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Dresdner Journal : 22.01.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188201229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-01
- Tag 1882-01-22
-
Monat
1882-01
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 22.01.1882
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de» Gesetzentwurf«, betreffend die Feststellung eine« Nachtrag« zum Reichrhau«halt«etat sür da« Jahr im Reichstage Lommiffare ernannt worden waren, wurden schließlich mehrere nrueingtaangent Eingaben von Pnvalpersonrn den zuständigen Au«schüffen zur Borberathung überwiesen — Bor Kurzem meldete die „N. Pr. Ztg." daß gegen einen hohen Beamten eine DiSciplinarunter- suchung wegen Verletzung de» Amt»geheimniffe« eingelettet sei. Heute bemerkt da» Blatt Folgende» hierzu: Die Angabe, daß die Thatsache, welche zu der von un» gemeldeten DiSciplmaruntersuchung Anlaß geben sollte und welche von anderen Blättern auf den Director de» statistischen Bureau», Dr. Engel, bezogen wird, lediglich der Mittheilung der Zählkarten an den Abg. Dr. Hirsch gelten sollte, ist irrthümlich. Unsere» Wissen» handelte e» sich um Mittheilungen an eine demokratische Zeitung. — Die Strafbarkeil eine» seine Zahlungen einstellenden Schuldner» wegen einfachen Bankrotts au» 8 210 Nr. 2 der ReichSconcurSord- nung infolge unordentlicher Buchführung ist nach einem Urtheil de« Reichsgerichts, I. Strafsenat», vom 21. November vor. I., ausgeschlossen, wenn in "gend einem der Zahlungseinstellung vorhergegangenen Zeitpunkt, zufolge unordentlicher Buchführung, eine äebersicht deS BermögenSstande» drS Schuldner» ge fehlt hat, durch spätere ordentliche Buchführung aber dieser Mangel wieder beseitigt worden ist. Zur An wendung de» Strafgesetzes ist also erforderlich, daß der Mangel einer Uebersicht de» VermögenSstande» zufolge unordentlicher Buchführung mit der Zahlungs einstellung zeitlich zusammentrisft, wenn auch ein Cau- salzusammenhang zwischen beiden Facloren (Zahlungs einstellung und unordentliche Buchführung) nicht er forderlich ist. München, 19. Januar. (A. Z.) Der Geschäfts träger Englands an unserem kömgl. Hofe, General lieutenant Edward Stanton, beabsichtigt, dem Ver nehmen nach, sich in das Privatleben zurückzuziehen, und hat deshalb seiner Regierung ein Gesuch um Ent hebung von dem hiesigen diplomatischen Posten bereit» eingereicht. — Morgen beginnen im Slaatsministerium des königl. Hause» und de» Aeußern die Verhand lungen zum Abschlusse eines StaatSvertrag» über Herstellung der Verbindungsbahn von Stockheim nach Eichicht. Al» Bevollmächtigte fungiren bei den selben für Bayern Generaldirector v. Hocheder und Ministerialralh Oswald, für Preußen geh. Oberregle- rungSrath Dr. Frölich, geh. Finanzrath Schmidt, Re gierungsassessor Hoppenstädt, für Meiningen StaatS- rath Dr. Heim und für Schwarzburg-Rudolstadt Re- ginungSrath Salbach. — Se. Majestät der König hat verfügt, daß das Jnfanterieleibregiment für die Folge aus seinen bisherigen Recrutirungsbezirken nur Mannschaften bis zum Minimalmaße von 1,67 m er halten soll, während der weitere Bedarf an Mannschaft aus den nächstgelegenen Bezirken durch Leute im Minimalmaße von 1,76 m zu decken ist; ferner, daß die OsfizierSepauletten des Regiments statt des