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Dresdner Journal : 27.01.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188201270
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820127
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820127
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-01
- Tag 1882-01-27
-
Monat
1882-01
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 27.01.1882
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M22. Freitag, den 27. Jamar. 1882. ^do»i>»»»»t»pr«t, r dLilrliot»; .... 18 ^Mirliel»; 4 U»ril KO kk. Lioretn» Humwsrn: 40 kk L»—r^»1d äs, dsotioiwv kvick«» tritt?oit- und 8tsmpvlru»ckt»^ tüoio. »SW!» r»8orLt«i>pi-el»vr kür den N»mu einer xespnltonsn kvtitreils SO ?k. vntor „Lmxss»n6t" di« Teils KO ?s. Lei r»dsllsn- unä Tiffsrns»t- SO ^us»stü»x. Lrevkelae» r l^licü mit Xninetim« dsr 8onn- un6 k'eierte^e Xdsodi für 6en sollenden Zres-MrIMmal. Verantwortliche Redaction: Oberredactenr Rudolf Günther in Dresden. lo»«r»ten»ov»km« »«»MLrter l^tpetU: F>. Lrand«tetter, Owuuixionär de» Dresdner douru»!«; N»»d«rU -lerUn-Vte» - Letprt^ L»»»I-Lr«»I»» ^rsaldvrt s. Äaa«e,»t«>, F N«rlm -Vi»u «Lmkurx ?r»U-l,»ip«tU-kr»nkfNrt 4. H.-Nünoden: Äud. Lerlin: /nvattdendamtLrswen! §c/dc>tt e,- vr»«l«u: F Sta«Aen'» Lnreav XabcU/»),' rrsnkkurt » A : L darA^'-ok« Luelidnndlunx; Ov-Ut»: s»rmor»r: <7. Se^ü«ler,- r»ri» v»rUn-kr»ü)!knn n A 8t»tt^»rl: Daubeck 6o., Lemdorx: Fd. Lt«ner. N«rau»»«derr Lüoi«l. Lrpedition de» Dresdner donrn»!», Dresden, T^iuzvrstrnsss Ro. 20. Machbestelkungen auf daS „Dresdner Journal" für die Monate Februar und März werden zum Preise von 3 M. angenommen für Dresde» bei der unter zeichneten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für anSwartS bei den betreffenden Postanstalten. A»ki«dig»ge« aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung, und werden die JusertimSgebühreu im Inseraten teile mit 20 Pf. für die gespaltene Petitzeile oder deren Raum berechnet; für Inserate unter der Rubrik „Eingesandtes" sind die Jnsertions- gebühren auf 50 Pf. pro Zeile festgestellt. In Dresden-Neustadt können Abonnements bestellungen abgegeben werden in der Kunst- und Musikalienhandlung des Herrn Adolf Brauer (Hauptstraße 2), woselbst auch Juserate zur Beförderung an unser Blatt angenommen werden. Königs. Expedition -es Dresdner Journals. Amtlicher Theil. Heseh, die Umwandlung der auf den Staat überge gangenen 42 procentigen Prioritätsanleihe der vormaligen Leipzig-Dresdner Eisenbahncom pagnie vom Jahre 1872 in eine 4procentige Staatsschuld, beziehentlich die Tilgung derselben betreffend, vom 23. Januar 1882. Wir, Albert, von Gotteö Gnaden König von Sachsen re. re. re. verordnen mit Zustimmung Unserer getreuen Stände andurch wie folgt: 8 1- Unser Finanz-Ministerium wird ermächtigt, die auf den Staat übergegangene 42 procentige Prioritäts anleihe der vormaligen Leipzig-Dresdner Eisenbahn compagnie vom 1. Juli 1872 dergestalt in eine 4pro- centlge Staatsschuld umzuwandeln, daß diejenigen Schuldscheine der gedachten Anleihe, welche von den Inhabern innerhalb einer denselben zu bestimmenden Frist dazu angeboten werden, durch Abstempelung der Hauptpapiere und Ausgabe neuer ZinSscheine auf einen 4 procentigen Zinsfuß herabgesetzt werden. Die solchergestalt abgeftempelten Schuldscheine wer den nicht nach Serien, sondern nach Schuldscheinen anSgeloost. Im Uebrigen verbleiben für diefelben die Bestim mungen der Generalschuldverschreibung der Leipzig- Dresdner Eisenbahncompagnie vom 1. Juli 1872 un verändert in Geltung. 