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Dresdner Journal : 15.02.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188102156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18810215
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18810215
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1881
-
Monat
1881-02
- Tag 1881-02-15
-
Monat
1881-02
-
Jahr
1881
- Titel
- Dresdner Journal : 15.02.1881
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wie selbst die vorige Regierung zu wünschen voraab, rin starke«, unabhängige« und sreundliche« Asghanistan gewünscht werde, so sei die« nur zu erreichen, indem England dessen Unabhängigkeit respectire und durch einen Rückzug von der ferner» Besedung irgend eine« Theile« de« Lande« seine Freundlichkeit zeige. Den noch können sich auch einige liberale Organe der Ein sicht von der Doppelzüngigkeit Rußland« nicht ver schließen und ziehen daraus den Schluß, daß England jedensall« der russischen Politik in Asien gegenüber aus der Hut sein müsse. Die Enthüllungen, betreffend die Umtriebe der Russen in Afghanistan, werden von der officlösen russischen Presse mit Enthüllungen von gleich schwerem Ealiber beantwortet. Nachdem zunächst die „Agence russe" durch die Behauptung, daß die Beziehungen de- General« Kaufmann zu dem Emir Schir Ali die Grenzen der einfachen Höflichkeit nicht überschritten hätten und daß Rußland an eine Aufreizung Afgha nistan« gegen England erst dann denken konnte, als die feindliche, mit einem Krieg drohende Politik de« Ministeriums Beaconsfield Rußland in den Fall legitimer Abwehr brachte, die ruffische Re gierung von dem Verdachte grundsätzlicher Bekämpf ung der englischen Herrschaft in Indien reinzu waschen gesucht, constatirt das „Journal de St. PöterSbourg", daß Engländer in den turko manischen Steppen gegen die Russen mindesten- ebenso sehr intriguirt hätten, als letztere in Afghanistan gegen England. Zu diefem Behufe reproducirt da- Blatt einen Auszug au- einem Schreiben de« Major« Buttler an den „Globe", in welchem derselbe mittheilt, daß er al« englischer Offizier die turkomanischen Step- ven im Jahre 1878 verschiedentlich bereist, die Be festigungsanlagen bei Geok-Tepe errichtet und die Tur- komanen in der Benutzung derselben unterwiesen hätte. UnS nun kommt dre Moral von der Geschichte. Ruß land sei, so versichert das „Journal de St. PsterS- dourg", des Weitern stets der Ansicht gewesen und sei eS noch immer, daß England sowohl wie Rußland in Asien wie in Europa Bessere« zu thun hätten, al« sich gegenseitig unter dem Vorwande eingebildeter Gefahren Uedle« zuzusügeu. Glücklicherweise begegne diese An schauung Rußlands zur Zeit in England gleichen Ueber- zeugungen, und sei nicht anzunehmen, daß die letzteren durch rrrige Behauptungen de« Majors Buttler, be treffend die Bedeutung der turkomanischen Steppe für die Sicherheit Indiens, erschüttert werden könnten. Höchstens berechtigten diese Auslassungen zu dem Wunsche, daß e« fortan solchen Reisenden, wie Buttler, wenigstens so lange dieselben militärische Uniform tragen, nicht mehr gestattet sein möchte, eine den freundschaft lichen Beziehungen zweier Länder so verderbliche Thä- tigkeit zu entwickeln. Wie man sieht, kommt eS der russischen Regierung gegenwärtig vor Allem darauf an, da« Interesse Englands für die Vorgänge in Central asien abzuschwächen und sich so den Weg nach Merw zu sichern. Schon jetzt, wo die Russen in Askabad stehen, könnten sie durch einen Handstreich Herat neh men, wenn sich nicht die Engländer in Kandahar be fänden. Die (alte) Wiener „Presse" dürfte das Richtige