Volltext Seite (XML)
Ü l 0 <1 0 .1 0 0 4 TEXTWO RTE Schlafe, schlafe, o Welt! Leise nahet die Nacht, alles Sehnen ist still und erfüllet die Zeit. Schlafe, schlafe, o Mensch! Was schreist Du auf aus den Träumen? Seele, fürchte Dich nicht! Siehe, ich trage die Welten, in mir glüht Euer Schmerz, so mit allen verwachsen, sink ich dem Schöpfer ans Herz. Höre: der Ewige ist gut, wenn wir ihn auch nicht erkennen, Glaube: wenn wir verbrennen, verglüht er sein eignes Blut, Bedenke: was wäre ein Gott, der sich erschaffen zur Qual zu leiden unselige Not? Nein! Er schuf sich das Glück! Schlafe, schlafe, o Welt! Alles Sehnen ist weit! Still ist jeglicher Mund, erfüllet die Zeit. ERLÄUTERUNGEN 2. Sinfonie g-moll von Paul Kletzki Paul Kletzki, geboren 1900 in Lodz, besuchte die Oberrealschule bis zum Maturus; als Schüler Mitglied der dortigen Philharmonie, studierte er dann seit 1921 noch bei Fch.E. Koch in Berlin. Seine bisherigen Kammer musik- und Orchesterkompositionen zeigen, daß man sich mit kraftvoller gesunder Rhythmik und einer nicht nur mit dem Verstände erklügelten Melodik und Harmonik doch nicht den Ruf eines Altmodischen zuzuziehen braucht. Die 2. Sinfonie ist für großes Orchester gesetzt, in dem die Holzbläser 3- und 4fach, die Hörner zu 6 disponiert sind, merkwürdigerweise aber die Posaunen fehlen und eine menschliche Solostimme mit verwendet ist. Sehr erregt und leidenschaftlich beginnt der tragische erste Satz. Unruhvoll bleibt sein Charakter auch weiterhin durch mannigfachen Wechsel dramatisch akzentuierter und gesangvoll weicher Partien. Eine Generalpause bringt einmal einen stark gliedernden Einschnitt. Gelegentlich treten Instrumentengruppen und Einzelinstrumente markiert hervor. Der langsame zweite Satz ist schlichter gehalten. Ruhige Stimmungen. Das erregt Betonte ist ihm trotzdem nicht fremd. Der Mittelteil bringt reiche Figuration (Auszierungen). Im Scherzo, dem dritten Satz, bringt zuerst das Englisch Horn (Altoboe) „sehr leicht und spitz“, wie der Komponist es gespielt haben will, das Hauptthema, dessen Rhythmus bestimmend wird für die Bewegungs art des ganzen Stückes. Die ersten Intervalle des Themas sind reizvoll melodisch im älteren Sinne, die Endintervalle biegen den Charakter ins Moderne. Einige orgelklangähnliche Akkorde (Fagotte und Klarinetten) leiten