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Dresdner Journal : 28.01.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188201285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820128
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820128
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-01
- Tag 1882-01-28
-
Monat
1882-01
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 28.01.1882
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Sonnabend, den 28. Januar. W23 1882. 4 ba» r ^Nbrlicb: . ... 18 -s»rll. '^Mi-iivk- 4 »k»rk bO tlinr^In« ksuwmom: IO?f ^a—rluttd ä«» 6»v1»ok«o Nsickvi tritt?o«t- voä ^tvmp«I»o«!NI»^ l>ü»u. tuierutenprelivr kür 6«v ü»um einer b^-pültovsn k'etitreils Sv dnter „kin^v»nnltt" Nie Lsil« SV ?f. Sei 'rnbellvn- unä 2iNern»»tt »0 «X» ^us.ckt^. DrcMerZMnml. Io««r»teo»nn»I,we »««»Ilrtiir Letpttss: F>. Lran<ktetter, O)mwi—iouLr 6si l)re«ioer ^oum»>8; 8»mdi>r, >«rNo-Vj,u l^ip,ixS»»«IB-«,I», rr»»1lkiirt ». N.: 5aa«e««t«n <t r^oAter : L«rlin-V>,» Nrmdnrx. kr»U-I.«ip«tU rrLnickart ». U.-Uvoed»»: Berlin: /nraticten^ant, Brewon? §c/«/ott«,' Sro,I->n: F StanAen'» /turea« Xnda^'I,- krLniclnrt , 14 - L ^aeAer'lvke liuekknnkilun^! SSNli«: tr. .1/ü/te, U»a»»v«r: 6. 8ct»ü«ter, Bert, v«rlE -rr»nkturt n Sl - Da««de F 6o., Lundurx: ^tct. Lteiner. Lriekeinen: UNbNeN wit Au«»»lims 6«r 8«nn- vo6 keiortnA» Fd«o6, kür U«n koi^enäsn l'»^. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Heran,xeber: LSoial. 8rpe6lÜon 6«, vre^oer Journal», Ilre»6eo, ^viv^eritra»»« Ho. LV. Amtlicher Theil. Se. Majestät der König haben den zum Consul der Republik von Costa Rica m Leipzig ernannten Herrn Alphonse Loui- Kalischer daselbst in dieser Eigenschaft anzuerkennen geruht. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht: Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. TagrSgeschichte. Ernennungen, Lersetzungeu re. im öffeutl. Dienste. Dresdner Nachrichten. vermischte«. Beilage. ReichStagSverhaudlungeu. (Sitzung vom 26. Januar.) Telegraphische Nachrichten. Berlin, Kreitag, 27. Januar, Nachmittag». (Tel. d. Dre»dn. Journ.) Der deutsche Reichstag genehmigte heute in nochmaliger Abstimmung den Antrag de» Abg. Kranz über die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter in Steinkohlenbergwerken. Bei der Fortsetzung der EtatSbrrathung erklärte StaatSsecretär Bötticherauf eine Anfrage, die Regierung halte eine Weltausstellung zu Berlin im Jahre 188b für verfrüht. Gegenwärtig fei eine internationale Verstän digung im Werke, zwischen welchen Staaten abwechselnd und in welchen Zeiträumen Weltausstellungen stattfinden sollen. — Die Bauraten für neue Postgebäude in Erfurt und Marburg, welche in zweiter Lesung ge strichen wurden, werden in dritter Lesung bewilligt, dagegen der Antrag de» Abg. Massow auf Wieder herstellung der für da» Militärknabemnstität in Neu breisach geforderten Post abgelehnt und die Position für Neubreisach definitiv gestrichen. Ein Antrag de» Abg. Richter, au» den Ueberschüssen der Finanzperiode 1881/82 soviel in die Einnahme zu stellen, daß die Bilanz de» Etat» für 1882/83 ohne Erhöhung der Matricularbeiträge abschließe, wird an die Budget commission verwiesen. Wien, Donnerstag, 26. Januar, AbendS, (Tel d. Boh.) Im BudgetauSschuß de» Abgeord- netenhause» beschwerte sich heute der tschechische Abg. Zeithammer über die Art und Weise, wie da» ofsiciöse „Telegraphen Correspondenz Bureau" ar beitet. Abg. Zeithammer sprach von einer „ledernen Berichterstattung", die