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Dresdner Journal : 18.09.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188009186
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800918
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800918
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1880
-
Monat
1880-09
- Tag 1880-09-18
-
Monat
1880-09
-
Jahr
1880
- Titel
- Dresdner Journal : 18.09.1880
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N « r a n 8 x « d « r r XSniet. kxpeäitiou rie» Orosäner Fo»r»»t», Itrvnlkeo, /viosivrslni««» tio it). Amtlicher Theil. Dresden, 9. September. Se. Majestät der König hat dem Kirchschullehrer Christian Adolph Scheibe in Hain das AlbrechtSkreuz allergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Wien, Donnerstag, 16. September. (Tel. d. Boh) Die „Deutsche Zeitung" meldet auS Sku- tari: Gestern ist Riza Pascha plötzlich von sei nem Marsch gegen Dulcigno hierher zurückgekehrt. Es heißt, daß der Kommandant von Dulcigno Riza Pascha mitgetheilt habe, daß die dortigen regulären Truppen nicht geneigt seien, gegen die Albanesen zu kämpfen. Hier bedroht die Liga Alle mit dem Tode, welche von einer Abtretung sprechen. Die „Neue freie Presse" meldet au» St. Pe tersburg: Der „GoloS" spricht sich gegen den Fortbestand de» MiniftercomitöS auS. DaS seit 1862 versuchte System der innern Verwaltung, wobei bevollmächtigte Personen hervortraten, habe sich nicht bewährt; e» sei Zeit, eS mit gesrtzmäßi- gen Institutionen zu versuchen, waS um so leichter sei, al» Rußland einen ReichSrath und Senat besitzt, deren weitere Entwickelung günstige Re sultate ergeben könnte. Dadurch aber erscheine die Auflösung drS MinistercomitSS nöthig. London, Freitag, 17. September. (Tel. d. Dre-dn. Journ.) Die „Times" melden au» Gra- vosa von gestern: Die heute stattgehabte Con- ferenz der Admiräle hat beschlossen, die fremden Konsuln Skutaris und Dulcignos aufzufordern, ihre Familien sofort an einen sicheren Ort zu bringen. Den „Daily NewS" geht auS Kandahar vom 14. d. MtS. die Meldung zu, unter Vorsitz deS Generals Phayre sei ein Kriegsgericht zur Unter suchung der Ursachen der Niederlage deS General» BurrowS zusammrngetreten. St. Petersburg, Freitag, 17. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Mittelst RescriptS hat der Kaiser dem Minister deS Innern, Grafen LoriS-Melikow, die Insignien des AndreaSorden» verliehen und ihm den wärmsten Dank für seine Lhätigkeit ausgesprochen. Graf LieverS, Mitglied des HauptkrirgSgrrichtS, erhielt den Alexander- Nrwskiordrn mit Brillanten. Admiral LessowSki ist am 13. d. Mt». in Nangasaki eingetroffen. Die Note, betreffend die Uebergabe Dulcigno», sollte gestern in Konstantinopel überreicht werden. Dresden, 17. September. Auf gestern waren in Paris die Minister zu einem großen Conseil berufen, um über daS Schicksal der Longregationen zu beschließen. Die Entscheidung ist hochwichtig. Sie ist eS weniger um der Longrega- tionen Willen, als darum, weil von der Art, wie die Frage entschieden wird, daS Schicksal deS Cabinet» selbst abhängt. Es handelt sich darum, ob Herr de Freycinet Minister bleibt, oder ob, im Falle die strenge Ausführung der Märzdecrete beschlossen werden sollte, de Freycinet zurücktritt, und Gambetta seine Stelle übernimmt. Ob de Freycinet oder Gambetta in Frank- Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Freitag, den 16. September, „Don Pablo", komische Oper in 3 Acten. Dichtung und Musik von Theobald Rehbaum. Der Versasser entwickelt in seiner