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Dresdner Journal : 19.01.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188201193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820119
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-01
- Tag 1882-01-19
-
Monat
1882-01
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 19.01.1882
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W15. Donnerstag, den 19. Januar. 1882 /Lbrtiotii . . 1» 4»k^»0kt. Ri»»«lo« K«LW«1»110 ?e. 4»»—rL»id ä«<l«lt»oii«> kmob« tritt ko««- aoä 8t«mp«l^r»vt»1»- dioru. kN« <t«v moor 8v»p»tt«o«o ?otit»oil» X) ?s. vot« äiv 2oil« b0 kf. 8« rn>«u«v- llo6 LlL«ro»»t« sogt) Li,eb»ln«nr HisUol» mit ^wnmUm» äsr 8000- vock ksiort»^« -tbooä» für äso kols«oclW 1»^. DresdnerIMMl. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. L«tp»E: » OommimiooLr ä« Vroxtavr aounmt,; »»»dm, - N«ll» Vts» L«lp^» L—l »r—l», - »„»KNul ». » ; t I«rU» rn»»-L«tp»1, ». X. Lko««, I«rU»:S.Lo«-»üt, /mv<U»tt«n<ja^t, Nr«»«« L. Schotte. Nr»«N»»: L Sta--«,', Uüro»u; L Fae-«^iobv Uoobb»o<Uoo8; SlrUt»: LkM«',' r«tt» >«U» -rr»»tt«n ». M.- Da--« L Oo., k ^<1 St»-«-. N«r,»,»»d»r« Lvoixl. Lrpväitio» äv» t)r«äll«r ^ourv»1«, vr«äso, tto. X). Ämtlichtr Theil. Dresden, 17. Januar. Se. Majestät der König hnben dem Vorsitzenden des Gefammtministerium», Staat»minister Georg Friedrich Alfred von Fa brice, Minister de» Krieg-, General der Lavallerie, dir erledigte Function eine» Ordenskanzler« zu über- tragen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Kaufmann Emil Alt mann zu Dre-den da« von Sr. Hoheit dem Herzoge von Braunfchweig ihm verliehene Prädicat al« „Her- zoglicher Hoflieferant* annehme und führe. Bekanntmachung, In Gemäßheit von 8 6 der Verordnung über den Geschäfttbetrieb auSlSndlfchcr Versicherungsanstalten im Königreich Sachsen vom 16. September 1856 wird andurch bekannt gemacht, daß die Mecklenburgische Leben «-Versicherung«- und Sparbank in Schwerin den Sitz ihre« hierländischen Geschäfts betriebe« von Leipzig nach Dre-deu verlegt hat. Dre«den, den 12. Januar 1882. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Schmal tz. Fromm. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte». Berlin, Mittwoch, 18. Januar, Nachmittags. (Del. d. Drerdn. Journ.) Der deutsche Reichstag genehmigte heute in erster und zweiter Lesung die für daS ReichStagSgebäude geforderte Summe und nahm den Windthorst'scheu Antrag, betreffend die Aufhebung deS Jvtervirung-gesetzeS in dritter Lesung unverändert an. Berlin, Mittwoch, 18. Januar, Nachmittags. (Tel. d. Dre»dn. Journ.) In der heutigen Sitzung deS Abgeordnetenhauses legte der Kinanzminister Bitter den Etat für 188^83 vor. Nach dem Etat ist ein Verwaltung-deficit nicht vorhanden. Au« dem Vorjahre liegt em verfügbarer Ueberschuß von 28 862 485 M. vor. Das bevorstehende EtatSjahr eröffne günstige Aussichten, obwohl ein De ficit von 5 Millionen nicht vermeidbar sei. Der Etat dalancirt uut 939 806617 M., gegen da- Vorjahr mehr: 26 736200 M. Das Ordinarium beträgt 905 727 373 M., welche durch die ordentlichen Ein nahmen gedeckt sind; neben einem Steuererlaß von 14 Millionen schlage die Regierung vor, den Zu schuß aus der Stempelst!, er zu verwenden zum Erlaß einer einmonatlichen vierten Rate sämmt- licher Klaffensteuerstufen und der 5 untersten Einkommensteuerstusen, sowie der fünften Monatsrate der 6 untersten Klasfensteuerstufen, inSgesammt 6670900 M. Die Regierung halte fest an dem Princip weiterer Steuererlasse auS den