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Frankenberg. Zur Hebung der Fremdenverkehr» und zur Förderung gemeinnütziger Bestrebungen findet hier am 7. und 8. Juli erstmalig -in „Lützeltalfest" statt. Leipzig, 27. Februar. Infolge der von den Arbeit gebern gemachten weiteren Zugeständnisse beschlossen die streikenden Epeditionsarbelter heute früh, die Arbeit wieder auszunehmen. Gewährt wurden Erhöhung des Wochenlohnes, Verkürzung der Arbeitszeit und Extra bezahlung von Ueberslunden und Sonntagsarbeit. Maß regelungen der Streikenden werden nicht vorgenommen. Oberfrohna. Das goldene Bereinsjubiläum begeht am 8., 9 und lO. Juni der hiesige Turnverein. Burgstädt. In hochherziger Weise hat Herr Fabrik- direktor Friedrich Anton Köpke im nahen Göppersdorf dem hiesigen Kirchenoorstande eine Stiftung von 15000 Mark zu wohltätigen Zwecken übergeben. Gleichzeitig überwies er 2500 Mark dem Turnverein j. P. in Göppersdorf. Zittau. In engere Wahl für das freiwerdende Oberbürgermeisteramt befinden sich die Herren Stadtrat vr. Dietrich-Plauen, Stadlrat Lehmann-Chemnitz, Bürgermeister l)r. Roth-Burgstädt. Die Wahl findet heute Mittwoch statt. Tagesgeschichte. Berlin. Wie halbamtlich mitgeteilt wird, entbehrt die Behauptung, daß zur Deckung des Mehrbedarfs außer Sondersteuern auch das mobile Kapital herangezogen werden soll, jeder Begründung. Paris, 25. Februar. Die gestrigen militärischen Zapfenstreiche veranlaßten wieder Kundgebungen der Sympathie für die Armee. Einige Syndikalisten, die eine antimilitärische Demonstration versuchten, wurden ver haftet. Im Quatier Latin wurden die Militärpatrouillen von ungefähr zweitausend Studenten begleitet, die riefen: Wir müssen Elsaß haben! Paris. Offiziös wird gemeldet, daß sich Minister präsident Poincare im April nach Cannes und Nizza be geben werde, wo aus Anlaß der Enthüllung der Denk mäler König Eduards und der Königin Viktoria große Festlichkeiten stattsinden. An den Festen, zu denen die englische Regierung den Botschafter in Paris, Sir Francis Bertie, entsenden wird, werden zwei englische Schisss- dlvisionen und ein französisches Geschwader, sowie die Garnison von Nizza teilnehmen. — In Frankreich haben die Grubenarbeiter einen vierundzwanzigstündigen Gesamtausstand beschlossen, um auf das Parlament, dem Forderungen der Bergleute vor liegen, einen Druck auszuüben. England. Der Voranschlag für das englische Heer wesen weist eine Steigerung von 170000 Pfund auf; u. a. soll eine gemeinsame Heeres- und Marineflugschule errichtet werden. — In der englischen Presse kommt eine optimistische Auffassung über die Kohlenkrisis zum Ausdruck, obwohl weitere Bergleute die Arbeit niederlegten. — In England haben die Arbeitseinsteltungen in einzelnen Grubengebieten begonnen. Die Einigungs-Ver handlungen dauern fort. Türkek. Wie bekannt wird, sind bei dem Bombarde ment auf Beirut 58 Personen, darunter 36 friedliche Ein wohner, getötet, 5b Personen verwundet worden. Persien. Dem Bruder des Exschahs von Persien Salar ed Dauleh gelang es, die Stadt Kirmandschah wieder zu erobern, nachdem er den Tuppen der Regierung eine schwere Niederlage beigebracht hatte. Deutsch-vstafrUa. Die erste Lokomotive ist am Montag in Tabora, dem Hauptplatz im Innern Deutsch- Ostafrikas, eingefahren. Die von Daressalam ausgehende Zentralbahn hat damit eine Länge von rund 850 Kilo meter erreicht. Es ist wohl di« am schnellsten gebaute Bahn unserer Kolonien. Als der Staatssekretär Dern burg im Sommer 1907 in Oslafrika war und nach Tabora marschierte, wußte noch niemand, ob die Zentral bahn überhaupt gebaut werden würde. Als dann ein Jahr daraus das Gesetz über den Bau zustande kam, nahm man an, daß die Bahn Mitte 1914 in Tabora fein würde. Die fortschreitende Entwicklung Afrikas drängte dahin, den Bau der unsere Haupt-Kolonie er