ganz und gar nicht auSreiche, namentlich nicht während der parlamentarischen Cam pagne, indem unbedeutende Dinge telegraphirt, dagegen sehr wichtige Angelegenheiten, namentlich ReichSrathS- verhandlungen, in einem ungenügenden AuSzuge mit- getheilt würden. Manchmal werden sogar die Re den der Minister sehr stiefmütterlich behandelt. — Abg. Neuwirth fand, daß die Berichte des „Correspondenz-BureauS" und der amtlichen „Wie ner Zeitung" nicht objectiv seien, und wie» darauf hin, daß speciell bei der Debatte über die Länderbank in das Ausland viel zu wenig depeschirt wurde, in dem man sich auf die Mittheilung de» Resultate» dieser Debatte beschränkte. — Abg. Zeithammer bemerkte dem gegenüber, er wolle selbst nicht, daß da» „Correspondenz-Bureau" bei Abfassung seiner Berichte parteiisch vorgehe; ihm sei e» blo» i m eine ganz ob- jective Berichterstattung zu thun. Pari», Donnerstag, 26. Januar, AbendS. (W. T. B) Die Deputirtenkammer trat heute vor überfüllten Tribünen in die Brrathung der Bor- Feuilleton. Redigitt von Otto Banck. Jllustrirtr Literatvr. „Griechenland in Wort und Bild." Eine Schilderung de» hellenischen König reiche» von A v. Schweiger-Lerchenfeld. Mit 200 Illustrationen. Vertag von Heinrich Schmidt und Karl Günther in Leipzig. Die genannte Verlag-Handlung hat schon verschie dene Male durch die Unternehmung tüchtiger Bilder- werke zur respectablen Vertretung de» vaterländischen Buchhandels beigetragen. Wir wünschen, daß die» bei dem Werke über da» alte und moderne Hella» wieder gelingen möge. E« liegen davon bi» jetzt zwei Lieferungen vor und da« Ganze ist circa aus zwanzig derselben berechnet. Die Abbildungen find allerdings nicht wie bei man chen ähnlichen Unternehmungen, z. B. „Italien" nach den Studienblättern einzelner namhaft gemachter Künst ler gearbeitet. Doch die meisten scheinen nach sorg fältig au-gewählten Originalphotographien entstanden zu fein und ihre Ausführung ist oft technisch sehr er freulich. Bisher find sowohl die monumentalen archi tektonischen und landschaftlichen Objecte, nicht minder aber auch die Bewohner de» jetzigen Griechenland» be rücksichtigt. Daß e» ein Bedürfviß war, auf diesem klassischen Boden eine Umschau mit Hilfe von Illustrationen halten zu seheu, läßt sich nicht in Abrede stellen, ja e» ist ein solche» Beginnen schon de»halb doppelt wünschen». läge über die beschränkte Revision der Verfassung, und über den Eintrag deS PriueipS des Listen- scrutiaiumS in die Verfassung eia. Der Opportunist Dreyfu» spricht sich für die be schränkte Revision au», damit der Senat die Vorlage annehmen könne. — Der Kammerpräsident Brisson theilt mit, daß mehrere Redner auf da» Wort ver richtet hätten, damit die Berathung heute zu Ende ge führt werden könne. — Legrand bekämpft den Ein trag de» Listenscrutinium» in die Verfassung, welcher für die Kammer die Auflösung oder eine Di»credi- tirung derselben bedeuten würde; derselbe meint, e» werde eine Verständigung leicht zu erreichen sein, wenn die Regierung auf ihre Vorschläge verzichte. — Lockroy spricht sich gegen den Regierungsentwurf, ebenso aber auch gegen die Schlußanträge der Com mission aus und will eine vollständige Revision der Verfassung, unter Beseitigung de» Senat-. — Fabre bringt einen VermittelungSantrag ein, wonach in die Vorlage ausgenommen werden soll, daß da- Listen- scrutinmm erst nach dem Erlöschen der Gewalten der gegenwärtigen Kammer anwendbar ist. Nach dem Schluß der GeueraldiScusfion wurde der Antrag