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Dresdner Journal : 15.02.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188102156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18810215
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18810215
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1881
-
Monat
1881-02
- Tag 1881-02-15
-
Monat
1881-02
-
Jahr
1881
- Titel
- Dresdner Journal : 15.02.1881
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18- den sich etwa 20 Rattoualfakuen ohne Staatswappen, tiotge Freimaurerfahue», meyrere republikanische Ban« ner, darunter eine der Garibaldl'schen Veteranenfahnea an« dem deutsch-französischen Kriege, geschmückt mit der phrygischen Mütze. Am Präsidenten tisch figuriren al- provisorischer Borstand Alberto Mario, Castellani, Bacci, sämmtlich Republikaner. Besonder- bemerkt wurden folgende republikanischen Parlamentsmitglieder: Lorie, Ferrari, Majochi, Bovio, Mori, Bertoni, ferner die Bürgerin Anna Marie Mazzoni. Die Vertreter zählen circa 500 Köpfe für mehr al- 1200 Vereine. Lon Anfang an war die Berathung sehr heftig wegen der feindseligen Stimmung zwischen den Opportunisten und den Mazzinisten. Bezüglich der Geschäft-ordnung entstand ein größer Lärm, namentlich wegen der Ab stimmung nach Beweinen statt nach Köpfen. Bovio muhte an die republikanische Eintracht energisch appel- liren, um die schlimmsten Scenen zwischen den feind seligen Gruppen zu vermeiden; man verlangte nament liche Abstimmung. Die Mazzinisten, welche die Vo- tirung nach Kopfzahl verlangten, unterlagen mit 217 gegen 270 Stimmen. Diese- Resultat überraschte wegen der unerwarteten Stärke der Mazzinisten, welche von Brusco Omni- geführt waren. Um 5 Uhr kennte sich die erste Versammlung in großer Aufregung. — In Abano (Provinz Padua) wurden 8 Jnternatio- listen verhaftet. — Der„Pr." telegraphirt man au- Rom vom l2. d.: E st heute wurden die Vertreter der Journale zu der Sitzung de- Tomizio zugelassen. Noch selten mag eine au- so heterogenen Elementen gebildete Ver sammlung stattgefunden haben. E» waren kleine Ge- werbsleute, Krämer, Bauern, Industrielle, Professoren, Advocaten, Journalisten und Frauen anwesend. Unter den Frauen befand sich eine, welche die Gesellschaft für weibliche Interessen vertrat und mit wahrer Begeiste rung in einer langen Rede politische Rechte für Frauen forderte. Ein Redner meinte, die Frauen ständen unter dem Einfluß de- VaticanS. Ein Pfarrer allein könne eine ganze Gegend durch die Frauen gegen die liberalen Ideen aufwiegeln. Ein anderer Redner er klärte, den Frauen können politische Rechte nur dann gewährt werden, wenn die Männer die Kriegslast nicht mehr tragen werden. Hierbei fielen Andeutungen über intime Frauenzustände, welche große Heiterkeit erregten. Schließlich aber machte man den Frauen da- Vergnü gen, sie für politisch gleichberechtigt zu erklären. Nach diesem Punkte der Tagesordnung wurde die Frage er örtert, wie das Comizio seine Beschlüsse öffentlich pro- clamiren sollte, und man einigte sich endlich, nachdem selbst die Mitglieder des Vorstandes unter einander gestritten hatten, dahin, morgen um 2 Uhr auf dem Eapitol dem versammelten Volke die gestern beschlossene Tagesordnung zu verkünden. Die Regierung hat aber heute Abend die Kundgebung auf dem Capitol verboten. Während der ganzen Sitzung herrschte großer Lärm, die Glocke des Präsidenten war bestän dig in Bewegung. Zum Schluß wurden Rufe laut: „Wir sind hungrig!" Alle- in