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Dresdner Journal : 10.09.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-09-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188009109
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800910
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800910
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1880
-
Monat
1880-09
- Tag 1880-09-10
-
Monat
1880-09
-
Jahr
1880
- Titel
- Dresdner Journal : 10.09.1880
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einer Partei einladet, welche die Forderung jener Re» gierung»welse zu ihrer Triebfeder machen soll. Aller wenigsten- müßte erst ein großer lebendigel Vorrath gemeinsamer Ueberzeugungen geschaffen sein, der alle politischen Gegensätze de- Lande- bis auf den einzigen al- alternirende Ergänzung gedachten in sich aufnähme und harmonisch vereinigte. Es ist doch sehr seltsam, die Wähler zur Sendung von Männern auszufordern, die einer folchen Partei angehören wollen, bevor der geistige Inhalt einer derartigen Partei vorhanden ist, so lange vielmehr da- politische und geistige Leben sich in einer Reihe von Gegensätzen, anstatt ui einem einfachen Gegensatz bewegt. ES ist aber die Frage, ob große Parteien, wie man sie nn Auge hat, durch die Gleichheit der geistigen und politischen Anschauun gen und nicht vielmehr durch andere Triebfedern zu- sammeogehalten werden. Die Unterzeichner de- Pro» gramm- vom 3l. August fordern indeß die Anhänger liberaler Meinungen auf, die Verschiedenheit ihrer Mei nungen aufzugeben, um eine Partei zu bilden, welche Das herbelführen kann, wa- die Unterzeichner ein „wahr haft constitutionelle-System" nennen. Dazu geben die Unterzeichner da- Beispiel, indem sie sich gegenüber den sachlichen Fragen auf dem Boden der Allgemein heit halten. Sie fordern aus zum „Widerstand gegen die rückschrittliche Bewegung", zum „Festhallen der nicht leicht errungenen politischen Freiheiten", ohne zu sagen, worin sie die rückschrittliche Bewegung erkennen und wer die politischen Freiheiten bedroht. Sie er klären sich für oie wirthjchaftliche Freiheit, welche allein die materielle Wohlfahrt der Nation verbürgen könne, ohne diesen Ausdruck zu definiren. Sie erklären sich gegen die unnöthige Belastung de- Volke-, ohne zu sagen, welche Lasten sie unnöthig finden, ob z. B. die Militärlast. Sie erklären sich gegen eine Steuerreform zum Nachtheil der ärmeren Klassen, ohne zu sagen, von welchen der bisher vorgeschlagenen Steuern sie eine Benachtheiligung der ärmeren Klassen im Verhältniß zu den wohlhabenden für nachgewiesen halten. Sie erklären sich für die kirchliche und religiöse Freiheit auf Grundlage einer selbstständigen StaatSgejetzgebung, „deren Durchführung nicht von politischen Nebenzwecken abhängig gemacht werden darf." Wenn eS also eine Kirche giebt, welche die Eigenschaft einer tausendjährigen Weltmacht besitzt, deren Hand in allen Veränderungen unsers WelttheilS sichtbar ist, m großen Völkerkriegen und in gewaltigen Bürgerkämpsen, in Staatentrennungen und Staaten bildungen, und wenn daneben einige Personen auf den Einfall kommen, sich als religiöse Gemeinschaft auszu- thun, s» sollen diese beiden Gesellschaften von der Ge- fetzgebung nach demselben Maßstabe gemessen werden, denn sonst würde die letztere von „politischen Neben zwecken abhängig gemacht werden!" Zuletzt erklären die Unterzeichner sich gegen die Unterordnung der Schule unter die kirchliche Autorität. Da nun Lehr plan, Lehrziel, sowie Organisation des Lehrerstandes in Preußen durch die Staatsgesetze geregelt sind und nirgends unter der Autorität der Kirche stehen, so kann die Erklärung wohl nur gegen die Verwendung kirch licher Kräfte in dem staatlich geregelten Schuldienst gerichtet sein. Die- ist der letzte Punkt des Programm-, bas die allgemeine und freudige Zustimmung, auf welche die Unterzeichner wohl gerechnet haben müssen, bisher nicht gesunden zu haben scheint." Lagesgcschichte. Dresden, 9. September. Ihre Majestäten der König und die Königin sind gestern Nachmittag von Leipzig in der königl. Villa zu Strehlen eingetroffen. An der gestrigen Hoftafel nahmen Ihre königl. Hoheit die Frau Großherzogin von Mecklenburg-Strelitz, sowie Ihre königl. Hoheiten der Prinz und die Prin zessin Christian von Schleswig-Holstein-Augustenburg und Se. Hoheit der Herzog Ernst Günther von Schles wig-Holstein-Augustenburg Theil. Dresden, 9. September. Der königl. großbritannische Geschäftsträger Mr. Strachey ist nach längerem Ur laube aus seinen hiesigen Posten zurückgekehrt. Leipzig, 7. September. Nachdem die DetachementS- übungen der 3. und 4. Jnfanteriebrigadc Nr. 47 und 48 mit 6. September beendet worden walen, sand heute das l. Feldmanöver der 2. Infanterie division Nr. 24 nach folgender Generalidee Statt. Em WestcorpS ist am 6. September von einem Ost corps bei Breitenfeld geschlagen, über die Defilsen der Elster und Luppe geworfen worden und zieht auf Merseburg ab. Die Elster- und Luppebrücken bci Möckern und Wahren sind in die Hand des Ostcorps 1009 aber kamen die Skrälinger in größerer Anzahl und griffen die Fremdlinge herzhaft mit ihren Schleu dern an. Auf beiden Seiten gab eS Erschlagene und Verwundete, Thorfinn hielt es daher auch für gerathen, seine Wohnsitze zu befestigen.*) (Fortsetzung folgt.) Theater. Aus Buda-Pest wird telegraphisch be richtet: Der Magistrat hat sich soeben für dieLrthei- lung der Concession zu Vorstellungen im deutschen Theater ausgesprochen. Die Dauer der Concession beträgt 10 Jahre, die LoncessionSgebühr 2000 Fl., und außerdem sind jährlich 4 Armenvorstellungen zu geben. Interessant ist, was ein ungarisches Blatt mit- theilt. Die Centralbodencreditanstalt sei nämlich ge willt, falls die Concession für deutsche Vorstellungen verweigert würde, das Theater an eine ungarische Ge sellschaft zu verpachten; in diesem Falle würde dem Bolk-theater, in dessen Interesse und von dessen Freun den und Protektoren die Agitation gegen das deutsche Theater in Buda-Pest hauptsächlich in Scene gesetzt wurde, eine sehr gefährliche Concurrenz erwachsen. Kunst. Mit dem Ende de- Jahres 1879 gelangte im Verlage von Schuster in Berlin unter dem Titel „Stammbuch der Berliner Nationalgalerie" (heraus- *) Nordische Altertbumtsorscher haben in dem sogenannten btkamiten Writing-Rock oder Diahlon-Rock östlich von der Mündung de» Tauion-Fluffc» im «laat« Massachuffet» unterm 4l' 46' iw" einen mit Runen bedeckten Stein und daraus den Namen Thorfinn so wie die Zahl litt erkennen wollen (er ist von Warden lS<» beschrieben und abgrbildet worden, Kosu- m«ot onrieu» rc. in „kocuoil 6» st cks