Suche löschen...
Dresdner Journal : 22.03.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188103220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18810322
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18810322
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1881
-
Monat
1881-03
- Tag 1881-03-22
-
Monat
1881-03
-
Jahr
1881
- Titel
- Dresdner Journal : 22.03.1881
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Feuilleton. Nedlgici von Otto Banck. In der Thalmühle*). Novelle von M. I. Rupp. Dir Sonne war am Untergehen und als blasse Scheibe stand der Mond am Himmel. In der Natur herrschte tiefste Stille, welche der langsam dahinschrri- tende Wandersmann als süßen Frieden empfand und im Vollgefühl derselben oft stille stand und rückwärts blickte, als möchte er sich aus dem Zauber nicht los- reißen, der ihn hier umfing. „Ja in der Natur*, sagte er leise für sich, »wird uns doch der unentweih- teste Seelenfrieden, denn die Musik, so glühend ich sie auch liebe, wirft mich zuweilen in ein Chaos der widerstreitendsten Empfindungen, und so sehr mir ihre Ausübung Bedürfnlß ist, so gelingt eS ihr doch selten, mein Herz zu sänstigen, sondern sie zehrt ost heiß und wild an ihm. Ganz rein aber ist der Genuß der Natur. Ob wir ihr ein von Glück überströmendes Herz oder eine zerrissene Seele bringen, so redet sie immer die Sprache mit uns, deren wir gerade be dürfen, und fo kehre ich auch heute wieder leichter und befreiter aus ihr zurück * E» war der Graf Heinrich v. Halden, welcher sich in diesen Gedanken seiner Heimath, dem reizend gele genen Schloß Hochberg, näherte und unter ihrem frischen Eindruck e- betrat. Ein alter Diener, welcher schon bei seinen Lettern in Dienst gestanden und ihm, Air Rechte Vorbehalten. wie seiner Zeit jenen, treu ergeben war, empfing ihn mit der Nachricht, daß dem Schloß während seiner Abwesenheit die selten: Freude eines Besuchs gewor den sei. „Früher war's sreilich anders, Graf Heinrich*, fügte derselbe mit der berechtigten Vertraulichkeit des hier alt gewordenen Dieners hinzu, „da gehörte es zu den Seltenheiten, wenn kein Besuch im Schloß war. Doch haben wir nur erst wieder eine Frau Gräfin im Hause, so kommt hoffentlich in die stillen Räume und unbewohnten Gemächer auch wieder das alte Leben.* „Wir befinden uns in einer Welt der Widersprüche, Ehristof,* antwortete der Graf, „denn Deinen alten Beinen und nächstens ganz weißen Haaren sollte doch wahrhaftig die Ruhe am besten bekommen; statt dessen strebst Du verlangend nach den Abwechslungen eine» gesellschaftlichen Verkehrs im Hause, während ich mich in Gedanken in die Zeit, deren Anforderungen Deine Wünsche erfüllen werden, nur fchwer hineinleben kann. Laß deS Bürstens an meinen Kleidern jetzt genug sein, ich sehe kein Stäubchen mehr, und sage mir, was für ein Besuch mich erwartet.* „Da bin ich überfragt, Graf Heinrich,* erwiderte Ehristof, „denn der Herr nannte keinen Namen, son dern sagte nur, nachdem ich ihn in den Salon geführt hatte, er sei ein so guter alter Freund meines Herrn, daß er al- solcher mich bitte, ihn in dessen ständiges Wohnzimmer zu führen Dem Gesuch konnte ich mich natürlich nicht widersetzen, und so erwartet er Sie nun dort.