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Dresdner Journal : 26.02.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-02-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188202267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820226
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820226
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-02
- Tag 1882-02-26
-
Monat
1882-02
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 26.02.1882
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Verherrlichung de» Ehebruch« hinaus. Die Kosten der Untersuchung fallen der Staatskasse zur Last. Eodleuz, 22. Februar. Die „Lobl.Ztg.* schreibt: Nach hierher gelangter Mitthe,lung ist e» gestern in Rheinbrohl anläßlich der Beerdigung eine» Kinde» protestantischer Konfession zu einem Tumult gekom men, der schwere Folgen für die Bethe,ligien nach sich ziehen dürfte. Wenn die un» gewordenen Mitthei- lungrn richtig sind, hat die Tivilgrmeinde Rheinbrohl auf Grund gesetzlicher Bestimmungen da» Glccken» geläute für die Beerdigung beamprucht und, al» die Anforderung erfolglos blieb, die zu erlangende Gen- darmerie de» Kreife» zur Unterstützung herbeikommen lasten; die fanatisirte Volksmenge soll aber den Gen darmen gegenüber eine Haltung eingenommen haben, welche e» diefen unmöglich machte, ihre Aufgabe zu lösen, und sie zwang, sich zurückzuziehen. Um die Autor,tat der Behörden aufrecht zu erhalten, ist nun mehr heute früh 8 Uhr von Ehrenbreitstein au» ein Eommando von 100 Mann vom Füsilierbataillon de» 68. Infanterieregiment» unter Führung de» Haupt mann» v. Bock nach Rheinbrohl per Bahn abgegangen. Da» Militär besetzte den Ort, ließ die Kirchthür sprengen und machte e» so möglich, daß da» Begräb- n,ß, bei welchem ein evangelischer Geistlicher au» Linz amtirte, ungestört stattfinden konnte. Die Be völkerung war, sobald da» Militär erschien, ruhig geworden und leistete keinen Widerstand mehr. (Wie wir der „Rhein.-Wests. Post* entnehmen, hatte die Leiche de» Kinde», besten Vater evangelisch, dessen Mutter aber katholisch ist, wegen der großen Auf regung der ganzen katholischen Bevölkerung volle 7 Tage über der Erde gestanden. Am 20. d. wurde der Bürgermeister sammt seinem Polizisten von einer großen, theilweise mit Knüppeln und Heugabeln be waffneten, um die Kirche gruppirten Menschenmenge höhnisch begrüßt, und e» gelang ihm nicht, den Zu tritt zu den Glocken zu erlangen, so daß er sich ge- Mhigt sah, die Beerdigung noch immer 1 Tag auf- ^uschieben, um von dem Landrathe nachdrückliche Hilfe zu requiriren.) München, 24. Februar. Wie die „Allg. Ztg.* vernimmt, hat Se. Majestät der König in einem Handschreiben an den StaatSminister Ur. v. Lutz dem gesummten Staatsministerium vollste Anerkennung au-gesprochen. * Karlsruhe, 23. Februar. (Schw.Merc.) In der heu tigen Sitzung der Zweiten sKammer begründete, wie be reit» kurz erwähnt, der Abg. Kern seine Motion auf Einfüh rung de» directen Wahlsystems bei den Landtag-Wah len und stellte den Antrag:es wolle die Kammer meiner Adresse den Großherzog um eine Gesetzesvorlage bitten, wodurch da» directe Wahlsystem bei den Landtags wahlen eingeführt werde. Abg. Kern motivirt diesen Antrag durch die Erfahrungen bei den jüngsten Reichstags» und LandtagSwahl-n. Für die ersteren bestehe da- directe Wahlsystem, die Bevölkerung habe sich deshalb sehr lebhaft bei den Wahlen betheiligt, während da- Gegentheil bei den Landtag-Wahlen der Fall gewesen sei. Es sei Vie» ein Beweis, daß das indirecte Wahlsystem keine Sympathien mehr im Volke