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Dresdner Journal : 15.02.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188202156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820215
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-02
- Tag 1882-02-15
-
Monat
1882-02
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 15.02.1882
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Drr N« -ieraug-e-mmisfar ». Jagemann erklärt, die Regierung awLe den »leinhandwerkern kein« erjchwermd« Concnrreaj >chu,jni Weil aber Ardeil geliefert werde, müsse man auch suchen. Die Verminderung de» Justizaus. wand« sei nicht dem »ewerdebrtrirbe, sondern Ersparnissen an »oft, Kleidung, Ea» x. juzuschreibeo, weshalb man nicht expe- rimeutiren dürfe. Der Zujchuh pro »«fangeneu betrage M pro Jahr; wenn meniger riagehe, müsse solcher erhöht werden, und ein« Verwendung bei Eisenbauten würde noch größere Klage» Hervorrufen. Man suche das Absatzgebiet au», »udeharn, vrrzichie auf Annoncen, suche die freie Arbeit an Ort und Stellt nicht zu unterbinden und huldige dem Regie» betrieb statt de« Entreprijrsyftem, welchrm der deutsch« Han» deltlag da» schönst« Zeugniß ausgestellt. Aus die Bemerkung de» Adg. Wacker, welcher Ab» sonderung jugendlicher Verbrecher und Einzelhaft für dieselben will, um sie schlimmer Gesellschaft zu ent ziehen, erwiderte der Justizminister Nokk, daß man bereit« 30 Einzelzellen für solche errichtet habe und weitere 36 jetzt zur Einrichtung gelangen. Auch wür den die Jungen jetzt bei Arbeit und Religionsunter richt getrennt. Der Abg. Deetken plädirte für eine bessere Würdigung de« erziehlichen Moment« im Re ligionsunterricht. Abg. v. Federer ist weniger für Bestrafung, sondern wünscht Schulzucht und Anstalten für verwaiste Kinder. Der Abg. Frech als Bericht erstatter bemerkt, daß man durch Besserungsanstalten den Strafanstalten Concurrenz machen solle. -7. Wien, 13. Februar. Die letzten Nachrichten vom JnsurrectionSschauplatze lassen erkennen, daß die österreichischen Truppen bereits zur Offensive über- gegangen sind und dieselbe mit der durch die Berhält- niffe gebotenen Energie fortsetzen. Die jüngsten drei Tage brachten sowohl m der Kriwoschje al» in der Herzegowina entschiedene Erfolge für die Truppen. Da« Tommando der 47. Jnfanterietruppendivision for» cirte, unterstützt durch das Geschützfeuer von 3 Kriegs schiffen der in den süddalmatinischen Gewässern ankern den k. k. EScadre, die von den Bocchesen besetzten Höhen von Risano, nahm nach Kurzem Kampfe die theilweise befestigten Ortschaften Ledenice, Greben, Ubalac und Beljeselo und säuberte dieselben vollständig von den Aufständischen. Trotz der außerordentlichen Terrainschwierigkeitea wurde dieser Erfolg mit Ver- hältnißmäßig geringen Verlusten — 2 Tobte, 16 Ver wundete — erreicht. Nicht minder günstig gestaltete sich eine zweite Action der Truppen, welche am ver gangenen Freitag bei Trnowa in der Herzegowina durchgeführt wurde und mit der vollständigen Nieder lage der Insurgenten, die 20 Tobte auf dem Schlacht- selbe zurückließen und zahlreiche Verwundete mit sich schleppten, endigte. Auch in diesem Falle waren die Verluste auf österreichischer Seite — 1 Todter, 4 Schwerverwundete — verhältnißmäßig nicht bedeutend. Mit Rücksicht auf die nun in vollem Umfange begon nene Action hat nunmehr auch die Gesellschaft vom rothen Kreuze ihre Thätigkeit