Allem kann man sagen, daß die Versammlung eine unterhaltende Comödie rvar. Dre „lrreävoc»" - Frage wurde nur ein einziges Mal indirect berührt. — Infolge eine- Artikels der „Li» bertä", in welchem den am Comizio thellnehmeuden Abgeordneten Treubruch gegen den König vorgeworfen wird, gab es zwifchen Arbio und Cavallotti einen hef tigen Streit, der morgen durch ein Säbelduell auS- getragen werden foll. London, 12. Februar. (Tel.) Der „Globe" erklärt da« Gerücht von einem Feniercomplot, durch welche» das Schloß Wrndfor in die Luft ge sprengt werden sollte, für erfunden. Die Königin werde am 17. d. dorthin zurückkehren. — Die Zahl der strikenden Bergleute in der Grafschaft Lan caster beträgt circa 3500. Die öffentliche Ordnung ist bis jetzt nicht gestört worden. — Dem Staat»- secretär de» Kriege», Thilder», ist eine Dep-sch« Lolley'-, der sogenannten englischen Oberbefehlshaber» nn TranSvaallande, zugegangen, worin derselbe um Verstärkungen bittet. (Die „KZ." erinnert daran, daß dem General Colley vor wenigen Tagen auf die Nachricht von feiner zweiten Niederlage hin außer den bereit» abgegangen Truppen wettere autgiebigste Ver stärkungen an Infanterie, Cavallerie und Artillerie an- geboten wurden. Wenn Colley Oberbefehlshaber in Transvaal genannt wird, so i't da» einigermaßen opti mistisch, denn die beiden bisherigen Treffen mit den Boeren sind noch auf dem Boden von Natal auS- gefochten worden.) — Nach einem Telegramm au» der Capstadt vom gestrigen Tage hat der Basuto- häuptling Letsea die Regierung der CaplandeS um productiven genialen Kritik verkörpert, die das Genie nicht erzeugt, aber erkennt und erzieht, nicht macht, aber bester macht und vom falschem Weg auf den richtigen, von der Unnatur zur Natur führt. In seiner Schreibart endlich, die vollkommen Natur ist und gar nicht» Gekünstelte» hat, vereinigen sich alle Kräfte, über die er verfügt; ihm ist der Zauber der Klarheit verliehen wie keinem zweiten, sein Stil ist die Kraft selbst; sein Denken ist ein beständige» Prüfen, er stellt sich die Frage, sucht und findet die Antwort, macht sich die Einwürfe, die neue Fragen Hervorrufen: so ent steht der natürliche Dialog, der seine Stärke ist; da die Deutlichkeit der Ideen die Schärfe der Gegensätze verlangt, so wird da» Epigramm recht eigentlich Lessing'» poetische Virtuosität und bildet den Grund- charakter seiner Gedichte, selbst wenn sie nicht so heißen; und wa» er tiefsinnig gedacht auf da» Klarste bewiesen hat, da» versteht er im anschaulichsten Bild, in der einfachen Fabel zu erzählen, deren Meister er ist. Diese Vorgänge machen Lessing zu dem größten deut schen Schriftsteller. (Schluß folgt.) Zigeunerblut. Künstlernovell« von Aritz vletz. (Fortsetzung zu Nr. SS.) „Wohin werden Sie gehen, Signore Paoletta, wenn diese Gtagione beendet ist?" fragte ich ihn, als wir eine» Abend» allein waren. „Das weiß ich nicht, ich habe nie so weit aedaHt. Wozu auch! Ob mich der Wind hierhin oder dorthin bläst, was liegt daran." die Bewilligung eines Waffenstillstandes von einer Woche gebeten. St. Petersburg, 12. Fcbruar. (Tel.) Ein Tele gramm de» General» Skobelew au» ASkabad vom 7. d.'meldet: Nach Erlaß der Proklamation, durch welche die Tekkinzen zur Rückkehr in ihre früheren Wohnorte aufgcfordert wurden, beginnen dieselben all mählich au» den Sandwüsten zurückzukehren und lie fern ihre Gewehre ab. Bi» jetzt sind etwa 7000 Fa milien zurückgekehrt. Saphi Khan, Khudaiwerdy Khan und andere angefehene Khane