzogl. StaatSmimsterium zu ersuchen, die Ausgaben sür die Hochschule nicht zu erhöhen, besonder» auch Gehaltszulagen nicht zu bewilligen, und S) da» herzogl. Staatsministerium zu ersuchen, in Erwägung zu ziehen, ob nicht die Aufhebung der herzogl. technischen Hochschule in Anbetracht, daß der zu deren Erhaltung erforderliche Auf wand zu dem erwarteten Nutzen nicht im richtigen Berhält- niß steht, anzubahnen sei, auch dieserhalb dem nächsten Land tage eine entsprechende Vorlage zu machen. Die Debatte über diesen Gegenstand, in welcher einer der Redner die technische Hochschule als .den Krebsschaden" in den Finanzen des Herzogthums be zeichnete und darauf hinwies, daß die jährlich auf dieselbe verwendeten Mittel von 173 000 M. der ge ringen Zahl der Studirenden gegenüber ein zu bedeu tendes Opfer sei, war, wie man dem „Hann. Cour." berichtet, eine sehr lebhafte. Ministerialrath Meyer erklärte, daß die Frage, ob das Staatsministerium bereit sein werde, zur Aushebung der Hochschule die Hand zu bieten, verneint werden müsse, und wies daraus hin, daß die Anstalt, wie jedes neue Unternehmen, mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen, aber schon dadurch viel erreicht habe, daß sie jetzt gleichberechtigt mit anderen derariiaen Höchst ulen daftehe; auch liege ein finanzielle« In teresse für die Aufhebung bei der finanziellen Lage de« Lande» im Allgemeinen nicht vor. Der FinanzmiNister Gras Görtz-Wri»berg erklärie, daß die Anstalt ein Staat»zweck und der Landtag nach 8 der Versassung verpflichtet sei, die zur Erreichung der Siaal»- zwecke ersordrrlichen Mittel zu bewilligen Dieser Fall liege vor, so lange nicht durch Beschluß der Landesregierung und der Laude-verjammlung sestgestellt sei, daß die Hochschule auf» gehodea werden solle. * Wien, 14. März. Da» Abgeordnetenhaus hat in seiner heutigen Sitzung mehrere Nachlrags- credite zu den ElatS der Ministerien des Innern, des CultuS und Unterrichtes, wie deS Ackerbaues ange nommen und die Gesetzentwürfe, betreffend die Be günstigungen bei der Löschung kleiner Satzposten und die Gebührenbefreiung der aus Anlaß deS Rlngthealer- brandeS errichteten kaiserlichen Stiftung erledigt. — Während der Sitzung der Abgeordnetenhauses erhielten die tschechischen Abgeordneten die Nachricht, daß die Bergverwaltung in Trzemoschna 400 Arbeiter entlassen habe. Die Bitte der Entlassenen um Unter stützung auS der Bruderladenkasse wurde einfach abge wiesen, sodaß infolge dessen große Noth in den Krei sen der Bergleute herrscht. Im Namen des tschechi schen Club- begab sich sofort vr. Krofta zum Minister präsidenten Grafen Taaffe, um dessen Intervention an zurufen.— Die gestern und heute vom Jnsurrectlons- schauplatze eingelausenen osficiellen Depeschen be weisen einerseits, daß sich Feldmarschalllieutenant Ba ron Jovanovic durch die wichtige Aufgabe, die er in der Kriwojchje zu lösen im Begriffe stand, m der Fortsetzung seiner geplanten Operationen m der Herzegowina nicht beirren ließ, sondern dieselbe energisch betrieb, andererseits, daß der Trotz der Insurgenten in der Kriwoschje noch immer nicht voll ständig gebrochen ist. Es ist dies auch nicht fo bald zu erwarten. ES dürsten wohl kaum Insurgenten, die m den Tagen vom 8. bis 10. März so schwere Nieder lagen erluten haben, die Besatzung am Zagvozdak: das 24. Jägerbataillon und daS 10. Jägervatbillon, bei Perkovac am 11. d. angegriffen haben. Die Graho- vaner, seit jeher Verbündete ihrer Stammesgenosseu, der Kriwoschjaner, dürften vielmehr diese erneuerte Attaque untern»mmen haben, um sehr bedeutende Ver luste (beiläufig 50 Mann) zu erleiden. — Der „Na- robni List" in Zara meldet aus der Kriwoschje: Die wenigen Insurgenten, welche nach der Besiegung weder nach Montenegro entweichen konnten, noch sich ergaben, entflohen in unzugängliche Felsengebirge, wo sie jedoch Niemanden belästigen können und sich innerhalb we niger Tage werden ergeben oder Hunger- sterben müssen. Ganze Familien von gefallenen oder entflohenen In surgenten befinden sich ohne Lebensunterhait und wer den vom Staate unterstützt. Andere jedoch wandern nach Montenegro mit Vieh und Hausgeräthen aus. Die Behörden widersetzen sich dieser Auswanderung nicht. Das