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Dresdner Journal : 09.03.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188203093
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820309
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820309
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-03
- Tag 1882-03-09
-
Monat
1882-03
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 09.03.1882
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^57 Donnerstag, den 9. März. 1882. ^d»»»eme>t»prelir l» L«ioL»: ^Lkrlieb: . ... 18 ^Mrliek: « Sl»cü KV ?s. 8>n»«ti>« ktummsrn: Ivl'k äs« ä«ot»cli«n Reick«» tritt ka»t- uv6 8tewp«l»u,<:KI«»b kioio. ra»«r»teopr«i,vr kür d«v k»um einer ^««pnlteoen ketitreils Sy kk. vot«r „Rio^einncit" äie Lei!« »0 Pf Lei 2'»deI1eo- unä üitsernsstr S0 <X> Aukiekt»^. Lrsekeinen r UtSlick mit Xu»n»km« der 8onn- unä keiert»^« Xbsoä» kür äsn tollenden NresdnerImmal. rn«er»teo»no»kw« »ux^Nrt«: F>. Lranä«tetter, OQknmiiiionLr de» Dresdner äournnl«; SLwdvr, Lerlio Vi«» l^ipriz »«»«> Ir«,!«» »reolckvrt ». ».: ä ^vAtev, 8«rI>»Vie»N»m>,iirx. kr»ss - l.«ip»>s ^r»nkkiir1 ». ». »Lv-d«: ^t>«d -ko„r,- L,rUa: /nrati dend^nt, Sr«m«a: F 8e»/oet«, M»»l»u: SkonArn > Fureuit kLnni /t'atxi/t«), kr»nkkar1 » H : dcieAer'scke Ruckksoäiun^i Odrlii«: 9. .Vü/ter- Hronover: t?. , ?»rt» ßsrti» rr»»tt»r1 » N StnNx»rr: /-a«d« <k Co , »»wdarss: ^d. Steiner Berantwortliche Redaktion: Oberredactasr Rudolf Günther in Dresden. Heraasxederr RSoisI kvpedition äe« I>re,dner äournnl«, vresäso, Lvin^erstra»»« L0. Amtlicher Theil. Finan;gksetz auf die Jahre 1882 und 1883 vom 1. März 1882. Wir, Albert.von Gotte« Gnaden, Köm, von Sachsen rc. rc. rc. finden Uns mit Zustimmung Unserer getreuen Stände dewogen, da» Finanzaesetz auf die Jahre 1882 und 1883 zu ertasten, wie folgt: 8 1- Auf Grund de» verabschiedeten StaatShauShaltS- etat» werden die Ueberschüfle und Zuschüsse de« ordent lichen Staatshaushalt« für jede« der Jahre 1882 und 1883 auf die Summe von 67 767 236 M. festgesetzt und wird zu außerordentlichen StaatS- zwecken für diese beiden Jahre überdies noch rin Ge- sammtbetrag von 4014 905 M. hiermit ausgesetzt. 8 2. Zu Deckung deS Aufwandes für den ordentlichen Staatshaushalt und der auf die Specialkasten gewiese nen Verwaltungs- und sonstigen Ausgaben derselben sind, außer den den Staatskosten im Uebrigen in Ge mäßheit deS StaatShauShaltS-Etat» zugewiesenen Ein nahmen, aus jedes der Jahre 1882 und 1883 zu er heben: ») die Grundsteuer nach vier Pfennigen von jeder Steuereinheit, b) die Einkommensteuer nebst einem Zuschläge von Zwanzig Procent eines ganzen JahreSbetragS, e) die Steuer vom Gewerbebelriebe im Umher- ziehen, ä) die Schlachtsteuer, ingleichen die UebergangS- abgabe vom vereinSländischen Fleischwerke, «) die Erbschaftssteuer, k) der Urkuuden-Stempel. Bei der Einschätzung zur Einkommensteuer ist auch insoweit, als die Einkommen deS Jahres 1878 und früherer Jahre der Feststellung des steuerpflichtigen Einkommen- zu Gründe zu legen sind, die Gewerbe- und „Persoualsteuer nicht, und die Grundsteuer nur nach Höhe von 4 Pfennigen aus die Steuereinheit in Abzug zu bringen. 