rothen Tuche» mit einer Silberdrathtresse zu versehen sind. — Ein Bild aus der Nachtseite de» Volkslebens in Bayern entwirft die aus amtlichen Quellen gezogene Statistik der Curpsufcherei nach den Auf nahmen vom 30. December 1880. Hiernach beträgt sie Gesammtzahl jener Personen in Bayern, welche, ohne approbirte Aerzte zu sein, mit der Heilkunst als Haupt- oder Nebenerwecbsquelle sich befassen, 1630, um 192 oder 13 T mehr, als im Durchschnitt der 5 Jahre 1874 bis 1878; davon sind 1204 männliche und 426 weibliche Personen. An der Spitze des Kurpfuscherthums steht Niederbayern. Lübeck, 20. Januar. (Tel.) In dem BeleidigungS- proceß des Kammerraths Berling gegen den Land- rath v. Bennigsen - Fürder in Ratzeburg wegen der dem Elstern in der „Nordischen Presse* gemachten Beschuldigungen hat das Schöffengncht, der „Eisen- bahnztg." zufolge, auf 3 monatige Gefängniß strafe erkannt. * Lien, 20. Januar. Heute ist der 100. Jah restag der Geburt deS Erzherzogs Johann, der am 11. Mai 1859 im 78. Lebensjahre in Graz ge storben ist. Die steiersche Landeshauptstadt feiert dank bar die Erinneri.ng an den volkSthümlichen Prinzen, dessen Wittwe, der PostmeisterStochter aaS Ausfee, der nachmaligen Freiin v. Brandhofen und Gräfin v. Meran, eS vergönnt ist, diese Huldigung für ihren Gemahl zu erleben. Der „N. fr. Pr." telegraphirt man auS Graz: Anläßlich deS Erzherzog Johann-JubiläumS sind fast alle Straßen der lnnern Stadt beflaggt. Zahlreiche Landbewohner, die nach der Stadt gekom men, durchströuten dieselben. Ter Festgottesdienst wurde von beiden LandeSbischösen im Beisein der Staatsbehörden, der Generalität, de» Landeshaupt mann» und der Vertreter der Landesanstalten abge halten. Die Festtheilnehmer begaben sich sodann in den Redoutrnsaal, wo die Gräfin Anna Meran, Graf Franz Meran und dessen Familie die Ehrenplätze ein nahmen. Hier hielten der LandeSbibliothekar Dr. Zwie- dinek namens de» JohanneumS und Rector Hlawatschek namen» de» Polytechnikum» die Festreden. Sodann bewegte sich der Festzug unter Vortragung unzähliger Kränze zum Johann-Denkmal, wo Baron Washington namen» der landwirthschastlichen Gesellschaft sprach und woselbst die Kränze niedergelegt wurden. — Der rus sische Botschafter Baron Ubril erhielt anläßlich de» gestrigen Vorfälle» heute die Besuche der hier accreditirten Botschafter und Gesandten. — Da» Ab- geordnetenhau» hat heute seine Thätigkeit wieder ausgenommen. Die Mitglieder desselben waren bei nahe vollzählig erschienen. Die Sitzung wurde fast ausschließlich durch die Debatte über den Antrag de» Abg. von der äußersten Linken Fürnkranz und Genossen, betreffend die Beschließung eine» Gesetzes, durch welches Zusatzbestimmungen zu 8 20 de» Gesetzes vom 2. April 1873, betreffend die Wahl der Mitglieder deS Abge ordnetenhauses, festgestellt werden (Jncompatibili- tät»gesetz), ausgefüllt. Abg. Fürnkranz begründet seinen Antrag: er weist aus die zahlreichen Wünsche hin, welche au« allen Schichten der Bevölkerung sortwährend und zwar schon seit Jahren erhoben werden; er glaubt, daß derReichSrath in seiner gegenwärtigen Zusammensetzung nickt geeignet sei, diese Wünsche zu erfüllen. Es sei zu einer ersprießlichen Ausübung des Mandat« die volle Unabhängigkeit der Volksvertreter nach jeder Richtung unerläßlich, die