ausgenommen. Vorgestern wurden 8 vollständig ausgerüstete Sanitätswagen, theils nach Süddalmatien, theils nach der Herzegowina diri- girt. Auch die Commissionen zur Unterstützung der hilfsbedürftigen Familien von einberufenen Re servisten wurden bereits activirt. Die patrioti schen Hilfsvereine sammeln ihrerseits warme Unter- kleider, dann Verbandsmaterial und Erfrischungen für die im JnsurrectionSgebiete stehenden Truppen, deren Haltung von den betreffenden Commandanten als eine musterhafte geschildert wird. — Im Abge» ordnetenhause des Reich-rathe« hat heute die Bud getdebatte unter lebhafter Betheiligung sowohl der Abgeordneten, al» der außerparlamentarischen Kreise begonnen. Die Rechte will, um einer allzugroßen Ausdehnung der DiScussion vorzubeugen, am Don- »erStag Schluß der Debatte beantragen, und da sie über die Majorität verfügt, ist kaum daran zu zwei feln, daß dieser Antrag auch durchdringen wird. Am 13. d. MtS. tritt anläßlich der ReichSrathSwahl im böhmischen Großgrundbesitze, an welcher sich viele so wohl deutsche al« tschechische Abgeordnete aus Böhmen persönlich betheiligen wollen, eine kleine Pause in den Berathungen ein, worauf zur Specialdebatte über den Voranschlag geschritten werden soll. Diese letztere dürfte mindestens 4 Wochen dauern. — Die Durch führung der Wahlreform im Sinne des bekannten, vom Abg. Zerthammer eingebrachten Antrag«, wonach der böhmische Großgrundbesitz statt wie bisher als ge schlossene Lurie, künftighin nach bestimmten Wahlkreisen wählen soll, erscheint nunmehr, nachdem Graf Taaffe sich für diesen WahlmoduS erklärt hat, gesichert. Da mit erfährt aber auch die Majorität der VerfassungS- partei in dieser Wahlgruppe den Todesstoß. * Wien, 13. Februar. Heute tagten beide Häuser des Reich-rathe». Da» Herrenhaus nahm die Ge setzentwürfe, betreffend die Aushebung de« Recruten- contingente« für 1882, dann betreffend die Belegung der Kunstweinerzeugung mit der Berzehrung«steuer, ohne Debatte unverändert an und vollzog hierauf zwei ausständige Ersatzwahlen. — Im Abgeordneten hause wurde die Generaldebatte über da« Bud get eröffnet. E« sprachen 3 Redner von der Linken und 3 Redner von der Rechten Al« erster Redner ergriff der Abg. Ritter v. Larneri das Wort und sagt«: So leicht dt« Regierung eS auch damit nimmt, wenn man ihr Plan losigkeit vorwirst, wie ich eS thur, zum Schweigen kann sie un» doch nicht verurtheilen. Ich fürchte, daß da« Labinet noch lange am Ruder bleidt, aber aus Kosten der RrichSeinheit. Redner kommt hieraus aus die Erspa rung-commission zu sprechen und prognosticirt ihr rin ruhmlole- Ende wie anderen ähnliche» Lommijstonen. Redner erwähnt sodann de» im vorigen Sommer erflogenen Verbote» einer öffentlichen Feier bei der Enthüllung de» Kaiser Joses-Denkmal» in Marschendors. Die Einladung zu diesem Feste habe nicht» enthalten, al» einen Protest gegen die jetzige Regierung, nicht» al» einen Protest gegen die Zersetzung Oesterreich», welche nothwendig au» der gegenwäriigen Ver söhnung-weise erfolgen muß Es ist dem »rasen Taaffe ge lungen, einen herrlichen Zug de» Herzen», au» welchrm jeder andrrr Minister reichlich dynastische» Capital geschlagen hätte, wie die Kaiser Josef-Feier, zu einer anti-dynastischen Bewegung zu stempeln. Ein Minister, der nicht sieht, wohin das sührt, der bei der Krone Schutz sucht, wenn er getroffen ist; ein Mi nister, welcher — mir verbietet