8 4. Alle sonstigen Abgaben, Natural- und Geldleistungen, welche nicht ausdrücklich aufgehoben sind oder noch aufgehobeu werden, bestehen vorschriftsmäßig fort. 8 5. Die zu außerordentlichen StaatSzwecken be willigte Summe ist aus den Beständen deS mobilen StaatSvermögenS zu entnehmen. 8 6. Durch da« gegenwärtige Gesetz erledigt sich das Gesetz, die provisorische Forterhebung der Steuern und Abgaben im Jahre 1882 betr. vom 19. December 1881 (Seite 220 deS Ges. u. Verordn. Bl. vom Jahre 1881.) Urkundlich haben Wir dieses Gesetz, mit dessen Ausführung Unser Finanzministerium beauftragt ist, eigenhändig vollzogen und Unser Königliche- Siegel beidrucken lassen. Gegeben zu Dresden, am 1. März 1882. i,. 8. Albert. Leouce Frhr. von Köuueritz. Verordnung, die Ausführung des Finanzgesetzes auf die Jahre 1882 und 1883 betr. vom 1. März 1882. Zur Ausführung deS Finanzgesetze» auf die Jahre 1882 und 1883 vom 1. diese« Monat« wird hierdurch Folgende» verordnet: 8 1- Die Einkommensteuer ist in drei Terminen zu entrichten. E» wird daher zwischen die in 8 5 der Verord nung, die Ausführung d«S Einkommensteuergesetzes vom 2. Juli 1878 betreffend, vom 11. Oktober 1878 (Gesrtz- und Verordnungsblatt, S. 225 flz) auf den 30. April und 30. September bestimmten beiten Em- lommensteuertermine ein weiterer Termin eingeschoben und auf den 15 Juli hiermit festgesetzt. Im ersten und im dritten Termine wird je die Hälfte der Normalsteuer, im zweiten Termin wird der Zuschlag von Zwanzig Procent der Normalsteuer erhoben. 8 2. Mit Bezug auf 8 41, Abs. 2 der in tz 1 gedachten Ausführungsverordnung wlrd daS derselben beigegebene Schema >1 durch das unter O hier angefügte Schema ersetzt. 8 3. Die Gebühr für die Erhebung der Einkommen steuer wird auf zwei und ein zehntel Procent, und die Gebühr für die übrigen, den Gemeindebehör den nach Maßgabe deS Einkommensteuergesetzes und der dazu gehörigen AuSführungSbestimmungen obliegen den Geschäfte für diejenigen Gemeinden, welchen die Anlegung der OrtSkataster übertragen ist, aus neunzig Hundertel Procent, für die übrigen Gemeinden dagegen auf fünf und vierzig Hundertel Procent der wirklich eingehenden Einkommensteuerbettäge festgesetzt. Dresden, den 1. März 1882. Finanz-Mini st erium. Frhr. von Könneritz. Wolf. T Brand - Bersich. - Tat. - Nummer der Wohnung: Bei der in Gemäßheit der Einkommensteuergesetze» vom S. Juli 1878 au-gesührten allgemeinen Einschätzung zur Einkommensteuer für daS lausende Jahr sind Sie m die .... Steuerklasse eingeschätzt worden, für welche die Normalsteuer nach 8 IS des Einkommensteuergesetzes vom s Juli. 1878 . . . . Mark beträgt. Dieselbe ist im laufenden Jahre nebst einem Zuschläge von ro Procent zu erheben Die Normalsteuer ist je zur Hälfte am 30. April diese« Jahre« und am 39. September diese« Jahre- und der Zuschlag im Betrage von . . . Mark . . . Psg. am 15. Juli diese« Jahre« an die hiesige Ortssteuereinnahmr unter Vorweisung dieser Anfertigung abzusühren. Etwaige Neclamationeu gegen di« erfolgt« Einschätzung oder die Berechnung de« Lteuerde trage« find bei Verlust de« Reclamation-recht« binnen 3 Wochen, »o» Empfang« dieser Zufertigung an gerechnet, schriftlich bei der Königl. BeztrkSsteuereinnabme zu anzubringen. Die Reklamation kann nur gegen da« Gesammt- ergebntü der Einschätzung gerichtet werdrn und ist vom Reklamanten unter genauer Angabe der Höste aller seiner