* „Gut, Alter, Du hast mich förmlich neugierig ge macht* Damit verließ der Graf das Zimmer und begab sich in den ersten Stock hinauf. Christof hatte über diesen Bericht seines Amtes zu walten vergessen, und somit saß der Gast noch im un beleuchteten Gemach, das zwar nicht völlig dunkel war, aber doch sofortiges Erkennen auSschloß. „Verzeihung für so unwirthlichen Empfang, der fo rasch an den Tag legt, daß sich mein HauS selten lieber Gäste zu erstellen hat.* „Heinrich,* rief der Angeredete, Gott grüß' Dich tausend Mal, wir kennen uns auch im Dunkeln noch!* „Erwin! — Du lieber, lieber Freund — Du schöne goldene Jugendzeit!* Wie sich die Jünglinge einstens stürmisch bewegten Herzens trennten, so treu und warm hielten sich jetzt die Männer umschlungen. — DaS Glück eines solchen Wiedersehens empfindet sich zuerst wortlos am vollsten, das gegenseitige Er schließen der Herzen solgt später. So erging eS auch den Beiden, welche fast schweigend beisammen saßen, bis eS endlich dem alten Christof eingefallen war, daß im ganzen HauS die Lampen brannten und nur der Herr mit seinem Besuch sich noch in der Dunkel heit befanden. „Laß uns wieder hinauf gehen in Dein Zimmer, Heinrich", sagte dieser, nachdem sie unten zu Nacht ge speist hatten, „daS hilft mitreden von jenem Stück ge meinsamer Vergangenheit, denn eS mahnt mich an Deine Bude auf der Universität. Zwölf Jahre, Hem- r ch! Unter der alten Linde vor tem Thore sagten wir uns Lebewohl, und als ich, nachdem auch der kleinste Punkt von Dir in der Feme verschwunden war, wieder der Stadt zuging, in welcher ich noch ein halbes Jahr ohne Dich zu bleiben hatte, da war mir di ch zu Mnthe, als hättest Du mein ganzes Herz mit L ir sortgenommen und nichts wäre für Andere zurück ¬ geblieben. Aber die Zeit, Heinrich, ist eine merkwür dige, unermüdliche Malerin, und wenn auch ihre neuen Pinselstriche die alten nie verwischen werden, so können wir unS doch nicht verhehlen, daß sie zu verblüffen be ginnen, wenn Das, was frische lebendige Gegenwart war, zur kühlen Erinnerung geworden. Sie lebe hoch, die Gegenwart!* Die Gläser klangen zusammen, aber plötzlich schaute Graf Halden trüben Blickes in die Augen des Freundes. „Gehen wir also hinauf, Er win, und fragen und erzählen uns nach Herzenslust — wie lange schon bin ich dessen entwöhnt!* Bei de: C'garre und den gefüllten Gläsern saßen die Freunde dicht beisammen. „Ersetze mir jetzt alle nicht geschriebenen Briefe, Heinrich, indem Du mich durch ehrliche Beichte mit Deinem fortwährenden Still schweigen auSzusöhnen suchst. In Deinen Augen lese ich nicht lauter glückliche Jahre — wie blitzten sie einst in Jugendlust!* „Ich sage, eS lebe die Vergangenheit, Erwin, jene Tage kecker, üdermüthiger Burschenzeit, zehn Jahre Zu kunft für ein Jahr Vergangenheit! Wer mir daS bre- ten könnte, wie freudig schlüg ich ein!* „Weißt Du, Heinrich, waS Anastasius Grün sagtt Wo war, wo ist, wo wird sie sein, Die Stunde wahrem Stück erlesen — Sie ist nicht und sie wird nicht sein. Denn sie iß immer nur gewesen. - Dit Worte müssen in vielen Herzen ihren bedeutsamen Nachhall finden.* „Daß wir Dasjenige, was unwiderbringlich für uuS verloren, idealisiren, Erwin, ist Thatsache, allem ich gehöre unter dir Zahl Derer, denen die Zukunft so gar nicht erfüllte, wa» die Vergangenheit em Mas 1881 Dienstag, «e» 27. Iltvunomeutsprei«: DnÄmerIournal xnivv ck«ur»»n»v L-»»4rN»IK «tor ctout^tmo . . 