itömoirso") und somit Thorfinn- Wohnfitz fixirt Bancroft und Marsh sprechen sich irdoch dagegen au«. gefallen, die Uebergänge weiter unterhalb sind vom WestcorpS zerstört worden. Specialidee für da» West corpS: Die Arriöregardenbrigade (comblnirte 3. Jn- fanteriebrlgade Nr. 47) hat am Abend des 6. September Vorposten in der Linie Leutzsch-Barneck-Böhlitz zurück gelassen und mit dem Rest bet RückmarSdors blvakcrt. Die Brigade erhält den Auftrag: nut den Bortruppen die vorwärtlgen Defileen zu beobachten, em Vorgehen des Gegners auszuhalten, sich aber in kein ernstes Ge fecht in genannten Dörfern zu verwickeln, eventuell auf RüamarSdorf zur> ck zu gehen, dort aber kräftigen Widerstand zu leisten. Specialtdee für das OstcorpS: Die Avantgardenbrigade (combmirte 4. Jnfanteriebrigadc Nr. 48) erhält den Auf trag, die Verfolgung des Gegner- über die Elster- Luppe - Defilven energisch fortzusetzen und denselben womöglich von der Merseburger Straße gegen Süden abzudrängen. Die combmirte 3. Jnfanteriebrigadc Nr. 47 unter Befehlen des Herrn Generalmajors v. Bosse bestand aus dem 5. Infanterieregiment Nr. 104, 2. Jägcrbatalllon Nr. 13, 1., 2., 5. Escadron 2. Husarenregiments Nr. 19 und der 5. und 8. Bat terie 2. Feldartillerieregiments Nr. 28. Die combi- nirte 4. Jnfanteriebrigadc Nr. 48 unter Befehlen des Herrn Generalmajor- v Wmkler bestand aus dem 7. Infanterieregiment Nr. 106, 8. Infanterieregiment Nr. 107, 3. und 4. Escadron 2. Husc.renregiments Nr. 19 und der 6. und 7. Batterie 2. Feldartillerie regiments Nr. 28. Während die combmirte 3. Jn- fanteriebrigade Nr. 47 mit dem Gros bei Rückmars dorf sich versammelte und Lortruppen in dec Linie Leutzsch-Barneck-Böhlitz etablirt hatte, war für die combmirte 4. Jnfanteriebrigade Nr. 48 Wahren als Sammelpunkt bestimmt worden. Um 9 Uhr begann das Manöver. Die 4. Jnfanteriebrigade Nr. 48 debouchirte zuerst mit der Avantgarde (7. Infanterie- regiment Nr. 106) über die Elster- und Luppe Defilöen und nahm die Dörfer Leutzsch, Barneck und Böhlitz in Besitz, welche von den schwachen Vortruppen des Gegners (2. Jägerbataillon Nr. 13) bald ge räumt wurden. Das 8. Infanterieregiment Nr. 107 wurde sodann hinter dem 7. Infanterieregiment Nr. 106 hinweg, direct nach Böhlitz dirigirt, mit der Weisung, auf Gundorf vorzudrmgen. Unter dessen war aber Gundorf und Burghausen selten der 3. Jnfanteriebrigade Nr. 47 mit 2 Bataillonen des 5. Infanterieregiments Nr. 104 besetzt worden, hinter welche das 2. Jägerbaiaillou Nr. 13 zurück gegangen war. ES entwickelte sich deshalb um den Besitz von Gundors und Burghausen ein heftiges Gefecht, in das beiderseits die Batterien mit emgriffen. Schließlich gelang es der 4. Jnfanteriebrigade Nr. 48 durch Weg nahme von Gundorf und weiteres Vordringen in ge nanntem Dorfe, auch zur Räumung von Burghaujen Veranlaffung zu geben. Die 3. Jnfanteriebrigade Nr. 47 zog nunmehr alle Kräfte in dre Stellung am Sand berge bei Rückmaisdorf nut dem Memtzwalde als linken Flügel zurück. Seiten der 4. Jnfanteriebrigade Nr. 48 wurde gegen diese starke Slellung das 8. Jnfanterie- regiment Nr. 107 von Gundorf gegen die Nordspitze des Bienitz und das 7. Infanterieregiment Nr. 106 über Burghausen gegen die SüdUsivre deS Waldes vordirigirt, und es gelang, gegen ^12 Uhr dem 8. Infanterieregiment Nr. 107, in den