Einkünfte und der gesetzlich zulässigen Abzüge thatsächlich zu begründen. Ler Reclamationsschrist ist die gegenwärtige Zuferti gung im Originale beizulegen, in derselben auch die Wohnung, welche der Reklamant bei Unterzeichnung der Reklamation inne hat, speciell anzugeben Uebrigen- ist eine Reklamation dann nicht zu beach ten, wenn Reklamant einer ihm zugegangenen Aufforde rung zur Declaration feines Einkommens nicht fristgemäß nachgekommen ist oder wenn er eine von dem Bezirks- steuerinspector oder der Einschätzungtcommission ersorderte schriftliche oder mündliche Auskunft über seine BermögenS- und ErwerbSverhältmsse verweigert hat oder vor der Ein- schätzungScomm ssion aus eine zu letzterem Zwecke an ihn ergangene Aufforderung nicht erschienen ist. Der eingewendeün Reclamation ungeachtet ist der obige Steuerbeitrag zu den gearvneten Terminen, vorbe hältlich der späteren Ausgleichung, abzusühren. am 188. _ Stadtrath . , " Gemeinbevorstand Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 8. März, Nachmittag«. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Kirchengesetzcommis- ston de« Abgeordnetenhauses nahm die Anträge der Conservativrv zu den drei ersten Paragraphen i» Wesentlichen an, lehnte dagegen da« ganze Ge setz mit allen gegen die Stimmen der Conserva- ttven ab. Auch die Mitglieder de« Centrums stimmten dagegen. Wien, Dienstag, 7. März, AbendS. (Tel. d. Boh ) Der Kaufmann Prazsky au» Nürfchan batte gestern Audienz bei dem Ministerpräsidenten Grafen Taaffe in Angelegenheit drs Nürschaner Strikt«. PrazSky überreichte als Vcrtrauensmann von unge fähr 1000 Arbeitern Petitionen an die Regierung und den Tfchechenclub, in welchen ausgesührt wird, daß eS den strrkenden Bergleuten nicht um Spectake'machen zu thun fei, sondern darum, Hilfe in ihrer elenden Lage zu finden. Grak Taaffe erklärte, die Regierung be schäftige sich bereit- mit dieser Angelegenheit und werd« das Möglichste thun, um die Situation der Arbeiter erträglicher zu gestalten. Er (der Minister) werde nie dulden, daß die Arbeiter durch die Fabri kanten auSgebeulet werden, und versprach auS Wien eine Commission nach Nürfchan zu entsenden. Jeden falls würde es aber die Verhandlungen erleichtern, wenn die Bergleute die Arbeit wieder oufnehmen wür den. Infolge dessen telegraphirte PrazSky nach Nür- schan, die Bergleute sollten zur Arbeit zurückkehren. Pari«, DienStag, 7. März, Abend«. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirten- kammer stand auf der Tagesordnung die Be rathung de« Berichtes, nach welchem der Antrag deS Deputirten Boyffet, betreffend die Aufhebung de» CoucordatS, in Betracht gezogen werden soll. Der Bischof Freppel sprach sich gegen den An trag auS, indem er hervorhob, man könne wohl ein Gesetz aufheben, aber nicht einen Vertrag, welcher zwei Parteien mit einander verbinde. Freppel wies auf die Unruhen hin, welche die Aufhebung deS Concordat» Hervorrufen würde. Nach den Unglücksfällen Frank reichs im Jahre 1870 müsse man auf die Vereinigung seiner Kinder bedacht sein, aber nicht auf deren Tren nung. — Boysset führte aus, der Papst habe durch Publication deS SyllabuS selbst das Concordat auf- gekündlgt. — Der Ministerpräsident de 'Freycinet erklärte, die Regierung würde sich der Jnbetrachtnahme