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Dresdner Journal : 24.10.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188010249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18801024
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18801024
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1880
-
Monat
1880-10
- Tag 1880-10-24
-
Monat
1880-10
-
Jahr
1880
- Titel
- Dresdner Journal : 24.10.1880
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nv«, »d« »ab !h» ».»««> i nur bi» n L Mttta,» l. Bahab- i-hnh 2», >« P.-M. .(«>. » 5.», SLb I»l. -ft Leipz. I-U- uo» «r '» ft. I» «0.1,!» ft B-hnh. >cht« au» urlerzua». iftad« iri« ,,«Rachm tlzug au« iua Vku!». i« Leuv. L). ION raz! (au« O«br.d. d« LOp» U »KLu nl. I. Sahn», »do 7,0 «3». i^u ns Shem- greiberg, c?m>:^« :zux au» au» Lin: <. :b. 8 7. NI. l«.L>. > Adeud« Ki«. 7 »>, 8,«s fr»» s Weihen) »»»Ichen) L «<oe«d« früh (au» »ir. ll.a» , ,<bm. «m« jb). li I« icht« »r NL>, und 8 » früh Sbo ab »«b- cüb. 8so (nur di« i. Meist i.k nun. ^ecke itimeiern l^e» . . . 140 . . . 18» .141 mit Ae- Musik imayer: 8 Uhr. :accto. Suftps. Decora- Xn tu i in 6 bretden Direc- ir. Frl. llzogrnr 8t», -Reiter- K1«t» kl». »d«. MS4» 4d»»»»»»»t«i»rsl«r l» r»n a. ^e, <lent»cl>« iLIirlict. : . 18 »"ft tritt ?out- onä fSjLdrliev! 4 Umrft bO Ds ztempelruscdt^ kinrn. diuwwern: 10 ?k lusaratenprel^er I^är 6«» kuum einer ^esprUtsoen ?etitr«ils 20 kk. Vater „Kio8««nät" dis 2«l« bv kk. rr»cl>«l»»»t I^Kliok mit Xu»n»kin« dsr Aonn- noä k«i«rt»x» 4t-en<l» für den sollenden l^ux Sonntag, den 2t. October. Dres-nerÄmmml. Verantwortliche Redattion: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. 1880. lnukruti iiannnlimk nnamürtui 1^»p,iU: >r Lran<t«treeer, vv:inut--lvlQr de» Dresdner dourost»; Ss»daiU-v«rU» Vi«a 8»»«I-Sr„Iao ^rauktarl U; //aa«en«tee»» L vvAier, Sirlin Vian-Nnwbnrss- rr»jk-L»ip,Iss-^r»olltvrt » « »üoekaa: dtud A/n«,e,' SarU»:LUnicz. /»«ei/idendneit , Lramsu: di, ^>»d,-ttrs Lraiian: L. ütes-en » ttiireuu; vkaimuii H l'n«At; rrankkurt ». >.: F darArr'ucke u. d t). d/-rrman»»- »cke Iinct>l>»i>dlnn8! a»rUt«: t? dl/ü/ier, «annor»r! 0 §«->«>>/,,.- kart» LarUn-rrunkturt ». N btuirxarr: La«-e «i Ox,- Laordur^: F' L'tevd-en, ulet. Lle»e»«r. Uvrauaxadar: Nöniol. kipeditioo de« Dresdner dcmrauia, I>readen, /«ji>)rer»Irn«u» 2V. Feuilleton. Redigirt »on Otto Banck. Dresden, 23. Oktober. Der widerwärtige Proceß Jung--de Woestyne hat unwillkürlich die Blicke deS Publikums auf eine Gat tung von Skandalliteraiur gerichtet, welche unter der gegenwärtigen Regierung de- republikanischen Frank reich in überraschender Weise emporgedieh. Seit einiger Zeit nehmen die Ausfälle über die Porno graphie einen ebenso großen Raum in den Pariser Blättern ein, als die „Oäeurs <1s karis". Die an» ständige Tagespresse lehnt sich gegen da- Uebcnvuchern der Schandpresse auf, welche die Boulevards beinahe jeden Tag mit neuem Unkraut überschwemmt. Es ist eine ekelhafte Genealogie, die sich mit einer geradezu erschreckenden Raschheit sortpflanzt. „Gil Blas" zeugte das „Evdnement Parisien", das „Evenement Parisien" zeugte „Le Boudoir", „Le Boudoir" zeugte „Le Prion", „Le Prion" zeugte den „Boccace", der „Boccace" zeugte den „FaublaS", der „Faublas" zeugte „Le Decameron", und so fort inS