Wald einzudringen. Damit wurde das Manöver beendet. Die beiderseitige Cavallerie hatte sich während des gejammten Manöver verlaufes an der Merseburger Chaussöe beobachtend gegenübergestanden Da- Manöver fand unter den Augen Sr. Majestät deS Königs Statt, in Allerhöchstdessen Begleitung Se. königl. Hoheit der Prinz Georg und Se. Excellenz der Herr Krieg-mimster v. Fabrice sich besanven. Auch Ihre Majestät die Königin hatte Sich nach dem Ma növerfelde begeben und folgte zu Wagen den Truppen bewegungen. Nach beendetem Manöver fand ern könig liches Frühstück am Bienitz-Walde Statt, zu dem eine große Anzahl von Offizieren besohlen worden war. Ihre Majestäten begaben Sich über Böhlitz-Ehrenberg, Wahren, Möckern, Marienbrücke, Rosenthal nach der Stadt zurück und trafen um 2 Uhr wieder im könig lichen Palais ein. * Berlin, 8. September. Se. Majestät der Kaiser ist gestern Abend um 11 Uhr wieder von Schloß Babelsberg hier eingetroffen. — In Ausführung der kaiserl. Cabinetsordre über die Abhaltung des Dom- baufeste- in Köln am 15. October d. I. hat das Staatsministerium dem Kaiser ein Programm bezüglich der Veranstaltung des Festes zu unterbreiten. Der Entwurf hierzu wird im Cultusministcrium nach den gegeben vom Director Jordan) für 1880 der erste Theil einer graphischen Publikation der Galerie zur Ausgabe. Derselbe enthält zwölf Kunstwerke (zwei Bildhauerwerke und zehn Gemälde) der Sammlung und die Bildnisse ihrer Urheber in Radirungen von E. Forberg in Düsseldorf, HanS Meyer in Berlin, Frau Begas-Parmentier und mehrere Malerradirungen nebst biographischen Charakteristiken vom Herausgeber. Ein illustrirter Katalog der Nationalgalerie mit Nach bildungen in Zinkdruck ist in Vorbereitung. * Im Verlage von C. Schwager in Dresden sind im Lichtdruck von W. Hoffmann vervielfältigte Onginal- zeichnungen von Paul Heydel unter dem Titel „Amo retten" erschienen. Die kleinen Bilder wenden sich den leicht zu erheiternden Kreisen des großen Publi cum- zu, indem sie in ihren Darstellungen scherzhafte Parodien auf daS tägliche Leben nach Art der sinn bildlichen Kinderfriese und Vignetten vorführen. * Der inKasfel versammeltedeutscheBergmanns- tag hat beschlossen, alle 3 Jahre zu tagen. Zum Ver sammlungsort für den nächsten, >m Jahre 1883 statt findenden allgemeinen deutschen BergmannStag ist Dresden gewählt worden. * Unter den Essener Ausstellern auf der Düssel dorfer Gewerbe- und Kunstausstellung ist die im Jahre 1797 gegründete Firma G. D. Bädeker zu nennen, welche ihren umfangreichen pädagogischen Verlag, da runter die Lender'schen Schulwandkarten, ausgestellt hat. Unter den Schulbüchern befindet sich als litera rische- Unicum die 900ste Auflage der Häster-'schen Fibel, deren 1. Auflage im Jahre 1853 erschien; seitdem ist diesc» Schulbuch in mehr al» 2000000 Exemplaren gedruckt worden. Erhebungen au-gearbeitet, welche der Ministerialdirector Lucanus soeben in Köln vorgenommen hat. Dem Kaiser sollen die betreffenden Vorschläge schon in näch ster Zeit unterbreitet werden. — Unmittelbar an die Beendigung der Kaisermanöver, welche in der Um gebung Berlin» stattfinden, werden sich die dierjähri gen UebungSreisen de» großen Generalstabes anschließen. Sie sollen nach dem „Hann. Cour." etwa am 20. September beginnen, von Goslar ausgehen und sich dann etwa in der