widersetzen, wenn darin eine Präjudicirung der ange regten Frage liegen sollte; sie halte eS indessen für vortheithaft, daß eine eingehende Debatte Klarheit be züglich der Frage der Beziehungen zwischen Staat und Kirche schaffe. Deshalb sei sie, indem sie sich voll kommen daS Recht vorbehalte, die Basis des Anträge« zu bekämpfen und daS Concordat aufrechtzuerhalten, bereit, diese große Berathung zu beginnen, welche spätere Lösungen vorbereiten könne. Durch diese Er wägungen bewogen, sei die Regierung für die Jude- trachlnahme des Antrages. (Beifall.) Die Jnbetrachtnahme wurde darauf mit 343 gegen 139 Stimmen angenommen. Eine Com mission von 22 Mitgliedern wird den Antrag Boyffet prüfen und ebenso den Antrag de« ehe maligen Minister« Bert, betreffend die Regelung der Beziehungen zwischen Kirche und Staat in Algier. Die Deputirtenkammer genehmigte sodann den Entwurf eines Abkommen« mit den Eisen bahnen, durch welches den Deputirten daS Recht zur Benutzung der Eisenbahnen gegen einen Ab zug von 120 Krc«. jährlich zugestanden wird. Nach aus Algier hier eiugegangrnen Mel- düngen hat gestern infolge eine« Mißverständnisses bei Kiguig an der marokkanischen Grenze zwischen französischen und marokkanischen Truppen ein Zu sammenstoß stattgefunden. London, Dienstag, 7. März, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS Oberhauses brachte RedeSdale eine Bill rin gegen die Zu lassung von Atheisten zum Parlament. Durch die selbe wird bestimmt, daß jedes Mitglied der beiden Häuser bei seinem Eintritt feierlich seinen Glau ben an den allmächtigen Gott zu erklären hat. Die Bill wurde in erster Lesung angenommen. London, Mittwoch, 8. März, früh. (W T. B.) Nach einer Meldung au« Kalkutta enthält daS Budget für Indien pro 1882/83 an Einnahmen 66 459000, an Ausgaben 66174000 und ergiebt somit einen Ueberschuß von 285 000. In dem Budget wird die Ermäßigung der Abgabe vom Salz und die Aufhebung der EingangSzölle, einschließlich deS EingangSzolleS auf Baumwolle, vorgeschlagen; nur die folgenden Gegenstände: Wein, Bier, Alkohol, Liqueure, Waffen und Mu nition, Salz und Opiuzn sollen auch ferner mit EingangSzölle« belegt bleiben. St. Petersburg, Mittwoch, 8. März (Tel. d. DreSdn. Journ.) Anläßlich deS (gestern von uns reproducirten) Artikels der „Norddeutschen Allge meinen Zeitung" bemerkt das „Journal de St. PöterSbourg": Bei der Revision deS Zolltarifs sei man bemüht, Alles zu vermeiden, was die Handelsbeziehungen Rußlands zu den verschiede- nen Ländern ändern könnte. DaS officiöse Jour nal kann versichern, Deutschland werde keinen Grund zu Klagen haben;, es handle sich um Ar- tikel, welche Deutschland nicht producirr. UebrigenS verspreche man sich von der Revision deS Zollregle- mentS ernste Ergebnisse zur Erleichterung de« internationalen Handelsverkehrs und zur Ver ringerung der Contrebande. Das „Journal de St. PöterSbourg" stellt die Hypothese auf, daß die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" hinsichtlich der angeblichen Rede deS Generals Skobelew in Warschau sich wohl geirrt habe, da selbst der „CzaS" die Autheuticität der selben bezweifle. (Bekanntlich halten mcht nur der Krakauer „CzaS", sondern auch die „Schlesische Zei tung" in einer Correspondenz auS Warschau die Sko- belew'sche Rede