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Dresdner Journal : 15.09.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188109158
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18810915
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18810915
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1881
-
Monat
1881-09
- Tag 1881-09-15
-
Monat
1881-09
-
Jahr
1881
- Titel
- Dresdner Journal : 15.09.1881
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IM Entscheidung dürfte aber hierin nicht zu finden fein. — Einem Artikel der „Etat. Corr." über .evan gelische Taufen und Trauungen in der Pro vinz Brandenburg* ist die erfreuliche Mitthettung zu entnehmen, daß, mit früheren Jahren verglichen, dar Verhältniß der Taufen zu den Geburten in der Provinz für 1880 ein überaus günstige- und die Zu nahme der ersteren besonder- in Berlin größer, als jemals zuvor gewesen ist. Die Taufen sind von 65,70 Procent im Jahre 1875 auf 74,8« Procent im Jahre 1880 gestiegen. Auch im Regierungsbezirk Potsdam war die Zunahme der Taufen seit Aufhebung deS TaufzwangeS noch niemals so groß. Dagegen find allerdings im Regierungsbezirke Frankfurt die Taufen um 0,34 Procent gegen dar Jahr 1875 zu- rückgegangen. Ebenso ist die Zahl der kirchlichen Trauungen gestiegen für Berlin um 14,8b Procent, für den Potsdamer Bezirk um 10 und für den Frankfurter um 3,bü Procent gegen da» Jahr 1875.— In der bekannten Proceßsache deS Bankiers Lud wig v. Kauffmann gegen die rumänische Eisen- bahnactiengesellschaft war bei dem Handelsgericht deS hiesigen Landgerichts der Antrag gestellt worden, den Director der Bahn, Hrn. Kalindero, unter An drohung der Haft dazu anzuhalten, die Beschlüsse der Generalversammlung vom 3. März 1880 mit Rück sicht auf das reichSgenchtliche Erkenntmß vom 19. Februar er. rückgängig zu machen, und stand heute Mittag zur Verhandlung dieser Angelegenheit Termin an. Das Gericht hat nach eingehender Prüfung den Antrag zurückgewiesen, theilS weil eine Haft in diesem Falle überhaupt nicht zulässig sei, theilS aber auch, weil eine Rückgängigmachung dieser Beschlüsse über haupt nicht mehr möglich und jedenfalls nicht von dem Willen irgend eine- einzelnen Vorstandsmitglie des oder auch des Vorstandes im Ganzen abhängig erscheine. —7 Wien, 13. September. Wie leicht erklärlich, steht die Kaiserentrevue in Danzig noch immer im Vordergründe der publicistischen DiScussion. In hiesigen maßgebenden Kreisen hat man derselben gleich von vornherein einen eminent friedlichen Charakter dei- Tagesgeschichte. Dresden, 14. September. Se. Excellenz der Hr. StaatSminister 0r. v. Abeken hat sich heute für einige Wochen auf Urlaub begeben. * Berlin, 13. September. Wie der Telegraph auS Itzehoe meldet, fand heute Nachmittag 4 Uhr im Rathhause, auf welchem die kaiserliche Fahne wehte, daS von Sr. Majestät dem Kaiser den Pro vinzialbehörden gegebene Galadiner Statt. Zu dem selben hatte außer den Spitzen aller Behörden auch die Generalität Einladungen erhalten. Die Auffahrt zu dem Diner war äußerst glänzend. Se. Majestät der Kaiser wurde bei seinem Erscheinen von der dicht gedrängten Volksmenge mit nicht endenwollenden enthu siastischen Zurufen begrüßt. Der Kronprinz erschien mit der Kronprinzessin. Während der Tafel brachte Se. Majestät einen Toast auf daS Wohl Schleswig- Holsteins auS, wo er so viele Freundlichkeit gefunden habe. Der Oberpräsident stellte Sr. Majestät die ein zelnen Behörden vor, wobei der Kaiser an jeden Ein zelnen huldvolle Worte richtete und namentlich seine Freude über die Aufnahme in Itzehoe aussprach. Se. Majestät der Kaiser, Ihre kaiserl. und königl. Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin und Se. königl. Hoheit der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin sind heute Abend H7 Uhr mittelst Extrazuges von Itzehoe nach Altona abgereist, woselbst die Ankunft um 7 Uhr 55 Minuten unter dem Tücher- und Hüte- schwenken und unter den begeisterten Hurrahrufen der Kopf an Kops gedrängten Bevölkerung erfolgte. Auch der Kronprinz und Generalfeldmarschall Graf Moltke wurden mit jubelnden Zurufen begrüßt. Der Kaiser wurde, nachdem er den Salonwagen verlassen hatte, vom Stadtcommandanten v. Flöckher bewillkommnet, welcher die ihm zunächststehenden, zum Empfang er schienenen Herren vorstellte, unterhielt sich kurze Zeit mit dem Bürgermeister AdickeS und dem Propst Lilie, begab sich sodann in daS reich mit Blumen und exo tischen Pflanzen geschmückte Kaiserzimmer und darauf zu Wagen auf dem nächsten Wege nach seinem Ab- steiaequartier im Hause deS General» v. TreSckow. Auf dem ganzen Wege dahin begleiteten den Kaiser die unausgesetzten Hurrahrufe der Spalier bildenden Mitglieder der Kriegervereine und der dicht gedrängten Menschenmenge. Der Bahnhof strahlte in dem tageS- gleichen Lichte von Tausenden von Gasflammen. Die Illumination, namentlich in der Palmaille, war eine äußerst glänzende. Später erschien der Kaiser meh rere Male auf dem Balcon und begrüßte in huld vollster Weise die vor der Wohnung deS General- v. TreSckow angesammelte dichte Volksmenge. — Die ,N. Preuß. Zig." hält eS für wahrscheinlich, daß der Landtag in diesem Jahre wohl noch vor dem gelegt und wird nun in dieser Anschauung durch die über die erwähnte Zusammenkunft einlaufenden Be richte immer mehr bestärkt. Kaiser Alexander HI. hat durch die Begegnung mit seinem kaiserlichen Großoheim nur aufs Neue mamfestirt, daß er in Allem und Jedem die von seinem verewigten Vater eingehaltene Politik weiter verfolgen und vor Allem die freundschaftlichen Beziehungen zu den großen Nachbarreichen Deutsch land und Oesterreich-Ungarn aufrecht halten wolle. Von diesem Standpunkte auS darf daher die Zusammen kunft in Danzig thatsächlich als eine erhöhte Bürg schaft deS Friedens und als eine weitere Garantie für die Fortdauer deS europäischen ConcertS betrachtet werden. Die Annahme, daß in Danzig auch Maß regeln gegen die nihilistischen und socialistischen Um triebe zur Sprache kamen, wird durch St. Petersburger Meldungen bestätigt, und man bringt die bevorstehenden Conferenzen zwischen dem diesseitigen und dem ungarischen Justizministerium mit dieser Angelegenheit in Zusam menhang, da es sich hierbei in erster Linie um die Auslieferungsfrage handeln soll. St. Petersburger Correspondenzen ventiliren auch bereits die Eventuali tät einer Zusammenkunft deS Zaren mit dem Kaiser Franz Josef, da Ersterer den Wunsch nach einer solchen Begegnung kundgegeben haben soll. Hier ist jedoch von hierauf bezüglichen Schritten bisher nichts be kannt. — Der Minister deS Auswärtigen, Baron Hay- merle, der Ministerpräsident Graf Taaffe und der Fi nanzminister l)r. DunajewSki begeben sich in den näch sten Tagen nach Buda-Pest, um an der Finalisirung des den Delegationen vorzulegenden gemeinsamen Budgets für 1882 theilzunehmen. Paris, 12. September. Jules Ferry hat gestern bei einem Banket in Saint Di« die versprochene Rede gehalten. Er erklärte, daß er in seiner Eigen schaft als Deputirter und nicht al- Ministerpräsident sprechen wolle und daß er nicht die Absicht habe, den Fabrikanten von Sensationsnachrichten Räthsel aufzu geben. Daraus charakterisiere Ferry nochmals die jüngst vollzo genen Wahlen, welche den definitiven Sieg der Republik »durch daS Bündniß der städtischen und der