Ueberschüssen. Der Antheil Preußens an den Erträgen der Zölle und der Tabaks steuer ergebe einen Mehrüberschuß von 8 896 200 M., wozu noch die Einnahme aus der Stempelsteuer mit 7 269530 M. trete. Für die Gesandtschaft bei der Lurie würden 90000 M. gefordert. Das Extraordi- narium betrüge 34 079 249 M. meist zu Lulturzwecken. Allen Ressorts seien erhöhte Zuwendungen gemacht worden, inSgesammt 7 4t Millionen mehr. Eine An leihe sei behusS Forderung wichtiger Zwecke de« Volks- wohlS nicht zu vermeiden gewesen. Wien, DienStag, 17. Januar, AbeudS. (Lorr.-Vur.) Ja der heutigen Sitzung deS Wie ner Vemeinderathe- erschien ein Vertreter der Etatthaltrrei, welcher eine Zuschrift deS Statt- Halters verlas, welche auSführt, daß die Inter- pellationSbeantwortung feiten deS Bürgermeisters vr. v. Rewald in Sachen der feuerpolizeilichen Vorkehrungen mangelhaft und unverantwortlich lückenhaft sei vnd Erlässe verschweigt, die für die LerantwortlichkeitSfrage sehr wichtig seien. Der Erlaß schloß mit einer scharfen Kritik deS Ge- bahren- der Gemeinde. Bürgermeister v. Re wald erklärte, er wolle anf die Zuschrift deS Statthalters nichts entgegnen, sondern den Ge- meinderäthea sämmtlichr Acten vorlegen. Kaschau, DienStag, 17. Januar, AbendS. (Lorr.-Bur.) Im hiesigen Theater brach heute um ^7 Uhr AbendS ein Feuer auS, welche- den gan zen Zuschauerraum und die Bühne in dichte Rauch wolken hüllte, ohne jedoch ein größere- Unglück anzurichtev. Die Feuerwehr löschte den Brand in wenigen Minuten. Die heutige Vorstellung wurde abgesagt. Christianis, Dien-tag, 17. Januar, Nach mittag-. (W T B.) Die außerordentliche Session de- StorthingS zur Berathung deS Handelsver trages mit Frankreich ist heute eröffnet worden. Die Thronrede betont die große Bedeutung deS Handelsvertrages für den Handel und die Schiff fahrt und erwähnt außerdem noch der stattgrhabten Vermählung deS Kronprinzen und der in den wirthschaftlichev Verhältnissen eingetretenru Bes serung. St. Petersburg, Mittwoch, 18. Januar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) DaS „Journal de St. PsterSbourg" bespricht heute in einem länger« Artikel daS russische Budget (vgl. die „TageSge- schichte*). DaS osficiöse Organ constatirt hierbei eine Besse rung der wirthschastlichen Lage deS Reiche- infolge der vorjährigen glänzenden Ernte und der beträcht lichen Steigerung der Einnahmen im zweiten Semester. Die theilweise schon erzielte Rückkehr zu einer guten Finanzlage werde noch mehr erreicht werden durch be trächtliche Ersparnisse beim Kriegsministerium, bei dessen Etat bereits 23 Millionen erspart worden und weitere Reduktionen anbefohlen feien. Die Ver mehrung der Ausgaben, sowie außerordentliche Credite sollen nur zu productiven Zwecken eintreten, was Dank der Friedenspolitik des Kaiser- unschwer möglich sein werde. Die Einnahmen sollen durch eine Steuerreform vermehrt werden. Der Finanzminister hält fest an der Verminderung der schwebenden Schuld durch jährliche Vernichtung von 50 Millionen CreditbilletS bis zum Betrage von 400 Millionen; auch dürften die von der Regierung für Aufbesserung des Eourses gemachten Ausgaben nicht als unproductive betrachtet werden. DaS „Journal de St. PslerSbourg* glaubt, Rußland könne bei diesen Umständen in wenigen Jahren sich vom Deficit befreien. Dresden, 18. Januar. Der vorgestern in Wien abgehaltene gemeinsame Ministerrath, in welchem über die Einberufung der Delegationen Oesterreich-Ungarn- verhandelt wurde, bildet in den neuesten Wiener Blättern den