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W 13 Dienstag, den 17. Januar. 1882. Lv»»»«»«»t»pr»l, r DW-ncrÄlmml Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. er lUUrU-dr . . 1, U»rd ««okvokk. L«—»d»w ä«ä«at»ok»o Laiott« tritt ko«t- uod hastig - „Na, ob ich Sie kenne ... Ich »bin doch der Feuilleton. N»di,irt »on Ott» Banck. den letzten Jahren und namentlich in allerneuester Zeit sind eine Reihe von „Banken" in Deutschland entstanden, die geradezu auf die Ausbeutung de- PoblicumS berechnet sind. ES ist ein auSgebreiteter, breitorganisirter Geschäftsbetrieb geworden, daS Geld deS kleinen ManneS im Publicum zu suchen. Man sucht den kleinen Mann mit allen möglichen, selbst unerlaubten Mitteln zum Börsenhandel zu verleiten, indem man ihm Werthpapiere, die er besitzt, abschwätzt und ihn zur Anschaffung anderer Papiere drängt. Der Handel schlägt, wenn durch Speculation pro» vocirt, immer zum Schaden deS Umsetzenden au-, besten Tapital, abgesehen von der mehr oder minder unfichern Anlage, durch dergleichen Werthwechsel im mer geringer wird. Der hier beregte Uebelstand, gegen den die Einreden, daß „die Leute gescheidter sein soll ten", keinen Werth hat, weil die Leute eben erfah rungsgemäß nicht „gescheidter" sind, ist ein tiefein- schneidenber, aber er ist nicht der einzige. Wir wollen nicht alle Gifttropfen sammeln, sondern nur noch auf einen Umstand, aber auf einen kapitalen, hinweilen: auf daS Dlfferenzgeschäst. Hier liegt, um ein vulgäres Sprichwort zu gebrauchen, der Hund begraben. DaS Differenzgeschäft ist das Hantieren mit unmöglichen Werlhen, eS ist daS wildeste Glückspiel, aber auch das unredlichste, weil der Spieler in vielen Fällen daS Geld nicht einmal besitzt, um seine Verbindlichkeiten zu decken. Wie betrachtet man im gesellschaftlichen Leben einen Mann, der sich an einem Spiel betheiligt, ohne so viel Geld zu besitzen, als daS Spielengage ment erfordert? Keine gute Gesellschaft duldet ihn in ihrem Kreise. Aber weil da» Differenzgeschäst so und so lange goldene Früchte trägt, spielen die in ihm Hazai kurenden lange ein: Rolle in der Welt, bis end lich eine vernichtende Explosion Alles in Schutt und Trümmer wirft. Tausende und Tausende sind eS, die sich den Anschein geben, als kauften sie dieses oder jene- Papier in dieser oder jener Werthvervielfältigung; aber weder der Käufer könnte die Summe bezahlen, wenn er sie sofort baar erlegen müßte, noch — und daS ist die Hauptsache — könnte der Verkäufer die Stücke liefern. Es war auch dem Einen nicht umS Bezahlen, dem Andern nicht um» Liefern zu thun, sondern nur darum, m kürzester Zeit einen weitern, wie man sieht, nur nominellen Verkauf zu bewerkstelligen und die Differenz des Cour- feS, die zwischen Kauf und Wiederkauf liegt, als Ge winn einzustreichen. Diese Differenzgeschäst« sehen wir nicht, selten in erstaunlicher Weise bei Staats- und Speculationsanlehen sich breitmachen, bei welcher Ge legenheit schon Summen gezeichnet worden sind, die auf der ganzen Welt in Baarem nicht zu leisten sind. Wir sehen es ferner Tag für Tag aller Orten eine hervorragende Rolle spielen. Es erstreckt sich ferner nicht auf Geldwerthe allein, eS beschäftigt sich mit unseren täglichen Lebensbedürfnissen, es vertheuert uns Brod und Licht und unzählige Dinge, die wir als mehr oder minder unentbehrlich uus angewöhnt haben. Wir glauben einen seh: berechtigten Schluß zu ziehen, wenn wir meinen, da möge