treffen, wenn sie einen längern „Kandahar und Geok- Tepe" überschriebenen Artikel mit folgenden Sätzen schließt: „WaS man von der russischen VertheidigungS Methode, was man von der sophistischen Erklärung Rawlinson'-, daß unter den „Brüdern jenseits des Flusse-" nicht die Muhamedaner des Pendfchab, son dern die tnranischen Afghanen zu verstehen seien, zu denken hat, kann sich jeder in indischen Dingen erfah rene Engländer felbst zurechtlegen. Würden noch Zweifel obwalten können über die von Rußland in Mittelasien befolgte Politik, fo wird der siegreiche Zug der Generals Skobelew dieselben zerstreuen. Dar Ge spenst de- ein Jahrzehnd früher, ein Jahrzehnt» fpäter unvermeidlichen Zusammenstoßes zwischen Britffchindlen und Rußland an den Abhängen des Solimangebirges steht jetzt in lebhaftiger Wirklichkeit vor den Augen eine- jeden Patrioten der vereinigten Königreiche. Jeder Engländer, dem um die Zukunft seiner Heimalh in diesen Tagen vielseitiger Bedrängniß bange wird, muß sich sagen, daß die Quäkerpolitik des CabinetS Gladstone weit weniger, als die Jmperialpolitik des Earl Beaconsfield geeignet ist, jene Gefahren vom jüdischen Besitze zu bannen, mit dem die Macht und Herrlichkeit Großbritanniens steht und fällt." Lagesgeschichtr. Dretdm, 14. Februar. Der gestern Mittag 1 Uhr im Trauerhause stattgefundenen Einsegnung der sterblichen Hülle deS am 10. d MtS. verschiedenen künigl. wirkt. Geh. Rath» vr. Hübel wohnte im allerhöchsten Auftrage Sr Majestät deS Königs der Oberkammerherr v Gersdorff bei. Den Kammerherrndienst bei Sr. Majestät dem König hat auf die Zeit vom 13. bis 26. Februar der Kammerherr Frhr. v. Kalitsch übernommen * Berlin, 12. Februar. Der BundeLrath trat heute zu einer Sitzung zusammen. — Im Herrenhaus« wurde heute die Novelle zum SchlachthauSgefetz von 1868 nach den Beschlüssen des Abgeordnetenhauses ohne De batte definitiv genehmigt und darauf eine Reihe von Berichten: über die Ergebniffe deS StaatSbahnbetriebeS pro 1879/1880, über die bisherigen Eifolge der Elsen- bahnverstaatlichung und über die Rechnungen der Oberrechnungskammer pro 1878/1879 durch Kenntniß- nahme für erledigt erklärt, refpective dechargirt. — DaS Abgeordnetenhaus fetzte die Berathung de- GesetzeS, betreffend die gemeinschaftlichen Holzungen, fort. Die Commissionsanträge gelangten fast durchweg unverändert zur Annahme; verschiedene Anträge der Abgg. Filbry und Genossen, die zum Theil darauf ausglngen, die Staatsaufsicht über die Verwaltung und Bewirthfchaflung der Holzungen durch diejenige der SelbftverwaltungSorgane zu ersetzen, wurde gegen die Stimmen deS CentrumS abgelehnt. LandwirthschaftS- Mlnister Dr. Lucius griff, um die Nolhwendigkeit einer sorgfältigen Controle der Staatsbehörde in dieser Ma terie zu erweisen, verschiedentlich in die Debatte ein. Nach Annahme dieser Vorlage wurde das Gesetz über das Pfandleihgewerbe zur zweiten Berathung gestellt. Auch hier congruirten die Beschlüsse deS Hause- im Wesentlichen mU den Vorschlägen der Comnnffion. An der Debatte betheiligten sich hauptsächlich die Abgg. v. Heppe, Simon v. Zastrow, Fiebiger, Zelle, Meyer (Breslau). Der Gesetzentwurf über das Fidncomunß- vermögen der hessischen Agnaten wurde in dritter Le sung ohne Debatte angenommen, ebenso in zweiter Berathung der Gesetzentwurf, welcher die Vereinigung der Gemeinden OberbonSseld und Langenberg betrifft. Damit war die heutige Tagesordnung erledigt. — Die öffentliche Beschimpfung der besonders in der evangelischen Kirche gebräuchlichen HauScollecten zu kirchlichen Zwecken ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Strafsenat-, vcm 