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Dresdner Journal : 09.11.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188111092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18811109
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18811109
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1881
-
Monat
1881-11
- Tag 1881-11-09
-
Monat
1881-11
-
Jahr
1881
- Titel
- Dresdner Journal : 09.11.1881
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W261 Mittwoch, den 9. November. 1881 I- k» '" t°,..rd.N> d«dent»edm izkrliek- . . ,8 Uvlr tritt ?«t- ond ji jtkrlivd: 4 tl»rir LV ! f. 8t»mp«Iru«>dI»b kivrv. H-ula« Kowmoro : >0 ?k Iv»««teaprel,»r klr dsn k»um einer ^eepnlteneo ?etit«N« S0 ?k. voter „kiob««ndt" die Lei!« K0 ?f. Lei 1^b«II«n- nvd ^iNerni»t/ KO Xnf,ok1»b Lrsvlielnen r TAglisk mit Xnennkm« der 8oov- und k'sisrtn^e Xdead» Mr den kolbenden r»b DreMerAourml. Berantwortüche Redaction: Oberredactettr Rudolf Günther in Dresden. —i. 7 -«»» ... . lnL>e> »teunuunNinv «u^^üi-r^r LetMss: F> /rrand<«e«er, Ooniwimionlir de« Oreidner donrnnl»; U»md«rU-L«rU» VI«» 8»«i>l-Ir»,I,» rr«»l,fo,t ». It: >»rlti - rr»b-L«lpriff-rr»»kt»rt » »-«»ned,»: ki«d Hfo««,- 8«rUa: L'. L'o»»>>n . /»r^/idsn toni, Lr«m«n:/!,'. Se^ott« »r,,!»«: F. »^tnnAer»', IlNrenn; rr»n>rtiirt «. /S llucl'lixndlnnb; SbrUtt: cd LküNrr,' r»:>eer«rlt.' r»rt»-r«rlto-^r»»kf»rt «. ». 4.» r^»ri! ^-a«-eA t)o , L»»dv,: F Fd Ltetner N«r»»»»ederr TSoibl. kipeditioo de« Dresdner donrn»!« Dresden, /viuberstrnss« bio. A). Ämtlicher Theil. Nsllett«. Ihre Majestät die Königin haben put geschlafen. Im Laufe de» gestrigen Tage» zeigten sich wieder ge ringe Fieberschwankungen, wie solche, dem Verlause der Krankheit entsprechend, auch für die nächsten Tage noch zu erwarten sind. Strehlen, 8. November 1881. 0r. Fiedler. Bekanntmachung. Nachdem von der Braunschweigischen Allge- meinen B i e h v e r s i ch e r u n g - - G e s e l l s ch a f t zu Braunschweig Behufs ihrer Zulassung zum Geschäfts betriebe in Sachsen, jedoch mit Ausschluß der Ver sicherung gegen Brandschäden den Vorschriften in tz 2 der Verordnung über den Geschäftsbetrieb aus ländischer Versicherungsanstalten im Königreiche Sach sen vom 16. September 1856 allenthalben genügt und zum Sitze der Gesellschaft im Königreiche Sachsen die Stadt Zwenkau erwählt worden ist, wird Solche- gemäß K 6 der an- gezogenen Verordnung hiermit bekannt gemacht. Dresden, am 29. October 1881. Ministerium des Innern. Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Gchmaltz. Fromm. Nichtamtlicher Theil. uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (TempS. Elsaß-Lothringische Zei tung. Metzer Zeitung.) ragt-geschickte. (Dresden. Berlin. Wien. Prag. Paiis Bern. Rom London. Stockholm. Bu karest. Washington.) Vermischtes. Amtlicher Bericht An Tommkffio« fllt bäs Be terin ärwesen über die im Monat Oktober con- statirten ansteckenden Krankheiten. Feuilleton. Lotteriegewinvlistr vom 7. November. Lage-kalender. Zuserate. Beilage. Ernennungen, Versetzungen rc. im össentl. Dienste. Letriebsrrgebnisse der kövigl. Staatseisenbahnen (Kohlentransport). Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Schellenberg. Burg städt. Zwickau. Adorf. Freiberg. Königshain. Pirna.) Statistik und Lolkswirthsckaft. Telegraphische Witteruvgsberichte. Börsenuachickchten. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Karlsruhe, Montag, 7. November, Abends. (W. T. B.) Der „Karlsruher Zeitung", zufolge besteht die Krankheit de» GroßherzogS in einem gastrischen Fieber. Vorgestern vnd gestern trat eine Erhöh ung der Temperatur ein, welche auch heute an hielt. Alle übrigen Krankhritserscheinuugen halten sich in mäßigen Schranken. Wien, Dienstag, 8. November. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die amtliche „Wiener Zeitung" veröffent licht heute die Ernennung deS Herrenhausmit- gliedeS Grafen v. Schönbor« zum Statthalter in Mähren. Paris, Montag, 7. November, Abends. (W. T. B.) Gegen Schluß der Sitzung der Deputirten- kammer ergriff der Kriegsminister Farre daS Wort. Der Kriegsminister legt hierbei die für die Truppen ergriffenen Maßregeln dar. ES sei nichts für die Gesundheit nnd die Verpflegung der Truppen vernachläßigt worden. Durch die von der Regierung getroffenen Maßnahmen sei den Mißgeschicken vor- gebeugt worden, von denen die Armeen rn Afrika nur zu oft betroffen worden seien. Der Minister verlas zum Beweise zahlreiche Schriftstücke und wieS schließ lich die gegen ihn und Offiziere und Generäle ge richteten Angriffe zurück. — De Roys entgegnete, man greife nicht die Offiziere an, sondern die Politik der Regierung und die Militärverwaltung, welche eine beklagenSwerthe Unfähigkeit gezeigt habe. Die Re gierung möge die Kammer nnd die Armee nicht wieder durch ähnliche Abenteuer compromittiren. Die DiScusfiou wurde hierauf auf morgen ver tagt. Konstantinopel, Dienstag, 8. November. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Delegieren der In haber türkischer Schuldtitel hielten gestern eine Sitzung ab. In derselben vertheidigten die türkischen Delegirten die Ansicht, daß die abgetretenen Einkünfte, namentlich daS Erträgniß der indirekten Steuern genügen würden, den verschiedenen Wünschen der Delegirten zu ent sprechen. Da Valfrey und Bourke die» bestritten und weitere Loncessionen verlangten, boten die Türken al- äußerste Eoncession da- Erträgniß der Taxe auf per sischen Tabak, Tumecki genannt, bi- zur Höhe von 50000 Pfund an unter der Bedingung, daß der Ueberschuß dem türkischen Staatsschätze zufließe. Nach der Debatte nahmen die europäischen Delegirten diese Eoncession an und legten sodann ein Project der all- g«»«»n«« Liquidation vor, Die türkisch« Delegirten verlangten eine Woche Frist zur Prüfung. Die nächste Plenarsitzung findet am 14. No vember Statt. Ein SubcomitS prüft Freitag oder Sonnabend die Details. Dresden, 8. November. Unter den Wahlen zum deutschen Reichstage sind eS diejenigen im Reichsland Elsaß-Lothringen, welche vorzugsweise in Deutschland interessiren. Sind doch die wiederaewonnenen Provinzen in gewissem Sinne Lieblingskinder deS deutschen Volk» geworden, von welchen Jeder hofft, daß ihre Bewohner sich in nerhalb der großen deutschen Familie bald heimisch fühlen sollen. Auf jede ReichStagSwahl blickte man bisher mit einer gewissen Spannung, ohne daß eine derselben bis heute ein befriedigende- Resultat gelie fert hätte. Die diesmalige ReichStagSwahl bot sogar, obwohl Statthalter Feldmarschall v. Manteuffel noch Anfang diese- Jahre- den Elsaß-Lothringern an- Herz gelegt hatte, daß ohne aufrichtigen Anschluß an Deutsch land keine Autonomie deS Lande- möglich sei, daS merkwürdige Schauspiel, daß nur Protestler und Eleri cale in