habe. Die Vorrechte der Städte und die Wahlkrei-eintheilung sollen nicht angetastet werden Redner wirft einen historischen Blick auf die alte landständijche Berfaffung, bei der auch da- directe Wahlsystem in Geltung gewesen, weil die einzelnen Wahlberechtigten nur ihre eigenen Interessen vertreten hätten. Bei Einführung der constitutio- nellen StaatSform sei sodann das allgemeine Interesse maß gebend geworden. Beim Mangel einer allgemeinen Bildung de» Volke» sei die Einschränkung des Wahlrechte» erklärlich gewesen. Die fortschreitende Volksbildung erheische aber nun auch da» directe Wahlsystem. Diese» bringe für den Staat auch keine Gefahren, zumal in Staaten, wie bei un-, in denen da- Zweikammersystem eingeführt sei Zuweit gehende Schritte würden durch die consetvaliven Mitglieder de» Oberhauses schon gehemmt In Sachsen und Württemberg bestehe daS directe Wahlsystem bereit». Nur bei diesem System könne der Wille der Wähler unverfälscht zum Ausdruck kommen. Es wird sich aus Autoritäten, wie v Rotteck und v. Bismarck be rufen und weiter bemerkt, daß, da die Lösung der socialen Frage immer näher trete, nicht länger gezögert werden dürfe Abg. Kiefer beantragt den Druck der Motion. Abg. Baumstark: Er sei in der Oefsentlichkeit ausge- sordert worden, in dieser Frage Stellung zu nehmen ES thue dies jetzt schon, weil er bei der Parteiftellung de» Hauses bei der Berathong dieses Gegenstandes wahrscheinlich nicht mehr Mitglied der Kammer sem werde Er sei ein Anhänger des directen Wahlrechtes, er halte aber den Antrag für höchst un zeitgemäß und nur geeignet, der Regierung Verlegenheiten zu bereiten. E» sollte daher nach 8 bk der Geschäftsordnung ver fahren und zur Tagesordnung übergegangen werden. Abg. Schneider protestrrt gegen den Ausdruck „ Partei stellung Da» HauS beschließt mit ziemlicher Mehrheit den Druck der Motion und wird sich dann über deren ge- fchäftliche Behandlung schlüssig machen. * Darmstadt, 23. Februar. Einige Abgeordnete der clericalen Richtung haben bei der Zweiten Kammer den Antrag auf Einführung directer Wahlen zum Landtag und sonstige Aenderungen „Dich? Nun ja; aber es ist am Ende doch gut*, sagte er zögernd. „Was ist'»? Bon Hjalmar Klausen?* forschte sie. „Von ihm.* „Dacht' ich'» dochl* nef sie. „Und das sagt Ihr erst jetzt?* „Nur ruhig Mädchen!* beschwichtigte er. „Viel leicht ist e» ja gar mcht wahr; und wenn e» wahr ist, so lasse Dir keine grauen Haare darüber wachsen. E» giebt mehr Burschen und bessere.* „Laßt Da», Vater!* unterbrach sie ihn ernst, mit einer Ruhe, welche die innere Erregung, die sich durch da» Zucken der Lippen und die krampfhafte Ge- fchästigkeit, mit der sie ihr Schürzenband auf- und wleder zuknüpfte, verrieth, nur schlecht verbarg. „Wa» habt Ihr gehört?* „Leute haben erzählt, Hjalmar Klausen sei in London gewesen,* sagte Mcrten» zögernd. „Nun,* sagte sie, „was ist da dabei? Ver gangene» Jahr war er auch dort.* Er lachte. „Da» ist'» gerade. Heuer war er in schöner Gesellschaft * „Wiefo? Ich versteh' Euch nicht!* „Nun, — er fei mit einer Dirne gefehen worden und einem Kinde....* sagte Merten», verstohlen zu der Tochter hinüberschielend. „Ihr lügt!* schrie da» Mädchen jäh auf. „Gefehen hab' ich'» nicht,* entgegnete er ruhig; „auch mir hat man e» nur erzählt * „Und ihr sprecht e» nach!