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Freitag, de» 10. Februar. 1882. ^konnemevivpr«!,: I» ck«at—L« L«ie»,: dLkrlick: .... 18 U»rtr. 4 K.rk b0 kk. Lia»«loa ^umworv: 10 ks ^L—rluUd de, deut,ci»«n keicks» tritt?o«t- und 8t«mpeI,u,«l»I»- krnrv. l»8vr»teo prelle: k'ilr dev kaum eioer ^espaltsusn ?«tit«sils SO Pf. v»t«r „Lmss««aQ<it" di« Leils »0 ?t k«i 1'atmkeu- und 2i«srn»atr »0 1b ^uf,cbl»^. Krickeln«» r Htbkot» mit Xurnnkme der 8o»n- und?eisrta-s Fdsod, kllr d«o kolxeudau 1'»^. DrrMtrImmml. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. ln»er»t«o»na»kme »ua^Aptar F>. Lrandstetter, l)owmi»iovLr d«, Dresdner dournal»; NamdurU L«rU»-Vi«a N«,»l Nr„I«i> enmlttvrt A.: Äaa»«n«te»» F ^oA?«r, L«rlt»-Vt,n-»»mdLrU- kr»U l.«jp«tU kraoktart ». ». »üu«i>«L: kud ,- L»rlm: /nvalidenda^t,' Nrsmea: L'. Lcbiotte, >r»,I,u: I>. Lurraa kr«mirkurt , » . L daegrr'^ke kuckknodlunjs; üörUt»: kl. A/üi/er - U»vL»*«r: 0 §ckü«ier, kurt» L»rUu - kruu^kurt » N.- »tuU^vt: Da«k«F Oo., Luwdur^: Fd. St«»»«* ll « r » « » x v d « r t LSoisl. Krpeditioo äs, Dresdner dourual», Dresden, L-rio^erstrssse Ho. SV. Ämtlichcr Theil. S«. Majestät der König haben Allergnädigst ge» ruht, den: Stadtkasstrer Schlimper in Mittweida da» AlbrechtSkreuz zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. zü-Uch Erweiterung -er Grundlagen für da» Wahlrecht in Erwägung zu ziehe». Rom, Mittwoch, 8. Februar, Abend». (W. T. B.) Die Deputtrtenkammer setzt die artikelweise Berathung de» Entwurf» über da» Listenscruti- uium fort. Zu morgen wird die Abstimmung er wartet. sUeberstcht: Telegraphische Nachrichten. Zeit«ng»schau. TagrSgeschichte. Dresdner Nachrichten. Provinzialuachrichten. (Leipzig. Wurzen.) Vermischte». Statistik und Lolktwirthschaft. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Donnerstag, ». Februar, Nachmit- tagS. (Tel. d. Dre-dn. Journ.) In der heutigen Sitzung deS Abgeordnetenhauses stand zunächst auf der Tagesordnung die Berathung der Interpella tion deS Abg. Richter, betreffend den Ueberschuß deS laufenden EtutSjahreS. Der Kinanzminister Bitter erklärt, Auskunft hierüber sei erst möglich, wenn die Bücher der GeaeralstaatSkaffe abge schlossen find. Auf Bermuthungeu hin Erklä- rungen adzugeben, müsse dir Regierung Bedenken tragen. Ja der Budgetcommisfion werde, so weit mög- lich, Auskunft erfolgen. Der Abg. Richter hebt her vor, e» handle sich nicht um den Abschluß, so«- der« um den Boranschlag. Mittheiluagen darüber würden von allen Parteien vermißt. Der Kinanz minister Bitter erwidert, der Unterschied zwischen Voranschlag und Abschluß sei klar, aber Ler- muthuugen wolle die Regieruug nicht auSsprechen. Er werde im Einverständniß mit der Staats- regierung eine derartige Auskunft ablehnen. Wien, Donnerstag, S. Februar, AbendS. (Tel. d. Boh) Auf der Rechten herrscht großer Jubel über die heutige Abstimmung deS Abgeord netenhauses über die Petroleumsteuer (vgl. die „TageSgeschichte"). Der morgige Tag soll dazu br- nutzt werden, um einige noch widerstrebende Partei- genossen zu bewegrn, daß sie bei der dritten Lesung für die Petroleumvorlage stimmen. Bon Einfluß auf die Abstimmung wird sein, ob im Herren- Hause daS Prager UniverfitätSgesetz in der Fassung der Minorität angenommen wird, oder nicht. Im letzter« Falle befürchtet man auf der Rechten, daß einige tschechische Abgeordnete sich der Abstimmung bei der dritten Lesung enthalten werden. Paris, Mittwoch, 8. Februar, Abend». (W. T. B) Der Minister de» Jnneru empfing heute die Syndikatskammer der „^xvuts äv ekauxv". Der Syndikus Moreau sprach bei dieser Ge