sich die Hand des Gesetz gebers schwer daraus legen, und zwar mit dem Steuer stempel oder mit dem Strafgesetzparagraphen; geschähe es, so geschähe es im öffentlichen Wohle." Man kann diesen Worten des Nürnberger Blattes vollkommen beipflichten. DaS Differenzgeschäft ist, wie der gesammte Großbetrieb der Börsenspekulation, eine Frucht der modernen WirthschaftSpotttik, des Systems des ItÜ88vL allsr, und die Einschränkung, beziehungs weise vollständige Beseitigung dieser die Sittlichkeit wie den reellen Geschäftsbetrieb in gleicher Weise untergrabenden Speculationsmethode dürfte ebenso zu den Aufgaben gehören, welche der Gesetzgebung der Zukunft warten, wie einst die Unterdrückung der Spiel- Lagesgeschichte. Dre-deu, 16. Januar. Nach einer, an amtlicher Stelle hier eingegangenen Mittheilung wird die zur Investitur Sr Majestät des König» mit dem königl. großbritannischen Hosenbandorden in den ersten Tagen de» künftigen Monats hier einttlffende außerordentliche Gesandtschaft au» folgenden Personen zusammengesetzt sein: 1) Earl of Fife, 2) Sir Alfred HorSsord, G. T. B., 3) Honourable F. L. Bertie (als Sekretär der Mission^, 4) Captain I. E. Wynne-Finsch, Royal Horse Guard». 5) Lieutenant-Colonel Lord Algernon Gordon Lennox. Außerdem wird der erste Wappenkönig des Hosen bandordens Sir Albert Woods in Begleitung deS Lancaster Herolds, Mr. Lochayne und eine» andern, noch nicht benannten Ordensbeamten der Mission bei gegeben fein. Dresden, 16. Januar. Zu einer im hiesigen königl. Residenzschlosse heute Nachmittag stattfindenden größern Hoftafel sind Einladungen ergangen an die Präsidenten, sowie an Mitglieder b-ider Kammern der Ständeversammlung, an den Präsidenten des evan- gelitchen LandesconsistoriumS, Uhde, an den AbtheitungS- director im Finanzministerium Geh. Rath v. Thüm mel u. s. w. Den Kammerherrndienst bei Sr. Majestät dem König hat auf die Zeit vom 15. bis 28. d. Mts. der Kammerherr Wolf v. Arnim übernommen. Dresden, 16. Januar. Die Einsegnung der sterb lichen Hülle des verewigten Ministers deS königl. Hauses, StaatSminister a. D. Or. Frhrn. v. Falken stein findet vor der Uebersührung nach Frohburg morgen, Dienstag am 17. d. MtS. Vormittags 11 Uhr im Trauerhause, Lüttichaustraße Nr. 30, Statt. DreSdeu, 16. Januar. Beide Kammern hielten heute Sitzungen ab. In der Ersten Kammer, deren Sitzung die StcatSmmister v. Nostitz-Wallwitz, vr. v. Abeken und Frhr. v. Könneritz beiwohnten, machte vor Eintritt in die Tagesordnung der Präsident Kammer- Here v. Zehmen der Kammer Anzeige von dem vori gen Sonnabend erfolgten Tode ihres Mitgliedes, deS Staatsministers a. D-, Minister» de» königl. HauseS, vr. Frhrn. v. Falkenstein, und gedachte in warmen pietätvollen Worten der großen Verdienste, welche sich der Dahingeschiedene in den von ihm bekleideten hohen Stellungen und insbesondere auch als Mitglied der Ersten Kammer um das Land erworben. Die Kammer ehrte das Andenken des Dahingeschiedenen durch Er heben von den Sitzen. Sodann referirte Landesbe- stallter v. Zezschwltz über eine Beschwerde Kramer'S in Plauen i. B. und beantragte namens der vierten Deputation, diese Beschwerde, welche die jenseitige Kam mer in einem Punkte auf sich beruhen zu lassen, in einem andern Punkte der Staatsregierung zur Kennt- nißnahme zu überweisen beschlossen hatte, in ihrem vollen Umfange auf sich beruhen zu lassen. Nachdem Präsident v. Criegern diesen Antrag befürwortet, be