befinden sich in unserm Lager, wodurch die übrige Bevölkerung bewogen wird, zu folgen. Die bei Geok-Tepe versammelten Familien werden in ihre früheren Wohnorte gebracht werden. Die Familien werden mit den eroberten Sachen, wie Kliniken, Lebensmitteln und WirthschaftSsachcn ver sehen; auch wird denselben medic'nischer Beistand ge leistet. Maßregeln zur Desinfection Geok-Tepe» und der Umgegend zur Verhütung schädlicher Folgen bei dem Herannahen des Frühjahrs sind getroffen worden. Wie jetzt erwiesen ist, sind in Dengil-Tepe 6400 Lei chen begraben; während der Belagerung sind gegen 8000 Personen umgekommen und bei der Verfolgung circa 2000 niedergemacht. Der Gesundheitszustand der russischen Truppen ist ein befriedigender. — Die „Boh." bringt den Text des Schreibens, welches der russische General Stoljetow unterm 8. October 1878 auS Livadia an den afghanischen Minister des Auswärtigen gerichtet hat. Dasselbe lautet, wie folgt: ,Bor Allem lassen Sie mich die Hoffnung aursprechen, daß Sie gütig genug sein werden, dem Emir meine Belehrung au»< »»drücken. Möge Soll sein Leben verlängern und seine Be- sundheit stärken! Ich werde stet» seiner königlichen Gaftsreund- jchast eingedenk bleiben. Ich bin Tag und Nacht um seine Angelegenheiten bemüht und meine Arbeit war, Sott sei Dank, nicht ohne Erfolg Der große Zar ist ein wahrer Freund de» Emir- und Afghanistan«, und Se. Majestät wird ihun, wa« er für nölhig hält. Die Geschäfte eine- Reichs gleichen, wie ich Ihnen schon gesagt habe und Sie gewiß nicht vergessen haben einem Lande, das vielt Berge, Thäler und Ströme hat. Nur wer auf einem hohen Berge steht, kann alle diese Dinge gut übersehen. Durch die Macht und den Willen Botte» giebt e- kein Reich, da- dem unsere- großen Kaisers gleich wäre. Möge Golt sein Leben verlängern! Deshalb solltet Ihr wohl auch Alledem Gehör schenken, was unsere Regierung Euch räth. Ich sage Euch die Wahrheit, daß unsere Regierung so weise wie die Schlange und so unschuldig wie die Taube ist. E» giebt viele Dinge, die Ihr nicht verstehen könnet, aber unsere Regierung versteht sie wohl; ost geschieht eS, daß irgend Etwa-, wa- aus den ersten Blick unangenehm erscheint, sich nachher al» ein Segen erweist Nun, mein gütiger Freund, benachrichtige ich Sir, daß der Feind Eure- ruhmwürdigen Glaubens (Eng land) durch die Lermittlung des türkischen Kaiser» mit Euch Frieden zu machen wünscht. Deshalb solltet Ihr au-schauen nach Euren Brüdern, die aus der andern Seite des Flusses (OxuS) leben. (Da- sind die Russen.) Wenn Gott sie aus- ftachelt und ihnen da- Schwert zum Kampfe in die Hand drückt, dann gehet los im Namen Gotte«; im andern Falle aber han delt wie die Schlange; machet offen Frieden und insgeheim be reitet den Krieg vor und wenn Gott Euch seine Besehle schickt, dann erkläret Luch. Wenn der Gesandte Eure- Feindes (Eng land») in» Land zu kommen verlangt, dann sendet einen ge schickten Emissär, der die Zunge einer Schlange besitzt und voll Hinterlist ist, in da» Land de« Feindes, daß er mit süßen Worten da» Gemüth de» Feindts verwirre und ihn dazu bringe, die Absicht, mit Euch zu kämpfen, auszugrbrn. Mein gütiger Freund, ich übergebe Sie dem Schutze Gotte«! Möge Gott da» Reich des Emir beschützen und die Lippen Eurer Feinde erbeben machen. Amen!" Kairo, 2. Februar. In Ergänzung der neulichen telegraphischen Meldung über eine militärische Emeute reproduciren wir nachstehende Lorrespondenz der „Wien. Allg. Ztg": Schon seit längerer