legenheit dem Minister den Wunsch auS, die Regie rung möge einen Gesetzentwurf vorlegen, nach welchem Termingeschäfte als nicht giltig anzuerkennen sind. — Der Minister erwiderte, daß die Regierung sich bereit» mit dieser Frage beschäftige und geneigt sei, sich jeder Maßregel anzuschließen, welche, ohne den Aufschwung der individuellen Thätigkeit zu beschränken, denselben verhindert, sich auf gefährliche und dem republikanischen Geiste widerstrebende Abwege zu verirren. Cannes, Donnerstag, S Februar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der deutsche Dichter Berthold Auerbach ist gestern hier gestorben. Brüssel, Mittwoch, 8. Februar, Abeud». (W. T. B.) Die Repräsrntaytrnkammer beschloß mit 12 gegen 18 Stimmen, den Antrag Malon de- Loudon, Mittwoch, 8. Februar, AbeudS. (W. T. B.) In der hentigen Sitzung deS Unterhauses bestätigte der Generalsecretär für Irland, Forster, da- ein Brief an ihn gesandt wurde, welcher eiueu in trockenem Zustande gefährlichen Spreng stoff enthielt. DaS HauS setzte die Berathung der Adreßdebatte fort. Northcote kritisirt die Politik der Regierung be züglich Irlands und Aegyptens und wünscht zu erfah ren, welche Hoffnungen auf den Abschluß de» Handels vertrages mit Frankreich bestehen. Er meint, eine Untersuchung über die Resultate deS Freihandels seit 1860 würde nützlich und wünschenswert- sein. — Der Premier Gladstone vertheidigt die Politik der Re gierung bezüglich Aegypten- und sagte, zu dem gemein schaftlichen Borgehen Englands und Frankreich» sei e» nothwendig, die Ansicht der anderen Großmächte zu berücksichtigen. Dir Mächte erachteten sich von ihrer Stimme über die ägyptischen Angelegenheiten nicht ausgeschlossen. Die letzte Note der vier Groß mächte an den Sultan habe in keiner Weise deren Rechte überschritten und keine principielle Schwierig keit in diese sehr verwickelten Angelegenheiten ringe- sührt. Gladstone glaubt, die Erfüllung der internatio-- nalen, von der Pforte sanetionirten Verpflichtungen Aegyptens würden auf allen Seiten gewünscht. Die Regierung könne unmöglich den Bestrebungen auf Einführung populärer Institutionen ihre Sympathien vorenthalten, Bestrebungen, welche zum ersten Male in einem muhamrdanischen Lande auftauchten. Den Handelsvertrag mit Frankreich anlangend, io fei e» unmöglich, zu dem bezüglichen Passus der Thronrede viel hinzuzufügen. Die Rückkehr zum Schutzzoll würde verhängmhvoll diejenigen Interessen schädigen, die ge fördert werden follten. Em Nachtheil der Handels verträge bestehe darin, daß sie lange Unterhandlungen herbeisührten; aber eS sei schon lange für die Regie rung eine Frage gewesen, ob sie die ganze Sache auft geben solle, oder nicht. Allein die Unterhandlungen feien noch nicht bis zu dem Punkte, wo sich ein solcher Schluß vertheidigcn und rechtfertigen lasse, angelangt. Die Politik bezüglich Irland» betreffend, so habe eS im October vorigen Jahre» gegolten, der Verschwörung gegen jede- Eigenthum zu begegnen; der Zustand Irlands Yobe sich gebessert. Gladstone hofft, daß die LandeLacte segensreich wirken werde. (Die Rede Gladstone'S wurde wiederholt mit großem Beifall ausgenommen.) — Smyth (Irländer) beantragte einen Zusatz zur Adresse, welcher besagt, die einzig wirksame Abhilse in dem be dauerlichen Zustande m Irland sei eine Revision der politischen Beziehungen Englands zu Irland, welche auf der Unwnsacte vom Jahre 1800 beruhten. — O'Connor Power unterstützt daS Amendement und sagt, alle versöhnlichen Maßregeln seien bisher fehl- geschlagen und würden ferner fehlschlagen, bis die irische Verwaltung und