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nister v. Bötticher weist diese Unterste^«,-—!- rück. Lediglich die nothwendige Sorge für hie Gesundheit unseres Biehstandes habe das Ber^ bot veranlaßt, welche- eine Nothwehr sei. Er weist auf die noch fortbestehenden schweren Krankheitsverhältnisse in den östlichen Ländern^ sowie auf die in Dänemark hin; erst dann sei das Einfuhrverbot aufzuheben, wenn nachge wiesen würde, daß die Gefahr in keinem Ver hältnisse stünde zu den Vortheilcn der Einfuhr. Niemand habe Interesse an der Bertheuerung. der nothwendigen Lebensmittel, welche übrigen» nicht nur in Deutschland, sondern auch in den Nachbarländern bemerkbar geworden sei, unt» vielleicht noch mehr aus allgemein wirthschaft- lichen Erscheinungen hervorgehe, als aus dem. Einfuhrverbot. Der Minister bittet dringend um Unterstützung in dem Bestreben, den heimischen Viehbestand zu schützen. — Nach weiterer unerheblicher Debatte vertagt sich da» HauS auf morgen 1 Uhr. München, 16. November. (Kammer der Abgeordneten.) Bei dem Etat der Bodensee- Dampfschifffahrt betont der Referent Abgeordneter v. Schauß, es sei eine internationale Pflichd Oesterreichs, für den im Jahre 1887 nieder gerannten bairischen Dampfer „Stadt Lindau" an den bairischen Fiscus und an die Hinter bliebenen der dabei umgekommenen Baiern eine Entschädigung zu zahlen. Minister Freiherr v- Crailsheim gab hierzu die Erklärung ab, die Regierung werde bei den neuerlichen diplo matischen Verhandlungen mit Oesterreich auch die Ansprüche der Hinterbliebenen nochmals nachdrücklich wahrnehmen lassen. Hierauf wurden für einen neuen Salondampfer auf dem Boden see die Summe von 290,000 Mk. bewilligt. Adels berg, 18. November. Se. Königl. Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen ist mit 12 Offizieren des deutschen Geschwaders unk dem deutschen Militärattachee heute früh mit dem Schnellzuge Hierselbst eingetroffen; der Prinz wurde vom Bezirkshauptmann am Bahnhofe empfangen und in die festlich erleuchtete Grotte ge leitet. Bei dem Mittagessen im Hotel leerte Seine Königliche Hoheit sein Glas auf daS Wohl der verbündeten Herrscher Deutschlands und Oesterreichs. Adels berg, 18. November. Bei dem zu Ehren der deutschen Gäste im Adelsberger Hof stattgchabten Diner brachte der Linienschiffs- capitän Semscy einen Toast auf die gesammte deutsche Flotte auS, welche mit stählernem Fleiße und wahrhaft teutonischer Ausdauer dem vor gesteckten Ziele entgegenstrcbe, die im Frieden so unermüdlich arbeite, daß sie neben den Flotten ersten Ranges eine hervorragende Stellung ein nehme. Der Commandant des Panzerschiffes „Preußen" dankte für die gastliche, liebenswürdige Aufnahme feitenS der österreichischen Kameraden und betonte, daß beide Flotten gemeinsame In teressen und Erinnerungen verknüpften. Länger als beide Marinen seien die Nationen selbst ver bündet, welche zu Anfang dieses Jahrhunderts Schulter an Schulter standen und, wenn es nothwendig sein sollte, zum AuSgange des Jahr hunderts wiederum das Gleiche thun würden. „Ich glaube Namens der deutschen Armee und Marine und damit Namens des ganzen deutschen Volkes Ihnen versichern zu können, daß wir uns der Bundesgenossenschaft mit Ihnen freuen und daß wir den Befehlen des Allerhöchsten Kriegs herrn gemäß und den eigenen Wünschen ent sprechend treu zu Ihnen