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' DK »Wtlberr-.ZeUune'' ^scheint wöchentlich vrei- mal: Dienstag, Donners- Sag und Sonnabend und wird andcn vorhergehen' senWenden ausgegeben. Preis viert eljübrlich 1M. 25 Pfg., zweimonatlich 34 Pfg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern i!V Pfg. - Alle Postau- Halten, Postboten, sowie «nsereAusträger nehmen Bestellungen an. WMeritz-Mung. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate werden mit 1f Pfg-, solche aus unsere! Dntrhauptmaimsckast mit 12Pfg.die Spallzette oder deren Naum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nm von Behörden) die zwei- gespaltene Zeile 3S bez. ZV Pfg. - Tabellarische und komplizierte Inserat, mit entsprechendem Aus schlag. - Eingesandt, in redaktionellen Teile, di Spaltenzeile 30 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Amishauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtfettigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtfchastlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle »md an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Irhne. - Druck und Verlag von Carl Irhne in Dippoldiswalde. Nr. 122. Dienstag, den 17. Oktober 1911. 77. Jahrgang. Freitag und Sonnabend, den 20. und 21. Oktober 1911, werden die Geschäftsräume des unterzeichneten Amtsgerichts gereinigt,- es können deshalb an diesen beiden Tagen nur wirklich dringliche Geschäfte erledigt werden. Dippoldiswalde, den 3. Oktober 1911. V Kex. 420/ l 0. Königliches Amtsgericht. Die wachsende wirtschaftliche Bedeutung der deutschen Kolonien. In sehr grohen und umfassenden Ausführungen hat vor kurzem der Staatssekretär vr. v. Lindequist vor der „Ständigen Wirtschaftlichen Kommission Deutschlands" Im großen Sitzungssaale des Reichskolonialamtes in Berlin die wirtschaftliche Entwickelung der deutschen Kolonien dargetan und geradezu ein kolonialwirtschaftliches Pro gramm aufgestellt, dessen Zweck und Ziel die Hebung des Handels zwischen dem Mutterlande und den Kolonien, die Steigerung der Rohproduktion in den Kolonien und die Herbeischaffung der notwendigen Betriebskapitalien ist.. Der Handel in den Kolonien in Verbindung mit der Ge winnung von Kautschuck, Baumwolle, Tabak und Diamanten in denselben hat eine so große wirtschaftliche Bedeutung für Deutschland, daß man die Hauptpunkte dieser kolonialwirtschaftlichen Entwicklung dem deutschen Bolle nicht eindringlich genug vor die Augen führen kann. Der Handel ist auch im letzten Jahre wieder in sämt lichen Kolonien in erfreulicher Zunahme begriffen ge wesen. So hat er im Jahre 1910 gegen das Jahr 1909 in Ostafrika und Kamerun um je 12 Millionen zuge nommen und ist damit in Kamerun auf 45, in Ostafrika auf 59 Millionen gestiegen, während Südwestafrika eine Steigerung von 22 Millionen aufweist. Mit geringen Steigerungen folgen dann Neuguinea mit 6 Millionen, Togo, das 1910 besonders unter dem Klima zu leiden hatte, und Samoa mit je einer 3/4 Million; das bedeutet alles in allem eine Zunahme unseres gesamten Kolonial handels im Jahre 1910 um rund 54 Millionen, sodaß der Gesamthandel mit unseren Kolonien nunmehr 232 Millionen Mark beträgt. Was die Gewinnung des Kautschucks in den Kolonien anbetrisft, so ist diese auf ca. 3000 Tonnen gestiegen, wodurch ungefähr ein Fünftel des Bedarfes