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Dresdner Journal : 21.02.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188202213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820221
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820221
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-02
- Tag 1882-02-21
-
Monat
1882-02
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 21.02.1882
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Lrpeäition 6«, r)r»,<iner aourmU», Drvxieo, Avio^vmlriui»« tio. SV Ämtlicher Lhtil. Dresden, 15. Februar. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Hofrath Professor Dr. Wiedemann in Leipzig dat ihm vom Präsidenten der französischen Republik ver- liehene Offizierskreuz der Ehrenlegion annehme und trage. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Kölnische Zeitung. France. Voltaire. Norddeutsche Allgemeine Zeitung. Wiener Allgemeine Zeitung. Neue freie Presse. National. Union. Army and Navy Gazette. Pall Mall Gazette^ Lage-geschichte. (Dresden. Berlin. Posen. Mün chen. Würzburg. Wien. Prag. Buda-Pest. Paris. St. Petersburg. Belgrad. Bukarest. Sofia. Kon- stantinopel. Washington. Buenos Aires.) Feuilleton. Tage-kaleuder. Inserate. Beilage. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provivzialnachrichtev. (Leipzig. Schwarzenberg. Treuen.) vermischtes. Statistik und Lolkswirthschaft. Eingrsandtes. Inserate. Börsenvachrichtrn. Telegraphische Witterungsberichte. Telegraphische Nachrichten. Paris, Sonntag, IS. Februar, Abend-- (W T B) Der Minister de- Innern hat ein Rundschreiben an die Präfecten gerichtet, worin dieselben ersucht werden, ihm diejenigen Nieder lassungen zu bezeichnen, nach welchen die auSge- wiesenen Orden-geistlichen etwa versuchen sollten zurückzukehrrn. (Bergt, unsre Pariser Eorrespondenz unter „TageSgeschichte".) London, Montag, LV. Februar. (Tel. d- DreSdn. Journ) Die meisten Morgenblätter tadeln die neueste Rede de- russischen General- Stöbe- lew. Die „Times" sagen, e- sei hohe Zeit, den schürenden beunruhigenden Reden von so hochgestell ten Männern ein summarische- Ende zu machen. Es sei die erste internationale Pflicht Rußland- und de- St. Peter-burger Hofe-, durch Wort und Thal Oesterreich zu beweisen, daß r- getreulich an dem Berliner vertrage festhalte. Oesterreich habe bei seiner schwierigen und delikaten Lage Anspruch auf loyale Unterstützung aller Berliner Signatar- Mächte. DaS Geringste, wa- Europa erwarten könne, sei die sofortige DeSavouirung und Unter drückung aller den europäischen Frieden gefährden den Reden hochgestellter Persönlichkeiten, für welche die rassische Regierung moralisch verantwortlich wäre. Belgrad, Sonntag, IS. Februar, Nachmit tags. (W. T. B.) Der General Ttchomir Nico- lic und der serbische Gesandte in St. PeterSbnrg, Oberst Horvatovic, haben die Urbervahme deT KriegSmiaisterinmS abgelehnt. Dem vernehmen nach steht auch die Demission deS Ministers der öffentlichen Bauten, Gudovie, zv erwarten, (vergl. die, TageSgeschichte".) Dresden, 20. Februar. Durch die jüngste, in Paris an die dort studiren- den Serben vom General Skobelew gehaltene An sprache ist mit einem Male eine Erregung der öffent lichen Meinung erfolgt, welche zwar aus keiner Ver änderung der politischen Situation hervorging, die aber dennoch in ihrem Effect eine derartige ist, al» ob sie auS einer völligen Veränderung der politischen Eon- stellation entsprungen fei. Die allgemeine politische Lage