ländlichen Demokratie" bewirkt haben. Dieses Bündniß sichere auch die Dauer der dritten Republik, die so dasür belohnt werde, daß fit den In teressen der großen Maste der Ackerbaubevölkerung Rechnung getragen. Weder über die zukünftige Politik, noch über die der neuen Majorität zu gebende Leitung bemerkt Jules Ferry, habe er etwa» zu sagen ES zieme ihm nicht, in die Verant wortlichkeit Desten eu,zugreifen, „der vor Allen daS Bild der lebendigen Republik repräseniirt"; aber da» Eine laste sich sest- Wenn man aus allen diesen Betrachtungen eine Folgerung ableiten will, so kann eS nur die sein, daß JuleS Ferry nicht, wie eS mehrfach behauptet worden, gesonnen ist, zu Gambetta in Opposition zu treten. Im Gegentheil, er scheint eS in verschiedenen Aeußerun- gen darauf angelegt zu haben, die Gambetta'schen Ideen zu den seinigen zu machen. Dies ist auch im großen Ganzen die Auffassung der hiesigen Presse. DaS „Journal deS DobaiS" ist der Ansicht, daß die Rede von Saint Dis an Wichtigkeit nicht derjenigen nachstehe, welche der ConseilSpr äsident in derselben Stadt am 21. August gehalten. Auf'S Klarste habe JuleS Ferry den Radi- calen und Intransigenten nachgewiesen, daß nicht sie bei den allgemeinen Wahlen die Sieger gewesen. „Die Rede von Saint Dis ist gewissermaßen daS Seitrnstück zur Rede von Neubourg, und ohne Verwegenheit kann man sagen: den Schritt, den Gambetta so erfreulicher Weise rückwärts gethan hat, hat JuleS Ferry vorwärts gethan. Sie können einander künftig aus einem ge meinsamen Terrain, demjenigen der bescheidenen, aber fruchtbaren Fortschritte begegnen." Die „Räpublique franyaise" findet die allgemeinen Gedanken der Ferry'- schen Rede ganz richtig. Sie billigt auch, wa» darin von den neuen Reformen gesagt worden; nur findet sie auSzusetzen, daß Jules Ferry die Verfassungsrevision, eine Frage von so offenbarer Wichtigkeit und Dring lichkeit, ganz mit Schweigen übergangen hat. Jule- Ferry könnte auf diesen Vorwurf etwa antworten, daß Gambetta selbst seit dem 21. August eS in allen seinen Reden geflissentlich vermieden hat, auf die Revisions frage einzugehen. Das „Parlement", welches bekannt lich die konservativste Gruppe deS linken CentrumS vertritt, will auS den Bemerkungen deS ConseilS- präsidenten herauslesen, daß derselbe noch nicht die Hoffnung aufgegeben, an der Spitze der Re gierung zu bleiben. Damit gebe er sich aber einer Täuschung hin. Nur Gambetta, meint auch daS „Parlement", besitze Autorität genug, um die Verschmelzung zwischen der gemäßigten Linken und der republikanischen Union herbeizuführen. — Hr. Roustan wird morgen oder übermorgen nach Tunis zurückkehren. Einer der Hauptzwecke seiner Reise nach Paris war, wie eS scheint, die Entlassung Mustapha'S, deS GünstlingS deS Beys, herbeizusühren. Wie man weiß, hatte Mustapha sert dem Abschlusse deS Garantie vertrages nur scheinbar seine Haltung Frankreich ge genüber geändert, und im Stillen fuhr er fort, Roustan nach Kräften entgegenzuarbeiten. Dieser Letztere hat seine Absicht erreicht. Infolge der von hier auS ab gegangenen präcisen Forderungen hat Mustapha „aus Gesundheitsrücksichten" seine Entlassung gegeben, die vom Bey angenommen worden ist. An seine Stell tritt Muhamed Khasnadar, dessen franzosensreundliche Gesinnung die „Agence HavaS" rühmt, der aber nach d-n Informationen deS „TempS" in Wahrheit zu der altmuselmännischen Partei gehört, deren Anhänglichkeit an Frankreich keineswegs absolut zuverlässig ist. Was Mustapha anlangt, so soll er sein Schäfchen ins Trockene gebracht haben und den Vorsatz hegen, behaglich von seinen Renten zu leben. Er hat die Absicht, eine neue Reise nach Frankreich