Deutschlands gedeckt wird. Line wirklich große Bedeutung wird die Kautschuckgewinnung in den deutschen Kolonien aber erst dadurch erlangen, daß durch Anlage von Kautschuckanpflanzungen beste Qualitäten von Kautschuck in den deutschen Kolonien gewonnen werden. Dasselbe gilt von der Baumwollgewinnung, deren Erzeugung in den deutschen Kolonien in den letzten vier Jahren von 390 Tonnen aus 1080 Tonnen ge stiegen ist. Klein sind noch die Resultate des Tabakbaues in den Kolonien, weil die gewonnenen Qualitäten doch wenig besriedigen, doch hofst man mit der Anpflanzung von amerikanischem und türkischem Tabak in den Kolonien noch gute Ergebnisse zu erzielen. Der finanzielle Aus gleich für die Verzinsung und Amortisation des Riesen- kapitale, das Deutschland in seine Kolonien gesteckt hat, ist nun in erster Linie durch die Diamantengewinnung in Südwestafrika und durch die Gewinnung von Kupfer, Phosphaten und Marmor in den Kolonien zu erreichen, weil diese Produkte den meisten Gewinn bringen können. Dazu muß aber in viel höherem Maße als es bisher der Fall war, sich das deutsche Kapstal und deutscher Unter nehmungsgeist in den Kolonien betätigen. Die Schaffung einer Kreditorganisation in den deutschen Kolonien ist zu diesem Zwecke schon im Werke. Lokales und Sächsisches. — Zur Frage der Verminderung der Kontroli ver sammlun gen hat die Heeresverwaltung jetzt end gültig Stellung genommen. Der Anregung, die Herbst- kontrollversammlung in Fortfall zu bringen, konnte die Heeresverwaltung nicht stattgeben, obwohl der Reichstag einen diesbezüglichen Antrag angenommen halte. Die Bezirkskommando» haben sich durchweg gegen diesen An trag ausgesprochen. Man hat aber andere Erleichterungen für die kontrollpslichtigen Mannschaften verfügt. So wird die Versäumnis einer Kontrollversammlung nicht mehr be straft, der Kontrollpslichtige wird aufgefordert, die Kontroll versammlung eines späteren Jahrganges zu besuchen. Au» häuslichen, beruflichen und gewerblichen Gründen könnten auch Befreiungen von dem Besuche statlfinden, wenn der bezügliche Antrag genügend begründet wird. Hat kurz vor einer Kontrollversammlung der Kontroll pflichtige eine Hebung abgeleistet, so bleibt er von dem Besuche der Kontrollversammlung befreit, wenn ihm hier über am Schlüsse der Uebung eine Mitteilung gemacht wird. Eine Vermehrung der Kontrollbezirke und der Orte, an denen Kontrolloersammlungen stättfinden, ist ebenfalls beabsichtigt. — Herr Schirmfabrikant Reichel hier feierte am Frei tag mit seiner Gattin das Fest der goldenen Hochzeit. — Die Maul- und Klauenseuche, die unseren Viehbeständen so große Schäden zufügt, unter denen nicht nur die Landwirte, sondern auch die Allgemeinheit schwer leiden muß, hat noch immer nicht den Höhepunkt ihrer Ausbreitung überschritten. Wir haben schon wiederholt unsere Leser darauf hingewiesen, daß, sobald die Seuche in einem Viehbestände ausbricht, schnellstens bei der Orts polizeibehörde Anzeige zu erstatten ist. Nur wenn die Anzeigepflicht beim Auftreten der ersten Verdachtserschei nungen an den Tieren sofort erfüllt wird, ist Aussicht vorhanden, daß die Seuche auf ihren Herd beschränkt wird. Die Behörden sind neuerdings angewiesen, gegen jegliche Ueberlretungen der Seuchentilgungsvorschriften schonungslos vorzugehen und die Bestrafung der Schuldigen