Zeit herrschte in den Reihen des in der Nähe des AbdinpalasteS casernirten Garderegiment» große Unzufriedenheit, und wurde von dem Obersten dieses Regiments, Alt Bey Dlb, einem Araber, Beschwerde bei dem Minister präsidenten R>az Pascha darüber gesührt, daß der KrirgSimnister, OSman Refki Pascha, der selbst tscher kessischer Abkunft ist, tscherkessische Offiziere in der ägyptifchen Armee bevorzuge. Nachdem jedoch diese Beschwerden keine Beachtung fanden, richteten vor einigen Tagen die Offiziere deS erwähnten Regimentes, welchen sich auch Offiziere zweier anderer Regimenter angeschlossen, von welchen das eine in Abassie nächst Kairo und daS andere in Turah, 2 Stunden von Kairo, liegt, an Riaz Pascha die Aufforderung, der Kriegsminister folle abgesetzt werden. Nur daS rm Gebäude de« KriegSinmisteriumS selbst, in Kasr-Ntt, gelegene Regiment hatte sich dieser Forderung nicht angeschlossen. Infolge dieses Auftreten« der erwähnten Offiziere wurde in Kasr-Nil em KriegSrath unter Theilnahme der Generäle Stone Pascha und Plötz abgehalten und der Oberst Abdin vor denselben ge laden. Kaum hatte jedoch der KriegSrath, nachdem vorher dem Obersten dessen Degen abgenommen wor den, begonnen, so stürmte ein Theil deS Abdin'schen „Und wenn er un» zum Beispiel nach Deutschland bliese?" „Oho! Da gehe ich nicht mit. Was soll ich in Deutschland! Ich habe e« versucht, ein Mal und nie wieder I" „Sie waren in Deutschland?" fragte ich erstaunt. „Setzt dich da» in Erstaunen? Ja so, ich vergaß, eS dir zu erzählen. ES ist spät. Meine Geschichte wird dir den Schlaf rauben, willst du sie hören?" Ich bat ihn, zu erzählen. Es war finster im Zimmer, nur da» Feuer im Kamin glühte. Der Alte nahm die Zange und schürte die Gluth wieder an. Dann stützte er sich auf mein Knie und erzählte in kurzen abgerissenen Sätzen, wie e» feine Gewohnheit war. „Ich hatte Beatrice jahrelang nicht wieder gesehen. Und hatte doch umsonst versucht, sie zu vergessen. Ich hatte die letzte Enttäuschung von mir abgethan und doch vergaß ich die Elende nicht. Ich spielte an der Roulette, um zu verlieren. Ich ärgerte mich über da» Glück, diese leichtfertige Schöne, die mir nachlief, ohne daß ich sie mochte. In Wien, wohin ich von Venedig zurückgelehrt war, mochte ich e» nicht länger ertragen. Ich ging nach Pari». Da sand ich die Gesellschaft die ich suchte. Ich versorgte ein Dutzend Journalisten mit Aperyu» zu ihren Kritiken und half den Operet- tenfabrikanten die Gesellschaft in ihrem letzten Heilig- thume, der Familie, verhöhnen. Doch auch das war alltäglich und gehörte längst zum guten Ton in Pari». Da erfand ich etwa» Bessere». E» gab Etwa», wa» mir näher stand, al» die Familie, denn e» hatte mich nicht wie diese betrogen, da» war die Reinheit der Antike. Weshalb hätte dieses Geschlecht des «oderneu Garderegimcnts, etwa 800 Mann, mit gefälltem Bayon- uet gegen das Gebäude und verlangte die Freilaffung de» Obersten. Da an e .re Vertheidigung nicht zu denken war, stob der KriegSrath auseinander, der Krieg-Minister flüchtete durch einen Sprung au» einem der gegen den Nil gelegenen Fenster. Sein Stellver treter, Oflatin Pascha, der nicht mehr entkommen konnte, wurde arg mißhandelt. Die Verwirrung war auf- Höchste gestiegen. Die Sache endete mit einem Ministerrathe, in welchem der Krieg-Minister im In teresse der Ruhe seine Demission gab und beschlossen wurde, den Obersten Abdin bei seinem Regimente zu belassen M t diesem Ausgange deS MinlsterratheS war auch die Ruhe wieder vollkommen hergestellt. Rew-Aork, 13. Februar. (Tel.) In den UnionS- staaten und in Canada herrichie säst überall stürmische- Wetter und traten vielsache Ueberschwemmungen ein. Der bisher angerichtete Schaden wird auf 500 000 Dollar- gefchätzt. Mit New - Orleans ist die Verbin dung sehr schwierig. DaS Wetter wird gegenwärtig kälter. — In Panama eingegangene Nachrichten aus dem Süden melden, daß die Verluste in den Schlach- tcn vor der Einnahme Lima- sehr bedeutend waren. Die Chilenen haben MirofloreS, ChorilloS und Bar- ranco niedergebrannt. Die Bevölkerung von Lima blieb ruhig. Die Chilenen haben eine Municipalregie- rung organisirt und provisorisch Ossiziere für die ver schiedenen Departements ernannt. Bei der Einnahme von Lima wurden die peruanischen Kriegsschiffe ver brannt oder in die Luft gesprengt. Ebenso wurden mehrere Forts gesprengt. Man glaubt, daß die Chi lenen hierbei bedeutende Verluste erlitten. — Die Ex pedition LessepS ist am 29. Januar in Colon ein- getroffen. Zur orientalischen Frage. Wie der „Polit. Corr." aus Paris versichert wird, ist die vielfach aufgetauchte Meldung, daß die Pforte die Einleitung neuer Verhandlungen in Betreff der griechischen Frage von der vorangängigen Einstel lung der Rüstungen Griechenlands abhängig gemacht habe, völlig unbegründet. Es wird ferner versichert, daß die dem französischen Botschafter in Konstantinopel, Hrn. Tissot, zugegangenen Instructionen denselben an- weisen, in seinen Auseinandersetzungen mit der Pforte der entgegenkommenden Haltung der letztern volle Ge rechtigkeit widerfahren zu lasten, gleichzeitig aber be stimmt zu erklären, daß zur Erzielung einer friedlichen Beilegung der griechischen Frage neue Zugeständnisse seiten der Pforte unbedingt erforderlich seien. Auch mehrere andere Mächte hätten in den letzten Tagen in Konstantinopel Gelegenheit gefunden, erhebliche Schritte zu thun, um die Pforte zu wetteren Con- cefsionen Griechenland gegenüber zu bewegen. Von dem erhöhten Nachdrucke, welchen die Action in Kon stantinopel dadurch erfahren werde, daß dieselbe mit allseitiger Billigung in der Person eines Unter händlers (des Grafen Hatzfeldt) concentrirt wurde, er warte man in Paris auf den Gang der bevorstehen den Negotiationen eine günstige Einwirkung. Nach einer der „Polit. Corr." au» Sofia zukom menden Meldung mußte der zum bulgarischen Mit glied« der oouterencs L quatre ernannte bulgarische Minister deS Aeußern, Hr. Stojtschew, angesichts der Unmöglichkeit, gegenwärtig den Balkan zu passiren, seine Reise nach Wien via Konstantinopel antreten. Der zweite bulgarische Commisfar, Ingenieur Harower dürfte sich von London aus noch W en begeben. — Der Mi nister Stojtschew hat am 10. d. an die dip omatischen Agenten der Mächte in Sofia em Rundschrei ben gerichtet, in welchem er auf die zahlreichen Emi grationen von Einwohnern Makedoniens nach Bulgarien hinweist, die dem bulgarischen Swatsschatze schwere Lasten auferlegen und daS Fürstenthum in einen Zu stand der Aufregung versetzen. Sodann deutet der Minister in dem Schreiben an, daß die Emigrationen vielleicht durch die schlechte Behandlung und die Leiden der christlichen Bevölkerung hervorgerusen seien, und lenkt die Aufmerksamkeit der Mächte aus die traurige Lage der Dinge, welche Gesahren mit sich bringen könnte. Ernennungen, Versetzungen ic. im öffentlichen Vicnke. Departement des Innern. Brandversicherungscommission. Pensio- nirt wurde der 1. Assistent bei der