zu unternehmen, ja sogar, wie mehrfach behauptet wird, sich in Paris häuslich einzurichten. — Eine wichtige Nachricht melden die Telegramme: Die Stadt Susa ist ohne jeden Widerstand gestern von den französischen Truppen besetzt worden. Dieses Ereigniß hat einiges Erstaunen hervorgerufrn, denn gerade Susa galt für einen Hauptsammelplatz der In surgenten. Trotzdem vollzog sich, wie gesagt, die Lan- Zolleinkünfte durch veränderte Handelsverträge und durch die Patentsteuer, welche auf Fremde ange wendet werden soll, müssen als unmöglich und nicht reducirbar ausgeschlossen werden. Man kann daher höchsten- noch 200000 Pud (eine Ziffer, die jeden falls eher zu hoch, al» zu niedrig gegriffen ist) al» die von Griechenland, Serbien, Montenegro und Ru mänien für die ihnen zufallenden Schuldantheile zu bezahlenden Interessen ia Anschlag bringen. Die von der türkischen Regierung anerkannte, consolidirte Schuld (ohne Abzug der Schuldantheile Griechenlands u. s. w.) beläuft sich auf 191000000 Pfd. Sterl. Man kann daher sehe leicht berechnen, daß die oben erwähnten Einkünfte jedenfalls weniger, al» 1 Procent repräsen- tiren. Hr. Valfrey hat aber erst dieser Tage zu einem Freunde bemerkt: „8i NOUS ns rapportons PL« plus 6« 2H, on norm siMsra so Lnropv.^ (Wenn wir nicht mehr, als 2 Procent herausbringen, wird man uns in Europa auSzischen.) Ein Punkt muß jedem Beobachter einleuchtend sein, daß nämlich alle Einnahmequellen, welche den Gläubigern abgegeben wrrden, sehr variabel seien. Die Einkünfte der 6 indirecten Steuern wer den sich jedenfalls in jedem Jahre ändern, und ebenso werden die Beiträge auS Ostrumelien, Bulgarien, Griechenland u. s. w., selbst wenn diese Zahlungen überhaupt ohne Hinderniß erzielt werden sollten, in jedem Jahre anders auSfallen. Die türkischen StaatS- papiere werden daher eher den Charakter einer Artie, als den von StaatSobligationen annehmen. Eine Administration dieser Einkünfte wird in Konstantinopel eingesetzt, und sie wird am Ende eines jeden Jahre» bestimmen, welche Quote an die StaatSgläubiger zu bezahlen sei. Die türkische Staatsschuld wird daher nach dem eventuellen Abschlusse dieser Arrangements aufhören, eine Staatsschuld zu sein, weil die Interessen variabel sein werden. insofern, al» sie den Marsch gegen Kheirouan, da» große Centrum der Agitation, erleichtern wird. Der General Brem, einer der jüngsten Brigadrcommavdanten der französischen Armee, ist in Tuni» einem bösartigen Fieber erlegen. — E« verlautet bisher wenig über die Verhandlungen, welche mit Bezug aus die Vor gänge in Aegypten zwischen Frankreich und Eng land gepflogen werden. AuS den Betrachtungen der englischen Blätter, die man hier mit Spannung con- sultirt, geht hervor, daß drüben die Idee einer Be setzung Aegyptens durch türkische Truppen an Terrain gewinnt. In diesem Sinne wird auch die Reise des englischen Generalconsul» Mallet nach Konstantinopel aufgefaßt. Aber die türkische Occupation würde man hier um so unlieber sehen, al» man dahinter eine Combination zur Verstärkung de» englischen Einflusses in Aegypten vermuthet. Und doch wären andererseits die Uebelstände einer englisch-französischen Occupation nicht zu verkennen. Wohl oder Übel wird man sH an den Gedanken gewöhnen müssen, daß von Frank, reich und England allein die Frage nicht zu lösen ist Pari-, 13. September. (Tel.) Der „Tempt" schreibt: Sobald die erste Nachricht von dem Aufstande in Aegypten eintraf, benachrichtigte die englische Re gierung den Minister de» Auswärtigen, Barihelemy St. Hilaire, daß sie im Einvernehmen mit der franzö sischen Regierung vorzugehen beabsichtigt. Diese» Ein vernehmen habe sich