ist genau genommen noch die gleiche wie vor Monaten. Deutschland» Stellung zu dem officiellen Rußland ist zunächst noch völlig unverändert. Noch heute gelten die Worte der Botschaft, in welcher sich Kaiser Wilhelm anläßlich der Eröffnung de» Reichs tag» dahm au»sprach: „daß Er noch in keinem Jahre de» letzten Decennium» mit gleichem Vertrauen auf die Erhaltung de- Frieden» in die Zukunft geblickt habe, und daß die engen persönlichen und politischen Beziehungen, welche Ihn mit den Ihm so nahe be freundeten Monarchen von Oesterreich und Rußland und w siche Deutschland mit den beiden mächtigen Nachbarreichen verbinden, eine zuverlässige Bürgschaft für die Fortdauer de» Frieden» seien, auf welche die Politik der drei Kaiserhvfe in voller Uebereinstimmung gerichtet sei." Dennoch ist da» allgemeine Vertrauen, seitdem m der jüngsten Zeit eine Reihe panslawistischer Kund gebungen erfolgt sind, nicht mehr da» gleiche. Die arroganter und prätentiöser werdenden panslawistischen Zeitungsstimmen, die panslawistischen Complotte und Uenäer-vous in Bulgarien, in Bosnien, Rumelien, sowie der Aufstand in der Kriwoschje konnten nicht umhin, die Freunde de» Frieden» mit einem gewissen Mißtrauen zu erfüllen, und die von maßloser slawischer Eitelkeit und Selbstüberhebung eingegebene Rede deS General» Skobelew hat daher einen Sturm der Entrüstung hervorgerufen, wie er seit Langem in der TageSpresse nicht vernommen wurde. Es kommt hinzu, daß die anormale innere Lage Rußland», die drohende Haltung deS Nihilismus eine Politik der Verzwnfe- lung befürchten läßt, welche die Regierung leicht poli tischen Abenteurern und Projectemachern in d'e Hände zu liefern vermöchte, zumal diese in der russischen Ge schichte schon mannichfache Erfolgt aufzuweisen haben. ES Hot in Rußland nie an Generälen gefehlt, die, wie Münich und Ostermann, Politik auf eigne Hand trieben, die Regenten ein- und objetzten und gewalt- thätig die Richtung der Politik veränderten. Zar Peter Hl. büßte die Begeisterung, die er für Fried rich II. empfand, und seine deuischfreundlichen Gesin nungen mit dem Tode, und wir brauchen nicht die Reihe der russischen Zaren durchzugehen, um den Ein fluß, den kühne Heerführer aus den Gang der Politik auSübten, zu erweisen. Wurde doch noch in der neuesten Zeit der friedliebende Kaiser Alexander II. durch die Intensität der panslawistischen Propaganda gewaltsam zu dem orientalischen Kriege gedrängt. Der Eindruck der Rede Skobelew'S wird vermehrt durch die in St. Petersburg coursirende Meinung, e» habe der General mächtige Beschützer, und durch die in aristokratischen Kreisen daselbst verbreitete Erzählung, eS sei der brennendste Passu» der jüngsten Ansprache Skobelew dictirt und zugleich dem panslawist'schen Publicisten Aksakow nach Moskau gemeldet worden. Die deutsch feindlichen Artikel in der panslawistischen Presse seien daher mit den Kundgebungen de» General» auf einen gemeinsamen Ursprung zurückzuführen. Wenden wir un» nunmehr zu der die gesammte Tage»preffe beschäftigenden neuesten R de. Der „ France" zufolge hat Skobelew am 16. d. in Pari» vor der serbischen Studentendeputation, die ihm eine Adresse überreichte, sich dahin ausgesprochen: ...Ich mutz freimtithig zu Ihnen sprechen, und ich will «» thun. Ich muß Ihnen saqen und bekennen, warum Ruß land nicht immer auf der Höhe seiner patriotischen Pflichten im Allgemeinen und seiner slawischen Rolle im Besondern steht. Der «rund ist, daß Rußland im Innern wie