18 »lurk. wt«t i, h Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. U,4»«Ü«M wa-, U l» die Ru ¬ der Dresden -t- lo« wird die Staatsanwaltschaft durch Murawiew treten, welcher s. Z. in der Hartmann'schen gelegenheit von der Regierung nach Pari- sendet war. Großfürst Konstantin Konstantinowitsch, Uomdov teilt I'oit- umt Htemptilen^bln); dinLU. ver- An- ent- (W T. die Ge- r,u «»»>»»,, !, I«. Mti" und 8 70 »,o fr«». » t« i« l> trüb «i« nd« <vur »>4 Ui.47 »n «aupad« m« tachm t.oNich» »tzotz-t ^l«), Dresdner Nachrichten. Provinzialuachrichten. (Leipzig. Borna. Chemnitz. Döbeln. Sayda. Berggießhübel. Löbau.) Statistik und VolkSwirthscbaft. Telegraphische WitterungSberichte. Großherzog von Sachsen, der Großherzog und der Prinz Alexander von Hessen, ferner der Landgraf von Hessen und der Kürst von Bulgarien, sowie die italienische Deputation find heute Abend hier eingetroffen. Moskau, Montag, 21. März (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Gemeinderath hat beschlossen, dem verstorbenen Kaiser auf dem Kremrl ein Monu- ment zu errichten. bnk „Zur orientalischen Frage") Paris, Sonntag, 20. März, AbendS. B.) Heute fand in dem Trocaderopalaste jAirllck: 4 Aurd oo kk. g^urtgov^ummuro: 10 pk v. Giers, welches derselbe unter dem 16. d. an die auswärtigen Botschaften und Gesandtschaften des russi schen Reiches über die auswärtige Politik der neuen Regierung versandt hat, allerwärtS einen ungemein günstigen Eindruck gemacht. Aus dem Rundschreiben geht die erfreuliche Thatsache hervor, daß bezüglich der innern wie der äußern Politik von dem neuen Kaiser bis jetzt keine Abweichung von den Maximen inS Auge gefaßt wurde, welche sein Vater befolgte, und man kann nach Kenntmßnahme dieses wichtigen Aktenstückes sagen: Die Ansichten, welche Alexander III. verfolgt, sind aller Wahrscheinlichkeit nach identisch mit denjeni gen, welche Alexander II. während dessen 26 jähriger Regierung leiteten. DaS Rundschreiben erklärt, daß Ge fühle deS Neides und der Unzufriedenheit Rußland gleich fern liegen. „ Es bleibt ihm (Rußland) nur übrig, seine Stellung zu sichern, sich nach außen zu schützen, seine Kräfte, seinen Reichthum und feine Wohlfahrt zu ent wickeln. Dies ist das Ziel, welches sich unser erha bener Monarch stellt, wobei Se. Majestät fest ent- schlosfen ist, dasselbe standhaft zu verfolgen. Ter Kaiser wird sich zunächst der Sache der innern StaatS- entwickelung widmen, welche mit den Erfolgen der Civilisation, sowie mtt socialen und ökonomischen Fra gen in engem Zusammenhänge stehen, Fragen, welche jetzt den Gegenstand besonderer Sorgfalt bei sämmt- lichen Regierungen bilden. Die auswärtige Politik deS Kaisers wird eine vollkommen friedliche sein. Ruß- lard wird seinen Freunden treu bleiben; es wird seine durch Traditionen geweihten Sympathien unverändert behalten und gleichzeitig die sreundichastliche Haltung sämmtlicher Staaten durch Gegenseitigkeit erwidern. Es wird die ihm gebührende Stellung unter den an deren Mächten bewahren und für die Aufrechterhaltung des politischen Gleichgewichts Sorge tragen. Gemäß seinen Interessen wird Rußland von dem Berufe nicht abweichen, gemeinschaftlich mit den anderen Regierun gen den aus die Achtung des Rechtes und der Ver träge gegründeten allgemeinen Frieden zu schützen.