hervorragendsten Gegenstand der Besprechung. Ein- müthig wird hierbei von fast sämmtlichen Organen, ohne Unterschied der Parte,stellung, der Erwartung Ausdruck gegeben, daß die Delegationen in patriotischer Bereitwilligkeit die zur Wiederherstellung der Ordnung in der Kriwoschje und in der Herzegowina er forderlichen Mittel unverkürzt bewilligen werden. Unser Wiener 7-Eorrespondent, welcher bereits unterm 15. d. die Eveniualität der Einberufung der Delegationen zu diefem Zwecke andeutete, schreibt unterm gestrigen Tage: In einem am 16. d. Nachmittag- unter dem Vorsitze deS Kaiser- stattgefundenen gemeinsamen Mi- nisterrathe ist beschlossen worden, die beiderseitigen Dele gationen zu einer kurzen Nachiession einzuberufen und denselben eine Lreditvorlage behusr Deckung der Kosten der militärischen Action in Süddalmatien und der Herzegowina zu unterbreiten. InSgesammt sollen 20000 Mann mobilisirt und als Maximalcredit 10 Millionen Gulden gefordert werden. Als Einbe- rufung-termin wurde vorläufig der 28. Januar in Aussicht genommen. Natürlich werden die beiden Delegationen, da e» sich nur um eine Nachsession han delt, in Wien zusammentreten und b:oS wenige Tage versammelt sein, da die zeitraubenden Constituirung»- arbeiten wegfallen und die bereits gewählten Ausschüsse sofort ihre Arbeiten aufnehmeu können. Die Regie rung gedenkt übrigen- den Delegationen eine authen tische Darstellung der Sachlage in der Kriwoichje und in der Herzegowina zu geben, um auf diese Weise den zahlreichen Uebertreibungen und beunruhigenden Ge rüchten Über die Zustände in Süddalmatien und den occupikten Ländern, sowie üb-r die angeblichen Absichten Oesterreichs im Orient die Spitze abzubrechen. Eine Meinungsverschiedenheit gab sich im Mlnist.rrathe nicht kund; im Gegentheile waren alle Theilnehmer der Eonferenz darin einig, daß sofort und energisch gehandelt werden müsse, um die arg gestörte Ordnung in den Bocche und den angrenzenden herzegowinischen Districten wiederherzustellen. Die ungarischen Minister v. TiSza und Baron Orczy, welche an der Eonserenz Theil nahmen, sind bereits wieder nach Buda-Pest zurückgekehrt. Selbstverständlich werden während der Berathung der Delegationen sowohl der ReichSrath als der ungarische Reichstag ihre Verhandlungen auS- setzen. Inzwischen dauern die Truppennachschübe nach dem Süden sott. In den letzten 8 Tagen sind 2 Jn- fanterieregimenter, 2 Jägerbataillone, 1 Feldcompagnie des 2. Genieregiment», dann auch mehrere GebirgS- batterien therl» nach Süddalmatien, theilS nach den occupirten Ländern abgegangen. Zu erwähnen wäre noch, daß der gewesene Statthalter von Dalmatien, Feldzeugmeister Baron Rodich, am 16. d. in längerer Audienz vom Kaiser empfangen wurde, und daß man diese Thatsache mit der Gestaltung der Dinge m der Kriwoschje in Zusammenhang bringt. DaS „Fremdenblatt* warnt davor, Alles, was plötzlich von verschiedenen Seiten über die Anarchie und den „Ausstand* in der Herzegowina gemeldet wird, für baare Münze zu nehmen, und sagt: „Nach unseren Informationen kann von einem Ausstand in der Herzegowina noch nicht gesprochen werden. Die Ausschreitungen und Feindseligkeiten gegen daS öster reichisch-ungarische Militär und die Gendarmerie haben sich in letzter Zeit vermehrt und zwar nicht unbedenk lich vermehrt, doch handelte es sich bi- jetzt immer nur um einzelne Acte, die wahrscheinlich einen innern Zusammenhang haben, aber doch nicht als Jnsurrection bezeichnet werden können, so sehr sie auch als ernste Symptome Beachtung verdienen und gefunden haben. Die nach der Herzegowina zu entsendenden Truppen haben mit einem Worte nicht die Aufgabe, einen Auf stand zu unterdrücken, sondern einem solchen zuvorzu kommen.