übereinstimmend ihrem wesentlichen In halte nach reproducirt. D. Red.) Bukarest, DienStag, 7. März, AbendS. (W. T. B.) Der König Karl beglückwünschte heute Feuilleton. Redigier von Otto Banck. Am 6. März beging die Dreyßig'sche Singaka- deune die Feier ihres 75jährigen Jubiläums durch ein Concerl in Bach'S Sälen ^Neustadt). Nach dem Borbilde bei Zelter'schen Gesangvereins in Berlin von dem Hoforganlsten Anton Dreyßig mit dem haupt sächlichen Zweck ins Leben gerufen, den Sinn für echte Kirchenmusik zu befriedigen, auszubilden und zu erhalten, darf dieser gemischte Chorgesangverein bei dieser Gelegenheit mit hoher Befriedigung auf seine Vergangenheit zurückblicken, denn er hat an den Prin- cchien seine» Begründer» trotz allem Wechsel de» musi kalischen Geschmacks und trotz manchen der klassischen Tonkunst geradezu feindseligen Zeltströmungen treulich festgehalten. DaS beweisen die Programme sämmt- licher öffentlichen Aufführungen, welche die von Theo dor Seemann verfaßte Festschrift („Geschichte der Dreyßig'schen Singakademie in Dresden") vollständig reproducirt. Dieselbe verzeichnet vor Allem mit Worten aufrichtiger Dankbarkeit die überaus zahlreichen Beweise von Huld und Gnade, welche der Verein seit seinem Bestehen durch da» sächsische Königshaus er fahren und welche denselben bei seinen ernsten künst lerischen Bestrebungen so wesentlich gefördert haben. Auch da» diesmalige Jubiläum ist nicht vorüberge- gangen ohne ein Zeichen der allerhöchsten Anerkennung für die letzteren, indem Se. Majestät der König dem jetzigen Dirigenten, Hrn. Musikdirector Adolf Blaß- wann, das Ritterkreuz erster Klaffe des AlbrechtS- prdrn» verliehen hat. Die Dreyßig'sche Singakademie nimmt nicht nur in dem Dresdner Musikleben, sondern auch in der Geschichte der Tonkunst überhaupt, soweit hierbei die Mitwirkung von Dilettanten in Frage kommt, eine sehr ehrenvolle Stellung ein. Ihr im Jahre 1815 aus dem Leben geschiedener Schöpfer hatte bereits m der ersten öffentlichen Aufforderung zum Eintritt in sein Singinstitut den allerdings erst später zu entschie denerer Geltung gekommenen Grundsatz aufgestellt, daß außer den klassischen Werken älterer Meister auch neuere ausgezeichnete Compositionen au-geführt werden sollten. Jedenfalls gereicht »S sämmtlichen musika lischen Leitern des Vereins zu hohem Ruhme, daß die uns jetzt in einer chronologischen Zusammenstellung vorliegenden Programme keinen einzigen Componisten auswrisen, welcher, selbst vom heutigen musikalischen Gesichtspunkte au», der Berücksichtigung sür unwerth zu erachten wäre. Die- wiegt um so schwerer, da dir Dirigenten nicht erst seit den letzten Decennien, son dern schon vor einem halben Jahrhunderte m,t den Launen, sowie mit der musikalischen Verwilderung deS vulgären Dilettantismus zu rechnen und zu kämpfen hotten. Anstatt deS begeisterten Zusammenwirken- aller tüchtigen Kräfte mußte man auch damals über die Zersplitterung derselben klagen, und ebenso machte sich bereits eine gewisse, immer weiter verbreitete Sorte deS LiedertäflerthumS breit, indem, wie aus den Aufzeichnungen de» Akustiker» Friedrich Kauf mann, eine» Mitbegründer» de» Verein», hervorgeht, z. B der „Communal- und Malervrrein vor dem Pirnaischen Thore" seine musikalischen Uebun- gen „nur hinter