zweifachen schöpfe rischen Thätigkeit ein höchst beachtenswerthes, liebens würdige», mit Geschmack und Sinnigkeit durchgebildetes Talent, und die Vorführung des Werkes war künst lerisch wohlberechtigt und dankenSmerth, wenn auch die Wirkung den Intentionen des Autors nicht völlig ent sprochen hat. Eifersucht ist die Triebfeder, Verkleidung und Pcrsonenverwechselung sind die altbewährten Hilss mittel der Handlung, die mit entschiedenem Geschick und lebendig bewegter Entwickelung erfunden und durchge- sührt ist. Hätten drese eifersüchtigen Herzen mehr sicht baren Grund für ihr Empfinden und für die Action, zu der sic drängen, so würde daS freilich unser Interesse lebhafter erregen und fesseln. Um so mehr verlangt das Sujet in semem launigen, genrehaften Spiel nach Humor, Witz und Komik. Statt dessen empfangen wir eine zu ernste Behandlung, und diese «st somit auch auf die musikalische Sonception, aus den musikalischen Ausdruck übergrgangen, der vorwaltend von heiterem, lustigem Temperament erfüllt sein müßte, aber mit zu viel Neigung ost empfindsam und pathetisch wird Reh- bäum'» Musik hat den Vorzug sehr gefälliger, natürlicher, bisweilen reizender und der Situation sich innig, leicht und mit warmer Empfindung an schmiegender Melodik, vereinigt mit Einfachheit und reich das Portefeuille inne hat, ist jedoch eine Frage, der gegenüber, da sie mit der auswärtigen Politik innig zufammenhängt, wir unmöglich gleichgiltig blei ben können. — Verfolgen wir zunächst die historische Entwickelung deS zwischen dem französischen Minister präsidenten und dem Präsidenten der Deputirtenkammer zum Ausbruch gekommenen LonflictS. Der Keim zu demselben ist in der Punschrede Gambelta'S, welche dieser am 9. August in dem Verein der Lommis vo^Lgsurs zu Cherbourg hielt, zu suchen. — Bei feiner Anwesenheit zu Montauban nahm de Freycinet, dem der Einfluß des Exdictators lästig wurde, Veran lassung, den Ausführungen Gambetta'S, ohne diesen direct zu nennen, gegenüderzutreten. Es war ein förmliches Pronunclamento gegen die gambettistifche Gesammtpolltik, das der Ministerpräsident dort erließ; wie in Paris Niemand bezweifelt, hat Herr de Freycinet damals nicht dloS feine, sondern auch die Politik des Präsidenten Grovy gekennzeichnet. Der Augenblick schien gekommen, gegen Gambetta einen moralischen Schlag zu führen, der feine übermächtig gewordene Stellung empfindlich herunterdrücken mußte. Im Hintergrund dieser Rede lagen schon die Verhandlungen mit Rom. Hr. de Freycinet durfte sich sagen, daß, wenn eS ihm gelänge, die Frage der Congregationen ohne scharfe Maßregeln zu ordnen, er die Reihen feiner Freunde wesentlich verstärken und eine nach allen Seiten be festigte Stellung gewinnen würde. Hr. de Freycinet war gegen alle rigorosen Maßregeln. Die von den meisten Congregationen unterzeichnete Erklärung konnte als eine Unterwerfung unter die Autorität des Staa tes gelten. Begnügte man sich vorläufig mit dieser, so war eine Maßregel vermieden, die bei der unge heuer« Zahl der Mitglieder der Longregationen und ihrer Angehörigen auf das Tiefste in das gesammte sociale Leben der Nation eingreisen mußte. Anderer seits wollte sich de Freycinet zunächst über die recht lichen Folgen klar sein, welche die Ausweisung der Longregationen nach sich ziehen müßte. Eine Reihe von Jesuiten haben aus Anlaß der Ausführung der Märzdecrete wegen Besitzesstörung Klage erhoben. Mitte December dürste etwa die Entfcheldung dieser Processe in letzter Instanz zu erwarten sein. ES er schien dem französischen