die irische Gesetzgebung allein in irischen Händen lägen; eine Zerstückelung des Reichs sei nicht beabsichtigt. Die Fortsetzung der Debatte wurde schließlich auf morgen vertagt. Loudon, DouuerStag, S. Februar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Durch Selbstentzündung von altem Hanf brach gestern eine Feuersbrunst auf der StaatSwerft von Devonport aus; der Scha den beläuft sich auf 20000 Pf. Sterl. Dresden, 9. Februar. Nachdem im December vor. I. der Senat und die Deputirtenkammer zu Rom daS neue italienische Wahlreformgesetz, mit dem Grundsätze der Er- Weiterung des Stimmrechts, angenommen hatten, ist nach erfolgtem Wiederzusammentritt deS Parlaments das Gesetz über daS Listenscrutinium zur Verhand lung gelangt. Nach dem neuen Wahlgesetz gehören zur Wahlberechtigung drei unumgängliche Bedingungen und zwei, von denen eine für die andere eintreten kann. Also Grundbedingungen: italienische Staats angehörigkeit, Alter von mindesten- 21 Jahren, Kennt- niß deS Lesens und Schreibens. Die Bedingungen, von welchen nur eine erfüllt zu fein braucht, sind: jährliche directe StaatSsteuer von mindestens 19,80 Lire, oder Nachweis der erlangten Elementarschulbil dung nach den gesetzlichen Vorschriften. Alle übrigen Bestimmungen deS neuen Gesetze» sind unwesentlicher oder vorübergehender Art. Die damit eingeleitete Um wälzung im StaatSleben Italien» ist mit folgenden Ziffern bezeichnet: in den 23 Jahren, die daS consti- tutionelle Leben Italiens bis heute zählt, waren eS durchschnittlich 632000 Personen, die gesetzlichen An theil an den Wahlen zur Deputirtenkammer hatten; künftig werden eS 2 600000 fein. DaS Parlament aber ist nach der in Italien üblich gewordenen Praxis der eigentliche Souverän. Was die Zukunft bringen wird, ist um so ungewisser, als den veränderten Wahl bedingungen nunmehr auch eine Veränderung deS Wahlverfahren» durch Einführung der Listenwahl folgen wird. Wir haben gesehen, wie sehr Frankreich sich gegen diese scheinbar nur formelle Umwälzung sträubt. In Italien aber schickt man sich an, noch einige Schritte weiter zu gehen und mit einem Schlage die Erweiterung de» politischen Wahlrechts auf die Gemeindeverwaltungen auSzudehnen. BiS jetzt wählten nach dem bestehenden Wahlrecht in Italien 508 Bezirke je 1 Deputirten, während bei den Ge meindewahlen die gesammte Wählerschaft der OrtSge- meinde ihre Stimmen auf die jedes Mal erforderliche Zahl von Wahlcandidaten vereinigte. Die Folge da von war zunächst der feltfame Widerspruch, daß man, um Stadtverordneter zu werden, einiger Tausend Stimmen bedurfte, während man mit einigen Hunderten als „Vertreter der Nation* in- Parlament kommen konnte. Die Erlangung eine» solchen Mandats hing von den allerbeschränktesten örtlichen Einflüssen ab, und danach richteten denn auch sich Auffassung und Gebrauch der Stellung als Volksvertreter: der Abge ordnete war der gehorsame CamanS seiner Wähler und der kleinen Potentaten, von deren Einfluß Alles abhing; er mußte den Ministern die Thürschwellen ablaufen, um Wege, Aemter und Orden für seine Auftraggeber zu erlangen. Kurz, der Kern dieser gan zen Art, die Nation zu vertreten, ließ sich in dem Satze ausdrücken: „Sind meine Wähler zufrieden, so ist daS Vaterland gerettet." Nach dem von der Com mission vorgeschlagenen und von der Regierung ange nommenen Entwürfe zerfällt Italien künftig in 135 Wahlbezirke, welche kistenweise 3 bis 5 der 508 Ab geordneten zu wählen haben, und zwar so, daß der einzelne Wähler in den Bezirken, welche 5 Abgeord nete zu wählen haben, 4, in denen mit 4 Abgeord neten 3, in