nach außen mit dem fremden Einfluß zu thun hat. Bei un« find wir nicht zu Hause. Ja, der Fremde ist überall, seine Hand ist in Allem. Wir find Opfer seiner Politik, stirer Jnlnguen, Sklaven seiner Gewalt Wir sind derart durch seine zahllosen und verderb- ltchen Einflüge gelähmt, daß, wenn wir un» eine» Lage», wie ich hoffe, davon befreien, wir e« nur mit dem Säbel in der Hand thun können. Und wenn Sie wollen, daß ich Ihnen sage, wie diefer Fremde, dieser Eindringling, dieser Intrigant, dieser Feind, der sür die Ruffen und Slawen so gefährlich ist, dcitzl, so will ich ihn nennen. E» ist derjenige, der den Drang nach Osten empfindet Sie kennen ihn Alle; e« ist der Deutsche. Ich wiederhole e» und bitte, e» nie zu vergessen, der Deutsche, da» ist der Feind. Der Kampf ist unvermeidlich zwischen dem Slawen und dem Teutonen, er ist sogar sehr nahe; er wird lange, blutig und schrecklich sein. Aber ich für meinen Theil hege den Glauben, daß er mit dem Siege de» Slawen enden wird. Wa» Sie angeht, so ist e» ganz natürlich, daß Sie den Wunsch hegen, zu wissen, woran Sie sich zu halten haben, denn da» Blut fließt schon bei Ihnen. Ich werde hierüber nicht viel sagen; aber ich kann Ihnen dir Lersicherung geben, daß, wenn man an die Staaten rührt, die durch europäische Ver träge anerkannt sind, sei r» Serbien oder Montenegro, nun wohl, so werden Sie sich nicht allein schlagen. No hmal» Dank, und wenn da» Beschick et will, aus Wiedersehen aus dem Schlachtfeld« neben einander gegen den gemeinsamen Feind!' Nach eincm Parifrr Telegramm der „Kölnischen Zeitung" hat nun zwar General Skobelew einem Torrespondenten de» rheinischen Blatte» gegenüber den Eindruck seiner Rede etwa» abzuschwächen versucht und erklärt er sei sehr unzufrieden, daß die „France" eine Rede veröffentlichte, welche voll sei von heftigen Aus drücken, die er nie gebraucht habe. Skobelew ver sichert, daß e» ihn gefreut habe, al» Deutschland im Jahre 1871 seine Einheit eroberte; aber e» gebe keine größere Ungerechtigkeit, als den Slawen zu verweigern, wa» man den Deutschen gern zugestehe. UebrigenS sei er ein zu höflicher Mann, um m dieser Art und Weise zu sprechen. Besonder» betonte der russische General seine Entrüstung über die Ausdrücke, die man ihm über da» deutsche Heer in den Mund gelegt hab-. Im Wesentlichen wird jedoch durch diese» Dementi nicht» verändert. Die gravirendsten, von dem General gebrauchten deutsch - feindlichen Tiraden sind nicht in Abrede gestellt, und in ihrer neuesten Nummer hält die „France", der „Kölnischen Zeitung" gegenüber ihre Mitiheilungen über den Inhalt ver Rede auf recht. Auch ist e» nicht die Rede de» Generals selbst, welche ihr die in der TageSpresse erlangte Bedeutung verleiht, sondern der oben von un» angedeutete Syn chronismus mit anderen Ereignissen und Kundgebungen. Auch hat General Skobelew einem Correspondenten de» „Voltaire" gegenüber eine ganz andere Sprache geführt, al» diejenige, welche er bei dem Interviewer der „Kölnischen Zeitung" gebrauchte. Der General bemerkte, er habe soeben aus St. Petersburg die Nachricht erhalten, daß der Kaiser einem Schiffe, daS aus dem kaSpischen Meere gebaut wird, den Namen: „ General Skobelew "beiaelegt habe. Diese seltene Gunst beweise, daß er nicht in Ungnade gefallen und ganz aus freiem Entschlusse in Pari» sei; aber auch wenn sein Freimuth für ihn unangenehme Folgen haben sollte, so werde er doch feine volle Ueberzeugung auS- sprechen. Skobelew wiederholte, „daß