Barodet'S auf vollständige Revision der Verfassung mit 2V8 gegen 173 Stimmen ab- gelehnt. Hierauf bestieg der ConseilSpräsident Gambetta die Rednertri büne und bekämpfte die Anträge der Commission, die ebenso gefährlich seren, wie der eben abgelehnte An trag Barodet'S. Da» Land wolle eine beschränkte Re vision der Verfassung und wolle seine Ruhe nicht den Zufällen einer unbeschränkten Revision aussetzen. Gam betta widerlegte sodann die wider seine Sprache vor der Commission gerichteten Beschuldigungen und wie» darauf hin, daß der Longreß, da er der Ausdruck eine» vorausgegangenen Einverständnisse» beider Kam mern sei, einen illegalen Act begehen würde, wenn er sich von der Bedingung diese» vorgängigen Einver nehmen» entfernen wollte. Gambetta wie» ferner den Borwurf einer von ihm angestrebten Dictatur zurück; da» Listenscrutinium sei, indem e» die Basi» der Wahl erweitere, gerade da» geeignete Mittel, um eine persön liche Gewalt zu verhindern und dem Willen de» Lande» zum Siege zu verkelfen. Da» Listenscrutinium sei bei allen liberalen Reformen in Uebung gewesen; die per sönliche Gewalt habe stet» da» Arrondissementscrutinium wieder hergestellt; da» Listenscrutinium fei unerläßlich, um die Reformen zu verwirklichen. E» würde gefähr lich sein für den Credit der Kammer, wenn sie einer Revision de» Wahlmodu» de» Senat» zustimmen wollte, während sie sich weigere, ihren eigenen Wahlmodu» einer Revision zu unterziehen. Jeder Gedanke an eine Auslösung der Kammer liege der Regierung fern; da» Listenscrutinium sei von größtem Interesse für die Re gierung; er verlange von der Kammer die Ermächtigung, diese Frage vor den Congreß zu bringen. Alle Re formen, das Gesetz über die richterlichen Beamten, das Militärgesetz, da» Gesetz über die Finanzgesellschasten seien fertig gestellt; aber um diese Gesetze rasch durch zuführen, sei nvthwendig, die Wahlgesetzgebung zu ändern. Gambetta schloß mit den Worten: „Meine Vergangenheit ist bekannt, über allem Ehrgeiz gilt eS die Zukunft de» Vaterland»." (Beifall.) Der Berichterstatter der Commission, Andrieux, tritt für die Commission-anträge ein. Gambetta beantragt, zunächst über den Schluß- Paragraphen der CommisfionSvorlage abzustimmen und diesen Paragraphen adzulehnea. Der Schluß- Paragraph wird jedoch mit 282 gegen 227 Stim men angenommen. Gambetta erklärt hierauf, daß die Regierung in diesem Votum die Genehmigung einer unbeschränkten BerfaffungSrevifion erblicke und daß daS Cabiuet unter diesen Umständen an werth, da sich unter dem gebildeten Publicum ohne Frage die große Mehrzahl für Griechenland ebenso lebhaft wie für Italien interessirt, während doch nur Wenige Gelgenheit hatten, al» Reisende die Wirklich keit selbst in Augenschein zu nehmen. Für alle jene Kreise werden diese Hefte einen an genehmen Ersatz bieten und der Phantasie ein« gute Suche verleihen. Die Akropolis von Athen, die Propyläen, das Parthenon, der PiräuS, der Athenetempel, einzelne Sculpturen deS Parthenon» und noch manche andere Darstellungen geben ein frische», vielseitige» Gesammtbild. Wesentlich ansprechend erscheint bi» jetzt der Text. Er ist nicht nur auf intelligente persönliche Anschau ungen, sondern auch auf gute Hilfsquellen über den in jeder Weise großartigen Stofs basnt. Der Verfasser nimmt darin einen glücklichen Anlauf, auf eine nicht er müdende und nicht trocken wissenschaftliche Art die ge schichtliche, ästhetische und kunsthistorische Entwickelung de» alten Hellenenthum» unbefangen zu