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Dresdner Journal : 22.06.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188106221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18810622
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18810622
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1881
-
Monat
1881-06
- Tag 1881-06-22
-
Monat
1881-06
-
Jahr
1881
- Titel
- Dresdner Journal : 22.06.1881
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Feuilleton. Redigirt von Otto Bauet. Indessen wogte der Menjchenstrom nur in den Hauptarterien der Stadt und ergoß sich nicht in die von ihnen eingefaßten Seitenstraßen. Bog man z. B. von der Mariahilfer Straße, welche vom Westbahnhof nach dem Burgring führt, nach links oder recht» ab, so betrat man verhältmßmäßig stille Regionen, in denen der Lärm und das Wagengerassel nur wie ein dumpfe» Gemurmel an das Ohr schlug. Nur in Eine Querstraße der genannten großen Verkehrsader lenkten heute ausnahmsweise viele Wagen, die sämmtlich vor einem palastähnlichen Hause, besten mit exotischen Pflanzen geschmücktes Vestibüle hell erleuchtet war, an hielten und dort ihre Insassen — befrackte Cavaliere und ältere und jüngere Damen in den elegantesten Gesellschaftstoiletten — absetzten. Ihnen half ein galonnirter Diener beim AuSsteigen und ein dicker Portier in einer blauen mit Silber gestickten Uniform einen Federhut auf dem Kopfe, in der Rechten einen langen in einen vergoldeten Knopf auslaufenden Stab, machte ihnen mit unnachahmlicher Grandezza beim Ueberfchreiten der Schwelle die Honneur». Nach seiner strammen, martialischen Haltung, seinem in würdig-ernste Falten gelegten Gesicht zu urtheilen schien er ganz von der Wichtigkeit seine» Amte» durch drungen. Freilich hatte er auch Grund, sich wie ein Pfau zu brüsten und zu paradiren. Diente er doch einem Millionär und Matador der Wiener Börse, dem Ritter v. Stephany, der in der letzten Zeit durch zahl- retche „Gründungen", welche er mit Realisirung stau» nenSwerther Gewinne in» Leben gerufen, ein öffent licher Charakter geworden war. Heute verherrlichte der Ritter sein Wiegenfest durch eine glänzende Soiree, zu der er die ganze Plutokratie der Kaiserstadt ge laden zu haben schien, denn Wagen auf Wagen rollte mit geputzten Gästen heran. Doch es ist nicht die Absicht, den Leser in die Festsäle des reichen Bankier» einzuführen, möge er uns lieber nach einem kleinen, zweistöckigen House folgen, das dem Stephany'jchen PalaiS schräg ge genüber liegt. Wie so viele Straßen Wiens besitzt ;a auch die Gumpendorferstraße kein einheitliche- Ge präge — große Architekturmassen im modernen Stil wechseln mit kleinen, unansehnlichen Gebäuden auS dem vorigen Jahrhundert. Die Bewohner des Oberstocks deS genannten HauseS befanden sich sämmtlich in dem geräumigen Wohn zimmer, da» zwar einfach möblirt, aber höchst sauber gehalten war. Im Hintergrund derselben stand ein altmodische», mit einem geblümten Ueberzuge versehenes Sosa, davor ein runder Elchentisch; an dem einen Fenster zeigte sich ein Schreibtisch mit verschiedenen Nippsachen, daneben ein Bücherschrank, besten GlaS- thüren seinen Inhalt — deutsche, italienische und fran zösische Llassiker — zu mustern erlaubten. An dem andern Fenster hatte sich offenbar ein kleine» Maler atelier etablirt: man sah hier Staffeleien mit halb- vollendeten, Landschaften darstellenden