den Reichstag gewählt wurden. Die sogenannte Autonomistenpartei, deren Anhänger obwohl innerlich nicht ander- gesinnt wie die Protestler, wenigsten- auS Höflichkeit die deutsche Autorität respectirten, sehen wir völlig von der Bildfläche verschwunden. Die Sache schiene also sehr einfach zu liegen, und ein Eommentar deß Wahlergebnisse» müßte eine leichte Aufgabe sein. Damoch lauten die Urtheile über die ReichStagSwahl in Elsaß Lothringen sehr verschieden. Die einfachste und dem Anscheine nach nächstlie gende Deutung der elsaß-lothringischen ReichStagSwahl giebt der„Tempr." „Der Statthalter, so sagt der „HempS", ist nicht nur mit seinem Versöhnung-Pro gramm gescheitert, sondern hat auch zum Theil daS Werk seines Vorgänger- zerstört und die Germanisi- rupg Elsaß - Lothringens um mehrere Jahre zurückge- warfen." Allerdings schien anfangs, wie dasselbe Blatt bemerkt, der Feldmarschall zur Versöhnung der deutsch feindlichen Elemente geeignet. „Durch Herkunft und Erziehung frei von den dureaukratifchen Vorurtheilen de- Staat-secretär- Herzog, strebte er danach, daS Land moralisch zu erobern und vertraute auf die Wirkung sanften Entgegenkommen-, der Befriedigung der Eigen liebe und der Privatinteressen, und vor Allem seiner gewinnenden Persönlichkeit. Stet- auf Reisen zeigte er überall in den Provinzen sein Lächeln, hielt offene Tafel, setzte den Kritiken und Manifestationen, fo lange sie platonisch blieben, verächtliche Duldsamkeit entgegen und kargte vor Allem nicht mit Gefälligkeiten und Schmeichelei gegenüber der Geistlichkeit, den Großgrund besitzern und bedeutenden Industriellen." Sehr verschieden von dieser, au- protestlerischer Quelle stammenden Interpretation lautet selbstverständ lich die Darstellung de» officiellen Organ- der elsaß- lothringischen Regierung, der „Elsaß-Lothringi schen Zeitung". Mittelst subtilerer Deductionen kommt dieselbe zu dem Ergebniß, daß von einem Er folg» de- Protestes nicht die Rede sein könne; es sei demselben lediglich gelungen, feinen Besitz zu behaup ten DaS Blatt sagt: „Eigentliche Protestprogramme sind nur in Straßburg und Mülhause.. ausgestellt worden; sie hatten zur Folge, daß, wenn dir betreffen den Eandldaturen auch nicht mit Erfolg bekämpft wer den tonnten, die Stimmenzahl an beiden Orten doch erheblich hinter den Erwartungen und Anstrengungen der betreffenden LomiteS zurückblieb. In Straßburg überschreitet die Zahl der Enthaltungen, vereinigt mit den auf die Gegencandidaten abgegebenen Stimmen, dm Zahl der Stimmzettel für Hrn. Kable; in Mül- bauseo, wo außer einem Socialdemokraten ein Gegen kandidat überhaupt nicht vorhanden war, ist noch nicht ein Mal die Hälfte der Wähler zur Wahl erschienen. Bringt man in beiden Fällen ferner in Anschlag, daß in Straßburg wie in Mülhausen Umstände localer und persönlicher Natur für viele Wähler bestimmend waren, so kann das Wahlergebniß an beiden Orten, namentlich im Vergleich zu den Erwartungen und An- streuaungen der Protestpartei im Lande und ihrer Pariser Freunde, als ein Gewinn für den Protest nicht bezeichnet werden. Es ist ihm eben gelungen, sich im Besitz zu behaupten, weil durch dos Zusammenwirken einer Reihe von Umständen, die mehr in den localen und persönlichen Verhältnissen als in der politischen Situation zu suchen sind, eine irgendwie auSsichtSvolle Be kämpfung der Protestcandidatur von