* sagte sie fast drohend Mit vor Erregung bebender Stimme. an dem dermaligen Wahlgesetze eingebracht. Die Re gierung hat dem gegenüber ihre Stellung folgender maßen bezeichnet: Di» Grsetzgebung, um welch» »« sich handtll, ist vor noch nicht ganz zehn Jahren gtfchaffen worden, e» sind dabei alle Fragen, welche der Antrag berührt, gründlich erwogen und di-cutirt worden. Da» Gesetz vom 8. November 1878 enthält in den wefentlichen Punkten die Grenze, bi» zu welcher die gegen wärtige großherzogliche Regierung in der Au-dehnuog de« Wahlrecht« gehen zu dürfen glaub«. E» handelt sich hier der Hauptsache nach um Bestimmungen, welche al« Brstandthril der Verfassung erklärt find, deren Aenderung daher nur im drin gendsten Nothfall zugelasfen werden kann. Wa« die einzel» nrn bezeichneten Aenderungen betrifft, so scheint bei 1) dem Antrag aus Einführung directer Wahlen an Stelle der in- directen übersehen zu sein, daß in der ReichSgesetzgebung da» Princip der direkten Wahl rin Gegengewicht in der Diäten- losigkeit der Abgeordneten findet. Auch hat trotz der directen ReichStagSwahl noch keiner der deutschen Staaten sich bewo gen gesunden, feine indirekten Landtag-Wahlen aufzugeben; 8) die Bestimmung, daß das Wahlrecht abhängig ist von der Er füllung der Einkommensteuerpflicht, hat den Zweck, der Bevölkerung zum Bewußtsein zu bringen, daß die Uebung öffentlicher Rechte bedingt ist durch die Erfüllung öffentlicher Pflichten, und diese Bestimmung erreicht diesen Zweck. Bei der Entrichtung in direkter Steuern, die in der Regel in dem Pcei« der Bedarfs gegenstände erfolgt, kommt die Erfüllung einer öffentlichen Pflicht nicht zum Bewußtsein, und e» vermag daher der Hin weis aus die indirekten Steuern die Forderung der Erfüllung der direkten Struerpflicht nicht zu ersetzen; ») nach der An schauung der Regierung ist e- keine«weg« nothwendig, mecha nisch genau auf eine gleiche Anzahl von Einwohnern die gleiche Zahl von Abgeordneten zu vertheilea, um eine richtig bemessene Vertretung des Lande- zu erreichen Da- besondere Wahlrecht der Städte ist geschaffen, wie die BerfassungSurkunde sich au»- drückt, „um die Interessen des Handel- oder alte achtbare Er innerungen zu ehren". Die Regierung ist der Ansicht, daß diese Gründe auch jetzt da- besondere Wahlrecht der Städte rechtfertigen, und sie ist nicht gewillt, ihnen dasselbe zu ent ziehen. Dagegen findet die Regierung weniger Bedenken dabei, das Wahlrecht der Städte welche nach dem Berhältniß ihrer Bevölkerung zu der Gesammtbevölkerung des Landes eine größere Zahl von Abgeordneten zu wählen haben würden, al» ihnen zu wählen jetzt zusteht, zu erhöhen, und ist geneigt, diese Modifikation in Erwägung zu ziehen. Ausschuß und Plenum werden sich noch in dieser Session mit der der Materie zu befassen haben. Gestern trat die Zweite Kammer in die Verhandlung über das Budget der technischen Hochschule in Darmstadt. Es handelt sich doch darum, ob die Majorität des Finanzausschusses, welche die Aufhebung der Anstalt durch Beschränkung der dafür geforderten Mittel btS zum 1. October d. I. befürwortet, auch im Hause die Mehrheit erringen wird, eine Frage, die nicht bloS in der Stadt Darmstadt, sondern im ganzen Lande das größte Interesse und peinliche Erwartung hervor gerufen hat. Als einziger Kämpe für den Antrag trat gestern der Abg. llr. Schröder (im Reichstag Friedberg) aus und hielt nach ausführlicher Betonung der Nothwendigkeit von Ersparnissen den Antrag der Mehrheit nicht einmal mehr ganz aufrecht, indem er vielmehr nebst einem weitern FinanzauSschußmitgllede den neuen Antrag einbrachte, tue Hochschule fortbe stehen zu lassen, sofern sich die Stadl Darmstadt ver pflichte, die Hälfte des jeweiligen Bedarfs der Hoch schule zu tragen, was freilich nie eintreten wird. In der heutigen Sitzung trat die