denen mrt 3 Abgeordneten 2 Namen auf seinen Wahlzrttel schreibt. Es ist also auch auf die sogenannte Minorüätenvertretung Rücksicht genommen. Man hofft auf diese Art die Volksvertreter von per sönlichen und örtlichen Interessen unabhängiger zu machen. Indessen hat das System auch seine Schat tenseiten, insofern die Wähler bei demselben ersten- leicht zum willenlosen Werkzeug in der Hand von WahlcomitöS werden, die dem Wahlmanne, der selten mehrere tüchtige Abgeordnete kennt, einfach den Wahl zettel in die Hand drücken, und zweitens eben durch die Wirksamkeit dieser in den Städten gebildeten und von der Hauptstadt au» geleiteten LomitoS die Land bevölkerung vergewaltigt werden dürfte. Nach langen Debatten hat am 4. d. die Depu tirtenkammer sich mit 286 gegen 133 Stimmen für die Annahme deS Listenscrutinium» entschieden und am Montag die Specialberathung de» Entwurf- begonnen. Die Generaldebatte erbrachte wiederum den Beweis, daß die beiden Parteien, die sich in Italien um die Herrschaft streiten, in völliger Auflösung begriffen sind, denn Deputirte der Rechten sprachen für die Annahme der ministeriellen Vorlage und hervorragende Progres- sisten gegen diefelbe. Der piemontesische Abgeordnete Chiaver, ein mit Sella befreundeter Moderato, deutete die- in einer bemerken-werthen Rede an und führte au», die Zustimmung von Deputirten, welche den ver schiedensten Gruppen angehörten und für die Annahme der Vorlage gesprochen hätten, zeige, daß in der Kammer bereit» eine neue große nationale Partei vor handen sei. Er hält das Zusammenlegen kleiner Wahlkreise zu einem großen für durchaus nützlich, die Unabhängigkeit der Deputirten, welche dadurch leiden solle, werde durch diese großen Wahlkreise keineswegs alterirt, in jedem derselben werde sich freilich dann künftig ein anderer Einfluß geltend machen; die jetzt in den Kreisen auSgeübten Tyranneien würden ver schwinden, ebenso wie da- Papstthum aushören würde, wenn man heutzutage noch ein Mal zwei Päpste ein ander gegenüberstellte. Der Advocat Bovio von der äußersten Linken sprach ebenfalls für die Annahme der Listenwahl, weil dieselbe Italien zu einer gerech ten Vertretung im Parlament verhelfen werde, welche die Feinde Italiens nicht wollen; ebenso wie sie die Einigung des Vaterlandes nicht gewollt hätten. Lualdi, ebenfalls ein Radikaler, sprach gegen die Annahme, weil die Wähler nicht mit Gewissen haftigkeit ihrer Bürgerpflicht nachkommen könnten, denn sie müßten die von den Connies vorgelegte Liste ohne Dlscussion genehmigen. Crispi, ein unabhängiger Progressist, und Chinnrn von der gemäßigten Partei hatten Gegenprojecte eingereicht, in welchen beantragt wird, für jede Provinz nur einen einzigen Wahlkreis zu schaffen. Crispi schlug in seinem Entwürfe außer dem vor, daß Beamte, die ein Mandat annehmen, ihre Posten niederlegen und erst 6 Jahre nach Ablauf des selben wieder angeftellt werden, und daß den Deputirten täglich 25 Lire Diäten gezahlt werden sollen. Guala von der Rechten will die Listenwahl ganz verwerfen, weil sie die Freiheit der Wähler beeinträchtige und die Rechte der Minoritäten schädige. Fortunato gab der Besorgniß Raum, die Wirkungen der Listenwahl würden eine allgemeine Enttäuschung hervorbringen, denn eS sei die Verurtheilung deS gesunden Menschen verstandes und die Aufopferung der politischen Cen- tralisation; die Listenwahl tauge nicht für Italien. Das Listenscrutinium raube den Wählern ihre indi viduelle Freiheit, der erwählte Deputirte erhalte dadurch ein anbesohleneS Mandat, kurz die Listenwahl sei nichts, als die Tyrannei der