Ministerpräsidenten geeigneter, die richterliche Erledigung der Frage abzuwarten, um em PräcedenS zu besitzen und weitere größere Ver- Wickelungen vermeiden zu können. Allein de Freycinet hatte bei diesem an sich richtig berechneten Plane weder die Natur der Macht, mit welcher er sich in Unterhandlungen eingelassen hatte, noch die Taktik feines Gegners genügend veranschlagt. Die Gam- betta'sche Presse wußte die öffentliche Meinung gegen die Congregationen zu erregen; dieselben wurden als in einem Zustand der Auflehnung gegen die Staats gewalt befindlich dargestellt und die schleunige Aus führung der Märzdecrete verlangt. Gegen die Con- gregatlvnen ist daher zuerst der Sturm der öffent lichen Meinung gerichtet, und eS erscheint klar, daß diese zunächst die Kosten deS jetzigen Lonflict» bezahlen müssen. Der als Diplomat und staatswisfenschaftlicher Schriftsteller sehr angesehene John Lemoinne läßt sich in folgender Weife im „Journal des DöbatS" auS: Im Grund aller religiösen Controversen findet man immer das kirchliche Princip, daß die Kirche eine höhere Gesellschaft sei, welche außerhalb und über den bürgerlichen Gesetzen stehe; daß sie eS ist, welche bindet und löst, daß sie eS ist, welche die Urtheile verkündet und daß sie dem Staate die Last überläßt, sie auszu führen. Es wäre ein Uebermaß von Aufrichtigkeit, wenn man die „Erklärung", welche die Congregationen heute mit ebensoviel Eiser unterzeichnen, als sie dieselben vorher mit Geringschätzung ausgenommen hatten, sür einen Act der Unterwerfung halten wollte. Wir haben nicht die mindeste Lust, zu Maßregeln von übermäßiger Ungesuchtheit der gut geschulten musikalischen Factur, ohne in Flachheit zu fallen. DaS naive und da bei musikalisch solide und maßvolle Element in seiner Musik, frei von Prätension, Effecthascherei und über spannt geistreichem Raffinement, berührt angenehm. Dagegen fehlt ihr zu sehr der dramatische Zug in scharfer Zeichnung, Färbung, Steigerung, jener nicht bloS musikalifch löbliche, sondern auch dramatisch wirk same, plastische Ausbau der Form, jene spirituelle, die Action mit unmittelbarer Wahrheit hebende Pointirung deS Ausdrucks, wonach die Bühne durchaus verlangt. Dennoch gelangen dem Lomponisten, fern Talent für die Bühne bekundend, treffliche Enfcmblejätze. So fei im ersten Act — welcher deren am meisten enthält — als werthvoll und vorzüglich »m SltuationSton her vorgehoben: das erste Terzett und das fein geführte reizende Duett zwischen Irene und Eugenio, im zwei ten Act z. B. das Chor der AlguazilS, auch die Fest nehmung Pablo», die zweite und die VerkleidungSscene des dritten Act». Die Solostücke, mit Ausnahme der graziösen Cachucha der Paquita, treten au» den für die komische Oper zu schwerfälligen Recrtativ- und Ariososätzen nicht entschieden und selbstständig genug hervor und entfalten zu wenig gesanglich schöne und im Ausdruck wirksame Tonsprache. Gewinnenden Ein druck macht da» den -werten Act beendende Ballet, da» allerdings, sowie da» Austreten der Wache sür die Handlung überflüssig ist. Die Oper wurde mit Theilnahme und Anerken nung vom Publrcum ausgenommen und erweckte die Hoffnung, daß da» vielversprechende Talent Hrn. Reh baum» dcm Opernrepertoire noch weitere Werle bieten wird, in denen er die au» diesem ersten geschöpften Strenge zu drängen; wir beschränken un» darauf zu sagen, daß diese kleinen Verhandlungen keine Lösung sind. Die konstante römische Politik ist darin sehr augenscheinlich. Man hat sich nur an die Negociatwn zu erinnern, welche auf die