recapituliren und in den Hauptzügen an dem leiblichen und geisti gen Auge de» Lefer« vorüberzufahren. Wir empfehlen fomit da» Werk dem gebildeten Publicum zu verdienter Beachtung und werden die fernere Führung derselben aufmerksam im Auge be halten. Außerordentlich passend für da» Unternehmen wäre, beiläufig bemerkt, eine Reproduktion der Rott- mann'schen Landschaften (in der neuen Pinakothek in München), vorausgesetzt, daß dazu eine Erlaubniß zu erhalten ist. Die Arbeiten würden nach Photographien oder Lichtdruck am besten herzustellen sein. O. B der Berathung nicht weiter Theil nehmen könne. Die Kammer nahm hierauf den ersten Paragra phen der CommisfionSvorlage an, welcher das Listenscrutinium anSschließt Die CommisfionS- vvrlage wurde bei der Abstimmung über den gan zen Gesetzentwurf mit 262 gegen S1 Stimmen an genommen. Lor der Abstimmung über die ganze NevifionSvorlage hatte die Kammer den Regte- rvngSentwurf, welcher daS Listenscrutinium zuläßt, mit 305 gegen 117 Stimmen abgelehnt. Die Sitzung schloß UV Uhr. Nächste Sitzung Montag. Paris, Do«»erStag, 26. Januar, Nachts. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der ConseilSpräfideut Gambetta überreichte dem Präsidenten Grvvy «och heute Abend die Demission des gejammten CabinetS. Gambetta hat dem Präsidenten Grövy folgen- deS Schreiben zugrhen lassen: „Herr PräsidentI Im Namen meiner Coliegen und in dem meinigen habe ich die Ehre, Ihnen die Demission deS CabinetS, in welchem Sie mir den Vorsitz übertragen haben, zu überreichen." Gambetta begab sich selbst nach dem PalaiS Elysüe, um daS Schreiben dort abzugeben. Paris, Freitag, 27. Januar, vormittags. (Tel. d DreSdn. Journ.) Gerüchtweise verlautet, JuleS Grsvy habe Lsou Say zu sich beschirdeu. DaS Gerücht macht einen guten Eindruck. Die„R6publique fran^aise", daS Organ Gam- betta'S, hebt den Widerspruch zwischen den beiden ersten Abstimmungen in der Kammer hervor und bemerkt: Die Kammer habe, indem sie dar Ministerium opferte, auch die Revision vielleicht der legislativen Reformen überhaupt preisgegeben, welche das Land jetzt fordert. Als die Kammer Gambetta die Gewalt aufnöthigte, habe sie ihn nicht gekannt. Jetzt existire keine Zwei deutigkeit mehr. Wenn man sich künftig an Gambetta wenden wird, weiß man, daß man ihn so nehmen muß, wie er ist, mit feinem Programm tiefgehender Reformen, dessen wesentlichste Bedingung daS Listenscrutinium ist. DaS Blatt fragt schließlich, ob die Kammer da» Cabinet vom 14. November vor. I. durch ein lebenr- fähigere» ersetzen werde, und ob sie selbst so lange Sauern werde, wie sie wünsche. Brüssel, Donnerstag, 26. Januar, AbendS. (W. T. B.) Die Repräsentantenkammrr hat heute den Gesetzentwurf über den Handelsvertrag mit Frankreich bei der Scklußabstimmuug über da« ganze Gesetz mit 86 gegen 10 Stimmen ange- nommen. London, Freitag, 27. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Mehrere Morgenblätter melden auS Dublin, die irische Regierung habe durch Spione Kenntniß von der Existenz einer weitverzweigten gefährlichen Verschwörung in den Grafschaften Clark, Limerick und Cork erhalten. Dir« erklä ren die jüngst nach Irland gesandten Truppen- Verstärkungen. Bukarest, Donnerstag, 26. Januar, AbendS. (W. T. B.) Die Kammer hat in ihrer heutigen Sitzung daS vorgestern von JonrSco wegen Nicht- Veröffentlichung der Documente über dem öster reichisch-rumänischen Zwischenfall beantragte TadelS- votum gegen da« Ministerium in namentlicher Ab- stimmung mit 65 gegen 