WahlcomitsS, sie werde die künf tigen Generationen der Wohlthaten deS öffentlichen Lebens berauben. Cornazza Amari, ein Progressist, fand daS Gesetz ausgezeichnet; e- gefalle den Südlän dern ganz besonders, nicht ober der Vorschlag der Zu sammenlegung der Wahlkreise, weil die Wähler dann oft weite Wege zu machen hätten, um an der Urne zu erscheinen. Während in Frankreich daS Ministerium Gambetta über das Listenscrutinium gestrauchett und zu Fall gekommen »st, scheint da- italienische Cabinet eben dadurch eine feste Grundlage für sein Fortbe stehen zu gewinnen. Lange war eS zweifelhaft, ob Depretis und seine Collegen in Bezug auf diese Vor lage die Cabinet-frage stellen würden, und die Partei verwirrung ist im italienischen Parlament so groß, daß man gar nicht voraussehen konnte, nach welcher Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. I« den Berge«. Line Dorfgeschichte von Anton Ohorn. (Fortsetzung.) Er sollte aber noch mehr überrascht werden, als er am nächsten Morgen in aller Frühe Franz mit an der Arbeit sah, wie er da und dort anspornte und er munterte, rieth und verbesserte, und mit einem Male ein Interesse an der Landwirthschast verrieth, wie e» sich bisher wenig bei ihm gezeigt hatte. Der Bauer redete nicht weiter darüber, da- war so seine Art und er hatte allezeit seinen Sohn gewähren lassen, auch mußte e- sich zeigen, ob dieser Eifer Dauer und Be stand haben würde. Und er hielt wahrlich die ganze Woche an, ja er schien sich noch zu steigern, indem Franz in den letzten zwei Tagen selbst energisch mit bei der Arbeit zugriff, wa- er zuvor — seine- Armes wegen — weniger gethan. Am Sonntag Morgen war er verschwunden, und dem Bauern fiel da- nicht im Mindesten auf: der alte Vagabundendrang verlangte auch sein Recht bei Franz, und da- gönnte ihm der Vater nach der eben verflossenen Woche doppelt gern. Franz aber saß zwischen den grauen Fel-Nippen, deren Häupter er von seiner Stube au- zu sehen ver meinte, und neben ihm saß die Tochter de- Laboranten, und sie hielten Hand in Hand wie damal», al» ihn da» Mädchen begleitet hatte. Grete hatte ihn mit Kinde-zuversicht für diesen Sonntag erwartet und war ihm sogar ein Stück Weg- entgegen gegangen. Der Laborant war wieder nicht daheim, wollte aber gegen Mittag zarückkehren. So gehörte der Vormittag den Beiden und sie genossen ihn noch fröhlicher Kinder art. Da war nicht» von weichlicher Sentimentalität und kosender Sinnlichkeit, sie jagten in ungebundener Lust über Klippen und Gerölle, um einander zu fangen, und die beiden Ziegen sprangen mit ihnen um die Wette; wenn die zwei jungen, schönen Menschenkinder sich erhaschten, so löste der Gefangene mit schallendem Kuß unter Scherzen und Lachen sich au», und dann setzten sie sich wieder nieder in da» Gras, Grete machte au» den Blumen de» Frühling- einen Kranz und wand ihn, anstatt ihn dem Geliebten auf- Haupt zu setzen, wie dieser wohl erwartet, ihrer braunen Liebling-ziege zwischen die gewundenen Hörner. So kam die Mittags zeit und um dieselbe auch der Laborant mit seinem Quersack über der Schulter. Franz hatte eigentlich das Kommen de- finstern Alten gefürchtet, al- ihn aber dieser sah, ging c- über seine gefurchten Züge wie ein Lächeln der Befriedigung, und er bewillkommnete ihn sogar mit einer gewissen Freundlichkeit. Franz bat ihn, um sein Kommen damit zu motiviren, noch um etwa- Salbe für seinen Arm, al- aber Jener den Arm zu sehen begehrte, geriet- er einigermaßen in Verlegen- hrit. Der Laborant lächelte in der That recht seltsam, al- er die unbedeutend« Spur der Wunde sah, und