Regierung sehr energisch sür die Erhaltung der technischen Hochschule und gegen den Antrag der Mehrheit des Finanzausschusses em. Abg. Racke glaubte, daß verschiedene Abstriche am Etat der Anstalt den Fortbestand derselben nicht in Frage stellen könnten, wünschte aber die unerquickliche An gelegenheit für immer geordnet zu sehen. Der Mi nisterpräsident v. Stark glaubt, daß deSsallsige Ver handlungen mit der Stadt Darmstadt anzubahnen feien. Der Antrag der Mehrheit, eine blühende Anstalt zu vernichten, sei unerhört, in keiner Weise gerechtfertigt, erniedrige das Ansehen des Landes, schädige seine Würde und Ehre. DaS so votirte Budget sei für die Regierung unannehmbar; er würde zu seiner Voll ziehung niemals die Hand bieten. Wien, 24. Februar. Die Berufung Skobe- kew's nach St. Petersburg und die Erklärungen des Staatssekretärs Sir Charles Dilke im englischen Parlament über die Beziehungen Rußlands zu Oester reich und Deutschland haben hier m allen Kreisen einen günstigen Eindruck gemacht und nicht wenig zur Beruhigung der Gemüther brigetragen. Man hat jetzt bestimmte Anhaltepunkte dafür, daß Kaiser Al-xander HI. und die ihm nahestehenden Persönlichkeiten nicht nur das Auftreten Skobelew's entschieden mißbilligen, son dern auch ernstlich bemüht sind, die Welt von ihren friedliebenden Absichten zu überzeugen. Daß ihnen letzteres, trotz der panslawistischen Hetzartikel der Ak sakow und Consorten, gelingen werde, hält man für um so sicherer, als man über die friedlichen Inten tionen de» Geh. Raths v. GierS hier längst im Klaren ist und schon dessen Verbleiben im Amte als ein be ruhigendes Symptom ansieht. Außerdem weiß man hier aus sicherster Quelle, daß die alarmirenden Mel- „ Besser, Du hörst eS durch mich, als durch An dere; morgen läuft eS durch den ganzen Ort, be gütigte er. „Es ist eine freche Lüge.... Wer hat eS aufge bracht. „Gehört hab' ich'-.* „Von wem? Von Holger? Dann ist'» umsomehr gelogen!* „Er hat e» nicht aufgebracht. Nil» Konert ist zurück — und der hat eS ihm erzählt.* „Nil» Konert ist gar nicht mit Klausen auf einem Schiffe gewesen.* „Aber ist ihm in London begegnet mit der Dirne und dem Jungen.* „Und ich glaube e» doch nicht,* beharrte Gunil, aber in einem Tone, der deutlich verrieth, wie schwer ihr das Nlchtglauben wurde. „Da» kannst Du halten, wie Du willst,* entgeg nete ihr Vater. Ich sage Dir nur Ein»: einen lüder- lichen Tochtermann will ich nicht * „Und ich heirathe keinen Treulosen,* erwiderte sie rasch. „Dann find wir ja Ein»,* sagte er, gezwungen lachend. „Nicht so, wie Ihr meint,* fiel sie schnell ein. „Auf Klausen trifft e» nicht.* „WaS hast Du an ihm?* „Ich habe ihn lieb, — da» ist genug.* „Ja, wenn man sich nicht satt essen will,* lachte der Vater. „Besser wäre e», Du gäbest ihn auf.* „Nie! Ich hab« Euer Wort.* düngen von Truppenverschiebungen au der galizische» Grenze, von russischen Rüstungen und FortificationS- bauten in größer« Maßstabe nicht» al» leere Erfin dungen oder doch arge Uebrrtreibungen find. — Die Verhandlungen der hier tagenden Lonköreoo« L guntre haben infolge von formalen Schwierigkeiten eine kleine Unterbrechung erfahren, die jedoch bald wieder beseitigt sein wird. Sachlich ist ein günstige» Ergebniß der Verhandlungen, nachdem über alle wesent lichen Punkte de» EisenbahnanschlußvertrageS ein Ein vernehmen bereit» erzielt ist, mit Sicherheit zu ge wärtigen. — Die serbische Regierung ist beim Bezirksgerichte der inner» Stadt Wien um das ge richtliche Verbot auf sämmtliche, bei der hiesigen Länderbank befindliche Depot» der falliten„8oeiotö äs I'Uoion zsuör»!