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Dresdner Journal : 29.01.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188201295
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820129
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-01
- Tag 1882-01-29
-
Monat
1882-01
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 29.01.1882
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Sonntag, den 29. Januar M24 1882 Xdo»ov»«»t,pr«l»r Dres-nerAomnal 18 Verantwortliche Redaction: Oberredrctenr Rudolf Günther in Dresden. äs« üsvtaeken kvioks, tritt?o»t- uo6 In,vr»te»pr«l»v: ^ilr äsn N»um ein«r ^e»p»>t»neo ?«tit-oils 20 ?f. v»t«r „Liog»«mrit" Ui« 2«il« S0 ?f v« 1'»d«Uea- uo6 2iNsrn«»tr 00 H Lvaekslnen r 7>sliod wit Xuinatlwe 6sr 8om>- u»6 keisrt«^» XdovUi kvr 6«o kol^vväou 8t«mp«I.u.^^ kinru t.ln»eln« diuwwsru! lorf »»»«ralenaooaUwe «o,Mlrtiir r>. Oowmi—ionLr Se» Orexivsr ^ouriull»: S»»d»r, L-rl!» -Vt«o - l^ipii, U»»»I Nr«»1»u vnutkNirl U.: //aaZrn^rin F r«A/rr, N»rNi»-Vien N,mi>«r^- kr»U-I«ipitU-2r»»>lklr1 «. N. X'u-i. - N-rita: Irsmco X: 8c/Uo«e, /, ätanA-'N» L«rra« Xa!>at/»),' kr»llktarr » N : X'. ^a«A<r'»oI>s Nucktliu>lilun8! adrM,: t?. A/üttrr,- (,'. i8<X>t«,/«r, v»ri» 0-rUa - kr^o^krt » II >t«N,»rt: 7)a«d« <t 60., L«»dorx: Xd. Lt«»^r I1»r»u»xeb«rr LSnisl r»peaition äs» Vrv^äner Journal», Drsiäeo, Lvio^eritr»»« Ho. LV. Hlachöestellungen auf da- „Dresdner Journal" für die Monate Februar und März werden zum Preise von 3 M. angenommen für Dresden bei der unter zeichneten Expeditton (Zwingerstr. Nr. 20), für auswärts bei den betreffenden Postanstalten. A»kLxdig»ge» aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung, und werden die Insertion-gebühre» im Jnseraten- theile mit 20 Pf. für die gespaltene Petttzeile oder deren Raum berechnet; für Inserate unter der Rubrik „Eingesandtes" sind die Jnsertions- gebühren auf 50 Pf. pro Zeile festgestellt. In DreSde»-Neustadt können Abonnement-- bestellungen abgegeben werden in der Kunst- und Musikalienhandlung des Herrn Adolf Brauer (Hauptstraße 2), woselbst auch Inserate zur Beförderung an unser Blatt angenammen werden. König!. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Theil. Dretden, 2b. Januar. Se. Majestät der König haben dem Pfarrer Ernst Dillner in Raußlitz daS Ritterkreuz I. Tlasse deS AlbrechtSordenS Allergnädigst zu verleihen geruht Se. Majestät der König haben dem Lhaussäegeld- Einnehmer Friedrich August Planitz in Wolkenstein da» allgemeine Ehrenzeichen Allergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil, u,»"sicht: Telegraphische Nachrichten. AeituugSschav. TageSgeschichte. Dresdner Nachrichten. Statistik and LolkSmirthschaft. LingesandteS. Feuilleton. TageSkalender. Inserate. Beilage. ReichStagSverhandluvgen. (Sitzung vom 27. Januar.) Ernennungen, Versetzungen re. im öffevtl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichtev. (Geithain. Großenhain. Zittau.) Die materielle Lage der Chemiker. Vermischtes. Statistik und BolkSwirthschaft. Kirchennachrichten. Telegraphische Witterungsberichte. Börsennachrichteu. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Sonnabend, 28. Januar, Nachmittags. (Tel d.DreSdn. Journ.). Der BuudeSrath hat dem Gesetzentwurf über die BerufSstatistik in der vom Reichstag angenommenenAaffuug zugestimmt. Die hierzu vom Reichstage gefaHteu Resolutionen, so wie der vom Reichstage in theilweise geänderter Fassung angenommene Entwurf eines Gesetzes über den Beitrag deS Reichs zu den Kosten deS Zoll- anschluffeS Hamburgs nebst den dazu gefaßten Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 27. Januar: „Die deutschen Lomödianten", Drama in bActen von S. H. Mosen 1hal. (Zu ermäßigten Preisen.) In regelmäßig «„gehaltenem Verlauf dieser den großen Kreisen leichter zugänglich gemachten Vorstel lungen wurde auch da» gern gesehene Mosenthal'sche Drama wieder dem Publicum Vorgefühl t und von einem zahlreich besuchten Hause mit Beifall ausgenommen. Gilt zwar dieser Beifall auch sehr vorherrschend der lebendigen Darstellung, so ist doch ein guter Theil desselben der immerhin warm idealistischen, wenngleich von Phrasen und theatralischen Hohlheiten nicht freien Richtung zuzuschreiben, die Mosenthal bei allen seinen Dramen mit entschieden scenischem Talent bekundet und durchgeführt hat. Sein drastisches Aufsuchen der Ge- müthSaffecte, der sentimentalen Herzrn»rührung — auch wo sie in da» weinerliche Misere hinüberführt —, seine emsige Verwendung von StimmungScontrasten, die für ein Bühnenbild stet» farbegebend, licht» und und schattenreich wirken, sein gewandte» Herbeiziehen genrebildlich realistischer und derb komischer Elemente — auch wenn sie zu wohlfeil erworben wurden —, endlich noch die schauspielerische Dankbarkeit seiner Rollen: alle diese geschickt Verwertheien Eigenschaften haben seinen Erzeugnissen („Deborahs „Sonnwendhof", .Die deutschen Tomödianten") eine Hartlebigkeit ge sichert die ebenso erklärlich, al» zugleich bei einer so mittelmäßigen Dichterbegabung fast ohne Beispiel ist. Resolutionen wurden den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Lemberg, Sonnabend, 28. Januar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die gestern bet mehreren Per sonen vorgenommenea Haussuchungen lieferten zahl reiche Beweisstücke für eine Verbindung hiesiger Soeialisten mit ausländischen Führern der Inter nationale. ES wurden mehrere Verhaftungen vor- genommen. Paris, Sonnabend, 28. Januar, Morgens. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Präsident der Republik, JuleS Grävy hat die Demission deS CabinetS Gambetta angenommen. Kreyciuet übernahm die Mission, eia neues Cabiuet zu bilden noch nicht, wird aber heute mit mehreren Persönlichkeiten Unterredungen haben. Gambetta versprach, bei der Bildung deS neuen CabinetS nicht zu oppo- uirru. GS verlautet, JuleS Ferry würde nicht ab- lehnen, in daS neue Cabiuet eiazutreten. Viele Journale sprechen den Wunsch auS, daß L6on Say daS Ainanzportefeuille übernehme, um die Lösung der finanziellen Krisis zu erleichtern. Paris, Sonnabend, 28. Januar, Mittags. (Tel. d. Dre»dn Journ.) De Areycinet hat nunmehr den Auftrag übernommen, ein neues Cabiuet zu bilden. ES heißt, Ferry würde daS Unterrichts ministerium wieder übernehmen, und mit Löou Say würden wegen Uebernahme deS Finanzministeriums Unterhaudluugeu angeknüpft. Man hofft auf drreu Erfolg. Washington, Freitag, 27.Januar. (W.TB.) Der Präsident hat dem Senat die diplomatische Correspondevz, welche zwischen der Regierung der Bereinigten Staaten und Peru und Chili geführt worden ist, mitgetheilt. Eine Depesche Frelinghuysen'», de» Nachfolger» Blaine'» an TreScoit, den amerikanischen Special ge sandten für Thili und Peru, vom 9. d. fagt, der Präsi dent habe die Instruction Blaine'» an TreScott zurück genommen und erkenne Thili und Peru al» unab hängige Mächte an, denen gegenüber der Präsident weder da» Recht, noch auch den Willen habe, al» ein Befehlender aufzutreten. Die