Unendliche — eine wahre Sündfluth. Die übrigen Blätter nahmen Notiz von diesem Treiben und schrieben Artikel darüber, die nicht viel bester waren, als die Erzeugnisse der genannten Schandprrsse. Francisque Sarcey hielt neulich in der LuU« äe» Oonkervuoes am Boulevard-deS-Capucines einen Vor trag über die pornographische Literatur, und nach der Vorlesung mußte man sich fragen, ob die Arznei nicht ärger sei, als die Krankheit. Es handelt sich hier offenbar um eine der Erscheinungen der furchtbaren sittlichen Pest, welche die Weltstadt Paris erfaßte und welche nur durch ein entschiedene- Elngreifen der Re gierung daran gehindert werden kann, den Ruin der Gesellschaft herbeizuführen. Die Gefahr »st der Art, daß nunmehr auch die ernste Tagespresse, an der Spitze der hochgeachtete „TempS", sich mit der Frage be schäftigt. Der „TempS" schreibt: „Die öffentliche Meinung ist Mit vollem Recht über daS wahrhaft unerhörte Ueberfluthen der pornographischen Publikationen erregt. Dieser Aussatz, zuerst geheim gehalten, endigte damit, sich nach Art der contagiösen Krankheiten zu verbrei ten, und es war an der Zeit, ihm mit energischen Heilmitteln entgegenzutreten. Wir erfahren, daß die allgemein verlangten Maßregeln ergriffen wurden, und wir hoffen, daß kein Freund der Preßfreiheit daran Anstoß nimmt. Man weiß, daß für uns keine Preß^ vergehen existiren; waS existirt, sind Vergehen gegen das gemeine Recht, begangen durch die Presse. Von diesem Gesichtspunkte aus ist die Wirksamkeit eines Journals viel größer, als diejenige eines Buchs. DaS Buch wendet sich nur an Einige; man muß gehen, es zü suchen, es wird nicht allerwärtS angeboten. Die Zeitung ist im Gegentheil überall und kommt überall hin, sie läuft dem Vorübergehenden nach und bemäch tigt sich seiner. Tie verschiedenste Kundschaft gehört ihr an: daS junge Mädchen, der Schüler, daS Kind gehören zu ihren ersten Opfern. ES existirt lein siche reres und rascher wirkendes Contagium. DaS war die große Gefahr, von welcher alle Welt seit dem Debüt der Skandalprcsse getroffen wurde. ES glcbt eine ganze Kategorie von Lesern, die das Gift ohne Ver- theidigung trifft und welche geschützt werden müssen. Das obscöne Buch ist mit Recht verboten. Die guten Sitten sind gegen seine Einwirkung geschützt. Warum sollen sie dieses nicht sein gegen dieses weit thätigere und sürchterlichere Werkzeug, die periodische Schrist. Es wäre sicher ein frivoles Paradoxon, zu Gunsten einer solchen Propaganda das Recht des gedruckten Wortes anzurufen. In diesem Falle bemißt sich das Vergehen nach der Anzahl der verbreiteten Exemplare. Es fällt in die Augen, daß grobe Aufmunterungen zur Lüderlichkeit, unter freiem Himmel, dem ersten Besten angeboten, den Gesetzgeber nicht unbewaffnet vorfinden dürfen. Wir glauben nicht, daß über diesen Punkt ein ernstlicher Zweifel obwalten kann. Wir halten unS nicht weiter dabei auf, zu prüfen, bis zu welchem Grad die Literatur, so frei als man sie sich denkt, bei dieser Angelegenheit interessirt ist. Jedermann weiß, daß literarische Vorstudien das Ge ringste sind, dessen eS für die Unternehmer dieser In dustrie bedarf. Ihr Zweck ist eine käufliche Spekula tion auf unbekennbare Instinkte. Sagen wir es übri gens zur Ehre des Pariser Charakters und deS fran zösischen