famose Tagesordnung von 1845 folgte, und welche zu Rom durch Graf Rosfi geführt wurde. Damals rieth man dem Jesuitenorden, sich in der Erwartung besserer Tage einige Zeit todt zu stellen. Die Regierung, welche nichts Besseres ver langte, war nicht gezwungen, die Gesetze anzuwenden und die Frage blieb in suspeaoo. Zwanzig Jahre später, nachdem die erleuchtete Gesellschaft sich wieder aller Wege zur Regierung bemächtigte, rühmte sich Hr. Guizot, sie gerettet zu haben und schrieb: „Wenn ich anders gehandelt hätte, wenn die bürgerlichen Ge setze angewandt und vollzogen worden wären, welches wäre die Lage der Jesuiten 1848 gewesen? Glaubt man, daß eS der neuen Regierung, einerlei welches ihre Ansichten waren, möglich gewesen wäre, formell anerkannte Gesetze abzuschaffen, ganz neue Beschlüsse zu beseitigen und eine Gesellschaft wieder zu erwecken, welche kaum geschlagen war? Ich habe den Schlag vertagt, ich habe die Frage in sus penso gehalten." — Dieses war vollständig richtig, sagt John Lemoinne, die Frage war in suspenso ge blieben, wie sie es noch j^tzt bleiben wird, wenn man sich mit diesem „ Erklärung " genannten Zettelchen begnügen würde. Es würde nicht der Mühe werth sein, die Rettung so vieler Gesetze vollzogen zu haben, um sie hernaa, ins Wasser fallen zu lassen; eS hieße das mit der Theorie der Flottendemonstrationen Mißbrauch treiben. Die Regierung möge von allen Mitteln der Sanftmuth Gebrauch machen, wir verlangen nicht mehr; aber man vergesse nicht, daß die französischen Gesetze in Frankreich gelten müssen. — John Lemoinne zählt zu den gemäßigten Liberalen, und es kann nicht als ein günstiges Omen angesehen werden, daß er der Politik de Freycinet'S entgegentritt. Große Sensation verursacht ein Brief deS Deputirten der Nonne, Guichard von der republikanischen Linken, welcher gleichfalls gegen de Freycinet Stellung nimmt. Guichard sagt in einem am 15. d. in den Zeitungen publicirten Briefe: Die republikanische Linke sei zwar eine Regie rungspartei, aber unabhängig. Die Rede Freycinet'S zu Montauban lasse glauben, daß er sich für berech tigt halte, die Gesetze gegen die nichtautonsirten Con gregationen nicht auSzuführen. Ohne an eine Som- mation oder Usurpation von Rechten zu denken, habe Guichard gefragt, ob nicht die Bureaux und Comites ver sammelt werden sollen, um dem Ministerium bekannt zu geben, daß die von freigewählten Abgeordneten votirten Gesetze von der Exekutivgewalt getreu ausgeführt werden sollen. Eine kleine Besserung der Lage ist es, daß Herr D^vöS, der Vorstand deS Bureaus, an welchen der Brief Guichard's gerichtet war, die Einberufung der Bureaux namens einer beträchtlichen Deputirtengruppe gestern abgelehnt hat. Im Ganzen trägt aber die Situation noch völlig ihren bedenklichen Charakter. Der „Natio nal" meldet, in politischen Kreisen werde Freycinet'S Rücktritt für wahrscheinlich gehalten, und in den meisten Journalen discutirt man ernstlich die Chancen der ver schiedenen Candldaten, unter welchen Ferry vorwiegend genannt wird. Andererseits glaubt man dagegen auch, daß de Freycmet bleiben werde. Der „Telegraph«" deutet an, daß man sich im Conseil um so eher ver ständigen werde, als die auswärtigen Ereignisse eine MinlsterkrisiS in diesem Augenblicke besonders störend und es dagegen wünschenSwcrth erscheinen lassen, daß die Leitung der äußern Angelegenheiten in der Hand des Herrn v. Freycinet verbleibe. — Im Ausland ist es Italien, wo der Rücktritt de Freycinet'S erwünscht kommen würde. Die Thätigkeit Waddington's und