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Dresdner Journal : 01.06.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-06-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188006014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800601
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1880
-
Monat
1880-06
- Tag 1880-06-01
-
Monat
1880-06
-
Jahr
1880
- Titel
- Dresdner Journal : 01.06.1880
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Herausgeber: 88niel. kipectitioo 6e» lirvsäoer ^ouruat«, I>r<^<Ien, Xvinssvnilnr«,« b>o zg. Amtlicher Theil. Dresden, 29. Mai. Se. Majestät der König hat nachstehende Personalverändrrungen in der Armee aller« gnädlgst zu genehmigen geruht: Vtrsktzaagt», Vesirdenwst», Lr»»«»»gt» Die Versetzung de- bei der Intendantur zur Dienst leistung commandrrten Premierlieutenant» von Pereira de» 2. Grenadier Regiments Nr. 101 »Kaiser Wilhelm, König von Preußen" — unter Stellung L la auite diese- Regiments — auf den Etat der Intendantur; die Ernennung des PremierlieutenantS von Oppen« Huldenberg l. de- Garde - Reiter - Regiments zum Adjutanten des KriegSministerS; die Versetzung des zur Dienstleistung al» Ordonnanzoffizier bei Sr. Majestät dem König commandirten Hauptmann» von Kirch bach des 1. Feld-Artillerie-Regiments Nr. 12 — mit der Erlaubniß zum Forttragen seiner bisherigen Uni form — zum 2. Feld - Artillerie - Regiment Nr. 28; die Beförderung des Premierlieutenants Allmer im 1. Feld-Artillerie-Regiment Nr. 12 zum Hauptmann und Batterie-Ehef, sowie die der SekondelieutenantS Ackermann desselben Regiment» und Heintze im 2. Feld-Artillerie-Regiment Nr. 28 — Letzteren unter Versetzung zum 1. Feld-Artillerie-Regiment Nr. 12 —, zu PremierlieutenantS; die Wiederanstellung de» Se- kondelieutenants der Reserve Schneider des Fuß- Artillerie-Regiments Nr. 12 mit einem Patente vom 25. August 1875 in der acliven Armee, und zwar beim 6. In fanterie-Regiment Nr. 105; die Beförderung deS Sekondelieutenant» der Reserve Vogel de» 5. In fanterie-Regiment» »Prinz Friedrich August" Nr. 104 zum Premlerlieutenant der Reserve; die deS Sekonde« UeutenantS der Landwehr-Infanterie Falcke de» 2. Bataillon» (Glauchau) 6. Landwehr-Regiment» Nr. 105 zum Premierlieutenant der Landwehr-Infanterie, sowie die des SekondelieutenantS des Landwehr - Train- Winkler letztgenannten Bataillon- zum Premierlieute« nant des Landwehr-TrainS; die Besörderung deS AssistenzarzteS H. Klasse Dr. Wolf de- Garde-Reiter« Regiments zum Assistenzarzt 1. Klasse. ö. Verabschied»»-» rc. Die Stellung deS Hauptmann- und Kompagnie- EhesS Rühle 1. im 5. Infanterie-Regiment »Prinz Friedrich August" Nr. 104 in Genehmigung seine» Abschiedsgesuches zur Disposition mit der gesetzlichen P.nsion und der Erlaubniß zum Forttragen der Re giments-Umsorm mit den vorgeschriebenen Abzeichen; die Verabschiedung nachstehender Offiziere auS aller höchsten Kriegsdiensten, als: Major und ESkadron-Ehef von Wiedebach im Garde-Reiter-Regiment mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubniß zum Forttragen der RegimentS-Uniform mit den vorgeschriebenen Ab zeichen, Premierlieutenant Wuttig im 7. Infanterie- Regiment »Prinz Georg" Nr. 106 wegen überkom mener Dienstuntauglichkeit mit der gesetzlichen Pension, Premierlieutenant der Landwehr-Infanterie Koberstein des Reserve Landwehr - Bataillons (Dresden) Nr. 108 mit der Erlaubniß zum Tragen seiner bisherigen Uni form mit JnaktivitätSzeichen, Premierlieutenant der Landwehr-Infanterie Ruhl de» 1. Bataillon-(Leipzig) 7. Landwehr Regiment- Nr. 106 behuf- Uebersührung zum Landsturm und Sekondelieutenant der Landwehr- Infanterie Meyer de- 2. Bataillon- (Zittau) 3. Land wehr-Regiments Nr. 102 wegen überkommener Dtenst- untauglichkeit. Dre-drn, 29. Mai. Für die bei dem am 19. März diese- Jahre- in Chemnitz stattgefundenen Brande mit eigener großer Lebensgefahr bewirkte Rettung mehrerer Personen vom Tode deS Erstickens ist dem Branddirector Lothar Weigand in Chemnitz die goldene, und dem Commis Heinrich Richard Voigt ebendaselbst die silberne Lebensrettungsmedaille ver- Feuilleton. Nedigirt von Otto Banck. A. Hostheater. — Altstadt. — Sonntag, 30. Mai: »Oberon, König der Elsen", romantische Oper in 3 Aufzügen, Dichtung von Planchö. Deutsch bear beitet nach Th. Hell von Franz Grandau r. Musik von Karl Maria v. Weber, mit Recitativen von Franz Wüllner. Neu emstudirt. Als der unsterbliche Meister wie im »Freischütz" die deutsche Volkssage, in der »Euryanthe" die mittel alterliche Rttterzeit, so im »Oberon" einen dritten Hauptstoss der Romantik, das phantastische Märchen in dramatischen Tongebilden gestaltete und verherr lichte, war er bekanntlich gezwungen, sich einer dem Geschmack de- englischen Publicum» entsprechenden Text- behandlung zu fügen, welche auch auf die musikalische Kunstform hemmenden Einfluß auSüben mußte. In seinen Briefen an Planche beklagt Weber, daß der Zuschnitt solcher englischen Oper »mit Einmischung von Hauptpersonen, welche nicht singen und mit Weglassung der Musik in den wichtigsten Momenten mehr nur ein Schauspiel mit Gesang vorstelle', und gegenüber dem bestrickenden Reichthum von Schönheit, reizvoller Anmuth und zauberhaftem Farbenglanz seiner Musik bildeten die Ueberhäufung mit Dialog im unvermittel ten Wechsel mit dem Gesänge, die beunruhiaende Ueber- fülle scrnischer Verwandlungen und der Mangel an dramatisch-musikalischem Zusammenhang sehr fühlbare Schwächen der Oper. Weber'- beabsichtigte Umarbei tung derselben für Deutschland hatte leider sein früher Tod verhindert, und so wurden denn zu verschiedenen liehen und Beiden mit allerhöchster Genehmigung die Erlaubniß zum Tragen der Medaillen am weißen Bande ertheilt worden. Se. Majestät der König hat allergnädigst geruht, dem AmtShauptmann Berndt zu Dresden unter Er nennung desselben zum Geheimen RegierungSrath die Stelle deS 1. RatheS bei der Kreishauptmannschaft zu Bautzen zu übertragen. Nichtamtlicher Theil. u e b e r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. AeituvgSschau. (Journal des Döbats. Globe.) TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Wien. Pari». Rom. London. St. Petersburg. Kragujevacz. Sofia. Konstantinopel. Washington.) 15. öffentliche Sitzung de» LandeSculturrathS. Statistik und VolkSwirthschaft. Feuilleton. Tagetkalender. Inserate. Erste Beilage. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Borna. Werms dorf. Chemnitz. Zwickau. Zöblitz Meißen. Pirna.) Vermischte». Statistik und VolkSwirthschaft. EingesandteS. Inserate. Zweite Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische WitterungShrricdtr. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Pari», Sonntag, 30. Mai, Abend». (W. T. B.) Anläßlich der landwirthschaftlichen Au-stel- lung in Rever» hielt der Minister Cochsry eine Rede, in welcher er die feiten der Regierung zu Gunsten der Landwirthschaft gethanen Schritte hervorhob und betonte, daß die günstige finanzielle Lage de» Lande» fortgesetzte Entlastungen gestatte. Der Minister schloß mit der Erklärung, daß Frankreich seinen friedlichen Weg fortsetzen und dabei Achtung und Sympathien nach außen hin finden werde, während e» im Innern die noth- wendigen Reformen vorberrite, ohne einem legi- timen Rechte zu nahe zu treten und ohne sich durch irgendwelche Ungeduld fortreißen zu lassen. Rom, Sonntag, 3V. Mai, Nachmittag». (W. T. B.) Die gestern gewählten 24 Mitglieder der Budgetcommisfion der Deputirtenkammer gehören der zwischen den Ministeriellen und den Disfiden- Zeiten mehrfache Versuche gemacht, jene Mängel nach Möglichkeit zu mindern, besonders durch wettere Kür zungen deS Dialog» (so auch 1856 in Dresden), aber auch durch musikalisch eingreifende Umarbeitung und Umwandlung deS Dialogs in Recitative, am beach- tenSwerthesten von Jul. Benedict in London (1860), Weber'- Schüler, der dazu nicht nur Motive auS Pre- ciosa, Euryanthe rc. verarbeitete, sondern sogar Gesang stücke auS Euryanthe (»Hin nimm die Seele mein", »O mein Leid") dann aufnahm. Alle diese Bearbei tungen erwiesen sich sehr unbefriedigend, und das Be- dürfniß nach einer besseren Lösung der Aufgabe blieb bestehen. Wir haben mit der gestrigen Ausführung der Oper eine solche nicht bloS relativ beste, sondern namentlich hinsichtlich der ergänzenden Musik über haupt vorzügliche empfangen. Fr. Grandaur hat den Text recht geschickt und be sonders hinsichtlich der scenischen Vereinfachung zweck mäßig bearbeitet. Nur hätte er an manchen Stellen besser gethan, die alten bekannten Worte de- Gesang-- texteS zu belassen, und mehr eingedenk bleiben sollen, daß eS darauf ankomme, die neue Fassung de» Dialog» sür die Composition möglichst knapp und gedrängt zu halten, damit diese Zwischensätze im richtigen Berhält- niß zu Weber'» Gesangstücken bleiben und die Hand lung rasch fortschreitet. Mit seiner zu breiten Be handlung hat er die musikalische Arbeit ungemein er schwert und belastet. Wüllner hat diese — die Um wandlung de» Dialog» in Recitative und überhaupt die ergänzend« Musik — mit so viel Pietät und Ge schmack, al» mit feinsinniger Lombination und sich anschmiegender Gestaltung in der gesanglichen und in strumentalen Au»druck»weise au»geführt. Er hat mit ten vereinbarten Liste an. Die Candidaten der konstitutionellen Partei kommen bei den noch zu besetzenden S Stellen zur engeren Wahl. Rio-de-Janeiro, Sonntag, 30. Mai. (W. T. B.) Die chilenischen Truppen haben Tacna (im südlichen Peru) eingenommen und find in raschem Vormarsch auf Arica. Dre»den, 31. Mai. Im französischen Senat gelangten am vorigen Donnerstag die Verhandlungen über die Aufhebung der Sonntagsfeier, wie dieselbe durch das Gesetz vom 18. November 1814 geregelt wurde, zum Abschluß. Der Gegenstand ist seiner Natur nach so recht geeig net, den Unterschied zu zeigen, welcher zwischen der religiösen Entwicklung Deutschlands und Frankreichs besteht. In Deutschland hält man nach wie vor an der Voraussetzung de» christlichen Staates fest; in Frankreich zielt die gesammte Weiterbildung der kirch lichen Gesetzgebung