Schaffung eines JncompatibilitätSgesetzeS sei ein wichtiger Schritt hierzu, und deshalb empfehle er denselben. In sormeller Hinsicht beantragt er die Zuweisung an den Justizausschuß Abg. Friedmann bemerkt, daß die Abhängigkeit von der Regierung bei Weitem nicht so sehr ins Gewicht falle, als die Abhängigkeit von der Journalistik, und nachdem der Antrag davon nicht« enthalte, werde er gegen denselben stimmen. Es fei dies allerdings etwas bei den Haaren herbeigezogen, aber man müsse die Gelegenheit benutzen, um dir Journalistik und namentlich ein Blatt (die »Neue freie Presse'), das so zu sagen das Prototyp unserer Journalistik ist und bei jedem Anlässe Jeden, der ihm irgendwie inS Gehege geht, in unliebsamster Weise onpackt, doch einmal zu charakterisiren. Erst vor einigen Tagen habe diese» Blatt in einem Artikel über die VersassungS- revision in Frankreich bezüglich de» sranzösischen PreßgesetzeS und der sranzösischen Pretzverhältnisfe derartige Unrichtigkeiten vorgebracht, daß er sich die Mühe nicht habe verdrießen lasten, sich telegraphisch die ersorderlichen Beweisstücke aus Paris kommen zu lasten. Redner verlieft mehrere Stelle» au- den Verhandlungen über das sranzösische Preßgesetz und namentlich über das Berichtigungsverfahren in Frankreich. Die persönliche Ehre fei von Beleidigungen und Verleumdungen durch die Presse m Frankreich weitaus wirksamer geschützt, als bei uns, und das fei bedauerlich. Der Präfident ersucht den Redner, bei der Sache zu bleiben. Abg. Friedmann (fortiahrend): Ich werde gleich den Zusammenhang meiner Ausführungen mit dem in Berathung stehenden Gegenstände Herstellen. Das Ehrgefühl der Bevölke rung müsse gehoben werden, wenn man wolle, datz sich auch ihr Unabhängigkeitsgefühl hebe Redner geht schließlich noch in Kürze auf den Antrag ein, den er nicht für empfehlenswerth hält, denn es fei nicht gut abzusehen, weshalb ein Staats beamter weniger wählbar sein solle als beispielsweise ein Ma gistratsbeamter Redner bringt zum Schluffe den Antrag ein, daß die Regierung ausgesordert werde, ehemöglichft einen Gesetzentwurs einzubringen, wonach das derzeit bestehende Be- richtigungSversahren nach den Grundsätzen deS sranzösischen Gesetze» abgeändert wird. Der Antrag wird hinreichend unterstützt. Abg. vr. Menger kann die Berechtigung der Bemer kungen des Vorredners nicht verkennen, nur findet er dieselben aus den vorliegenden Gegenstand nicht anwendbar, man müßte den Grundsatz ausstellen, daß Niemand zum ReichsralhSabge- ordneten gewählt werden dürfe, der Zeitungen lese oder sich dem Einflüsse des Gedruckten hingebe. (Widerspruch.) Redner betont, datz diese Angelegenheit das Haut bereits ein Mal beschäftigte, datz aber dieser schwierige Gegenstand, der eine Verfassungsänderung erheische, damals über Antrag des Grasen Hohenwart von der Tagesordnung abgesetzt worden sei. Er unterstützt schließlich den formellen Antrag auf Wahl eine» SpecialauSschuffeS Abg. Vr. Kronawetter begründet die Nothwendigkeit de« Ausschlusses der Staatsbeamten von der Wählbarkeit sür den ReichSrath, da nach seiner Ueberzeugung die Staatsbeamten auch in Bezug aus ihre politische Ueberzeugung von der jewei ligen Regierung abhängig seien. Er weist aus England hin, wo jeder im Solde der Krone stehende Beamte von