«" in Paris eingeschrttten. Die bezüglichen Depot», welche einen sehr bedeutenden Werth repräsentiren, bestehen ^vuS serbischen Loosen und serbi schen Staatsobligationen. Motivirt wurde da» Gesuch um die erwähnte Beschlagnahme mit zwei Forderun gen der serbischen Regierung an die „Union generale" im Betrage von 7,14 und 28,rs Millionen Frcs. Da» Gericht hat dem Einschreiten der serbischen Regierung Folge gegeben und das angesuchte gerichtliche Verbot, nach vorherigem Erläge einer entsprechenden Caulion, bewilligt. Gleichzeitig wurde für die „Union k,6u6- rals" in Pari- am hiesigen Platze ein Curator be stellt. * Wien, 24. Februar. Das Abgeordnetenhaus berieth über die Regierungsvorlage, betreffend die vor läufige Einführung von Zollzuschlägen zu einigen Finanzzöllen, das sogenannte Sperrgesetz, nachdem der erst gestern gewählte Zollausschuß bereits heute den Bericht erstattet hat. Die Majorität des Aus schusses beantragt die Annahme der Regierungsvorlage, welche zur Sicherung des Ertrages der in dem neuen Zolltarif beantragten Finanzzölle vom 1. März 1882 angefangen sür einzelne Waaren insbesondere Kaffee bei deren Elnfuhrverzollung Zuschläge zu den bisher üblichen Zöllen einzuheben bestimmt. Namen» der Linken stellt der Abg. Or. v. Plener den Antrag aus Uebergang zur Tagesordnung mit Rücksicht darauf, daß durch die überstürzte Behandlung einzelner Tarif positionen den Beschlüssen des ReichsratheS über den Tarif selbst präjudicirt wird und daß hierbei durch die exorbitante Erhöhung des KaffeezolleS der Bevölkerung eine schwere Mehrbelastung auferlegt werden soll. Der Berichterstatter der Majorität, Abg. Meznik sagt: Die Regierung veranschlagt den totalen Effect der Erhöhung der Fiuanzzölle, wenn alle von ihr proponirlen Tarifsätze in Wirksamkeit treten werden, aus 7^ Millionen Fl. Vorläufig werden allerdings, nachdem wir mit anderen Staaten, z. B. Italien, durch Verträge gebunden sind, nicht alle Tarifsätze in Wirksamkeit treten können, und eS ist daher vorläufig eine jähr liche Mehreinnahme von über 6 Millionen nach den Anträgen der Regierung in Aussicht gestellt. Den bedeutendsten Antheil an der Erhöhung der Finanzzölle hat der Kaffee, dessen Be steuerung, wenn der proponirte Satz von 40 Fl in Gold aus den Metercentner angenommen wird, circa 5 Millionen Fl. tragen wird Redner verweist nun aus die Höhe des Kaffee zolleS in anderen Ländern, wo derselbe, wie z B. in Frank reich und Italien, ebenso groß und noch größer ist, oder wo, wie z. B. rn Deutschland eine Erhöhung in Aussicht steht, und sährt fort: Und wenn der Ausschuß Ihnen daS Eingehen in dir Berathung der Regierungsvorlage empfiehlt, so bin ich ver pflichtet, die- unter der Erklärung zu thun, daß, wenn auch die Majorität de- Ausschuss«» sich sür die Annahme der vor liegenden Regierungsvorlage ausgesprochen hat, sie dadurch ihren weiteren Standpunkt in die;er Frage nicht präjudicirt haben will. Der Berichterstatter der Minorität Abg. vr v Plener: Ich bitte Jedermann, klar zu sein, daß Derjenige, der heute sür Artikel 1 des Eperrgesetzes, das heißt sür den 16 Fl -Zu schlag stimmt, absolut stimmt sür Vie 40 Fl. im definitiven Zolllaris Wenn Sie glauben, Sie stimmen jetzt sür 16 Fl. für 3 Monate, halten sich aber die Hand frei, um im defini tiven Taris nicht mehr 40 Fl. anznnehmen, so bedenken Sie, welche PreiSregulalion, welche Verwirrung im Handel ent stehen würde, wenn sich jetzt aus Grund des 16 Fl-Zuschlages die Preise stellten und wir in » Monaten am Ende einen niedrigern Zoll