30. November v. I., als die öffentliche Beschimpfung eines kirchlichen Gebrauch- aus 8 166 Str. Ä. B. mit Gefängniß bis zu 3 Jahren zu bestrafen. Stuttgart, 12. Februar. Der „Staatsanz für Wüntemb." schreibt: Die Nachrichten aus Cannes über das Befinden des Königs und der Königin lauten fortwährend günstig. Die entgegenstehenden, von den Zeitungen gebrachten Gerüchte können erfreulicherweise als grundlos bezeichnet werden. DaS eingetretene Frühlingswetter gestattet längere Bewegung im Frcien und wird täglich zu größeren Spazierfahrten und Fuß promenaden benutzt. * Freiburg i. Br., 11. Februar. Ueber das Ergeb niß der wegen deS Selbstmordversuches eines hiesigen Gymnasiasten eingeleiteten Untersuchung gegen tue hiesigen geheimen Gymnasiumsverbindunge n wud der„Br.Ztg."aus guterQuelle mitgetheilt, daßdieBehörde nicht nur im Besitze der Annalen der Verbindungen ist, die bei der einen derselben bi- in die Mitte der 60er Jahre reichen, sondern auch das Inventar derselben besitzt, da- bei der einen Verbindung in einem kost baren Trinkhorn, seidenen Fahnen, mehreren Schlägern, vielen in den Verbindungsfarben eingebundenen Com- merSbüchern u A. bestand. Die Strafen sind ent- fprechend: 5 Schüler sind aus dem hiesigen Gymnasium ausgewiesen; die anderen Mitglieder haben alle las coiwilium »beunäi erhalten und eine Carcerstrafe von 6 bis 36 Stunden, un Ganzen über 600 Stunden Carcer. Die konservative „Bad. Post" sagt: „Ein schwerer Vorwurf trifft, dies ist nicht zu leugnen, unsere akademische Jugend, daß sie, die- soll erwiesen sein, mit den „Fröschen" auf dem „Teiche" in Ver bindung tritt, um „Füchse" für die eigene Verbindung zu ziehen. Unsers Erachtens sollte die akademische Jugend eine strenge Grenzlinie zwischen Säule und Collcg ziehen und nicht sich zur Verleitung der Schüler zu allzufrüher „Corpssimpclei" herbeilassen. DaS Corpsleben auf den Schulen, weil nicht von dem frnen akademischen Geiste und Bewußtsein beseelt, leitet die Schüler auf abschüssige Bahn, entfremdet sie vor Allem der Lust zum Lernen, macht sie widerspenstig gegen die Lehrer und, was da- Schlimmste ist, vorzeitig reif und abgestumpft." Lp Weimar, 12 Februar. Der Landtag deS Großherzogthums ist gestern Nachmittag geschlossen worden. Die Session, die weit über 3 Monate ge dauert hat, ist eine sehr arbeitsreiche gewesen. DaS AdschiedSdecret zählt nicht weniger als 21 verabschie dete Gesetze auf, von denen nicht wenige sich durch Bedeutung und Umfang auSzeichnen. Der Generaletat der Staatseinnahmen und Ausgaben für die Finanz periode 1881/83 war bereits bereits vor Beginn der Finanzperiode verabschiedet; auch dem Etat der außer ordentlichen Staatseinnahmen und Ausgaben für jene Zeit ist die Genehmigung ertheilt worden, ebenso dem Steuergesetz, das bekanntlich eine kleine Herabsetzung der Einkommensteuer aufweist. Für den Fall, daß die in Einnahme gestellten Beträge die veranschlagte Höhe nicht erreichen, oder daß die Ausgaben über die Ver anschlagung hinausgingen, bleibt der StaatSregierung Vorbehalten, den Ausfall auS den Beständen der Staats kasse zu decken. DaS AdschiedSdecret giebt dem Be dauern über die Verweigerung der nachgesuchten BeioldS- erhöhung für die Verwaltungsbeamten lebhaften Ausdruck. Mit Recht erinnelt dasfelbe daran, wie bei Erhöhung der Besoldung der GerichtSbcamten die Nothwendigkeit, diese Maßnahme auch auf die BerwaltungSbeamten zu erstrecken, allseitig anerkannt worden sei und der Land tag sich dieser nothwendlgen Folge seiner damaligen Beschlüsse wohl bewußt gewesen sei. Damals habe die Regierung eine ausgleichende Vorlage