auf den religionslosen Staat ab. Barthelemy St. Hilaire, einer der Hauptredner im Senat, sieht zwar den „wöchentlichen Ruhetag" als eine »sehr nothwendige und nützliche gesellschaftliche Ein richtung" an, aber man müsse Alles dabei entfernen, was nach einem »göttlichen Gebot" auLsehe. Wie Jemand den „wöchentlichen Ruhetag" verwenden will, ob er in die Messe geht oder arbeitet oder sich seinem Vergnügen hingiebt, das ist seine Sache, der Staat hat hiermit nichts zu schaffen. Diese Auffassung der Frage spiegelte sich auch in der gesammten regierungs freundlichen Presse wieder. Selbst daS gemäßigte „Journal deS Debats", welches zu allen Zeiten ein Organ der Aristokratie de- Wissens und des Be sitzes war und welches in staats- und kirchenrechtlichen Fragen in Frankreich eme Autorität besitzt, wie sie kaum einem andern Blatte zu Theil geworden ist, nimmt in dieser Angelegenheit einen Standpunkt ein, der das Princip des religionslosen Staates in seiner weitesten Ausdehnung vertritt. „Was für die alten Aegypler, Babylonier und Juden paßte", schreibt John Lemoinne, „paßt darum nicht für alle Völker in Ewig keit. Die theokratische Partei, d. h. die Partei, welche alle weltlichen Einrichtungen den religiösen Dogmen unterwerfen möchte, will durchaus nicht zugestehen, daß Alles umgeändert ist in den Beziehungen zwischen Kirche und Staat, und daß wir in einer Laiengesell schaft, in einer säcularisirten Gesellschaft leben. Sie macht unaufhörlich den Anspruch, Einrichtungen und Gesetze, die für einen socialen und politischen Zustand, worin die Glaubensfreiheit herrscht und alle Religionen existiren können, wenn sie die öffentliche Ordnung nicht stören, geschaffen worden sind, den Dogmen oder der DiSciplin einer besondern Religion unterzuordnen. Man mag die Vergangenheit, man mag das Ideal der religiösen Einheit beweinen, wie man die Todten beweint; alle Reden, weiche über diesen Gegenstand gehalten worden sind, machen nur den Eindruck von Jmmor- tellenkränzen, die man auf Gräber niederlegt. Vor Zeiten gab e- nur einen Glauben, nur eine Kirche, nur eine geoffenbarte und allgemein angenommene Glaubenslehre, und zu jener Zeit war die Kirche die Beschützerin der Schwachen und Unterdrückten. So ist beim Ursprung die Sonntagsruhe eine wahrhaft demo kratische, christliche, wohlthätige Einrichtung, ein Schutz der religiösen und moralischen Gewalt gewesen zu Gunsten der Nothleidenden, der Arbeitenden, der Ent erbten in der menschlichen Gesellschaft. Zur Zeit, wo die große Menge daS Elgenthum einiger Wenigen war, wo es Sclaven, Leibeigene, zum Grund und Boden gehörige Frohndiener gab, die zur täglichen Arbeit ge zwungen waren, verordnete die Theokratie die Beobach tung deS Sonntags als eine Maßregel der Erquickung, der Wohlthätigkeit, der Gleichheit und Bruderliebe; zu geistvoller Wahl und Bearbeitung in sämmtlicke Reci tative und instrumentale Zwischensätze verschiedene kurze Motive aus der Oper selbst verflochten, wodurch die Einheit im Charakter und Colorit der Musik ge wahrt bleibt. DreS war das einzig richtige Verfahren, und wenn durch diese Wiederholungen der Weber'schen Motive die Gefahr nicht ganz gemieden werden konnte, daß dieselben an ihrer Stelle in Weber'- Musik an unmittelbarer Frische der Wirkung einbüßen und einige Monotonie entsteht, so wird das doch nur durch