der parlamentarische Anstand, den Fall oder die Fälle zu nennen, die mir vor Augen schwe ben — welcher also anstatt ein Schild der Krone zu sein, die Krone zu seinem Schilde macht, ein solcher Minister mag den Wortlaut der Lonstitution zur Noth kennen, den Sinn de- Lon- ftitutionaliSmu» kennt er nicht Und ein solche» Vorgehen soll eine Zukunft Haden, wenn man jornvahreud die Krone herabzieht. Redner beschäftigt sich sodann mit der tschechischen Universität. Heute noch an eine Verständigung zu glauben, wo schon alle Brücken abgebrochen sind, fei ein Unding. Redner bespricht hieraus daS Monopol der Länderbank und sagt: Wenn der Stern Oester reich», aus den schon jo viel gesündigt worden ist, nicht wieder rechtzeitig sich bewährt hätte, würde diese» Monopol unserer ge- sammten Industrie wie unserer Presse sich bemächtigt haben, so daß ein Franzose in die Lage gekommen wäre, über da» Loos der Früchte unserer Arbeit, sowie über die Haltung unserer öffentlichen Blätter zu entscheiden. Der gegenwärtige Finanzminister hat eine Gesellschaft patronisirt, patronisirt sie vielleicht noch, welche aus dem Punkte stand, die ganze That» kraft Oesterreich» an da» Ausland zu verkaufen. Redner schloß feine Ausführung mit dm Worten det Demosthenes, welche jaulen: »Für den freien Mann giebt e« keine größere Rölhi- gung, als die Scham über seine eigene Lage.' Abg. Mattusch machte der Regierung Vorwürfe, daß sie in Böhmen, Mähren und insbesondere in Schlesien da» tsche chische Mittelschulwesen allzuwenig berücksichtige, und hielt e» sogar für nolhwendig, für die slowenischen Schmerzenskinder eine Lanze einzulegen. Abg. Sch au p behauptete, daß unter keiner Regierung die gemeinsamen AuSgabm so gestiegen sind, wie unter der jetzi gen Er markt« das Berhältniß zwischen der Regierung, der Länderbank und dec serbischen Regierung, behauptet, das La binet habe seinen Einfluß dahin geltend gemacht, daß der Bau der serbischen Bahnen gelingen und die Börse den Jobbern anheimfiel. Einer solchen Regierung verweigern wir das Bud get und befinden un- in Uebereinstimmung mit unsern Wählern. Adg. Schindler hielt sich ausschließlich an die finanzielle Seite de- Budgets und entwickelte ein sörmliches Programm zur Beseitigung de- Deficit-. Abg. Klier schilderte in einer zweistündigen Rede die Lage der Deutschen in Nähmen. Er jagte, die Enunclalionen der Abgeordneten werden confiScirt, die Situation der Deut schen in Böhmen werde unerträglich, und wenn nicht bald eine Aenderung eintritt, dann könne eS in Böhmen werden wie in der Kriwoschje. Redner wie» hieraus aus alle die Hetzereien hin, denen die Deutschböhmen vom Beginne der Volkszählung an bi» vor kurzer Zeit auSgesetzt waren, er erwähnte der zahl losen Hetzereien in den tschcchichen Journalen und schloß seine AuSjührungen damit, daß er sagte, zur jetzigen Regierung habe er nicht nur kein Vertrauen, sondern auch für dieselbe keine Achtung. Abg vr. Gabler: Man jagt, in Böhmen ist da»Deutsch thum in Gefahr. Da» Deutjchthum, m. H., ist nicht in Ge fahr, wohl aber die deutsche Herrschaft, und die kann sehr gut in Oesterreich fallen, ohne daß Oesterreich dabei zu Schaden kommt. Ich glaube, daß Oesterreich tie Ausgabe hat, weder ein slawische», noch ein deutsche» Reich zu sein, sondern ein Oesterreich, in welchem alle Völker nach dem Wunsche unsere« erhabenen Monarchen Schutz und Schirm finden für ihre un» bestreitbaren nationalen Rechte. Hiermit wurde die heutige Debatte gefchlosfen. — Der „Pr.* tetegraphlrt man au« Zara: In den Bocche- di-Lattaro beffert sich die Lage; die Kriwoschjaner beginnen einzulenken, feit sie hören, daß Truppen im Anmärsche sind. Die Nachbarortschaften der Kri woschje, auf deren Anschluß an die Jnsurrection die Kriwoschjaner gerechnet halten, haben der „Narodui Listy* ein Telegramm zukommen lassen, womit sie jed wede Solidarität mit Len Kriwofchjanern von sich weisen, ihre Treue und Ergebenheit für Kaiser und Reich betheuern und die Störung de» Friedens in der Herzegowina beklagen, sich überdies zur Bildung von Freiwllligencolonnen gegen die Insurgenten bereit er klären. Bisher haben sich 10 solcher Loionnen gebil det. AuS der Herzegowina strömen Freiwillige un aufhörlich nach Metkovich, um auS den militärischen Depot« Gewehre zu fassen; bi«her wurden ca. 5000 Gewehre an. diese Freiwilligen hinau«gegeben. Im Kreise von Ragusa formiren sich ebenfall« Freiwilligen- colonnen. Pari», 12. Februar. Die Deputirten- kammer hat gestern ihre Sitzung mit einer Diicus- flon au-gefüllt, der man schwerlich viel praktischen Werth beimessen kann, die aber den Wählern ein ge wisse« Vergnügen bereiten wird. Sie hat den Antrag Barodet in Erwägung genommen, wonach alle Wahl- manifeste und Programme, durch welche sich die De- putirten dem allgemeinen Stimmrecht empfohlen haben, in einem Bande vereinigt werden sollen, damit sich jederzeit feststellen lasse, wer seinem Versprechen untreu geworden. Da« Project hatte ursprünglich vielen Widerstand gefunden, und die Lommission, der e« zu gewiesen worden, war ihm absolut feindlich. Sie ließ auch gestern dasselbe durch ihren Berichterstatter Mir entschieden bekämpfen; aber Lacretelle und Gatineau übernahmen seine Vertheidigung im Namen der par lamentarischen Ehrlichkeit, und wirklich wurde e« mit einer gewaltigen Mehrheit, 350 gegen 69 Stimmen, zu genauerer Prüfung angenommen. Die Regierung hatte keinerlei Einwendung gegen diesen Beschluß er hoben. Die Sitzung wurde mit der Wahl zweier Bicepräsidenten und eines Quästors eröffnet. Die neuen Bicepräsidenten sind FalllöreS und Boynet, der neue Quästor ist Martin Nadaud. In dieser Ab stimmung ist eine abermalige Niederlage der Gam- betta'schen Fraction zn erkennen. Seit dem Votum vom 26. Januar hat sich nichts in der Stimmung der Kammer geändert. — Nächster Tage wird wahr scheinlich da» Ministerium aus eine Interpellation der äußersten Linken über die Ausweisung des Russen Lavrow aus Frankreich Rede zu stehen haben. De Freycinet hatte heule über diesen Gegenstand eine Unterredung mit dem Deputieren Talandier. Die radikalen Blätter bekämpfen die Maßregel mit der größten Heftigkeit und machen sich darüber lustig, daß der Ausweisungsbefehl mit der Erwägung motivirt ist, daß Peter Lavlvw die öffentliche Ruhe m Frankreich störe. Lavrow lebte allerdings sehr still im lateinischen Viertel, wo er sozusagen bloS in seiner Wohnung mit der exaltirten Parte» unter den Studenten verkehrt, die ihn als eine Art Weisen und Rathgeber be trachtet. In der Jugend der Schulmeister daher wohl bekannt. Man hat mit Unrecht behauptet, daß er vermögend sei; im Gegentheil lebte er nur von seinen Schriften, die ihm ein fehr ärmliche» Einkommen verschafften. Ueber seine Vergangenheit hören wir Folgende«: Er war im Beginn der 60er Jahre Professor der Geschichte an der polytechnischen Schule in Odessa, als eine liberale Bewegung unter den Schülern der Anstalt ausbrach. Bei einer Haussuchung, die bei ihm vorgenommen wurde, entdeckte man ein gegen den verstorbenen Zaren Nikolaus gerichtetes Ge dicht, und die Regierung verbannte ihn nach einem kleinen Städtchen im Ural. Er flüchtete sich von dort und ging nach London, wo er eine Zeit lang mit Herzen arbeitete. Später ließ er in England und nachher in Genf selbstständig eine Revue erscheinen, die in unregelmäßigen Zwischenräumen bandweise er schien und die russische Regierung scharf angriff. Seit etwa 4 Jahren lebte er in Pari», und bei der Hart- mann'schen Affaire war schon von seiner Ausweisung die Rede. B>S dahin hatte er nicht eigentlich der nihilistischen, wenigsten» nicht der terroristischen Partei angehört, war vielmehr etwa» wie ein Opportunist im NihiliSmu» gewesen. In der letzten Zeit erst scheint er in nähere Beziehung zu Wera Sassulitsch und ihren Freunden zetteten zu sein, mit denen er gemeinschaft lich Sammlungen für die nihilistische Sache veran- staltere. Aeußerlich sieht er sehr der Caricatur eine« Kosaken in deutschen Bildern ähnlich und hat ein echt russisches Gesicht mit verworrenem Haar und strup pigem Bart und ein sehr verwahrloste» Wesen. Aber man rühmt seine Gelehrsamkeit und sein ConversationS- latent. Pari», 13. Februar. (Tel.) Noch hier vorliegenden Londoner Nachrichten hätten sich England und Frank reich mit einander darüber geeinigt, über die ägypti schen Angelegenheiten mit den anderen Mächten in einen Meinungsaustausch zu treten. Bezüglich Aegyptens fei überhaupt zwischen den Cabineren eine erhebliche Abspannung eingetreten. Die eben erfolgte Aukunft deS französischen Panzerschiff»„Reine blanche* in Port-Said sei rein zufällig und habe keinerlei po litische Zwecke. London, 13. Februar. (Tel.) Der Herzog v. Albany und dessen Braut, die Prinzessin Helene von Waldeck, werden am 21. d. M. in Windsor erwartet; die Königin wird bi« dahin Osborne nicht verlassen. — Im Unterhaus« antwortete der Unterftaat-secretär Dilke auf eine Anfrage von JameS, daß da- Gerüa.t, Göschen sei mit einer vertraulichen Mission in Berlin beauftragt gewesen, jeder Begründung entbehre. Hier auf wurde die Adreßdebatte fortgesetzt. Dieselbe wurde schließlich auf morgen vertagt. Christiania, 13. Februar. (Tel.) Gestern empfing die Kronprinzessin eine Deputation junger Mädchen, welche eine silberne Jardinidre mit Blumen überreichte. Heute wird eine Deputation des Slorthing empfangen, welche eine Adresse überreichen wird. Die Bevölkerung kommt der Kronprinzessin überall mit dem größten Enthusiasmus entgegen. St. Petertburg, 13. Februar. (Tel.) Die Aerzie constatiren nach dem im „Reg.-Anz." veröffentlichten Bulletin keine Besserung in dem Zustande der Groß fürstin Maria Paulowna. Der mittelst Opiums erzeugte Schlaf hielt bi» gestern 6 Uhr Abends an. Die Nacht verlief schlaflos. Temperatur 39,6 Grad; PulSfchläge 108 bis 120. Der Appetit ist mangel haft; die Schwäche hat zugenommen. — Der Fürst Suworow ist gestern Abend gestorben. (Fürst Alexan der Arkadjewitsch Suworow-RymniSki, Fürst Jtalijski, der älteste Sohn des Grafen Arkadij Suworow, wurde 1805 geboren. Im Jahre 1845 wurde er mit der Untersuchung der im Kaukasus eingerissenen Mißbräuche betraut, 1848 zum Gouverneur der Ostseeprovinzen und 1854 zum Befehlshaber der Truppen in Livland er nannt. Später wurde er wiederholt mit wichtigen diplomatischen Sen» ungen betraut und 1865 zum Ge neralgouverneur von t. Petersburg ernannt. Als diese Stelle 1866 aufgehoben wurde, ernannte ihn der Kaifer zum Generalinspecteur der Infanterie und Mit glied des russischen ReichSratheS.) Sofia, 13. Februar. (Tel.) Aus verschiedenen Theilen Bulgariens sind muselmännische Deputa tionen hierhergekommen, um dem Fürsten Alexander dasür zu danken, daß ein Muselmann zum Mitglied« des StaatsratbeS ernannt wurde. Konstantinopel, 13.Februar. (Tel) Wie man der „Agence Havas" versichert, hat die Pforte unter dem 9. d. MtS. ein Rundschreiben an ihre Vertreter im Auslande erlassen, worin sie ihrer Befriedigung über die von Frankreich und England betreffs Aegyptens erhaltenen Aufklärungen, sow e über das E.noernehmen der Mach e Ausdruck leiht, die Souveränetät des Sul tans in Aegypten anzuerkennen. — Die zwei Lloyd- dampfer „Nutria* und „Jupiter* sind voraestern Abend mit Truppen, und zwar ungefähr 1400Mann Infanterie, Cavallerie, Artillerie und Munition an Bord nach Jemen abgegangen. Die „Austria* wird direct nach Hodeyda gehen, während der Dampfer „Jupiter* seine gewöhnliche Route zurücklegen, an der synschen Küste noch einige Truppen aufnehmen und die Trup pen fodann in Ghunsuda und an der Küste von Jemen landen wird. — Die Note, welche der türkische Minister deS Auswärtigen, Assym Pascha, über das Confular- ceremonrel unterm 2. d. Mts. an die Vertreter der Mächte in Konstantinopel gerichtet hat, lautet nach der „N. fr. Pr.*, wie folgt: .Herr Botschafter! Ich habe die Note empfangen, welche Ew. Excellenz mir di« Eyre erwiesen, an mich in Betreff de» bezüglich der im türkischen Reiche reisenden sremden Lonjuin und Missionschess zu beobachtenden Leremoniel» zu richten. In dieser Note constatirl Ew Excellenz, daß mehrere in dem Lircular der hohen Pforte vom L« September v I enthal lene Bestimmungen sich im Wideripruche mit den Verträgen, den Lapitulatiouen und Gebräuchen befinden, »nd verlangt infolge dessen, daß die Vorschriften diese- Lirculars nicht in Anwendung gebracht werden mögen. Ich bedauere, die Art und Weis», womit die Entscheidung der hohen Psorte bei dies« Angelegenheit von den meisten der Herren Missivn-chef- be trachtet worden ist, nicht theilen zu können Eine aufmerksame Prüfung der Verträge und Lapitulalionen hat un» zu dem Schluffe geführt, daß dieselben keine Beschränkung unsere» RechteS enthalten, in Bezug aus das Leremoniel unser Betragen demjenigen der europäischen Staaten anzupaffen. In Ansehung der unendlichen Mannichfaltigkelt der Versahrungsarten, wovon keine einzelne den Zwang einer moralischen Autorität au-drückl und eine RechtSregel für eine Gesammiheit von bestimmten Beziehungen formulirt, ist der kaijerl Regierung« nichts von jenen Gebräuchen bekannt, aus welche Sw Excellenz anzespielt haben. Die kaiserl Regierung kann indeß bekräftigen, daß. wenn der überall sonst üblichen Praxis zuwiderlausende Acte bi-weilen vorgekommen find, dieselben doch nicht die allge meinen, junumgangUch nothwendigen Bedingungen enthalten, welche ihnen einen bindenden Lharakter verleihen würden. BersahrungSarten beim Leremoniel, welche auf so schwachen gegebenen Bedingungen ruhen und soriwährend Wechselfällen unterworfen sind, können offenbar nicht als Grundlage für der Enge der Heimathhütte; vielleicht hatte sie — fo dachte der Bursche in ungerechtfertigter Bitterkeit und Selbstqual — einen andern Schatz gefunden, und wenn e« da- war, dann wollte er wie das leibhafte Gewisien vor sie hintreten. Am Nachmittage brach er auf; er hatte fein beste» Gewand angezogen und sich auch ein bunte», flattern de« Band an den Hut gesteckt, fo daß fein Vater und die alte Margarethe ihn verwundert anschauten und die Letztere nicht die Frage unterdrücken konnte, wohin er denn „in solchem Staat* gehe. „Zur Kirme«*, war die lakonische Antwort. Die Alte schüttelte schweigend den Kops und blickte fragend yach dem Bauer; der sagte nicht«, aber e« ging eine Secunde lang wie em Lächeln um dir schmalen Lippen, und er dachte sich wohl: Da» ist kein schlimme» Zeichen! Franz kam erst am Abend in Jakob»thal an; die Klänge lärmender Blechmusik dröhnten durch die Dorfgaffe, der Tanz hatte im GasthauSsaale bereit- feinen Anfang genommen. Der Bursche betrat den Raum, au» welchem eine heiße, mit Staub und Rauch erfüllte Atmosphäre ihm entaegenschlug. Auf einer erhöhten Galerie saßen die Musikanten in Wolken und Rebel gleich den unsterblichen Göttern in der Höhe de« Olymp, unter dem Lhore reihten sich um die rohen Holzttsche die älteren Bauern, und die jungen Leute flogen johlend und stampfend auf der Diele hin. Franzen'» Augen musterten mit dem heißen Blicke der Eifersucht die Tanzenden, und da er unter diesen Grete nicht entdecken konnte, athmete er unwillkürlich hoch auf. Und doch war die Tochter de» Laboranten an wesend. Scheu und ängstlich wie eine bange Tande faß da« Mädchen in eine Ecke gedrückt und blickte jräumensch in di« Wogen de» lustigen Leben« rings umher. Sie war nicht aus eigenem Antriebe gekom men; ihr Vater war heftig in sie gedrungen, weil er ihr durchaus eine Zerstreuung bieten wollte, deren ihm da» seit Wochen blasse und stille Mädchen be dürftig schien, und al» noch zwei Freundinnen kamen, um sie abzuholen, hatte sie sich doch bereden lassen, freilich mit dem festen Vorsatze, nicht zu tanzen. Sie hatte Franz gleich bei seinem Eintreten bemerkt, und da« Herz klopfte ihr schneller und ängstlicher; sie bereute e« nun doppelt, hierher gekommen zu sein, und wäre am liebsten verschwunden, wenn die« nur irgend wie möglich gewesen wäre. Nun mußte auch der Bursche sie gesehen haben, denn eine jähe Röthe flammte mit einem Male über sein Gesicht, und er machte eine Bewegung, al« ob er die Reihen der Tanzenden durchbrechen wollte. Aber er blieb stehen und hielt die Augen unverwandt nach ihr hin gerichtet, bi» die letzten Töne de» „Hoppich* verklungen waren. Nun kam er heran, aber Grete hatte bereit» in fieber hafter Hast die Arme ihrer beiden Freundinnen erfaßt, sich recht» und link» in diese eingehängt nnd that, al» bemerke sie ihn nicht. (Fortsetzung folgt.) vielen Winke, die er bekommen hat, auch benutzen wird. Der Redner beschränkte sich in richtiger Erkenntmß de» Bedürfnisse» der Zuhörer auf die modernen Ner venkrankheiten, die thettwelse Ausflüsse unserer Lultur sind. Nervenkrankheiten sind in der Erschöpfung oder in der zu leichten Erregung der Nerven zu suchen und haben ihren Sitz im Rückenmark oder Gehirn. Ist nun, nach Aussage eine» englischen Arzte», überhaupt kem Mensch auch nur eine Stunde seine- Lebens ohne jegliche» Schmerzgefühl, so sind die Kranken, die am Nervensystem leiden, d. h. an der vlüthe de» mensch lichen Organi»mu», und die