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KONGRESS-SAAL DEUTSCHES H Y G I E N E - M U S E U M 11. Außerordentliches Konzert und 4. Abend im Anrecht C für Betriebe Sonnabend, 9. März 1963, 19.30 Uhr Sonntag, 10. März 1963, 19.30 Uhr Gastdirigent: Dmitri Kabalewski, Moskau Solist: Daniel Schafran, Violoncello, Moskau DMITRI KABALEWSKI 4. Sinfonie c-Moll, op. 54 Lento - Allegro con fuoco Largo Allegretto capriccioso e con moto Allegro molto energico PAUSE Erstaufführung Konzert für Violoncello und Orchester g-Moll, op. 49 Allegro moderato Largo molto espressivo Allegretto Suite aus „Colas Breugnon“, op. 24 Ouvertüre Volksfest Volksnot Volksaufstand Daniel Schafran, 1923 in Leningrad geboren, gehört zu den bedeutendsten Cellisten der Gegenwart. Aus der Schule des Leningrader Konservato riums hervor gegangen, ist er Preis träger internationaler Wettbewerbe und Ver dient er Künstler der RSFSR. Auf' seinen Reisen durch den europä ischen und amerikanischen Kontinent hat er einen Ruf erworben, der seiner Heimatstadt und seinem Fleimatlande alle Ehre macht. „WIR DÜRFEN UNS VOM SUCHEN NICHT LOSSAGEN!“ Der Beitrag Dmitri Kabalewskis gur Musik, der Gegenwart Zu den profiliertesten Erscheinungen der sowjetischen Musik gehört neben Dmitri Schostako- witsch, Sergej Prokofjew, Aram Chatschaturjan und Nikolai Mjaskowski zweifellos Dmitri Bo rissowitsch Kabalewski, ein Künstler mit weitgespanntem Schaffensradius. Als Kompo nist, Pianist, Dirigent, Pädagoge (Professor für Komposition am Moskauer Konservatorium), Musikwissenschaftler (Leiter des musikalischen Sektors am Kunstgeschichtlichcn Institut der Aka demie der Wissenschaften der UdSSR), als Kritiker, Redakteur und Teilnehmer an zahlreichen musikwissenschaftlichen Diskussionen, als Mitglied gesellschaftlicher Organisationen und des Sekretariats des sowjetischen Komponistenverbandes nahm und nimmt der Musiker hervorragen den Anteil am Musikleben seines Landes, das er wiederholt im Ausland vertreten konnte. Aus seiner Feder stammen wertvolle Beiträge zur sowjetischen Musikwissenschaft, Arbeiten über Ge schichte und Gegenwart ideeller und künstlerischer Prinzipien der russisch-sowjetischen Musik (etwa über das späte Opernschaffen Rimski-Korsakows, über das Schaffen B. Assafjews und N. Mjaskowskis) und auch beachtenswerte Ansichten über Probleme der Opernästhetik und -drama- turgic. Naturgemäß weisen seine theoretischen Äußerungen auf sein eigenes, vielfältiges musika lisches Opus hin, das gleichsam die Probe auf das Exempel statuiert. „Der Kampf für den Realis mus ist gleichzeitig ein Kampf für die Meisterschaft!“ - ein wichtiger Grundsatz Kabalewskis, der in seinem Schaffen nicht unwesentlich blieb. Wie Schostakowitsch, Prokofjew und andere seiner komponierenden Landsleute bekennt auch er sich rückhaltlos zur klassischen Tradition der russischen Musik, die für eine progressive Kunst schöpferisch weiterentwickelt werden müssen. Denn „sowohl Beethoven als auch Glinka und Tschaikowski suchten. Auch wir als die Komponi sten, denen die Aufgabe zugefallen ist, die Musik der sozialistischen Epoche zu schaffen, dürfen uns vom Suchen nicht lossagen. Man muß nur wissen, auf welchen Wegen und im Namen welcher Aufgaben man suchen soll“. Kabalewski will mit der ganzen Kraft seiner Persönlichkeit dieses Prinzip in seinem musikalischen Schaffen erfüllen. Der am 30. Dezember 1904 in Petersburg als Sohn eines Angestellten Geborene absolvierte im Jahre 1929 mit Auszeichnung das Moskauer Konservatorium in der Kompositionsklassc Mjaskow skis und beendete 1930 seine Klavierstudien bei Prof. A. Goldenweiser. Das erste Klavierkonzert (1929) und das erste Streichquartett waren Kabalewskis Diplomarbeit. Der 11. Dezember 1931 war für den jungen Komponisten ein großes Ereignis. An diesem Abend erklang in einem Sinfo- niekonzert im Bolschoi-Theater zu Moskau, von ihm selbst gespielt, sein Klavierkonzert, das den jungen Autor erstmalig in der musikalischen Öffentlichkeit bekannt machte. Bald ging sein Name durch die meisten sowjetischen Konzertsäle. Doch die Berühmtheit wollte hart verdient werden. In seinen kompositorischen Anfängen war Kabalewski sehr stark dem verehrten Lehrer Mjaskowski verpflichtet, der in seinem künstlerischen Werdegang eine nicht hinwegzudenkende Rolle spielte. „Das ist die erste Widmung in den 25 Jahren meiner Arbeit“, schrieb der Komponist, als er später seinen Klavierzyklus. „2.4 Prälu dien über Themen russischer Volkslieder“ (1944) Mjaskowski zueignete, „und nicht zufällig habe ich meinem Lehrer gerade diese Arbeit gewidmet, denn er hat in uns die Liebe zur russischen Musik geweckt“. In der frühen Schaffensperiode Kabalewskis lassen sich verschiedentlich Ein flüsse Mjaskowskis und später Prokofjews nachweisen. So mußte der junge Künstler intensiv an sich arbeiten, um zu reifer, schöpferischer Individualität vorzustoßen. Sein langes, beharrliches Suchen, sein unermüdliches Arbeiten führte ihn Anfang der 40er Jahre zu endgültigen Schaffens erfolgen, zur erstrebten Meisterschaft. Berühmte Interpreten, beispielsweise der Dirigent Tosca- nini, setzten sich für seine Werke ein. Im Ringen um seinen Persönlichkeitsstil erschloß er sich nahezu alle musikalischen Kunstgattun gen, in denen er grundsätzliche und wichtige Themen der Gegenwart, Bilder aus dem sowjeti schen Leben realistisch formte. Partisanen des Fernen Ostens, das schaffende Volk in vielen Va riationen, Kämpfer des Großen Vaterländischen Krieges, die Jugend der Sowjetunion - das sind in großen Zügen die Helden seiner Werke, so in den Opern „Im Feuer“ (1943) und „Die Familie des Taras“ (nach Gorbatow), die Verteidiger Moskaus im Herbst 1941 und Ereignisse des