17 Stimmen abgelehnt. Washington, Donnerstag, 26. Januar, AbendS. (Tel d. DreSdn. Journ.) Skoville, der Bertheidiger Guiteau'S, bereitet einen Antrag zu Gunsten eines neuen Proreffe« vor. DaS Ge- —SS— Annina. Rovellette von BrSfin Agne- Itlinckowström. (Fortsetzung.) Halmir stand auf, innerlich beruhigt, daß keine Herzensangelegenheit sie von der vor ihr liegenden Aufgabe abziehen werde, und triumphirend in dem einzigen, ehrgeizigen Gedanken an sein Werk, das nun seiner Veröffentlichung entgegengehen und ihm unsterb lichen Ruhm eintragen sollte. Er schellte der alten Wirthin, die vor Erstaunen und Entrüstung fast in Ohnmacht fiel, al» ihr Herr ihr da» ärmlich auS- sehende Bettelmädchen übergab, mit dem Befehl, das selbe in daS Seitengebäude zu feiner würdigen alten Großtante zu führen, mit der er sofort sprechen wolle, um alles zu einer einfachen Toilette Erforderliche an zuschaffen, da da» Mädchen fortan da bleibe und von ihm unterrichtet werde. Mit bitterbösem Blick maß sie Annina und hätte ihren Herrn am liebsten mit einem Schwall von Gegenreden überschüttet, nur daß derselbe keine Gegenreden duldete und, stumm dre Thür öffnend, sie selbst mit dem Mädchen zusammen hinausschob. Da saß nun Annina an dem Fenster deS Zimmers, welche» ihr die Wirthin mürrisch aufgeschlossen hatte. Die Nacht war hereingebrochen, und e» war dunkel hier innen im Gemach und draußen, nur daß da draußen die Sterne am tiefblauen Himmel funkelten. Sie stieß da» Fenster auf, ließ den feuchten, kühlen Rachtwind ihr junge», heiße» Gestik umspielen und athmete in vollen Zügen den Dust der Blumen, welche in breiten Rabatten da« Hau« umgaben. Durch die dunkeln Büsche de« Garten» schimmerte der Fluß, sie richt wird die Gründe diese« Antrag« in der nächsten Woche prüfen. Dresden, 27. Januar. Au« Pari« meldet der Telegraph die Demission de« Ministerium« Gambetta, nachdem die Depu- tirtenkammer gestern in später Abendstunde den Re- gierung-entwurf über die Berfassung-revision mit 305 gegen 117 Stimmen abgelehnt und den Gesetzentwurf in der Fassung der ComnussionSvorlage mit 262 gegen 91 Stimmen angenommen hatte. In einem Schreiben, welche« unser Pariser r^-Correspondent am gestrigen Tage unmittelbar vor Beginn der Kam- merschung verabfaßt hat, heißt t»: Welche Spannung die heutige Verhandlung im Publicum erregt, mag man darau» entnehmen, daß an 20000 Personen sich um Einlaßkarten beworben haben. Niemals sind die einzelnen Deputirten und die Quästur in solchem Grade mit derartigen Forderungen überlaufen worden, und freilich darf man sich auf eine interessante und aufregungsvolle Debatte gesaßt machen. Es gilt die Existenz des jungen Ministeriums Gambetta, da» Prestige de» bedeutendsten Redners und, wie man bis her glaubte, deS bedeutendsten Staatsmannes der dritten französischen Republik. Wenn man so vor dieser Ver handlung sich im Geiste um zwei Jahre zurückoersetzt und sich daran erinnert, waS zu jener Zeit Gambetta in und für Frankreich gewesen, so ist es schwer, des Erstaunens sich darüber zu erwehren, daß eine so große Figur in so kurzer Frist so gewaltig zusammenge schrumpft ist. Gambetta fpielt heute eine Partie, die nicht nur für ihn, sondern für die Zukunft ganz Frank reich» höchst bedeutungsvoll ist, und man begiesst, wie viele Leute da» Verlangen hegen, ihn in einem solchen Augenblicke auf der Tribüne zu sehen. Wie die Sitzung verlaufen wird, wie lange sie dauern, welchen Gang man der Debatte geben wird, darüber ist man sich auch