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technischen Vereine eine grofse Anzahl von Schienenproben (und auch Bandagen) mit stati stischen Angaben über den Dienst der verbrauch ten Stücke geliefert. Das Material stammte von ausländischen und inländischen Hütten. Wir fügen am Schlüsse das Programm der im Zuge befindlichen Untersuchungen bei. Hiernach soll auf die erwähnten Arbeiten Dudleys Rücksicht genommen und sollen die Resultate in Vergleich gestellt werden. Obwohl diese Untersuchungen von dem ge nannten Vereine anfänglich nur als ein privates Unternehmen eingeleitet wurden, welches sich allerdings der Unterstützung seitens der Eisen bahnverwaltungen erfreute, so erhielten die Ar beiten bald eine officielle Anerkennung seitens des Wegebau-Ministeriums und würde auf der im Jahre 1884 von diesem Ministerium einbe rufenen Versammlung der Vertreter von Stahl werken und Eisenbahn-Verwaltungen beschlossen, die Beantwortung der Frage, ob die seit sieben Jahren zu Recht bestehenden technischen Be dingungen für die Prüfung und Uebernahme der Schienen abzuändern seien oder nicht, bis nach Beendigung der ersten Serie der in Rede stehen den Untersuchungen zu verschieben. Diese erste Serie umfafst Untersuchungen an verbrauchten Schienen und Bandagen. Die Resultate der Pro ben werden in graphischen Tabellen zusammen gestellt und dürfte diese Arbeit bis Januar 1886 beendet sein. Natürlich war es mit diesen ersten Untersuchungen noch nicht möglich, die Abhän gigkeit der Abnutzung von den chemischen und mechanischen Eigenschaften des Materials in be stimmter Weise klar zu stellen. Hierzu sind nach einheitlichem Programm und durch längere Zeit fortgesetzte Beobachtungen erforderlich. Es ist daher im nächsten Jahre eine zweite Serie von Untersuchungen in Aussicht genommen, in dem die von russischen Stahlwerken gelieferten Schienen von verschiedener Härte in die Bahn geleise gelegt und daran periodische Beobach tungen seitens der Commission vorgenommen werden sollen. I. Auszug aus den technischen Bedin gungen für die Prüfung undUebernahme der Stahl- und Schmiedeisen-Schienen. (Circular des Wegebau-Ministeriums in Rufsland vom 30. März 1878, Nr. 4201.) Die ganze Lieferung der Schienen soll zuerst durch äufseres Besehen und Nachmessen der Dimensionen controlirt werden; nach der Abson derung der mangelhaften Stücke wird die Liefe rung in Partieen zu 1000 Stück getheilt. Der Regierungs-Inspector wählt aus jeder Partie drei Schienen und von jeder Schiene werden drei Probestücke zu je sechs Fufs (1,83 m) vor sichtig abgeschnitten. Von den drei Probestücken wird ein Stück der Druckprobe und die beiden anderen der Schlagprobe unterworfen. Wenn die Prüfung zur Zeit einer höheren Temperatur als — 10 bis — 15° R. stattfindet, so müssen mindestens zwei von den der Schlag probe zu unterwerfenden Probestücken bei dieser niedrigen Temperatur geprüft werden. Zu die sem Zwecke werden die Probestücke in eine Kälte-Mischung aus zwei Gewichtstheilen Eis und einem Theil Salz, welche in hölzerne 2,84 m lange, 0,91 m breite und 0,60 m hohe Kasten gefüllt wurde, gelegt und allseitig mit dieser Mischung umhüllt. Die Temperatur der Schiene wird mittelst eines Thermopieters gemessen, das in eine im Schienenkopfe ausgebohrte und mit Quecksilber gefüllte Vertiefung gesteckt wird. Die Prüfung soll folgendermafsen ausgeführt werden: 1. Probe auf Biegung durch Belastung. Ein Probestück der Schiene, auf zwei 3,5 Fufs (1,067 mj entfernte Stützen gelegt, wird der Wirkung einer in der Mitte der Stützweite an greifenden Last A * während fünf Minuten unter- • worfen, wobei die Durchbiegung nicht weniger als 3 mm, nach der Entfernung der Belastung aber bleibend nicht mehr als 2 mm betragen soll. Diese Probe wird zweimal wiederholt und nach der zweiten Probe soll die bleibende Durch biegung ebenfalls nicht gröfser als 2 mm sein. 2. Probe auf Biegung mittelst verstärkter Be lastung. Das Probestück, das die Probe ad 1 ausgehalten hatte, wird einer in der Mitte der Stützweite wirkenden Belastung zu B Pud (Tons) unterworfen, welche Belastung es durch fünf Minuten aushalten soll, ohne zu brechen. 3. Schlagprobe auf Bruch. Die übrigen zwei Stücke derselben Schiene werden so wie früher auf die Stützen gelegt und darf nach zwei Schlä gen mit einem Fallklotz von 30 Pud (419 kg) Gewicht aus der Fallhöhe von H Meter das Probe stück sich zwar biegen, aber nicht brechen und auch keine äufseren Zeichen des Ruines zeigen. 4. Die Probe auf die Güte des.Materials. Alle Probestücke, die obige Prüfungen ausgehalten haben, werden unter demselben Schlagwerk bei allmählich vergröfserter Fallhöhe H — 1, H — 2 Fufs ü. s. w. zum Bruche gebracht. Anmerkung. Auflager, Schlagwerk und Bär werden gemäfs der Normalzeichnung construirt. System des Fundamentes, Platz für die Aufstel lung der schweren Metallauflager und des Schlag werkes werden von der Inspection bestimmt. ' Das metallische Auflager soll nicht weniger * Die Belastungen A und B, sowie die Fallhöhe H des Schlagklotzes sind nach dem Querschnitt der zu prüfenden Schiene zu bemessen; siehe Tabelle.