* — Dieser wohl ctwaS optimistischen An schauung gegenüber dürfte die (alte) „Presse* daS Richtige treffen, wenn sie behauptet, daß es im Hin blick auf die Zustände jenseits der Save im Augen blicke ganz gleichgiltig ist, „ob die „Hajduken* nur Räuber im gewöhnlichen Sinne des Wortes sind, oder ob sie mehr als Aufständische bezeichnet zu werden verdienen.* So viel sei gewiß, daß Ruhe, Sicher heit und Achtung des Gesetzes m der östlichen Herzegowina, wie in der Kriwoschje, Alles zu wün schen übrig lassen. Die „Pr.* fährt dann fort: „Die Geschichte der bosnischen Occupation hat ge- Feuilleton. NeSigirt »ou Otto Banck. Der Goldfuchs. Novelle von Karl Wartrnburg. Fortsetzung.) ES war ein schwerer Dienst. Von früh bi- Abend bei Wind, Sonnenbrand und Regen mußte er im Freien sein, die Bauten feiner Strecke leiten und unter einer Schaar von einigen hundert Arbeitern aus den verschiedensten Ländern Ordnung erhalten. ES waren wilde Gesellen darunter. Biele von ihnen au» dem Krieg gekommen, hatten noch die ganze Wildheit deS Feldlagers, die Nichtachtung eigenen und fremden Lebens zur friedlichen Arbeitsstätte gebracht. Täglich gab es anfang» blutige Schlägereien und nur durch rücksichtslose Energie konnte Heinrich die Ordnung auf- recht erhalten. Aber hin und wieder durchbrach doch die Leidenschaft die Schranken und es gab dann einen Auftritt, wie den eben geschilderten. Regen und Wind waren indessen heftiger geworden und Alle waren froh, als die Glocke das Signal der Feierstunde gab. AuS dem Tunnel, auS den Erdelnschnitten, auS de» brcternen Werkstätten und der Feldschmiede ström ten die Arbeiter herbei nach der nahegelegenen Stadt oder den umliegenden Dörfern zu. Auch Heinrich schlug mit seinem Läsar, seinem treuen Begleiter, den Weg nach seinem Quartier in einer der Vorstädte ei» . . . Er trug eine altmodische Pikesche, deren einst schwarzer Bordenbesatz grau geworden war, während da» ur sprünglich grüne Tuch einen gelblichen Ton angenom men hatte. Die Pikesche war vielleicht fünfzig Jahre alt, noch au» der Garderobe seine» Großvater» stam mend, und war mit einigen anderen Kleidungsstücken und Wäsche der Inhalt jenes Koffers gewesen, den Heinrich an jenem Winterabend auf dem GutShof ab- aeholt hatte . . . Ein inS Röthliche fpielender, breit- krämpiger Filzhut, dessen ursprüngliche schwarze Farbe durch Wind und Wetter ausgebleicht war, graue Bein kleider, die in langschästigen Stiefeln stcckten, vollendeten den Anzug de» jungen Manne» . . . Seine Lollegen machten zuweilen ihre harmlofen Witze über seine Kleidung. E» genirte ihn nicht. E» war schon ganz dunkel, al» er in die Parterre- stubc seine» Quartierwirthe», der zugleich eine Bier- wirthschaft hatte, trat . . . Die Lust war qualmig von dem Ligarrenrauch und den blakenden Petroleumlampen, welche den nicht großen Raum, in welchem an kleinen viereckigen Ti schen schon eine Anzahl Gäste beim Biere saßen, er leuchteten. Aber die Tische, mit grüngemustertem Wachstuch überzogen, waren rein abgewischt, di« Bier- gläser in dem Schranke hinter dem Büffettisch sahen blitzblank au», die Dielen waren rein gescheuert und die rothen Vorhänge an den Fenstern machten einen sreundltthrn Eindruck . . . Die Tochter de» Wirth«», ein junge», hübsch«» Mädchen von vielleicht siebzehn Jahren, fragte Hein rich, der sich