vornherein ausge schlossen war. Mehr als eine opfervolle Behauptung des Besitzstandes an zwei Stellen im Lande darf mithin der Protest für sich nicht in Anspruch nehmen, wobei die Chancen, welche der RadicaliSmuS, die radicale Opposition, in allen größeren Städten hat, noch nicht einmal in Anschlag gebracht sind. Hr. Besanzon in Metz kann seinem ruhigen und gemäßigten Auftreten entsprechend dieser Gruppe kaum beigesellt werden. Für ihn ist der Protest ein persönlicher Standpunkt, welchen aufzugeben er sich zu alt glaubt, welchen er aber nicht al- diejenige Richtung betrachtet, in welcher die Zukunft de- Lande- zu dessen Nutz und Frommen gesucht werden darf, von allen anderen Tandidaten hat keiner die Flagge des Proteste- aufgezogen; selbst solche Candidaten, welche, wie die Herren v. Dietrich und v Wendel, mehr oder weniger auf dem Protest standpunkt standen, haben eS sorglich vermieden, den selben in ihren Wahlprogrammen emzunehmen, weil ihre Candidatur sonst einfach unmöglich gewesen sein würde. Es ist somit die Thatsache zu verzeichnen, daß wenigstens 12 Abgeordnete deS Landes dies Mal nicht als Vertreter der Protestpartei im Reichstage erscheinen; daß die anderen drei den einzig möglichen Proteststandpunkt, den der starren Negation, gleichfalls entweder verlassen zu wollen erklärt oder denselben ohnehin bereits praktisch verlassen haben, um ihre Can didatur überhaupt möglich zu machen. Die demokra tisch-republikanische Opposition ist dabei in zwei von diesen drei Fällen vielleicht stärker, als die nationale." Die Elsaß-Lothringische Zeitung geht nunmehr die einzelnen Erwählten gruppenweise durch, wobei sie sich bezüglich einiger derselben, unter welchen wir beson ders den Baron Zorn v. Bulach bemerken, wie unS däucht, etwas weitgehenden Hoffnungen hinzugeben scheint, und gelangt zu folgendem Ergebniß. „In Summe lassen sich mithin die Wahlen in Elsaß-Loth- ringen nicht anders charakterisiren, als daß sie ein ent schiedenes Ueberwiegen der katholischen Partei — unter gleichzeitiger, nach den Persönlichkeiten mehr oder min der ausgesprochener Annäherung derselben an Deutsch land — und unter entschiedener Abschwächung der Protestpartei bedeuten. Wenn das Wahlresultat in seiner Gesammtheit bezüglich der Parteistellung der einzelnen Abgeoroneten nicht denjenigen Erwartungen entspricht, welche ursprünglich bestanden haben, fo ist die Ursache zunächst darin zu suchen, daß die autono- mistische Partei eS in ihrem und der Lande- Jntereffc für richtig erachtet hat, bei den diesmaligen Wahlen nicht im Felde zu erscheinen. In einem solchen Ge fammtergebniß eine Niederlage der deutschen Ver waltung zu erblicken — muß der Phantasie der Pariser Blätter Vorbehalten bleiben, welche namentlich die Thatsache ihren Lesern verschweigen, daß im Ge gensatz zu früher die Hälfte der Wähler von der ihnen zustehenden und zu freiester Ausübung b-laffenen Waffe des Wahlrechts keinen Gebrauch gemacht hat, sowie daß die zu Gunsten der einzelnen Erwählten abgegebe nen Stimmen sehr erheblich hinter der Hälfte der Zahl der eingeschriebenen Wähler Zurückbleiben. Diese größere Hälfte darf also wohl jedenfalls nicht »ehr für den Protest in Anspruch genommen werden, denn ungeachtet der so sehr lebhaft-n Wahlagitation hat diese große Mehrheit der Wähler eS nicht für nöthig befunden, gegen d,e Zugehörigkeit zu Deutschland