Charakters, darin haben sie sich getäuscht. Wenn eS ein unserer Race eigenthümlicheS Gefühl giebt, so ist dieses eine Blüihe der Delikatesse, ein an geborenes Gefühl des Maßes aller Dinge, welche» selbst die Keckheiten deS Naturalismus nicht zu er drücken vermochten. Wir sind Gallier, welche daS zwanglose Wort nicht erschreckt, sobald es am rechten Ort und mit der Grazie gesagt wird, durch welche es annehmbar wird. Die Plumpheit widersteht diesen künstlerischen Instinkten, welche einen Schmuck de» nationalen Geistes bilden; in seiner nachsichtigen Leich tigkeit vermochte er immer die Grenze zu finden, welche die erlaubte Freiheit von der Obscönität unterscheidet. Man w rd uns gewiß davon entbinden, den imperti nenten Rekurs zu wiederholen, welchen die Heraus geber und Anwälte dieser Publikationen sich nicht ge scheut haben anzurufen, als sie glaubten, sich unter den Schutz dieser gallischen Literatur stellen zu müssen, welche den Bücherfreunden theuer ist. Unsere alten Plauderer verdienen nicht die nachträgliche Injurie dieses Vergleichs. Sie hatten Geist und frohe Laune, Poesie in ihrem Lächeln, und allen ihren Erzählungen lag ein philosophischer Sauerteig zu Grunde, welcher die Kühnheit der Form entschuldigte. Bei den Emen entsprang die Fröhlichkeit aus einem Uebermaß von Gesundheit; bei den Anderen war das laute Lachen die Würze deS moralischen oder politischen Gedankens. Hier giebt es keine Aehnlichkeit. Was in Frankreich am wenigsten verziehen wird, ist die Verletzung de» guten Geschmacks. Im Uebrigen bietet diese Gattung Ausbeutung Nichts, waS der Kunst ähnlich sieht. Keine Spur von Erfindung oder Originalität; bald findet man nur platte Rhapsodie, dann wieder eine alte Anekdote, die bereits durch den Mund aller Welt ihren Lauf nahm, aber ihrer früheren Naivetät beraubt und in geschmackloser Weise vergrößert und parodirt. Man kann sagen, daß die bruSke Invasion dieser Literatur auf den öffentlichen Straßen ebenso ein Ge fühl deS Erstaunens wie einen Eindruck deS Wider willens hervorbrachte. Man mußte den französischen Leser sehr wenig kennen, um diese Unternehmung bei ihm zu versuchen." Auch daS „Journal deS DebatS" spendet in warmen Worten der Regierung seine Anerkennung für die gegen die Schmutzpresse ergriffenen Maßregeln. Es verwahrt sich ebenfalls gegen Vergleiche dieser Presse mit Rabelais und ähnlichen Autoren und ver langt strenge Maßregeln gegen fernere Verbreitung. So gut die Polizei dafür sorgen müsse, daß die Straße gekehrt werde, so gut müsse sie auch dafür sorgen, daß dieser Schmutz nicht die öffentlichen Wege und Plätze verunreinige. Der Artikel deS „Journal des DebatS" unterscheidet sich jedoch darin wesentlich von den Be trachtungen deS „TempS", daß er auf die Ursachen des AuftauchenS jener Schmutzpresse näher eingeht. „Es ist sehr knabenhaft", sagt das Blatt, „eine poli tische Regierung für Excesse der Literatur verantwort lich zu machen; wir erkennen jedoch an, daß wir seit einigen Jahren ein Schauspiel vor Augen haben, wie wir ihm unter den vorausgegangenen Regierungen nicht beiwotmten. Man hat in einer andern Epoche sehen können, daß ein unmoralisches Werk, ein obscöner Roman einen aus ungesunder Neugierde entsprungenen Erfolg errang, die Stimmen einiger Heruntergekom menen