schon durch den formellen und gemeinschaftlichen Einspruch gegen jede Idee einer Inter vention selten der Türkei documentirt. Der englische Consul, Mallet, dessen Anwesenheit in Konstantinopel zu verschiedenen Combinationen Anlaß gegeben habe, sei einfach beauftragt gewesen, den ägyptisch-türkischen Handelsvertrag vorzubereiten. Kopenhagen, 13. September. (Tel.) Der König und die Königin sind heute hier wieder eingetroffen. Sofia, 12. September. (Tel.) Anläßlich der Feier seines NamenSfesteS unterzeichnete der Fürst mehrere Decrete. Einer proclamirt vollständige Amnestie für die vor und nach dem 9. Mai, dem Tage der Pro- clamation deS Fürsten, begangenen politischen Ver brechen und Vergehen. Ein zweites hebt die außer ordentlichen militärischen Commissare auf. Ein drittes erleichtert die Strafen der wegen gemeiner Verbrechen und Vergehen verurtheilten Individuen. Konstantinopel, 13. September. Ein Telegramm der „Pr." meldet: Der Khedive bat telegraphisch den Sultan, er möge ihm gestatten, seine den Truppen ge machten Zusagen zu erfüllen. — Der Marineminister wurde aufgefordert, 4 Panzerfregatten zur Abfahrt nach dem Mittelmeer segelfertig zu machen. Wie heute verlautet, werden alle Seestaateu Kriegsschiffe in die ägyptischen Gewässer absenden. — Nach den letzten auS Bagdad an die Pforte gelangten Depeschen haben, wie man der „Polit. Cor." auS Konstantinopel meldet, Mansur Pascha, Fatih Pascha und Fetih Paschah, die Führer der meuterischen Montefikstämme, ihre Unterwerfung erklärt, so daß dieser Aufstand als völlig pacificirt anzusehen ist. Auch andere Stämme deS SchetredistricteS, die sich gleichfalls erhoben hatten, kündigten nach dem sieg reichen Vordringen des Chefcommandanten Izzet Pascha bis Kalat-ul Sekre ihre Unterwerfung an. Die Pforte hat nun die Anwendung der allerstrengsten Maß nahmen, wie Landesverweisung, starke Geldcontributio- nen u. s. w. gegen die rebellischen Stämme ange ordnet. Alexandrien, 12. September. Man telegraphirt der „Pr.": Die Obersten kündigten den Truppen an, daß der Sultan ihr Vorhaben gekannt und das selbe gebilligt habe. — Der Khedive conferirte gestern mit dem ConsulatScorpS. — AuS zwei Publikationen, welche in der soeben eingetroffenen „Turquie" zu finden sind, ersieht man, daß schon in den letzten Tagen deS Monats August ein sehr lebhaftes Wetterleuchten der Revolte in Kairo voranging. Unter dem 25. August wurde dem „Phare d'Alexandrie" auS Kairo geschrieben, der Gou verneur von Sudan hätte um eine Verstärkung von 3 Regimentern und um Uebersendung von 500 Büchsen nachgesucht, aber die Offiziere und Soldaten hätten sich nicht bloS geweigert, zu marschiren, sondern auch verlangt, daß keine Büchse auS den Krieg-magazinen herausgegeben werde. Darauf hat zwar der Kriegs- Minister deS Khedive unterm 30. August eine Er widerung erlassen, in welcher die Angaben deS „Phare d'Alexandrie" al» Verleumdung der ägyptischen Armee bezeichnet wurden, allein die Thatsachen haben nach träglich bewiesen, daß allerdings jene „Verleumdung" der Wahrheit entsprochen haben muß, denn die Re volte zeigte, wie es um die DiSciplin unter den ägyp tischen Truppen bestellt war. ... .. . ......... kLÄLW»r--pp°°M Reichstage zusammentreten werde. Eine prrncipielle kleinern. Im Uebrigen, fuhr der Redner fort, bestehe keine Vortheil gewährt die Occupation von Susa besonders Unterbrechung zwischen dem Programm der alten und dem jenigen der neuen Mehrheit Die letztere wird der Regierung gestatten, etwa» klarere und offnere Tendenzen zu verfolgen. Es geht dir» aus der Analyse der Wahlprogramme hervor, welche dir logische Fortsetzung de» Programm» der ebe- maligen