oder gegen daS „politische System" zu protestlren. Gerade die bedeutende Wahlenthaltung den so großartigen Agitationen gegenüber, welchen die „Diktatur" unbe hindert freien Lauf ließ, beweist, wie erheblich die Be ruhigung der Gemüther im Lande zugenommen und daß bei der Bevölkerung der ländlichen Wahlkreise, dem konservativen Sinne derselben entsprechend, das Ver trauen in die Gesundung der Verhältnisse deS Lande- im erfreulichen Fortlchreiten begriffen ist." Wie man sieht, legt die „Elsaß-Lothr. Ztg." auf die Wahlenthaltungen Gewicht. Es entsteht daher die Frage, ob die Art, wie dar erwähnte Blatt diese Enthaltungen auffaßt, die richtige, und ob neben der Version der „Elsaß-Lothr. Ztg." nicht noch eine andere möglich ist. BeachtenSwerth sind in dieser Beziehung einige Bemerkungen der „Metzer Zeitung". DaS Blatt sagt: „ES bleibt aber rmmer noch die große Menge der namentlich auf dem Lande und in den kleineren Städten stellenweise sehr zahlreich vertretenen gemäßigten Elemente, welche besonder- im Elsaß durch aus nicht einer Ansicht mit jener extremen Partei sind. Woher kommt eS nun, daß gerade diese Kreise sich Feuilleton. Nedigirt von Otto Banck. K. Hostheater. — Altstadt. — Am 7. November: „Romeo und Julia", Trauerspiel in 5 Acten von Shakespear'e. Nach A. W Schlegel'- Ueberfetzung von Ed. Devrient bearbeitet. (Vorstellung zu er mäßigten Preisen.) Auch diese für die weiteren Kreise so leicht zu gänglich gemachte Vorstellung war von denselben mit Wärme im ausgedehnten Maaße benutzt worden. Man anerkennt damit zugleich daS Bestreben unsere- Theater-, da- wunderbare Werk Shakespeare'- stetiger auf dem Repertoire zu erhalten, al» die» neuerdings bei mancher anderen Bühne geschieht. In den dreißiger und vierziger Jahren unsere» Jahrhundert» hatte sich noch nicht wie neuerding» eine so professionell gepflegte Shakespearebegeisterung und, ich möchte sagen, zunftmäßige Auslegung feiner Werke in Deutschland und England herangrbildet. Dagegen aber war da» unbefangene lebendige Berständniß de» Dichter», der sich im Großen und Ganzen selbst er klärt, eher cin gesündere» und größere» denn heute. Seine besten Werke waren schon in jener frühen Zeit auf den meisten Bühnen von höherem Rang, ja snbsi auf kleineren Theatern die Liebling»stücke de» Publicum», wenn auch der Krei», in dem man sich bewegte, sich viel enger umgrenzte, al» gegenwärtig. E» ist löblich und ein natürlicher Zeitfortschritt, daß man ihn erweitert hat; doch nicht immer machte diese Erweiterung den Poeten populärer, da man hierbei oft eine Wahl traf, die an sich selbst nie populär werden konnte und da» Schwerdarstellbare, dem Geiste nach un» häufig sehr Fremdgewordene auf die Bieter zwang. Die Pracht der Ausstattung, die Macht des Maschinenwesens und der „ägyptischen Theatermagie" reizten zwar Neugier und Schaulust, doch sie machten dem Publicum gewisse Stoffe nicht sympathisch und so blieb e» in mehreren Fällen bei einem für eine kleine Gemeinde bestimmten kostfpieligen Experiment. Und auch jene Dramen de» erhabenen Genius, die bereit» Zugstücke waren, konnten durch die Fülle der Jnsceni- rung und deren Luxus an sich nicht anziehender wer den, da ihr Zauber im Seelischen, nicht im Aeußer- lichen liegt und verbleiben soll. So wird sich denn da- Resultat herausstellen, daß die in ihrer Allgemeinwirkung längst erprobten Stücke