mit seinem Hunde müde in eine Ecke setzte, wa» sie ihm zum Abendbrot) bringen sollte. Er verlangte Brod und Käse nebst einem GlaS Bier, ein einfaches Mal . . . Aber er mußte sparen, wenn er seinen Droll wiederfinden und kaufen wollte. Nach dem daS einfache Abendessen, das er mit seinem Hunde getheilt, beendigt war, überließ er sich seinen Be trachtungen. Alle Nachforschungen über daS Schicksal seine- armen Droll'» waren vergeblich gewesen . . . Der Pferdehändler in EoSwig hatte Droll bald wieder an einen Dritten verkauft und von da an blieb ihm jede Spur über den Verbleib de» treuen Thiere» ver loren . . . Die Geschichte von Heinrich'» Pferd war nicht un bekannt geblieben. Viele von den Leuten, die in der Wirthschaft verkehrten, machten rohe Witze darüber . . WaS ist in den Augen vieler Leute ein Thier, ein Pferd? Ein Wesen, da» man ungestraft ausnutzen, mißhandeln kann, e» ist da» ein trauriger, beklagenSwerther Zug der menschlichen Natur und verräth noch, aus welcher tie fen Stufe im Großen und Ganzen die wahre Mensch lichkeit steht. DaS halbverhungerte, blutrünstig ge schlagene Droschkenpferd, der abgemagerte lechzende Zughund, die von Gassenjungen gehetzte Katze, die au» dem Nest genommenen halbflüggen Vögel sind stumme, aber beredte Ankläger menschlicher Gefühllosigkeit und Rohheit... Nur die Wirth»tochter interessirte sich für Heinrich'» verloren gegangener Liebling, sie war die Einzige, mit der er über Droll sprach . . . So setzte sie sich auch heute neben ihn . . . „Aber, wa» ist denn da»?* fragte sie erstaunt, „find Sie in einer Rauferei gewesen, Herr Wagner?...* „Wie so? Fräulein Matchen?* zeigt, daß ein Zuviel bei der Machtentwickelung in solchen Fällen bei Weitem der ratenweisen Eroberung mit Musikbanden vorzuzirhen ist. Der Erfolg ist die Hauptsache; wie da» erwünschte Resultat erreicht wurde, mit Vorsicht oder Wagnissen, da» fällt kaum in» Ge wicht. Von solchen Gesichtspunkten scheint auch die gemeinsame Regierung au-zugehen. Wenn auch die Zustände an der Westgrenze Montenegro» zu weit gehenden Besorgnissen heute noch keine Veranlassung geben, so könnten doch bei einiger Lässigkeit und eitler Zuversicht alle jene übertriebenen Nachrichten alsbald zur Wahrheit werden. . . . Schon heute drängt sich unabwe,Slich die Frage auf: wie solche Zustände ent stehen konnten, und wer al» der schuldtragende Theil anzusehen ist? Lui bono? — ist wohl die nächst gelegene Reflexion. Und die Entscheidung, wer ein Interesse daran haben kann, daß die Herzegowina zum bleibenden „österreichischen Kaukasus* werde, eröffnet zugleich die weiteren Anhaltspunkte für die Erwägung, wer die aufrührerische Bewegung zwischen der Narenta und der Adria sortan schüren und unterhalten wird. Schon jetzt läßt sich übrigens constatlren, daß nur griechisch-orientalische Christen und Muhamedaner an der Bewegung theilnehmen, und eS ist daher zweifel los, daß zu allen Agitationsherden in Belgrad, Eetinje, St. Petersburg und Moskau, welche 1875 bis 1878 tbätig waren, auch jener von Konstantinopel hinzu- getreten ist. Man the,lt uns auch mit, daß die bei gefangenen und erschossenen Hajduken Vorgefundenen Briefschaften die Thätigkeit panslawistischer, großserbi scher und türkischer Agenten in Bosnien und der Herze gowina außer allen Zweifel stellen.* Zum Schluß con- statirt die „Pr.