Regierung der Ber einigten Staaten sei lediglich bestrebt, ihre guten Dienste unparteiisch bei den kriegführenden Mächten anzuwen den, damit da» Ende de» Kriege» herbeigeführt werde. Der Präsident beabsichtige keineswegs eine Tonferenz der südamenkanischen Staaten, wie die» in der De« pesche Blaine'» an TreScott vorgeschlagen worden sei, da dieselbe nur eine partielle sein würde und Eifersucht und Uebelwollen erzeugen könnte. Der chilenische Ge sandte zu Washington habe Frelinghuysen anfangs diese» Monats mündlich die Versicherung gegeben, daß die Verhaftung Taldcron'S keineswegs durch eme feind liche Gesinnung gegen die Vereinigten Staaten hervor gerufen fei; Frelinghuysen habe diese Erklärung mit Befriedigung entgegengenommen. Dresden, 28. Januar. Die vorgestrige parlamentarische Schlacht in Pari» hat den AuSgang genommen, auf den man seit acht Tagen gefaßt fein mußte. Gambetta und sein Ministerium sind gestürzt; ihre Regierung hat kaum 2 Monate gedauert. Ein Trbst jedoch bleibt Gambetta, schreibt unser Pariser p», - Lorrespondent: die Frage, welche seinen Fall herbeigeführt, ist eine Principlenfrage, in welcher er die republikanische Tra dition, die Logik und die öffentliche Meinung für sich hat. E» hätte schlimmer für ihn kommen können. Er hätte sich in die Nothwendigkeit gefetzt sehen kön nen, seine Entlassung zu geben, weil er Jule« Weiß zum Mitarbeiter genommen Wie jetzt die Dinge Dazu kommt, daß sich der Autor noch einen an dern Vorsprung sicherte, der ebenfalls billig zu haben war: Er zog, wie da» in ganz anderer untergeordneterer Weise Benedix im possenhaften Lustspielgebiet eben fall» that, die Variation herkömmlicher, abprobirter Bühnengestalten den originalen Tharakterschöpfungen nach dem Leben vor. Diese letzteren, welche seine be grenzte Schöpfungskraft nicht produciren konnte, haben stets auf dem Theater einen harten Stand. Sie treten al» volle ganze Individualitäten mit nritirender Selbst ständigkeit auf und machen meisten» jenen schwer ver ständlichen Eindruck, den stet» da» Neue, Ueber- raschende al» etwa» geistig Tyrannische» auf die große Menge au»übt. Biel rascher und williger nimmt diese solche Figuren auf, die sie al» alte gute Bekannte an- sprechen und in i)rem Leid und Glück ohne Mühe be greifen kann. Ist sie doch ihnen und Jhre»gleich«n in der planen Alltäglichkeit und sogar auf der Bühne schon ost genug begeanet. Diese Art und Weise seiner Leistungen machte für den theaterkundigen Mosenthal viele Steine de» An stoße» unschädlich, selbst den der mangelhaften Moti- virung oder wie in diesen „Tomödianten" den der un wissend erscheinenden historischen Unwahrheit, Hinder nisse, über welche sonst da» gebildete Publicum zu stolpern pflegt. Die Aufführung, bereit» kürzlich besprochen, nahm, soweit ich sie sah, einen besonder» frischen Verlauf, wie denn immer in den Vorstellungen zu ermäßigten Preisen da» schauspielerische Temperament besonder» angeregt ist. Reben den Hauptrollen, Ludovic,, Kon- radine, der Pastor (Hr. Matkow»ky, Frl. Link, Hr. Jaffö) war auch Frl. Hahn in den Eingang»- stehen, kann er auf eine nicht sehr entfernte Rückkehr hoffen. Wenn einmal die Listenabstimmuug wieder auf» Tapet kommt, und da» kann nicht au»bleiben, fo wird er von Neuem der Mann der Situation sein, und man wird die zahlreichen Fehler, die unter seiner Leitung da» Ministerium beging, und sein persönlich verletzende» Verfahren, fein dictatorifcheS Wesen ver gessen haben. Vielleicht wird er sich nach dieser