Shakespeare'- bei einer nicht zu übertriebenen zeitge mäßen Erhöhung der Ausstattung immer die beste Verlebendigung de» Shakespeare'schen Geniu» bleiben werden. Auf ihre möglichst vollendete Darstellung allen Kunstfleiß zu verwenden ist die wahrhafteste Huldigung, die sich dem Dichter und feiner Mitarbeit am Culturgeiste der Welt darbringev läßt. Die Vorstellung von „Romeo und Julia" ist so brav, al» sie sich gegenwärtig innerhalb unserer Per- sonalkräste Herstellen läßt. Sie wird gehoben von einem sehr glaubhaften und die Phantasie ansprechen den Romeo (Hrn. Matkow»ky) und erhält durch die älteren ost genannten mitwirkenden Kräfte eine sichere Unterstützung. Auch Frl. Link und Hr. Dettmer (Julia und Pari») sind in ihren Rollen voll löblichem Fleiß. O. «. Ein Herzleiden. Rovellette von L. Dilling. Aus dcm Norwegischen übertragen von Möllhausen. (Fortsetzung.) IV. Seit der Hochzeit von Jphigenia Grynager sind 18 Jahre verflossen, und Manches hat sich in der kleinen Stadt verändert. Die „Antike" führt eine kümmerliche Existenz, man benutzt nicht mehr ge- kttteteS Porzellan, und ihre Neuigkeiten findet man abgedroschen. Die Repräsentantin der Mädchenschule ist eben so alt und gebrechlich, wie ihre eigenen Schulbänke, und die Wittwe kann wegen Altersschwäche nicht mehr irgendwo ander» fein, wie in ihrem eigenen Zimmer. Madame Grynager ist schon vor geraumer Zeit zu ihrem seligen Mann hinauf gegangen und Jphigenia ist Wittwe. Stramberg starb einige Jahre nach der Hochzeit und hinterließ außer einer keinen Tochter, nur noch große Schulden. In der Schule de» Unglück» lernt man so Manche», und in dieser lernte Frau Stramberg die Haushaltung, welche sie früher nicht erlernt hatte, und da Madame Grynager starb, übernahm sie da» Hotel. Eine» Tage» saß die Mädchenschule bei der Wittwe und trank Thee, die „Antike" kam herangejagt mit den Worten: „Wissen Sie e» schon?" „Was?" „Daß der neue Prediger inßdiesem Augenblick mit dem Dampfschiff angekommen." „Wirklich?" „Wissen Sie auch, wer eS ist?" „Nein, seinen Namen hörten wir noch nicht." „Es ist Niemand ander-, als Herr Bern, der vor 17 bi- 18 Jahren hier war und der kurz nach Jphigenia Grynager's Hochzeit fortgegangen." „Nein, ist der es?" „Eben er, anfangs war er Lehrer an einer latei nischen Schule, dann wurde er Prediger, weit im Nor den hinauf, und j^tzt ist er wieder hierher nach Süden zurückgekehrt." „Wie sieht er denn auS?" „Natürlich etwas älter, sonst ganz gut und hübsch, er hat in Madame Stramberg'S Hotel Logi- genom men, bi- er eine paffende Wohnung gefunden." „Am Sonntag müssen wir Alle in die Kirche." „Natürlicher Weise." Inzwischen spazierte der neue Prediger von der Dampfschiffbrücke nach dem Hotel, die Erinnerungen der Vergangenheit stürmten auf ihn ein, wie er über die Schwelle schritt. Er ging mit gesenktem Kopf und bemerke daher die NamrnSveränderung nicht, sah nicht, daß über der Thür mit großen Buchstaben „Frau Stramberg'» Hotel" stand. Niemand war im Vorzimmer, er ging in- Eßzimmer. Die Mobilien, wie auch da» Service waren neu, sonst waren weiter keine Veränderungen vorgenommen worden. Die Thür nach dem Wohnzimmer war nur ange- lehnt, er sah hinein. Träumte oder wachte er? Vor dem Piano saß seine Jphigenia, ganz genau Wie vor Jahren, die Figur war etwa- schlanker, aber
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