Freycinet'S war darauf gerichtet, Frankreich im Mittel meer seine Stellung zu wahren, und eS kann keinem Zweifel unterliegen, daß die deutsche Politik Frankreich ein großes Entgegenkommen gezeigt hat. Wenn nach dem Sturz von Freycinet die Gambetta'sche Revanche politik wieder in den Vvroergrund treten sollte, so hofft Italien um so mehr in Tunis zu erringen. Von der Entscheidung de- Ministerconseils, welche unmittelbar bevorsteht, ist daher das zukünftige Verhalten Frank reichs dem Auslande gegenüber abhängig; sie ist sogar bedeutungsvoll für die fernere friedliche Entwickelung Europas. Tagesgeschichte. * Berlin, 16. September. Se. Majestät der Kaiser, die königlichen Prinzen und die hier an wesenden fürstlichen Herren fuhren heute Vormittag 9 Uhr auf der Militäreijenbahn mittelst Extrazugs vom hiesigen Dresdner Bahnhofe aus bis dahin, wo die Bahn den Marienfelde-Lichtenradener Weg schneidet, bestiegen dort die bereit gehaltenen Reitpferde und be gaben sich alsdann nach dem Manöverterrain zur Bei wohnung des Feldmanövers deS GardecorpS und des III. Armeecorps. Nachmittags H1 Uhr erfolgte vom Bahnhofe Mahlow auS die Rückfahrt mittelst Extra zuges auf der Militärbahu nach Berlin und die An kunft auf dem hiesigen Dresdner Bahnhofe gegen 1 Uhr. — Den Bundesrath, der in einigen Wochen Zusammentritt, erwartet, nach der „Köln. Ztg ", eine so große Reihe von Verwaltungsangelegenheiten, daß er sofort auf mehrere Wochen hin angestrengt beschäf tigt sein wird. — Auf die Eingabe, welche der Ver ein zur Wahrung der gemeinsamen wirthschast- lichen Interessen in Rheinland und Westfalen unter dem 4. d. M. an den Fürsten Reichskanzler ge richtet hat, in welcher darum gebeten wurde, die Ge setzentwürfe, betreffend die Anzeige der in Fabriken und ähnlichen Betrieben vorkommenden Unfälle, und die Vorschriften, betreffend den Schutz gewerblicher Ar beiter gegen Gefahren für Leben und Gesundheit, der Begutachtung sachverständiger Kreise zu unterbreiten, ist aus dem ReichSamte des Innern die folgende Ver fügung ergangen: Reichsamt des Innern. FriedrichSruh, 1«. September 1880. Dem Vorstande des Vereins zur Wahrung der gemein samen wirthschastlichen Interessen in Rheinland und West falen beehre ich mich aus die yesälligr Zuschrift vom 4. d. M. ergebenst zu erwidern, daß «ch bereit bin, dem darin ge stellten Anträge entsprechend, den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Anzeige der in Fabriken und ähnlichen Be trieben vorkommenden Unfälle, sowie den Entwurf von Vor schriften, betreffend den Schutz gewerblicher Arbeiter gegen Gefahren sür Leben und Gesundheit, durch Sachverständige, welche mit den Verhältnissen der verschiedenen Industrie zweige vermöge ihres Berufs vertraut sind, begutachten zu lassen. Ich ersuche deshalb den Vorstand ergebenst, mir zu diesem Zweck für Rhemland und Westsalen zwei geeignete Sachverständige zu bezeichnen. Der Reichskanzler v. Bismarck. An den Vorstand des Vereins zur Wahrung der gemeinsamen wirthschastlichen Interessen in Rheinland und Wcstsalen z H. deS Generalsecretärs Herrn Bück Wohlgeboren Düsseldorf. Die am Freitag den 17. d. M. statifindende Sitzung des LuratoriumS der Reichsbank ist lediglich durch die Bestimmung des tz 25 des Bank- gesetzeS vom 14. März 1875 veranlaßt, nach welcher das Curatorium sich vierteljährlich ein Mal zu ver- fammeln hat. Die Gerüchte, welche diefer Sitzung eine erhöhte Bedeutung beilegen, entbehren jeder Be gründung. Karlsruhe, 16. September. (Tel.) Die hier tagende Hauptverfammlung der deutschen