schloß die Kammer demgemäß. Es folgte die Be- rathung der Petition des Gemeinderaths zu Plauen bei Dresden um Aufhebung der Bestimmungen in tz 23, Absatz 2 der revidirten Landgemeindeordnung und § 30 der revidirten Siädteordnung, denen zufolge in den Fällen, wo Gemeindeanlagen nach dem Maß stabe des Einkommens erhoben werden, festes Dienst einkommen, Wartegeld und Pensionen nur zu V» irr Anschlag zu bringen sind. Hierzu beschloß die Kammer, dem Anträge ihrer vierten Deputation (Referent Bürger meister Heinrich) entsprechend, dem Beschlusse der Zwei- l»»sr»t«»pre1»s« Ur So «is« K) ?f. <ll» 2«U« S0 kk. Ick l^cklo- öS Liüor»»»t« S0 Yb Fattod!^. UtEUod mit Funuttus« dar 8o»o- mut 4d«<i» kür den fol^oad«» 1^. öffneten die Thüren der CoupsS deS nach Sternberg gehenden Zuges . . . Heinrich setzte sich in die Ecke und blickte hinaus in die winterliche Landschaft ... So wett sein Auge sah, nichts als Schnee. Schnee auf den Feldern und Wiesen, Schneewolken am Himmel... Herabwirbelnde Schneeflocken in der Luft. „Ein harter Winter ..." sagte ein Mann, der Heinrich vis-L-vis saß, „von Anfang November bis heute immer Schnee und Kälte ..." Heinrich ant wortete nicht ... Er blickte nach wie vor zum Fenster hinau», die durcheinander wirbelnden Schneeflocken be trachtend . . . „Unser Einer kann einen solchen Winter schon auShalten," fuhr der redselige, behäbig aussehende und in dickem Pelz steckende Mann unverdrofsen fort, „aber die armen Leute und die armen Pferde, sie müssen dran glauben . . . DaS Schlittenfahren macht die meisten Pferde caput ... Da haben sie ihren Klapp» an der Lunge, eh« man sich- versieht. Ihr Droll wird e» auch empfinden, Herr Wagner." Heinrich fah auf. . . „Sie kennen mich?.. Wo ist mein Droll?" fragte Lramütattar, OomwEaatr et« Orsadaar N«rN»-Vi«» ». L Vo-Kr, S»rU» Vt,»-S»»d»rU riNU-Lstpitr rnuttMul ». ». Lick. Ltom,' ««rU» - L Sr«»«» - L Sc/Uott«/ Nr»^»»: I«. öars^u; VroLkarr ». H.: L 0itrUt»: v. LtUÜ«»,' SiimowrO Lckairi«', k»rt» N«rU» -^r»»»earr ». ».7 I-a-d« L Öo.,- Ludar,: F H«r»n»U«dsrr Lüuizl. Li Petition ä« Dresdner doarmtt», Dresden, /vin^srstrnsse Ao. LV. und der Portier schrie in die Wartesäle hinein . .. „Einsteigen ..." Heinrich, dessen Zug ein paar Minuten später ab ging, starrte den Beiden nach. Er hatte daS Paar wohl erkannt. Es war Bankier Gläser . .. und Fräulein v. Schönfeld . . . nein doch, nicht Fräulein v. Schönfeld . . . seit ein paar Tagen Frau Fanny Gläser ... Ja, ja, er erinnerte sich! . . . in der Untersuchungshaft hatte ihm der Gefangenwärter öfter» eine Zeitung gebracht und darin hatte er die Vermäh- lungSanzeige der Beiden gelefen ... Es war schnell, recht schnell gegangen, Herr Gläser und Herr v. Schön feld fchienen eS recht eilig gehabt zu haben, um Fanny unter die Haube zu bringen. Heinrich glaubte, die Liebe zu Fanny längst über wunden zu haben, aber es gab ihm doch einen Stich ins Herz, al» er die Anzeige la», und auch heute bei ihrem unerwarteten Anblick zuckte es um seine Lipve, flimmerte e» in seinem Auge . . . Aber er bezwang sich mannhaft . . . „Sei kern Weichling, Heinrich", flüsterte ihm die innere Stimme zu, sie hat Dich aufgegeben, rasch, in wenigen Wochen Dich vergessen, folge ihrem Beispiel. Vergiß sie auch. Du mußt kämpfen um Dein Leben, Du bist arni wie ein Bettler, der geldstolze Gatte Fanny s würde mit höhnischem Mitleid auf Dich her- abblicken, wenn Du iu dieser Gestalt vor ihm erschei