der Deutsche der Feind sei", und fuhr dann fort: „Deutschland »st der große Berschlinger, da» wissen wir, und auch Sie wissen e» leider nur zu gut Die orientalische Frage ast die große Hauptfrage. Durch sie muß dieses Gleich gewicht wiederhergestellt werden, wo eS nicht länger nur Eine Macht geben wird: Deutschland. Ich habe «» gesagt und wiederhole eS: ich habe Vertrauen auf die Entwickelung, die ich von ganzem Herzen herbei wünsche; ich habe Vertrauen vor Allem, wenn diese Wahrheit begriffen wird, daß ein Bündnch zwischen Frankreich und den Slawen zu Stande gebracht werden muß E» ist die» für unS da» Mittel, unsere Unab hängigkeit wieder zu erlangen, für Sie, die Stellung wieder einzunehmen, welche Sie eingebüßt haben." Unter diesen Umständen giebt sich in der Tage»« presse, soweit sie die Interessen de» Fr eden» und der Ordnung vertritt, eine Unruhe und Mißstimmung kund, welche namentlich in den Organen der Wiener Publi- cistik sich zu offener Entrüstung steigert. Die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" verhält sich noch zurückhaltend, während die „Post", beinahe wie in Vor ahnung der Skobelew'schen Rede, in ihrem am Tage vor derselben veröffentlichten Leitartikel über die Ver änderung, welche die Gesinnung in Rußland gegen Deutschland genommen hat, unverhohlen Folgende» auSspncht: „Der „W stler" sind immerweniger gewor den, und Mancher, der e» früher von Kops bi» zu Fuß war, hat für ihn selbst unmerklich seine Anschau ungen gänzlich geändert. DaS Bierteljahrhundert seit Beendigung de» Krimkrieges hat langsam und unauf hörlich in Rußland die Abneigung gegen daS Deutsch thum, gegen Alles, waS deutsch heiß», gefördert, und daS ist eine Thatfache, mit welcher wir mehr rechnen sollten, als im Allgemeinen der Fall ist. Daß ein Bierteljahrhundert dazu gehört hat, alte Verbindungen so zu zerbröckeln, wie eS geschehen ist, beweist, wie stark diese Verbindungen in der That gewesen sind. Daß, reagirend dagegen, diese Verbindungen wieder auf den frühern Stand gebracht werden könnten, dafür spricht leider nur wenig ES g,ebt auch kein Mittel da gegen, da die Bewegung im tiefen Innern einer Gesellschaft, weiche die Intelligenz eine- BoikeS repräientlrt und dieses daher nothwendlgerweise lenkt, vor sich geht." — Der „Kölnischen Zeitung" wird au» Berlin ge schrieben: „Die beste Beruhigung für die Freunde deS Frieden- liegt zur Zeit in der Thatsache, daß in Pari» jetzt bessere Vernunft herrscht, als in St Petersburg. Trotzdem wird man aber vom Fürsten BiSmaick, der seinem König da» Wort gegeben hat, ihm in der Er haltung de- Frieden» bi» an sein Ende hilfreich sein zu wollen, erwarten dürfen, daß er die russischen amt lichen Kreise energisch darauf aufmerksam mache, daß man einen Wahnsinnigen nicht bloS mit dem Wahn sinn entschuldigen kann, sondern die Pflicht hat, ihn al» Wahnsinnigen zu behandeln, d h. nicht dort srei herumlaufen zu lassen, wo er leicht unübersehbare» Unheil anrichten könnte. Der Diplomatie Anlaß zu energischem Vorgehen in St. Petersburg behuf» Er langung unzweideutiger Erklärungen der russischen Re gierung gegeben zu haben, da» ist vielleicht da» einzig Ersreuliche an Skobelew'S Kundgebung; vorauSgesetzl, daß die von Rußland zu erwartenden Erklärung'n auf richtig sind und befriedigend. Der jetzigen Ungewiß heit über die Absichten der russischen hohen Kreise muß jedenfalls ein Ende gemacht werden." Unierden österreichischen Blättern erwähnen wir zunächst eine verhältnrßmäßig