in Aussicht gestellt und durch Einbringung derselben ihre Pflicht erfüllt, um den Nachtheilen vorzubeugen, die durch die Fortdauer jenes Mißverständnisses bedingt werden müssen. Ausdrücklich wird Vorbehalten, auf diese wichtige Angelegenheit zurückzukommen. In einer seiner letzten Sitzungen hatte der Landtag die Forde rung für die Neugestaltung des physikalischen Instituts in Jena abgelehnt. DaS AdschiedSdecret beklagt diesen Beschluß, durch welchen daS Gedeihen dieser so wich tigen Anstalt in Frage gestellt wird, lebhaft und er klärt, daß sie mit den ihr zur Verfügung stehenden beschränkten Mitteln trotz aller Schwierigkeiten und Hindernisse Alles versuchen werde, um die Hochschule auch in diesen Zweigen der Wissenschaft auf der Höhe zu erhallen. -fff Koburg, 12. Februar. Infolge einer sehr leb haften Agitation in hiesiger Stadt für das Fort bestehen der Oper am herzogl. Hoftheater hier, ist auch in Sitzungen des großen Gememderaths, be stehend aus dem Magistratscollegium und der Stadt verordnetenversammlung, diese Angelegenheit Gegenstand der Verhandlung und Beschlußfassung geworden, und wurde in der gestrigen Versammlung beschlossen, daß für die Forterhaltung der Oper ein jährlicher Zuschuß von 5000 M. aus der Stadlkasfe auf die nächsten 3 Jahre gewährt werden soll, und daß die deSfallsige, auf daS Fortbestehen der Oper gerichtete Petition als städtische Angelegenheit behandelt und durch die Vor sitzenden deS Magistrats und der Stadtverordnetenver sammlung Sr. Hoheit dem Herzog überreicht werden soll. Auch hat sich ein Comitö zur Gründung eines OpernvereinS gebildet, dessen Mitglieder durch frei willige Beiträge einen Zuschuß zur Erhaltung der Oper gewähren. Die Petition, welche auch von Einwohnern der an der Sonneberger Zweigbahn gelegenen koburg- schen Stadt Neustadt unterzeichnet ist, wurde, m«t sehr zahlreichen Unterschriften versehen, dem hiesigen Bür germeister zur Ueberreichung an Se. Hoheit den Her zog bereits übergeben. * Wien, 13. Februar. Der deutsche Botschafter in Konstantinopel, Graf Hatzfeldt, hatte heute mit dem Minister deS Auswärtigen, Frhrn. v. Haymerle, eine Unterredung, welcher auch der hiesige deutsche Botschafter, Prinz Reuß, beiwohnte. — Die hiesigen Blät ter berichten, daß der akademischen Lesehalle, welche zur Feier des 100. Todestages Lessing'S Commer-, Fackelzug und Festvorstellung im Stadttheater in Aus sicht genommen hatte, die Abhaltung deS FackelzugeS von der Polizeidirection verboten worden sei. Das Verbot ist erfolgt, „weil nach 8 ? deS Vereins und Versammlungsgeietzes während der R-ichSrath oder ein Landtag versammelt ist, an dem Orte ihre» Sitzes Versammlungen unter freiem Himmel nicht ge stattet werden dürfen" und öffentliche Aufzüge solchen Versammlungen gleichgestellt seien. Auch die Ab» singung des Liedes „Deutsche Worte hör ich wieder" wurde untersagt. Prag, 13. Februar. In der am Freitag Abend stattgehabten Generalversammlung der Mitglieder der Advocatenkammer de« Königreiche- Böhmen wurde infolge des bereit« gemeldeten Compromisse« beider nationaler Parteien der tschechische Advocat Or. Tragy zum Präsidenten und der deutsche Advocat Or. Ritter v. Wiener zum vicepräfidenten der Kammer gewüPt. Letzterem, welcher die letztverflossenen 10 Jahre hi», durch al« Kammerpräsident fnngirtr, wurde von eine« tschechischen College» für die strenge Objectivität, welche er auf diesem Posten stet» an den Tag legte, dre wärmste Anerkennung ausgesprochen, welcher Kund gebung sich die Versammlung durch Spenden reichen Beifall» anschloß. — Die deutsche Volksschule in dem Prager Vororte Zizkow