8 2. Zugleich wird Unser Finanz-Ministerium erwach- tigt, eine Tilgung der gedachten, auf dem zuvor erwähnten Wege nicht zur Umwandlung gelangenden 42 procentigen Staatsschuld im Wege der Kündigung und Zurückzahlung herbeizuführen. 8 3. Dasselbe hat auch den Zeitpunkt zu bestimmen, für welchen die unverwandelt bleibenden Schuldscheine durch die Staatsschuldenverwaltung aufzukündigen find. Mit der Ausführung dieses Gesetzes sind Unser Finanz-Ministerium und der LandtagSauSschutz zu Verwaltung der Staatsschulden beauftragt. Urkundlich haben Wir dasselbe eigenhändig voll zogen und Unser Königliche» Siegel beidrucken lassen. Gegeben zu Dresden, am 23. Januar 1882. (I-. 8.) Albert. Leoner Freiherr von Könneritz. Nichtamtlicher Theil. Nedersich«: Zeitungtschau. (Russie.) Tageögeschtchte. (Dresden. Berlin. München. Karls ruhe. Wien. Prag. Brünn. Buda-Pest. Pari». Rom. Stockholm. St. Petersburg. Bukarest. Konstanti nopel.) Dretduer Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig.) Eingesaudtet. Feuilleton. Tage-kalender. Inserate. Erste Beilage. ReichstagSverhandlungen. (Sitzung vom 25. Januar.) Dresdner Nachrichten. Proviazialnachrichte». Zweite Beilage. Telegraphische Witternngsbertchte. Börsennachrichte«. Telegraphische Nachrichten. Paris, Mittwoch, 25. Januar, Abend». (W. T. B.) Die Summe, welche die Bank von Frank- reich gegen Pfänder ersten Range», die von ersten Finanz- und Handelshäusern Lyons hrrgegeben wurden, zur Verfügung deS Handel» von Lyon ge stellt hat, beträgt 100 Millionen Franc». (Vgl. die „TageSgeschichte ") Haag, Mittwoch, 25. Januar, Abend». (W. T. B.) Die Zweite Kammer nah« heute mit 39 gegen 31 Stimmen folgende Motion au: „In Erwägung, daß eine Fortsetzung der Be- rathungen bezüglich de» Handelsvertrag» mit Frank reich unter den gegenwärtigen Umständen nicht wünschen»werth ist, vertagt die Kammer die Be- rathungen und geht zur Tagesordnung über." London, Mittwoch, 25. Januar, Abend». (W. T. B.) Wie dir Abendjournale melden, geht Erowe, einer der Commissare für dir Handelsvertrags- Unterhandlungen mit Frankreich, heute Abend nach Paris, überbringt aber keine neuen Vorschläge. Washington, Mittwoch, 25. Januar, Abend». (W. T. B.) Der Proceß Guiteau ist heute zu Ende gegangen. Nach der l2stündigen Rede de» Rich- ter» Burant, in welcher er auf da» Eingehendste die Gesetzesbestimmungen über daS in Frage stehende Verbrechen auSeivandersetzte und die Zeugenaussagen für und, wider den Angeklagten hervorhob, zog sich der Gerichtshof zurück. Nach mehr alS eiustündiger Berathung kehrte er zurück, um sein Lerdict abzugebrn, durch welches Guiteau der Ermordung deS Präsidenten Garfield schuldig befuudeu wird. Dresden, 26. Januar. In den russischen Ostseeprovinzen wird neuer« ding» der Kampf der Nationalitäten in immer weiteren Dimensionen geführt. Die lettischen und esthuischen Bauern benutzen die ihnen von der russi schen Verwaltung gebotenen Bortheile und fangen zu gleich allerlei Exceffe gegen die Gutsherren an, deren Vertreibung sie erwarten. Wenn auch Letzteres vor läufig noch schwerlich gelingen dürste, so hat doch da» Russenthum offenbar die Absicht, den deutschen Be sitzern nach uud nach den Boden zu entreiße» mit Hilfe eine» au»ged«hnten ExpropriationSverfahreu» zu Gunsten der Gemeinden, und zudem werden in jüngster Zett viele russische