Mehrheit bilden Also hat man keine Schwierig keiten zu befürchten Die ehemaligen Depulirten kommen mit einem stärker accentuirten, aber nicht wesentlich verän derten Programm wieder. Die Regierung wird unter den neuen Reformen zu wählen haben Die Kammer kann große Dinge au»führen, namentlich eine Reform de» aterichMweseu»; aber sie wird weder ein radicalerr», noch ein gefährlichere» Werk unternehmen, al» die Zerstreuung der religiösen «enoffea- schaften und die Uuterrichtiresorm, deren sich die alte Kammer zu rühmen hat. „Auch wir^, scheint, wie man sieht, Jule» Ferry mit Stolz zu sagen, „auch wir sind Fortschritt-männer und Radicale gewesen." Einiger anderer Reformen wird in der Rede von Saint-Dis vorübergehend Erwähnung gethan. Die Abschaffung de» Loncordat» und die Unterdrückung de» Lul- tuSbudgel» wäre verfrüht; sie finde sich nur in der kleineren Zahl der Wahlprogramme. Dem Wunsch der ländlichen Demo kratie nach Verkürzung de» Heer^diensieS solle Gewährung werden; aber man müsse mit Vorsicht verfahren, um nicht die Armee zu schwächen. Zum Schluß prophezeit der Redner aber mals, daß sich in der neuen Kammer eine Mehrheit von »00 Köpfen finden wird, „welche bereit ist, der Regierung auch in den schlimmen Tagen zu folgen." halb auf kein animirteS Thema kommen können, die Musik, glaube ich, wollen wir Beide gleich gern ent behren; — wie wäre eS, wenn wir ein Stündchen im Canalazzo Gondel fahren? Wir wollten ja neulich Pietro Bembo'S Palast ein Mal im Abendlichte sehen." „Einverstanden", sagte Paul, indem er aufstand und den Arm seine» Freunde» ergriff, „komm denn!" Ruhig plätscherten die leichten Wellen im Cana- lazzo gegen die dicken Mauern der alten Paläste, deren Fenster weit offen waren, um die frische Brise, die von der See hereinzog, einzulassen. Die Gondel der beiden Freunde glitt fast lautlos über den blanken Spiegel dahin, leicht und geschickt den kommenden Fahrzeugen ausweichend, schmiegsam durch sie durch schlüpfend in sicherem, ruhigem Laufe. Alfred hatte sich zurückgelehnt in der Betrachtung der Jahrhunderte alten, ergrauten Paläste. Paul schmauchte seine Cigarre und unterbrach die schweig same Betrachtung seines Freunde» kaum hier und da durch eine tzingeworfene Bemerkung. So waren sie unter der Rialtobrücke durchgefahren und am Palaste Pietro Bembo'S vorbeigekommen. Die Dämmerung senkte sich schon über die Stadt, und sie dachten be reit» an die Heimkehr, al» au» einem Seitencanal pfeilschnell eine elegante Gondel glitt an sie heran, vorüber. Alfred war mit einem Ausrufe aufgesprungen und so jäh gegen den Bord der Gondel getreten, daß Paul ihn erschreckt am Arme zurückzog. „Wa» hast Du, Fred, wa» giebt'«?" „Später, Paul, später; —die Gondel dort, nach, nach!" Der Barcarole strengte sich übermäßig an, aber eS war bereits zu spät; die leichte fremde Gondel hatte rasch einen bedeutenden Vorsprung gewonnen und war bereit» in der Dunkelheit verschwunden. (Fortsetzung folgt.) Culturgeschichtlicbe Unterhaltungen. Eine sanatische Secte der indischen Räuber. (Fortsetzung und Schluß zu Rr. i14.) Reisenden nützte die größte Vorsicht fast niemals; die ThagS waren immer scharfsinniger als ihr Opfer. Im Beginn de» Jahre» 1820 reiste ein reicher mu- hamedauischer Kaufmann mit großen Schätzen von Lahore (im Pendschab) nach Delhi und nahm sich wohl bewaffnete Diener mit, auf deren Treue er rechnen konnte. Alle ritten schnelle Pferde, in ihren Gürteln steckten scharf geladene Pistolen, um ihre Schultern hingen au-gezeichnete englische Jagdgewehre. Am dritten Reisetage bittet eine Zahl wohlgekleideter Hin du-, unter ihrem Schutze die Reise fortsetzen zu dürfen; der