Gustav-Adolf stiftung beschloß, die große Liebesgabe von 24000 M. der evangelischen Gemeinde in Agram zuzuwenden. Bezüglich der Erklärung der tiroler Bischöfe über die Erfahrungen mit glücklichem Erfolg verwerthet. Die fer wird sich auch in der routinirten und verständigen Behandlung des Orchesters durch geistvolle Eigen- thümlichkeit und reichere» Colorit steigern lassen. Die Aufführung der von Herrn Tetzlaff geschmack voll inscenirten und von Herrn Kapellmeister l)r. Wüll- ner sorgfältig einstudirten und dirigirten Oper war eine musikalisch wohlaelungene. Frau Schuch, Frl. Reuther, Nanitz, Sigler — die Herren A. Erl, Fischer, Degele, Eichberger waren darin beschäftigt, namentlich Frau Schuch-Paquita fand Gelegenheit, sich durch anmuthige Ausführung in Gesang und Spiel auSzuzeichnen. DaS sehr hübsch auLgestattete Ballet deS zweiten Acts wurde namentlich auch durch den graziösen Tanz des Frl. Zink zu einer sehr anziehen den effektvollen Zugabe der Oper. Der Lomponist wurde gerufen. L. Banck. Refidenztheater. Am 16. September wurde diese Bühne unter der Leitung de» Hrn. Director» Karl mit der inzwischen auch auf anderen Theatern zum belieb ten Zugstück in Mode gekommenen Novität „Boccaccio", Operette in drei Acten von Franz v. S.ippä (mit Text von F. Zell und Richard GenSe) in lebendiger Weise eröffnet. Nicht uur die Darstellung participirte an diefer Eigenschaft, fondern auch die sehr zahlreiche Theilnahme und Aufnahme von Seiten de» Publicum». Im Großen und Ganzen wirkte zumeist die Munterkeit und Frische, fleißige Einstudtrung und Vorführung, nicht minder aber die reichliche Ausstattung der Pidce, die wie fast alle heutigen Erzeugnisse auf eine gewisse Mittelver- fchwendung angewiesen ist, damit die Uebrrlegung de ¬ in Kunstsragen behaglich indifferent und tolerant ge wordenen Zuschauers nicht zu Athem komme. Wer Viele» bringt, wird Manchem etwa» bringen und ge nießt dabei noch die Erleichterung, durch die Menge der Vorfälle, Scenen, chormäßig einexercirten Neben personen, Comparserien und bunte Costume sich über die störenden Anforderungen an Composition und Ge- sammtsinn grvßentheil» hinweghelfen zu können. Diesen episodischen, anekdotenhaften Potpourricharak ter trägt die moderne Operette, die man sehr häufig Spectakeloperette nennen kann, überhaupt. Es kommt dabei ihrem Erfolg zu Statten, wenn, wie hier bei „Boc caccio", die Erfindung und geschickte Haudwerkstechnik eine» routinirten Musiker» von längst und ost trefflich erwiesenem Talent dem Ohr durch mannichfach gefällige Melodien und rhythmisch charakteristische Partien für partiellen Ensemdlegefang und größere Lhorsätze zu schmeicheln versteht. Wie schon sogar im ernsten Drama, werden um so mehr noch im Lustspiel oder gar in der Operette berühmte Persönlichkeiten au» der Weltgeschichte ge wöhnlich nur ihre» populären Namen» wegen zum Haupthelden gewählt. Mit einigen theatralischen Fetzen von Lüge und Wahrheit au» ihrem wirklichen Leben behangen, macht man sie zum Lockvogel für da» Bublicum, dessen gebildete Kreise zu dieser Respekt losigkeit wehmüthig schweigen, während sich der große Haufe nichtige Begebenheiten lieber vorfahren läßt, sobald sie eine Lelebrität berühren, welche er vom Hörensagen kennt und hier aus eine bequeme Weife unter Gelächter oder Rührung näher kennen zu lernen wähnt. Freilich ist diese Täuschung «ine eminentere, al» jene ähnliche, der die eifrigen Lefer der sogenann- k « k. k 4 a. >l! cn üe ht n> « u- n: tor
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