Landesbrandoer- sicherungSkaste, Calculator Friedrich Wilhelm Alexander Mehlhorn; befördert wurden der RechaungSkanzlist Gustav Emil Schaarschuch zum Calculator und der Expe dient Karl Iuliu- Kirsten zum RechnungSkanzlisten; angestellt wurden der etatmäßige H>lf»arbeiter Bruno Oskar Schulmeister als Expedient und der interimistifche Hilfsarbeiter O-car Erwin Gretzschel al» etatmäßiger Hilfsarbeiter. Dresdner Nachrichten vom 14. Februar. — Ihre Majestät die Königin beehrte heute Mittag die Ausstellung deS sächsischen Kunstver eins auf der Brühl'schen Terrasse mit einem Besuche. — Von der königl. Wasserbaudirection erhal ten wir nachstehende Mitteilungen: Gestern Vormit tag 8 Uhr fand bei Lettmeritz bei einem Wasserstand« von 365 ew über Null der Aufbruch und Abgang de» Elbeises Statt, und schon gegen 12 Uhr Mittag» war alles auf böhmischer Elbstrecke gestandene Ei», so wie auch die unterhalb Königstein in einer Ausdehnung von circa 10cbm bestandene El-zusammenschiebung in vollem Gange. Der EiSaufbruch bez. Eisgang trat auf den unterhalb Lettmeritz gelegenen Stationen em in Aussig Vorm, gegen 9 Uhr bei einem Wasserstande von 320 cm über Null, Tetfchen Vorm, gegen lO Uhr bei einem Wasserstand« von 350 cm über Null, Schöna Vorm, gegen 11 Uhr bei einem Wasserstand« von 30 em über Null, Schandau Vorm, gegen U12 Uhr b«i einem Wasser- stände von 185 em über Null, Königstein Mittags gegen 12 Uhr bei einem Wasser stande von 210 em über Null, Pirna Nachm. gegen Ul Uhr bei einem Wasserstand« von 60 cm über Null, Pillnitz Nachm. gegen 2 Uhr bei einem Wasserstande von 80 em über Null, Dresden Nachm. gegen H4 Uhr bei einem Wasser stande von 40 em über Null. Der höchste Wassersland während de» ElbeiSgange» trat ein in Pirna den 13. Nachm. 5 Uhr mit 210 em über Null. Dresden- 13.Nachts 10 - - 192 - - - Meißen - 14. früh 3 - - 202 - - - Riesa - 14 Vorm. 8 - - 190 - - - Strehla - 14. Vorm 11 - - 104 - - - Der Eisgang nahm sowohl innerhalb Böhmen, al» auch in Sachsen einen ziemlich normalen sowie gefahr losen Verlauf. Heute Treibeis, Wasser überall in raschem Sinken. Auf den kleineren sächsischen Flüssen fanden i» den letzten Tage» ebei.falls Eisbewegungen bez. Zusammenschieduiigen und theiwcijer Abgang bes Eises Statt. — DaS im Comploirgebäude der sächs.» böhm.Dampfichiffsahrt etablirte Wach- und ExpeditionS- local der königl. Wasferbaudirection wird am heutigen Abend wieder ausgehoben (Fortsetzung in der Beilage.) Vermischtes. * AuS Kiel schreibt man unterm 8. d. M.: Ans die von dem Bankgeschäft Albert Samfon wegen der teilen der Polizeibehörde in Kiel zurückbehalteneu Janderprärme von 5000 M. erhobene Beschwerde ist durch die königl. Regierung in Schleswig unterm 5. d. entschieden worden, daß die Zurückbehaltung der ge dachten 5000 M. n.cht gebilligt werden könne und diese Summe daher dem Bankgeschäft Albert Samson sofort zur Disposition zu stellen und auSzuliefern ser. ES foll diese Entscheidung mit Bezug auf den tz 33 l deS Strafgesetzbuches abgegeben sein, nach welchem Be amte, welche für in ihr Amt ernschlagende, an sich nicht pflichtwidrige Handlungen Geschenke oder andere Vor theile annehmen, fordern oder stch versprechen lassen, mit Geldstrafe oder mit Gefäugniß zu bestrafen find. Dem Vernehmen nach sind bereits die bet der Er greifung des Jander bethettigten hiesigen Polizeibeamten gegen die oben erwähnte Verfügung der schle-wiger Regierung bei dem Minister de» Innern voistrllig ge worden und Haden dessen Entscheidung in der bengten Sacheanqerufen. Eingesandtes. Elegante Thürschilder von polirtem Messing mit vertiefter Inschrift (die empfehlenSwertheste Art von Thürschilderu) liefert billig und schnell, die Kupfer- und Messing-Schablonen-Fabnk von Gebr. Protzen, LandhauSstr. 