ruhige Aeußerung d.r „Wiener Allgemeinen Zeitung", welche schreibt: „Alle Meldungen au» Rußland stimmen darin überein, daß mrn dort im ganzen Reiche mehr und mehr da» Bewußtsein hat, einer Krisis entgegenzugehen. Die dortige Stimmung läßt sich in den Worten ausdrücken: So kann eS nicht weiter gehen. WaS geschehen soll, waS geschehen kann, weiß Niemand anzugeben; daß ober alle Faktoren deS Staatsleben» morsch und brüchig geworden sind, daß eS nicht» mehr Haltbare», nicht» mehr Feste» gibt, da» ist da» allgemeine Bewußtsein, darüber ist sich die Regierung wohl ebenso klar, wie die denkenden Klaffen in der Nation. AuS solchen Sack gaffen eröffnet erfahrungsgemäß am ehesten die Kanone den Ausweg. Bor mehr al- 40 Jahren befand sich die im Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Ler zweite Subscriptiou-ball i« Neustädter Hoftheater. Am 18. Februar sand in den Räumen deS Neu städter Hostheater» der zweite und letzte der von der lümgl. Generaldirection in dieser Saison veranstalteten Eubscription-bällr Statt. Ein Tropfen Wasser gleicht dem andern nicht mehr, al» ein Subscription»ball dem andern. Bei jedem dieser Bälle scheint der nächst vor hergegangene gleichsam an der Saaltbüre die Honneur» zu machen, mit gewohnter Empsang»freundlichkeit, unverändert ballfestlicher Miene und in demselben Ball staat und Feierkleide. Sicher verlieren die Subscrip« tion»bälle darum nicht an fesselndem Reiz und immer frischer Anziehungskraft; wohl aber wird dadurch die erneute Schilderung eingeschränkt, wenn nicht über flüssig. Lonstatiren wir daher nur, daß der letzte Ball, zwar unter weniger großem Zudrang, sicher aber nicht minder befriedigend, al» fein Vorgänger für alle Theil- nehmer verlief und daß derselbe letzterem auch an Glanz nicht nachstand. Vergönnten doch auch die» Mal Se. Majestät der König, sowie Ihre königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Georg nebst Prinzessin Mathilde dem Feste Ihre Gegenwart, iu welcher bekanntlich der Reiz der EubscriptionSbälle seinen Culmination-punft findet. Auf dem Rundgange durch den Saal unterhielten Sich die allerhöchsten und höchsten Herrschaften huldvollst mit vielen der An- 1 wesenden, unter welchen sich der Prinz Alexander von Sachsen-Weimar, der Fürst Heinrich IV. Reuß-Köstritz, der Fürst v. Schönburg-Waldenburg, der Erbprinz V. Solm»-Wildenfel» und andere erlauchte Herren, theilweise mit hoher Familie befanden. Ebenso wohn ten Se. Exc. der Hr. StaatSminifter v. Nostitz Wallwitz, die Herren Gesandten Preußen» und Oesterreich» u. s. w. dem Ballsrste bei, da» erst gegen 2 Uhr sein fröhliche» Ende fand. x Nefidenztheater. Am 19. Februar wurde zum ersten Male eine vieractige Gesang»posse von L. Trep tow, mit Musik von G. Steffen» gegeben. Sie heißt: „'s Münchner Kind'l" und hat schon andern Ort» sich al» eine dankbare Unterhaltung»pidce erwiesen. So geschah e» auch hier. Allerdings ist da» Stück großen« theil» au» sehr trivialen Scherzen und schon ander»wo gebrauchten Effecten und Dutzendgestalten zusammen gebaut, auch oft recht derb und plump im Dialog und nicht arm an Kalauermaculatur. Da» Alle» aber fiadet sich in andern modernen Poffen, welche dem genüg samen Geschmack conveuiren, gleichfall». In dieser Novität treten nun zur Stütze de» Er folg» behagliche Elemente von Drollerien hervor, die sich mit einer andern unverwüstlichen Wirkung verbin den. Diese liegt in den drastischen Gegensätzen zwischen süd- und norddeut chen