Oelgemälden und in bunter Verwirrung, auf Stühlen und dem Fenster bret umherliegend, Flaschen mit verschiedenartigen Firnissen, Blasen mit geriebenen Farben, Pinsel, Pa letten, sowie mehr al» ein Dutzend Skizzen in Kreide und Bleistift. Auch der Schmuck der Zimmerwände, die von oben bi» unten mit größeren und kleineren Oelgemäldrn, sowie Aquarellbildern behängt waren, ließ deutlich er kennen, daß in dieser Wohnung ein Maler sein Wesen treiben müsse, denn die meisten dieser Bilder waren gar nicht eingerahmt, sondern einfach mit kleinen Nägeln an der Wand befestigt — ein Zeichen, daß ihnen der Verfertiger selbst keinen allzugroßen Werth beimaß. Wahrscheinlich repräsentirten dieselben seine ErstlingSardeiten, die er al» Novize in der edeln Malrrkunst zu Stande gebracht. Für den Verkauf ganz werthlo», aber doch zu werthvoll, um vernichtet oder weggeworsen zu werden, erfüllten sie doch wenig sten» den Zweck, al» Zimmerdecoration zu dienen. Auf dem Sofa vor dem Eichentisch, über welchen eine Petroleumlampe ihr Licht auSgoß, saßen zwei mit Nähereien beschäftigte ältere Frauen. Sie flüsterten leise mit einander und warfen dann und wann halb sorgende, halb theilnehmende Blicke auf ein junge» Mädchen, welche» sich an demjenigen Fenster, da» nicht durch die erwähnten Malerutensillen verbarricadirt war, auf einen Rohrstuhl niedergelassen hatte und, den Kopf aus den linken Arm gestützt, unverwandt nach dem er leuchteten Hause de» Bankier» hinüberschaute. Die junge Dame, eine anmuthige, schlankgewachsene Brunette, konnte kaum über zwanzig zählen. Ihr Gesicht war gerade nicht schön zu nennen, aber die braunen, schwärmerischen, seelenvollen Augen, die stark gewölbte, einen hohen Flug de» Geiste» verrathendr Stirn, die sein gebogene Nase, der kleine, reizend geformte Mund gaben der Physiognomie etwa» Ideale» und unendlich Anziehende». Je mehr man sich in da» Studium dieser Züge vertiefte, desto mehr Gute» und Liebe» entdeckte man in ihnen. Da» junge Mädchen gehörte offenbar zu jenen Frauencharakteren, die man erst bei näherer Bekanntschaft schätzen und verehren lernt, aber dann um so tiefer und nachdrücklicher. Herzensfieg und Künstlerlohn.*) Novelle nach dem Leben von Alexander Olinda. Erste» Capitel. Die Begegnung. Ein duftiger Maiabend senkte sich über die öster reichische Hauptstadt. In den Straßen blitzten eben dir ersten Gasflammen auf. Da» lebendigste Men schengewühl füllte die Trottoir», während auf dem Fahrdamme herrschaftliche Equipagen und Fiaker ohne Unterlaß vorüberfausten und mit Pastagieren vollge pfropfte Omnibusse, von keuchenden Pferden gezogen, langsam und dröhnend nach ihrem Bestimmungsorte rollten. Fast schien e», al» habe sich jene Völkerwan derung, die einst mit ihrem mächtigen Anprall da» römisch« Reich über den Haufen warf, erneuert, denn nicht enden wollte da» Rennen, Treiben und Wogen. Die Ursache dazu war wohl eineStheil» in dem herr lichen FrühlingSabend zu suchen, welcher Jeden, der nicht krank oder durch Geschäfte behindert, mit magischer Gewalt au» dem Hause lockte, anderntheil» war sie in dem Umstande begründet, daß die vor einigen Tagen — man schrieb 1873, eine Epoche, die jetzt freilich schon weit hinter un» liegt — erfolgte Eröffnung der großen Weltausstellung Tausende von Fremden nach Wien gezogen hatte. *) Nachdruck verboten. » cc.» I.-v o Vor»»., >» X-a« >rn» , 8^4 0o»,i«r- , «»Lol» »Kult » r—.i,». soriot»«. r. vikLk. rkt, (»«« l. Vskvk. ttvook»). ar». (»ur »1 tk» (»a» LV^L). 4S Vorm- VQ-, 11,4L vudrexl»), »ov), i,0 rledin. ülLUItKeQ- -0 Vor». 10,1-, »), 1S.1O n 4,4»), rette». -«4 - «4 recke trmetern . . 160 . . 160 . . 160 Verantwortliche RedactipN: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. La»»«rviUd d^deutsckvo Ueiebv« tritt l^t- u»d 8tewpvlru«cbI>tN diur». l» xrmion a«ot»«U«L N»tev»: dLkrliok: . . 18 blnrd. Hjltkrlicd: 4 blnrb bvkk. LmrsIneKumlNvm: IO kl. tt « r » u 8 x v d « r r Nüolgl. krp«titioo dv» ttrvxtosr ^ourruU», OrvxteQ, /«ill^vrntru»»« Ko. SO. Iu»erateuprt>i8sr kür dvn liknm < iit«r I'otitr^ilo 20 ?t. Unter „kioAernnat" dis Lei!« 60 Lk. Lrsedvlu«»» Hl^Uod mit XuiiuUlioe der 8ovv- und keiortL^« Abends kür den folgenden ^»8 In8«rnten»un»llin« »««MRi-tsr , Latxitg; />>. Oowin»»ionLr de» t>rv»dner dournnl»; . , . . . M M ll»mdur, N-rlia Vt»n vnuUllvr« -W M MMW /MW MW MM W ^W MWWWW MWMWM .v»«.-, ^W -W M M M MW W^^ W MM MM M MM W M M »«riu> no z. M W M MM M M M M W M M MM M MM W M M ^riu»Kturt» « A ALL.LL.< LL-L 8tuttg>»rt! ^-auL« L Oo., S^ndnr,! . Lte»u«'. Akonnemmts - Ginladung. Auf das mit dem 1. Juli beginnende neue vierteljährliche Abonnement des „Dresdner Jour nals" werden Bestellungen zum Preise von 4 M. 50 Pf. angenommen für Dresden bei der unter zeichneten Expeditton (Zwingerstraße Nr. 20), für a»S»trt- bei den betreffenden Postan stalten. A»ki»dig»xgex aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung, und werden dieJ»sertio»Sgeb»hreu imJnseraten- theile mit 20 Pf. für die gespaltene Petitzeile oder deren Raum berechnet; für Inserate unter der Rubrik „Eingesandtes" sind die Jnsertions- gebühren auf 50 Pf. pro Zeile festgestellt. In DreSde»-Neustadt können Abonnements bestellungen abgegeben werden in der Kunst- und Musikalienhandlung des Herrn Adolf Brauer (Hauptstraße 31), woselbst auch Juserate zur Beförderung an unser Blatt angenommen werden. WW^ Wir ersuchen um rechtzeitige Er neuerung des Abonnements, da wir sonst die Lieferung vollständiger Exemplare ohne Mehr kosten für die geehrten Abonnenten nicht garan- tiren können. Dresden, im Juni 1881. Lomgl. Expedition des Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20.) Amtlicher Theil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem im HauptstaatSarckiv angestellten Staat»- archivar vr. pkil. Hubert Maximilian Ermisch da» Dienstprädicat Archivrath, unter Anweisung des Range» in der IV. Klaffe der Hoftangordnung, zu verleihen. Se Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der in Sachsen staatSangehörige Kunstschriststeller I)r. pb. Richter in London da» von Sr. Majestät dem Könige von Bayern ihm verliehene Ritterkreuz I. Classe de» Verdienstorden» vom heiligen Michael annehme und trage. Nichtamtlicher Theil. «etersi cht. relegraphische Nachrichten. Zeitungsschau. (Neue Preußische Zeitung. Politische Correspondenz Pester Lloyd.) Tagesgeschichte. (Berlin. München. Bremen. Wien. Prag. Pari». Marseille. Bern. Rom. London. St. Petersburg. Warschau. Bukarest. Sofia. Monte video.) Zur orientalischen Krage. Betriebsergebniffe der königl. Staatseisenbahnen (Kohlentransport). Dresdner Nachrichten. Proviuzialnachrichten. (Reichenbach. Mutzschen.) Feuilleton. Tageskalender. Inserate. Beilage. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Olbernhau. Johanngeorgenstadt.) vermischtes. Statistik und Bolkswirthschaft. Börsevnachrichten. Telegraphische Witterungsberichte. Inserate. Telegraphische Nachrichte:!. Berlin, DienStag, L1. Juni, Nachmittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der deutsch - italienische Handelsvertrag vom 31 December 1865 und die SchiffSconvention vom 14. October 1867 bleiben, zufolge eines UebereinkommenS der beiderseitigen Negierungen, bis zum 31. December 188l in Kraft. Paris, Montag, 2V. Juni, Abends. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputaten- kammer kamen die Couflicte zur Sprache, welche neuerdings zwischen Franzoscn und Italienern stattgefunden haben. Auf eine Anfrage des Deputirten für Marseiile, Bouchet, bezüglich der jüngsten Vorgänge m Marseille erwiderte der Minister des Innern, Constan», der Präsect von Marseille habe die erforderlichen Vor sichtsmaßregeln getroffen, um einer Wiederholung der Ruhestörungen vorzubeugen. WaS die Sache selbst angehe, so seien gestern französische Arbeiter von ita lienischen Arbeitern angegriffen worden; dies habe zu Streitigkeiten geführt, infolge deren 4 Personen ge- tödtet und 15 verwundet wurden. Heute seien keine Nachrichten über neue Ruhestörungen eingegangen. — Der Deputirte für Besanyon, Viette, ersuchte den Minister, energische Maßregeln zu treffen zum Schutze der öffentlichen Sicherheit m gewissen Eisenbahnwerk stätten deS Departements Doubs, wo von italienischen Arbeitern Streitigkeiten hervorgerufen und sogar Morde begangen worden seien. Viette motivirte sein Ersuchen mit der Mittheilung, daß heute dort ein neuer Mord begangen worden sei. Der Minister Constans erklärte, er habe geeignete Maßregeln angeordnet, welche voraus sichtlich genügen und ihm die Nothwendigkeit, außer ordentliche Maßregeln zu ergreifen, ersparen würden. Der Zwischenfall war damit erledigt. Nach einer Meldung der „Agence HavaS" au- TuniS hat der Bey den General Korgemol em pfangen und denselben seiner aufrichtigen Kreund- schaft für Frankreich versichert. Marseille, Montag, 2V. Juni, AbendS. (W. T.B.) Im Laufe deS Nachmittags richtete eine auS 5 französischen Arbeitern bestehende Deputation, bei welcher sich ein zu den Strikenden gehörender Werkführrr befand, an eine hiesige Gerberei die angeblich von den Syndikatskammern brratheue Aufforderung, alle italienischen Arbeiter zu ent lassen, widrigenfalls dieselben morgen durch eine Schaar von 500 bis 600 französischen Arbeitern zum Verlassen der Werkstätten gezwungen werden würden. Seiten der Behörden find Vorsichtsmaß regeln getroffen; in der Stadt herrscht noch immer große Aufregung. (Vgl. die „Tagesgeschichte".) Marseille, Montag, 2V. Juni, Nacht». (W. T.B.) Der Grand Cours von Belcunze biS zur Rue Cannebidre und mehrere andere Punkte der Stadt find militärisch besetzt; daS Circuliren von Personen an diesen Orten ist untersagt. Die ge troffenen Maßregeln haben Eindruck auf die Be völkerung gemacht; die Schaaren von Neugierigen, welche in den ersten Abendstunden sich avgesam- melt hatten, haben die Straßen geräumt. Im Laufe des TageS wurden 4 weitere Verwundete in dem Krankenhause untergebracht; dir Zahl der verhafteten Personen ist auf 200 gestiegen. Rom, Montag, 20. Juni, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirten- kammer interpellirte zunächst Maffari die Regierung wegen der Vorgänge iu Marseille. Der