schließenden Eisenbahn nach Kräften zu beschleunigen, und es ist gelungen, nicht nur zwei wertvolle Jahre Zeit zu gewinnen, sondern auch dadurch erheblich an den Kosten zu sparen, sodaß ein Teil des ursprünglich vorgesehenen Baukapitals für den inzwischen beschlossenen Weiterbau nach dem Tanganjikasee verwendet werden kann. Mertto. Nach einem Telegramm aus Mexiko hat Präsident Madero auf einen Appell des Generals Gomez geantwortet, er lehne es ab, zurückzutreten und müsse dem General Gomez die Verantwortung für die Insurrektion zuschieben. Er wirft dem General Gomez vor, sich durch eine ausländische Flagge zu decken. Der Genera! Geronimo Trevino, den ein Manifest zum Präsidenten von Meriko proklamiert, leugnet jede Verbindung mit den Rebellen ab Er betont seine Loyalität gegen den Präsi denten Madero. Ein Telegramm aus El Paso in Teras meldet, daß 1000 Rebellen 14 Meilen von Juarez stehen und daß man jeden Augenblick den Vormarsch auf die Stadt erwartet. Man glaubt nicht, daß die Garnison von Juarez, die nur aus 1000 Mann besteht, Widerstand leisten werde. veffentliche Sitzung des Stadtverordneten» Kollegiums zu Dippoldiswalde. 16 Februar 1912. Anwesend sämtliche Stadtverordnete und der Bürger- meister. In dieser Sitzung beschäftigt man sich lediglich mit. dem mündlich angebrachten Gesuch de» Bürgermeister«, ihn aus seinem Amte zu entlassen. Der Austritt soll an einem noch zu bestimmenden Zeitpunkte erfolgen. Damit ist zugleich der Wegfall von Gehalts-, Pensionr und sonstigen Ansprüchen des Bürgermeisters verbunden, nicht aber Wegfall etwaiger Regreßansprüche der Stadt- gemeinde gegen ihn. Der definitive Beschluß in dieser Angelegenheit soll tn der sich anschließenden gemeinschaft- lichen Sitzung gefaßt werden. Das Kollegium hält für nötig, sofort Erkundigungen einzuziehen, ob ein solcher Rücktritt des Ratsvorstandes Einfluß auf die für ihn ab geschlossene Haftpflichtversicherung gegen Vertretungs- Posten hat. 23. Februar 1912. Anwesend sämtliche Stadtverordnete und Stadtrat Gietzolt. Gegen das neuaufgestellte Regulativ über die Be seitigung umgestandener und getöteter Tiere in der Stadt Dippoldiswalde hat man Einwendungen nicht zu erheben. Die damit verbundenen verschiedenen Gebühren-Erhöhungen sind nötig, um der Kadaver-Vernichtungsanstalt die Eristenzmöglichkeit zu schaffen, was zu den Pflichten des ihr zugewiefenen Bezirks gehört. Dem Ratsbeschlusse, gelegentlich des jetzigen Wechsels in der Besetzung des Elektrizitätswerks-Betriebsleiteramtes die mit diesem Amte bisher verbundene freie elektrische Beleuchtung Wegfällen zu lassen und dafür das Grund gehalt um 100 Mark zu erhöhen, tritt man bei. Ebenso ist man einverstanden mit dem Ankauf ver schiedener Grundstücke von Frau verehel. Zacharias in Leipzig für den vom Flurausschuß ermittelten Kaufpreis von 4166 M. Der Ankauf erfolgt teils für die Kiebsch- Stiftung, teils für die Stadtgemeinde. Die vorliegenden geprüften Rechnungen der Stadt- kasse und der Forstkasse auf 1910 werden nach dem Vor schläge des Finanzausschusses richtig gesprochen. Weiter nimmt das Kollegium Kenntnis davon, daß in miserer Sparkasse zurzeit Erhebungen darüber statt finden, welchen finanziellen Einfluß die tägliche Ver zinsung der Einlagen haben würde. Da diese Erhebungen einige Zeit fortgesetzt werden möchten, wird die Beschluß fassung vertagt. Ebenso nimmt man Kenntnis von einem Bericht des Stadtverordneten Braune über das Ergebnis der Lrkundi- gung in Sachen der Versicherung des Bürgermeisters gegen Veriretungsposten. In geheimer Sitzung beschäftigt man sich mit Spar- kassenangelegenheiten. Das Stadtverordneten-Kollegium. G. Schiffner, Vorsitzender. Vermischtes. ' Jede Kugel trifft ja nicht. Wenn man die Menschen verluste in den letzten Feldzügen mit der Zahl der ver feuerten Patronen vergleicht, so