* Diese Worte werden allerwärtS den freudigsten Wiederhall finden. Unter den traurigen äußeren Um ständen, welche die Abfassung des Rundschreibens ver anlaßten, berühren die friedlichen Zusicherungen, welche dasselbe enthält, doppelt wohl, und namentlich gilt dies von den bedeutungsvollen Worten: „Rußland wird seinen Freunden treu bleiben; eS wird seine durch Traditionen geweihten Sympathien unver ändert behalten und gleichzeitig die freundschaftliche Haltung sämmtlicher Staaten durch Gegenseitigkeit er widern." In demselben Augenblick, in welchem daS Rund schreiben bekannt wird, läuft eine allerdings unver bürgte Mrttheilung durch die Presse, welche als gün stiges Omen erscheint. Dieser Nachricht zufolge hätte Alexander III., als ihm obiges Rundschreiben im Ent wurf vorgelegt wurde, auf daS Manufcript die Worte: „Sehr gut!" geschrieben: ein Zeichen, wie die Worte des UnterstaatSsecretärs seinen innersten Intentionen entsprachen. Nicht minder erfreulich lautet eine Nachricht des osficiös russischen Brüsseler „Nord", welche die Zu sicherung giebt, daß das unglückselige Ereigmß, welches das Ende Alexander'S II. herbeiführte, nicht im Stande ist, irgend einen Einfluß auf die russische Politik zu äußern. Das Brüsseler russische Organ sagt: „Wir sehen, daß eine ziemlich große Anzahl von Blättern an nimmt, das Attentat vom 13. März werde das Signal zu einer Reactron in Rußland sein und die Resorm- bewegung, welche im Augenblicke deS Todes des Kaiser- Alexander II. in vollem Gange der Ausarbeitung ge wesen, zum Stillstand bringen. Unsernlheil» befürch ten wir keineswegs dieses Ergebniß. Wie könnten die Verbrechen einer Bande von Missethätern den Geschicken Rußlands in anderer Weise nahegehen, al» den Boeren angeboten, die Ernennung einer Unter- suchungScommisfion, die Rückkehr der Boeren nach ihrer Heimath und die Aufrechterhaltung der eng lischen Garnisonen in Transvaal. Einer Meldung auS Newcastle zufolge ist Prä fident Brand daselbst angrkommen; er begab sich Sonntags nach Mount-Prospect, um mit General Wood zu conferiren, und geht dann nach dem Lager der Boeren. Alle britischen Truppen haben den Jnkadufluß pasfirt. Präsident Brand äußerte sich im Sinne der Möglichkeit einer Herstellung deS Friedens ohne Wiederaufnahme der Feind seligkeiten. Er wollte aber mit seiner Ansicht über die streitigen Punkte zurückhalten, bis die Sache ihm schiedsrichterlich unterbreitet sei. DaS Volk im Oranjefreistaate intrresfire sich lebhaft für den Kampf; eS sei aber unrichtig, daß eine große Abthrilung von Boeren deS Oranjefrei- staateS an dem Kriege theilnähme. St. Petersburg, Sonntag, 20. März, AbendS. (W T. B.) Der Stadthauptmann von St. Peters burg, Generalmajor Kedorow, wird, gutem Ver nehmen nach, seines Postens enthoben und durch den früheren Marineoffizier und dermaligen Stadt hauptmann von Kowno, Baranow, ersetzt. (Vgl. die „TageSgeschichte".) Bei der gerichtlichen Verhandlung gegen die wegen deS letzten Staatsverbrechens Angeklagten I Abonnements-Kinsadung. Auf das mit dem 1. April beginnende neue Vierteljährliche Abonnement des „Dresdner Jour- Vals" werden Bestellungen zum Preise von 4 M. »0 Pf. angenommen für Dre-ße» bei der un- Rerzeichneten Expeditton (Zwingerstraße Nr. 20), Dir ansmärt- bei den betreffenden Post- Vnstalten. I Die Ziehungslisten ausgelooster königl. Sächsischer Staatspapirrr, sowie die officiellen IGewinnlisten der königl. sächsischen LapdeS- potterie werden im „Dresdner Journal" voü- ktändig und Zug um Zug veröffentlicht. Wir haben bereits eine Vergrößerung des »Lesestoffes im Fenilleta» thatsächlich eintreten »assen und hoffen, durch das Festhalten der- kselben für die Zukunft den Kreis Derer, die »unserm Blatte ihre theilnehmende Ausmerksam- Ileit widmen, wesentlich erweitert zu haben. A»kü»dig«itge> aller Art finden im „Dresd- iner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung, kund werden die JasertioaSgebühre» imJnseraten- ßtheile mit 20 Pf. für die gespaltene Petitzeile »oder deren Raum berechnet; für Inserate unter »der Rubrik „Eingesandtes" sind die Jnsertions- Igkbühren auf 50 Pf. pro Zeile festgestellt. In DreSde»-Neapadt können Abonnements- fdestellungen abgegeben werden in der Kunst- und »Musikalienhandlung des Herrn Adolf Brauer Hauptstraße 31), woselbst auch Inserate zur Beförderung an unser Blatt angenommen werden. Wir ersuchen um rechtzeitige Er- ' Neuerung des Abonnements, da wir sonst die ^Lieferung vollständiger Exemplare ohne Mehr kosten für die geehrten Abonnenten nicht garan- tiren können. DreSdt«, im März 1881. ttönigl. Expedition des Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20.) verschiedenen angeregten Vorschläge zu prüfen und ihre Entscheidung zu treffen haben. (Vgl. Selegraphische Nachrichten. Wien, Sonntag, 20. März, AbendS. (Tel d. Boh.) ES wird bestätigt, daß dir Botschaftercon- ferenzen in Konstantinopel bereits bei ihrer Schluß sitzung angrlangt find. DieS bedeutet weder einen entscheidenden Erfolg, noch rin Schritrrn drr Ler- handlungen. Die Botschaft» werd»» nunmehr die Amtlicher Theil. Dresden, 15. März. Se. Majestät der König haben dem prim. U. Wilhelm Bernhard Würkert in Löbau daS Ritterkreuz I. Llasse vom Verdienstorden Allergnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 21. März. Lange hat kein tragisches Ereigniß, ähnlich wie der Tod des Kaisers Alexander II. von Rußland, Europa in ernsterer Lage vorgefunden. Die Person des Kaisers bildete eine kaum durch Anderes zu er setzende Bürgschaft für die Stabilität der russischen Politik, eine Bürgschaft welche nicht hoch genug ange schlagen werden konnte in einer Zeit, wo Rußland nicht nur selbst von extremen fanatischen Parteien durchwühlt erschien, sondern wo eS auch außerhalb des russischen Reiches an brennenden Fragen nicht fehlt, die — stets wechselnde Phasen durchlaufend — von einem Tag znm andern beunruhigend in den Vordergrund treten. Alexander II. war eine Bürgschaft für die Aufrecht erhaltung der Beziehungen, welche bisher die Grund lage für die Erhaltung des europäischen Friedens bil deten. Neben der Trauer um den ermordeten Kaiser griff daher, als die Todesbotichast bekannt wurde, viel fach ein tiefes Gefühl der Beunruhigung Platz, und unwillkührlich legte man sich die Frage vor, ob die Politik des neuen KaiferS durch die im Dunkeln wal tenden unheimlichen Mächte, die in Rußland gegen wärtig nach der Herrschaft streben, nicht in Bahnen gedrängt werden könnte, auf welchen die Gefahr vor handen wäre, die bisherige Stabilität der russischen Politik abhanden kommen zu sehen. Unter diesen Umständen hat das Rundschreiben des Leiters deS auswärtigen Amte-, Geh. RatHS Nichtamtlicher Lheil. u e b e r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. ZritungSschau. (Nord. Wiener Abendpost. Fremdcn- blatt. Neue freie Presse. Agence ruffe.) TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Prag. Buda- Pest. Paris. London. Rom. Kopenhagen. Stock holm. St. Petersburg. Bukarest.) Zur orientalischen Frage. Vermischtes. Statistik und VolkSwirtbschaft. EingesandteS. Feuilleton. TageS kalender. Inserate. früh (aut Seich, rm. <«u4 Mei» >v»«. 8»). 