Minister deS Auswärtigen, Mancini, er widerte, er habe nur über die Ereignisse deS ersten Abends einen amtlichen Bericht erhalten. Der Tu mult sei durch Pfiffe entstanden, welche nach dem Be richt deS Consuls von der Menge herrührten, die das Fehlen der italienischen Flagge mißbilligte. Nach einer andern Version hätten die Pfiffe von 3 oder 4 Personen hergerührt, die sich an den Fenstern deS italienischen Nationalclubs befanden; dieses erscheine übrigens unwahrscheinlich. Die französische Behörde und der italienische Consul hätten ihre Pflicht gethan. WaS die alsdann vorgegangenen blutigen Scenen be treffe, so habe die Regierung hierüber noch keine osficitllen Mütheilungen erhalten. Die italienischen Vertreter in Marseille und Paris seien indessen an gewiesen worden, bei den sranzösischen Behörden da hin zu wirken, daß die Sicherheit der italienischen Unterthanen durch energische Maßregeln geschützt werde. Hierauf wurde die Berathung über daS Listen- scrutinium fortgesetzt. Billia und Nicotera mel dete« ebenfalls Anfragen wegen der Marseiller Vorgänge an. Der Ministerppäfident DepretiS erklärte, er werde dieselben Mancini mittheilen. London, Montag, 2V. Juni, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS Unterhauses erfolgte zunächst die Beantwortung von Inter pellationen. Stanhope richtete die Anfrage an das Cabinet, ob der Regierung der Vereinigten Staaten Vorstellungen genmcht worden seien wegen der Vorbereitungen und Umtriebe der fenischen Organisation in Amerika, welche die Begehung von Verbrechen in England bezweckten. — Der Premier Gladstone erwiderte, er verstehe nicht recht, was Stanhope mit den Vorbereitungen sagen wolle; die Regierung habe Kenntniß von Publi- cationen und Aufreizungen in der Prrsfe, fowie von Zeitungsartikeln, in denen Geldsammlungen befürwortet werden behufs Durchführung jener Aufreizungen, es feien darin auch einzelne Individuen besonders hervor gehoben. Angesichts dieser außerordentlichen Dinge habe es die Regierung sür ihre Pflicht gehalten, sie zur Kenntniß der Regierung der Vereinigten Staaten zu bringen. (Beifall.) — Der UnterstaatSsecretär Dilke erklärte auf eine Anfrage Labouchöre'S, die Re gierung habe keine Andeutung darüber erhalten, daß die Einmischung einer fremden Macht in Bulgarien in Aussicht genommen sei, falls Fürst Alexander nicht dre Majorität sür seine Bedingungen erhalten sollte. Gladstone habe ein Telegramm von dem General Zankow und drei anderen früheren bulgarischen Mi nistern erhalten, in welchem ein Appell an die eng lische Nation gerichtet wurde. Er habe erwidert, die jüngsten Ereignisse in Bulgarien hätten fortdauernd das Jnteresfe der Regierung in Anspruch genommen; eS sei aber nicht opportun, neben der in dieser Ange legenheit geführten osficlellen Correspondenz noch eine persönliche Correspondenz fortzusetzen. Hierauf fuhr daS HauS iu der Specialbe- rathung der irischen Landbill fort. Der dritte Artikel der Landbill wurde schließlich ohne be- sondere Abstimmung genehmigt. (Vgl. die „TageS- geschlchte") St. Petersburg, Dienstag, 21. Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der „Regirrungs-Anzeiger" er klärt die Zeitungsmeldungev über bevorstehende Veränderungen in den Aemtern einiger hoher Per sönlichkeiten, unter Anderem über den Rücktritt deS Gehilfen des Ministers de» Innern, General» Tscherewiv, für gänzlich unbegründet. Bukarest, Montag, 20. Juni, Abend». (W. T. B.) Der Vernehmen nach hat der König den bisherigen Kammerpräsidenten Rosetti mit der Bildung eines neuen Ministeriums betraut. Wie rS heißt, würde Rosetti daS Präsidium deS Ca- binet» und da» Ministerium de» Innern, Joan Bratiano das Finanzministerium und Dabiia da» Ministerium der öffentlichen Arbeiten überneh men. Al» Minister deS Auswärtigen wird Ivan Ghika genannt. Konstantinopel, DienStag, 21. Juni. (Test d. DreSdn. Journ.) ES wird versichert, daß die Ver handlung in dem gegen die Mörder deS SultanS Abdul Aziz eingelriteten Processe am 25. d. MtS. beginnen wird. Die Staatsanwaltschaft werde Degradation und zeitliche Festungshaft beantragen für Midhat Pascha, Mehemed Ruschdi, Mahmud Damad und Nouri Damad. Kür Midhat Pascha solle eine 12 jährige Festungshaft beantragt wer den. Fakni Bey, der Kämmerer Abdul Aziz', solle zu lebenslänglicher Zwangsarbeit, wenn nicht zum Tode, die beiden Personen, welche den Mord verübten, zum Tode verurtheilt werden. Dresden, 21. Juni. Die Pforte wird von sonderbaren Hoheitsvelleitäten angewandelt; jetzt möchte sie die vertragsmäßig be stehenden fremden Postämter im türkischen Bin nen lande unterdrücken. Diese Postämter wurden be kanntlich seiner Zeit wegen der Unzuverlässigkeit der türkischen Staatspostanstalt, der man kaum einen Brief anvertrauen kann, wenn man will, daß derselbe pünkt- lich und sicher an sein Ziel gelange, viel weniger aber eine Werthsendung von Belang, eingerichtet und haben sich bisher trefflich bewährt. Wie eS hingegen heute noch um die national-türkische Postverwaltung bestellt ist, beweist die jüngster Tage erfolgte Aufhebung der Localpost in Konstantinopel selbst. Die türkischen Be amten verwahrlosten dieselbe derart, daß daS Publicum der Riesenstadt eS sich abgewöhnte, von der Localpost Gebrauch zu machen, und di« Correspoudenzen lieber den Hamals, den konstantinopolitanischen Stadtträgern, anvertraute. Dem Engländer Mr. Scudamore war eS allerdings gelungen, die Localpost vollständig umzu formen, fo daß sie, wie anderwärts, das gewöhnliche Beförderungsmittel von Briefen bildete. Seit seinem Rück tritt ist sie aber schlechter und schlechter geworden. Die wirkliche Ursache der Aufhebung glaubt man allerdings lediglich im Palast such.'n zu dürfen, und als Grund dafür wird angegeben, daß seit der jüngsten Untersuchung in Sachen des Sultanmordes eine Anzahl von Droh briefen durch die Localpost versandt worden ist, der man auch zur Last legt, daß sie den „Briefwechsel zwischen Verschwörern" erleichtert. DaS wird ernst haft als Grund angegeben, um die totale Aushebung der Konstantinopeler Stadtpost zu rechtfertigen. Was die Forderung der Pforte, betreffend die Aushebung der fremden Postämter im Innern der Türkei, anbe langt, so wird zur Motivirung angeführt: es könnten durch das Bestehen der fremden Postämter die Gefühle der Bevölkerung gegen die Regierung beeinträchtigt werden. Nun weiß man, daß seit langer Zeit die Einrichtung besteht, daß die fremden Mächte in der Türker eigene Postämter besitzen und den Poftverkehr mit ihren Ländern selbst besorgen, ohne daß dadurch die Gefühle der türkischen Bevölkerung im Mindesten verletzt worden wären. Im Gegentheil, bemerkt die „Neue Preußische Zeitung", kommen die frem- 1881 Mittwoch, de» 22. Juni.
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