Bauern nach der Ostsee dirigirt, wo sie natürlich Stimmung machen sollen. Erst in vopiger Woche wieder ist e» bei Dünaburg zu be- datzerntwerthen Au»schreitungen gekommen, indem denhauptsächlich von Deutschen bewohnte, einem Hrn. ».Dettingen gehörige Flecken Griwe-Semgallen durch Leben und Russen geplündert wurde. Die Unruhen wo-un so bedeutend, daß, wie die „Riga'sche Zeitung" m«kk, die Gouverneure von Kurland und VitebSk sic» an Ort und Stelle begaben und 2 Bataillone heWnziehen mußten, um die Ruhe herzustellen. DU Veranlassung war die Volkszählung, welcher sicM, da» Landvolk au» ganz thörichten Gründen nicht unterwerfen wollte. Auf dem Lande be- gemlet man nämlich der in den Ostseeprovinzen an- geGchneten Volkszählung überall mit großem Miß- tr<Hr«. Einerseits wird, geschürt durch russische und estkmische Agitatoren, die Nachricht verbreitet, daß die Volkszählung den Zweck habe, die Zahl der Bauern festzustellen, um danach die Vertheilung der gutSherr- lichen Ländereien unter sie zu bemessen. Anderer seits aber wird auch das gehässige Gerücht ver breitet, daß mit der Volkszählung eine Ausschrei bung neuer Steuern verbunden sein werde, deren Ertrag in den Säckel der Deutschen fließen soll. Aus dem Dorpat'schen und dem Werro'schen Kreise kommt die Nachricht von zahllosen Feuersbrünsten, denen vorzugsweise Futterscheunen auf Rittergütern und Bauern gehörige Heuschober zum Opfer fallen und die ausnahmslos Brandstiftungen zugeschrieben werden. Diese Zustände sind um so weniger zu ent schuldigen, da die Agrarfrage am Ostseestrande bereit» auf die glücklichste, beide Theile befriedigende Weise zu Ende geführt worden und von der Tagesordnung ver schwunden ist. Obgleich der Bauer in Livland bereits im Jahre 1819 die persönlich« Freiheit erlangte, so wurde ihm erst 30 Jahre später die ausschließliche Nutzung an dem von ihm innegehabten Lande gesetzlich gewährt, für welche er Frohne oder Geldpacht zu lei sten hatte. Als dann im Jahre 1861 die Leibeigen schaft in Rußland aufgehoben und den Bauergemeinden da» verhängnißvolle Geschenk des Gemeindelandes ver liehen wurde, da mangelte e- nicht an drohenden An zeichen, welche eine Ausdehnung dieser Maßregel auch auf Livland in Aussicht stellten. Dem vorzubeugen war nur dadurch möglich, daß Livland- Bauern Grund eigenthümer wurden. Zur Erleichterung dieses Ueber- gangeS beschloß der livländische Creditverein im Jahre 1864 die Uebertragung von Theilen seiner aus den Rittergütern ruhenden Pfandbriefschuld, gemäß gewissen Bestimmungen, auf erkaufte Bauerhöfe, sowie die Tilgung dieses Darlehens durch Zahlung eines Pro- centsatzeS innerhalb deS Zeitraumes von 362 Jahren. Vorzugsweise mit dieser Hilfe sind, laut einer Corre- spondeuz der Augsburger „Allg. Ztg." aus Livland, seitdem, also in 17 Jahren, ungefähr 70 Procent deS gefammten livländischen Bauernlandes auf dem Wege freier Vereinbarung zwischen dem verkaufenden Guts besitzer und dem kaufenden Bauern bäuerliches Eigen thum geworden. Daß der Rest de» Bauernlande» sehr bald auch verkauft sein wird, unterliegt keinem Zweifel. Wie günstig diese Maßregel, die sich beiden Theilen vorthellhaft erwiesen, auf da- Land gewirkt hat, glaubt Niemand, der e- nicht selbst gesehen. Die noch vor 15 Jahren zahlreichen, mit niedrigem Gesträuch be wachsenen Flächen sind dort, wo da- Bauernland bäuerliches Eigenthum geworden, verschwunden und haben sich in Aecker verwandelt; in den bäuerlichen Wäldern wird Strauch und Unterholz sorgfältig auf ¬ gehauen uud zum Gebrauche fortgeschafft, verbesserte Ackergeräts sind in Gebrauch gekommen, hübsche Wohnhäuser mit Hellen Fenstern, ja »um Theil mit Veranden, sieht man allenthalben entstehen; Bäume werden gepflanzt, Gärten angeleßt, in jeder Richtung zeigen sich Verbesserungen. ES tst unzweifelhaft, daß durch den Uebergang de» Bauernlande» in bäuerliche» Eigenthum eine neue Zeit de» wirthschaftlichen Auf schwung» und der Blüthe de» livländischen Bauern stände» begonnen hat, wie sie in so kurzer Zeit nicht für denkbar gehalten worden war. Jedenfalls handelt e» sich bei der Aufstachelung deS Hasses der Letten und Esthen gegen die Deutschen weit weniger um eine uneigennützige Hilfeleistung für diese Volksstämme, al» um die Ziele der Russificirung. Einem esthnischen Publiclsten namen» Henri Jansen ist vor Kurzem die Herausgabe eine- politischen Tage blatte» in Reval, betitelt „Die Heimath", gestattet worden. Da» Blatt wird in deutscher Sprache publi- cirt, und Jansen vertritt darin in entschiedener Weise die Interessen der Esthen, sowie deren Annäherung an Rußland. Durch da» Erscheinen eines neuen Blat tes in deutscher Sprache erwächst den bereits vorhan denen Agitationtblättern in esthnischer Sprache, welche in der frechsten Weise den Kampf gegen alles Be stehende, gegen die Kirche und da- Deutschthum führen, ein wesentlicher Succur». Mit besonderer Heftigkeit richten sich die Angriffe der russificirenden Partei gegen die Universität Dorpat. An derselben existirt bereits eine streng geschloffene Studentenverbindung „Esthonia" mit ausgesprochen nationalem Programm und mit für die Mitglieder obligatorischer esthnischer Sprache Andererseits führen die Deutfchen im Bewußtsein, daß eS sich um ihre Machtst llung handelt, einen gewisser maßen verzweifelten Kampf, in welchem sie gleich ihren Gegnern vor keinem Mittel zurückicheuen. Ihre Lui- turüberlegenheit, ihre privilegirte Stellung, sowie der unverkennbare Einfluß ihrer bei Hofe und in der Re- gierungSmaschinerie so zahlreichen Landsleute haben bis jetzt den Sieg über die Feinde ermöglicht. Wie bedeutend die Macht der Deutschen ist, ergiebt sich u. A. au» einem Vorgänge in der St. JohanneSkirche zu Reval, woselbst eine Gemeinde von nahe an 20000 Mann einen Esthen zum Pfarrer haben wollte, der Magistrat der Stadt aber einen Deutschen auf die Kantel brachte, obgleich die Gemeinde, der das Recht der freien Wahl eine» Pfarrer» eigentlich zustand, da» Schlüsselloch in der Sacristeithür, durch welche der neue Pfarrer in die Kirche zu gelangen hatte, mit Blei auSgegossen und bei der höhern Obrigkeit der Wahl wegen Protest eingelegt hatte. Nicht minder großes Aufsehen erregte ein Erlaß de» CuratorS de» Dorpater Lehrbezirke», Baron» Stackelberg, welcher die Aufnahme von jungen Leuten protestantischen Glaubens in daS Rigaer Lehrerseminar untersagte, daS speciell zur Heranbildung von Agitatoren errichtet wurde und 40 Stipendien für Protestanten besitzt. Die Motive deS CuratorS waren, daß die Lehrer, die daS Seminar entließ, in den von den deutschen Pa storen beeinflußten Schulen keine Aufnahme finden können. Speciell russische Schulen giebt es nur wenige; im Gouvernement Esthland kommen auf 553 protestantische nur 11 russische Schulen, somit ist der Bedarf an russischen Lehrern em ganz geringer und daS Seminar recht unnütz geworden. In welchem Tone die panslawistische