*, „daß dl« Verwaltung der occupirten Provinzen leit 2^ Jahren unleugbare und bedeutende Rückschritte gemacht hat und daß Mangel an Energie und Einsicht, an LandeSkenntniß und Voraussicht die heutigen Zustände in Bosnien und der Herzegowina mitverschuldet haben* — Die „Neue freie Presse*, welchem der auf ständischen Bewegung in Dalmatien und in der Her zegowina „eme der Früchte der österreichischen Orient- Politik* erblickt, schließt ihre Betrachtungen mit folgen den Sätzen: „Cs giebt Niemanden in Oesterreich, der nicht sehnlichst wünscht, eS möge da» Ansehen de» Staate» auf seinem ganzen Gebiete rasch und energisch gewahrt werden, und Niemanden, der nicht gern be reit wäre, selbst Opfer sich dafür aufzuerlegen. Die Delegationen werden zuverlässig ihre Pfl cht thun; daß auch die Regierung die ihrige mit Kraft, Klngheit und möglichster Schonung von Blut und Vermögen erfüllen werde — das können wir vorläufig nur wünschen.* — In ähnlicher Weise äußert sich die „Wiener All gemeine Zeitung*, indem sie sagt: „D»e Kugel ist im Rollen, und eS wird keinem einsichtigen PolNiker einsaüen, durch kleinliche Abstriche die Verantwortung für die weiteren Lonfllcte im Süden der Monarchie der Regierung abzunehmen. Wir stehen einer ergen- thümlichen Verquickung panslawistischer und turkophiler Elemente gegenüber. Die Befürchtung indessen, daß sich hieraus internationale Compllcationen entwickeln könnten, theilen wir nicht. Wir stehen einerseits mit den Regierungen der benachbarten Balkanstaaten auf gutem Fuße, und andererseits sind die anderen Mächte, welchen man die Absicht beimessen könnte, sich der Balkanstaaten als Werkzeuge zu bedienen, selbst zu ge nügend anderweitig beschäftigt, al» daß sie Lust ver spüren sollten, neue Verwickelungen herbeizuführen. Freilich, wenn eS zu einer neuerlichen Ausrottung der orientalischen Fragen im Allgemeinen käme, könnte überhaupt keine auch noch so keine Angelegenheit al» eine solche betrachtet werben, die sich auf die Dauer localisiren lasse. Eine Aufrollung der Orientfragen scheint un» aber nur von Einem Ausgangspunkte au» drohend: wenn nämlich die ägyptische Frage größere Dimensionen annehmen sollte.* „Nun, man hat Ihnen ja die Wolle rau» gerupft*, lachte sie, und wies auf die alte Pikesche, die der Messer stich de» Italieners getroffen. „Ach ja . . . da- war wieder so ein Krakehl um ein Frauenzimmer*, sagte er, den Riß, den da- Messer gemacht, betrachtend, „wenn die Wattirung nicht ge wesen wäre, hätte der Kerl mich vielleicht todt ge stochen . . . Wollen Sie mir eine Nadel und etwa» Zwirn geben?* „Wo denken Sie hin, Herr Wagner . . . Da würde eine schöne Flickerei werden*, lachte da» junge Mädchen . . . „Das verstehen wir bester . . . Ziehen Sie den Rock nur au», in ein paar Minuten ist da» gemacht . . .* Er zog den Rock au». „Aber wa» ist denn da»?* fragte Malchen, den Riß untersuchend, „da» knistert ja wie Papier. Sie haben wohl Banknoten darin?* „Ein Papier?* fragte Heinrich neugierig. „Run freilich ... da hier unter der Brusttasche... sehen S»e,* und sie stülpte da» Futter herauL, „ist e» durch da» Loch zwischen die Wattirung gerathen . . . hier . . .* Und sie zog ein mehrfach zufammenge- brochene- längliche» Papier herau». Heinrich entfaltete e» neugierig . . . „Mein Gott, da» ist ja . . .* er wurde roth und bleich, ... „dat ist ja . . .* stotterte er in größter Aufregung, „die Receßurkunde*. . . „Aber wa» ist Ihnen denn, Herr Wagner,* fragte verwundert da» junge Mädchen, „Eie sehen ja au» wie eine gekalkte Wand . . .* „O . . . Fräulein Malchen,* . . . stieß er erregt hervor, „wenn Sie wüßten . , . wa» mich diese» Stück
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