zu vereinigen vermochte, einer Anzahl Schrift steller, welche das Bizarre und Häßliche mehr anzog Amtlicher Theil. Dresden, 22. Oktober. Se. Majestät der König hat dem Direktor der Soldaten Knaben-ErziehungS- Anstalt zu Kleinstrupprn, Johann Andrea» Müller, bei dessen Versetzung in den Ruhestand daS Ritter kreuz I. Klasse deS AlbrechtSordenS allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König hat allergnädigst geruht, dem Rittergutsbesitzer Reich auf Biehla daS Ritter kreuz I. Klosse vom AlbrechtSorden zu verleihen. wie da» Schöne und Wahre und, Dank einer ver steckten Propaganda, eine gewisse Anzahl Auflagen erleben konnte. Aber man hatte damal» noch nicht wie heme Werke gesehen, in welchen die Kunst unter den Schmutzworten verschwindet, unter der ge suchten Beschreibung der gewagtesten Situationen: Bücher, welche eine übermäßige Berühmtheit und einen größern Ersolg erlangten, als die gründlichsten und schwierigsten Werke, und welche auf allen Wegen, durch das Feuilleton und durch die Commentaie der Presse in die Hände des großen Publikums kamen. Der Einfluß solcher Bücher wird aus verschiedene Weise ausgeübt. Durch sie selbst, indem sie die Blume der Höflichkeit und des guten Geschmackes verdunkeln, welche so lange das Erbtheil unserer Sprache und de» nationalen Genies waren. Durch die Nachahmungen aber, we'che sie Hervorrufen, versetzen sie der Kunst einen noch tödtlicheren Stoß, als der Sprache; sie sind verantwortlich für diese anekelnde Literatur, die nicht einmal mehr die Entschuldigung deS Talents für sich hat, welche die gute Gesellschaft, ihre Gewohnheiten, ihre Gebräuche ignorirt, welche aber vortrefflich die unbekennbare Gesellschaft kennt, welche deren Sprache spricht und ihre Laster mit einem CyniSmuS zur Schau trägt, mit einer Gelehrsamkeit der AuLdrucksweise, welche zu sehr auf die Nachsicht rechnet. Wenn die Schriftsteller, von welchen wir sprechen, für die Aus schreitungen ihrer Nachahmer verantwortlich sind, so sind sie e» auch, wenn auch weniger direkt, für die Mitschuld der Kr.tlk. Die Kritik, sei sie wohlwollend oder streng, hat Unrecht, in dem Journal, dem Buch, im öffentlichen Vortrag mit dem vollen Tageslicht der DlScussion Theorien und Vorgänge zu beleuchten, die man entstehen und wieder absterben lassen muß, inmitten der kleinen Zahl der Adepten, welche man in den Schatten zurückdrängen soll, anstatt sie anö Licht zu ziehen." Das „Journal de» DebatS" erblickt also die ursprüngliche, erzeugende Ursache der Pariser Schmutz- Presse in der groben naturalistischen Richtung, welche bei der belletristischen Literatur in Frankreich die herr schende geworden ist. Zola'L„Nana" und daS „Assom- moir" waren die Ansänge, aus welchen jene elende Boulevardpresse, die heute eine Plage von Paris ge worden, entsprungen ist. Es wäre gefehlt, wenn man aus diesen Erscheinungen Folgerungen ziehen wollte, welche sich ausschließlich aus Frankreich beziehen. Die selben Krankheitssymptome, jedoch nur in etwas min der acuter Gestalt, treten auch in Deutschland zu Tage. Auch bei uns giebt eS belletristische Schriftsteller, die seit Jahren auf die schlechtesten Geschmacksrichtungen speculiren, die daraus ausgehen, unser Volksleben, ja unsere Jugend sittlich zu vergiften. Mit lasciven Ro manen