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Dienstag, den 23. Januar 1912 König! Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, am 21. Januar 1912 127 bO ven Formulare und andere Drucksachen für Gemeinde- und andere Behörden liefert in zweckentsprechender Ausführung die Buchdruckerei von Earl Jehne, Dippoldiswalde. In dem böhmischen Grenzorte Schönwald ist die Maul- und Klauenseuche erloschen. Die Bekanntmachung vom 10. Dezember 1911 — s. Weißeritz Zeitung Nr. 146 vom 12. Dezember 19II — wird aufgehoben. Kol-versteigerung, Wendischcarsdorfer Revier. Gasthaus „Hirschbachmühle" bet Hirschbach, Montag, den 29. Januar 1912, vorm. 19 Ahr: 5 h. u. 850 w. Stämme, 3 h. u. 170 w. Klötze, 1906 w. Derb- u. 2210 w. Reisslängen, 3,5 rm ki. Nutzlnüppel, 2,5 rm w. Brennscheite, 7,5 rm h. u. 42,5 rm w. Brennknüppel, 5 rm h. u. 5,5 rm w. Zacken, 3 rm h. u. 47 rm w. Aeste; Durchforstungshölzer pp. in Abt. 3, 4, 8, II, 12, 20 u. 22, an die Wege gerückt. Kgl. Forstrevierverwaltung Wendischtarsdorf u. Kgl. Forftrentamt Tharandt. rungs- und Ergänzungsfonds von 7700 Mark vorhanden; und Fonds für ähnliche Zwecke bestehen für die Müller- schule, für das Armen- und Krankenhaus und für die Bürgerschule. Das Eesamtvermögen (mit Gebäuden, Grundbelitz usw.) beträgt 1 170000 Mark. Nicht inbe- grissen ist der Sparkaisen-Reservefonds. An Schulden waren zum gleichen Zeitpunkte vorhanden 544 295 Mark. Mit gutem Grunde kann man nach alledem unsre städti schen Finanzen als gesunde bezeichnen. — Im „Dresdner Anzeiger" lesen wir folgende Be- richte, die wir unsern Lesern nicht vorenthalten wollen, da sie sich zu einem Teile auch mit unserer „Bereinsbank" beschäftigen: Aus Berlin wird der „Frankfurter Zeitung" geschrieben: In der Gläubtgeroersammlung der Aktien gesellschaft Mann L Willkomm in Heidenau-Dresden wurde, wie ich höre, mitgeteilt, daß der Chemnitzer Bank verein ursprünglich 300 000 Mk. und nach Zahlung eines Akzepts von 25000 Mark derzeit 275000 Mark Wechsel der Willkommschen Gründung im Portefeuille besitze. Die Aktiengesellschaft habe dem verschwundenen Georg Will komm, Vorstandsmitglied der Bereinsbank Dippoldiswalde, weitere zwölf Blanko-Akzepte ausgehändigt, deren Ver bleib bisher unbekannt ist. Die Aussichten der Aktionäre und auch Gläubiger der Aktiengesellschaft Mann L Will- komm seien höchst unerfreulich, und kaum nennenswerte Quoten zu erwarten. Angeblich sei nicht einmal das in die Aktiengesellschaft für 800000 Mark einge brachte englische Patent fest erteilt, und ebenso tauchen an der Reelität des im Vorjahre mit einem angeblichen „Ge winn" von über einer Million Mark abgerechneten Lizenz verkaufs, dessen Kontrahent nicht bekannt wurde, Zweifel auf. Angesichts dieser verworrenen Zustände bleibt erneut an den Chemnitzer Bankverein, der außer mit der Dippoldiswalder Bereinsbank auch mit ihrem Direktor Will komm in Verbindung gestanden haben soll, die Mahnung zu richten, die Aktionäre über alle diese Engagements er schöpfend aufzuklären. Als vor einigen Monaten darauf hingewiesen wurde, daß beim Bankverein die Gelegenheit zu Abschreibungen zu bestehen scheine, und diesem Er fordernis unter Reduktion der Dividende für 1911 wahr scheinlich zu genügen sein werde, hatte die Direktion eine solche Notwendigkeit bekanntlich bestritten. Heule ist aufs