der Wähl barkeit ausgeschlossen sei. Jede Regierung müsse sich auf ihre Beamten stützen können, und in dieser Richtung müsse sür sie in ihren einzelnen Actionen die größte Sicherheit in Bezug aus die Verläßlichkeit ihrer Organe bestehen Abg. Fux stimmt dem Anträge deS Abg. Fürnkranz bei, obwohl er nach feiner Meinung nur ein Bruchstück Dessen ent halte, was in dieser Richtung dringend nothwendig sei. E» lasse sich darüber streiten, ob öffentliche Beamte von der Wähl barkeit ausgeschlossen werden sollen, allein keinem Zweisel könne es unterliegen, daß die» bei den politischen Beamten der Fall jein müsse. Er ist für die Zuweisung an einen AuS- schutz, wobei er sich der Hoffnung hingiebt, daß dieser Gegen stand zur Reise gelangen und nicht wie so viele andere An träge ein todtgedorneS Kind bleiben werde. mann — obgleich er sich sehr entschieden gegen Wag ner erklärte — doch einen starken Einfluß geübt hatten; zum Theil in der formellen Behandlung, in der Mischung de» declamatorischen — und Arioso- — Gesanges mit Verbannung de» RecitatlvS, auch im Verhältniß de» Orchesters zu den Singstimmen. Aber die Wirkung wurde eine ganz andere: Schumann'» feste und auch ausgesprochene Ueberzeugung, daß seine Partitur keinen Text enthalte, der nicht dramatisch sei, war eine Selbsttäuschung. Denn Schumann'» hoher Begabung sehlte gerade da» speclfisch dramatische Talent und die Kenntmß der Bühne nebst der dadurch geschulten Technik für die Bühne. Diefe für die Oper unentbehrlichen Eigenschaften kann man auch schwerlich bei Schumann suchen, man darf sogar sagen, daß er bei fei nem eigen gearteten, in starker Subjectivität ausgepräg ten und dem innersten tiefen GemütHS- und Geistes leben zugewandten Naturell gar kein rechtes Verständ- niß sür diese Eigenschaften gehabt habe. Denn er bemerkte sie nicht al» mächtige Factoren der Produc tion bei Mryerbeer — den er überhaupt gar nicht zu den „Künstlern" rechnete — nicht bei Wagner und er entdeckte sie auch nicht bei den französischen und ita lienischen Operncomponisten, von denen doch da» flachste Talent in diesen ihm wie natürlich zugehörigen Eigen schaften die deutschen Componisten — gar wenige aber hervorragende Ausnahmen abgerechnet — in so be« veidenswerther Weise übertrifft. In dieser Hinsicht also werden wir unsere Erwar tung beschränken müssen, und gern wohl in der Er wägung, daß der begabte Operncomponist Schumann keinenfall» jene Fülle echt deutscher, eigenthümlich geistreicher, instrumentaler und lyrischer Tondichtungen hätte schaffen können, die unS so reichen Genuß bieten. Die Lebenskraft der Oper „Genoveva" — foweit sie sich bewähren mag — kann nicht in ihrer drama tischen Bedeutung, sondern vorwiegend nur in ihrem rein musikalischen Gehalt beruhen. Mögen die Musik freunde diesen mit eingehendem Interesse prüfen und anerkennen, und sich dem Genuß der einzelnen schönen Musikstücke ohne zu kritisch strenge Beachtung der Ge- sammtwirkung des Werk» al» Oper hingeben. ES wäre höchst erfreulich und zugleich ein schützbarer Lohn der künstlerischen, mit regstem Eifer aufgewandten Mühen aller Ausführenden unter Leitung de» Hrn. Kapellmeister» Schuch, wenn eS möglich würde, die „Genoveva" infolge der Theilnahme de» Publicum» auf dem Repertoire zu erhalten. E. B- Der