ist von demselben Schick sale wie jene in der angrenzenden Stadt Weinberge bedroht. Im GemeindeauSschuffe dieses Vororte« brachte nämlich jüngst ein AuSschußmitzlird die Ver hältnisse dieser Schule zur Sprache und behauptete, daß dieselbe mit tschechischen Kindern überfüllt sei, und daß die Gemeinde für sie im Verhältnisse zur tsche chischen Ortsbevölkerung viel zu viel auSgebe. Abh lfe sei daher nolhwendig; der Gemeindevorstand möge sich al- Vorstand de» deutschen OrtSschulratheS die Kata loge vorlegen lassen und nach Lonstatirung de» Sach- Verhalt- den Director beauftragen, alle jene Kinder zu entlassen, die der deutschen Sprache nicht in dem Maße mächtig sind, um dem Unterrichte mit Erfolg folgen zu können. Woraus dieser Antrag obzielt. ist leicht zu errathen; man will eben auch der deutschen Volks schule in Zizkow an- Leben gehen. — Die Lese- und Redehalte deutscher Studenten in Prag begeht am 15. d. M. auch eine Lessingfeier, wobei die Fest rede vom UniversitätSdocenten 1)r. Lambl gehalten werden wird. Da- Ansuchen um Ueberlassung eine» Saales im Carolinum zur Abhaltung diese» Festacte» wurde vom Univerfitäisrector abgelehnt, mit dem Be deuten, daß seinerzeit ein solches aus Anlaß der tsche chischen Jungmannfeier eingebrachtes Gesuch ebenfalls abgewiefen worden ist. — AuS Teplitz ist gestern eine Deputation der Stadtvertretung nach Wien ab- qereist, um beim Kaiser in der Angelegenheit der dem Fürsten Clary gestatteten selbstständigen Quellenab- teusung Audienz zu nehmen. Agram, 12. Februar. (Pr.) In der heutigen Sitzung des kroatischen Landtags sprachen gegen die Vorlage der Regnicolardeputation l)r. Vrbanics, Or- nadak und FolnegovicS und für dieselbe Stefan Popo vics und Antolek Oresrk. — Wie soeben gemeldet wird, hat die Stadtrepräsentanz von Fiume gestern einhellig beschlossen, an den ungarischen Reichstag zu petitioniren, daß der PasfuS betreffs Fiume aus dem Elaborat der ungarischen Regnicolardeputation gestrichen werden soll, da zu fürchten ist, daß durch diesen PasfuS der staats rechtlichen Frage Fiume- präjudicirt werden könnte. Die Petition wird durch eine Deputation an den Ministerpräsidenten TiSza übermittelt. Pari», 12. Februar In der Deputirten- kammer ist heute wenig von Bedeutung geschehen. Auf der Tagesordnung stand die zweite Legung des PreßgesetzeS, aber dieselbe wurde auf Montag ver schoben. Der Reihe nach nahm die Kammer eine Anzahl kleinerer Gejetzprojecte m Erwägung. Darunter eines von Bullue, wonach verschiedene öffentliche Ge bäude in Paris, welche von der Monarchie verschie denen Congregationen überwiesen werden, wieder an die Stadt, der sie von Rechts wegen gehören, zurück fallen sollen. Zum Schluß erklärte die Kammer, daß sie sich am nächsten Donnerstag zum ersten Male mit der Frage de- Listenscruiinium» beschäftigen werde. Am Donnerstag wird also die große Campagne dieser Session in Wahrheit beginnen. Zu einer DiScussion wird e- indessen fürs Erste schwerlich kommen, und die Kammer wird so ziemlich einstimmig verfügen, daß der Bardoux'fche Antrag in Erwägung zu nehmen sei. Auch seine bittersten Gegner haben darauf verzichtet, ihn von vornherein abzuweffen. Sie behalten sich ihre Opposition vor. Sert 3 Monaten aber hat sich ihre Zahl beträchtlich vermindert. Wir wollen nicht mit der „Justice" behaupten, daß Gambetta die Oppo nenten seiner Pläne dadurch zu ködern sucht, daß er sie der Reihe nach zu vortrefflichen Dejeuner- und Diner- einladet, um sie entre 1» poirv et I« fromLS« sür seine Ansichten zu gewinnen; aber gewiß ist, daß die Propaganda, die seine Freunde einqeleitet Haden und