meint«, e» wrrd« zu voller Heilung wohl keiner Salbe weiter bedürfen. Er lud übrigen- den Burschen ein, sein Mittagsgast zu sein, uud Nachmittag» brachte er eine Ziehharmonika herbei, eia alte» Instrument, auf welchem er nicht ohne Fertigkeit spielte. Al» Franz am späten Nachmittag schied, begleitete ihn Grete abermals ein Stück Wege»; sie sah dies al» etwas ganz Selbstverständliches an, und auch der Alte schien darob gar nicht verwundert. Und wiederum kam eine Woche voll freudiger, an gestrengter Arbeit und ein Sonntag voll ungebundener Lieb und Lust, und da» ging so fort blS an den Herbst heran. Der Großhosbauer war glücklich über die Thätigkeit seine» Sohne», und dieser wiederum war glücklich in seiner Liebe, die zugleich fein süße», won nige» Geheimniß war. Er war jetzt jeden Sonn- und Feiertag in der Hütte de» Laboranten, und der Hallodri-Peter wunderte sich wenig, daß sein ehe maliger Gefährte beim Schmuggel seit jenem Ueberfall sich von dem bedenklichen Gewerbe fernhielt. Der Laborant schien sich nicht viel um die beiden jungen Leute zu kümmern, und wenn er gleich bei Franzen'- Besuchen meist daheim war, so überließ er e» doch ihnen allein, sich zu unterhalten. Die Frldfrüchte waren eingeheimst, wa» im Gebirge nicht eben zeitig geschH, und die Obsternte war im Gange. Franz war Tim Schneiden und Einfuhren de» Getreide» doppelt thätig, und der Großhosbauer fühlte etwa» wie Stolz auf seinen Sohn. Gern hätte er ihm eine Freude gemacht, aber er wußte nicht, auf welche Art, und so begnügte er sich denn damit, Franz seine Befriedigung au»zudrücken, nnd fügte hinzu, fall» diefer irgend einen Wunsch habe, so möge er ihn äußern; er solle, wenn e» nur irgend anginge, erfüllt werden. Franz hatte im Augenblicke nicht» zu wünsch«« gewußt, aber die Gelegenheit, den Vater an sein Wort zu mahnen, sollte bald genug kommen. Der Bursche war an einem Sonntage nach seiner Gewohnheit wieder zu der Laborantenhütte hinauf gestiegen und hatte im Verkehr mit der Geliebten an genehme Stunden verlebt. AlS ihn Grete, wie sie da» stet» zu thun pflegte, zum Abschied begleiten wollte, erklärte der Alte, der gerade heute den Verkehr der Beiden wenig gestört hatte, die sich im Freien herum- trieben, während er im Hause seine Mixturen bereitete und etwaige Kunden absertigte: „Heute magst einmal meine Geleitschaft annehmen, ich hab' mit Dir zu reden. Grete bleib da und laß mir die graue Salbe nicht einkochen, die gegen erfrorene Gliedmaßen, kennst sie ja wohll* Franz verzichtete zwar ungern auf die gewohnte Begleitung und machte bei den Worten de» Alten rin ziemlich verdutztes Gesicht, aber hier ließ sich nicht widerfprechen. Auch Greten'S Händedruck schien wärmer als sonst zu sein und beredt da» Bedauern auSzudrücken über die Störung des gewohnten Verlaufes der Sonn- tag-befuche. Der Alte ging voran und wendete sich auch gar nicht um so daß wenigsten» dem Abschied-- kusse nicht» hinderlich war; dann eilte Franz dem Laboranten nach, nicht ohne sich noch einige Male nach dem Mädchen umzuschauen, da» grüßend mit den Händen winkte. Endlich gingen die beiden Männer Seite an Seite, anfang» schweigsam, bi» der Alte die» unbehagliche Selbander unterbrach: „Du kommst nun seit vielen Wochen jeden Sonn- und Feiertag zu un» herauf, wa- ja ganz hübsch ist, denn eine Laborantenhütle ist sonst just nicht der Ort, wo die reichen Bauernsöhne sich wohl fühlen. Aber ich bin auch nicht so dumm, al- daß ich mir einbilden sollt', Du kämst meinetwegen; Dein Besuch gilt meiner Grete, und wenn ich'» recht versteh', hast Du dem Mädel alleweil den Kopf vrr-