neue mit Nachdruck auf diesen allein zur Gesundung führenden Weg zu verweisen. — Auf Anfrage teilt der Vorstand des Chemnitzer Bankvereins hinsichtlich seines Engagements bet der Bereinsbank in Dippoldiswalde und der Mann L Willkomm-Aktiengesellschaft in Dresden- Heidenau folgendes mit: Wir stehen seit längerer Zeit mit der in der Nähe unseres Niederlassungsplatzes Frei berg domizilierenden Bereinsbank in Dippoldiswalde in Geschäftsverbindung, die sich ursprünglich in kleinen Bahnen, später aber in umfangreicher Weise !bewegte. Nachdem wk zunächst kleinere Kundenrimessen der Bank, über deren Verbundene wir günstige Auskünfte in Händen hatten, ohne Sicherstellung diskontiert haben, haben wir, nachdem das Obligo umfangreicher geworden war, die Bestellung einer Sicherheit verlangt und eine solche in der Ausfallbürgschaft einer uns als vermögend bekannten Persönlichkeit erhalten. Während uns die Bank die sofort realisierbaren Effekten im ausmachenden Betrage von 60000 Mark zur Sicherung deponierte, besitzen wir zur Bedeckung der Aurfallbürgschast ein Barguthaben von etwa 105000 Mark und kurante Esfekten im Werte von etwa 60000 Mark. Unser Gesamtobligo beträgt, nach dem die Einlösung «ine» Teiles der Wechsel gesichert ist, noch etwa insgesamt 600000 Mark, einschließlich 275000 Mark Akzepte der Mann L Willkomm-Aktiengesellschaft. Die uns zur weiteren Sicherstellung übergebenen 300000 Mark Mann ck Willkomm Aktien betrachten wir als wert- los, glauben aber trotzdem, aus dem Engagement voll ständig verluftfrri zu bleiben, da die Dividende aus der Konkursmasse der Bereinsbank besonder» im Hinblick auf die Nachzahlungsverpflichtung der Genossenschafter und die Regreßansprüche an die Berwaltungsmitglieder von gut informierter Seite aus 50 bl» 60 Prozent geschätzt wird und von den Mitverpslichteten der Wechsel mindesten» soviel zu erlangen sein dürste, daß unser Ausfall auf die hinterlegte Sicherung ausreichend gedeckt erscheint. — Infolge des Sportfestes in Schellerhau herrschte am gestrigen Sonntage auf unserer Bahn ein überaus lebhafter Berkehr. In den Morgenzügen wurden zirka 2000 Sportler nach Kipsdorf befördert, während die 9 Abendzüge zwischen 1/25—lO Uhr ab Kipsdorf von zirka 2500 Personen benutzt wurden. — In dem 7 Uhr abends Kipsdorf verlassenden Zuge, der bis Dippoldis walde nicht hält, hatte eine Frau Stark aus Obercars dorf ohne Fahrkarte Platz genommen und ist in Ulbern dorf vom Zuge abgesprungen, ohne glücklicherweise Schaden zu nehmen. Ihr 12jähriger Knabe, der das Wagnis auch mit unternehmen sollte, ist jedoch bis Dippoldiswalde mitgefahren. — Radfahrer, beachtet die gesetzlichen Bestimmungen, die von Euch verlangen, u. a. beim Fahren auf steil ab fallenden Straßen ein Tempo einzuhalten, das ein sofortiges Anhalten des Rades gestattet; und die weiter verlangen, daß jede Person, die überholt werden soll, durch ein deutliches Klingelzeichen auf das Herannahen eines Radfahrers aufmerksam gemacht wird. Warum wir gerade jetzt, wo doch bei uns niemand das Fahrrad benutzt, darauf kommen? Weil gerade in der letzten Zeit Bestrafungen von Radfahrern, die gegen obige Vor schriften gesündigt hatten, vorgekommen sind und sich auch das Schöffengericht mit gleichen Sachen zu beschäftigen hatte. — Jedermann weiß, wie unangenehm es ist, wenn plötzlich