die er mit seinem ganzen persönlichen Einfluß unterstützte, nicht erfolglos geblieben ist. Loui» Blanc hat durch eine kurze Rede heute die Kammer bewogen, seinen Antrag auf Abschaffung der Todesstrafe in Er wägung zu nehmen Ob aber dieser Antrag in der gegenwärtlgen Session zur Erledigung kommen wird, ist sehr zweiselhast. Rom, 12. Februar. Bezüglich deS gestern abge haltenen ersten Meeting» über da» allgemeine Stimm recht telegraphirt der hiesige Correspondent der „Wien. Allg. Ztg." Folgende»: Im Saale befan- Geschlechtern in Stunden der Erregung als eine Zauber- wasfe, als ein Baldungschwert benutzt zu werden, dessen Nimbus sich gegen den Widerpart verwerthen läßt. Stille Tage sehen in dem blinkenden Stahl wieder mit gesunden Augen die friedliche Pflugfchaar für den segensreichen Anbau der Civilisation. Und diese Anschauung ist in den Besten der Nation Lessing gegenüber niemals erschüttert. Diese erfreuliche sichere Reife beweisen denn auch in Summa die verschiedenen Zeitstimmen der Presse, welch« sich zur 100jährigen Gedächlnißfeier in deutschen Landen erheben. Wir wollen, um ganz objectiv zu bleiben, au» diesen Stimmen einige Stellen anziehen, wobei auch indirrct älteren Autoren da» Wort gegeben ist. Der Name „Lessing", sagt F. Winter in einigen Erinnerungsblättern, gehört einem Unsterblichen, er wird von jedem Deutschen mtt Stolz genannt, und in der Geschichte unser- Cultur- und Geistesleben- ist cr neben den Namen Goethe'- und Schiller'- von hell stem Glanze. Seit lOO Jahren weilt der Träger diese- Namen- nicht mehr unter den Lebenden, aber er hat an seinem Ruhme unter den Spätergeboreneu nicht- eingebüßt; von ihm selbst gilt da- Wort, da« er Nathan in Beziehung auf Saladin in den Mund legt: »Der Mann Steht seinem Ruhm. Gein Ruhm ist blot sein Schatten." Hundertjährige Erinnerungen können, wie Kuno Fischer in seinen Vorträgen über Goethe'« Faust sagt, immer al» Zeugnisse gelten, daß eine menschliche Größe die weltgeschichtliche Probe, gseichsam da» Lrnmen rigoroauw de» Ruhm« bestanden hat, daß ihre Fortdauer im Andenken der Welt gesichert ist durch ihre Fortwirkung in den Gcmüthern. Lessing hat diese „weltgeschichtliche Probe des Ruhms" be standen; er hat für den Morgen eines neuen Tage-, — sür die Zukunft, — gewirkt. — Wir nennen ihn den Reformator unserer Literatur; er ist es durch die Kritik geworden, der er nach seinem eigenen Geständ- n ß Alle« zu danken hatte; durch seine kritische Einsicht hat er die Wege zu neuen Kunstschöpsungen bereitet und unserer klassischen Dichtung die Bahn frer ge macht; durch die Kritik, die er wie ein scharfe», zwei schneidige- Schwert zu gebrauchen verstand, brach er die Fremdherrschaft und stellte deutsche» Wesen auf sich selbst. Als Reformator für unsere Kunst und Dichtung hat Lessing seine „Dramaturgie" geschrieben, — „ein Vermächtniß für Deutschland und ein Leit stern für unsre ganze folgende Po-sie", — wie Ger- vinuS die Schrift nennt, die un- „auf Einen Schlag von dem Joch der Literatur der großen Nation befreite." Seitdem da- Interesse an Lessing'» Leben und Schriften wieder lebendig geworden ist im deutschen Volke, seitdem ist eine nicht geringe Zahl von For schern auf dem Gebiete unserer Nationalliteratur un ablässig thätig gewesen, un- die Quellen, die zu einer richtigen Erkenntniß Lessing'S führen können, zu er schließen und allgemein zugänglich zu machen. Die Lessing-Literatur ist nicht minder reich an guten Schrif ten, als die Goethe- und Schiller-Literatur. Al« Quellen- werk ersten Range« ist die Lessing Biographie von Danzel-Guhrauer bekannt; da- Wert, da« endlich