Wetter ist in ganz Dalmatien andaueruo schön und srühjahr-mäßig, der Gesundheitszustand unserer Truppen ein vortrefflicher. Die letzten Siege haben in ganz Dalmatien großen Enthusiasmus erregt. Buda-Pest, 14. März. Man telegraphirt der „Wien. Allg. Ztg.": Die Abstimmung des Abgeord- neienhauseS über die Petroleumsteuer erfolgte unter Namensaufruf und ergab folgendes Resultat: DaS HauS zählt 445 Abgeordnete; der Präsident stimmt nicht. Mit „Ja" stimmten 149 Abgeordnete, mit „Nein" 95 Abgeordnete, abwesend sind 200 Abge ordnete. Die Vorlage ist daher Mit einer Majorität von 54 Stimmen zur Basis der Specialverhandlung angenommen. In der Specialdebatte wurde der Ge setzentwurf unverändert angenommen. Ebenso wurde die Vorlage über provisorische Regelung der Handels beziehungen mit Frankreich (Reserent Gabriel Barosz) ohne Bemerkung angenommen. Agram, 14. März. (Tel.) Der kroatische Landtag wurde heute eröffnet. Der Banus über reichte e»n königl. Reskript. Dasselbe sordert den Land tag auf, eine Regnicolardeputation in bisher üblicher Weise, bestehend au- 4 Mitgliedern, au- feiner Mitte zu entsenden, welche mit einer gleichen Deputation des ungarischen Reichstages, sowie den zu diesem Behufe zu entsendenden Vertretern der Stadt Fiume sammt Hafen und Bezirk wegen Regelung der besondern Au tonomie Fiumes und der auf dieselbe sich beziehenden legislativen und administrativen Verhältnisse im Wege der AuSschußverhandlungen zwischen dem Reichstage deS Königsreichs Ungarn, dem Landtage der König reiche Kroatien, Slawonien und Dalmatien und der Stadt Fiume sammt Bezirk eine gemeinsame Verstän digung erzielen, beziehungsweise das Ergebniß dieser den sogenannten Regenbogenfarben, zusammensetzt, die, sobald der Lichtstrahl durch ein geschliffenes GlaS oder durch die Tropfen deS RegenS fällt, von einander ge trennt werden und jede für sich in die Erscheinung treten. Fällt nun der Sonnenstrahl aus irgend einen Körper, so werden nur diejenigen Farben durch den Körper zurückgeworfen, welcher dieser letztere nicht ab- sorbirt; der Hals deS einen Vogels erscheint uns gelb, der Rücken de- andern roth, und beide Thiere reflec- tiren an den betreffenden Theilen ihre- Körper- allein die gelbe, resp. die rothe Farbe, während sie die sämmtlichen übrigen Farben des Sonnenstrahles voll ständig verschlucken. ES giebt bekanntlich auch Thiere, deren Körperobeifläche alle auf dieselben fallenden Lichtstrahlen absorviren und welche dem Auge de-Be schauers demnach schwarz erscheinen. Ein anderes Vorkommniß zeigt sich bei den durchsichtigen Flügeln der Libelle, die ihrer Dünnheit halber jeden Licht strahl ungehindert passiren lassen und doch denselben, sobald er in dem richtigen Winkel aus sie fällt, reflec- tirt unter Veränderung seiner Farben. Aehnliches zeigt sich bei der Perlenmuschel sowie beim männlichen Colibri. Wir nennen diese Erscheinung die Interferenz oder Lichtstrahlenvermischung. Eine der wichtigsten Fragen nun, welche sich dem Forscher zur Beantwortung entgegenstellt, ist diejenige: Woher kommt eS, daß von den Körpern der Vögel nur Theile der auf sie fallenden Lichtstrahlen zurück- geworsen werden: eine genügende Antwort läßt sich auf diese Frage kaum ertheilen, wir wissen eben nicht, auf welche Weise die Farben, welche der Bogel an verschiedenen Theilen seine» Körper» zur Schau trägt, entstehen. Bei der Betrachtung darüber, in welcher Weise das Licht auf den Organismus der Thiere wirkt, dürfte eS sich empfehlen, zunächst festzustellen, welchen Ein fluß vollständiger Mangel an Licht auf die Thiere auSübt, da sich dann leichter begreifen läßt, wie das Licht selbst auf die Thiere wirkt. So ziemlich Jeder mann weiß, daß jene Geschöpfe, die im Innern der Erde abgeschlossen vom Lichte leben und die wir mit ihrem Gattungsnamen als Würmer bezeichnen, meistens voll ständig weiß von Farbe sind und keine Augen besitzen. Thiere, die sich allein unter der Oberfläche der Erde rn Höhlen aufhalten sogenannte Höhlenthiere, finden sich nur in den Höhlen der Kalkgebirge, und zwar meistentheilS auch nur dort, wo fließenve oder stehende Gewässer vorhanden sind, wie in den Höhlen von Krain und Kärnthen, auf BarbadoeS nnd Cuba und in der Mammuthhöhle