und Dichtungen fängt man an, und mit einer skandalösen Boulevardpresse hört man auf. Als seiner Zeit „Nana" sich den Beifall dec Wüstlinge und sitten losen Frauen erwarb, fanden sich in Deutschland Buch händler, welche sofort bereit waren, die schmutzigen Werke Zola's in Uebersetzungen zu verbreiten, und ein speculationslustiges großes Wiener Blatt hatte nichts Eiligeres zu thun, als Emil Zola im Feuilleton als seinen Mitarbeiter aufzuführen. Dem groben Ma terialismus unserer Zeit, der gemeinen Sucht nach Erwerb ist nichts heilig, nichts ehrwürdig. Hier sam melt er den Mammon durch faule Gründungen, da durch Wucher, dort vergiftet und verpestet er das sitt liche Gefühl unseres Volkes. Die Folgen sind ihm gleich- giltig. Ob die Fundamente der Gesellschaft untergraben werden, ob unser Staat, welcher auf den heiligen Grund lagen der Religion und guten Sitte, der Familie, der Ehe beruht, dereinst zu Grunde gehen kann, was lüm men'» ihn. UOU8 le üelug« tpricht, gleich dem leichtfertigen französischen König, welcher der großen Revolution vorausging, jenes moderne literarische Spe- Nichtamtlicher Theil, u e b e r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. Zeitnugsschau. (TempS. Journal des DebatS.) TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. München. Pari». Rom. London. Kopenhagen New-Uork.) Zur »rientalischeu Krage. Dresdner Nachrichten. Beilage. Ernennungen» Versetzungen rc. iw össentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Vermischtes. Telegraphische Nachrichten. Dortmund, Sonnabend, 23. Oktober. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Ans dem Schacht „Arnold" der Zeche „Heinrtch Gustav" deS Harpener Berg- bauvereius im Revier Bochum hat eine Erplofion schlagender Wetter stattgefunden, durch welche 4 Häuer getödtet und 3 verwundet wurden. AlS Ursache deS Unglücks ist, der „Westfälischen Zei tung" zufolge, verbotswidriges Schießen anzusehen. Das Schießen war verboten, weil vor 3 Wochen sogenannte Bläser (Wetter) aufgetreten waren. Paris, Sonnabend, 23. Oktober. (Tel. d. DreSdn. Journ.) WiePrivatnachrichtrn der „Agrnce Havas" aus Konstantinopel melden, hat der Tultau alle von der Pforte aufgestellten Beding- unarn betreffs der Ueberaabr von Dulcigno zn- ruckgezogev und baldigste Urbergabt verheißen. Eetiuje, Freitag, 22. Oktober, Abends. (Tel. d. DreSdn. Jomn.) Die in Rjeka eingestellten Ver handlungen zwischen den montenegrinischen Drle> girtrn vnd Hodo Bey wurden in Birbazar wieder ausgenommen. Die Aussichten auf eine baldige Uebergabe Dulciguos sollen durch neue türkische Vorschläge einigermaßen abgeschwächt sein. Belgrad, Kreitag, 22. Oktober. (Tel. d. Presse.) Es ist ein« MivisterkrisiS ausgebrochen. Ursache ist das Mißlingen der Offertausschreibung für den Eisenbahnbau und die Uneinigkeit der Minister bezüglich der Forderung Ristic' ans Entlassung des Kinanzministers. Man glaubt, der Cabinets- wechsel sei mehr ein Personen-, als ein System- Wechsel. Athen, Freitag, 22. Oktober, Nachmittag». (W. T. B.) Die Kammer hat mit 92 Stimmen den von der Oppositionspartei aufgestellten Can- didatrn, AugherionS, zum Präsidenten gewählt. Der Candidat der Regierungspartei, KalifornaS, erhielt 55 Stimmen; Stimmzettel wurden un beschrieben abgegeben. Der baldige Rücktritt