Lehr zeit auch selbst vor solchen Fehlern hüten, denn e» kann ihm nicht unbekannt geblieben sein, was ihn so schnell unpopulär gemacht hat. Ein anderer Umstand, der seine Niederlage ein Wenig abfchwächen wird, be steht darin, daß Gambetta mit einer Rede aus dem Amte geschieden ist, welche selbst dieser feindlichen Kammer, selbst seinen bittersten Widersachern Bewun derung abnöthigte. Diese Rede war der Glanzpunkt der Sitzung, die im Uebrigen weit weniger durch eine interessante DiScussion, al» durch die Wichtigkeit der in» Spiel kommenden Fragen und die Tragweite der Abstimmungen glänzte. Die Verhandlung dauerte bis gegen 9 Uhr Abend». Stundenlang wurde die Aufmerk samkeit de» bi» in die letzte Ecke der Zuschauer- tribünen gefüllten Hause» durch zwei unbedeutende Reden der Deputirten DreyfuS und Legrand hingehal ten. Man war schon ermüdet, al» Lockroy dar Wort ergriff, um dem TommissionSantrage gegenüber den Vorschlag auf eine BerfassungSrevision ohne Be schränkung, ohne Festsetzung irgend welchen Programms zu vertheidigen. E» war die» der Antrag Barodet'S, den die Sammer unverzüglich von der Tagesordnung be seitigte, indem sie ihn mit 298 gegen 173 Stimmen verwarf. E« standen somit jetzt nur die bekannten Anträge der Regierung und der Lommission einander gegenüber, und zur Bertheidigung deS erstern erhob sich Gambetta. Während seiner Rede war die Hal tung der Kammer eine sehr merkwürdige. So lange Gambetta die Nothwendigkeit der beschränkten Ver- sassungtrevision darthat, mit Argumenten, die aller dings nicht neu waren, die er aber mit großer Ge schicklichkeit und mit großer Schonung gruppirte, blieb die Versammlung durchaus kalt. Al- er dann, auf die Vorwürfe eingehend, die ihm feiten der 33er Commission gemacht worden, mit einer außer ordentlichen Energie und Wärme die Behauptung zurückwies, daß er eS auf eine Dictatur ab gesehen (und dieser ganze Passus der Rede war Ivirklich prächtig), thaute die Mehrheit auf, und e» brach ein unaufhaltsamer Sturm deS Beifalls auS. In diesem Augenblicke glaubte vielleicht Gambetta seine Sache gewonnen. Er ging zu der Frage der Listen abstimmung über, führte Alles an, was sich zu Gunsten dieser Wahlm-thode sagen läßt, und vermied eS auch hier sehr sorgfältig, in irgend LtwaS die Empfindlich keit der Mehrheit zu erregen. Aber die Kammer war wieder mißtrauisch geworden, und der Beifall ver stummte. Noch ein Mal jedoch erwärmte man sich, als Gambetta am Schluffe seiner Rede in großer Be wegung an die alte Freundschaft und Brüderschaft er innerte, welche ihn von jeher mit der republikanischen Partei verbunden. „Ich glaube", sagte er, „daß diese republikanische Legion, mit der ich meine Laufbahn be gonnen habe, mit der ich so viele Kämpfe und Prüf ungen bestanden, mich am Tage deS Erfolges ebenso wenig verlassen wird, wie am Tage der Schlacht. Auf alle Fälle werde ich mich ohne Bitterkeit, ohne den Schalten eines persönlich verletzten Gefühls vor Ihrem Urtheil beugen; denn eS giebt Etwas, was ich höher stelle, al» jeden Ehrgeiz: da» Vertrauen der Republi kaner, ohne welche» ich nicht vollbringen kann, was ich wohl meine Aufgabe in diesem Lande nennen darf: die Wiederaufrichtung de» Vaterlandes." Nachdem der Applaus geendigt, stieg Andrieux auf die Tribüne, um im Namen der Commission zu antworten. Er trat noch einmal den Beweis an, daß die sofortige Eintragung scenen al» Meta ihrer Partie wohl entsprechend und Frau Wolff und die Herren Swoboda und Erd mann gaben sich mit