so ost von un» falsch ver standen werden in ihrer Launenhaftigkeit, ihrer Ueber- triebenhett, ihrem Menschenhaß und ihrer Menschen scheu, ihren unmotivirten Furchtempfindungen und der peinlichen Unentschlossenheit, dieselbe zu überwinden, ihrer Zweifelsucht rc., diese Menschen sind Producte der gegenwärtigen Lultur und durchaus nicht einge bildete Kranke. Solche Zustände sind nicht unheilbar, wenn auch sehr langwierig. Sie haben ihren Grund oft in natürlicher Anlage, in körperlichem Fehler, wie Blutarmuth; sie liegen ebenso ost in der fehlerhaften Erziehung de« HaufeS und der Schule, wie wenn die nervöse Mutter z. B. dem Zugaber glauben huldigt und damit die ganze Familie ansteckt, oder zu große» Mitleid mit dem kleinen Kinde hat oder Nachgiebigkeit gegen den trotzigen Schreihal« übt. In dasselbe Gebiet gehört auch, wenn bei der uehei- laftung durch die Schule da» Hau» körperliche Be Mangel an jeglicher Erholung und Verkürzung de» Schlafes, bald durch die Nervengifte, wie Tabak, Mor phium; bald aber auch — nach unserer Meinung da» Wesentliche — durch die sittlichen Fehler unserer Zett, unsere Unfähigkeit, zu ertragen, unsern Mangel an Selbstbeherrschung und an Charakter, wie dies die Ueberschätzung der Materie und des eignen Ich zum Schaden alle» JdealiSmuS täglich beweist. Die reiche Zahl von Beispielen, die der Redner au» eigner Er fahrung entlehnte, sowie die vortrefflichen Winke, die er gab, müssen an dieser Stelle wegfallen. Ü. * Der Altmeister deutscher Geschichtswissenschaft, Leopold v. Ranke, feierte am 13. Februar m Ber lin den Tag seiner 50jährigen Mitgliedschaft der Akademie der Wissenschaften. Gewiß ein seltenes, ein denkwürdige» Jubiläum, an dem die ganze wissenschaftliche und gebildete Welt innigen Antheil nahm. Der Kaffer verlieh dem Jubilar den Charakter als wrrkl. Geh. Rath mit dem Prädicat „Excellenz*. Kanzler der Frieden-klasse deS Ordens paar 1e märis« ist er seit August Böckh'S Tode un Jahre 1867. Heute steht der berühmte Geschichtsforscher im 87. Le bensjahre (geboren am 21. December 1795), und trotz dieses hohen Alters erfreut er sich nicht allein einer seltenen körperlichen Rüstigkeit, sondern auch voller GeisteSsrische und einer wunderbaren Arbeit-freudig- keit, von welcher die literarischen Ankündigungen aller- neuester Zeit beredte- Zeugniß ablegen. ff- In Darmstadt starb am 11 d. im Alter von 65 Jahren Gustav Schmidt, der bekannte Lomponist der Opein „Prinz Eugen* „La Lräole* „Weiber- treue* „Alibi*, und langjähriger Kapellmeister der Bühnen zu Frankfurt a. M., Leipzig und Darmstadt, Orffentliche Vorträge. Am 9. Februar sprach Med.-Rath l)r. Birch-Hirschfeld im gemeinnützigen Vereine über da» Thema: Zur Gesundheit»pfl»ge der Nerven. Der Saal war überfüllt. Wir wollen durchaus nicht in Abrede stellen, daß der schon bekannte Redner mit seiner einfachen und doch eindringlich mahnenden und warnrnden Art zu sprechen diese Fülle hervorgezaubert hat, aber wir sind auch der Meinung, daß die Fülle bewies, wie viel Heilbedürstigr e« giebt. Und wir hoffen, baß bet aufmtrkfaine Kroüke die wegung nicht pflegt oder die freie Zeit de» Kinde« durch die benannten Genüsse auSzusüllen sucht. Im Leben de« Erwachsenen werden jene nervösen Zustände hervorgerufen bald durch einseitige geistige Anstrengung, da« Lustgefühl am Schaffen erstickt, bald durch den
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