herbeizuführen. Dabei kann es sich sehr oft nur um Freiheitsstrafen handeln, wir wollen daher nicht unterlassen, unsere Leser eindringlichst zu ermahnen, die angeordneten Schutzmaßnahmen gewissenhaft zu befolgen, um so ihren eigenen Viehbestand und die Bestände der ganzen Gegend vor Seuchenausbreitungen zu schützen. Bekanntlich muß alles von außerhalb nach Sachsen ein geführte Klauenvieh jetzt vor dem Verkaufe in Sachsen einer 10tägigen Beobachtung unterstellt werden. Das gilt auch, wenn — wie man jetzt häufig beobachten kann — die Landwirte ihr Vieh selbst außerhalb Sachsens ein kaufen. Auch dieses Vieh muß, bevor es mit den anderen Tieren des Gehöfts zusammen gebracht werden darf, einer 10 tägigen Beobachtung bei dem Landwirte unterstellt werden. — Mittlere Niederschlagsmengen (mm oder l auf den qm) und deren Abweichungen von den Normalwerten in den uns benachbarten Flußgebieten, 1. Dekade Okt. 1911; Vereinigte Weißeritz: beob. 11, norm. 15, Abwchg. —4; Wilde Weißeritz: beob. 14, norm. 19, Abwchg. —5; Rot« Weißeritz: beob. 14, norm. 18, Abwchg. —4; Müglitz: beob. 15, norm. 18, Abwchg. —3. — Donnerstag abend war im Sternbild „Haar der Berenice" ein sehr schöner Komet sichtbar, der rechts vom Akturus, dem Hauptstern im Sternbilds des Bootes, etwa 20 Grad hoch am westlichen Himmel stand. Gegen 8 Uhr versank der Schweifstern im Dunste des Horizonts. Es dürfte der Broocksche Komet sein, dessen Erscheinen und Sichtbarkeit schon im September berichtet worden war. Damals schon wurde die Vermutung ausgesprochen, daß er sich zu einem interessanten Gestirn ausbilden dürfte, was nunmehr eingetrosfen ist. Mitte September, als er sichtbar wurde, stand er nicht weit vom Stern Mirzar im Sternbilde des Großen Bären, ist nun weiter gewandert durch das Sternbild des Bootes nach dem Haar der Berenice, wo er leicht selbst mit bloßem Auge sichtbar ist. — Der in den nächsten Wochen den sächsischen Land tagsabgeordneten zugehende Staatshaushaltplan auf die beiden Etatsjahre 1912 und 1913 enthält zum letzten Male die Betriebseinnahmen und -ausgaben bei Kapitel 12, das die staatlichen Erzbergwerke bei Freiberg betrifft. Zwar wird auch in Zukunft eine kleine Belegschaft in den Freiberger Erzgruben verbleiben, sie dient aber nur den Zwecken der Bergakademie. Als „werbendes Unter nehmen" des Staates hört der Freiberger Erzbergbau offiziell mit Ablauf des Jahres 1913 auf, nachdem er in den beiden letzten Jahren über I '/2 Millionen Mart Zu schüsse erfordert hat. Länger als 700 Jahre sind die Gruben ununterbrochen in Betrieb gewesen, und reicher Segen hat sich aus ihnen in dieser Zeit über das Land ergossen. — Der „Pirnaer Anz." schreibt: Ein grüner Papagei treibt seit einigen Tagen in den Gärten an der Bahnhof straße sein Wesen. Bisher hat er sich allen Nachstellungen zu entziehen gewußt. Es ist wahrscheinlich derselbe Vogel, der seiner Besitzerin in Tolkewitz entflogen ist. — Auch in der „W.