nen würdest . . . Mag sie glücklich sein, wenn sie eS vermag, die Treulose . . . Dein Droll würde Dich nie verlassen haben, wenn sie ihn Dir nicht genom men hätten..." Einsteigen, einsteigen", riefen die Schaffner und „Wenn auch nicht in gleichem, so doch in ähn lichem und proportionalem Maße wie bei der Lyoner Bank wird mit einer Unzahl von Börsenpapieren gewirth- schäftet, und diese Wirthschaft speculirt durchweg auf daS große Publicum. Bel un» in Deutschland macht Amtlicher Theil. DreSdeit, 12. Januar. Ee. Königliche Majestät haben den zeitherigen GtempelfiScal, Finanzrath Richard Moritz Wahl zum Rathe bei der Zoll- und Eteuer- Direction Allergnädigst zu ernennen geruht. Dresden, 13. Januar. Se. Majestät der König haben dem Thaussöeinspestor Friedrich Albert Döh nert in Wurzen da» Prädicat „Baurath" Allergnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 16. Januar. Alle Diejenigen, welche die großen socialen Krank heitserscheinungen unserer Zeit mit Aufmerksamkeit verfolgen, können nicht umhm, einen gegenwärtig die gesammte Finanzwelt Frankreichs beschäftigenden und namentlich auch die Wiener Finanzkreise berührenden Vorgang ihre Aufmerkamkeit zuzuwenden. In Lyon, wo die Börsenspekulation alles Maß überschritten hatte, kam infolge der letzten MonatSabrechnung eine Krisis zum AuSbruch, welche eine Reihe von großen und kleinen Capitalien in ihren vernichtenden Strudel hineinzieht oder mit dem Ruin bedroht. Eines zahl reiche Menge von Börseneffecten sind zurückgegangen, und obwohl in den letzten Tagen, infolge der ange strengtesten Bemühungen der Geschäftsvermittler, eine Reprise eintrat, konnte doch da» Vertrauen nicht zurück kehren. Sobald die Course sich wieder aufrichteten, stellten die RealisationSangebote in Masse sich ein. Die meisten Werthe schlossen unter dem Niveau der vorletzten Woche. Jedenfalls wird durch den Lyoner Krach das bekannte Gleichniß vom „ Giftbaum" ausreichend illustrirt. Die Aktien der Laudas ä« ^ou st ä« I» 1,oir« lauteten auf je 500 FrcS; da rauf waren nur je 125 FrcS. eingezahlt; trotzdem wurden sie nach und nach auf je 1800 FrcS. getrie ben; der Krach hat sie in voriger Woche um je 1200 FrcS. geworfen, und dann sind sie wieder auf 800 FrcS. künstlich hinaufgehoben worden. Derartige Zahlen geben zu denken. Sw zeigen, zu welchen Consequenzen da» Spiel mit fiktiven Werthen und die unbändige Wuth, durch Steigen der Course einen Gewinn zu erzielen, zu führen vermögen. AIS der HauptkrebS- fchaden, der alle diese craffen Schwankungen von Hausse und Baisse verursacht, erscheint daS verwerfliche Dif- ferenzspiel. Mit Vergnügen eignen wir unS die Ausführungen deS „Correspondenten von und für Deutschland" an, zu welchen der Lyoner Krach demselben Veranlassung giebt. DaS liberale Nürn berger Blatt schreibt: Kutscher bei Herrn v. Schönfeld gewefen . . . Aber jetzt habe ich mein eigner Geschäft . . . Meine Frau Hal ihre Tante beerbt und da hab' ich mich selbst- ständig gemacht ..." „Ah, Sie waren Kutscher bei Herrn v Schönfeld? Sie sprachen von meinem Droll .. Wo ist er hin- gekommen? Wissen Sie e» . . . O, ich bitte." E» Dem, was er auf dem Leibe trug, nicht- als einen kleinen Koffer mit einiger Wäsche und alten Kleidern, die in einer Rumpelkammer hingen, die seinem Vater oder Großvater gehört und die man ihm theilS auS Mitleid, theil» weil sie zu altmodisch waren, um einen Käufer zu finden , gelassen hatte . . . Der alte