Presse ihrer Entrüstung über diesen Erlaß Ausdruck verlieh, ergeben zur Genüge folgende Aeußerungen der „Russie". Diese» Blatt sagt: „Der Lurator de» Dorpater Lehrbezirke» zeigt sich al» einen wüthenden Verfechter der deutschen Adel-intereffen. An der Dorpater Hochschule machen zwar verschiedene Richtungen sich geltend; die An hänger der einen find nur rein wissenschaftlichen Zwecken ergeben, für die andere ist die Wissenschaft Feuilleton. Redigirt »on Ott» Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 25. Januar: „Julian, der Abtrünnige", Tragödie in 5 Acten von Rudolf Stegmann. (Zum ersten Male.) Da e» sich hier nicht um ein Gewinn versprechen de» Repertoirestück handelt, wie ein solche» zuweilen au» dem Gebiete der Comödie oder de» modernen Schauspiel» hervorgeht, sondern um die so selten dank bare Darbietung eine» Trauerspiel», so ist zunächst da» bereitwillige Entgegenkommen unserer Theater« leitung gegen den Verfasser hervorzuheben, der schon ein Mal da» Glück hatte, auf derfelben Bühne ein ernste» Drama („Bianca Capello"), wenn auch ohne dauernden Erfolg, zur Aufführung zu bringen. Diese Neigung und Protection der Tragödie von Seite eine» Kunstinstitut» ist ermuthigend und anfeuernd für andere deutsche Dichter, welche geeigneten Fall» auf dieselbe Berücksichtigung werden rechnen können. Außerdem ist ja die Lonsequenz, e» mit einer neuen Bestrebung de» genannten Verfasser» zu versuchen, durch ein recht günstiger Resultat belohnt worden. Da» Theater war zwar ungewöhnlich schwach besuch», aber da» Stück schien ersichtlich den anwesenden Zuschauern ein er freuliches Genüge zu bieten, der Beifall erhielt sich bis zum Schluffe deS Drama» und auf den lebhafte« Hervorruf mußte schon früher der Verfasser auf der Scene erscheinen. Durch die Aufnahme der ferneren Aufführungen wird sich nun die Frage am objektivsten praktisch er ¬ ledigen, ob sich in dem Werke ein poetischer, künstle risch zum AuStrag gebrachter Fond geltend macht, welcher dem Ganzen eine fesselnde Lebenskraft sichert. DaS Trauerspiel, namentlich daS historische, von großer Form und Ausdehnung, verlangt eben eine außer ordentliche Fülle von schöpferischer Macht in der Leiden schaft de- Gefühl», in der Tiefe und Neuheit der Gedanken, in der Ursprünglichkeit und Wahrheit der Lharakterzeichnung — lauter Eigenschaften, über deren genügender Vorhandensein sich der wohlwollende Be- urlhnler oder der vermeintliche Besitzer derselben gar leicht einer Täuschung hingiebt. Diese zu enthüllen oder zu verneinen, ist eine mißliche Aufgabe der Kritik, welche dieselbe in harmlosen Fällen mit Vortheil der Zeit überlassen darf, die ost mit der Lösung gar nicht langsam bei der Hand ist. — In Hinsicht auf den Julianstoff war die geschicht liche Sachlage ungesähr folgende. Kaiser Konstantin hatte feine Söhne, den Konstantin, den Konstanttu» und den KonstanS und auch feine Reffen, Dalmattu» und Hannibalianu» (die Söhne seine» Bruder» Dalmattu-) zu Cäsaren ernannt und im Jahre 335 unter diese da- Reich nach einem be stimmten Plane getheilt, demgemäß ihm seine Söhne und Neffen in der Regierung folgen sollten. Doch al» er starb, tödteten seine Söhne jene Reffen nebst noch Anderen seiner Verwandten; nur Gallu» und Julian, ebenfalls zwei Neffen (Brudersöhne de» Kai ser-) verschonte man. Die gewinnten drei Söhne de» Kaiser» nahmen den Augustu»titel an und theilten von Neuem da» Reich unter sich. Doch kam e» bald zu Zwist