ohne jedes Anzeichen ein Radfahrer mit Windes eile vorübersaust und womöglich noch so vorschriftswidrig, „datz beinahe der Jackenärmel flöten geht". Das ist ein Unfug, unter dem im vergangenen Jahre u. a. die Sadis- dorfer Straße stark zu leiden hatte. — Der hundertjährige Kalender, der so oft verspottet und verlacht wird, hatte im Vorjahre die lange, anhaltende Dürre oorhergesagt. Auch für den Monat Januar sind seine Angaben bisher zugetroffen, denn er bezeichnet die Tage um den 15. Januar herum als sehr kalt. Wir hätten nach den Vorhersagen erst Ende Januar Tauwetter zu erwarten und mit großer Kälte erst wieder Ende Februar zu rechnen und ebenso Mitte März Ueber den Verlauf des Jahres 1912 sagt der Hundertjährige: Ein Sonnenjahr soll nach den Prophezeiungen der alten Wetterbücher durchgängig trocken sein, wenig Feuchtigkeit halten, überhaupt nur mittelmäßig warm sein. — Der Frühling soll gemäßigt, anfangs, besonders im April, feucht sein Der Mai soll schön und trocken sein, am Ende aber mit Reis und Frost begleitet werden, daher man die Schafe sowohl von den Feldern und Wiesen ab halten soll. — Der Sommer soll Reife und bisweilen große Dürre bei sich führen. Der August soll anfangs ungestüm, danach aber wieder hell und still sein, über haupt sollen die Tage dieses Sommers hitzig, die Nächte kühl sein, und der Sommer mit ungestümem Wetter endigen. — Der Herbst soll angenehm, schön und trocken sein, doch soll es zeitig reifen und frieren, die Kälte aber nicht Übermäßig werden. — Für die am 25. Januar beginnende Schwur gerichtsperiode beim Königlichem Landgericht Freiberg ist u. a. noch ausgelost worden Herr Freigutsbesitzrr Mörbitz in Kleinölsa. - In Glashütte verschied am Donnerstag früh ein junger, 18jähriger Mechaniker an Blutvergiftung. Derselbe hatte vor 8 Tagen ein sogenannte» Blütchen in der Nase bemerkt, welches wahrscheinlich osfen war und in das Giftstosf eingedrungen sein mochte. Da der Arzt nicht sofort konstatieren konnte, um welche Krankheits ursache es sich handelte, so nahm die Wirkung de» Gifte« beider sehr schnell überhand und der bedauernswerte junge Mann, der einzige Sohn seiner in Adolssgrün (Böhmen) wohnenden Eltern, erlag derselben nach unsäglichen Schmerzen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Für das zweite Abonnements konzert hat Herr Musikdirektor Jahn in „Sommer nachtstraum", „Euryanthe", „Mignon' u. a. ein recht an genehm wirkendes Programm mit exakter Ausführung den Besuchern dargeboten, und wurde die Vortragssolge ebenso vorteilhaft vervollständigt durch Fräulein Ellen Nitziche, die unter der gewandten Klavierbegleitung des Henn O Schmidt, sowie mit Orchesterbegleitung mehrere Ge sänge in schönster Weise zum Vortrag brachte. — Der Haushaltplan unsrer Stadt auf das laufende Jahr liegt gedruckt vor: Das allgemeinste Interesse findet er naturgemäß deshalb, weil er uns Aufklärung gibt darüber, inwieweit der nächste Steuerzettel unser Porte monnaie belasten wird. Neugierig schlagen wir deshalb zuerst eine seiner letzten Seiten auf, und zwar diejenige mit der Hauptzusammenstellung der Bedürfnisse und Deckungsmittel aller städtischen Kassen. Wir atmen er leichtert auf: die Steuern werden 1912 in der bisherigen Höhe erhoben. Daß das möglich ist, trotzdem Verzinsung und Amortisation der neuen Schulanleihe