Jakob hatte die Habseligkeiten in Verwahrung. So viel Heinrich erfahren, wohnte der alte Knecht noch auf dem Gute, doch sollte auch er e- in den nächsten Ta gen verlaffen. Der neue Eigenthümer war nämlich ein sonderbare- Geschöpf, da- hundert Köpfe, viele hundert Hände, die alle Geld einnehmen wollten, aber kein Her» hatte. Er war eine neu gegründete Aktien gesellschaft, welche da- Gut in eine große Rübenzucker fabrik mit Mastviehwitthschaft umwandeln wollte . . . Heinrich'» erster Gang war nach dem Bahnhof... „Ein Billet dritter Klasse nach Sternberg", e- war die- die letzte Station vor Heinrich'- früherem Gute, verlangte der junge Mann. Wenn er seine wenigen Habseligkeiten von Jakob geholt, wollte er in die weite Al- Heinrich von der Kasse zurücktrat, fuhr ein eleganter himmelblauer Schlitten mit zwei prachtvollen Schimmeln bespannt am Bahnhof-gebäude vor. Ein Diener, der rasch von dem gepolsterten Sitzbret der Rückseite sprang, half einem jungen Paar, da- in kost bare- Pelzwerk gehüllt war, heraus ... Die Dame schlug den Schleier zurück ... „Die Lust ist wuuderbar rein ..." sagte sie. „Gewiß, Fanny . .. aber auch scharf, erkälte Dich nicht. Zwei Billet» erster Klaffe . .. Berlin .. ." Und da» elegante Paar rauschte an Heinrich vorüber, um einzusteigrn, drnn e» läutete eben zum dritten Male Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte«. Berlin, Montag, 16. Januar, Nachmittag». (Tel. d. Dresdn. Journ.) In der heute Vormittag» 10 Uhr eröffneten Sitzung des Abgeordnetenhauses gedachte Präsident v. Köller der seit der letzten Session verstorbene« Abgeordneten. DaS Haus ehrt das Andenken derselben durch Erheben von den Sitzen. Unter den vom Präsidenten als «iu- gegangen bezeichneten Vorlagen befinden sich die Krei»proviuzialordnung für Hannover und ein Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung der kirchenpolitische« Gesetze. DaS Haus setzte sodanu wiederum Mittwoch als Schwerinstag fest. Es folgte die Präsidentenwahl. Bei derselben wurde mir 356 von 364 abgegebenen Stimmen Abg. v. Köller zum Präsidenten wiedergewählt. Derselbe uahm die Wahl an. Krhr. v. Hrereman wurde mit 314 von 37V Stimmen (Abg. v. Benda erhielt 152 Stimmen) zum ersten Bicepräfidenten gewählt und nah« die Wahl gleichfalls an. Zum zweiten Bicepräfidenten wurde Abg. Stengel mit 374 von 334 Stimmen wiedergewählt und sodann die vor jährigen Schriftführer auf Antrag Windthorst's durch Acelamation wiedergewählt. Die nächste Sitzung findet übermorgen (Mittwoch) Statt. Die neueSirchenvorlage bestimmt, daß die Artikel 2, 3 und 4 de» Gesetzes vom 14. Juli 1880, in Be treff de- Erlasse- de- Eide- der Bischöfe, der com- miffarischen Vermögen-Verwaltung und der Wiederauf nahme eingestellter Staat-leistungen wieder in Kraft treten. Ferner kann den gerichtlich abgesetzten Bischöfen vom König die Anerkennung al» Bischof ihrer frühern Diücese wieder ertheilt werden. Da- Ministerium hat die Vollmacht, von den vorgeschriebenen staatlichen Prüfungen zu diSpenstren und ausländischen Geistlichen die Vornahme von Amtshandlungen zu gestatten. Staatlicher Einspruch bei Anstellung von Geistlichen soll nur erfolgen, wenn der Anzustellende auS bürger lichen oder staatsbürgerlichen Rücksichten nicht geeignet erscheint, insbesondere bei einer den Gesetzen nicht entsprechenden Vorbildung. Beschwerden gegen Ein- spruchSerklärungen können nur beim Cultusmimster ersolgen. DaS Staat-mmisterium