6. ' -i. Babylon» auch nicht sein Höchstes und Heiligste» verhöhnen sollen! In den Cafes der Boulevard- paro- dirte ich Homer und Virgil — und die Bouffonerien Jacque- Offenbach'- haben die ganze Welt im Triumph zuge durcheilt und die ganze Welt hat ihnen Weih rauch gestreut, die halbe natürlich nicht zu vergessen. Ich galt in den Cafe- bald für einen erfinderischen Kopf und die Herren von der Feder und der Scheere suchten meine Gesellschaft. Ich weidete mich an den Pfauen, die sich mit meinen Federn schmückten; e< lag ein mephistophelischer Reiz in diesem Verachtung. Ich fühlte mich wohl in diesem entsetzlichen Jammer: in diesem Moder wenigstens blieb keine Enttäuschung mehr! Einer meiner ehemaligen Genossen, fuhr Giovanni in seiner Erzählung fort, lud mich eine- Tage- zu einer Madame Borghetti, einer gefeierten Schönheit de» Vorstadt-Baudeville», in deren Salon sich die Abenteuerlust Rendezvous zu geben pflegte. Borghetti, der Name machte Mich stutzig. Es war der Name jenes speculativen Impresario gewesen, der mein Weib gegen mein Verbot in den Tempel der Kunst ent führte. Eine eigenthümliche, wahnsinnig wilde Freude überkam mich: am nächsten Abend ging ich nach dem bezeichneten Hause, e- lag im elegantesten Theile deS Boulevard- Beaumarchais. In wenigen Augenblicken stand ich — Beatrice gegenüber. Sie brach zusammen, der Schreck hatte sie über wältigt, aber dann raffte sie sich auf, umschlang mich in wildrr Reue und bat um meine Verzeihung. In unermüdlicher Treue wolle sft alles Elend sühnen, das sie über mich gebracht hübe' Wie eine Schlange wand sie sich zu meinen Füßen." «Und Sir?". „Ich rang wie ein Ertrinkender mit den Wellen, doch ließ ich mich nicht fortreißen vom GemüthSsturm des bethörten Mitleids. Ich schleuderte sie von mrr, ich wußte, ich war gerächt." ' „Und haben Sie niemals daran gedacht, daß die Vorsätze der Unglücklichen doch vielleicht ernsthafte ge wesen sein könnten?" „Gewesen sem könnten? Ach, die GewiffenSängst, die sittliche Bestraftem finsterer, leidenschaftlicher Ent- jchlüsse, flüsterte mir seitdem nur zu ost zu, daß sie «» waren. Die Gaukelbilder dec Kunst und de- Ruhme» hatten die Arme verlassen. Mir geboten Zorn «d Ehre, daß ich die Verlassene für immer mied. > Ich ließ ihr Gold und Werthpapiere zu einer fort laufenden Zubuße, doch auch den letzte« Rest meine« scheinbar wiedergewonnenen Frieden« zurück." Er schürte langsam die Gluth im Kamin, daß sie ausloderte gleich dem alten wahnsinnigen Schmerz, den die Erinnerung in ihm geweckt hatte. (FortjetzMig folgt.) Naturkunde. Wie die englische Zeitschrift „Na ture" mtttheilt, ist von Mr. Alexander Adam», emem der technischen Beamten im Telegraphendepartement de» englischen Generalpostamtes, eine merkwürdige Ent deckung gemacht worden. E» ist die» die Existenz von elektrischer Ebbe und Fluth im telegraphische« Kreis läufe. Nach lange fortgesetzten und sorgfältigen Be obachtungen hat er entschiedene Stärftverschirdenheiteu in je«ev Erdströmungen festaestellt, dje unveränderlich bei allen telegraphische« Drehen gegrinvärttg stitd und den verschiedenen Übliche« Stellungen d«s Mondes zur Erde folgen.
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