dem Bierglase" abhielt, wodurch vor Allem viele brauchbare Männerst,mmeu den ernsteren Bestrebungen entzogen wurden. Wenn die Dreyßig'sche Singakademie trotz mancherlei Schwan kungen gedeihlich sich entwickelte, so müssen wir dies neben der Energie der Dirigenten (Dreyßig folgten Theodor Weinlig, Fr. Mende, Karl Gottlob Mühle, der unvergeßliche Johann Schneider, Rob. Pfretzschner, Adolf Reichel, Gustav Merkel, Adolf Blaßmann) gewiß vor Allem dem günstigen Umstande zuschreiben, daß die Mitglieder allezeit auS den gebildetsten Kreisen der Dresdner Gesellschaft hervorg ngen und auch eine lange Reihe hocharsstokrattscher Namen dem Vereine angehörten. Ebenso widmete demselben eine stattliche Anzahl von hohen Staatsbeamten, Gelehrten und Künstlern lebhafte- Interesse. DaS Gepräge socialer und musikalischer Vornehm heit trug auch da- Concert, welches am 6. März anläßlich der Jubiläumsfeier stattsand. Unter den Ehrengästen befand sich Se. Excellenz der Hr. Staats- minister und Minister deS königl. Hause» v. Nostitz- Wallwitz. Der Dirigent, Hr. Blaßmann, welcher wie keiner seiner Vorgänger dem Grundsätze Dreyßig'S gerecht wird und neben den Classikern auch die trefflich sten Schöpsungen dei Gegenwart liebevoll berücksichtigt, hatte mit vollem Rechte bei dieser Gelegenheit ein streng klassische» Programm ausgestellt. Stimmung- voll eingeleitet durch einen gemüthvollen Prolog von Prof, vr Jul. Hübner, welchen Frl. Elisabeth Scholtz mit Wärme sprach, erklang zunächst ein mächt g wirken der Chor au» der Cantate „Ein' seste Burg" von Joh. Seb. Bach Nicht minder schwungvoll gelang die Ausführung de» Deitinger Te Veum von Händel, bei welchem al» Solisten Frl. Reinel und Hr. Mein hold vorteilhaft sich au»zrichneten und die MannS- feldt'sche Kapclle ihre gute Schuldigkeit that. Die Chöre erwiesen ihre tüchtige Schulung und wohlthuen- den Stimmklang hier, sowie in dem melodisch an- muthigen ^ve verum von Mozart und in der ewig jungen Phantasie für Pianrforte, Chor und Orchester von Beethoven, bei deren Wiedergabe Frl. Hedwig Meyer den Llavierpart mit musikalischer Sicherheit und großer Feinfühligkeit glücklich zur Geltung brachte. Rudolf Günther. Refidenztbeatrr. Am 7. März wurde zum ersten Male eine Novität (zum Benefiz für Hrn. Schwarz) gegeben: „Der Tatzelwurm" oder: „Da» Glöckl' vom Birkenstein", ein oberbayersche» GebirgSstück in 5 Abtheilungen von Hermann v. Schmid. Da» Personal de» Residenztheater» eignet sich durch einige seiner Mitglieder ganz besonder» sür die Darstellung von Bauernspielen de- Alpengebiet» und hat verschiedene Male mit denselben ein wohlverdiente» Glück gehabt. Einzelne Rollenleistungen, die Jnscene- setzung und da» Zusammenspiel waren ost sehr löblich und hätten sich selbst in Süddeutschland behaupten können. Ein zeitweises Zurückgreisen aus solch« Stoffe ist daher natürlich und das seiner Zeit vom Gärtnerplatz- thea'er zu München auSgewählte Stück von Hermann v. Schmid mußte sür solchen Zweck empfehlenSwerth erscheinen. Vom Ersolg ckt^iese Wahl leider nicht gerecht fertigt worden. Der verstorbene Schmid hat sein gefälliges Talent für die Schilderung der Gebirgsbewohner m einigen sehr sesselnden Dialekterzählungen dargelegt und durch
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