in den Deputirtenkreisen noch nicht klar, und e« hätte nicht» Ueberraschende», wenn stellenweise iu der DiScussion eine große Verwirrung einträte. Man wird wahrscheinlich oft abzustimmen haben: über den Antrag der Regierung, den Gegenantrag der Com Mission, da» BersöhnungSamendement Josef Fabre'», (welche» im Wesentlichen dahin geht, daß man eme Bemerkung, welche Gambetta in den Motiven zu seinem Gesiyentivmf gemacht hatte, in diesen Entwurf selber al» künftige BerfassungSbrstimmung aufnehme: die Bemerkung nämlich, daß unter keiner Bedingung die Listenabstimmung vor dem Jahre 1885 zur An wendung kommen könne), den Antrag Lockroy'S auf vollständige Verfassungsrevision rc. rc., jedoch in der umgekehrten Reihenfolge. — Die Blätter resumiren heute noch ein Mal rhre bisherigen Urtheile und richten ihre letzten Ermahnungen an die Parteien. In dem „Journal des DebatS" beklagt John Lemoinne, daß sich die ursprünglich zu lösende Frage so ganz verschoben hat, daß von der eigentlichen VerfassungS- revision so gut wie gar nicht mehr die Rede ist und eS sich bloS noch um die Listenabstimmung handelt. Diese letztere Reform selber kommt in so confuser Weise zur Debatte, daß man kein vernünftiges Resultat erwarten kann. „DaS Land aber", ruft John Lemoinne, „will sich nicht blindlings auf einen Weg der Finsterniß werfen lassen, wo Diejeni gen, die es führen sollen, Regierung und Parlament, sich selbst nicht zurecht zu finden wissen und weder einen Compaß, noch eine Laterne haben."— Die Gam- betta'sche „Republique sranyaise" will noch nicht glauben, daß man den Conseilspräsidenten fallen lassen könne: „ES ist unS schwer, beinahe unmöglich, anzu nehmen, daß nicht der Patriotismus eine große Zahl von Deputirten einhalten werde in dem Augenblick, wo sie Frankreich in eine Krisis werfen wollen, deren Gefährlichkeit Niemand verkennt. Und daS um einer sah fein Wasser im silbernen Mondlicht glitzern, sah den weißlichen Nebel aus seinem Bett aufstcigen, ge staltlos und doch phantastisch zusammengebaül heran- gleiten, und lauschte dem traumhaften Flüstern der Blätter. ES kam die Erinnerung über sie an so manche Nacht, die sie unter freiem Himmel-zelt zu gebracht in ihrer schönen Heimath, ost m einer Rische an den Treppen deS Dome« kauernd, dem verhallen den Schlag der Kirchenuhren rn der großen Stadt lauschend, oft auf weiter einsamer Heide im duftigen Moose liegend, oft in den niedrigen Hütten der Hirten und Köhler, welche, gleich ihr Nomaden, ihr gern einen Platz am Feuer gönnten und einander mit leiser Stimme allerlei gedeimnißvolle Geschichten erzählten von guten und bösen Geistern und unerklärlichen Naturkrästen; und mit zorniger Angst empfand sie eS, daß sie im Begriff stehe, dem freien ungebundenen Leben Valet zu sagen. „Ja, wer zwingt mich denn zu bleiben," flüstette sie, sich selbst zur Beruhigung. „Wenn ichs nicht au-halte, gehe ich auf und davon." Sie fuhr zusammen, denn eine menschliche Hand legte sich auf die ihre, die auf dem Sims deS Fenster» ruhte. „Ach, Du bist e» Jürgen?" sagte sie gleich darauf unangenehm überrascht und runzelte die Stirn. „Wa» fällt Dir ein, mir hierher zu folgen?" „Die bliebst so lange au»", entschuldigte er sich. „Da wachte ich mich auf, Dich zu suchen. Komm jetzt, Annina; Du bist lange genug hier gewesen. Wa» thust Du überhaupt in diesem Hause?" Sie zog ihre Hand zurück und sagte kühl: „Du mußt ohne »ich weiter ziehen, mein guter Jürgen,
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