Goldfuchs. Novelle von Karl Wartenbnrg. (Fortsetzung.) Diese Straße, welche ihren Namen nach dem alten französischen FestnngSstädtchen in den Ardennen er halten hatte, lag weit vom Mittelpunkte der Stadt entfernt. ES war eine noch unvollendete Vorstadt straße der großen Stadt, zwischen deren einzelnen Häusern noch viele mit Planken umgebene Bauplätze lagen . . . Weder zur Linken, noch zur Rechten gab e» eine ununterbrochene Häuserreihe . . Rach zehn bi» zwanzig Häusern kam ein Neubau, an welchem noch die Maurer und Zimmerleute arbeiteten oder ein wüstliegende» Bauterrain, auf welchem Wäsche ge- Abg. vr. Trojan stellt den Antrag, diesen Gegen stand dem bestehendeu WahlreformauSschusse zur Bor berathung zuzuweisen. Bei der hierauf folgenden Ab stimmung wird der Antrag de» Abg. vr. Trojan an genommen. Von Seite der Regierung wurden mehrere Gesetzentwürfe zur verfassung-mäßigen Behandlung eingebracht. Einer derselben regelt da» Verfahren bä Todeserklärungen, der zweite betrifft die Reparation der Recrutencontingrnte auf der neuen, durch die letzte Volkszählung geschaffenen Basi«. — Die „W. Ztg." publicirt heute in ihrem nichtamtlichen Theile „zur Begründung der von der k. k. niederösterreichischen Statthalterei veranlaßten Mittheilung an den Wiener Gemeinderath in dessen Sitzung vom 17. d. M. in Angelegenheit der vorjährigen Verhandlungen über die SlcherheitSvorkehrunaen in den Theatern" die be züglichen zwischen Statthalterei und Magistrat, dann zwischen Polizeidirection und Magistrai gewech selten amtlichen Schriftstücke. Au» den Schrift stücken geht zur Evidenz hervor, daß Etadtbauamt und Magistrat ihre Schuldigkeit nicht gethan haben. Der an den Magistrat gerichtete Erlaß de» Statthalter», welcher in der Dienstagssitzung de» Gemeinderath» nicht zur Verlesung kam, ist in viel strengerem Tone abgesaßt. Wie die „N. fr. Pr." erfährt, enthält er eine energische Rüge wegen Pflichtverletzung, welche dadurch begangen worden sei, daß selbst da» oft ge nannte Protokoll betreff» der Feuersicherheit in den Tbeatern den Directoren niemals vom Bürgermeister oder Magistrate bekanntgegeben wurde, daß also auch die an die Polizei gerichtete Note niemals zur Ausführung kam, und zwar infolge deS persönlichen Einschreiten» de» Bürgermeister», der die diesbezüg lichen Arbeiten de» betreffenden Magistratsbeamten einfach inhibirt habe. Der zweite Theil de» Erlasse» wendet sich gegen die Entstellungen de» Sach verhalte», welche vom Bürgermeister beliebt worden seien. Da» Aktenstück ist an den Bürgermeister, al» Chef de» Magistrates, gerichtet und wird von dem Letzter» sorgfältig behütet. Wie weiter verlautet, haben die Enthüllungen der letzten Tage auch die Aufmerk samkeit deS mit der Untersuchung de» Ringlheater- brande» betrauten Landesgerichtes erregt, und gedenkt man von dieser Seite keineswegs leicht über das Ver- säumniß hinauszugehen, welches so schwer von Hun derten von Unschuldigen gebüßt werden mußte. E» steht also zu erwarten, daß der nun obschwebende Con- slict ein interessante-, aber trauriges Nachspiel vor den Schranken de» Gerichtshofes haben werde. — Die „Pr." erhält aus Ragusa über das erste Gefecht in der Herzegowina bei Konto zwischen einer Abthei- lung deS Infanterieregiments „Prinz Georg von Sach sen" Nr. 11 und einer