stehen werden in jeder Noth und Gefahr. Ich bringe der ruhmreichen Wehrkraft Oesterreichs drei Hurrahs!" Infanterie- Oberst Munzel brachte Namens des öster reichischen Heeres einen Gruß an die deutsche Armee zu Land und See dar. Adelsberg, 18. November. Anläßlich des gestrigen Besuches der deutschen Gäste war die Grotte festlich beleuchtet. Der Eingang war mit deutschen und österreichischen Flaggen und mit dem deutschen Reichswappen geschmückt. Im großen Tanzsaal der Grotte, in welcher der Namenszug des deutschen Kaisers unter einer Krone erglänzte, brachte Viceadmiral v. Wipp- linyer ein dreifaches Hoch auf Se. Majestät den Kaiser Wilhelm aus, welches begeistert ausge nommen wurde, eine Musikcapelle intonirte Vie Nationalhymne. Im Grottenraume „Belvedöre" waren die Initialen des österreichischen Kaiser» mit der Krone von bengalischem Feuer beleuchtet. Hier brachte Capitän z. S. v. Reiche ein drei faches Hurrah auf Kaiser Franz Josef auS„ welches ebenfalls herzlich erwidert wurde, während die Musikcapelle die österreichische Hymne spielte. Bern, 17. Novbr. Die Heutige ,Volksab stimmung über da» Bundesgesetz, Schuldbeitreibung und da» CmxM Berlin, 17. November. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin empfingen heute Vormittag den Prinzen und die Prinzessin Ari- sugawa Takehito, welche alsdann an einer größeren Frühstückstafel Theil nahmen. — Die wieder auftauchende Nachricht von einer beabsichtigten Reise des Kaisers nach Spanien wird von der „Post" als gänzlich unbegründet bezeichnet. Die Reichstagscommission für das neue Bank gesetz hat die conservativerseits beantragte Ver staatlichung der Reichsbank mit 10 gegen 3 Stimmen abgelehnt. Freitag wird in die Special- berathung eingetreten, zu welcher zahlreiche An träge vorliegen. Berlin, 18. November. (Reichstag.) Die Berathung über den Etat des Reichsamts des Innern wird fortgesetzt. Abg. Richter regt an, die Verbindung nach den Samoa-Inseln als gänzlich unrentabel auszugeben und die Reichs subvention für die Lloydgesellschast entsprechend zu vermindern. Abg. Brömel schließt sich dem Abg. Richter an. Minister v. Bötticher weist auf die erhebliche Vermehrung des Verkehrs nach China, Japan und Australien hin. Die Waaren-Ausfuhr dorthin sei von 6 Millionen Mark im Jahre 1885 auf 20 Millionen Mark im Jahre 1888 gestiegen. Die völlige Aufgabe der Zweiglinie Samoa, obgleich sie handels politisch unerheblich sei, wäre ein offenbarer politischer Rückschritt. Abg. Richter beantragt, den Reichskanzler zu ersuchen, behufs Aufhebung der Dampferverbindung Sidney-Samoa mit dem Norddeutschen Lloyd zu verhandeln und die Subventionen für die australischen Postdampfer linien herabzusetzen; der Antrag wird der Budgetcommission überwiesen. Die Titel Post- dampserverbindungen, sowie Auswanderung-wesen werden bewilligt. Der Titel : Statistisches Amt wird nach unerheblicher Debatte bewilligt. Abg. Virchow befürwortet den Antrag Barth über Aufhebung des Vieheinfuhrverbots; diesem lägen lediglich agrarische Tendenzen zu Grunde. Mi durch die Secretäre übermitteln zu lassen. Die bei 510 Abstimmende» mit 348 Stimmen erfolgte Wahl Charles Floquet'S zum provisorischen Kammerpräsidenten hat in allen republikanischen Kreisen sehr befriedigt. „Auf den ersten Blick," schreibt der regierungsfreundliche „TemvS", „mag die Wahl