Richtung Kassel-Göttingen- Börssum bewegen. Die Leitung ist dem Chef de» Generalstabes de» X. Armeekorps, Generalmajor v. Waldersee, übertragen; daS Commando wird aus 4 Abtheilungschefs bez. Regimentskommandeuren, 6 höheren Stabsoffizieren, 15 Hauptleuten und den für die Arbeiten erforderlichen Unteroffizieren und Mann- ichaslen bestehen. —Die „Elsaß-Lothr. Ztg." ist gegen über den ZeitungSmittheilungen bezüglich deS Aufent haltes von Jesuiten im Elsaß wiederholt und in positivster Form zu der Erklärung ermächtigt, daß jene Behauptung jedes thatsächlichen Anhalts entbehrt und durchaus unrichtig ist. * Darmstadt, 8. September. Se. königl. Hoheit der Großherzog reist heute Abend nach Berlin ab, nm von dort am 14. d. über Köln und Vlissingen nach Balmoral zu einem mehrwöchigen Aufenthalt zu gehen. Die dre« jül.gsten Kinder des Großherzogs werden in Kötn mit demselben zur Weiterreise nach Balmoral zusammentreffen. London, 7. September. Die Thronrede, mit welcher heute da- Parlament vertagt wurde, hat laut der „N. fr. Pr." nachstehenden Wortlaut: Mylords und Gentlemen! Es erfüllt mich mit Befriedi gung, Vag ich mich endlich in der Lage befinde, Sie Ihrer mühsamen Arbeiten zu entbinden. Ich erhalte fortwährend Vcrjicherungen des freundlichsten Charakters von allen auswär tigen Mächten. Daß eS die hohe Pforte unterließ, ihrer Ver pflichtung gemäß einen Plan auSzusühren, welcher im letzten April bezüglich der Festsetzung der vltomanijchen Grenze gegen Montenegro vereinbart wurde, verursachte unliebsame (uatdr- tuonw- Verzögerungen in der Beilegung dieser Angelegenheit, und der Berliner Vertrag trat auch in anderen wichtigen Punkten, welche zu Anfang dieser Seffion offen geblieben waren, noch nicht in Wirksamkeit Die Regierungen, welche sich an jenem Vertrage betyeiligten, gaben dem Sultan ihre Anschauungen bezüglich der Mittel bckannt, um die griechische und montenegrinische Grenzfrage zu einer befriedigenden Lö- jung zu bringen, ferner bezüglich der administrativen Organi sation der europäischen Provinzen der Türkei und rücksichtlich der Hauptreformen, welche in den von Armeniern bewohnten asiatischen Provinzen verlangt wurden Ich hege die Zuver sicht, daß diese Ziele erreicht werden, da das europäische Lon- cert bezüglich der orientalischen Frage beständig erhalten blieb und da die Mächte, welche den Berliner Vertrag unterzeich neten, mit aller Autorität, welche ihrer vereinten Action zu kommt, bei der hohen Psone auf jene Maßnahmen dringen, welche ihrer Ansicht nach am besten geeignet find, die Ruhe im Orient sicherzustellen. Während der wenigen Monate, welche verstrichen sind, seitdem ich zuletzt S»e ansprach, vergaß ich die Erwägungen nicht, welche, wie ich damals erklärte, meine Politik an der Nordwestgrenze meines indischen Reiches leiten werden. Maß regeln wurden bereits ergriffen behufs der vollständigen mili tärischen Räumung Nordasgvauistans und einige Fortschritte in der Paclsicirung und Ordnung deS Landes gemacht Die Erneuerung der Feindseligkeiten von Seiten der Afghanen unter Ajub Khan machte erneuerte militärische Operationen in Südajghonistau ntzthig Die raschen Maßregeln, welche von der indischen Regierung zum Entsätze der Garnison von Kan dahar getroffen wurden, sowie die hervorragende Geschicklichkeit und Energie, die von