herzegowmischen Bande (Korito ist ein kleiner Weiler von 11 Hütten, der zur Ge meinde Mirilowitschi südwestlich von Bilek, gehört) folgenden authentischen Bericht: Am Montag, den 16. d., ging eine Patrouille von 10 Mann gegen Te- pare und Korito au», um die Telegraphenleitung her zustellen. Sie stieß auf eine Bande von 80 Mann und nahm allsogleich Stellung. Auf da» Eröffnen des Gewehrfeuers eilte eine Compagnie deS 11. In fanterieregiment» „Prinz Georg von Sachsen" herbei. Andererseits erhielt die Bande eine Verstärkung au» Vrbica. Nach kurzem Gefechte wurde die Bande in die Flucht geschlagen und zog auf da» nahe montene grinische Gebiet zurück. 1 Offizier und 4 Infante risten wurden verwundet, 1 Infanterist und 2 Gen darmen fielen. Der Verlust der Hajduken beträgt 6 Todte, 4 Verwundete, welche auf dem Kampf platz zurückgelassen wurden. Alle Vorbereitungen zu einem förmlichen Aufstande sind getroffen. — Nach einer Mittheilung der „Polit. Corr." au» Sarajewo war die Bande etwa 100 Mann stark. Die selbe hielt sich, bi» eine Compagnie aus Bilek heran rückte, wonach die Bande unter Mitnahme von Todten und Verwundeten die Flucht ergriff. Die Truppen hatten 5 Verwundete. — Da» „Frdbl." ist in der Lage, die Nachricht, daß die Pforte gegen die Maß regeln in Bosnien und in der Herzegowina Protest eingelegt oder einen Protest in Aussicht gestellt habe, auf Grund bester Informationen als vollkommen un begründet zu bezeichnen. Prag, 20. Januar. Da» feierliche Leichenbe- gängniß de» vorgestern verstorbenen commandirenden Generals von Böhmen, Feldzeugmeister» Baron Litzel- hofen, findet morgen um 1 Uhr Nachmittags mit großem militärischen Pompe Statt. Die gesammte Garnison Prag» rückt hierzu aus, Kronprinz Rudolf wird die 18. Brigade commandiren, welche dem Sarge deS Verblichenen unmittelbar folgen wird. Auch die trocknet oder Betten gesömmert wurden. Auf der einen Seite der Straße war man noch mit Anlegen deS Trottoir» beschäftigt. Große eiserne Oefen ström ten den heißen gelblich-grauen Qualm kochenden Asphalte» au», dessen Theergeruch nervösen Menschen Uebelkeit bereitet; weiter unten roch e» nach frischem Kalkputz, Firniß und Lackfarben . . . Aus und ab fuhren Wagen mit Ziegelsteinen. Die guten wohl genährten Pferde vor den Wagen der Ziegeleien stachen vortheilhaft ab von den armen abgetriebenen Gäulen der Sandfuhrleute, die au» nahe gelegenen Sandgruben den Maurern diese» Material zuführten ... Hie und da standen Weiber, welche Wäsche bleichten, auf dem trocknen, staubigen Erdboden zappelten halbnackte, kleine Kinder, während die halberwachsenen unweit der Bau plätze in den Sandhaufen sich Häuser und Festungen bauten . . . Heinrich hätte glauben können, in einer Provinzialstadl zu sein, wenn nicht der Lärm, der au» dem Lentrum der großen Stadt herausklang und der regere Verkehr ihm gezeigt hätten, daß die Straße nur eine etwa» entfernte Ader de» großen Stadtkörper» war . . . Nummer 26 ... la» er . . . Noch drei Häuser und er war im Auction»local angelangt. In dessen waren die beiden nächsten Nummern erst im Bau begriffene Häuser . . . Dann kam Nummer 29 . . . Durch ein Seitenthor trat er mit vor Erwartung klopfendem Herzen in einen Hof, au dessen einer Seite Stallungen sich befanden, während auf der ander» eme