des Ministeriums wird für wahrscheinlich gehalten. Athen, Sonnabend, 23. Oktober. (Tel. d. DreSdn. Journ.) DaS Ministerium hat demissio- ntrt. Wir eS heißt, würde KomunduroS mit der Bildung eines neuen Cabinets beauftragt werden. leider und hierin liegt eine große, vielleicht im schlim meren Falle recht nachtheilig wirkende Einrichtung der Baulichkeit) durch eine sechsstufige Treppe von und neben dem sehr tief gelegten Orchester erschwert; hat man aber dies unbequeme Hinderniß überstiegen und sitzt im Sessel der Bühne gegenüber, so gewahrt man sogleich, wie der Architekt das richtige höhere Verhält- niß zwischen dem Beschauer und der Bühne getroffen hat und gewinnt zugleich die richtige Schätzung der großen und weiten Raumverhältnisse: die auf den Breiern thätigen Personen bewegen sich frei vor dem Auge, erscheinen jedoch in einiger Abminderung der wirklichen Größe. Die für das Festspiel der Eröffnung aufgestellten Decorationen traten in voller Deutlichkeit ihrer schönen künstlerischen Ausführung entgegen; den übrigen schon angefertigten (sie reichen einstweilen für zwölf Opern aus) rühmt man denselben hohen künst lerischen Werth nach. Die Durchwanderung der Corridore und die Be schreitung der die Ränge verbindenden Treppen ließ überall mehr oder minder zweckmäßige Anordnungen bemerken, aber das ist Alle- nebensächlich gegenüber dem weiten und breiten Foyer, dessen großartige An lage »u dem AuSspruche Veranlassung wurde: „Die Frankfurter hätten sich ein prächtige- Foyer gebaut, an welchem hinten ein kleine» Theater hängt." Diese» „Zuviel" entsprang der Anschauung de» Architekten, der den in seiner gediegenen Pracht der Dekoration fesselnden Raum zur Ablegung der AlllagSstimmung, »ur gefälligen Erholung bestimmt wissen wollte und für diesen schönen Zweck keineswegs da» Maß über schritt, was die Verhältnisse de» ganzen Baue» zuließen. Der Ort dient in seiner dekorativen Ausführung und Vom neuen Frankfurter Theater giebt F. A. Ricci uS in den „Hamb. Nachr."nach persön licher Anschauung eine kurze lebendige Schilderung. Es ist ohne Frage ein nach der Strömung unserer Tage auf geführter und in seiner Tendenz herrlich gelungener Prachtbau, der vorläufig über die Bedürfnisse, Mittel und dauernde Opferwilligkeit der Stadt beträchtlich hinausragt. Der genannte Kritiker sagt: Bon der Bühne hatte ich den schönsten Ueberblick über daS auch am Tage der letzten Arbeit und Vor bereitung hell erleuchtete Innere deS Zuschauerraumes, der mittelst eines sehr breiten, in drei Logenreihen durch alle Stockwerke gehenden Prosceniums mit der Bühne in Verbindung gebracht ist, der übrigens in hufeisenförmiger, hochstrebender Architektur die bekannte, natürlich in Emzelheiten abweichende Einrichtung in Parquet und vier Ränge mit den dazu gehörigen und üblichen Logen enthält. Der erste Einblick von der Bühne herab in das von einer reichflammigen und kostbaren, aber in feenhafter Zierlichkeit erdachten GaS- krone erleuchtete HauS erzeugte den Eindruck der Be wunderung über die schön geschwungenen Linien, über den Glanz der Bergoldung, die bunte Farbenpracht und die geschmackvollen künstlerischen Verzierungen de» Bildhauers und de» Maler»; die Einzelheiten letzterer Art waren leider in flüchtigen, vorübergehenden Be schauungen