nunmehr voll einzusetzen waren und trotzdem auch Mittel für Verzinsung und Tilgung der zu erwartenden Walserwerksanleihe wenigsten» für einen Teil des Jahres bereit gestellt wurden, ist jedenfalls kein schlechtes Zeichen. „Stillstand ist Rückgang" sagt das Sprichwort. Wenden wir es einmal auf unser« Gemeindesteuern an und verschaffen wir uns dadurch «in angenehm«» Birrtelstündchtn! Be trachten wir da» Zahlenwerk etwas genauer, so finden wir, daß die Forst- und Flurkasse 4000 Mark an die Stadtkasse abliefern wird und daß auch die Elektriziläts- werkrkasse trotz Bereitstellung von Mitteln zur Netzerweite rung usw. noch mit 1300 Mark den allgemeinen Fehl betrag decken hilft. Da» Werk Hal sich also recht gut ent wickelt. Hervorragend beeinflußt im günstigen Sinne der Sparkassen-Reingewinn unsre städtischen Finanzen. Leider ist 1911 die Reichsbeihilfe für die Müllerschule wegge fallen. Studieren wir die Zusammenstellung über das städtische Vermögen Ende 1911, so zeigt sich, daß der allgemeine städtische Reservefonds aus mehr al« 12000 Mark, der Fond» zur Erbauung eine» neuen Bades (inkl. Wert des Inventars des jetzigen Stadtbades) auf ziemlich 4000 Mark und der Fond» für die Wasserleitung (gebildet au» den Erträgnissen der seinerzeit beschlossenen geringen Erhöhung des Wasserzinse») auf 1844 Mark ge stiegen sind. Zuführungen zu den letztgenannten beiden Fonds sind auch für da« laufende Jahr oorgesrhen. Auch für da» Elektrizitätswerk ist bereit« wieder ein Erneue- Mtt achtseMgem „Illustrierten Unterhaltungsblatt-. Mit land- und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage. Mr die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehnr. - Druck und Verlag von Carl Irhne in Dippoldiswalde. Stichwahlresultate. Bei den heutigen Stichwahlen wurden in Sachsen gewählt: 2. Wahlkreis, Löbau: Wehrmann (nat.-lib.) 12746 Stimmen, Krätzig (soz) 13664 Stimmen. 5. Wahlkreis, Dresden-Altstadt: vr. Gradnauer (soz) 24901 Stimmen, vr. Heinze (nat.-lib.) 24155 Stimmen. 3. Wahlkreis, Bautzen: Gräfe (Ref) I743I Stimmen, Buck (soz) 15094 Stimmen 9. Wahlkreis, Freiberg: vr. Wagner (kons.) 12 169 Stimmen, Wendel (soz) 12293 Stimmen. 11. Wahlkreis, Oschatz-Grimma: vr. Giese (kons.) 13328 Stimmen, Lipinski (soz) 12840 Stimmen. 12. Wahlkreis, Leipzig (Stadt): vr. Junck (nat.-lib.) 21548 Stimmen, Cohen (soz.) 15909 Stimmen. 14. Wahlkreis, Borna: v. Liebert (Rp ) 13083 Stimmen, Ryssel (soz ) 13059 Stimmen. Es sind somit gewählt: 1 Konservativer, 1 Reichsparteiler, 1 Nationalliberaler, 1 deutsche Reformpartei. 18 Sozialdemokraten, Im 23. Wahlkreise, Plauen, findet die Stichwahl am Montag statt. Inserat« werden mtt U Pfg., solche au« unser« ÄmtshauptmaNüschaft mit Pfg. die Spalhett« oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nm von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 35 bez. 30 Pfg. - Tabellarisch« und komplizierte Inserat« mit entsprechendem Auf schlag. - Eingesandt, I» redaktionellen Teile, di .«tisseritz-Zeitnnx"' «schein t wöchentlich oret- mal: Dienstag, Donner»- lag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- ÄenAbenden ausgegeben. PreisvierteljäbrlichlM. W Pfg., zweimonatlich 34 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern W Pfg. - Alle Postan- Salten, Postboten, sowie ZnsereAusträger nehmen Bestellungen an.