Reihe offene Schuppen sich zeigten, in welchen allerlei alte Fuhrwerke standen. . . . Bor diesen Schuppen standen die AuctionSobjecte . . . einige dreißig Droschkenpferde. . . Dreißig Drosch- kenpferdel Dreißig Leideu»gestalten, deren abgrmager- übrigen Truppenkörper de» böhmischen Generalat» und da» in Wien garmsontrend« 74. Liuieninfanterieregl- ment, dessen Inhaber Boron L'tzelhofen gewesen, wer den beim Begräbuiß vertreten sein. Der General adjutant Sr. Majestät de» Kaiser», Feldzeugmeister Baron Mondel, trifft morgen hier eia, um in Ver tretung de» obersten Kriegsherrn dem Leichenbegäng nisse beizuwohnen. — Au» Budwei» wird gemeldet, daß die dortige BezirkShauptmannschast die von den 9 tschechischen Mitgliedern der Budweiser Stadtver- tretung gegen den Beschluß derselben, daß die deutsche Sprache in dieser Corporation die GeschäftLsprache zu sein hat, eingedrachte Beschwerde abgewiesen hat. — In Teplitz herrscht große Freude über die Auffindung der Hauptspalte im Urquellenschachle. Da» Thermal- wasfer in diesem Schachte, der di» 153 Meter See höhe abgeteuft wurde, hat nun eine Höhe von 14 Meter, die Spalte befindet sich noch 4 Meter unter dem Ni- veau der Einbruch»slelle im Döllinger Schachte und man glaubt daher, daß die Teufung»arbeiten für immer beendet, daß die Gefahr einer Quellenkatastrophe, welche un Jahre 1879 die schöne Thermenftadt in so großen Schrecken versetzte, für immer beseitigt ,ft. Pari», 19. Januar. Die Kammer ver- sammelte sich heute in den Bureaux, um, wie wir schon meldeten, die Wahl der sogenannten Drei- unddreißiger-Tommlssion vorzunehmen, derfürden Augenblick überaus wichtigen Commission nämlich, welche die von Gambetta am letzten Sonnabend in der Kammer eingebrachten Borschläge einer Revision der bestehenden Verfassung in Ansehung der Zusam mensetzung de- Senat» und deS Wahlsystem» für die Deputirten zu prüfen haben wird. Nur einige Mi nister und UnterstaatSsecretäre hatten sich eingefunden; Gambetta selbst war nicht gekommen. Die DlScussion war äußerst lebhaft, eine große Zahl von Rednern setzte eben so viele Theorien auseinander. Die Ver handlungen dauerten sehr lange. Die Wahl der Com- missionSmitglieder fand zu später Stunde Statt und führte zu einer unerhörten Niederlage der Regierung, denn, wie sich nach genauer Zählung herauSstellte, ist von den 33 Mitgliedern der Commission für da» Re- visionSproject nur em einzige- den Gambetta'schen An trägen günstig. Die Sache »st um fo bezeichnender, als die Kammer ziemlich vollzählig war und da» Mi nisterium seine Anhänger gebeten hatte, sich pünktlich zu der Wahl einzufinden. Man muß eine Reihe von Jahren hinaufgehen, um eine solche Ein stimmigkeit gegen die Regierung in einer fran zösischen Kammercommission zu finden. Welche Vor stellung giebt da» von dem Wege, den Gambetta seit einem Jahre zurückgelegt hat, von der Schnelligkeit, mit welcher er von seiner Höhe herabgestiegen! Die Zusammensetzung der Commission bedarf einer Erläu terung, denn wenn die Mitglieder diese» Ausschusses darin einig sind, daß sie Gambetta'» Project nicht billigen, so weichen im Uebrigen ihre Ansichten sehr von einander ab. Die Einen haben sich in den Bu reaux für die Revision ohne Einschränkung ausge sprochen, da» heißt, sie bestreiten der Regierung da» Recht, d-m RevisionScougreß ein Programm vorzuzeich nen. Dieser sind, wie e» scheint, 19. Sie hätten also die absolute Mehrheit in der Commission. 