Muselmann hält die Bittsteller für ThagS, kann sie aber al-Ander-gläubige leicht zurückweisen. Einige Tage später stößt die Karawane auf arme Mahame- daner, welche sich lief verbeugend ihre Freude auS- drücken, einen Glauber-genossen gefunden zu haben und viel von den Gefahren de» Wege- erzählen; sie bieten stch al- Gehilfen an, aber der Muhamedaner giebt seinem Pferds die Sporen und sprengt mit seiner Begleitung davon. In ver^ nächsten Woche stößt nicht- Verdächtiges auf; nur wenige Tagereisen noch liegt die Stadt Delhi, das Reiseziel, entfernt. Um eme Wald ecke biegend gewahren die Reisenden ein erschütternde- Schauspiel; in einem frischen Grabe liegt ein Leich nam, händeringend umstehen die Grube 6 Männer, Muselmänner, und geben auf Befragen an, ihr Begleiter sei gestern von einer Schlange gebissen worden und der Wunde erlegen; ihr Jammern habe darin seinen Grund, daß sie deS Lesen- nicht kundig und deswegen nicht im Stande seien, die vorgeschriebenen Todten gebete zu lesen. Unser Kaufherr, ein gebildeter Mann, denkt hier ein Werk zu verrichten, daS im Himmel Anspruch auf Belohnung habe; er steigt vom Pferde, seine Begleiter auch, alle legen die Waffen ab und ihr Herr nimmt die für die traurige Handlung vorge schriebenen Waschungen vor. Als er sich zum Vor trage der Todtengebete niedergekniet hat, fallen die vermeintlichen Trostlosen als ThagS über die Andäch tigen her und erdrosseln sie; der den Todten spielende Thag entstieg dem Grabe, in das nun die Gemordeten geworfen wurden. Alle Leute, die sich unterweg» dem Kaufmann hatten anschließen wollen, waren ThagS ge wesen; al» ihr Opfer zu entrinnen drohte, brachte e» diese Vorspiegelung religiösen Zweifel» zu Fall. — Biele Bela» oder Verscharrung-Plätze waren in der nächsten Nähe der Ortschaften So wurde ein Richter, der zum Verhöre von Thag» sein Zelt unter einem Feigenbaum hart am Dorfe aufgeschlagea hatte, durch da» scheue Benehmen und die Aeußerungen eine» Ber- hasteten veranlaßt, den Boden -u untersuchen, auf dem sein Zelt stand und fand hart daneben viele von Thag» erdrosselte Leichen verscharrt. Alle Unternehmungen hatten etwa- unheimlich Ge- heimnißvolleS an sich. Niemals hörte man von einem mißlungenen Anschläge, nie kamen Zeugen zum Vor schein; nach dem Grundsätze, Tobte reden nicht, wurde jeder Zeit die ganze Reisegesellschaft umgebracht. Nie mals fand man Blutspuren, stieß nie auf zerrißene Kleider, die auf einen Kampf schließen ließen, oder la- Waffen auf. Frauen erfuhren nicht Angriffe, außer wenn sie vereinzelt mit einer Männer karawane reisten; niemals wurden solche Weiber angetastet oder Jemandem Qualen angethan; Alle» ging rasch und still vor sich, höchstens daß in der Morgenruhe ein dumpfer Schrei der wehrlosen Opfer laut wurde. Die kühnsten Rei fenden zitterten vor Thaganschlägen; im ersten Viertel dieses Jahrhunderts war vom Indu- bi- zur Süd spitze Indien- hinab jeder Straßenzug und jeder schiff bare Fluß von Thagwürgerbanden besetzt. Wie in Deutschland zu Beginn diese- Jahrhundert- in jedem Dorfe Räubergeschichten die Abendunterhaltung bil deten oder in der Gegenwart die Bewohner der Abruzzen in Athem halten, so besprach man in Indien beim abendlichen Feuer die dunsten Thaten der Thag». Die englische Armeeverwaliung machte zuerst auf die Nothwendigkeit aufmerksam, dieser Landplage za steuern; ihre Soldaten, die mit ihren Eriparnissen in Urlaub gingen, wurden geradezu regelmäßig auf dem Wege in die Heimath ermordet und beraubt. 1820 wrrden zum ersten Male Streifzüge argen ThagS an- geordnet, später ward ein eigene- mobile» Polizeicorp»
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