meinen Osfizieren und Soldaten bci Durchsührung dieser Maßregeln bewiesen wurden, welche den kürzlich von den tapferen Truppen unter Commando von Fre derick Roberts erfochtenen glänzenden Sieg zur Folge hatten, werden, wie ich hoffe, rasch den Krieg in jenem Theile des Landes zu ehrenvoller Beendigung bringen. Ich bedauere, daß es bisher nicht möglich war, Ihnen solche Informationen bezüglich der allgemeinen Lage der indischen Finanzen und der jüngsten Fehler in der Vorlage der Rechnungen sür militärische Auslagen vorzulegen, welche Sie zu verlangen berechtigt sind. Bevor Sie Sich auf eine praktische Betrachtung dieses Gegen standes einlassen, können Sie jedoch versichert sein, daß ich mein Wort, Ihnen diese Information zukommen zu lasten, so bald es nur in meiner Macht stehen wird, einlösen werde. In dem Projecte einer südafrikanischen Consöveration wurde in letzter Zeit kein Fortschritt gemacht; auch konnte aus Versuchen, einen solchen Plan zu urgiren, kein Bortheil er wachsen, ausgenommen in Bezug aus eine günstige Bewegung der öffentlichen Meinung nach dieser Richtung in jenem Theile des Reiches Der allgemeine Zustand der Dinge in Südafrika ist jedoch im Ganzen befriedigend, ausgenommen im Basuto- lande. Daselbst hoffe ich jedoch, daß eine gemäßigte und ver. söhnliche Politik die Aufregung beschwichtigen wird, welche durch die gewaltsame Durchsührung der Entwaffnungsacte her- vorgerusen wurde. Meine Herren vom Hause der Gemeinen! Ich danke Ihnen für die liberalen Vorkehrungen, welche Sie trafen, um die Er fordernisse des Staatshaushaltes zu decken. Mylords und Gentlemenl Ich anerkenne mit Dank gegen den Allmächtigen das während mehrer Wochen glücklich sorldauernde schöne Weller sür die Einheimsung der Ernle, welche an vielen Orten eine berechtigte Hoffnung aus Ueberfluß erzeugt. Ich werde dadurch * In Clermont-Ferrand hat man die Enthül lung der Statue Blaise PaScal'S, die auf Sonn abend Nachmittag festgesetzt war, auf die Frühstunden deS 4. September verlegen müfsen, um nicht die Fest- theilnehmer dem Sonnenstich auSzusetzen. In Mitten einer Menge von vielen Tausenden ist das Denkmal deS berühmten Sohnes der Auvergne, das Werk des Bildhauers Guillaume enthüllt worden. * Am 14. September wird im Haag daS Spinoza- Denkmal enthüllt werden, dessen Kosten durch Beiträge der Verehrer und Anhänger der splnozistischen Lehre nicht blos in den Niederlanden, sondern auch durch die Liebesgaben au» Deutschland, England, Oesterreich, Belgien, Amerika, Finnland, Frankreich, Italien, der Schweiz u. s. w. bestritten werden konnten. Die Aus führung fiel einem Pariser Bildhauer, Fräderic Hexa- möre, zu; Spinoza sitzt sinnend da, sein Antlitz verklart von erhabenem Gleichmuthc. Der Platz, welcher für die Bildsäule bestimmt wurde, befindet sich in der Palvaljoens-Grecht, einem der stillsten Winkel der stillen holländischen Residenz; ausschlaggebend für diese Wahl mar der Umstand, daß der jüdische Denker und Brillenschleifer in dieser Seitenstraße lebte, schrieb und vorzeitig starb. Die Gesammtkosten deS Monument-, daS auf einem Sockel von polirtcm rothen Granit ruht, belaufen sich auf etwa 15000—16000 holl. Gulden. * In Pieve di Cadore, der Vaterstadt Tizian's, ist am 5. September ein Denkmal de» unsterblichen Künstler» enthüllt worden. Der „Pr." wird