Rationalerscheinunaen. Der originelle naturwüch ige Alpenbewohner in Berlin, der Berliner auf der A m, ja schon in einem echt bayeri schen Wirth-Hause, dazu der Dialog mit all' seinen Mißverständnissen, di« Widersprüche der Gitten und Anschauungen zwischen beiden Theilen — da- find seit alter Zeit dankbare Faktoren für die Lheaterseene. Der Berfaffer hat fie mu einer lustigen Erfindung eombi- nirt, die man nicht nach ihrer Wahrscheinlichkeit fragen darf. Aber sie bringt manche» Erheiternde, vor allen Dingen löblich Harmlose, welche» da» Publicum unter hält und den Darstellern Ge'egenhett giebt, ihre Rollen gemüthlich au»zubreiten. Da» geschah denn auch mit vielem Fleiß und man durfte sich der Vorstellung al» einer regsamen, frisch« gelaunten Arbeit erfreuen. Da» Publicum nahm da» Dargeboteve in diesem Sinne auf. So die Leistungen der Herren Wilhelmi, Director Karl und Schwarz in den Rollen Stöpsel, Päsemann und Stutzenfranzl. Auch für eine frische weibliche Partie im National« costüme ist al» Hauptrolle gesorgt worden und in ihr, dem List au» München, bewährte sich da» Talent von Frl. Lina Bendel mit bestem Erfolg. Frl. Corb ach spielte die Muhme der Lisl komisch und charakteristisch. O. B. Ja den Berge«. Ein» Dorfgeschichte von Anton Ohorn. (Fortsetzung.) In Thoma-dors waren aber mit Au-nahme der Kirme» die beiden Gasthäuser noch nie so besucht ge wesen, al- an diesem Abende, denn da» Ereigniß, da» sich heute hier vollzogen hatte, war zu ungeheuerlich Alle hatten Worte aufrichtigen Bedauern» für den alten Gemeindevorsteher, und wohl kaum Einer glaubte bi»her an seine Schuld. Die Tage der Untersuchungshaft waren für den Großhofbauer fürchterlich, und in heißem Gebete, auf den Knien flehte er in seiner Einsamkeit zum Himmel um da» Eine, er möge seine Unschuld offenbaren. Er hatte ungeschminkt erzählt, wie die Sache sich zuge tragen, aber seiner Aussage standen jene der beiden Augenzeugen, deS Grenzer» Fiedler und dr» Gerichts boten entgegen, welche angaben, daß der Laborant in folge de» Schlage» gestürzt sei. Die Sache stand für den Bauer schlimm genug. Der Laborant war todt und konnte nicht Zeugniß geben, und seine Tochter war verschwunden, ohne daß man wußte, wohin sie gegangen sei. So kam die Hauptverhandlung. Der Großhof bauer war nur noch der Schatten seiner selbst; die Kleider schlotterten um den Hagern Leib, sein Glicht war greisenhaft, und auch die Richter hatten Mitleid mit dem vor Kurzem noch hochangesehenen Manne, der nun auf der Anklagebank saß. Die Verhandlung bot nicht» Neue». Der Staatsanwalt plaidirte in längerer Auseinandersetzung sür schuldig, die Zeugen aussagen wurden verlesen, und eben wollte der Ver- theidiger seine Rede beginnen, als der Vorsitzende die Mittheilung machte, daß soeben die Tochter de» tobten Laboranten angekommen sei und al» Zeugin ver nommen zu werden wünsche. Grete trat ein und alle Augen rickiteten sich mit einer gewissen Verwunderung auf da« Mädchen, deren liebliche Erscheinung durch die Bläff« der Wangen noch anmuthiger wurde. Sie trat mit einem gew'ffen Zagen heran an den grünen Tisch und hielt die Augen zu Boden gesenkt; fie konnte darum auch nicht be merken, wie sowohl der Angeklagte al» auch der Zeuge Fiedler mit brennenden Blicken nach ihr hinsahen. Auf die Mittheilung de» Präsidenten, daß man betreff» ihrer Vernehmung sie — freilich vergeben» — gesucht, gab fie mit ruhiger und deutlicher Hümme die Er-
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