Volltext Seite (XML)
In die Commission gewählt wurden die HH. Dr. von Reis-Aachen, G leb satt el-Ober hausen, N i c. Wolff-Dortmund, Petrich-Essen, Ukena-Ruhrort und Stöckmann-Ruhrort. Falls Sie aus Ihrer Mitte weitere Vorschläge zur Ergänzung der Commission zu machen wünschen, so sehe ich denselben mit Vergnügen entgegen. (Pause.) Wir wollen hoffen, dafs es der Commission gelingen wird, das gesetzte Ziel baldigst zu erreichen, und wir durch ihre Be mühungen eine nicht unwesentliche Erleichterung im Verkehr erhalten. — Sodann habe ich Ihnen noch mitzutheilen, dafs Ihr Vorstand sich bei dem Herrn Handelsminister verwandt hat, um für die Hagener Gewerbeschule, welche den technischen Mittelstand ausbildet, einen Beitrag zu dem Neubau der Schulräumlichkeiten zu gewähren. Begründet wurde unsere Eingabe mit dem Hinweis darauf, dafs ein sehr grofser Theil der Schüler nicht aus dem Kreise Hagen ist, sondern aus allen Theilen Deutschlands und sogar des Auslandes stammt, und es daher ungerecht sei, dafs die Stadt Hagen durch das Schulbudget zu hoch belastet werde. Für die rheinisch-westfälische Hüttenschule in Bochum habe ich in meiner Eigenschaft als Abgeordneter des rheinischen Provinziallandtages eine Petition um Ge währung eines Zuschusses von jährlich 3500 •6 persönlich einbringen können, und dürfen wir erwarten, dafs genannte Körperschaft zu den erheblichen Beiträgen, welche die Eisen industrie schon aus freien Stücken für diese Schule aufgebracht hat, diesen verhältnifsmäfsig geringen Betrag bewilligen wird. — Nicht unerwähnt will ich ferner eine Anschuldigung lassen, welche an und für sich zwar unbedeutend, aber durch die Aufbauschung, welche sie in der Presse erfahren, auf die gesammte deutsche Eisenindustrie zurückfiel. Gegen Schlufs des vorigen Jahres erschien in sämmtlichen englischen technischen Zeitschriften ein Schreiben von einer Glasgower Firma, in welchem ein Brief einer angeblich Düsseldorfer Firma mitgetheilt wurde, indem letztere sich erbot, deutschen Stahl, mit schwedischen Marken gestempelt, zu liefern. Das anonyme Schreiben ging aus der technischen Literatur in die Tagespresse über, wanderte über den ganzen Erdball und wurde überall da, wo der Deutsche bestgehafst ist, mit Jubel begrüfst. Gleich nach Erscheinen des Schreibens haben wir uns die erdenklichste Mühe gegeben, den Verfasser zu ermitteln; wir haben uns mit mehreren Redactionen in Verbindung gesetzt, aufserdem die Vermittlung der deutschen und englischen Consule, sowie die des Auswärtigen Amtes angerufen. Es ist uns auch gelungen, den Namen der Einsender in den Besitzern der Firma D. M. Stevenson & Co. in Glasgow zu ermitteln, wir vermochten dieselben aber, da uns ein gesetzliches Mittel nicht zu Gebote stand, nicht zu zwingen, den Namen der angeschuldigten Düsseldorfer Firma zu nennen. Die Handelskammer zu Düsseldorf, welche den Vorwurf zunächst auf sich gerichtet sah, veranlafste sämmtliche ihr angehörige Fabricanten, Händler und Agenten, welche sich mit der Ausfuhr der in Betracht kommenden Eisen- und Stahlfabricate beschäftigen, zu einer schriftlichen Erklärung, dafs fraglicher Brief von ihnen nicht geschrieben sei.* Die Erklärung der Handelskammer Düsseldorf ist durch den deutschen Consul in Glasgow in mehreren englischen Zeitungen veröffentlicht worden; eine Antwort ist bis jetzt nicht erfolgt, so dafs es sich die Inhaber der Firma D. M. Stevenson & Co., Waterloo Street 12 in Glasgow, gefallen lassen müssen, sich als Verbreiter unwahrer Thatsachen an den Pranger gestellt zu sehen. (Bravo.) Diese Geschichte reiht sich jenen zahllosen Verdächtigungsversuchen an, denen der deutsche Handel im Auslande, namentlich von grofsbritannischer Seite seit geraumer Zeit, offenbar wegen der von ihm errungenen Erfolge, ausgesetzt ist. Gerade das vorstehende Beispiel ist indessen durch die eigenthümliche Art seiner Inscenirung in zweifacher Beziehung lehrreich. Einmal zeigt es, dafs die englische Ge schäftswelt nicht vor Mitteln bedenklichster Art zurückschreckt, wenn es gilt, den ihr unbequem gewordenen deutschen Mitbewerb aus dem Felde zu schlagen; das andere Mal lehrt es uns, dafs selbst die in gutem Rufe stehende englische Fachpresse sich nicht scheut, anonyme, gegen Deutschland gerichtete Beschuldigungen der schwersten Art in ihre Spalten aufzunehmen, und dafs die grofse englische und deutschfeindliche Tagespresse für die Weiterverbreitung in urtheilsloser Weise bereitwilligst ihre Hand leiht. Es ist auch kennzeichnend für englische Verhältnisse, dafs ein anonymes Schreiben, welches bei uns sofort in den Papierkorb gewandert sein würde, imstande ist, so weit gehende Aufregung zu verursachen und eine gläubige Leserschaft zu finden, und dafs auf Grund derselben ein Makel zurückbleibt, der in den Augen der Welt auf die Allgemeinheit * Vergl. »Stahl und Eisen« Nr. 5 d. J.