eines radikalen Präsidenten durch eine gemäßigte Kammer überrascht haben. Man darf aber dabei nicht vergessen, daß neben ihm Casimir Perier und Develle, zwei durchaus gemäßigte Männer, zu Vice-Präsidenten gewählt worden sind. Die Kammer wollte durch die Wahl FloquetS die Union aller Republikaner besiegeln." Am Donnerstag nahmen die Wahlprüfuuaen ihren Anfang und am Sonnabend konnte die Kammer bereits die Wahl des endgiltigen Bureaus vornehmen. Während die »monistischen englischen Blätter der von dem Premierminister Salisbury bei der Lord-Mayors-Festtafel gehaltenen Pro grammrede großen Beifall spendeten und sich ganz besonders mit seinen Aeußerungen über Kreta einverstanden erklärten, fuhr seit jener Rede das Gladston'sche Organ „Daily News" mit ungeschwächten Kräften fort, die öffentliche Meinung in England gegen die Türkei aufzu reizen und beschuldigte Lord Salisbury, wissent lich unwahr gesprochen zu haben. Der Präsident des englischen Handelsministerinms Hicks-Beach gab in ejner Versammlung in Bristol der Hoff nung Ausdruck, daß die Conservativcn und die liberalen Unionisten sich noch vor den Wahlen unter dem Namen „Unionistischc Partei" ver schmelzen werden. Der serbischen Scupschtina unterbreitete die Regierung ein Gesetz, wonach dem früheren König Milan lebenslang eine Jahresrente von 300,000 Francs ausgezahlt werden soll. Demnach hatte Milans Wiedererscheinen in Belgrad einen finanziellen Hintergrund. Der serbische Exkönig scheint aber seine Rente in Paris verzehren zu wollen, wohin er sich nach kurzem Aufenthalte in Wien zu begeben beabsichtigt. Am Donnerstag wurde die von der bul garischen Sobranje angenommene Adresse, welche eine Beantwortung der Thronrede enthält, dem Prinzen Ferdinand von Coburg in Sofia feierlich überbracht. Die über einen mißlichen Zwischenfall an der serbisch-bulgarischen Grenze angestellten Ermittelungen ergaben, daß der von den serbischen Zollwächtern angeschossene bul garische Bauer beim Schmuggeln gefaßt worden war und einen Fluchtversuch unternommen hatte. Die Sache ist, da es sich nur um eine gewöhn liche Zollangelegenheit handelt, den Gerichten übergeben worden. reiten. Der am IS. d. M. berathene Antrag de» bairischeu TentrumS, betreff» Zulassung der Redemptoristen, veranlaßte den Minister vr. v. Lutz zu der Erklärung, daß der BundeSrath nur vann einem darauf bezüglichen Antrag Folge leisten würde, wenn die bairische Re gierung nachzuweisen vermöchte, daß die Redemp toristen keine den Jesuiten verwandte Con- gregation sind. Trotzdem nahm die Kammer den der Regierung unwillkommenen und von der Linken scharf bekämpften Antrag mit 81 gegen 74 Stimmen an. — Mittwoch Mittag ist der sächsische Landtag von Er. Majestät dem König Albert mit einer Thronrede eröffnet worden, welche die erfreuliche wirthschaftliche Lage constatirte und kund gab, daß die Höhe der Einnahmen eS gestatten, den Schulgemeinden Beihilfen zur Lehrerbesoldung zuzuwenden und auf eine allgemeine Ermäßigung des Schulgeldes an den Volksschulen und die Erhöhung des Minimalgehaltes der Lehrer hinzuwirken. Die Thronrede kündigte eine durchgreifende Auf besserung der Beamtengehalte für das Finanz jahr 1892/93, schon jetzt aber den Wegfall von Pensionsbeiträgen, die Gewährung von Beihilfen an niedriger Besoldete, ferner eine Vorlage über Pensionen an berufsmäßige