-Ztg." hat die Betreffende schon seit Monaten inseriert und auf das Wiederbrmgen des Vogels 50 M. Belohnung ausgesetzt. Sadisdorf. Gestern Sonntag nachmittag 3 Uhr fand im hiesigen Gasthof die Unterbezirksversammlung des Unler bezirkes Dippoldiswalde der K. S. Militärvereine statt. Der Obmann erösfnete die Versammlung mit einem Hoch auf Kaiser und König und begrüßte die Erschienenen, vor allem Herrn Amtshauptman n vr. Sala und den Kommandeur des Bezirkskommandos Pirna Herrn Oberstleutnant v. Lin- singen. Nach Erledigung der geschäftlichen Angelegenheiten beschloß ein Vortrag von Herrn Lehrer Höhne-Wilmsdorf über Fürst Blücher die Versammlung, woran sich noch das Kränzchen des Sadisdorfer Vereins anschloß. Rabenau. Der für die rüstig fortschreitende Wasser kraftanlage des Elektrizitätswerks für den Plauenschen Grund bestimmte, ausschließlich durch hohe Felsen führende 460 Meter lange Tunnel ist jetzt durchgeschlagen worden. Die Arbeit wurde im zeitigen Frühjahr in An griff genommen und kostet allein über 100000 M. Dresden. Angesichts der eingetretenen Verteuerung fast aller Lebensmittel, sowie der Wohnungsmieten und sonstigen Bedarfsgegenstände hat die Königlich Sächsische Staatseisenbahno.rwaltung ihren Arbeitern eine allge meine Lohnerhöhung von 20 Pf. für den Tag bewilligt, die bereits mit Wirkung vom 1. Oktober d I. ab in Kraft tritt. Auch die Bezüge der Eisenbahngehilfen haben vom gleichen Zeitpunkte ab eine Erhöhung um teils 10 M., teils 5 M., monatlich erfahren. — In der evangelischen Hof- und Sophienkirche kommt eine neue Krypta zur Aufstellung, in der die bei den Ausgrabungen aufgefundenen Särge evangelischer Wettiner Fürsten untergebracht werden sollen. Die Arbeit ist vom Stadtbaurat Prof. Erlwein sertiggestellt worden, der sie in den nächsten Tagen dem Könige übergeben wird. — Der König wird sich nach den bisherigen Dispo sitionen am 19. d. M. nach Wien begeben, um am 21. d. M. in Schloß Schwarzau am Steinfelde der Trauung seines Neffen, des Erzherzogs Karl Franz Josef beizuwohnen. Der König wird Trauzeuge des Bräuti gams sein. — Eine glückliche Woche hat ein Einwohner in Cotta verlebt. Erst feierte er sein 25jähriges Ehejubiläum, dann siel er mit einem Zehntel der Landeslotterie ins große Los. — Donnerstag mittag ereignete sich in der Maschinen fabrik von Bernhard Fischer A.-G. in Chemnitz ein schweres Fahrstuhlunglück. Zu dieser Zeit bestiegen fünf Arbeiter den Fahrstuhl und fuhren zunächst nach der zweiten Etage, wo einer der Arbeiter ausstieg, während die andern nach der dritten Etage wollten. Kaum hatte der Ausgestiegene den Rücken gedreht, da hörte er einen lauten Krach. Er ging sofort zurück und sah, daß der Fahrstuhl mit seinen Kameraden in die Tiefe gestürzt war. Durch den Aufprall des Fahrstuhls im Keller halten sämt- liche vier Arbeiter schwere Verletzungen erlitten, denen zwei im Krankenhaus erlagen. — Oberbürgermeister Johannes Oertel in Zittau, der am 14. Februar d. I. srin 71. Lebensjahr vollendete, beabsichtigt, am I. April k. I in den Ruhestand zu treten. Am 5. Januar 1887 übernahm er als Nachfolger Haber korns, nachdem er ein Jahr lang als erster besoldeter Stadtrat in dem Verwaltungsdienst der Stadt Ziitau ge- standen hatte, das Bürgermeisteramt und damit die Ober leitung der gesamten städtischen Verwaltung. Seit Juni 1904 führt er den Titel Oberbürgermeister. Die Wieder kehr des Tages, an dem er vor 25 Jahren das Bürger meisteramt übernahm, wird festlich begangen werden. Freiberg. Von der 1. Strafkammer des Königlichen Landgerichts wurde der Dienstknecht Ernst Robert Hornuff aus Reichstädt wegen Nächtigens im Freien zu 1 Woche Hast und wegen Rückfallsbetrugs zu 5 Monaten Gefängnis