ergibt sich die auffallende Tatsache, daß trotz der zunehmenden Präzision der Feuer waffen doch die Verluste immer mehr abnehmen. So weist z. B. Waterloo 24 Prozent, Sedan nur 12 Prozent Verluste auf. Es beruht dies darauf, daß die Ent fernungen, aus denen das Feuergefecht eröffnet wird, ge wachsen sind und daß die Sichtbarkeit der Ziele bedeutend abgenommen hat. Bei Colenso brauchten die Buren 600 Schüsse, um «inen Treffer zu erhalten, bei den Engländern brauchte man dazu sogar 5000 Schüsse. Die Marokkaner verfeuerten 1897 im Kamvfe gegen Raisuli 80000 Patronen, gaben 800 Maschinengewehrladungen ab, warfen 120 Granaten und hatten — keinen Treffer. Die Serben brauchten bei Zaribrod am 24. November 1885 im ganzen 200000 Schüsse, um 58 Bulgaren zu treffen. Die Franzosen verfeuerten 1881 im Gefecht bei Chellala 35000 Gewehr-Patronen und 41 Artillerie-Geschosse, um 70 Araber zu treffen. Lin Engländer, der sich mit der Schießausbildung der modernen Infanterie besaßt, sagt, wenn ein Heer soweit gebracht würde, daß mit 600 Schüssen immer ein sicherer Treffer erzielt wird, so wäre das die am besten schießende Armee der Welt. " Endlich ein Ende mit den Schatzschwindlern. In Bilbao (Spanien) sind soeben die Fäden einer weit ver zweigten Gesellschaft ausgedeckt worden, die nicht so ganz mit Unrecht mit der Dummheit der lieben Mitmenschen rechnete. Die Organisation war vorzüglich In allen Hauptstädten saßen Vertreter, besorgten Adressen von Leuten, die ihnen „dumm und einfältig" erschienen, um auf den allbekannten Schatzschwindel hereinzufallen. Letzte Nachrichten. Dresden. Wegen schwerer Beleidigung eines Lehrer« in Ulberndorf bei Dippoldiswalde hatte sich heute morgen der schon oft vorbestrafte Redakteur der „Dresdner Volks zeitung" Paul Hermann Friedrich Jmwolde vor dem Schöffengericht Dresden zu verantworten. In Nr. 253 der „Dresdner Volkszeitung" erschien eine Notiz, in welcher dem Lehrer Faulheit, Trägheit, Gewissenlosigkeit unterg«schoben und ihm der Vorwurf gemacht wird, daß er mehr Religionsstunden gebe, wie nötig sei. Durch die Beweisaufnahme wurde fesigestellt, daß der Lehrer nur seine Pflicht getan habe, von übertriebenen Religions unterricht könne keine Rede sein. Klagen über derartig« Zustände seien den Behörden nicht bekannt. Die ganze Sache scheine eine plumpe Erfindung zu sein. Das Ur teil lautet auf 100 Mark Geldstrafe und Publikations befugnis. Dresden. Das Landgericht verurteilte wegen Banden diebstahls, begangen in 22 Fällen in Dresden, Pirna und Umglbung den Kaufmann und früheren Gärtner Matthias Meier äü« Steietmark zu 4 Zuchthau«, den Schlosser Franz Josef Mbrki au» Oderberg t. B. zu 7 Jahren Zuchthaus, den Kellner Johannes Paul Pasttar au» Rotterdam und den Arbeiter Josef Janscha au« Löb schütz zu je 3 Jahren Zuchthau», sowie jeden der An- geklagten zu 5 Jahren Ehrenrechtsoerlust und Stellung unter Polizeiaufsicht. London. Die „Times" melden au« Peking: Die Delegierten aus Nanking trafen heute hier ein und sind mit allen Ehren empfangen worden. Nachmittag« be gaben sie sich zu Juanschikai und überreichten ihm die Urkunde über die Wahl zum provisorischen Präsidenten der chinesischen Republik, wobei sie ihn ausforderten, zur Eidesleistung nach Nanking zu kommen Juanschikai nahm das Amt an und verpflichtete sich, nach Nanking zu kommen, wenn die Umstände seine Abreise erlauben würden. — Nach Meldungen der „Times" kündigte der Premier minister in den gestrigen Verhandlungen der Arbeitgeber und Arbeiter im Bergbau an, daß die Regierung bereit sei, wenn die Umstände es erforderten, mit bestimmten Plänen heroorzutreten, deren Inhalt später den Vertretern sowohl der Arbeitgeber wie Arbeiter bekannt grgeben wurde, aber nicht in die Oessentlichkeit gelangte Die Meldung, daß eine gemeinsame Beratung der Vertreter der