Günter Kochan Konzert für Violine und Orchester D-dur op. 1 Das Violinkonzert von Günter Kochan greift bewußt auf das Erbe unserer musikalischen Vergangenheit zurück und knüpft an die Traditionen unserer großen Meister an. Die Grundzüge dieses „Opus I“ sind ein ursprünglicher musikantischer Musiziertrieb und die spontane Freude an einer schönen, ge- fühlsdurchströmten Melodik, und nicht zuletzt geht ein kraftvoller und be zwingender Optimismus von dieser Musik -;us. Dr. Eberhard Rebling bezeichnete Kochans Konzert als eines der ersten deutschen Beispiele des neuen musikali schen Realismus. Bei der Uraufführung in Berlin errang das Werk eineu so starken Publikumserfolg, daß der letzte Satz wiederholt werden mußte. Kochans Violinkonzert steht — Zufcll oder Absicht? — in D-dur, der gleichen Tonart, in der auch Beethoven, Brahms und Tschaikowskij ihre Violinkonzerte geschrieben haben. Im ersten Satz stellt Kochan zwei im Charakter sich ähnelnde Themen gegenüber, die wie im klassischen Konzert „durchgeführt“ und verarbeitet werden. Nach einer Kadenz des Solisten schließt der Satz mit einer Koda. Der lang same Mittelsatz ist sehr kurz. Fagott und Solovioline stimmen eine breit aus gesponnene Melodie an. Als Kontrast zu dieser ruhigen Stimmung erklingen später akzentuierte Rhythmen der Blechbläser. Im letzten Satz verwendet der junge Komponist die Form des Rondos. Die Solovioline setzt mit dem ersten Takt ein, begleitet von den gezupften Bratschen. Sprühendes Temperament und Musizierlust klingen uns aus der Musik des dritten Satzes entgegen, das Be kenntnis eines jungen Menschen zum Leben unserer Zeit.