Gemeinde-Beamte, weiter eine Novelle zum Gesetze über die Zu sammenlegung der Grundstücke, eine Armen- Ordnung und den Bau von Localbahnen an. Bor der Abreise nach Innsbruck zur Begrüßung des deutschen Kaiserpaares crtheilte der Kaiser von Oesterreich den in Wien zu einerConferenz über die Schulfrage versammelten Bischöfen eine Audienz. Daß der deutsche Staatssecretär Graf Herbert Bismarck, der in Pest alle ungarischen Minister besuchte, in Wien es unterließ, den österreichischen Ministerpräsidenten aufznsuchen, hat dem Gerücht von der Erschütterung der Stellung des Grafen Taaffe neue Nahrung ge geben. Jedenfalls diente es nicht zur Befestigung der Stellung Taaffes, daß die ungarischen Regierungsblätter die Adreßdebatte des böhmischen Landtages der schärfsten Kritik unterzogen und die bei dem Minister Taaffe so gut stehenden Altczechen ebenso unglimpflich wie die oppo sitionellen Jungczechen behandeln. Einstimmig erklärte der böhmische Landtag am Donnerstag die Mandate der den Sitzungen ferngebliebenen deutsch-böhmischen Volksvertreter als ungiltig. Der bei der Adreßdebatte staitgehabte häusliche Kampf zwischen den feindlichen czechischen Brüdern hat die deutsch-böhmischen Abgeordneten erst recht in Ler Absicht bestärkt, dem Platz dieses unfrucht baren Streites fern zu bleiben. An den am 10. November in Italien vor genommenen Gemeindewahlen, von denen sich die Clerikalen ganz fern hielten, haben trotz des er weiterten Wahlrechts nur verhältnißmäßig wenige Wähler theilgenommen. Bei dem Provinzialrath ist die gemeinsame Liste des liberalen Central- ComitöS und der liberalen monarchischen Ver einigung durchgegangen; in Betreff der nicht gemeinsamen Candidatcn hatten die der Liste des liberalen Central-Comitös einen starken Vorsprung. — In Rom traf ein höherer Beamter der deutschen Regierung mit dem Auftrag ein, die jenigen italienischen Weinsorten festzustellen, welche sich hauptsächlich für den deutschen Markt eignen. Ohne irgend eine Feierlichkeit trat am 12. November in Brüssel daS belgische Parlament zusammen. In der Repräsentantenkammer be zeichnete der Präsident in der Eröffnungsrede, die Socialreform-Gesetze als die Hauptaufgaben der diesmaligen Session. Gegen 200 Studirende begaben sich nach dem Kammerpalast, um eine Petition gegen das de Volder'sche Wahlreform gesetz der Kammer zu überbringen. Dabei kam es zwischen der Polizei und den Studenten zu einem Handgemenge und zu Verhaftungen einiger Ruhestörer. Der am 12. November in Paris erfolgten Eröffnung der parlamentarischen Session in Frankreich sah man diesmal mit besonderer Spannung entgegen, trotzdem das boulangistische Central-Comitö angesichts der von der Regierung getroffenen umfassenden Vorsichtsmaßregeln in letzter Stunde abgewiegelt und von jeder Kund gebung abgerathen hatte. Die vorgenommenen 158 Verhaftungen, sowie die Thatsache, daß sich unter den Festgenommenen die bonlangistischen Drputirten Dbroulöde und Le HörissH, sowie der Anarchist Soudais befanden, bewies, daß nur da» Aufgebot der Machtmittel durch die Regierung die revolutionären Parteien an dem geplanten Streiche verhinderte, der sich bei dem Protest gegen die Erkläruna JoffrinS zum Abgeordneten entwickeln sollte. Die 5 Delegirten de» Wahl- bezirk» von Montmartre wurden veranlaßt, den betreffenden Protest der Ouästur der Kammer