derbem Humor der W.rkung der komifchen Scenen hm. O. B. * Der königl. öffentlichen Bibliothek in Dre»den sind von dem am 23. November 1881 in seinem 81. Lebensjahre in Neustadt-DreSden verstor benen Cantor Karl Gottlob Mühle seine sämmt- lichen im Manuscript vorhandenen musikalischen Lom- positionen vermacht worden. Sie bestehen in einigen dreißig größeren und kleineren Werken, meistentheilS Cantaten und Gesängen religiösen oder doch ernsten Inhalt» für Thor und Solostimmen; aber auch ein Oratorium und eine Operette befinden sich darunter. Sämmtliche Compofitionev bezeugen eine solid ge schulte musikalische Durchbildung, eine verständige und gemüthvolle Auffassung und sorgsältige AuLsührung der Aufgaben, die sich der Verstorbene stellte, um sich nach Maßgabe seine» Talent- und Können- in der Kunst auch productiv zu bethätigen. Aber er that e» mit jenem stillen von bescheidener Selbsterkenntniß er füllten Wirken, weiche- zunächst nur dem innersten, ernsten Streben eine Befriedigung und vielleicht wei teren Kreisen von Musikfreunden einen erfreuenden Genuß giebt, ohne mit überspanntem und eifrig betriebenem Verlangen nach Anerkennung und Geltung in die Oeffentlichkeit zu rreten. Und in dieser Hinsicht find diese Lompositionen immerhin beachten-werthe Belege für jene anspruch-lo» ge übte aber tüchtige, dem Idealen liebevoll zugewandte und mit Respect vor der Kunst erfüllte Thätigkrit, welche im Musikleben der ersten Hälfte unsere- Jahr der Listenabstimmung in die Verfassung, allen Erklärungen Gambetta'- zum Trotz, die baldige Auslösung der Kammer zur Folge haben müßte. Andrieux sprach mit einer gewissen Bitterkeit, die mit den wahren Gesinnungen der Kammer in vollem Einklang stand, und an oer höchst beifälligen Aufnahme, die seine Rede sand, mertte man schon, daß von der Wirkung der Worte Gambetta'- wenig übrig geblieben. E- gab dann eine kurze Di-cussion über die Fragestellung, und in Befolgung einer Tactik, deren umständliche Erörterung jetzt überflüssig wäre, verlangte Gambetta, daß man zuerst über den Schlußsatz de- Commission-antrage-: „ES ist Grund zur VersassungSrevision vorhanden", den die Regierung in dieser Form Nicht annahm, ab- stimme. Man schritt zum Votum, und mit 282 gegen 227 Stimmen wurde der EommissionSantrag ange nommen. Da- Ministerium war somit geschlagen. Sofort erklärte Gambetta, unter diesen Umständen könne da- Eabinet nicht weiter an der DiScussion Theil nehmen. Der Erklärung folgte lebhafter Applaus, der aber nicht, wie man vermuthen könnte, einen iro nischen Tharatter hatte. Die Minister verließen den Saal, und inmitten unbeschreiblicher Verwirrung setzte man noch eine kurze Weile die Sitzung sott und ver- wars den RegierungSantrag, die Listenabstimmung in da- Revision-Programm einzuschieben, mit 305 gegen 119 Stimmen. Die Minister hatten sich unterdessen in ihr Berathung-zimmer zurückgezogen und setzten ihr DemissionSschrelben an JuleS Grävy auf, wel che» Gambetta dem Präsidenten der Republik un mittelbar darauf überbrachte. Sämmtliche Minister waren vorgestern zum Diner im Elysee eingeladen. Die Mahlzeit begann natürlich ziemlich spät, war aber, wie man versichert, sehr heiter. „Sie nehmen keinen Abschied", soll Jule- Grevy den Ministern gesagt haben, „Sie nehmen nur einen Urlaub." Nach dem Diner fand Empfang Statt, der jedoch spärlich besucht war. Biele der Deputirten mochten unmittelbar nach dem Geschehenen keine Lust tragen, sich mit den Mi nistern zusammenzufinden. Auch hier