kann für bestimmte Bezirke aui Widerruf gestatten, daß Geistliche, welche die gesetzlichen Erfordernisse besitzen oder davon diS- pensirt sind, zur Hilfeleistung ohne vorherige gesetzliche Anzeige (Benennung) verwendet werden können. Wien, Sonntag, 15. Januar, Nachmittag». (Tel. d. Boh.) Heute Bormittag fand, nachdem die Räu«vng»arbelten vollständig durchgrführt find, die Uebergabe der Ruinen de» Rivgtheater» an den Stadterwritrrvng»fovd Statt. Der Goldfuch». «»»eit »o» »,rl »«rtenbur,. (Sortse-ung.) Nur ein Jahr! Wie sich daS so leicht ausspricht . . . Für den rohen, gemeinen Verbrecher mag e- eine Strafe sein, von deren Schwere er sehr wenig empfin det .. . Aber sür den Mann von Bildung, Gefühl, der durch verhängnißvolle Verhältnisse auf die Anklage bank kommt, der nicht Verbrecher auS niedrigen Be weggründen, schlechten Leidenschaften wird, sind zwölf Monate eine unendlich lange Zeit. Gewöhnt an die Freiheit, erscheint ihm die Gefängnißstrafe mit allen ihren unumgänglichen Beschränkungen al» ein« Qual, die in gar keinem Berhältmß zu Dem steht, wa» er verbrochen ... Ein Jahr fern von den Seinigen, in der Einsamkeit al- Gefangener zu verbringen, wird für den Mann von Bildung und Gefühl unter solchen Umständen zu einer Ewigkeit . . . Heinrich war bei dem Anttag de- Staatsanwalt» ruhig geblieben, weil der Schmerz über den Verlust de- treuen Thiere-, dessen Verbleib er vergeben- zu erfahren gesucht, alle anderen Empfindungen über- »og . . . Da- Schicksal hatte ein grausame- Spiel mit dem ungen Mann getrieben. Während er auf dem Kran enlager au feiner Kopfwunde daniederlag, war sein «nze» Befitzthum versteigert worden. Er besaß außer Staat»secretär de» Au»wLrtigen, Garl Granville, mehreren Vertretern anSländtscher Mächte gegen- über die Absicht, durch die Note England» und Frankreich» an den Khrdive dir Möglichkeit einer gemeinsamen militärischen Action gegen Aegypten avzudevtev, in Abrede und erliest ein Circular, iu welchem die Mastregeln Frankreich» und Eng land» erläutert werden. Rom, Sonntag, 15. Januar, Nachmittag». (W. T. B.) Heute Vormittag fand in dem noch geschmückten Saale, in welchem der Papst am 8. December vor. I. die Heiligsprechung vollzogen hatte» die Verlesung de» Dekrete», betreffend die Seligsprechung Alfon» d'Oroze»', Statt. Die der Congregation der Riten angehörenden Eardi- näle und Prälaten, alle i» Rom anwesenden Erz bischöfe und Bischöfe, die Würdenträger de» päpst lichen Hofe», diejenigen de» Orden» deS St. Augustin, welchem Alfon» d'Oroze» angehörte, sowie ein zahlreiche» Publicum wohnten der Cere- monie bei. Der Papst war dem Herkommen ge- mäst nicht zugegen. Gestern Abend fand bei dem österreichisch un garischen Botschafter, Grafen Wimpffen, ein Gala- diner Statt, zu welchem die Minister Depreti» und Mancini, sowie die hohen Würdenträger de» Hofe» geladen waren. Leplttz, Montag, 16. Januar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Gestern Abend wurde die Quellenhaupt- spalte im Stadtbade auf einer Seehöhe von 153 Metern geöffnet. Da» Wasser, über 37 Grad Rsaumnr «arm, stieg um 1V Meter. Die Ten- ft»vg»arbeiten find damit beendigt. London, Montag, 16. Jannar. (Tel. d. DreSdn. man Da- nicht ander-, wenn auch nicht so arg, wie Höllen einen Gegenstand langjähriger, endlich mit Er Journ.) Der „Morniug Post" zufolge stellt« drr wir eS eben jetzt in Frankreich aufgedeckt sehen. In folg gekrönter Bemühungen bildete.