beschließen. Es ist durch diese Art der Be rathung heul» dem Hause nothgcdrungen die Verpflichtung ge geben, sich über den Kaffezoll von 40 Fl. klar zu werden. Wir sind nun der Meinung, daß die Erhöhung de- Zolles vom Kaffee von 24 Fl. aus 40 Fl. eine zi gewaltsame und über stürzte ist, um im Interesse der Bevölkerung getragen werden zu können. Und da bitte ich, sich die Natur dieser Artikel zu vergegenwärtigen Wie die D.nge liegen, ist der Kaffer, ich will nicht sagen ein Nahrungsmittel, aber ein mit den LebenS- und BerzehrungSsormen eines großen Theils unserer Bevöl kerung innig verbundener Consumgegenstand; nennen Sie es ein Genußmitiel, ein Nahrungsmittel im eigentlichen Sinne will ich eS selbst nicht nennen aber ein Genußmittel, weicher einer großen Klaffe der Bevölkerung einen wesentlichen Theil zu ihrer Lebenserhaltung bildet. Im Jahre 1879, als es sich um die Erhöhung des KaffeezolleS von 16 aus 20 Fl. handelte, wäre eine größere Erhöhung gar nicht diScutabel gewesen; allein gegenwärtig mache man emen Sprung um volle 16 Fl. Diese Erhöhung werde insolge des Zwischenhandels 30 bis »5 Kreuzer bei jedem Kilogramm Kaffee ausmachen, und diese Be lastung werde vorzüglich die un rren Klaffen der Bevölkerung treffen. ES macht sich überhaupt in den Vorschlägen der Ma jorität ein rigenthümlicheS System bemerkbar Gegenüber dem „DaS nehme ich nicht zurück. Wenn er das Vraue- gut bringt, fo mücht Ihr Hochzeit halten — aber biS dahin hat eS gute Wege.* „DaS ist meine Sache." „Nicht allein. Die Sache muß bald ein Ende nehmen. Ich will keine alte Jungfer im Hause haben. Jst'S mit dem Klausen nicht bald richtig, so wähle ich den Schwiegersohn.* „Zum Spätherbst ist Hjalmar hier,* versetze Gunil bestimmt. „Meinst Du? Sie sagen, er habe sich neu ein- schretben lassen für fo und so viel Jahre* entgegnete er. „Eine Lüge paßt zu der andern,* erwiderte sie achselzuckend und anscheinend gleichgiltig, während sie den Tisch abräumte und dem Vater die Pfeife reichte. „Willst Du nicht essen, Gunil?* fragte er, jetzt erst bemerkend, daß sie keinen Bissen berührt hatte. „Ich danke Euch, Vater,* entgegnete sie — „ich habe keinen Hunger.* Dabei nahm sie da» Tisch- geräth und ging hinaus. Er schaute ihr nach. „Sie könnte mich dauern — arme» Dingi* sagte er halblaut. „Aber e» muß sein,* sügte er hart bei. „Wahr ist ja wohl, wa» Holger gehört hat. Ich hätte e» dem Burschen nicht zugetraut. Doch gut ist'», daß e» so kam — ich könnte ihr nicht helfen, und wäre er ihr zehn Mal treu.* (Fortsetzung folgt.) Literatur. Bon Paul Emil Richter ist im Ber lage von H. Burdach abermals ein „Berznchniß der ueuen Werke der königl. öffentlichen Bibliothek für da» Streben der höhern B«steu»rung d»r Maffenconfumortiktl der unteren Klaffen steht die konstante Weigerung einer Reform der directen Steuern Ich habe Stimmen gehört, daß die Bevölkerung lieber da» Trinken vou Kaffee aufgeben soll Dadurch würde da» Volk wieder um »ine Stufe in der all gemeinen Lebenshaltung sinken; es müßte zu den schleck- len Surrogaten greisen und schließlich zum Branntwein. Auch au« finanztechnischen Gründen empfiehlt sich eine solche Er höhung nicht. In Deutschland hat man den Zoll von 17^ aus 20 Fl. erhöht. Wenn nun ein solcher Abstand zwischen den österreichischen und den deutschen Zollverhältniffen eintritt, ist es unausbleiblich, daß der Schmuggel wiederum ausleben muß. Dagegen wird auch das Zollcartell nicht viel Helsen Es wird nämlich z. B. in Hamburg der Zoll an die deutsche Reich-kaffe regulär entrichtet worden sein und der Kaffee