legte Gambetta große Heiterkeit und Jule» Grevy große Herzlichkeit gegenüber dem gefallenen Premierminister an den Tag. So weit unser Pariser - Korrespondent. Wir geben die Ausführungen derselben unverkürzt wieder. Im Wesentlichen sind sie eine Darstellung deS histo rischen Verlaufe- der Krisi-. Die Frage, ob Gam betta in der Angelegenheit, welche seinen Sturz herbei geführt hat, die republikanische Tradition, die Logik und die öffentliche Moral für sich hat, lassen wir un entschieden. Auch dürfte die directe Veranlassung sei ne- Sturze- weit weniger in Betracht kommen. Gam betta erscheint uns vielmehr al- da» Opfer einer par lamentarischen Praxi-, die er selbst emgeführt hat; denn denselben Mächten parlamentarischer Tadale, die von ihm gegen de Frrycinet, Jule» Ferry und Andere in» Treffen geführt wurden, mußte er felbst den Mi nistersessel räumen. Mehrere Pariser Journale erörtern die Schw erigkei- ten, denen daS neue Eabinet begegnen werde, unv sprechen die Vermuthung au», daß ein reme- GeschaftSministe- rium mit Leon Say al» Conseil-Präsidenten und Finanzminister gebildet werden würde Der „TempS" ist der Ansicht, daß da- neue Eabinet jede eine Revision der Verfassung betreffende Vorlage vertagen müsse. — Da- „Journal de- DebatS" bedauert, daß dem Ministerium nicht gestattet gewesen, seine Kraft zu zeigen. Gambetta'» Fall sei ein Schlag gegen die gouvernementale Stabilität. Gambetta'» Nachfolger würden viel zu thun haben, um eine unzufriedene, mißtrauische, unzufammenhängende Majorität zu di»- cipliniren. Möge e» ihnen gelingen, und mögen sie von Gambetta unterstützt werden; damit könnte er wohl am besten zeigen, daß er der Regierung würdig war, die ihm heute entrissen worden. — Die „Union hundert- waltete, al- da» mit Selbstüberschätzung be ladene Streberthum der Keinen routinirien Talente von musikalischer Halbbildung, welche» sich sogar au» dilettantischen Kreisen recrutlrt, noch nicht mit ge schäftsmäßiger Praxis sich helvordrängte. Die Mühle'- schen Lompositionen hätten zum größten Theil— mit Rücksicht auf den Geschmack und die musikalische Rich tung in ihrer Zeit — mit mehr Recht eine Veröffent lichung beanspruchen dürfen, al» viele, die jetzt gedruckt den Musikalienhandel belasten, und doch nur demselben Geschick, wa» jene betroffen, entgegensehen — rasch rcrgesj.n zu werden. Nur sehr wenige Lompositionen Mühle'S wurden edirt, so da» „Vaterunser" für Männerstimmen, drei vierstimmige Gesänge, eine Lan- tate „Die Tonkunst", gedichtet von Boje, für Solo stimme und Chor, die durch mehrfache Aufführungen bekannter und beliebt geworden waren. Solche Auf führungen fanden theil» in Prioatkreifen Statt; z. B. öfter in Tiedge'S Hause, theil» in der Dreyßlg's-Hen Singakademie, die Mühle vor dem Hoforganisten I. Schneider eine Zeit lang interimistisch leitete, besonder» aber in der von Mühle selbst 1822 gestifteten Sing akademie (in Neustadt), die noch 1857 unter dem Namen Mühle'iche Singakademie bestand und jeden Dien»tag sich (Hauptstraßen) zu versammeln pflegte. Mühle'» Lebenslauf war übrigen» der denkbar ein fachste und legt wohl auch für den bescheidenen, im stillen, redlichen Wirken sich genügenden Sinn de» Manne» beredte» Zeugniß ab. Er war der Sohn eine» Bauern in Liebenau bei Lauenstein (geb. 1801) und empfing, nachdem er die Dorfschule besucht hatte, seine weitere Au»bildung auf dem Seminar m Neu stadt - Dresden, hatte aber hie Vervollkommnung der»
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