Arbeitgeber und Arbeiter stattsinden würde, hat sich al« irrig erwiesen. Eine gemeinsame Beratung hat nicht stattgefunden, obwohl die Vertreter beider Parteien unter einem Dache verhandelten. Panama. Staatssekretär Knox ist hier eingetrofsen und hat einen herzlichen Empfang gefunden. Prognose. Nordwestwind, bedeckt, kälter, Regen und Schneefälle. Volks-Bibliothek kn Dippoldiswalde. Stzuhgasse Nr. 104, Hinterhaus. Eingang: Altenberger Straße gegenüber dem Postgut. Jeden Sonntag von 11—12 Uhr minags Frauenherzen. Von M. Eitner. <4. Sortsetzung) Wunderbarerweise hatten die älteren Herren der Umgegend wenig Sympathie für den neuen Nachbar. Lutka merkte das nicht. Ihre Augen strahlten, und ihr ganzes Wesen war wie durchwoben von Glück und Seligkeit, um so mehr da ihr Vater jetzt nicht meyr oen sorgenvollen rvrm zeigte, oer sie m letzter Zeit so schwer beunruhigt hatte. Im Juni hatte die Verlobung stattgefunden. Ende Juli ging Werner mit Lutka nach Zoppot. Der Arzt hatte ihm dringend einen Aufenthalt an der See an empfohlen. Er hatte einen tüchtigen Inspektor, und da Salbern als Nachbar die Oberaufsicht führen konnte, lag der Befolgung des ärztlichen Rates nichts im Weg. Es schien Lutka allerdings schwer, das Glück de» täglichen Zusammenseins mit Saldern entbehren zu müssen, aber des Arztes Warnung und ihre Liebe zum Vater drängten alles andere in den Hintergrund, ver sprach doch auch ohnehin Saldern, einmal während der Zeit des Badeaufenthalts für einige Tage nach Zoppot zu kommen. Werner hatte mit Lutka im Kurhaus Wohnung genommen, und dort trafen sie mit Bredows zusammen. Mit großer Freude begrüßte Werner in dem Landrat einen Bekannten aus früherer Zeit, aus der Prima, in die er, wie er lachend erklärte, verteufelt mäßig spät hineingerutscht war, weil sein Vater nicht locker ließ, bis er das Abiturium bestanden hatte. Die Herren waren viel zusammen. Frau von Bredow, die eben erst eine Krankheit überstanden hatte, zog sich oft zu stillem Ausruhen zurück. So schlossen sich die beiden jungen Mädchen, trotz ihrer großen Verschiedenheit, oder vielleicht gerade um dieser willen, sehr aneinander an. Bredows luden in herzlicher Weise Lutka ein, sie im Winter, noch vor ihrer Hochzeit, zu besuchen. Werner erschien frisch und fröhlich wie in früheren Zeiten, und doch wurde Lutka öfters von dem quälenden Gedanken erfaßt, als sei da mit ihrem Vater etwas anders als sonst. Saldern kam für drei Tage zum Besuch,-und die schöne, strahlende Braut erregte geradezu Aufsehen unter den Kurgästen. Ehe noch der beabsichtigte Aufenthalt in Zoppot abgelaufen war, wurde Werner nach Prochnow zurück- gerüfen. Unter dem Rindvieh war die Klauenseuche ausgebrochen; zwei der teuersten Pferde waren so unglücklich gestürzt, daß man sie sofort hatte erschießen müssen. Es war gerade, als ob von dem Augenblick an, da Werner mit Lutka nach Prochnow zurückkehrte. das Glück von seiner Seite wich. Die besten Stücke des Rindviehs gingen ein. Ein Getreidehändler, bei welchem Werner eine große Summe gut stehen hatte, machte Bankerott. Oesters bemerkte Lutka jetzt, daß ihr Vater in namenloser Aufregung die Postsachen erwartete. Was hatte er nur? Sie fragte ihn, ob er Sorgen habe, aber er gab kein Auskunft, wehrte nur ab. Lutka sprach mit Saldern über das, was sie ängstigte, und der lachte ihr die Sorgen weg, erklärte, daß ihr Vater für den reichsten Mann in zwanzig Meilen Um kreis gelte, und daß er die wirtschaftlichen Unglücksfälle mit Leichtigkeit überwinden müsse. So sei ihm zu Ohren gekommen, als er sich hier angekauft hatte. An einem Novembertag war Werner so verstört, daß Lutka ihn beschwor, ihr zu sagen, was ihn quälte. Da gestand er ihr, daß ihm schon vor einiger Zeit eine bedeutende Hypothek gekündigt worden war, daß es ihm bisher unmöglich gewesen war, das nötige