Fr. Grandaur'S zu breite Ausführung der Textworte ver schuldet. Ueberraschend schön und stimmungsvoll sich anschließend sind manche Verbindungssätze und Vor spiele gelungen (im 2. und 3. Act). Diese musikalisch ergänzende Gestaltung der Oper wird als noch Mög lichkeit vollendet gelten können, wenn man die Mühe einiger Kürzungen — vom Text ausgehend — nicht scheut, sie ist jeder Bühnendirection zur Aufnahme zu empfehlen, denn der Gesammtemdruck der Oper ge winnt dadurch außerordentlich. Den Musikfreunden wird eine specielle Angabe in Bezug auf einige Stellen willkommen sein. Bei Oberon'S erstem Erscheinen im 2. Act Scene 4 ist die Musik von Weber, aber von den Worten „doch eh' ihr eilt zur Heimath" bis „genug" von Wüllner; dann folgen vier Tacte Verwandlungs musik von Weber (früher nie gespielt), ein kurzer Re« citativsatz von Wüllner und zuletzt beim Verschwinden Oberon'S der Weher'sche b'äur-Satz für Flöten und Llarinetten. Für das zweite Erscheinen Oberon'S nach dem Uebersall der Seeräuber wurden von Wüllner 11 Tacte von Weber benutzt, die vorhanden waren, ohne je verwendet worden zu sein. gleicher Zeit führte sie auch die Freistätten in den ge weihten Orten ein, zu einer Zeit, wo eS keine anderen Gesetze gab, als die Willkür barbarischer und absoluter Herren. Heut zu Tage jedoch ist der Bürger emanci- pirt und im Besitz der Gleichheit vor dem Gesetze; die Arbeit ist frei und wird im Verhältniß zu den geleisteten Diensten belohnt. Man möchte die Unter brechung der Arbeit an gewissen Tagen aufzwingen; in diesem Falle müßte der Staat den Taglohn be stimmen, denn Arbeit und Tazlohn sind Dinge von freiwilliger Uebereinkunft. Wenn die Angestellten die Arbeitszeit abkürzen, so würden vermuthlich die Arbeit geber den Lohn herabfetzen, so daß das Gesetz, welches den Arbeitern Ruhe vergönnen soll, zu werter nicht- sühren würde, als zu einer Verminderung deS Ein kommens. Lassen wir jedoch die ökonomische Seite der Frage bei Seite und sprechen wir von der reli giösen Seite. Als religiöses Gesetz will man die Be obachtung des Sonntags einführen. Der Staat aber hat mit den religiösen Vorschriften nichts zu schaffen; seine einzige Pflicht und sein einziges Amt bestehen darin, die freie Ausübung der Religionen, welche die Gesetze beobachten, zu gestatten und zu beschützen. Mag die Kirche die Beobachtung deS Sonntags predigen, dazu hat sie das volle Recht, ihr jedoch fällt es an heim, sich durch ihren moralischen Einfluß Gehorsam zu verschaffen; sie ist jedoch keineswegs berechtigt, den weltlichen Arm anzurufen, um einen Zwang zur Beobach tung der Gesetze einer besonderen Religion zu erwirken."— Wir führen diese Auslassungen des „Journal des Du bais" darum an, weil sie von einer Seite ausgehen, von welcher eine Animosität der Kirche gegenüber nicht vorausgesetzt werden kann. Den Männern, welche heute die Geschicke Frankreichs leiten, gilt es in dieser Frage lediglich um ene theoretische Voraussetzung, auf welcher ihr gesummtes Staatswesen, das sie für alle Ewigkeit zu erbauen gedenken, basirt ist. Ungefähr dieselbe Me lodie, wenn auch mit geringerer Feinheit gespielt, klingt durch die Boulevardblätter wieder. Wir erwähnen von denselben nur den „Globe". DaS Blatt sieht die Be obachtung des Sonntags als einen gesellschaftlichen Gebrauch an, aber die Sonntag-feier müsse eine völlig