darüber von einem Kunstfreund geschrieben: Da» Monument ist eine Bronzestatue, die von dem Professor an der Akademie der bildenden Künste zu Vened.g, Dal Zotto, modcllirt und von den Brudern de Poli in Vittoria in die Lage versetzt, sowohl eine weitere Wiederbelebung de« HandelS und einen Zuwachs zu den Staatseinnahmen für diefe« Jahr vorouSzusetzen, und ich betone mit befonderm Vergnügen die wahrschrinlichc Besserung der Lage de» Volke» in Irland, welche» so bedeutend durch siühere Mißernten gelitten hat Ich sreue mich auch, zu bemerken, daß trotz de« späten Zeitpunkte«, in welchem Sie Ihre Arbeiten begannen, Ihr unermüdlicher Eiser und Ihre Geduld Sie in den Stand setzten, einige wcrlh volle Gesetze der Gesetzsammlung hinzuzusügen Ich erwähne vorzüglich Ihre Beilegung der seit lange streitigen Frage be züglich der Begräbnisse, ferner die Erziehungsacte, die Acte für bessere Feststellung der Haftpflicht der Arbeitgeber. Diesen würde ich noch den Wildschutz. die Abschaffung der Malzsteuer, die Sparkassen und Geldpostanweisungen, die Acte für Ver besserung der Lage der Matrosen und jene für eine sichrere Verladung von Getreide hinzusügen. Ich hoffe, daß diese Maßregeln mit Hilfe der Vorsehung zu dem Wohle und Ge deihen meine» Volke» beitragen mögen. Die erste Session des gegenwärtigen Parlumcnls, die heute zu Ende ging, hat 3 Monate und 18 Tage in Anspruch genommen, welche durch keinerlei Ferien unterbrochen wurden. New-Dork, 6. September. (Tel.) Der Präsi dent Hayes wurde in Utah, wo er auf seiner Reise nach San-Francisco angekommen ist, herzlich bewill kommnet. Präsident Taylor und andere tonangebende Mormonen begaben sich per Extrazug nach Ogden, wo sie mit Präsident HayeS zusainmentrasen und ihn nach der Salzseestadt geleiteten. Ein öffentlicher Empfang wurde Letzterem indeß nicht zu Theil. — Nachstehendes sind, den letzten Nachrichten auS Valparaiso zufolge, die zwischen Chile, Peru und Bolivien vereinbarten Friedensbedingungen: Bo livien hört auf, ein unabhängiger Staat zu sein und wird von Peru annectirt. Diese Annexion wird von Chile anerkannt, welche- dazu beitragen wird, dieselbe zu verwirklichen. Peru wird seine Marine nicht über eine durch Geheimvertrag bestimmte Anzahl von Schiffen vermehren. Chile erhält das südlich am Loa und west lich von den Cordilleren gelegene bolivische Territorium. Das Territorium von Tarapaca bleibt als Pfand »m Besitze der Chilenen bi- zur vollständigen Ausbezahlung der Kriegsentschädigung, die so hoch bemessen ist, daß eS Peru fast unmöglich fallen wird, dieselbe abzulragen. Das durch die Annexion Boliviens vergrößerte Terri torium Peru- wird durch Brasilien und Chile durch einen Offensiv- und Defensivvertrag zwischen den drei Mächten garantirt. Peru liefert an Chile die zwei Monitors „Manco Capac" und „Atahualpa" und die ganze Artillerie von Callao aus und schleift die Festungswerke deS Platzes. Peru verpflichtet sich, feine Flotte sür die Dauer von 20 Jahren nicht zu ver mehren und die Festungswerke von Callao nicht wieder herzustellen. Pein vergütigt Chile sämmiliche Kriegs kosten nach deren Feststellung Chile verpflichtet sich, die Hälfte der äußeren Schuld Perus zu bezahlen, die in den Händen von Ausländern vor der Kriegserklä rung war, und zwar zu dem damaligen Course der Londoner