nach mehr al« zwanzig Jahren in zweiter Auslage erscheint, ist für Jeden, der sich etwa« eingehender mit dem Studium Lessing'S beschäftigt, unentbehrlich. Am wei testen verbreitet ist da« bekannte Buch von Adolf Stahr; eS hat in wenigen Jahren eine Reihe von Auflagen erlebt und viel dazu beigetragen, daß jetzt auch Les sing'S Schriften wieder mehr gelesen werden und in immer weitere Kreise dringen. In neuester Zeit er schien nun da» schöne englische Werk von James Simc „Lesaiug, bi« lits anä vritinzs" in deutscher Bear beitung von Adolf Strodtmann, ein ganz vorzügliches Buch. Wenn wir hierzu die unübertrcffliche Aus gabe der Lessing-Briefe nehmen — (in der Hempel'- schen Ausgabe der Werke Lefsing'S, Band 20) —, so sind wir aufs Herrlichste in Stand gesetzt, unS mit der LebenSgeschichte Lessing'S bekannt zu machen. Wer unbefangen und frei von Borurtheilen an das Studium dieser Schriften und der Werke Lessing'S herantritt, wird bald unwiderstehlich von Lessing'S herrlicher Erscheinung, von diesem „mannhaftesten Charakter unserer Literatur", wie ihn H. Hettner nennt, angezogen werden. „Wer Männlichkeit für eine Tugend schätzt, muß", wie GeroinuS sagt, „dem kräftigen Manne ganz beifallen. Freilich, wer Les sing'S Leben mit befangenen Augen liest, kann eS al« einen Schauplatz de« Elend« und al« eine Frucht de» Leichtsinn« darstellend wer aber seine Werte und seine Briefe kennt, den wird derselbe Hauch einer kräftigen den Lebensfrische und geistigen Gesundheit au-Schrift und Leben anwehen, den wir kaum in einem Schrift steller der neueren Zeit in Deutschland wirderfind-n. Bor Allem die Festschrift Kuno Fischer'» „Lessing al» Reformator der deutschen Literatur" bringt der schuldigen Verehrung einen werthvollen Tribut dar: „Nationale Thaten epochewachender Art reifen lang sam und werden in allmählichem Fortgange vorberei tet, bi» sich der Zeitpunkt erfüllt, der den Durchbruch deS Neuen sicher und siegreich entscheidet: so unver kennbar, daß er die empfänglichen Gemü'.her des Zeit alters ergreift; so mächtig, daß ihn nicht» mehr un- giltig und rückgängig machen kann. Ein solcher Durch bruch ist eine reformatorische That, durch Viele ange- strebt, durch den Entwicklungsgang der gesummten Nation bedingt, durch einen Einzigen entschieden Denn sie erfordert allemal die eminente persönliche Kraft. Der Mann, durch dessen eminente persönliche Kraft diese That vollbracht wurde, ist G. E. Lessing." Der Wahrheitstrieb macht au« ihm den für alle Zeiten vorbildlichen Kritiker, der statt der Tradition die Quelle, statt der Copie da» Urbild, statt der Nach ahmung da« Original, statt der Schule den Meister gelten läßt; „die in der Originalität und im Genie begründete Verwandtschaft erkannte Lessing und wie» darum zugleich auf die Alten und auf Shakespeare." Die Einsicht in die Raturwahrheit dieser Vorbilder führt ihn zu der Frage nach deu einfachsten und ursprünglichsten Bedingungeu aller Kunst, diese wieder zu Problemen allgemeiner Natur, zu religiösen und theologischen Auf gaben: so wird er Philosoph. Aber er wäre nicht der Reformator unserer Poesie geworden, wenn er nicht selbst Poet gewesen wäre, der die eindringeude und erschütternde Kraft de» dramatischen Bermögent besaß; und nie ist die Wechselwirkung zwischen Dichtung und Einsicht, zwischen Vollbringen und Wissen im Gebiete der Poesie intimer und fruchtbarer gewesen al» in ihm. „Lessing der Kritiker ist der sich selbst klare, einleuch tende, sein eigene» Schaffen völlig durchschauende Dichter." In ihm ist der Standpunkt der poetische^
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