freiwillige sein. Es sei Tyrannei, Diejenigen mit ge setzlichen Strafen zu belegen, welche Sonntags noth gedrungen Feldarbeiten verrichteten. Bereits Paul LouiS Courrier habe daS odiöse Gesetz vom Jahre 1814 gebrandmarkt. Der erwähnte Schriftsteller be merkt, nachdem er das Gesetz auf daS Schärfste an gegriffen: „Man bedarf der Sonn- und Feiertage in allen Dörfern, um sich im Schießen und in der Hand habung der Waffen zu üben. Man muß an das Aus land denken, da- alle Tage an uns denkt. Anstatt auf den Himmel und unsere Unschuld zu vertrauen, wird eS besser sein, das Laden in 12 Tempos zu lernen, um, wenn'S noth thut, einen Kosaken aufs Korn nehmen zu können. Ich habe es gesagt und sage es wieder. Arbeiten, bei Zeiten säen, frühe auf dem Felde sein, ist noch nicht AlleS; man muß sich auch die Ernte sichern. Bestelle deine Weinberge, mein Freund, du wirst im kommenden Jahre oder später, mit Gottes Hilfe, Wein lesen. Aber wer wird ihn trinken? Rostopschin, wenn du nicht bereit bist, ihm denselben streitig zu machen." Die furchtbare Erfahrung des Jahres 1870, fügt der „Globe" hinzu, beweist, wie gut es gewesen wäre, diesen Rath Paul Louis Courrier's zu befolgen. — Derselbe Geist, welcher sich in der Presse offenbart, kam nicht nur bei der vorjährigen Berathung des Gesetzes in der Deputir tenkammer, sondern auch jetzt in dem sich viel fach als conservative Opposition geberdenden Senat zum Ausdruck. Bei der am 8. Mai stattgehabten ersten Berathung der Vorlage über die Aushebung der Sonntag-feier fand noch einiger Widerstand Statt, der aber in der Folge mehr und mehr erlahmte. DerSe- Jm 3. Act ist als Abschluß der ersten Ver wandlung an Stelle des musikalisch wenig bedeutenden und deshalb stets gestrichene:: Ls-clur-üomlo» die für Braham (Hüon) nachcomponirte Arie wesentlich ge kürzt und mit einem der Situation entsprechenden Text eingelegt. Weber ging, wie er an seine Frau von London aus (31. März 1826) schreibt, mit großem Widerstreben an die Composition dieser von Braham (damals für den 1. Act) verlangten großen Scene und Arie und doch ist sie namentlich in den ersten und im Mittelsatz ein echte- geniales Stück Weber'scher Musik geworden, und hebt für den letzten Act sehr die sonst zurücktretende Partie des Hüon. Am Schluß für den Gang zum Scheiterhaufen wurden von Wüllner noch 11 Tacte aus einem viertzändigen trauermai schartigen Clavierstück Weber's benutzt und instrumentirt. Die Gesammtausführung der Oper unter Direction des Hrn. Kapellmeisters llr. Wüllner war eine schön gelungene seiten aller Mttwirkenden, des Chors und der Kapelle, welch' letztere sich durch jene für die phan tastische Tonmalerei Weber'S so nothwendige feine Nuancirung de» Toncolorits auSzeichnete Frl. Mal ten sang die Rezia mit innerster phantasievoller Hingebung, poetischer Empfindung und hoher Steige rung deS dramatischen Affects in der großen Ane,Hr. Riese den kühnen Hüon mit Feuer, ritterlichem Pa thos und geistiger Tonwirkung. Frl. Reuther gab eine, sehr lobenSwerthe AuSsührung der Fatima, Hr Götze den treuen ScheraSmin, dessen Humor leider durch Grandaur'S Bearbeitung sehr gelitten hat. Abcr ScheraSmin ist Baritonpartie (früher hier von Mitterwurzer gesungen), diese Baßstimme ist der Oper neben zwei Tenören unentbehrlich, ihr Fehlen wird
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