und Krieg zwischen Konstantin uud Konstan». Der Erstere verlor dabei da» Leben, der Zweite kam durch den Aufstand eine» Gegenkaiser», MagnentiuS, um. Konstantiu» lag gerade gegen die Perser im Felde; er eilte herbei und beseitigte MagnentiuS und später noch zwei andere Gegenkaiser. Um seine Alleinherr schaft zu festigen, tödtete er Iulian'- älteren Bruder, den Gallu» (der Cäsar im Morgenlande war) und er nannte den Julian zum Cäsar und sandte ihn in dieser Feldherrneigenschaft nach Gallien, dieser gefährdeten römischen Provinz, die von germanischen Völkerschaften occupirt war. Diese Sendung war ein Act der Klug heit, vielleicht auch der Tugend von Seiten der edlen Kalserin Susebia, die den Julian retten wollte. Julian erfüllte seinen neuen Wirkung-krei- al» Heerführer und Laude-verwalter glänzend. Eifersucht, Furcht und böse Rathgeber brachten jedoch den Kaiser dahin, den Kern von Iulian'» Truppen für daS Mor genland, wo Konstantiu- unglücklich Krieg führte, zu verlangen. Julian wollte Folge leisten, doch die mur renden Legionen stürzten nach einem nächtlichen Trink gelage mit dem Rufe: Julianu» AugustusI vor seinen Palast. Der Feldherr hatte wohl nur die Wahl zwischen dem Thron oder dem Tod. Konstantiu- ver« weigerte die Anerkennung der Kaiserwürde; so zogen sich Beide einander mtt Truppen entgegen, doch ehe e- zum Zusammenstoß kommen konnte, starb der Kaiser in Tilicien (361) und man huldigte Iulian. Dieser hatte in früher Jugend da- harte Loo- de» Verbannten, de» Ueberwachten getragen. Unter dieser Bedrängnih hatte er meist in stiller Bettachtung oder in den Schriften der alten Philosophen jenen Trost, jene Selbsterzirhung gefunden, jene Enthaltsamkeit, Hoheit und Kraft der Seele errungen, welche er al» Cäsar und in seiner kurzen RegierungSzeit zum Staunen seiner verderbten Zeit entfaltete. Julian erscheint al» einer der edelsten Kaiser in Allem, was sich nicht auf die christliche Religion bezieht. Hier beging er den schweren Fehler — auch politisch war eS ein solcher —, von dem bereit» siegreichen christlichen Glauben sich zurückzuwenden zum Heldenthum und die Pflege de» ChristenthumS mit Elfer und Erbitterung, mit Satire und Herabsetzung zu bekämpfen, wenn er auch nicht zu blutigen Mitteln seine Zuflucht nahm. In der Jugendgeschichte und in allen Verhältnissen Ju lian'» liegt d«r Schlüffe! zu dieser seiner Verirrung. Er sah um sich herum ein Christemhum, dessen Be kenner — die Kaiser, Großen de» Reiche-, die Priester an der Spitze, durch den Sündenpfuhl aller Laster, alle- Morden-, Verrath» und Heuchlerthum» mit wil dem EgoiSmu- veranschritteu. So verwechselte Iulian die neue Religion mit der großen Zahl ihrer ent menschten, blutdürstigen, mit Gift und Dolch in einer beispiellosen Eunuchenwirthschast wüthenden Bekenner. Diese Schwäche Julian'» wird ewig beklagen»merth bleiben, sie lebt auch in den Ueberresten seiner auf un» gekommenen philosophischen Schriften fort. So weit wir e» geschichtlich wlffen, verharrte der Kaiser bi» an sein Ende in seiner Ansicht der Apostasie. Die» Ende trat bald ein. In einem heldenmüthgen Feldzuge gegen die Perser (363) starb Julian an einer Wunde. „Die persischen Heerschaären sind verkleidete Engel gewesen, welche den Abtrünnigen umgebracht", sagten christliche Chronisten. „Nein, ein Christ in Iulian'» Heer hat den Kaiser verrätherisch getödtet," entgegneten die Heiden.
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