Fondsbörse. Zur orientalischen Frage. Ueber die Dulcignofrage, die Flottendemonstration und Alles, was damit zusammenhängt, liegen heute keine Mtttheilungen vor. Interessant »st eine Corre- spondenz der „Schlesischen Ztg." aus Konstantinopel vom 3. d., welche die ersten Miitheilungen über die Wirksamkeit des neuen Musteschars Wetten dorf enthält. Das betreffende Schreiben lautet: Der neue Musteschar (Unterstaatssecretär) im Finanzmini sterium, Hr. Wellendorf, kann sich seit Antritt feiner schwierigen Thätigkeit nur kargbemessener Erholungü- und Ruhezeit erfreuen. Persönliche Vorstellungen, mündliche und schriftliche P-titionen verfolgen den neuen Adlatus des Finanzministers unablässig. Eine große Menge Gläubiger der verschiedensten Ressorts des ottomanischen Ministeriums erblicken im neuen Musteschar ihren Rettungsengel, der ihnen nun nach jahrelangem Warten zu ihrem Gelbe verhelfen soll. Hr. Wettendorf hätte von früh bis Abends zu thun, falls er jeden dieser Petenten auch nur anhören wollie, daher sicht er sich gezwungen, diese Leute gar nicht mehr vorzulassen. Das Bureau des neuen Unter- staatssecrelärS befindet sich dicht neben dem Zimmer des Finanzminlsters. Es dürste selbstredend noch eine ge raume Weile dauern, bis Hr. Wettendorf einigermaßen onentirt sein wird, denn das Zurechtfinden in dem gegenwärtigen Chaos der türklichen Finanzen ist schon an und für sich eine bedeutende Leistung. Vor einiger Zeit wurde Hrn. Wettendorf das nicht ungewöhnliche Schauspiel einer Demonstration türkischer Weiber auf dem Finanzministerium zu Theil. Die unglücklichen gegossen wurde. Tizran ist im Momente des Schaffens aufgefaßt, die linke Hand hält die Palette, die rechte den Pinsel, der Kopf ist nach rechts gewendet, das Auge fixirt scharf das zu malende Object. In fehr glücklicher, geradezu mustergiltiger Weise ist die für den Bildhauer so schwierige Frage der Gewandung gelöst. Ueber die biS zur Hälfte der Oberschenkel reichende Schaube ist ein in Falten hinabfallender Mantel geworfen, während unter dem Baret, da» die Stirne umrahmt, eine Fülle von Locken herabquillt. Die auSdruckscolle Schönheit deS Kopfe-, die Vollen dung der Formen, wie die Noblesfe der Stellung er heben die Slatue zur Höhe eines wirklichen Kunst werkes, das durch die Harmonie seiner Conception einen dauernd befriedigenden Eindruck auf das Auge hervor- bringt. Ein weiterer Vorzug der Arbeit ist die Art, wie Dal Zotto die verschiedenen Stoffe der Kleidung behandelt, wie er jeden derselben in seiner Eigenart zur Geltung bringt. Im Gegensätze zu der Härte, welche sonst Bronzestatuen anhastet, finden wir hier die kleinsten Nuancen berücksichtigt und können sogar die Weichheit de- sammtenen Oberkleide» von der sei denen Glätte des LeibrockeS unterscheiden. Der Schöpfer de» Tizianmonument» in Cadore, ein noch in der Jugendblüthe stehender Mann, zählt zu den angesehen sten Bildhauern de» heutigen Italien», und mehrere andere Kunstwerke, an denen er gegenwärtig arbeitet, werden den Ruf seine» Namen» noch vermehren. In feinem Atelier sah ich eine nahezu vollendete Bronze» statue de» venetianischen Comödiendichter» Goldoni, welche im August nächsten Jahre» in der Lagunenstadt und zwar auf dem Platze St. Bartolomeo ausgestellt waden wird.
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