dadurch sür da» Conjumgebiet de« deutschen Zollverbandes eingebracht sein; in dem Moment hört aber die Controle seiten der deutschen Zoll verwaltung aus und der Kaffee wird so behandelt, al» ob er in Chemnitz oder Plauen gewachsen wäre. Er wird dann nach Oesterreich gebracht werden: der Zoll dasür wird in die deut schen Reichskaffen geflossen sein und wir werden den Zoll ver lieren und nur eine Dcmoralisirung der Bevölkerung und er höhte Ausgaben haben durch die Vermehrung der Finanzwache und die Kosten der Grenzüberwachung. Außerdem gestaltet sich auch unser Berhältniß zu Ungarn ungünstiger. Wenn der Er trag au- dem Kaffeezoll 6 Millionen ausmacht, entsallen aus Ungarn t 570 0 0 Fl., während die Zollzahlungen nur l Million auSmachen. Aus der Erhöhung, die unsere Bevölkerung so drücken wird, resultirt für Ungarn rin Pröclpuum. Abg. llr. Bareuther behauptet, daß die kostbare Parla- mentszeit in unverantwortlicher Weise verzettelt worbt n sei, und sährt dann sort: Wir sind nicht im Stande, diese verwegene Jagd auszuhalten, wir können, wie der Bauer, welchem der Acker von Reisigen zertreten wird, flehen und bitten, einige» menschliches Rühren, einige Schonung sür unsere Hoffnungen, sür unsere Mühe und Arbeit zu haben. Heute wurden zwei Journale unserer Partei confiscirt, weil sie dar Sperrgesetz besprachen; es beschränkt sich daher do» sreie Wort ausschließ lich aus diese Räume. Ich möchte nur einmal dem Finanz- minister oder Handelsminister wünschen, daß sie statt aus dieser Ministerbank aus der Weberbank säßen, in einem schmalen, engen Raume, um sie herum hungernde Kinder. Und ich möchte dann auch dem Reserenten sür die Petroleumsteuer wünschen, dort zu sitzen, damit er sehe, wie der arme Häusler »der Weber sich größere, lichtere Fenster anschaffen kann, um Petroleum zu ersparen Dieser Gesetz kommt mir vor, wie eine- jener „loz-s» auturno", welche zur Zeit der römischen Republik manche Ma gistrate einbrachten. Ich glaube, daß mit jedem Gejctzgebungs- schrilten, den (zur Rechten) Sie, meine Herren, nach vorwärts, oder besser nach rückwärts thun, der Preis ein höherer wird, den die Bevölkerung zahlen muß Sie können wie Cäsar sagen : „Wir kamen, sahen und siegten'. Doch ihrer Siege werden Sie nimmer sroh werden! Denn es wurden Mittel gewählt, welche, statt dir Hebung de- Wohlstandes, der Bersittlichung, der Bildung im Volke zu erzielen, die Verarmung, die Demo ralisation, die Verdummung mit sich bringen. In keinem Augenblick so sehr, als im jetzigen, ward eS uns klar, daß wir diesem Ministerium in jeder Weise unverhohlen, rückhaltSlo«, mit allem Freimuthe entgegentreten müssen ' Abg. Sax glaubt im Namen der HandelSkreise, die er zu vertreten habe, die Erklärung abgeben zu können, daß dieselben die gewünschten Schutzzölle, um den Preis der hier beabsichtig ten Finanzrölle nicht werden erkaufen wollen. Aber auch vom wissenschaftlichen Standpunkte müsse dieser bedeutende Sprung bekämpft werden, einfach darum, weil insolge desselben eine solche Lonsumvrrringerung eiutreten müsse, daß die Mehrein nahmen des Staates sih aus ein Minimum reduciren werden. Abg. Oelz sührt aus, daß der Kaffee, der durch die Sur rogate nicht genügend ersetzt wird, ern Hauptnahrungsmittel der armen arbeitenden Bevölkerung bildet, sür welche eS keine krästlgere Nahrung giebt, die sie zu erschwingen im Stande wäre Der Finanzminister Ritter v. Dunajewski tritt der Behauptung entgegen, daß durch die Zollerhöhung insbesondere die Arbeiterbevöllerung get-offen werde; der Lonjum sei über haupt in den verschiedenen Theilen der Monarchie verschieden. Der Kaffee fei bei uns lein jo allgemeiner Lonsumarttkel; in Deutschland entsallen 2 « lex aus den Kopf, in Oesterreich Wenn man den Cons am vor dem Jahre 1879 und nach diesem Jahre vergleiche, jo ergebe sich, daß derselbe keine Abnahme gesunden habe Redner polemisirt ferner gegen die Vorredner und jagt dann: Wenn eine rasche Erhöhung der Staaitein- künfte abjolut unvermeidlich ist, giebt e» keinen andern Weg als den der indirekten Besteuerung Ich habe schon ,m hohen Hause und gestern im Ausschuss« «rklärt, daß die Vorlage der Erwerbsteuer sich darum verzögert hat, weil ich von den ver schiedensten Seiten des hohen Hauses den dringenden Wunsch äußern gehört habe nach der Perjonaleinkommensteuer Diese beiden Vorlagen sind miteinander in unmittelbarer Verbindung; darum werde ich sie im nächsten Sessionsabschnitte dem hohen Hause vorlegen. Der Zolltans ist zu Stande gekommen nach langen und eingehenden Beralhungen zwischen beiden Theilen der Monarchie, und mußte natürlich den beiderseitigen berech tigten Interessen Rechnung getragen werden DaS Sperrgesetz ist nur eine Vorsicht dagegen, daß vor der Erledigung des Zolllariss die beabsichtigte Erhöhung der Staatseinnahmen nicht illusorisch gemacht werde. War wird erreicht, wenn Sie das Sperrgesetz be.chlnßenl Daß während dieser 3 Monat« nicht noch um den niedrigern Zoll die Bedürfnisse der näch sten Monate Juli, August rc. dis Ende deS Jahres gedeckt werden. Für die Verhinderung eines solchen Vorganges — »aleo zuckwio über die Höhe de» vom hohen Hause definitiv zu beschließenden KaffeezolleS muß doch die Regierung Sorge tragen; sie muß dasur sorgen, laß nicht die ganze Zollerhöh ung sür das lausende Jahr vollkommen entsalle Der vom Ritter v. Grocholski beantragte Schluß der Generaldebatte wird mtt 142 gegen 137 Stimmen angenommen. (Dagegen stimmen die Linke, die Dal matiner, dann Or. Rieger, Adamek, Schindler, Tll- scher, Oelz, Thurnher, Graf Stockau.) Zum General- redner gegen wird Abg. N uw rth gewählt; als ein- zger Redner für ist Abg. Ritter v. JaworSki eingetragen. Jahr 1881* erschienen. Das Verzeichniß besteht aus einem alphabetischen Theil, in welchem sich die Werke nach den Namen der Autoren geordnet vor finden, ernem systematischen Theil und einer Inhalts übersicht. Das Berzeichniß umfaßt 1937 Titel von Büchern und Schriften gegen 1600 de» Vorjahres. Die k eine Schrift wird allen den zahlreichen Freunden unserer BibUotdek willkommen sein und wäre nur zu wünschen, daß auch andere Bibliotheken dieser, von hier aus gegebenen Anregung Folge geben möchen. — ll— * Nach einer der sächsischen Regierung auf amt lichem Wege zugegangenen Mittheilung ist von dem dänischen Tffierschutzverein zu Kopenhagen ein mtt der VivisectionSfrage in Beziehung stehende» Preisausschreiben erlassen worden. Bei der Wich» ttgk it der Frage und in Entsprechung de» von der königl. dänischen Regierung deshalb zu erkennen ge gebenen Wunsches thunlichster Verbreitung Liese» Preisausschreiben- in Deutschland wollen wir nicht Unterlasten, letztere» hierdurch zur öffentlichen Kennt- n>ß zu bringen. * Der „Pirnaer Anzeiger* meldet: Dem hiesigen Bildhauer Neßmann, au» dessen Atelier schon so manche hübsche Leistung hervorqing, ist von dem Eo- mitö der Tiedgestistung die Au»führung de» Denk mal» übertragen worden, welche» lgr den in Pillnitz ansässig gewesenen und daselbst verstorbenen Dichter Iuliu» Hammer aus dem Platze vor der dortige» Schule errichtet werde» soll.
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