14»» Wiuatzs «w« r, ch! »atz»,, Neustadt Lri^. u»,, t.o Nach». «7, ichl. ««h»tz. Lyaraadl), »ha». »4». Ich'. >, «eu«. veio». «ur di« ahe». . Leip», »aoutz. r di« Frei der», , »u> Sooma,« Laurlerj»,, aa« orw. >«o» II:»t <au, Mttz. « 7, I», «ich. , 1.10 «dead, lau, »M. 7.»» ritz. 8,4» kl» »ur »» Weitze»! r bi, »Aschen- , 0 4» «de»d« »e bi, Leltat^, ndrod^, 10,51 «.so früh t«"» 4 »tu 11.4»,, 1.0 kachm. IW. 8,5). 11 >5 dl «ach» lg, >1'i> ltLliru t»vtitr«il» LV ?s. Outvr Niu ILetl« bv kt. l^xliub mit XunmNm« Nur Sonn- 006 kmertiiß» ^buoN« für Nun koltkunNei» l'aß. unuuakmu 1^ipr>8 H. etter, Oomutii-lvuLr Nu» ttruuNour Nonrnnt»; 8<u»d«e^ »aelio Vi»» l-dipilg-II—I-Nr»-l4U ». N : L v«ellL ke»U-I.»lpiltz rrmikkml ». N. v«rlt»: H /c<,eet«<F, /e»vci/,<1ee>«ta»z, Nr«««» - H / ttlirei»»; ». U.: Ir, N„cNti«l>alunis; SteUl«: H SLMMVrr 6'. kdrt, Laelur - kraLtztvt » M : Daud« L Oo., Nerwdm,: Ltcinci'. tiitoizl. kiplrüitiun Uv» Ko. LV. neralversammlung der Union «in eommvr«« vt üo I'tn«in8trlv Statt, welcher Gambetta präsidirte und drr gegen 8000 Personen beiwohnten. Gambetta dankte für den ihm bereiteten Empfang, der nicht seiner Person, sondern der Sache gelte, der er diene und die diejenige Frankreichs sei, und erklärte, daß er in seinem Leben, welches, wie daS iu jedem menschlichen Leben der Fall sei, von Bitterkeiten und Schmerzen nicht fteigeblleben sei, nach keiner andern Genugtuung gestrebt habe, als nach der Anerkennung seiner Mitbürger. Er sei durchaus gleichgiltig gegen über persönlichen Fragen, die man aafwerfen könne, an die anzulehnen er aber für unwürdig halte. Gambetta erinnerte demnächst daran, daß er immer gesagt habe und nicht aushören werde zu wiederholen: „Ich weiß zu wanen, ich habe Zeit vor mir, ich besitze vor allen Dingen eine Energie und eine Ausdauer, welche un erschütterlich sind. Ich setze mich auch keinem Verdacht aus, wenn ich meinen Abscheu ausspreche gegen Uto pien und Chimären, welche man vorschiägt, gegen ni- vellirende Ideen, welche schädlich sind sür den Arbeiter, der stets durch sie getäuscht wird und niemals davon Vortheil hat." Gambetta sprach sich sodann für StaatS- versicherungSanstalten auS; ver Staat sei eine wahrhaft collective Idee, der Staat habe die Ausgabe deS Bei stand- und der Vorsorge für die Unsicherheit der Existenzen; die Arbeit und das Capital seien zwei Kräfte, geschaffen, nicht um einander zu bekämpfen, sondern um mit einander zu wetteifern zur Vermehrung der Größe und des Reichthums Frankreichs. Man habe sehr richtig gesagt, daß die Republik über allen andern Regierungsformen stehe; das sei wahr, weil man durch die Republik und mit derselben alle schwie rigen Probleme lösen könne. Nur müsse man dabei weder sich selbst, noch Andere täuschen. Der Militär-Gouverneur von Paris, General Clivckant, ist gestorben. Paris, Montag, 21. März. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Alle Abendblätter besprechen die Minister- krifiS. Dem „National" zufolge fanden mehrfache Besprechungen Statt, um eine Verständigung her- beizuführen. (Vgl. unsere Pariser Correspondenz unter „TageSgeschichte".) Mehrere Notabilitäten, darunter Henry Mar tin, Löbvuvö, Schoelcher, Sidi Carnot, Victor Hugo richteten an ihre Freunde in England eine Adresse zu Gunsten der Boeren. Rom, Montag, 21. März. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der KriegSminister Milon ist gestorben. London, Montag, 21. März. (Tel. d Dresdn. Journ.) Wie die „Daily NewS" erfahren, find die Bedingungen, welche die englische Regierung
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite