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Gustav Mahler: 4. Sinfonie G-Dur Die vierte Sinfonie in G-Dur komponierte Gustav Mahler im Jahre 1901. Sie ist in der Anlage viersätzig, bringt jedoch als etwas unerwartet Neues im letzten Satz eine Singstimme, die vom Orchester begleitet, dem Werk einen lyrischen Abschluß gibt. Die Textwahl („Wir genießen die himmlischen Freuden, drum tun wir das Irdische meiden“) ist von Mahler ganz idealistisch vorgenommen — der Hin weis in der Partitur „Singstimme mit kindlich heiterem Ausdruck; durchaus ohne Parodie!“ läßt deutlich werden, daß Mahler noch an diesen Inhalt glaubte. Der erste Satz beginnt schon im vierten Takt mit der einem Volks lied nachempfundenen Melodie, die „recht gemächlich“ und „bedächtig“, „behaglich“ und „ohne Hast“, wie die Anmerkungen Mahlers lauten, einher schreitet. Natürlich gibt es auch Konflikte, die ja erst die Form der Sinfo nie rechtfertigen. Auch das zweite Thema ist von lyrischer Grundhaltung. Der zweite Satz spinnt diese Stimmung weiter. Gemächlich, ohne Hast, ist auch hier das Tempo, das einem alten Wiener Ländler abgelauscht ist. Mahler läßt den ersten Geiger ein zweites Instrument bereithalten, das um einen Ganzton höher gestimmt ist, dadurch etwas greller klingt und die Wirkung einer Fiedel hervorrufen soll, wie sie auf den alten Tanzböden zum Tanze aufspielte. Von einer weihevollen Stimmung ist der langsame, ruhige dritte Satz, der mit einer sehr gesangvollen Melodie der Violoncelli beginnt, die später fortgesponnen wird von den zweiten Violinen und von der Oboe aufgegriffen, dann in den breiten sinfonischen Strom einmündet. Ersterbend ist der Schluß dieses in Wohlklang gehüllten Satzes, ersterbend ist auch der Schluß der Sinfonie, abhold allem lautem Getöse der Welt, hingeneigt in eine, wie noch Mahler glaubte, „bessere“ Welt des Jenseits. SOLISTIN Rulh Keplinger ist gebürtige Magdeburgerin. Sie fiel frühzeitig durch besondere Musikalität auf und wollte eigentlich Pianistin werden. Mit 13 Jahren trat sie zum ersten Male vor die Öffentlichkeit. Bereits in der Schule entdeckte man ihre schöne Stimme, sie wurde Mitglied des Städtischen Kinderchores Magdeburg. Nach Beendigung ihrer Schulzeit nahm Ruth Keplinger Gesangsunterricht bei Frau Zureck-Dippur. 1941 erhielt sie ihr erstes Engagement am Stadttheater Magdeburg. Die Stationen ihres Auf stieges führten sie weiter über Dessau, Görlitz, Gotha, Magdeburg und seit 1949 an die Deutsche Staatsoper Berlin. Sie singt dort die „Sophie“ im Rosenkavalier, die „Pamina“ in der Zauberflöte, die „Undine“, die „Marzel- line“ imFidelio, die „Desdemona“ in Othello und noch viele andere Partien. Sie studierte noch bei Frau Kammersängerin Maria Ivogün, die ihrer Stimme den letzten Schliff gab. Die Welt der Oper und des Konzertgesanges kann von Ruth Keplinger noch viel erwarten.