5 von ihnen gehören zur äußersten Linken, die im Verhält- niß zu ihrer Stimmenzahl eine erstaunliche Anzahl von Mitgliedern in die Commission gebracht hat; 10 gehören zur radicalen Linken und 4 zu der sogenannten Regierungsmehrheit, die sich für das Ministerium so wenig zuverlässig zeigt. Die anderen 14 Mitglieder de» Ausschusses, Männer der gemäßigten Linken und deS linken CentrumS, wollen zwar die beschränkte Re vision, aber sie wollen in das Programm derselben nicht die von Gambetta verlangte Listenabstimmung aus genommen wissen. Für da» Schicksal dieser Listenab stimmung im Congreß beweist also die Zusammen setzung der Commission nicht viel, denn die 19 An hänger der vollständigen Revision könnten alle An hänger de» Listenscruttnium» sein. Aber Gambetta ist darum nicht minder geschlagen, da er sich der voll ständigen Revision widersetzt. Die Minister, welche heute an der Abstimmung in den Bureaux thettnah- men, haben nicht den Mund ausgethan. DleBureaux- dircussionen waren sehr ausführlich. Sie Men lange Spalten in den Journalen, aber man lernt au» ihnen nicht viel, war nicht bereit» im Vorstehenden enthalten wäre. Auch die Namen der Commisfare aufzuzählen ist überflüssig. Der einzige Vertheidiger Gambetta'» unter den 33 ist Muratio Pellot, an dem die Intran sigenten schon ihren Spott üben. Die Wirkung im Publicum ist eine außerordentliche, und die Pariser ter Körper, mit Striemen bedeckt, am Rückgrat und am Hal» oft von Haaren entblößt, stumme, aber doch so beredte Ankläger der Hartherzigkeit und Grausamkeit der Menschen waren. Heinrich ging langsam vom ersten Pferde, einen Apfelschimmel, an die ganze Reihe ab . . . Wenn ihm die Thiere ihre Geschichte hätten erzählen können. Wie viel Elend, wie viel Qual würde da offenbar geworden sein. O, der Mensch hat einen grausamen Mißbrauch mit dem Worte der Schöpfungsgeschichte getrieben, da» ihm die Herrschaft über alle Thiere auf Erden gab. Der müde Schimmel dort, dessen zitternde Beine den abgemagerten Leib kaum mehr tragen konnten, er stand in seinen jungen Jahren im Marstall eine» Fürsten . . . Eine» Tage» gefiel er seinem Herrn nicht mehr und er gab seinem Bereiter Auftrag, ihn zu verlaufen. Von da ab ging fein Leben»lauf in niedersteigender Linie bi» zu dem Schicksal eine» Droschkenpferde» zweiter «lasse . . . Nachdem er nun jahrelang in Sonnenbrand im Som mer, in Regenschauer im Herbst, in Schneegestöber und schneidender Kälte im Winter, bei elendem Futter kaum hinreichend um nicht zu verhungern, aufgestachelt durch Peiticdenhiebe, die ihm dicke Schwielen verur sachten, bei Tag und Nacht seinen verschiedenen Be sitzern gedient, war er zu schlecht selbst für eine Droschke zweiter Klasse geworden, nun brachte ih» sein Herr in Auktion, wo er dem Sandfuhrmann und von oa dem Schinder in die Hände fiel . . . Den Thieren gegenüber zeigt sich der Charakter der Menschen nur zu häufig in einer Weise, die tief beschämend für den Herrn der Schöpfung ist, der seine Ueberlegenheit rückficht»lo» allen anderen Geschöpfen gegenüber gebraucht, ohne in seiner kurzsichtige»
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