von Kentucky. Wirbelthiere giebt es unter diesen Höhlenthieren nur sehr wenige. In der erwähnten Kentuckyhöhle hat man den sogenannten Blindfisch gefunden, ler weiß von Farbe ist und, wie sein Name besagt, deS Sehvermögens entbehrt. In Kärnthen ist ein Höhlenmolch aufgefunden, der gleich falls weiß ist, sich aber, wenn er an- Licht gebracht wird, zunächst grau und dann braun färbt. Alle diese Höhlenthiere sind gegen daS Licht sehr empfindlich und verkriechen sich in Aquar-en, m die sie gelegentlich ge bracht werden, hinter dort vorhandenen Steinen oder in ähnlichen Schlupfwinkeln. Die Zahl der in Höhlen leben den Jnsecten ist eine sehr große und beziffert sich auf etwa 100; viele derselben sind blind, wenige haben ver kümmerte Augen; von einer in der Kentuckyhühle gefun denen Käferart sind die Männchen sehend, die Weibchen blind. Der Mangel an Farbe und au Augen erklärt sich bei allen diesen Thieren durch den Mangel deS Lichts; Jnsecten, die srüher am Tage gelebt und sehen gekonnt, sich dann aber auf irgend eine Weise in die Höhlen der Erde verirrt und dort ihre Art fortgepflanzt haben, sind durch den Nichlgebrauch ihrer Sehwerk werkzeuge im Laufe der Jahrtausende blind geworden. Höhlenkrustenthiere zeigen durch ihren Bau noch jetzt, daß sie srüher sehend gewesen, sie besitzen die Stiele noch, auf denen ihr Geschlecht das Auge trägt, diese Stiele sind noch jetzt beweglich, aber das Auge an ihrer Spitze fehlt. WaS nun die Tiefen des Weltmeeres anbelangt, so sind dieselben vollständig lichtloS, in sie dringt weder Sonnenstrahl, noch Laut von der Oberfläche der Erde. Von den obern Schichten de» Meerwassers werden die blauen, violeten und grünen Farben zu nächst zurückgeworfen; in 20 Meter Tiefe herrscht da» rothe Licht vor, in 100 Meter Tiefe und darüber ist das Weltmeer völlig lichtlos, und hat man diese That- sache dadurch festgestellt, daß daS gegen Licht so em pfindliche Chorsilber in jene Tiefe hinabgesenkt, dann aber vollständig unverändert in seinem Aussehen, d. h. völlig ungeschwärzt wieder an die Oberfläche gefördert ward. In den größten Tiefen ist auch kein Wellenschlag vorhanden, licht- und bewegungs los liegt dort das unbew gliche Meer ohne tönen den Laut da. Man war ursprünglich der Ansicht, daß jene Tiefen unbewohnt waren, ist aber durch die Erforschungen der Challenger- sowie der TuScarora- und Pommerania - Expedition eine- Bessern belehrt worden. Die Gelehrten de» „Challenger" stellten fest, daß die Temperatur de» Meere» m großen Liefen etwa auf dem Gefrierpunkt stehe; Messungen de» „Challenger" in der Nähe der ostindischen Inseln in 4475 Faden Tiefe ergaben eine Meerestemperatur von 33^/,o Grad Fahrenheit, was etwa Null Grad Reaumur gleichkommt. Die Thiere, welche in diesen Tiefen leben, erinnern an die Formen deS Nordens und an Geschlechter, welche längs! von der Oberfläche der Erde verschwunden und ausgestorben sind. Etliche dort vorkommende Krebse sind prachtvoll roth, andere weiß, etliche sehend, manche blind. Die Tiesseefijche sind wenig gefärbt, eS giebt aber auch welche mit glänzenden Schuppen, wie ebenfalls vollständig schwarze und gewöhnlich gefärbte Thiere. Einige jener Fische sind blind, andere mit stark entwickelten großen Augen versehen und mag man mit Recht die Frage aufwerfen: Wozu diese Augen, wenn kein Licht vorhanden ist, welches allein da» Sehen ermöglicht? Auf diese Frage hat der Deutsche v. WillemoeS- Suhm, der die Challengerexpedition mitmachte, eine schätzenSwerthe Antwort gegeben. Er entdeckte nämlich am Bauche etlicher Tiefseefische Organe, die selbst dann noch, al» da» Thier au» dem Wasser hervorgeholt war, fortleuchteten; er stellte ferner fest, daß im tiefen Meere noch weitere pho-phoreScirende Geschöpfe vor handen sind, deren Lichtverbrettung den übrigen nut Augen versehenen Geschöpfen da» Sehen ermöglicht. Zu bedenken ist jedoch, daß dieser letztere Satz allein Hypothese ist. Solche Tirfseefische, denen die Augen fehlen, sind vielfach zum Ersatz dafür mit fadenförmi gen Tastorganen an der Brust versehen. (Schluß folgt.) K. Hostheater. Wegen andauernder Heiserkeit de» Frl. Lilli Lehman» wird ihre Schwester, Frl.
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