nicht zu erfassen und ihre Kritik gehört auch in ein bauliche» Fachjournal. Hier ist nur der gewonnene Eindruck gediegener Pracht, eine» üppigen Farben- und Goldreichthum» be» aller Massenhaftigkeit de» Gefälligen und sogar Eleganten zu bestätigen. Der Eintritt in die Sitzreihen de» Parquet» wird Freitag, den 22. October sand im Gewerbehaussaale da» erste Symphonieconcert der königl. Kapelle unter Directwn de» Hrn. Kapellmeister» l)r. Wüllner Statt. E» bot in vorzüglichen, die künstlerische Meister schaft der Kapelle bewährenden Ausführungen Beet hoven'« 6Symphonie, in welcher er zuerst im Beginne seiner hohen Geisterbahn den Reichthum seine» Orchester« entwickelte, Schumann'» ö-äur- (Frühling» ) Symphonie, „eine Faustouverture" von R. Wagner und al» Novität Introduktion und Scherzo von I. Loui» Nicodä. Da» letztere Stück folgt mit lebhafter An empfindung und keck prakticirender Technik dem von neueren Componisten, auch namentlich in der Instru mentation, empfangenen Impulse und zeigt — von der Scherzoform unterstützt — rhythmischen Zug, Es prit und Sinn für den instrumentalen Effect. Hr. Nicode gebraucht jedoch übermäßig viel Tonmittel und zu prätentiöse und übelklingende Harmonik und Modu lation — besonders in der Jntroduction — für Da», wa« er un» zu sagen weiß. Solche junge, frische An- läuft indeß bilden die Technik und ebenen die Bahn, wenn da» Talent in seiner Production sich später von außen mehr nach innen wenden sollte. Wagner'« Ouvertüre ist ein geistreiche«, feine be- wunderung«werthe Beherrschung de» Orchester» be zeugende», aber auch unklare«, krankhaft wüste« und sich selbst zu Lieb geschriebene« Charakterbild. Doch e« ist ein Andere», seine rein subjektiven Stimmungen und Seelenzustände für diejenigen des Faust zu setzen, oder aber die charakteristische Bedeutung dieses poetisch erhobenen und geadelten Typus des ringenden Men- schengeiste», wie unS ihn Goethe darlegt, in objektiver Anschauung durch das Medium der Kunst zum vollen, wahren und unmittelbar verständlichen Ausdruck zu dringen. Der musikalische Ausdruck der Faustidee wird ein ungelöste» Problem bleiben. Da- philoso phische Element widerstrebt der Tonkunst, und auch von der zersetzenden Sophistck eines Mephistopheles weiß die Musik nichts zu sagen. Man vermöchte sich dieser immer nur im Allgemeinen an den kühn auf strebenden Geistesdrang und dann an daS rein Mensch liche im „Faust" anzulehnen. Schumann hatte seiner 1841 componirten ö-6ur- Symphome, welche die Reihe seiner bedeutenden Jn- strumentalwerke beginnt und zugleich seine um diese Zeit gewonnene Ueberzeugung thatsächlich kennzeichnet, daß wer in freien Formen schafft n wolle, zuvor die gebundenen für alle Zeiten gültigen Formen beherr schen müsse — nicht bloS den Titel „Frühlingssym phonie" bestimmt, sondern wollte auch die einzelnen Sätze mit Ueberschristen versehen, die da» Programm nach dem Originalmanuscript angiebt. Meiner Er innerung nach war — wie auch WasielewSki angiebt — für den letzten Satz zuerst das Epitheton „Früh- lingSabschied" beabsichtigt. Bei der Herausgabe de« Werls ließ Schumann indeß diese sBeze,chnungen gänz lich fallen und zog vor, den Geist der Composition frei wirken zu lassen. C. Banck.
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